Der Schömberger Galgen

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quellen:

  • Chronik von Schömberg
  • Dr. Wojtucki, Daniel: Dissertation - Der Scharfrichter und seine Arbeit in Schlesien, Oberlausitz und Grafschaft Glatz vom frühen 16. bis Mitte des 19. Jahrhunderts
  • Duma/Dr. Wojtucki: Die Abdeckerei und die Hinrichtungsstätte u. a. in Kamienna Góra (Landeshut)
  • Sehler Michel: Eine alte Chronik berichtet - Schlesischer Gebirgsbote Nr. 9 und 10/1957
  • Karolina Wojtucka, Daniel Wojtucki, Bartosz Swiatkowski: "Kam ein Mönch mit schwarzer Kutte und Kapuze, wischte die Blutflecken mit der Schnurquaste weg und machte das Zeichen des Kreuzes, dass ich genau hängen sollte".... Die Alte Hinrichtungsstätte in Chelmsko Slaskie (Schömberg), 2020


In den Jahren ab 2012 forschte Herr Dr. Daniel Wojtucki (Universität Wroclaw - Breslau) mit Archäologen und Historikern von der Gesellschaft für den Schutz und die Erforschung von juristischen Denkmälern (SOIBZP) nach Überresten von Hinrichtungsstätten u. a. auch in Schömberg. Die Stelle der alten Hinrichtungsstätte in Schömberg wurde im Frühling des Jahres 2018 anhand einer handgezeichneten Karte entdeckt, in der der Galgen verzeichnet ist. Der Galgen befand sich im Südwesten der Altstadt. 

Blick auf den Schömberger Galgen
(repr.: Ch. F. E. Fischer, D. F. Stuckart, hrsg., Zeitgeschichte der Städte Schlesiens, mit Abbildungen, Schweidnitz 1819, Bd. 2)
(zur Verfügung gestellt von Herrn Dr. Daniel Wojtucki)

Kartenausschnitt von 1808, auf dem der Galgen verzeichnet ist.

(Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart)

(zur Verfügung gestellt von Herrn Dr. Daniel Wojtucki)

Zur Zeit der Forschungen wurde das Gelände als Rasenplatz genutzt. Mittels moderner geophysikalischer Erkundungsmethoden konnten Archäologen in der Erde Überreste eines Galgenfundaments mit einem Durchmesser von über 7 Metern und einer Stärke von 0,6 Metern feststellen und dokumentieren.

Fundament des Galgens
 (Bild von Herrn Dr. Daniel Wojtucki)

Fundament des Galgens

(Bild von Herrn Dr. Daniel Wojtucki)

Im Zusammenhang mit dem Privileg der Stadt von 1580 und der Bestätigung der Stadtrechte durch Kaiser Rudolf II., war die Stadt Schömberg verpflichtet, einen zeitgemäßen, gut funktionierenden und dauerhaften Galgen zu bauen. Das solide Ziegelbauwerk wurde 1593 errichtet. Es ersetzte wahrscheinlich eine ältere Holzkonstruktion. Daher war erst nach fast einhundert Jahren, um 1692, eine Reparatur erforderlich. Erst 1716 erfolgte eine erneute Reparatur. Beim Bau des Galgens orientierte man sich an dem Landeshuter Galgen. Dieser war massiv aus Steinen in runder Form mit einem Durchmesser von 6 m und einem Zugang mit einer massiven Holztür ins Innere gemauert. Er hatte drei aus dem Ring aufstrebende Steinsäulen, die im Dreieck durch Holzbalken miteinander verbunden waren, an denen man auch mehrere Delinquenten gleichzeitig bzw. auch zu unterschiedlichen Zeiten (längerfristig) aufhängen konnte. In Schömberg war er laut Chronik von einer Mauer umgeben.

Skizze des Galgens

Informationen über die Errichtung eines Steingalgens in Schömberg
 im Jahr 1593, um einen Dieb aus Böhmen aufzuhängen.

(Quelle: APWr., KK, sygn. 66)

(zur Verfügung gestellt von Herrn Dr. Daniel Wojtucki)

Auszug aus dem Urteil der Prager Berufungskammer von Januar 1716 in der Rechtssache Sigmund Waltzel, der in Schömberg gehängt wurde.

(Quelle: NAP-Sammlung, AS, sygn. 268)

(zur Verfügung gestellt von Herrn Dr. Daniel Wojtucki)

Im August 2019 erfolgten planmäßige archäologische Grabungen. Die Relikte des Galgen-mauerwerks wurden freigelegt und nach Überresten der Hingerichteten, die gewöhnlich am Galgen verscharrt wurden, gesucht. In der Nähe der Hinrichtungsstätte wurden auch die Mörder des Abtes Martin Clave aus Grüssau (Krzeszów) begraben, der am 29. Dezember 1620 in Schömberg ermordet wurde. Der Galgen wurde um 1826 abgerissen. Das Abbruchmaterial fand wahrscheinlich für den Bau des nahe gelegenen Schießplatzes Verwendung. Das Gebiet, auf dem der Galgen stand, wurde im Volksmund noch lange Galgenwiese genannt.

Die Archäologen bei der Arbeit.

(Bild von Herrn Dr. Daniel Wojtucki)

Laut Dr. Wojtucki sind aus Schömberg folgende Scharfrichter namentlich bekannt:

  1. Johann Heinrich Schlott                  (1701,  + 1724)
  2. Johann Joseph Schlutt                     (1765,   + 1774)
  3. Karl Ring                                            (1776, 1788)


Die Scharfrichter waren früher gefürchtet, aber sie wurden auch respektiert. Das jeweilige Stadtgericht war zuständig für die Einstellung, Besoldung oder Entlassung des Scharfrichters. Neben einer kostenlosen Dienstwohnung stand ihm jedes Vierteljahr, Halbjahr oder Jahr ein festgelegtes Honorar zur Verfügung. Der Scharfrichter und seine Familie waren von gewissen bürgerlichen Pflichten befreit, wie z. B. die Zahlung von Zinsen und Steuern. Die Scharfrichter erhielten Brennholz und Heu entweder direkt von der Stadt geliefert oder sie mussten es selbst an bestimmten Orten abholen. Manchmal bekamen sie auch Weizen oder Kleidung oder ein "Trinkgeld" anlässlich von Jahrmärkten oder anderen Festen. Zur Ausstattung des Scharfrichters gehörte auch ein von der Stadt angeschaffter Wagen (Schinderwagen).

Belegt und soweit bisher bekannt gab es in Schömberg folgende Hinrichtungen:

  1. Am 20.07.1628 wurden die Personen gerichtet, die an der Ermordung des Grüssauer Abtes Martinus Clavaei am 29.12.1620 beteiligt waren.
  2. Am 03.04.1716 wurde der Schenk Sigmund Waltzel aus Leutmannsdorf hingerichtet. Er hatte schweren Diebstahl begangen.