Grenzsteine im Kreis Landeshut

(Verfasser: Hella Tegeler)

Auf dieser Seite wird über alte Grenzsteine berichtet, die sich in großer Anzahl im Kreis Landeshut befinden.

Grenzsteine dienten früher zunächst dazu, geheiligte Friedensbereiche zu markieren. Diese Tradition der Kennzeichnung einer Grenze breitete sich in ganz Europa aus. Wenn eine Grenze einen bestimmten Rechtsbereich umschloss, wurde sie durch Grenzsteine sichtbar gemacht. Die Steine, die als rechtlich verbindlich galten, standen unter einem besonderen Schutz. Im 13. Jahrhundert begann man Steine roh zu bearbeiten und als Grenzmarkierung einzubringen. Diese Steine wurden meist in eine längliche Form gebracht. Die Abgrenzung der Hochgerichtsbezirke bewirkte schließlich, dass sich der Grenzstein als Grenzmarkierung durchgesetzt hat.

Markiert ein Grenzstein das Aufeinandertreffen von nicht nur zwei, sondern drei oder vier Gemarkungen, spricht man von einem Drei- oder Vierherrenstein. In diesem Fällen zeigen die Steine entsprechende Grenzeinteilungen in drei oder vier Teile.

Ab dem 16. Jahrhundert kommt der Grenzstein in wirtschaftlich entwickelten Gebieten an jeglicher Art von Grenze zum Einsatz. Auch nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden Grenzen erneut mit Grenzsteinen versehen. Diese Art der Grenzmarkierung überdauerte bis in die heutige Zeit.

Die folgenden Artikel mit Bildmaterial stammen aus der Feder von Herrn Marian Gabrowski (www.marian.gabrowski.eu), der mir die Genehmigung zur Veröffentlichung seiner Arbeiten auf meiner Homepage ausdrücklich erteilt hat.

Grenzstein zwischen den Dörfern Oberkonradswaldau und Trautliebersdorf

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Dieser Artikel beschreibt einen Grenzstein, den Herr Gabrowski gemeinsam mit seinem Sohn zwischen den Dörfern Oberkonradswaldau und Trautliebersdorf gefunden hatte. Im November 2017 begab er sich zusammen mit seinem Sohn auf die Suche nach einem Dreiherrenstein, der vor Jahren an der Stelle gefunden wurde, an der die Grenzen von Trautliebersdorf, Schmidtsdorf (Kreis Waldenburg) und Konradswaldau aufeindertreffen. Sie wurden fündig, konnten aber in Ermangelung geeigneter Werkzeuge den Stein nicht freilegen (s. Abbildung 1). Im September 2019 startete Herr Gabrowski mit seinem Begleiter Witold Komorowski einen neuen Versuch. Darüber berichtet er wie folgt:
Ausgestattet mit einer Schaufel hatten wir den ehrgeizigen Plan, den Grenzstein auszugraben und zu untersuchen. Den Stein an einem Ort zu finden, den ich bereits sehr gut kannte, war kein Problem, ihn jedoch wieder auszugraben, erwies sich als eine ziemliche Herausforderung. Indem ich mühsam eine Reihe von Steinen und Kieselsteinen herauszog, gelang es mir, fast die gesamten drei Seiten des Steins freizulegen (s. Abbildung 2). Obwohl die vierte, nach Osten gerichtete Seite durch die Wurzeln eines in der Nähe wachsenden Baumes noch wirksam abgeschirmt war, kann man davon ausgehen, dass sich auf ihr keine Inschriften befinden, wie auf der Westseite.

Auf der Nordseite des Steins, die dem Dorf Oberkonradswaldau zugewandt ist, sind drei Reihen von etwa 5 cm hohen Buchstaben eingraviert: "ANO" ganz oben, "1731" darunter und "AFVZ" noch tiefer (s. Abbildung 3).  Zwischen der zweiten und dritten Reihe ist ein dekoratives Motiv in Form einer schlangenförmig gewickelten Linie zu erkennen (s. Abbildung 5). Unterhalb der dritten Reihe befindet sich noch eine längliche Aussparung mit abgerundeten Enden. Ursprünglich schien es mir nur ein weiteres dekoratives Element zu sein, aber bei genauerer Reinigung des Steins kann man hier Buchstaben erkennen, höchstwahrscheinlich die Inschrift "G F + H".

Die Südseite des Steins, die Trautliebersdorf zugewandt ist, weist keine dekorativen Elemente auf. Es gibt nur drei Reihen von Zeichen: oben "ANNO", darunter "FAG" und ganz unten wahrscheinlich die Jahreszahl "1731" (s. Abbildung 4). Diese unterste Reihe, genauer gesagt die untere Hälfte der Ziffer "3", ist durch einen schwer zu entfernenden Stein verdeckt, der in die Wurzel eines Baumes eingelassen ist.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war Trautliebersdorf Eigentum des Klosters Grüssau, dessen Abt von 1727 bis 1734 Innozenz Fritsch war. Daher ist die Aufschrift "ANNO FAG 1731" wie folgt zu interpretieren: Der Stein wurde im Jahr des Herrn (lateinisch: Anno Domini) 1731 gesetzt, während der Herrschaft des Abtes von Grüssau (lateinisch: Abbas Grissoviensis), der den Nachnamen Fritsch trug.

Auch auf der anderen Seite ist die Inschrift "ANO 1731" als eine - wahrscheinlich aus Platzmangel - noch stärker verkürzte Version der lateinischen Inschrift Anno Domini 1731 zu deuten. Darunter stehen wahrscheinlich die Initialen des Besitzers des örtlichen Anwesens. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte Oberkonradswaldau zum Dorf Konradswaldau und hatte dieselben Besitzer, während es zu Beginn des 18. Jahrhunderts Teil des Gutes von Czettritzii war. Gleichzeitig wurde der Nachname früher auch als Zettritz geschrieben, so dass man vermuten kann, dass sich der letzte Buchstabe der Folge "AFVZ" auf den Nachnamen des damaligen Besitzers des Dorfes Konradswaldau beziehen wird.

Im 1749 erschienenen "Grosses vollständiges Unversal Lexicon aller Wissenschaften und Künste" wird unter anderem Abraham, Freiherr von Czettritz auf Schwartzwaldau und Conradswaldau aus der Schwarzwälder Linie der Familie Czettritz genannt; er starb 1734 (1), also drei Jahre nach der hier beschriebenen Steinlegung. Bemerkenswert ist auch, dass in dieser Veröffentlichung der Familienname des Freiherrn als Czettritz oder Zettritz (2) angegeben wird. Die Buchstaben "AFVZ" sind also als Abkürzung für "Abraham Freiherr von Zettritz" zu interpretieren.

Was ich jedoch nicht weiß, ist die Bedeutung der kleinen Zeichen "G F + H", die sich in der Zierleiste am unteren Rand des Steins befinden. Vielleicht handelt es sich um eine Form von Gemerk, ein Zeichen, das die Signatur des Steinmetzes ist, der den Stein herstellte?

Auch die ungewöhnliche Kontur des hier beschriebenen Grenzsteins fällt auf. Hier sehen wir nicht nur eine einfache rechteckige Form mit einer Spitze, die in einem Halbkreis endet, sondern es treten auch mehrere Verwerfungen auf. Der Grenzstein geht aus einem Steinblock mit rechteckigem Querschnitt und den Maßen von etwa 31x24 cm hervor (3). Die Dicke des Teils mit den Inschriften beträgt 17 cm, die Höhe von der breiteren Basis bis zur Spitze 35 cm. Die Breite des Teils mit Inschriften beträgt 27 cm, kurz vor dem oberen Bogen ändert sie sich abrupt auf 23 cm, um dann in einen bekrönenden Steinhalbkreis mit einem Durchmesser von 19 cm überzugehen.

Eine gewisse Überraschung ist das "+"-Zeichen, das sich auf der halbrunden Spitze des Steins befindet. Sie befindet sich nicht nur nicht ganz oben, sondern ist um einige Zentimeter nach Westen versetzt, außerdem verlaufen die Linien, die sie bilden, nicht parallel zum Rand des Steins. Dies steht in gewissem Kontrast zu einem so sorgfältig gestalteten Beitrag und könnte darauf hindeuten, dass das "+"-Zeichen zu einem späteren Zeitpunkt angebracht wurde (s. Abbildung 8).

Nachdem wir den beschriebenen Grenzstein fast vollständig ausgegraben, seine Abmessungen gemessen und eine Fotodokumentation erstellt hatten, stellten wir die Umgebung des Steines wieder her, indem wir die Seiten mit Erde und Forstmulch bedeckten. Oberhalb des Bodens ragte die Spitze des Steines mit dem sichtbaren "+"-Zeichen nur noch wenige Zentimeter heraus.

Der beschriebene Stein von der Grenze zwischen den Dörfern Oberkonradswaldau und Trautliebersdorf ist der einzige mir bekannte Grenzstein mit dieser Form und Inschrift. Es gibt jedoch eine gewisse Ähnlichkeit im Aussehen der Buchstaben "FAG" mit einer ähnlichen Inschrift auf einem Grenzstein aus Ober Zieder, der sich heute in Landeshut an der Karola Miarki Straße (Langhansstraße) befindet (s. Abbildung 9).

Gleichzeitig wird der erste Buchstabe der Initialen auf dem Grenzstein der Karola Miarki Straße (Langhansstraße) in Landeshut manchmal als Kombination aus zwei Buchstaben angesehen. Dies glaubt z. B. Witold Komorowski, der feststellt, dass der Stein die sorgfältig eingemeißelten Initialen IFAG und die Jahreszahl trägt, das erste Zeichen, eine Kombination aus den Buchstaben I und F, steht wahrscheinlich für Innocenz Fritsch (4). Diese Meinung vertritt auch der Autor des Blogs "Swiezka w bok", der feststellt, dass der Stein die eingemeißelten Initialen I (F) AG zeigt. Das erste Zeichen ist wahrscheinlich eine Kombination aus den Buchstaben I und F und könnte für Innocenz Fritsch, Abt von Grüssau, stehen (5). Angesichts der recht großen Ähnlichkeit der Buchstaben auf den beiden oben genannten Steinen könnte man vermuten, dass auch auf dem hier beschriebenen Stein von 1731 die erste Markierung als eine Anhäufung der Buchstaben "IF" interpretiert werden müsste, so dass die initialen "IFAG" eine Abkürzung für "Innocentius Fritsch Abbas Grissoviensis" wären.

Meiner Meinung nach ist jedoch das erste Anzeichen von Initialen, das auf diesen Grenzsteinen zu sehen ist, der Buchstabe "F", der nur den Eindruck der Buchstabenkombination "IF" erwecken kann, und diese Interpretation ist nur darauf zurückzuführen, dass der Abt von Grüssau zu jener Zeit solche Initialen hatte. Zum Beispiel: Friedrich Zimmermann erwähnt in seinem Buch von 1785 den Abt von Grüssau, Innocentius Fritschai, und in der graphischen Form der Schreibweise dieses Namens und Nachnamens hat das Zeichen "F" auch eine ziemlich komplizierte Form (s. Abbildung 10), aber zweifellos bezeichnet es hier nur den Buchstaben "F".

Bemerkenswert ist auch, dass der Standort des fraglichen Steins auf der Messtischblattkarte von 1936 erscheint, genauer gesagt auf Blatt 5263 mit dem Namen Waldenburg (in Niederschlesien) (6). Der betreffende Stein befindet sich etwa 600 Meter westlich des Gipfels des Dürrer-Bergs, fast genau dort, wo diese Karte einen Punkt von 615,7 Metern über dem Meeresspiegel angibt (s. Abbildung 11).

Heute gibt es außer dem beschriebenen Grenzstein von 1731 kein weiteres stabiles Objekt in der Nähe. Es ist wahrscheinlich, dass der Vermessungsingenieur aus der Vorkriegszeit die Höhe über dem Meeresspiegel an einem zufälligen Ort nicht gemessen und angegeben hat, könnte es sein, dass der Stein dann als Vermessungsrepertorium wiederverwendet wurde? (7).

Darüber hinaus wies mich Patrick Charydczak darauf hin, dass sich der hier beschriebene Grenzstein seiner Meinung nach höchstwahrscheinlich nicht an der Stelle befindet, an der das Messtischblatt von 1936 einen Punkt von 615,7 m Höhe ausweist, sondern an der angrenzenden Stelle der Dreifach-Kreuzung der Grenzen. In diesem Fall könnte sich die Kennzeichnung "G F+H" auf den dritten Eigentümer beziehen, und das +-Symbol in dieser Aufschrift könnte eine Randmarkierung sein (8).

Dies ist seine sehr sachdienliche Feststellung, denn vor dem Krieg gab es an der beschriebenen Stelle tatsächlich einen Dreiecksknotenpunkt von Trautliebersdorf, Oberkonradswaldau und Konradswaldau oder Mittelkonradswaldau, (9), der z. B. auf der Karte des Kreises Landeshut von 1938 (10) deutlich zu erkennen ist. Aber wie bereits erwähnt, war Oberkonradswaldau bis Anfang des 19. Jahrhunderts Teil des Dorfes Konradswaldau und hatte dieselben Besitzer, so dass die Bedeutung der Inschrift "G F+H" immer noch ein Rätsel bleibt (s. Abbildung 12).

Quellen:

  1. Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschaften und Künste, welche bisshero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden, tom 61, Verlegts Johann Heinrich Zedler, Leipzig und Halle 1749, S. 1831.
  2. Der Inhalt der Seite erwähnt Czettritz (...) Die Linie zu Schwartzwaldau, aber der Index oben auf der Seite zeigt an, dass sich die Beschreibung auf den Familiennamen Zettritz bezieht.
  3. Bei der Angabe der ungefähren Breite des Sockels gehe ich davon aus, dass der unsichtbare östliche Rand des Sockels um das gleiche Maß über die Kontur des Pfostens hinausragt wie die sichtbare westliche Seite.
  4. W Komorowski, Kamienie opactwa krzeszowskiego, (w) Na szlaku, Nr. e-104 (300), czerwiec 2015, S. 12.
  5. https://sciezkawbok.wordpress.com/2017/03/18/ifag-1733-kamienna-gora/ - Zugang Juni 2022 
  6. Karte Waldenburg, Messtischblatt 5263, 1:25.000, 1936
  7. Ein geodätischer Bezugspunkt ist ein geodätisches Höhenraster mit einer bestimmten Höhenordinate.
  8. Auszug aus der E-Mail-Korrespondenz vom 5. Dezember 2019.
  9. M Staffa (red.), Slownik geografii turystycznej Sudetów, tom 9, Góry Kamienne, Wydawnictwo I-BIS, Wroclaw 1996, S. 91.
  10. Karte des Kreises Landeshut i. Schl., 1:75.000, 1938



Abbildung 1
Fundort des Grenzsteines im November 2017.
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 2
Freilegung des Grenzsteines im September 2019.
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 3
Die Nordseite des Grenzsteines Richtung Oberkonradswaldau.
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 4
Die Südseite des Grenzsteines Richtung Trautliebersdorf.
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 5
Kopie eines dekorativen Motivs, das sich zwischen der 2. und 3. Inschriftenreihe auf der Nordseite des Grenzsteines befindet.
(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Abbildung 6
Buchstaben unterhalb des Grenzsteines auf der Nordseite.
(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Abbildung 7
Eine Skizze, die den Umriss der Form und des Inhaltes der Trautliebersdorfer-Seite des Grenzsteines zeigt.
(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Abbildung 8
Das "+" - Zeichen, das sich auf der halbrunden Spitze 
des Steines befindet.
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 9
Buchstaben und Daten von 2 Grenzsteinen - links ein Stein an der Grenze Oberkonradswaldau - Trautliebersdorf, rechts ein Stein aus Ober Zieder, der heute in Landeshut liegt.
(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Abbildung 10
Grafische Schreibweise des Vor- und Nachnamens des Abtes von Grüssau - Innocentius Fritsch, im Buch: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien aus dem Jahr 1785.
(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Abbildung 11
Teil der Messtischblattkarte von 1936, Blatt Waldenburg 5263.
(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Abbildung 12
Ein Teil der Karte des Kreises Landeshut von 1938, der Pfeil zeigt auf den Standort des Grenzsteins von 1731.
(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Abbildung 13
Lage des Grenzsteines von 1731 zwischen den Orten Oberkonradswaldau und Trautliebersdorf.
(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Grenzstein in der Nähe von Forst

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Auf der Suche nach Zisterzienser-Grenzsteinen entlang der Grenze von Landeshut und den ehemaligen Ländereien des Klosters Grüssau entdeckte Herr Gabrowski gemeinsam mit seinem Sohn am 11. Februar 2020 in der Nähe von Forst einen Grenzstein aus dem Jahr 1733 (s. Abb. 1). Über diesen außergewöhnlichen Fund stellte Herr Gabrowski folgenden Bericht auf seine Website www.marian.gabrowski.eu, der in Auszügen wie folgt wiedergegeben wird:

Die Oberseite des Steins ist mit einem "+" gekennzeichnet, so dass es sich zweifellos um eine Grenzmarkierung handelt. Auf der der Stadt Landeshut zugewandten Seite sind die Buchstaben "LH" eingraviert, darunter die Zahl "1733", wobei das Aussehen der letzten Ziffer darauf hindeutet, dass es sich hier ursprünglich um die Zahl "1732) handelte.

Wie sind nun die Inschriften auf diesem Stein zu interpretieren? Die Zahl "1733" ist zweifellos das Datum der Aufstellung des Grenzsteines, während sich die Buchstaben "LH" auf den Eigentümer des Ortes beziehen. Der Stein wurde 1733 an der Grenze zwischen den Ländereien des Klosters Grüssau und der Stadt Landeshut aufgestellt. Wenn sich die Initialen auf den Eigentümer der klösterlichen Ländereien beziehen würden, wären dies die Initialen "IAG", - eine Abkürzung von "Innocentius Abbas Grissoviensis", denn 1733 war der Abt von Grüssau Innocent Fritsch.

Die Buchstaben "LH" sollten sich also auf den Ort Landeshut beziehen. Der Name wurde zur damaligen Zeit "Landeshutt" geschrieben. Aber könnten die Buchstaben "LH" tatsächlich eine Abkürzung für "Landeshutt" sein? Um die Bedeutung der Inschrift zu klären, wandte ich mich an Herrn Jan Lubienicki, Autor zahlreicher Veröffentlichungen über Landeshut, der mit seine Meinung mitteilte: "Die Initialen "LH" stehen für "Landeshutter Herrschaft".

Der Stein befindet sich etwa zehn Meter von der heutigen Grenze von Landeshut entfernt, und einige Meter von diesem Stein entfernt treffen die heutigen Grenzen von Landeshut, Grüssau und Hartauforst aufeinander, so dass er die Stadt Landeshut, die Gemeinde Landeshut und die Gemeinde Schwarzwaldau sowie den Kreis Landeshut und den Kreis Waldenburg begrenzt (s. Abb. 2). Im Jahr 1733 war diese Stelle jedoch weniger interessant, da sich im Westen der Stadtwald und im Osten der Klosterwald befand.

Interessant an dem hier beschriebenen Grenzstein ist die Tatsache, dass vermutlich der gleiche Stein 1942 in einer Lokalzeitung von Landeshut abgebildet wurde. In einem seiner Artikel berichtete E. Schwandt über einen Grenzstein im Stadtwald von Landeshut, der südlich der Straße nach Waldenburg liegt, und genau dort fanden mein Sohn und ich einen Stein mit den Initialen "LH" und der Jahreszahl "1733". Am Ende des genannten Artikel stellte E. Schwandt fest:
"Nicht nur Kulturdenkmäler weist unser Stadtwald aus, er ist in alter Zeit auch einmal Tatort eines ruchlosen Verbrechens gewesen. Abseits vom Mittelwege im Distrikt fünf steht ziemlich versteckt im Jungholz ein beschrifteter Stein, der von einem Raubmord erzählt. Die über der Jahreszahl eingegrabenen Zeichen sollen wohl die Anfangsbuchstaben des Namens des Ermordeten bedeuten. Vom dem im 82. Lebensjahre stehenden Stadtförster i. R. Emil Guhl, der bis ins hohe Alter hinein den Stadtwald betreut hat, erfuhren wir folgendes: Ein Tischlergeselle, der in der nahen Kolonie Schönwiese arbeitete, ist, als er sich am Wochenschluss auf dem Heimwege zu seiner Familie in der Bolkenhainer Gegend befand, bei dem Stein erschlagen und seiner Barschaft beraubt worden. Diese Darstellung fußt auf Mitteilungen, wie sie von alten Waldarbeitern überliefert worden sind. Jedenfalls ist die Tatsache, dass jener Stein das Andenken eines Ermordeten festhält, in der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt geworden".

Das Interessanteste daran ist das Foto, das diesen Stein zeigt (s. Abb. 3). Leider ist die Qualität der in meinem Besitz befindlichen Reproduktion sehr schlecht, aber es besteht kein Zweifel daran, dass die Jahreszahl "1733" auf dem Stein eingraviert war, denn die Form und die Position der Ziffern, die das Datum bilden, sind die gleichen wie auf dem Stein, den wir gefunden haben. Die im Artikel genannten Initialen über dem Datum sind hier fast vollständig unleserlich. Wenn man jedoch annimmt, dass es sich um die Buchstaben "LH" handelt, kann man ihre Umrisse direkt über den Ziffern erkennen. Mein Versuch, das Aussehen des Steins anhand der Fotografie zu rekonstruieren, die den Text von E. Schwandt illustriert, ist in Abb. 4 dargestellt.

Aller Wahrscheinlichkeit nach ist davon auszugehen, dass der in dem Artikel beschriebene Stein das gleiche Aussehen hatte wie der Stein, den wir im Wald gefunden haben, nur sein oberer linker Teil war aus irgendeinem Grund verloren gegangen. Das für Grenzsteine charakteristische "+"-Zeichen war wahrscheinlich auch nicht auf dem Stein zu sehen, dessen Oberseite größtenteils entfernt worden war, was es schwierig machte, seine ursprüngliche Funktion zu erkennen.

Die von dem alten Förster Emil Guhl zitierte Geschichte könnte durchaus wahr sein und ein Raubmord könnte an diesem Stein stattgefunden haben. Die alten Forstarbeiter hätten den Tatort zwar richtig lokalisieren können, aber im Laufe der Jahre ist ihnen entgangen, dass der Stein schon lange vor dem Mord dort gestanden hat.

Quellen:

  • Schwandt, E.: Alte Grenzsteine erzählen Heimatgeschichte in: Landeshuter Beobachter, 20. Oktober 1942
  • Staffa Marek (Hrsg.), Slownik geografii turystycznej Sudetów, tom 8, Kotlina Kamiennogórska, Wzgórza Bramy Lubawskiej, Zawory, Wydawnictwo I-Bis, Wroclaw 1997
  • Zimmermann, Friedrich: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, fünfter Band, bey Johann Ernst Tramp, Brieg 1785



Abbildung 1 

Grenzstein von 1733

(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Lage des Grenzsteines

(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Bild des Grenzsteines aus der Zeitung: Landeshuter Beobachter vom 20.10.1942.

(Quelle: Herr Marian Gabrowski)

Von Herrn Gabrowski gefertigte Skizze des Grenzsteins aus der Zeitung: Landeshuter Beobachter vom 20.10.1942.

Fortsetzung folgt: