Die Innungen:
(Verfasser: Hella Tegeler)
Quellen:
- Chronik der Stadt Landeshut, Druck und Verlag: Armin Werners Buchdruckerei Landeshut
- Schlesischer Gebirgsbote
Im Jahre 1521 bildete sich in Landeshut die erste Innung, die der Tuchmacher. 1525 soll die Schuhmacherzunft gegründet worden sein. 1537 wurden die Fleischhauer- und auch die Bäcker-innung gegründet. Die der Schmiede erfolgte am Michaelistage 1546, die der Tischler im Jahre 1555, der Kürschner am 10. Juni 1577. Die Schlosser und Büchsenmacher trennten sich von den Schmieden und errichteten ihre eigene Innung am 12. Juli 1590. Die Bürgerzunft entstand am
18. Juni 1595. Die Töpfer trennten sich von den Tischlern am 7. August 1673. Die Großbinder errichteten ihre eigene Innung 1675, die Kaufleute am 20. Januar 1677. Nach Berichten der Hahyn`schen Chronik trennten sich die Sattler, welche bisher zur Schweidnitzer Innung gehörten, von dieser am 11. Juli 1689.
Folgende Innungen gab es Mitte 1920 in Landeshut:
- Bäckerinnung
- Fleischerinnung
- Friseurinnung
- Glaserinnung
- Maurer-, Zimmerer- und Steinmetzinnung
- Sattler- und Tapeziererinnung
- Schneiderinnung
- Schuhmacherinnung
- Tischlerinnung
- Vereinigte Feuerarbeiterinnung
- Wagner- und Karosseriebauerinnung
Das folgende Bild zeigt Landeshuter Handwerker auf Ausflugsfahrt nach Bolkenhain im Jahre 1920.
Abgebildet sind: Bäckermeister Gerber, Tuffek, Ullrich, Frau Meuer, Frau Ullrich, Frau Tschentscher, Herr Tschentscher, Herr Meuer, Lenchen Ullrich, Herr und Frau Jungfer, Frau Tuffek, Herr und Frau Quester mit ihrem Sohn, Friseurmeister Jäkel, Tischlermeister Schöbel und Frau, Glasermeister Blasius und Frau, Schlossermeister Kirsten und Frau, Schmiedemeister Winkler und Frau.
Die Bäckerinnung:
Die Bäckerinnung feierte am 19. September 1937 das 400-jährige Jubiläum ihrer Gründung mit einem großen Fest in Landeshut. Es war ein Sonntag, und man traf sich am Vormittag im Kaiserhof-Garten zu einem Frühschoppen-Konzert, wobei auch die ersten auswärtigen Gäste eintrafen: Kollegen aus den Hirschberger, Liegnitzer, Waldenburger und Breslauer Bäckerinnungen überbrachten ihre Glückwünsche. Der Festabend begann gegen 18 Uhr im Kaisersaal, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Obermeister Alfred Gerber begrüßte die Gäste, Vertreter der Behörden, den Kreishandwerksmeister Kühn, sowie alle Kollegen mit ihren Angehörigen. Im Mittelpunkt des Abends stand ein Tanzspiel "Vier Jahrhunderte Landeshuter Bäckerzunft", bei dem jeweils vier Paare die Tracht eines Jahrhunderts trugen (s. Foto unten). Dieses Spiel hatte Max Fink einstudiert.
Die Festschrift zu dieser 400-Jahr-Feier wurde von dem Landeshuter Steuerberater Otto Vöcks nach alten Urkunden und Protokollen zusammengestellt. Nachfolgend einige Auszüge:
Den Sonntag nach Jacobi Anno 1537 wurde die Handwerksordnung verfasst. Die Bäckerzunft verfügte 1537 über zwanzig erbliche Brotbänke und es wurden nur diejenigen privilegiert, welche diese Brotbänke besaßen. Bereits damals schon durfte das Backwerk nicht nur in der Stadt, sondern auch außerhalb der Stadt verkauft werden.
Es wurde bestimmt, dass nur derjenige Meister werden kann, welcher sein Handwerk genügend gelernt und sich während der Jahre ehrlich bewiesen hat. Die Wanderjahre betrugen für den Sohn eines Meisters ein Jahr, für einen fremden Gesellen zwei Jahre. Wenn er das Bürgerrecht erworben und mindestens drei Jahre eine eigene oder gemietete Brotbank besessen und ordentlich gewirtschaftet hatte, wurde er noch nicht als Meister anerkannt. Er musste erst vor den Herren Handwerksmeistern und Ältesten sein Können unter Beweis stellen und folgende Bedingungen erfüllen:
- binnen vier Wochen den Meisterschuss zu backen,
- selbst würken und unter Aufsicht schieben,
- wenn er mindestens drei Zeideln allein gewürkt und geschoben hatte, musste er in der Feinbäckerei sein Können beweisen und unter Aufsicht einen Butterkuchen, einen Striezel und noch eine Spezialität backen.
Wenn ein Meister oder eine Meisterin starb, so mussten die jüngeren Meister den Verstorbenen selbst zu Grabe tragen, weil sie dies dem alten Brauch schuldig waren. Hatte sich einer dieser Pflicht entzogen, so wurde er mit einem Viertel Bier bestraft. Desgleichen wurde unehrbares Betragen gegenüber den Kollegen, wie Preistreiberei usw., mit Ausschluss aus der Zunft bestraft. Die Brotbank wurde dann verkauft und etwaige Schulden, welche auf der Brotbank ruhten, sowie restliche Handwerksgelder abgedeckt.
Am 20. Mai 1721 kauften die evangelischen Bäcker von der evangelischen Dreifaltigkeitskirche zum Preise von 280 Reichstalern folgende Stände: Platz auf dem unteren Chore, an der Kanzel, auf dem übereck stehenden großen Pfeiler und dessen Morgenseite, worüber ein Contrakt geschlossen wurde.
Am 3. Februar 1890 wurden als neue Meister Bäckermeister Gerber, Güttler und Springer aufgenommen. Am 15. Januar 1919 erfolgte eine Neuwahl des Vorstandes: neuer Obermeister wurde Heinrich Bradler, sein Stellvertreter Dittmann. Der bisherige Obermeister Kriegel wurde zum Ehrenobermeister ernannt, der dann bereits am 18. Februar 1919 verstarb.
Heinrich Bradler verstarb am 4. Oktober 1928, sein Nachfolger wurde Max Wolf. Dieser verstarb im Jahre 1932. Am 18. März 1933 wurde während einer Versammlung ein neuer Vorstand gewählt, der sich wie folgt zusammensetzte:
- Alfred Gerber, Obermeister
- Alfred Lonzer, stellv. Obermeister
- Paul Wieland, Kassierer
- Johann Rada, Schriftführer
- Joseph Maiwald und Willi Wolf, Beisitzer
Im Jahre 1933 wurden die noch bestehenden Bäckerinnungen in Liebau und Schömberg der Bäckerinnung Landeshut angegliedert und die Innung erhielt die Bezeichnung "Bäcker-Innung für den Kreis Landeshut".
Ende 1936 zählte die Kreis-Bäcker-Innung des Kreises Landeshut 87 ordentliche Mitglieder und 2 im Ruhestand lebende Ehrenmitglieder. Davon waren 54 in Landeshut, 13 in Schömberg und 20 in Liebau ansässig.
Im Jahre 1936 setzte sich der Vorstand wie folgt zusammen:
- Alfred Gerber, Obermeister
- Alfred Wippler, Liebau, stellv. Obermeister
- Johann Rada, Schriftführer
- Paul Wieland, Kassierer
- Georg Graf, Lehrlingswart.
400-Jahrfeier der Gründung der Bäckerinnung am 19.09.1937
Obere Reihe von links nach rechts: Hannchen Schloßke, geb. Rada;
H. Wieland; Dora Rabe; Max Fink; Kurt Rabe;
Hildegard und Herbert Wolf.
Zweite Reihe: Alfred Schmidt, Vogelsdorf; Hugo Holzbecher und Frau; Gerhard Guder; Reichel und Frau, Konradswaldau; Gerhard Ulber; Mariechen und Joh. Rada; Herbert Tschierschke;
Liesbeth und Josef Maiwald; H. Bradler.
Untere Reihe: ein Lehrling; Frau Bleschke; Frau Schmidt; Fräulein Frieda Demuth; Marthel Matissik, geb. Hansch; Frau Tschierschke;
Frau Bradler; ein Lehrling.
So sieht eine Bäckerhochzeit aus.
Landeshuter und Liebauer Bäckermeister im Jahre 1959 anlässlich des 70. Geburtstages von Obermeister Alfred Gerber:
Von links nach rechts: Grunert, Wieland jun., Wieland sen., Wippler (Liebau), Alfred Gerber, Finger (Liebau) und Richard Radetzki.
Die Fleischerinnung:
Nach dem Adressbuch des Jahres 1911 bestand der Vorstand aus folgenden Personen:
Obermeister: Franz Hanke
Schriftführer: Hugo Hesse
Kassierer: Hermann Gläser
Im übrigen gab es in Landeshut auch eine Fleischergesellen-Bruderschaft. Zum Vorstand gehörten:
Altgeselle: Paul Tirpitz
Schriftführer: Paul Rabe
Kassierer: Kurt Hamphire
Ausflug der Fleischergesellen-Bruderschaft
Die Glaserinnung:
Nach alten Aufzeichnungen, Urkunden und Protokollbüchern hatte die Glaserinnung für die Städte und Kreise Hirschberg, Landeshut und Löwenberg mehr als zweihundert Jahre bestanden. Bei Einführung der Gewerbefreiheit im Jahre 1810 löste sich die Innung auf. Nach dem Ersten Weltkrieg bemühten sich die Glasermeister, die Innung wieder zu gründen. Besondere Mühe um das Zustandekommen der Gründung gaben sich die Glasermeister Emil Haasler aus Hirschberg und Glasermeister Franz Blodau aus Landeshut. Im Januar 1921 wurde die Innung gegründet und als Sitz Hirschberg gewählt.
Im Juni 1925, anlässlich der 400-Jahr-Feier der Schuhmacherinnung Landeshut, wurde das Banner der Glaserinnung geweiht. Die Weihe des Banners nahm der stellvertretende Obermeister Franz Blodau vor. Als Motto hatte er die Worte gewählt: "Verachtet mir die Meister nicht. Als das deutsche Handwerk blühte, blühte auch das deutsche Land!" Beim Festumzug wurde das Banner von der Innung mitgeführt. Dieses Banner war eine Kunstverglasung aus farbigen Gläsern und stellte den Schutzpatron der Glaser, den St. Lukas, dar. Die Umrahmung des Banners bestand aus Holz mit wertvoller Schnitzarbeit. Die Innung hatte nun ein Banner, aber es fehlte eine Fahne. Franz Blodau schenkte der Innung die ersten zehn Taler als Grundstock für die Anschaffung einer Innungsfahne. Anfang 1929 war es gelungen, durch Spenden eine Fahne zu bekommen.
Im Jahre 1932 schenkte Franz Blodau eine Innungslade, die von einem Kunsttischlermeister in Hirschberg erstellt und mit Kunstschlosserarbeiten versehen war. Gleichzeitig übergab er 1934 der Innung zwei Leuchter zur Innungslade. Im Jahre 1936 feierte der Glasermeister Georg Blodau sein 50-jähriges Meisterjubiläum. Aus diesem Anlass schenkte sein Sohn Franz Blodau der Innung ein goldenes Buch, das aus handgeschöpftem Büttenpapier und in Leipzig gebunden worden war. Das Buch hatte der Kunstmaler Studienrat Fred Matzker aus Hirschberg mit wertvollen Emblemen versehen. Das erste Blatt zeigte den Schutzpatron St. Lukas, farbig gezeichnet. Die weiteren Seiten zeigten Handwerkssprüche, ebenfalls von Fred Matzker farbig ausgeführt. Die Sprüche waren von den Ehrenmitgliedern der Innung unterzeichnet.
Alle Gegenstände der Innung sind leider nicht mehr erhalten.
Festumzug der Glaserinnung
Die Glaserinnung Landeshut
Die Schuhmacherinnung:
Die Schuhmacherinnung feierte am 27. Juli 1925 das 400-jährige Jubiläum ihrer Gründung mit einem mehrtägigen Fest. Sie war die älteste bestehende Landeshuter Innung, da die 1521 gegründete Tuchmacherinnung zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bestand.
Den Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten bildete am Samstagabend ein Festabend im Schützenhaus. Die musikalische Untermalung des Abends lag in den Händen des Herrn Zimmermann mit dem Methner- und Frahne-Orchester, sowie Franz Krause mit seinem Mandolinenchor. Darüber hinaus wurde auch ein Theaterstück aufgeführt.
Ein Festgottesdienst, zu dem die Schuhmacherinnung vom Schützenhaus aus geschlossen marschierte, leitete den Sonntag in der Gnadenkirche ein. Danach fand um 11 Uhr auf dem Markt-platz ein Festkonzert statt, bei dem die Liebauer Konzertkapelle unter ihrem Dirigenten Emil Haffke ihr ganzes Können zeigte.
Den Höhepunkt des Festes bildete der Festumzug, der über ein Kilometer lang war. 26 prachtvoll geschmückte Festwagen der einzelnen Innungen zogen durch die Stadt, begleitet von 5 Kapellen (Bergkapelle Waldenburg, Wahn aus Landeshut, Haffke aus Liebau und noch zwei auswärtige Kapellen). Einzelne Vereine beteiligten sich mit Fußtruppen, wie z. B. der Männerturnverein. Die Schuhmacherinnung bildete bescheiden den Abschluss des stolzen Zuges. Voran schritten ihr drei Meister in mittelalterlicher Tracht, ein Hans Sachs, ein Jakob Böhme und ein Hans von Sagan. Dahinter gingen Obermeister Kühn, die Fahnenträger und die Innungsmitglieder. Die beiden Festwagen der Innung stellten eine alte und eine moderne Werkstatt dar mit den Maschinen, die den Meistern Zeit und Arbeitskräfte sparen sollten. Der 3 1/2 Meter hohe Stiefel erweckte vor allem die Freude der Kinder.
Die offizielle Feier mit den dazugehörigen Ehrungen fand am Sonntagabend im Kaisersaal statt.
Lehrbrief des Reinhold Scholz aus Landeshut vom 5. Mai 1889,
ausgestellt von der Schuhmacher-Innung Landeshut
Lehrbrief des Reinhard Scholz vom 5. Mai 1889.
Zeugnis über die bestandene Gesellenprüfung des Lehrherrn Ernst Keil.
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 53/1861
400jähriges Jubiläum der Schuhmacherinnung - Festumzug
Der Festwagen der Bau- und Zimmermeister
Der Festwagen der Schuhmacher, dahinter der Reklamestiefel. Begleitet wurde der Festwagen von zahlreichen Ehrenjungfrauen.
Der Festwagen der Malerinnung
Die Mitglieder der Schuhmacherinnung bildeten den Abschluss des Festumzuges. Voran schreiten in zeitgemäßer Tracht die drei Altmeister der Schuhmacherinnung Hans Sachs, Jakob Böhme und Hans von Sagan, die von den Kollegen Wenzel Wittwer, Schwarz und P. Niepel dargestellt wurden. Dahinter schreite Obermeister Hermann Kühn.
Der 3 1/2 Meter hohe Stiefel vor dem Schaufenster
von Wenzel Wittwer, Wilhelmstraße.
Die Tischlerinnung:
Die Tischlerinnung wurde in Landeshut im Jahre 1555 gegründet. Sie gehörte somit zu den ältesten Innungen der Kreisstadt. Das Amt des Obermeisters übte bis zur Vertreibung der Tischlermeister Kurt Kretschmer (s. Bild) aus. Im Jahre 1921 hatte er die Tischlerei, Schömberger Str. 18, von seinem Vater Max Kretschmer übernommen. Neben der Führung seines Betriebes war er gleichzeitig seit 1931 Fachlehrer an der Kreisberufsschule in Landeshut.
Die Vereinigte Feuerarbeiterinnung:
Die Schlosserinnung wurde am 12. Juli 1590 gegründet. Später nannte sie sich "Vereinigte Feuerarbeiterinnung". Der letzte Obermeister der Innung vor der Vertreibung war der Schlossermeister Felix Kirsten, Schömberger Str. 2.
Bis Mitte 1920 übte das Amt des Obermeisters Gelbgießermeister Louis Warmbt aus, der es dann an Schlossermeister Oswald Heinzel, Brauhausstr. 18, übergab. Bei dieser Zeremonie wurden die Innungsfahne, die "Lade", in der die alten Urkunden, Protokollbücher usw. aufbewahrt wurden, sowie der "Willkomm", einem mit mehreren alten Medaillen behängten Humpen, der 4 Flaschen Wein fasste, überreicht. Diese Gegenstände wurden stets bei dem jeweiligen Obermeister der Innung aufbewahrt. Die "Lade" stellte einen Überrest alter Zunftbräuche dar, da alle Innungs-veranstaltungen stets "bei offener Lade" stattfanden.
Mitte 1930 gab Oswald Heinzel das Amt des Obermeisters an Felix Kirsten ab, der es bis zum Schluss inne hatte.
Schlossermeister Felix Kirsten
(18.03.1891 - 19.01.1972)
Innungsmitglieder bei einem Festumzug
Lehrbrief des Plattenschlossers Adam Krauße aus Kirchsgmündt, ausgestellt vom Rat der Stadt Nürnberg am 22. Februar 1702.
Auf seiner Wanderung ist er nach Landeshut gekommen und hat sich als Schlossermeister niedergelassen. Dazu hinterlegte er bei der Schlosserinnung seinen Lehrbrief aus der Heimat.
(Archiv der Vereinigten Feuerarbeiterinnung in Landeshut)
Am 7. Oktober 1907 erfolgte die Fahnenweihe der Feuerarbeiter-Innung in Landeshut.
Der Uhrmacherverein:
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Vereins wurde das folgende Bild aufgenommen.
Der Innungsausschuss:
Der erste Weltkrieg und die in Deutschland anfangende und immer größer werdende Inflation hatten auch im selbstständigen Handwerk große Verluste, sei es an Meistern und Gesellen, sei es an Geldmitteln zur Wiederingangsetzung der darniederliegende Betriebe, verursacht. Diese Verluste zeichneten sich auch in den einzelnen Innungen der Stadt und des Kreises Landeshut ab, und es machte sich eine gewisse Unlust breit, da jede Innung auf sich selbst angewiesen war.
Um nun das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu wecken und zu vergrößern, reifte bei Fleischermeister Rudolf Krause die Idee, die Innungen besser zusammenzufassen, und er rief alle Obermeister der in Landeshut beheimateten Innungen zu einer Besprechung zusammen, in der er einen Zusammenschluss in einen Innungsausschuss anregte. Es sollte in monatlichen Sitzungen über bedrückende Fragen gesprochen, Vorträge gehalten und für eine gute Verbindung mit der Handwerkskammer gesorgt werden. Ferner sollte bei der Stadt, wie auch bei der großen Textilindustrie und der Bevölkerung des Ortes angeregt werden, Aufträge handwerklicher Art an Mitglieder der Heimatinnungen zu vergeben.
Bei einer weiteren Zusammenkunft wurde der Innungsausschuss gegründet, dessen erster Vorsitzender Rudolf Krause, sein Vertreter K. Grabsch wurde. Es entstand ein schönes Zusammenarbeiten aller Berufsgruppen, und man merkte, wie das Handwerk wieder erblühte. Um nun zu zeigen, dass das Handwerk leistungsfähig ist, wurde eine Ausstellung von selbst gefertigten Arbeiten in dem früheren Postgebäude (Wallstraße) veranstaltet. Gleichzeitig wurden auch die Fahnen der Innungen, die Humpen und Becher sowie Obermeisterketten der zum Teil ca. 500 Jahre alten Innungen, die den Glanz der früheren Zünfte veranschaulichten, mit ausgestellt. Diese wertvollen, unersetzlichen Insignien blieben dann in den Räumen des Heimatmuseums. Leider sind sie nicht erhalten geblieben.
Der erste Vorsitzende Rudolf Krause verstarb bereits nach einigen Jahren. Sein Nachfolger wurde Uhrmachermeister E. Beck. Der Stellvertreter K. Grabsch blieb im Amt, bis nach 1933 der Innungsausschuss in die Kreishandwerkerschaft überging.
Quelle:
- Schlesischer Gebirgsbote Nr. 15/1958
Ausstellung im Heimatmuseum
Ausstellung im Heimatmuseum
Ausstellung im Heimatmuseum
Lehrbrief für Martin Friebe aus Landeshut, ausgestellt am 24.11.1685
Der folgende Lehrbrief stammt aus dem Jahr 1685 und wurde für einen jungen Mann aus Landeshut ausgestellt, der den Beruf eines Riemers erlernt hatte.
Der Riemer ist ein ehemaliger Beruf des lederverarbeitenden Gewerbes. Die Riemer fertigten aus Leder Gürtel und Gute, Wassereimer zur Brandbekämpfung, Geschirre für die Zugtiere und Riemen jeder Art, etwa für Schuhe und Dreschflegel. Der Riemer ist zu unterscheiden vom Schuhmacher, Sattler und Täschner. Im Gegensatz zu diesen Berufen wird er heute nicht mehr im Verzeichnis der Handwerke (Anhang zur Handwerksordnung) aufgeführt.
Der Text des Lehrbriefes lautet wie folgt:
"Wir Eltesten und Jüngsten Meister deß Löblichen Handwergcks undt Zunfft der Riemer in der Kayß. und Königl. Stadt Schweidnitz in Schlesien Entbitten allen undt Jeden, weß Standes, würden oder Ehren die sein undt dieses Brieffes ansichtig werden, vnseren freundtlichen Dinst undt alles Gutte zuvorn. Insonderheit aber Einem Ehrsamben Handtwergk der Riemer nahe oder ferne, bekennen hiermit undt Thun Kundt öffentlich gegen Männiglichen, daß vor vnß erschienen der Ehrbare Junge Geselle Marttin Frieben von Landshutt vor- und anbracht, daß sich Ein ganz Handtwergk günstig zu entsinnen, wissete, ´welcher gestaldt Er den 15. Augusti Anno 1677 bey unß alhiero zu Schweidnitz auff daß Riemer Handtwergk auffgedinget undt den 25. Augusti Anno 1681 vor Einem ganzen Löbl. Handtwergke wiederumb freygesaget worden, freundlich bittende, dieweil er anitzo seiner vorhabenden Gelegenheit nach, Schein und beweiß seines auffdingens und freysagens benöthiget were, Ihme solches in beglaubter Form mitzutheilen, dieweil wir dann einem jeden, der nach Ehr- und Redlichkeit trachtet, der warheit billige Förderung zu thun, unnß schuldig erkennen vndt bevorauß, weil uns nach außweisung vnserer Registratur wohlbewußt, daß obgemelter Martin Friebe von vnserem zugesagten Mitmeister Hanß Liebig zu Landeßhutte, alhier vor einem ganzen Handwergk, Meister und Gesellen, erwehnte Zeit auffgedinget undt nach seinen außgestandenen aneinander folgenden vier Lehrjahren hinwiederumb frey undt loßgesaget worden, undt also solch sein Handtwergk recht redlich undt auffrichtig außgelernt, Sich auch bey seinem Lehrmeister Hanß Liebig - der Ihme dann inn vnser Versamblung gutt Zeugnüß gegeben - Ehrlich, Treulich, freundlich, fleißig und gehorsamblich, wie einem treuen Lehrjungen zustehet, verhalten; mit guttem wissen von seinem Lehrmeister auch mit deß Handwergks Gunst und Willen abgeschieden undt von dannen er zogen, daß Wier Ihme nichts andreß alß Ehre, Guttes und Redlichkeit nachzusagen wissen, undt gelanget er demnach an alle undt jede Innungs-, Zunfft- undt Handtwergks-Meister, insonderheit aber dem Löbl. Handtwergke der Riemer, so mit diesem vnserem offenen Brieffe ersuchet werden, unser ganz freundliches und fleißiges Bitten, Sie wollen mehr ermelten Marttin Frieben wegen seines Wohlverhaltens ehren, fördern, undt, da er sich seiner gelegentlich nach sein Handtwergk zu gebrauchen, besezen undt niederlaßen wolte, in Ihro Innung, Gewergkschafft undt Handtwergk auff- undt annehmen, auch allen gutten Willen undt günstige Beförderung erzeigen vndt also unsere wissentliche Kundtschafft genüssen laßen, daß seint wier in dehro gleichen und mehreren umb Einen Jeden freundtlichen zu verdienen ganz willig undt gefließen, vndt haben deß zu Uhrkundt undt wahrem Bekändtnüß unser Handtwergks Insiegel ahn diesen Brieff wissentlichen auffgedrucket, so geschehen in Schweidniz, den 24. Novembris 1685."
Dieser Lehrbrief - versehen mit dem Siegel der Riemer zu Schweidnitz - betraf einen jungen Riemergesellen aus der Stadt Landeshut in Schlesien, Martin Friebe, der bei seinem Meister Hans Liebig in Landeshut von 1617 - 1681 - also ganze vier Jahre - das Riemerhandwerk erlernt hatte und nun einen Lehrbrief ausgestellt bekam, so dass er, wenn er sich auf die Wanderschaft begibt, überall bei den Riemermeistern vorsprechen kann und um Arbeit bitten darf.
Quelle:
Schlesischer Gebirgsbote, Heft Nr. 26/1972
Lehrbrief für Martin Friebe aus Landeshut, ausgestellt am 24. November 1685 zu Schweidnitz.