Fahrt mit dem Zug von Hirschberg nach Landeshut

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quellen:
-
Heimatbuch des Kreises Landeshut in Schlesien, hrg. von E. Kunick, Landeshut 1929
- Schlesischer Gebirgsbote

Liebe Leserinnen und Leser, heute lade ich Sie zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Denken Sie an Ihre Kindheit, denken Sie an Ihre Jugend. Genießen Sie die Schönheiten des Riesengebirges, der Städte und besonders der kleinen Dörfer. Unternehmen Sie mit mir eine Reise mit dem "Schmiede-berger" von Hirschberg nach Landeshut.

Das Riesengebirge mit seiner höchsten Erhebung, der Schneekoppe, war im 19. und 20. Jahrhundert zu einer Oase der Sommer- und Wintererholung geworden. Für die Bewohner Berlins, Dresdens, Leipzigs, Stettins und Breslaus war es das am nächsten gelegene, das am leichtesten zugängliche und fremdenverkehrsmäßig am besten bewirtschaftete höhere Gebirge. Es zogen also regelrechte Pilgerscharen aller Altersgruppen und sozialer Herkunft hierher. Die einzigartige Schönheit des Riesengebirges begeisterte auch viele berühmte Maler, vor allem aber Caspar David Friedrich.

Der Ausbau des Eisenbahnnetzes im Kreis Landeshut ist, man mag es kaum glauben, auf die Initiative des Generalfeldmarschalls Graf von Moltke zurückzuführen. Bereits im Jahr 1843 war die Bahnverbindung Breslau - Freiburg fertiggestellt und 1867 bis Waldenburg verlängert worden. Die Strecke zwischen Hirschberg und Schmiedeberg wurde am 15.05.1882 durch die Preußische Staatsbahn eröffnet. Landeshut strebte aber bereits seit 1855 den Anschluss nach Breslau und die Weiterführung bis Hirschberg, möglichst über Schmiedeberg bis Görlitz und damit nach Berlin an. Aber alle Bemühungen waren zunächst vergeblich. Erst 1900 wurde mit den Vorarbeiten für die Fortführung der Eisenbahnlinie Hirschberg - Schmiedeberg über den Paß nach Landeshut begonnen und die Bahnstrecke wurde in 5jähriger Bauzeit fertiggestellt. Um den enormen Höhenunterschied bis zur Paßhöhe zu überwinden, war bei Schmiedeberg eine sehr gewundene Trassenführung mit Dämmen und Einschnitten erforderlich, damit die notwendige künstliche Längenentwicklung erzielt werden konnte. Die feierliche Eröffnung fand am 04.06.1905 statt. Nachdem die Bahn in den ersten Jahrzehnten mit Dampflokomotiven betrieben wurde, konnte am 19.12.1932 der elektrische Zugbetrieb aufgenommen werden. Dieser wurde am 08.07.1945 eingestellt und die elektrischen Leitungen wurden als Reparationsleistung für die Sowjetunion demontiert. Die polnische Staatsbahn betrieb die Gesamtstrecke noch bis zum Jahr 1986. Güterverkehr gab es danach noch auf den Strecken zwischen Hirschberg und Schmiedeberg sowie Landeshut und Dittersbach städt. Mittlerweile ist die Gesamtstrecke jedoch stillgelegt.

Nun wollen wir aber unsere nostalgische Reise in das 40 km entfernte Landeshut antreten. Die Kosten für die Rückfahrkarte in der 3. Klasse betragen 2,20 RM.

Dieses Bild stellte Herr Thomas Kunze aus Dresden zur Verfügung.

Diese Karte stellte Herr Thomas Kunze aus Dresden zur Verfügung.

Ausgangspunkt ist Hirschberg. Bürgerhäuser des Barock und Rokoko schmücken den Marktplatz und sind durch einen malerischen Laubengang miteinander verbunden. Hirschberg gehört zu den sechs Städten Schlesiens, denen nach der Altranstädter Konvention 1709 die Erlaubnis erteilt wurde, eine Gnadenkirche zu errichten. Sie wurde nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinen-kirche erbaut. Entlang der Friedhofsmauer, die die Kirche in weitem Halbkreis umschließt, befindet sich eine Reihe barocker Gruftkapellen mit reichem Bildwerk und kunstvollen, schmiedeeisernen Gittertüren. Die Hirschberger Schleierherren fanden hier ihre letzte Ruhestätte.

Der Hirschberger Markt mit Marktlauben.

Das Rathaus mit Marktlauben

Der Warmbrunner Platz

Die Gnadenkirche

Gnadenkirche - Blick zum Altar
(Aufnahme: vor dem Krieg)

Gnadenkirche - Blick zum Altar
(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2016)

Gnadenkirche - Blick zum Altar
(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2016)

Gnadenkirche 
(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2016)

Gnadenkirche - Die Kanzel
(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2016)

Die Gruftkapellen

Eine Gruftkapelle

Die Gruftkapellen
(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2016)

Die Gruftkapellen
(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2016)

Wir begeben uns zum Hirschberger Bahnhof (siehe folgendes Bild) und besteigen dort den Zug Richtung Landeshut

Wir fahren über das imposante Boberviadukt.

Von Hirschberg aus fahren wir zunächst in südöstlicher Richtung zwei Kilometer im schönen Bobertal aufwärts und gelangen dann in das liebliche Lomnitztal. Wir genießen die herrliche Aussicht und den Blick auf das Gebirge, saftige, grüne Wiesen, durchzogen von kleinen Bächlein. Unwillkürlich denken wir an unser Heimatlied:
                                                         Blaue Berge, grüne Täler,
                                                         mittendrin ein Häuschen klein.
                                                         Herrlich ist dies Stückchen Erde,
                                                         und ich bin ja dort daheim.

Zunächst erreichen wir Nieder-Lomnitz und nach weiteren zwei Kilometern Lomnitz (349 m). In diesem kleinen Ort befindet sich das wunderschöne Schloss Lomnitz, dessen letzter Besitzer Carl Gustav Ernst von Küster war, ein preußischer Gesandter am sizilianischen Hof. Der Palast ist von einem 9 ha großen Park umgeben und liegt an einer Böschung oberhalb des Bober. Der preußische Gartenbaudirektor Peter Joseph Lenne war bei der Anlage des Parks beratend tätig.

Blick auf Nieder-Lomnitz

Blick auf Lomnitz und Mittel-Lomnitz

Schloss Lomnitz

Von rechts: Witwenschloss und das große Schloss

Wir verlassen Lomnitz und fahren weiter nach Zillerthal-Erdmannsdorf (391 m). Die beiden zusammenhängenden Dörfer liegen im Vorland des Riesengebirges. Der Bahnhof befindet sich in Zillerthal, das durch den Namen und die Bauart der Häuser an die 1837 erfolgte Ansiedlung von 416 evangelischen Tirolern aus Mayrhofen erinnert. Ebenso wie Lomnitz verfügt auch Erdmannsdorf über ein stattliches Schloss. 1832 erwarb König Friedrich Wilhelm III. von Preußen das Gut und ließ das zugehörige Herrenhaus durch Karl Friedrich Schinkel im Stil eines englischen Landschlosses umbauen. Im Ortsteil Erdmannsdorf besuchen wir den Gasthof "Zur Buche" und werden von der in Reußendorf geborenen Wirtin Emilie Kretschmer, geb. Röhricht, freudig begrüßt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Paul Kretschmer führt sie diesen Gasthof. Besonders freut sie sich stets über Gäste aus ihrem Heimatort.

Der Bahnhof in Zillerthal-Erdmannsdorf

Ein Tirolerhaus

Gasthaus "Zur Buche"

Schloss Erdmannsdorf

Schloss Erdmannsdorf

Die Reise führt uns von Zillerthal südöstlich weiter an den Kolonien Pfaffengrund und Gansberg vorbei in den kleinen Ort Quirl. Auch hier ist eine Haltestation.

Blick auf Quirl

Blick auf Quirl

Von Quirl aus erreichen wir nach wenigen Minuten Schmiedeberg (442 m), direkt am Fuße des Riesengebirges gelegen. Die Schneekoppe, "Die aale Gake", begrüßt uns bereits aus der Ferne. Der Anblick ist atemberaubend und wir denken an das Gedicht von Prof. Dr. Hans Zuchhold (Dichter, Schriftsteller und Oberstudiendirektor, zuletzt wohnhaft in Haselbach):
                                                                   Entwölktes Gebirge
                                                                 
  Wie von zauberischen Händen
                                                                   ist der Vorhang aufgetan,
                                                                   und aus dunklen Wolkenwänden
                                                                   wölbt sich des Gebirges Plan.

                                                                   Während in der Tageshelle
                                                                   jedes Räuchlein rasch verfliegt,
                                                                   hat sich, wie in sanfter Welle,
                                                                   Berg zu Berg ins Licht gewiegt.

                                                                   Auch die Koppe hebt die blanken
                                                                   Schultern aus dem grauen Flor,
                                                                   aus den Wogen, die versanken,
                                                                   steigt sie wie ein Turm empor.

                                                                   Und sie wendet die befreite
                                                                   Stirn zum Dom des Himmels hin,
                                                                   eine Siegerin im Streite,
                                                                   leuchtend, uns´re Königin.

Schmiedeberg, diese 1369 erstmalig urkundlich erwähnte Bergbau- und Industriestadt gliedert sich in Nieder-, Ober- und Mittel-Schmiedeberg. Der untere Stadtteil enthält viele hübsche, zum Teil in Gärten liegende Rokokohäuser, die an Reichtum und Blüte des Ortes durch den Leinwandhandel erinnern. An der Ecke Bahnhof- und Hauptstraße befindet sich das barocke Treutlerhaus, in dem Friedrich der Große im Jahr 1781 wohnte. Schmiedeberg erstreckt sich 7,5 km im Eglitztal hinauf bis zum Paßkretscham (727 m).

Blick auf Schmiedeberg mit Schneekoppe und Riesengebirgskamm

Das Rathaus in Schmiedeberg

Hotel "Zum Preußischen Hof" in Schmiedeberg

Das höchst gelegene Haus in Schmiedeberg "Der Paßkretscham" 

Der erste festlich geschmückte Zug fährt am 4. Juni 1905 von Schmiedeberg nach Landeshut.

Die nächsten Haltestellen sind Wagnerberg (475 m), Schmiedeberg-Bornhöhe und Mittel-Schmiedeberg (510 m). Über das imposante Eglitzviadukt gelangen wir nun in großen Kehren zum Landeshuter Kamm und erreichen Ober-Schmiedeberg (612 m). An der Bergbaugrube "Berg-freiheit" und der "Victoriahöhe" vorbei fahren wir weiter bergauf und passieren unterhalb des Schmiedeberger Passes den 1.025 m langen Tunnel, der den Landeshuter Kamm durchstößt.

Das Eglitzviadukt

Ober-Schmiedeberg, im Hintergrund der Gasthof "Zum Stollen"

Die Victoriahöhe bei Ober-Schmiedeberg

Die Victoriahöhe bei Ober-Schmiedeberg

Der Tunnel unterhalb des Schmiedeberger Passes

Der Tunnel unterhalb des Schmiedeberger Passes - heute

Jetzt haben wir unser nächstes Reiseziel erreicht, Dittersbach städt. (640), die höchst gelegene Bahnhstation dieser Bahnlinie. Der Zusatz "städtisch" deutet auf die ehemalige Zugehörigkeit zur Stadt Schmiedeberg hin. Von hier aus führt der bequemste Aufstieg zu den Grenzbauden und weiter zur Schneekoppe. Dittersbach ist von hohen bewaldeten Bergen umgeben, die dem Feriengast herrliche Wanderungen mit einzigartigen Ausblicken ermöglichen: Glasberg, Dürrberg, Plissenkoppe, Büttnerberg und Saalhügel. Als Gast- und Logierhäuser beliebt sind das Gasthaus "Zur Riesengebirgsbahn" (früher Gerichtskretscham), der an der Schmiedeberger Paßstraße am Wald gelegene Gasthof "Zum Raben" und die Schillerbaude auf dem Schmiedeberger Paß.

Blick auf Dittersbach städt.

Blick auf Dittersbach städt.

Dittersbach städt. - Der Bahnhof

Gasthof "Zur Riesengebirgsbahn"

Gasthof "Zum Raben"

Die Schillerbaude

Wir setzen nun unsere Reise fort. Die Bahnstrecke senkt sich südöstlich etwas talabwärts und führt in einer Schleife im Schweinlichtal durch das Dorf Haselbach am Gerichtskretscham vorbei zum Bahnhof (560 m). Das anmutige Haselbach, bestehend aus Nieder-Haselbach und Ober-Haselbach, zieht sich zwischen bewaldeten Berghängen hin. In der Nähe befinden sich der Vogelberg und der Wolfberg. Der kegelförmige Vogelberg bietet einen prächtigen Überblick über das Haselbach-Dittersbacher Tal. Der Ortsteil Ober-Haselbach liegt besonders schön, da er sich an dem sanft ansteigenden Kamm bis dicht an den Wald hinaufzieht. Er ist auch der günstigste Ausgangsort für den Aufstieg zu den Friesensteinen, der höchsten Erhebung im Landeshuter Kamm (940 m). Dies sind mächtige, seltsam geformte Granitmasssen, die wie aufgemauert auf dem Bergrücken emporsteigen und drei große "Opferkessel" aufweisen. Der Scheitel der höchsten Felskuppe bietet eine Aussicht, die zu den prächtigsten des ganzen Riesengebirges zählt.

Einzigartig schön ist der Ausblick auf die malerische Hügellandschaft des Landeshuter Kreises und auf das Glatzer- und Waldenburger Gebirge. Nach einer Überlieferung stammt der Name "Friesensteine" von einer Familie, "von Friese", der einst ein Teil dieses Bergwaldes gehörte. Charakteristisch für das Haselbacher Ortsbild sind die einzigartigen Fachwerkbauten. Nicht nur sehr viele Bauernhäuser, auch das evangelische und das katholische Pfarrhaus weisen Fachwerk-muster auf. Für die Unterkunft und die Bewirtung der Feriengäste sind der Gerichtskretscham und das Gasthaus "Goldener Frieden" vorzüglich geeignet.

Blick auf Haselbach

Blick auf Haselbach

Der Zug fährt durch den Ort und erreicht bald den Bahnhof.

Links: die katholische Kirche und rechts die evangelische Kirche.

Haselbach - Der Bahnhof

Das katholische Pfarrhaus

Das evangelische Pfarrhaus

Ein Bauernhaus in Haselbach im Fachwerkstil

Ein Wohnhaus in Haselbach im Fachwerkstil

Haselbach - Der Gerichtskretscham

Haselbach - Gasthof "Goldener Frieden"

Friesensteine und Friesensteinbaude

Die Friesensteine
(Stahlstich von Ludwig Richter)

Die nächste Station unserer Bahnreise ist Pfaffendorf (550 m). Zu beiden Seiten des Schwein-lichbaches liegt dieser reizende Riesengebirgsort mit den eingemeindeten Ortschaften Eventhal und Moritzfelde. Der Ort ist im Norden umgeben vom dicht bewaldeten Wolfberg und Laubberg sowie südlich vom Zipfelberg, Mühlberg und Zinnseifen. Vom Zipfelberg genießt der Wanderer einen prächtigen Rundblick. Auch Gelegenheiten zu Spaziergängen sind reichlich vorhanden. Um den Mühlberg herum unter düsteren hundertjährigen Tannen führt in 20 Minuten ein bequemer Weg durch das Höllental nach Neu-Weißbach, welches vom großen Verkehr abgeschlossen zwischen Wiesen und Getreidefeldern eingebettet liegt. Durch Eventhal gelangt der Wanderer in das liebliche Laubtal. Am Waldrand laden zahlreiche Bänke zum Niedersitzen und Ausruhen ein, so dass wir an die ersten Zeilen eines Gedichtes von Joseph von Eichendorff denken:
                                                               O Täler weit, o Höhen,
                                                                o schöner, grüner Wald,
                                                                du meiner Lust und Wehen
                                                                andächtiger Aufenthalt.

Auf die Feriengäste freuen sich folgende Gast- und Logierhäuser:
Im Oberdorf:                              Der Gerichtskretscham
Im Mitteldorf:                             Das Hotel "Graf Moltke"
In Eventhal:                                Gasthof "Zur Linde"
Gutsbezirk Pfaffendorf:            Die Brauerei

Wie in etlichen anderen Orten des Riesengebirges ließ sich der Adel auch in diesem beschaulichen Ort Pfaffendorf ein Schloss errichten. Es befindet sich in einer herrlichen Parkanlage. Bis zu ihrem Tod, im Jahr 1917, lebte Frau von Heinen mit ihrem Personal in diesem Schloss. Da keine leiblichen Erben vorhanden waren, wurde das Gut ein "Stiftsgut", in welchem unverheiratete Damen des schlesischen Adels Aufnahme fanden. Frau von Heinen ist es übrigens zu verdanken, dass sowohl Haselbach als auch Pfaffendorf über eigene Bahnhöfe verfügen. Als mit den Planungen der Bahnstrecke Landeshut - Schmiedeberg - Hirschberg begonnen wurde, sollten die beiden Orte ursprünglich einen gemeinsamen Bahnhof erhalten. Dies entsprach aber nicht den Vorstellungen der Frau von Heinen, da sie den Bahnhof unbedingt in der Nähe ihres Pfaffendorfer Gutes haben wollte. Aus diesem Grunde stiftete sie das Gelände, auf dem dann später der Pfaffendorfer Bahnhof errichtet wurde.

Der Bahnhof in Pfaffendorf

Blick auf Pfaffendorf

Blick auf Pfaffendorf mit Gerichtskretscham ganz links im Bild

Das Hotel "Graf Moltke"

Pfaffendorf-Eventhal  - Gasthof "Zur Linde"

Gutsbezirk: Gast- und Logierhaus "Zur Brauerei"

Das Schloss - Vorderseite

Das Schloss - Rückseite

An Eventhal-Moritzfelde fahren wir nun vorbei und begeben uns zur vorletzten Station unserer Zugreise nach Schreibendorf (500 m). Diese beliebte Sommerfrische im Absbachtal, bestehend aus Ober-, Nieder- und Antheil-Schreibendorf, liegt herrlich in den Bergen eingebettet. Die waldigen Höhen des Lausch- und Wiedemutberges auf der einen Seite und des Galgen- und Mühlberges auf der anderen Seite überragen den Ort um rund 200 Meter. Fast am Waldesrand erhebt sich die schmucke Ortskirche. Schöne Wanderwege führen zum Spitzstein und zum Scharlach. Durch das ganze Dorf fließt die von den Friesensteinen herabkommende Abs, die "schnelle Abbe". Eine besondere Attraktion in Schreibendorf ist die Drahtseilbahn, die zu den Marmorbrüchen in Rothenzechau führt. Sie wurde von dem Bergwerksbesitzer und Generaldirektor der Schlesischen Landesbank Dr. Johannes Dobermann gebaut. Für die Bewirtung der Sommer-frischler sorgen das Gasthaus "Zur Brauerei" mit seinem schönen, schattigen und in der ganzen Umgebung bekannten Garten, die Gerichtskretschame sowie das Gasthaus "Drei Linden". Auch in Schreibendorf befindet sich ein Herrenhaus inmitten einer schönen Gartenanlage, dessen letzter Besitzer Dr. Eckhard von Schack war. Davor gehörte das Rittergut Schreibendorf Frau von Heinen, die ihren Wohnsitz bis zu ihrem Tod im Pfaffendorfer Schloss hatte.

Blick auf Schreibendorf

Blick auf Schreibendorf

Familienausflug nach Schreibendorf

Der Gerichtskretscham in Antheil-Schreibendorf

Der Gerichtskretscham in Schreibendorf

Gasthof "Drei Linden"

Gasthof "Zur Brauerei"

Gasthof ""Zur Brauerei" - Gesellschaftsgarten

Das Schloss

Im Schlosspark am Brunnen

Unsere nostalgische Reise nähert sich jetzt langsam ihrem Ende. Wir verlassen Schreibendorf und erblicken während der Weiterfahrt Reußendorf am Fuße des Scharlachberges. Leider erhielt dieser Riesengebirgsort damals keine eigene Bahnstation, so dass wir nicht aussteigen können. Wie verträumt liegt er dort, der Heimatort meiner Vorfahren, beschützt vom guten, alten "Schorlich". An Leppersdorf fahren wir nun vorbei und erreichen unsere Endstation Landeshut (442 m), die Kreisstadt am Zusammenfluss von Bober und Zieder. Schöne alte Patrizierhäuser schmücken den Marktplatz. Ebenso wie Hirschberg erhielt auch Landeshut 1709 die Erlaubnis, eine Gnadenkirche errichten zu dürfen. Der berühmteste Sohn dieser Stadt ist Carl-Gotthard Langhans, der Erbauer des Brandenburger Tores in Berlin. 

Über die Entstehung des Ortsnamens Landeshut gibt es folgend Sage: Als Bolko I. die Burg und 1292 die deutsche Stadt Landeshut gegründet hatte, fehlte der neuen Stadt der Name. Vor seiner Abreise besichtigte Bolko noch einmal die Burg; da traten die Ratsherren an ihn heran und baten um einen Namen für ihre Stadt. Bolko soll sich darauf der Burg zugewendet haben, indem er seinen Hut schwang und ausrief:
                                                          "Von dieser meiner Burg und Hut
                                                          heißt diese Stadt die Landeshut."

Unternehmen wir zum Abschluss dieser Reise noch einen gemeinsamen Rundgang durch die Stadt, wie ihn ein alter Reiseführer aus dem Jahr 1907 empfiehlt:
"Vom Hauptbahnhof führt die Bahnhofstraße zwischen großen Webereien (links Rinkel, rechts Hamburger) über den Bober. Die geradeaus vom Kirchberg mit Kriregerdenkmal überragte Bismarckstraße (Geschäftshaus von Brodkorb & Drescher), Leinen- und Gebildhandweberei) bleibt rechts liegen. Wir wenden uns zur inneren Stadt und haben links die Königliche Seehandlungs-Spinnerei, rechts die städtische Gasanstalt. Wenn die enge Straße passiert ist, stehen wir vor dem hübschesten Teile Landeshuts. Vor uns liegt das Rathaus, links davon das katholische Pfarrhaus und weiter die katholische Stadtkirche. Wir gehen die Wallstraße weiter, sehen links Post- und Reichsbank, rechts das Amtsgericht, ein schönes Privathaus, und weiter das Kreishaus. Bei diesem nach rechts durch die Kirchstraße nach dem evangelischen Kirchplatz. Links Realgymnasium, rechts die Kirche selbst. Auf einem Wege außerhalb des Kirchhofs, vorbei an dem zur Wohnung des Realgymnasialdirektors umgebauten interessanten Schwarzwälderhaus steigen wir auf den Kirchberg durch schöne, vom Verschönerungsverein geschaffene Anlagen zum Kriegerdenkmal 1870/71 und zugleich der historischen Stätte des Kampfes vom 23. Juni 1760 empor. Altes Denkmal (Preußens Thermopylen), schöne Aussicht. Von oben herab zieht sich die städtische Rodelbahn. Das Denkmal an der Mauer des Kirchhofes ist zu Ehren der 1866 bei Trautenau verwundeten und in Landeshut gestorbenen Krieger gesetzt. Nun auf einem den alten und neuen Teil des Kirchhofes trennenden Wege hinab auf ein großes rotes Gebäude, die städt. Volksschule, innerhalb hübscher Anlagen zu, geradeaus das Methner`sche Haus mit Gedenktafel, rechts der große Gebäude-komplex der vom Beamten-Wohnungs-Verein errichteten Häuser. Nun wieder auf die Kirchstraße, die Wallstraße überschreitend, durch eine enge Gasse auf die Böhmische Straße (Anm.: später Langhansstraße) und nach dem Markt mit bemerkenswerten alten Patrizierhäusern und einem Denkmale des Grafen Eberhard zu Stolberg. Die Kornstraße bringt uns an das Niedertor. Wer noch etwa 15 Minuten Zeit hat, geht über die Ziederbrücke und links auf den Burgberg mit Restauration und schöner Aussicht. Nun zurück rechts in die Wallstraße und durch die Mühlgrabenpromenade mit mächtigen uralten Pappeln (links die Stadtbrauerei mit Garten) am Garten der Seehandlungs-Spinnerei vorbei zum Rathausplatz zurück."

Der Zug fährt in den Landeshuter Bahnhof ein.

Landeshut - Das Rathaus

Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul

Evangelische Gnadenkirche

Liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, Ihnen hat unsere gemeinsame Reise in die Vergangenheit gefallen. In die Heimat der blauen Berge und grünen Täler. dort, wo mittendrin ein kleines Häuschen steht.