Tschöpsdorf (Szczepanów)
(Verfasser: Hella Tegeler)
Tschöpsdorf liegt im Rehorngebirge zu beiden Seiten des Kühbaches, am Hang des Ziegenrückens. Nachbarorte sind Hartau städt. und Liebau im Nordosten, Kunzendorf im Südwesten, Oppau im Westen und Michelsdorf und Hermsdorf städt. im Nordwesten. Im Norden liegt die bekannte Bobertalsperre.
Das Gebiet um Tschöpsdorf gehörte zunächst zu Böhmen und gelangte im 13. jahrhundert an Herzog Bolko I. Die Gründung des Ortes, der zunächst als "Czepansdorf" bezeichnet wurde, erfolgte ca. Anfang des 14. Jahrhunderts. Zusammen mit dem Herzogtum Schweidnitz gelangte es 1368 wieder an die Krone Böhmen. Bis 1378 gehörte es der Adelsfamilie Seidlitz, zuletzt als Witwengut der Marita von Seidlitz. In diesem Jahr verkauften Maritas Söhne Hans Schonevogel und Kuncze Hudner das Dorf Tschöpsdorf zusammen mit Oppau, Buchwald und Kunzendorf mit allen Besitztümern und Rechten dem Kloster Grüssau. Zur Bestreitung der Türkensteuer mussten 1558 Tschöpsdorf mit Oppau, Kunzendorf und Buchwald verpfändet werden. Während der Verpfändungsperiode entwickelte sich in diesen Dörfern das Luthertum. Nach der Rückkehr zum Kloster erfolgte die Rekatholisierung der Bevölkerung.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Tschöpsdorf 1742 zusammen mit Schlesien an Preußen. 1810 wurde das Klostergut säkularisiert. Nach der Neugliederung Preußens 1815 gehörte Tschöpsdorf zur Provinz Schlesien und war ab 1816 dem Landkreis Landeshut eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Es bildete eine eigene Landgemeinde und gehörte seit 1874 zum Amtsbezirk Oppau.
Die weitaus überwiegende Mehrheit der Bevölkerung war katholisch. 1925 zählte das Dorf 256 Einwohner (davon 39 evangelisch) und 1939 = 216. Die katholischen Einwohner gehörten zum Kirchspiel Oppau und für die evangelischen Bewohner war Liebau zuständig. Im Ort befand sich eine katholische Schule. Heute gehört Tschöpsdorf zur Landgemeinde Lubawka (Liebau).
Quellen:
- Anhang aus dem Adressbuch von 1911 des Kreises Landeshut
- Knie, J. G.: Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preuß. Provinz Schlesien, 1845
- Pohlendt, Heinz: Die Landeshuter Passlandschaften, Priebatschs Buchhandlung Breslau 1938
- Wikipedia, die freie Enzyklopädie
- Zimmermann, Friedrich Albert: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 5. Band, 1785
Unteres Bild links: die Schule, rechts: Haus Nr. 36 - Handelsmann
Fritz Wolf
(Bild aus der Sammlung von Ursula und Josef Chec)
Haus Nr. 36 - Handelsmann Fritz Wolf
Die Schule:
Nach Knie`s Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preußischen Provinz Schlesien aus dem Jahre 1845 verfügte der Ort über eine katholische Schule. Für die Unterrichtung der Schüler war bis zu diesem Zeitpunkt der Buchwalder Lehrer zuständig. Tschöpsdorf sollte aber laut Knie bald einen eigenen Lehrer erhalten. Dies geschah im Jahr 1853. Der bisherige Hilfslehrer in Trautliebersdorf wurde zum katholischen Schullehrer in Tschöpsdorf ernannt.
In den Adressbüchern der Jahre 1911, 1925 und 1938 werden in diesen Zeiträumen folgende Lehrer genannt:
- 1911 = Paul Werner
- 1925 = Heinrich Otto
- 1938 = Albis Weist
Auszug aus dem Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Liegnitz, 1853
Die katholische Schule (Aufnahme: vor dem Krieg)
Die frühere katholische Schule im Jahre 2006
Die frühere Schule katholische Schule im Jahre 2010
Die Scholtisei:
Quelle:
- Taube, Tilmann: Die bäuerliche Führungsschicht im Grüssauer Klosterland von ca. 1550 bis 1750, Selbstverlag 2003
Die Besitzerfolge der Scholtisei stellt sich wie folgt dar:
I. Generation: Valentin Paull * err. 1492, zu Oppau geboren und aufgewachsen, auch längere Zeit in Kunzendorf gewohnt, bezeichnet als
"gewesener Scholze zu Tschepißdorff"
II. Generation: Georg Hübner * err. ca. 1522, zeitweise wohnhaft in Kunzendorf, Belehnung mit
der Scholtisei Tschöpsdorf 1564
III. Generation: Matthes Hübner Erb- und Gerichtsscholz (EuGS) 1595 (* grob 1550)
IV. Generation. Michel Hübner EuGS um 1620/30 (* grob 1585)
V. Generation: Georg Flegel EuGS seit ca. 1640/50 (* grob 1600/10, + vor 1678)
VI. Generation: Caspar Flegel EuGS (*grob 1640, + 17.01.1710)
VII. Generation: Hans Caspar Flegel EuGS ab ca. 1710 (* ca. 1675)
Nach einer Anzeige in der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge", Heft Nr. 36/1854 war Herr Fichtner in diesem Jahr Scholtiseibesitzer.
Die Reste der ehemaligen Scholtisei - Haus Nr. 1
Nach den Adressbüchern der Jahre 1911, 1925 und 1938 waren
Adolf Weiß und danach Josef Weiß Scholtiseibesitzer.
(Bild von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 1999)
Das Vorwerk:
Quelle:
- Taube, Tilmann: Die bäuerliche Führungsschicht im Grüssauer Klosterland von ca. 1550 bis 1750, Selbstverlag 2003
Die Besitzerfolge stellt sich wie folgt dar:
I. Generation: Hans Schmiedt 1595 Vorwerksmann in Tschöpsdorf (2 Hufen)
II. Generation: N. N. (kein Name genannt im Urbar von ca. 1620)
III. Generation: Georg Heintze 1676 Vorwerksmann bis ca. 1690
Zu dieser Zeit hat das Vorwerk eine Größe von 1 Hufe und 6 Ruthen.
IV. Generation. Heinrich Heintze ab ca. 1690 Vorwerksmann
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 17/1870.
Haus Nr. 49
(Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 32/1867.
Gewerbetreibende in Tschöpsdorf
Auszug aus dem Amtlichen Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe des Jahres 1927.
Die Zollhäuser (Aufnahme: 2010)
Die Kapelle:
In Tschöpsdorf gibt es nur wenige Denkmäler, die aus früher Zeit erhalten geblieben sind. Hierzu gehört auch die aus der Zisterzienserzeit stammende Hauskapelle, die man von der Straße am Dorfrand aus sehen kann. Sie befindet sich inmitten eines Dickichts aus Bäumen und Büschen. Aus den Karten der Vorkriegszeit geht jedoch hervor, dass sie sich einst fast im Zentrum des Dorfes befand, in unmittelbarer Nähe der Straße. Heute gibt es diese Straße jedoch nicht mehr, aber einige der Gebäude, die einst entlang der Straße standen, sind noch erhalten, wie z. B. diese Kapelle.
Quelle:
Gabrowski, Marian in: Zeitschrift "Na Szlaku", Heft Nr. 10/2022
Die Kapelle
(Bild von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 1999)
Die Kapelle
(Bild von Herrn Marian Gabrowski - Aufnahme: 2022)
Wegekreuz
(Bild von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 1999)
Gefallene des 1. Weltkrieges:
Aus den Verlustlisten (VL) der Gefallenen des 1. Weltkrieges ergeben sich für Tschöpsdorf folgende Namen:
- Flegel Robert * 19.05. ? + 08.09.1914 VL vom 28.08.1918 - Seite 25880
- Hübner Georg VL vom 05.05.1916 - Seite 12327
- Kleinwechter Adolf * 23.03.1895 + 07.10.1918 VL vom 27.02.1919 - Seite 29382
- Kleinwechter Josef VL vom 26.10.1916 - Seite 15810
- Müller Albrecht VL vom 28.11.1916 - Seite 16545
- Spitzer Reinhold * 19.10. ? + infolge VL vom 15.12.1917 - Seite 22095
Krankheit
Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
In der Zeitschrift "Na Szlaku", Heft Nr. 10/2022, veröffentlichte Herr Marian Gabrowski u. a. einen Artikel über das Kriegerdenkmal in Tschöpsdorf, das sich heute auf einem Privatgrundstück befindet. Nachfolgend einige Auszüge: "Das Denkmal hat die Form einer Stele, d. h. einer senkrecht stehenden Steinplatte mit einer Inschrift. Seine Breite beträgt 105 cm an der Basis und 85 cm an der Spitze, während seine Dicke 50 bzw. 25 beträgt. Wie ein ähnliches Denkmal im nahe gelegenen Lindenau wurde auch das Denkmal in Tschöpsdorf wahrscheinlich in den Nachkriegsjahren umgestürzt. Es ist bis heute unbeschädigt erhalten geblieben.
Der obere Teil des Denkmals zeigt zwei gekreuzte Zweige mit Eichenlaub, die ein rundes Medaillon mit einem Eisenkreuz umgeben. An den Seiten sind die Daten 1914 und 1918 eingraviert, darunter die folgende Inschrift:
Es starben den Heldentod
fürs Vaterland
aus der Gemeinde Tschöpsdorf
Offizierstellvertreter
Paul Werner
gefl. 7.10.1916 Frankr.
Ersatz Reservist
Georg Hübner
gefl. 17.3.1916 Frankr.
Wehrmann
Heinrich Niepel
gefl. 28.9.1918 Flandern
Dragoner
Adolf Kleinwächter
gefl. (???)
Jäger
Robert Lahmer
gefl. 17.10.1917 Frankr.
Wehrmann
Josef Bauer
gest. 27.12.1914 Laz. Münsterberg
Rest des Kriegerdenkmals
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)
Rest des Kriegerdenkmals
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)
Rest des Kriegerdenkmals
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)
Der Pfeil zeigt den Standort des Kriegerdenkmals
(Bild von Herrn Maria Gabrowski)