Liebau (Lubawka)

(Verfasser: Hella Tegeler)

Die Grenzstadt Liebau, am Bober und an der Schwarzbach gelegen, liegt 9 Kilometer südlich von Landeshut zwischen dem Riesengebirge, dem Rabengebirge und dem Waldenburger Bergland. Südlich der Stadt befindet sich der 516 m hoch gelegene Gebirgspass "Liebauer Tor", der durch seine Verbindung von Schlesien nach Böhmen seit frühester Zeit von Bedeutung war, da über ihn ein Handelsweg von Nord- nach Südeuropa führte. Die Grenze zu Tschechien ist 3 Kilometer südlich entfernt. Für Wanderer ist Liebau ein beliebter Ausgangspunkt in die Adersbach-Weckelsdorfer-Felsenstadt.

1292 gründete Bolko I das Grüssauer Zisterzienserkloster, dem er umfangreiche Ländereien zuwies sowie neben einer für 1284 belegten Siedlung die "neue Stadt Liebau" ("nova civitas Lubavia"), die dem Kloster als ein wirtschaftlicher Mittelpunkt diente. Die Stadt war unbefestigt und rechtlich den anderen herzöglichen Städten gleichgestellt. Über den langgestreckten Markt verlief die Straße vom böhmischen Trautenau nach dem schlesischen Landeshut. Für 1293 ist ein Landvogt nachgewiesen. 1360 lagen die Vogteirechte beim Kloster Grüssau, das bis zur Säkularisation 1810 im Besitz von Liebau blieb.

Nach dem Tod des Herzogs Bolko II. wurde Liebau zusammen mit dem Herzogtum Schweidnitz-Jauer als ein Erblehen der Krone Böhmen einverleibt. In den Hussitenkriegen wurde die Stadt zwischen 1425 und 1431 mehrmals zerstört. 1526 kam Schlesien und damit auch Liebau in den Herrschaftsbereich der Habsburger. In dieser Zeit entwickelte sich die Textilindustrie. Die Weber der Stiftsdörfer waren verpflichtet, ihre Produkte auf dem Liebauer Wochen- und Leinenmarkt zu verkaufen. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochen. Zum erneuten wirtschaftlichen Aufschwung kam es im 18. Jahrhundert, obwohl am 11. Oktober 1734 die gesamte Stadt abbrannte und es 1736 sowie 1737 zu schweren Überschwemmungen kam.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Liebau zusammen mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Durch die Zunahme der Handwerksbetriebe, sowie der Tuch- und Strumpf-manufakturen florierte der Handel. Für das Jahr 1784 sind in Liebau 101 Leinenweber belegt. Deren unsoziale Arbeitsbedingungen führten 1793 zu Weberunruhen. Nach der Neugliederung Preußens gehörte die Stadtgemeinde Liebau seit 1815 zur Provinz Schlesien und war 1816 - 1945 dem Landkreis Landeshut eingegliedert. 1848 vernichtete ein Feuer den Großteil der Stadt. 1857 wurde eine mechanische Weberei in Betrieb genommen, der vier weitere folgten. Mit Eröffnung der Bahnstrecke Ruhbank-Liebau 1869 erhielt die Stadt Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Strecke wurde 1875 durch die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn grenzüberschreitend nach Josefstadt in Böhmen verlängert. 1873 erfolgte die Inbetriebnahme einer Glashütte. Die wirtschaftliche Krise nach dem Ersten Weltkrieg konnte zum Teil durch den steigenden Fremdenverkehr ausgeglichen werden. 1939 wurden 5.702 Einwohner gezählt.

1961 betrug die Zahl der Einwohner 6.481. 1975 bis 1998 gehörte Lubawka (Liebau) zur Woiwodschaft Jelenia Góra (Hirschberg). Die Bahnstrecke wurde 2004 stillgelegt, das repäsentative klassizistische Bahnhofsgebäude, das die Bedeutung des früheren Grenzbahnhofs Liebau zum Ausdruck brachte, verfiel nach einem Brand zur Ruine. Heute ist Liebau Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde und hat über 6.000 Einwohner.

Im Rahmen einer Verwaltungsreform wurden am 1. Januar 1936 folgende Orte in die Stadt Liebau eingemeindet:
Dittersbach grüss.
(Jurkowice) liegt an beiden Seiten der Schwarzbach im anmutigen Liebauer Tal, nordwestlich vom Raben- und Überschargebirge. Erstmalig erwähnt wird der Ort 1292 unter dem Namen "Diterichisdorf". Bis 1810 war Dittersbach grüss. im Besitz des Klosters Grüssau. Die Kirchen beider Konfessionen und auch das Standesamt befanden sich in Liebau. An der örtlichen Schule unterrichtete über 32 Jahre lang Wilhelm Patschovsky, der nicht nur ein hervorragender Pädagoge, sondern auch ein ausgezeichneter Kenner der regionalen Geschichte war. In Dittersbach grüss. befand sich u. a. die bekannte Papierfabrik "Feldmühle", die am 27.08.1885 von Dr. Leo Gottstein gegründet worden war. 1925 zählte der Ort 1098 Einwohner, davon waren nur 154 evangelisch.

Ullersdorf (Ulanowice) liegt 2 km von Liebau entfernt an der Liebau-Schömberger Chaussee. Der Ort hat sein Entstehen, wie viele andere Orte im Kreise Landeshut, dem Kloster Grüssau zu verdanken und dürfte ca. 1643 gegründet worden sein. Die damalige Ortsbezeichnung lautete "Ulrichsdorf". Ullersdorf war eine überaus beliebte Sommerfrische. Bereits den Äbten des Grüssauer Klosters diente der Ort als Sommerresidenz. Die katholische Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen wurde 1685 - 1686 als Stiftung des Abtes Bernardus Rosa von Martin Urban errichtet. Unter Abt Dominikus Geyer wurde sie 1723 von Kaspar Jentsch durch einen Neubau ersetzt. Der Hauptaltar mit der Darstellung der 14 Nothelfer ist ein Werk des Bildhauers Georg Schrötter. Abt Petrus Keylich ließ 1791 neben der Wallfahrtskirche ein kleines Sommerschloss für die Grüssauer Äbte erbauen. Nach der Säkularisation übernahm die Königl. Oberförsterei das Anwesen.
Ullersdorf hatte 1925 = 92 Einwohner, davon waren 39 evangelisch.

Quellen:
-
Heimatbuch des Kreises Landeshut i. Schl., hrg. von E. Kunick, Landeshut 1929
- Knie, J. G.: Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preuß. Provinz Schlesien, 1845
- Wikipedia, die freie Enzyklopädie
- Zimmermann, Friedrich Albert: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 5. Band, 1785

Starkes Gewitter im August 1794


(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 20, 8. Stück,

 August 1794, S. 173)

Brandunglück vom 17. November 1800


(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 32, 12. Stück,
Dezember 1800, S. 598)

Der große Stadtbrand vom 17. September 1848

Bericht aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 38/1848.

Der große Stadtbrand vom 17. September 1848

(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 128, 11. Stück, Nov. 1848, S. 435)

Diese Karte stellte Frau Roswitha Rueschkamp zur Verfügung.

(Karte von Herrn Dariusz Radziewski aus Lubawka - Liebau)

(Karte von Herrn Dariusz Radzieski aus Lubawka - Liebau)

Das Stadtwappen,
 zur Verfügung gestellt von Herrn Frantisek Pesek, 
Trutnov (Trautenau)

Die Forelle im Wappen der Stadt Liebau

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote, Heft Nr. 14/15 - 1978


In Dittersbach bei Liebau und in Königshan befanden sich früher drei hintereinanderliegende große Teiche, von denen einer mit Forellen, einer mit Karpfen und der dritte mit Hechten besetzt war. An einem heißen Sommertage entlud sich über der Gegend ein heftiges Gewitter, und ein großer Wolkenbruch ging hernieder. Bald füllte das Wasser die Teiche und zerriss ihre Dämme. Nun stürzten sich die entfesselnden Wassermassen durch Dittersbach auf Liebau zu, so dass Dittersbach und Liebau ganz überschwemmt waren und das Wasser in den Häusern beider Orte mehrere Fuß hoch stand. Als sich die Flut wieder verlaufen hatte, fand man in der Stube eines am Markte stehenden Hauses auf dem Tische eine Forelle. In diesem Hause wurde eine Gastwirtschaft eingerichtet, welche den Namen "Gasthaus zur Forelle" erhielt und heute noch besteht. Das Wappen der Stadt Liebau zeigt daher ein Turmgebäude im Wasser stehend, in welchem eine Forelle schwimmt.

Panorama von Liebau Anfang des 19. Jahrhunderts
(Bild von Herrn Roman Grochalski aus Jelcz-Laskowice / Jeltsch-Laskowitz)

Blick auf Liebau mit dem Rabengebirge im Hintergrund

(Karte von Herrn Roman Grochalski aus Jelcz-Laskowice / Jeltsch-Laskowitz)

Blick auf Liebau

(Karte von Herrn Roman Grochalski aus Jelcz-Laskowice / Jeltsch-Laskowitz)

Die folgende Karte stellte Herr Frantisek Pesek aus Trutnov - Trautenau zu Verfügung.

(Karte von Herrn Dariusz Radziewski aus Lubawka - Liebau)

(Karte von Herrn Roman Grochalski,

 Jelcz-Laskowice / Jeltsch-Laskowitz)

Blick auf Liebau mit dem Heiligen Berg

Luftbildaufnahme von Liebau

Blick auf Liebau

Blick auf Liebau

Blick auf Liebau

Blick auf die Niederstadt

Blick auf die Oberstadt

Blick auf Ullersdorf

Blick auf Dittersbach grüss.

Bürgerbrief für Franz Seliger vom 28. September 1816:

Der Bürgerbrief war ein Dokument, welches in der Zeit zwischen dem Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts von vielen europäischen Städten und Kommunen auf Antrag erteilt wurde, um zugewanderten Bewohnern die Möglichkeit zum Erwerb der vollen bürgerlichen Rechte zu gewähren.

Bürgerbrief für Franz Seliger - Seite I

Bürgerbrief für Franz Seliger - Seite II

Notgeld während der Inflationszeit:

Die folgenden Bilder der Kleingeldersatzmünzen stellte Herr Dariusz Radziewski aus Lubawka (Liebau) zur Verfügung.

Diesen Gutschein im Wert von 200.000 Mark gab die Stadt Liebau als Notgeld 
während der Inflationszeit am 14. August 1923 heraus.

Der Fremdenverkehr:

Liebau war ein gern besuchter Ferienort. Gäste aus Nah und Fern kamen hierher, Sommer- und Wintergäste. Wieviel diese Kleinstadt zu bieten hatte, wird in dem folgenden Prospekt der Stadt Liebau beschrieben.
Die Veröffentlichung dieses Prospektes hat Herr Krzysztof Jawor genehmigt.

Die Liebauer Passionsspiele in den Jahren 1933, 1934 und 1935:

In der Zeit vom 20. Juni bis 14. Juli 1935 fanden in Liebau erneut die Passionsspiele statt, jeweils Mittwochs, Sonnabends und Sonntags. Die Freilichtbühne befand sich im Liebauer Stadion. 
Bereits 1933 und vom 2. - 18. Juni 1934 wurden hier mit sehr großem Erfolg die Tell-Spiele aufgeführt.

Werbung für die Passionsspiele vom 2. - 18. Juni 1934

Die Veröffentlichung der folgenden Bilder hat Herr Krzysztof Jawor genehmigt.

Bild aus der Zeitung "Schlesische Heimat", Beilage zum "Landeshuter Tageblatt", Heft Nr. 6/1934.

(Quelle: Archiv von Hella Tegeler)

Die romantische Umgebung von Liebau:

Das Bobertal

Oberes Rabental

Der Eulengrund

Der Ranziggrund

Schutzhütte auf dem Rabenstein
(Bild von Herrn Frantisek Pesek aus Trutnov)

Wintervergnügen in Liebau:

Blick auf das verschneite Liebau

Blick vom Galgenberg auf das verschneite Liebau

Eine vornehme Schlittenfahrt


Eine rustikale Schlittenfahrt mit dem Kastenschlitten

Liebauer Karneval:

Karnevalsumzug durch die Stadt

Prinz Karneval mit seinem Gefolge auf einer Werbefahrt vor der Klosterbrauerei in Grüssau.