Die Schulen:

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quellen:
-
Heimatbuch des Kreises Landeshut in Schlesien, hrg. von E. Kunick, Landeshut 1929
- Schlesischer Gebirgsbote

Im Hauptort Liebau gab es früher 3 Schulen:
1.  1 Katholische Volksschule
2.  1 Evangelische Volksschule
3.  1 Städtische Mittelschule

Im Ortsteil Dittersbach grüss. gab es 1 Katholische Volksschule


Die katholische Volksschule im Hauptort:

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Bis zum Jahr 1885 befand sich die katholische Volksschule im Hause Gerbergasse 1, Ecke Schmiedeberger Straße. In diesem Hause wohnten später die Chorrektoren der katholischen Kirche. 1885 wurde das neue Schulgebäude am Obergraben errichtet. Die neue Schule enthielt im Erdgeschoss und im 1. Stock je vier große Schulzimmer und im Dachgeschoss drei Zimmer für unverheiratete Lehrkräfte und die Hausmeisterwohnung. Ein Lehrmittelraum und ein Lehrer- bzw. Konferenzzimmer fehlten.

In diesem neuen Schulgebäude wurden die Mädchen und Knaben getrennt unterrichtet. Im Erdgeschoss befand sich eine vierstufige Mädchenschule und im 1. Stock eine vierstufige Knabenschule. Der Hauptlehrer und Chorrektor der Knabenschule leitete beide Schulen. Dieser Zustand dauerte bis zum 31. März 1913. 

Wie schon erwähnt, war mit dem Amt des Hauptlehrers auch die Chorrektorstelle an der katho-lischen Kirche verbunden. Dadurch war eine enge Verbindung zwischen Schule und Kirche hergestellt. Auch die Lehrer erkannten durch ein ungeschriebenes Gesetz die Pflicht, am Sonntag bei der Ausgestaltung des Gottesdienstes mitzuwirken. Ein Lehrer war als Organist verpflichtet, die anderen sangen im Kirchenchor und der Chorrektor musste auch während der Woche bei allen kirchlichen Handlungen, wie Trauungen oder Beerdigungen seines Amtes walten. Da diese aber hauptsächlich am Vormittag in Verbindung mit einer hl. Messe oder einem Requiem stattfanden, trat somit eine Beeinträchtigung des Schulunterrichtes ein, zumal bei feierlichen Beerdigungen auch noch andere Lehrkräfte zugezogen wurden. Als der Hauptlehrer Majunke in den Ruhestand trat, beschloss der Magistrat der Stadt im Interesse der Schule die Trennung dieser beiden Ämter. Im Frühjahr 1911 wurde bei der Regierung in Liegnitz der Antrag auf Trennung des Kirchenamtes von der Hauptlehrerstelle gestellt und die Umwandlung der Schulleiterstelle in eine Rektorstelle beschlossen. Aber erst nach zweijährigen Verhandlungen wurde durch das Kultusministerium in Berlin die Trennung beider Ämter genehmigt.

Es wurde nun im Dachgeschoss der Schule ein Lehrer- bzw. Konferenzzimmer eingerichtet und aus einer Kammer ein Lehrmittelraum geschaffen. Der Magistrat wählte Mittelschullehrer Kahl aus Posen zum ersten Rektor. Am 1. April 1913 trat er sein Amt an. Aus beiden vierstufigen Schulen wurde ein siebenstufiges Schulsystem gebildet. Durch Stellentausch ging im Jahre 1921 Rektor Kahl nach Berlin und Rektor Schmidt übernahm die Leitung der katholischen Volksschule. 1938 ging Rektor Schmidt als Rektor nach Grünberg und am 1. Oktober 1938 übernahm der Lehrer Bohner aus Landeshut die Leitung der Schule.

Am 1. April 1941 wurde in Schlesien die Gemeinschaftsschule eingeführt. Die kleinere evangelische Schule ging in der größeren katholischen Schule auf. Da Rektor Bohner zu dieser Zeit noch an der Front war, erhielt Hauptlehrer Vater die Leitung der Gemeinschaftsschule.


Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 18/1838.


Hier handelt es sich um den Ausbau des Schulgebäudes
 Gerbergasse 1 / Ecke Schmiedeberger Straße.

Die katholische Volksschule (Aufnahme: vor dem Krieg)
(Bild von Herrn Dariusz Radziewski aus Lubawka - Liebau)

Die frühere katholische Volksschule am Obergraben

(Aufnahme: 1975)

Die frühere katholische Volksschule am Obergraben

(Aufnahme: 1975)

Schüler der kath. Volksschule des Geburtsjahrganges 1914

Jungen und Mädchen der Jahrgänge 1924 und 1925 (4. Schuljahr) mit dem Klassenlehrer Neugebauer (Aufnahme: 1934)

Schüler der kath. Volksschule im Jahre 1938

Knabenklasse der Jahrgänge 1923 und 1924 mit dem Klassenlehrer Rektor Schmidt (Aufnahme: 1938)

Die evangelische Volksschule im Hauptort:

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Im Jahre 1749 lassen sich nach einer alten im Knopf des evangelischen Kirchturmes befindlichen Urkunde die ersten Protestanten in Liebau nachweisen. Vor der Besitznahme Schlesiens durch Friedrich den Großen waren keine vorhanden. Namhaft aufgeführt wird der Schwarz- und Schönfärber Zacharias Heinzel aus Michelsdorf, der sich 1765 in Liebau ankaufte. Er hatte sich durch mehrjährigen Aufenthalt in England reiche Kenntnisse in seinem Handwerk erworben und führte in Liebau zuerst die Wachs- und Blaudruckerei und dabei auch die Steinkohlen-Feuerung ein, die hier noch unbekannt war, da alle Einwohner bisher nur mit Holz gefeuert hatten. Auch befasste er sich mit dem Plan, am Ort eine evangelische Schule zu gründen, der aber erst im Jahre 1789 verwirklicht werden konnte.

Als erster Lehrer wird der Theologe Christian Gottlieb Müller genannt, der außer freier Wohnung und Feuerung ein Jahresgehalt von 34 Rchsthlr. und 20 Sgr. bezog. Die Schülerzahl wird im Jahre 1791 mit 6 angegeben. Als infolge der französischen Revolution, die auch in Liebau nicht spurlos vorüber ging, die Abgabenlast immer drückender wurde, drohte die Schließung der evangelischen Schule. Da baute Zacharias Heinzel aus eigenen Mitteln ein massives Schulhaus in der neuen Gasse, wozu sein Vater, der Schwarz- und Schönfärber Heinzel Grund und Boden schenkte. Die Schule blieb eine Privatanstalt bis zum Jahre 1835, in welchem ihr öffentlicher Charakter beigelegt wurde.

Im Jahre 1848 wurde die evangelische Schule bei dem großen Stadtbrand ein Raub der Flammen. Der Neubau erfolgte 1849 und zwar auf der östlichen Seite der nach Böhmen führenden Hauptstraße auf dem neu erworbenen Kirchengrundstück. Dieser Bau kostete 2022 Rchsthlr., 2 Sgr. und 1 Pfg.

Am 1. April 1941 wurden in Schlesien Gemeinschaftsschulen eingeführt. Daher ging die kleinere evangelische Volksschule in der größeren katholischen Schule auf.

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote, Heft Nr. 6/1974



Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 40/1835.

Auszug aus dem Amtsblatt der Regierung in Breslau, 
Jahrgang 1849.

Die frühere evangelische Volksschule (Aufnahme: 1975)

Schüler der evangelischen Volksschule der Geburtsjahrgänge 1927/28 mit ihrem Lehrer Kneifel (Aufnahme: 1938)

Schüler der evangelischen Volksschule der Geburtsjahrgänge 1929/30 

Schulausflug nach Tschöpsdorf im August 1936

                                  Die katholische Volksschule im Ortsteil Dittersbach grüss.:

Das Schulgebäude in Dittersbach grüss.

Hauptlehrer Wilhelm Patschovsky
(23.01.1856 - 14.05.1927)

Die städtische Mittelschule:

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Im Jahre 1891 wurde der Plan einer Anzahl von Liebauer Bürgern, eine eigenfinanzierte Lehranstalt ins Leben zu rufen, verwirklicht. Diese Privatschule sollte ihren Kindern entweder den späteren Zugang zu einer höheren Schule der größeren Städte ermöglichen oder ihnen, wenn dies nicht beabsichtigt war, auf jeden Fall ein über dem Lehrplan der Volksschule stehendes Bildungsniveau verschaffen. Es gab zu jener Zeit in den schlesischen Kleinstädten kaum weiterführende Schulen. Die Liebauer entschlossen sich zu dem Modell der privaten Familienschule, wie es bereits in anderen Orten zu finden war. Mit der sehr wichtigen Wahl des Leiters hatten sie sogleich eine glückliche Hand bewiesen. Für den jungen aber sehr befähigten Lehrer Esser war es die erste Anstellung. Nach ihn nannte man die Höhere Knaben- und Mädchenschule ganz einfach die "Esser-Schule". Neben dem Leiter waren an der Esser-Schule diejenigen Lehrer der Volksschulen tätig, die Unterrichtserlaubnis für alle Fächer hatten. Die Ortsgeistlichen lehrten außer Religion alte und neue Sprachen. Tüchtige Hausfrauen übernahmen den Handarbeitsunterricht. Dies alles verursachte natürlich erhebliche Kosten, die allein von den Eltern getragen werden mussten. Hin und wieder gab es auch einmal einen kleinen Zuschuss von der Gemeinde oder Provinz.

Die Schule erfreute sich eines guten Rufes. Die Schülerzahl stieg, blieb aber immer in einem Rahmen, der die Beschäftigung des Lehrers mit dem einzelnen Schüler und einen intensiven Schulbetrieb ermöglichte. Sorgen bereitete die räumliche Unterbringung. Ein eigenes Gebäude war nicht vorhanden. Es mussten Wohnungen angemietet werden. Später konnte das Hinterhaus des Stocker`schen Grundstückes in der Neuen Bahnhofstraße benutzt werden. Es ging dort sehr eng zu. Auch die Hausmeisterin, Frau Lengfeld, musste dort untergebracht werden.

Ein Nachteil der Privatschule war unvermeidlich: die jungen Lehrkräfte hielten Ausschau nach einer Planstelle an einer öffentlichen Schule, die ihnen Aufstieg und Sicherheit bot. Es fand deshalb ein häufiger Lehrerwechsel statt. Im November 1922 wurde die junge Lehrerin Helene Seibt durch die Bezirksregierung an die Esser-Schule vermittelt, um hier die freigewordene Lehrstelle für Mathematik zu besetzen.

An der Esser-Schule gab es 3 Vorschulklassen und 5 weiterführende Klassen. Leiter war im Neben-amt Rektor Schmidt von der Katholischen Volksschule. Hauptamtlich unterrichteten neben Frl. Seibt die Lehrerinnen Gollnisch und Palleske. Für den Religionsunterricht waren zuständig Pastor Neugebauer und Pfarrer Stehlik. Die Raumnot ging an die Grenze des Erträglichen. Alle 8 Klassen mussten in einer angemieteten 5-Zimmer-Wohnung im Hinterhaus des Stocker`schen Besitzes untergebracht werden.

Hatte die "Esser`sche Höhere Knaben- und Mädchenschule" finanziell bisher ihren Bestand sichern können, so änderte sich das jedoch mit dem Fortschreiten der Inflation, die die Mittel der Eltern zusammenschrumpfen ließ. Immer dringender wurde die Übernahme der Schule durch die Stadt gewünscht. Am Abend vor den Osterferien 1923 wurde dann entschieden, dass die Stadt die Schule übernimmt und sie zu einer staatlich anerkannten Mittelschule ausbaut. Dafür mussten aber folgende Voraussetzungen erfüllt werden:

  1. Die Anzahl der Vorschulklassen musste von unten her abgebaut werden.
  2. Die Schülerzahl musste mindesten 60 betragen.
  3. Die Stadt hatte 4 Lehrkräfte mit Mittelschullehrer-Ausbildung hauptamtlich anzustellen.
  4. Die Schule musste in absehbarer Zeit in einem eigenen angemessenem Gebäude untergebracht sein.


Stadt und Lehrkörper taten ihr Möglichstes, um den Bedingungen der Regierung gerecht zu werden. Die Vorschulklassen wurden verringert. Damit wurde dem neuen preußischen Schulgesetz entsprochen, das die Gesamtzahl der Schuljahre bis zur Erlangung der Mittleren Reife auf 10 festsetzte und zwar 4 Grundschuljahre in der Volksschule und 6 weitere in der Mittelschule. Die geforderte Schülerzahl war erreicht und bald überschritten. Die Stadt stellte neue Lehrer an, nur ein eigenes Gebäude fehlte noch. Schließlich fand die Stadtverwaltung einen Ausweg. Sie ließ die ehemalige Schmitz´sche Bürgermeistervilla in der Neuen Bahnhofstraße umbauen und als angemessenes Schulgebäude herrichten. Ostern 1931 war es dann soweit. Die Schule zog um, die Raumnot war behoben. Die letzte Leiterin der Mittelschule war bis zur Schließung am 7. Mai 1945 Frau Seibt

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote 19/1982



Anzeige in der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge" 

Nr. 1/1914

Die Mittelschule - sog. "Esser-Schule" im Hinterhaus des Stocker`schen Grundstückes in der Neuen Bahnhofstraße.

Das im Jahre 1931 bezogene neue Schulgebäude in der Neuen Bahnhofstraße.

Das Lehrer-Kollegium der Mittelschule im Jahre 1929,

von links nach rechts:

Obere Reihe: Fräulein Scholz, Fräulein Seibt, Fräulein Klatt (?).

Untere Reihe: Herr Pohl, Kaplan Josef Mikulsky, Herr Birke, Rektor Maruschke, Pastor Modrow und Herr Hülshorst.

Vor dem Hintergrund des alten Lagers von Baumeister Stocker.

Frau Helene Seibt

Sie unterrichtete Französisch, Biologie, Mathematik und Physik, Sport und Tanz.

Turnunterricht der Mädchen im Jahre 1891

Turnunterricht der Mädchen im Jahre 1931

Obertertia und Untersekunda der Liebauer Mittelschule im Jahre 1927

Mittlere Reife 1929
Von hinten nach vorn: Gerhard Bittner, Alois Schneider, Hans-Joachim Strecker aus Landeshut, Hans Kriegel, Waldemar Walter, Hans-Jürgen Mielke, Dora Boer, Lotte Geisler, Hilde Schreiber aus Blasdorf, 
Gisela Weiß, Hilde Blau, Ruth Scheffler und Else Ruß.

Der katholische Kindergarten:

Faschingsfeier im katholischen Kindergarten (Aufnahme: 1933)