Reußendorf (Raszów) - Ortsgeschichte
(Verfasser: Hella Tegeler)
Reußendorf liegt 5 km nordwestlich von Landeshut, eingebettet in ein liebliches, kleines Tal unterhalb des Scharlachberges. Dieser kleine Ort befindet sich etwas abseits der Hauptstraße, die von Landeshut über Pfaffendorf, Haselbach und den Schmiedeberger Pass nach Hirschberg führt.
Erstmalig urkundlich erwähnt wird Reußendorf im Jahre 1287. Nach dem schlesischen Regest Nr. 1993 befreit Bolko I., Herzog von Schlesien, Heinrich de Ruzendorf und Hoger mit seinen Brüdern von allen Zahlungen und Leistungen. 1305 wird der Ort unter den bischöflichen Zinsdörfern als "Rysindorf" erwähnt. Über die Herkunft des Namens ist nichts bekannt. Er könnte vom Namen des Lokators stammen oder auch im Zusammenhang mit dem örtlichen Fluss Reußenbach stehen. Laut Zimmermann gehörte das Dorf 1547 Siegmund und Christoph von Czettritz. Ihnen folgten im Jahre 1654 Anna von Schliebitz und Georg Heinrich von Schindel, deren Nachfolger wurde der Freiherr von Zedlitz. Um 1680 war Adam Gotthard von Hündemann Eigentümer von Nieder- Reußendorf. Der nächste namentlich bekannte Eigentümer war um 1785 der Oberleutnant Baron Philipp Gustav Wedig von Eickstect, geboren am 11. Januar 1745 zu Salchow. Nach den Angaben im Familienbuch musste er um 1785 aus Stettin fliehen, um den bedrohlichen Folgen eines Verhältnisses zu entgehen. Er begab sich daraufhin nach Schlesien, wo er Ober- und Nieder- Reußendorf sowie Neudorf besaß. Diese Besitzungen verkaufte er im August 1797 wieder an den Grafen von Königsdorff. Am 3. Januar 1798 verstarb Eickstedt in Breslau. Graf von Königsdorff veräußerte seine Besitzungen im Februar 1805 an die verwitwete Frau von Gräve, die am 25. November 1806 verstarb. Im Februar 1823 verkaufte Frau Oberpräsidentin von Zerboni di Sposetti Ober- und Nieder-Reußendorf an den Hauptmann Wilh. von Schrabisch, danach folgte der Geheime Finanzrat Grelinger aus Berlin. Im Juni 1839 ersteigerte der Landrat Reichsgraf zu Stolberg-Wernigerode Ober- u. Nieder-Reußendorf für 18.510 Rtl.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Reußendorf 1742 mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Nach der Neugliederung Preußens gehörte es seit 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1816 dem Landkreis Landeshut eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. 1874 - 1945 gehörte die Landgemeinde Reußendorf zum Amtsbezirk Kreppelhof, der 1929 in Amtsbezirk Rohnau umbenannt wurde. Die weitaus überwiegende Mehrheit der Bewohner war evangelisch. 1925 hatte der Ort 490 Einwohner, davon gehörten nur 19 Personen dem katholischen Glauben an.
Der Gutsbezirk Reußendorf, welcher zur Herrschaft Kreppelhof gehörte, war bis 1945 im Besitz der Familie Stolberg-Wernigerode.
Quellen:
- Anhang aus dem Adressbuch von 1911 des Kreises Landeshut
- Eickstedt, Carl von: Familienbuch des dynastischen Geschlechts der von Eickstedt in Thüringen,
Pommern und Schlesien - Verlag von Wichura, Ratibor 1860
- Dr. C. Grünhagen: Regesten zur schlesischen Geschichte, Dritter Teil bis zum Jahre 1300, hrg. vom
Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens - Josef Max & Comp. Breslau 1886
- Knie, J. G.: Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preuß. Provinz Schlesien, 1845
- Neuling, Hermann: Schlesiens Kirchorte und ihre kirchlichen Stiftungen bis zum Ausgange des
Mittelalters; E. Wohlfahrt`s Buchhandlung, Breslau 1902
- Moritz, Hella (heute Tegeler, Hella): Reußendorf und seine Bewohner, Drensteinfurt 2008,
2. Auflage
- Tegeler, Hella: Die Grabkapelle der Schaffgotsch in Reußendorf in: Auf historischer Spurensuche
im Bobertal 2015/2016, hrg.: Jürgen Schwanitz
- Zimmermann, Friedrich Albert: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 5. Band, 1785
Baron von Eickstädt verkaufte im August 1797 Ober- u. Nieder-Reußendorf an den Grafen Heinrich von Königsdorf.
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 26, 8. Stück, Aug. 1797, S. 177)
Graf von Königsdorff verkaufte im Febr. 1805 Ober- u. Nieder-Reußendorf für 72.400 Rtl. an die verwitwete Frau von Gräve.
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 41, 2. Stück, Febr. 1805, S. 186)
Mitteilung über den Tod der Frau von Gräve am 25. November 1806.
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 44, 11. Stück,
November 1806, S. 474 ff.)
Frau von Zerboni di Sposetti verkaufte im Februar 1823 Ober- u. Nieder-Reußendorf an den Hauptmann Eduard Wilh. von Schrabisch
für 39.200 Rtl.
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 77, 2. Stück. Febr. 1823, S. 162)
Im Juni 1839 ersteigerte der Landrat Reichsgraf zu Stolberg Wernigerode Ober- u. Nieder-Reußendorf für 18.510 Rtl.
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter Bd. 91, 6. Stück, Juni 1839 S. 588)
Blick auf Reußendorf
Blick auf Reußendorf
Die Pfarrkirche mit der Grabkapelle der Familie Schaffgotsch
Die Reußendorfer Kirche, heute eine Filialkirche der Pfarrei Schreibendorf, entstand in der heutigen Form in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Bereits Ende des 14 .Jahrhunderts soll es aber bereits eine Kirche in Reußendorf gegeben haben. Umgeben von einer Ringmauer und mit ihren schießschartenartigen Fenstern sollte sie wohl die Funktion einer Wehrkirche erfüllen. Sie besteht aus einem vierjochigen Langhaus mit Empore, einem quadratischen Turm in der Mittelachse mit verschalter Glockenstube und Spitzhelm. Im 17. Jahrhundert wurde die Ausstattung der Kirche vervollständigt. Aus dem Jahr 1613 stammt das interessante eiserne Taufbecken, welches auf einem Vierfuß steht. Im 18. und 19. Jahrhundert fanden Umbauarbeiten statt, u. a. wurde der Turm aufgestockt. Die bedeutendste bauliche Veränderung erfolgte aber 1575 durch den Anbau der rechteckigen Grabkapelle der Familie Schaffgotsch auf der südlichen Seite mit einem Durchgang vom Inneren der Kirche.
Im Rahmen der Rekatholisierung wurde die Reußendorfer Kirche am 8. Februar 1654 durch die Reduktionskommission den Protestanten weggenommen und den katholischen Bewohnern des Dorfes übereignet. Die Kirche blieb bis heute in katholischem Besitz, obwohl bis 1945 nur eine einzige Familie des Dorfes katholisch war. Die zuständige Pfarrkirche für die evangelische Bevölkerung war die "Gnadenkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit vor Landeshut". Mit Erlaubnis des Fürstbischofs in Breslau konnte allerdings ab 1851 zwölfmal im Jahr evangelischer Gottesdienst abgehalten werden.
Die Reußendorfer Kirche vor dem endgültigen
Abschluss der Restaurierung
(Aufnahme: 2016)
Die Reußendorfer Kirche nach Abschluss der Restaurierung
(Aufnahme: 2016)
Blick auf Altar und Kanzel
Links im Bild das eiserne Taufbecken aus dem Jahr 1613
Die Reußendorfer Grabkapelle für die Kreppelhofer Linie der Familie Schaffgotsch gehört zu den reichhaltigsten und wertvollsten Grabanlagen im Renaissancestil in ganz Niederschlesien. Die Familie Schaffgotsch war reich begütert und gehörte zu den bedeutendsten Adelsfamilien Schlesiens. Mit 140.000 Morgen Land waren die Grafen Schaffgotsch der größte Grundbesitzer Niederschlesiens. Ihnen gehörte fast das gesamte deutsche Riesengebirge. Insbesondere im Hirschberger Land bestimmten sie bis 1945 wesentlich die Geschicke der Region. Das Geschlecht der Schaffgotsch stammt ursprünglich aus der Mark Meißen, wo seine Stammväter Anfang des 13. Jahrhunderts auftauchten. Die Stammburg war Sollgast an der Schwarzen Elster. Das Stammwappen stellte ein Schaf dar. Das erste nachgewiesene Mitglied der Familie war 1287 Reinhard Schaph.
Grabkapelle mit Blick zur Westwand (Aufnahme: 2016)
(Bild von Herrn Jürgen Schwanitz)
Grabkapelle mit Blick zur Ostwand (Aufnahme: 2016)
(Bild von Herrn Jürgen Schwanitz)
Eine herausragende Rolle spielte Gotsche II. Schoff (1366 - 1420), der bei Herzog Bolko II. von Schweidnitz-Jauer und dessen Witwe Agnes in hoher Gunst stand. Im Jahre 1375 erhielt Gotsche die Landvogtei zu Hirschberg. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts erwarb er im Iser- und Riesengebirgsvorland umfangreiche Besitzungen, darunter Altkemnitz als einen der Stammsitze der Schaffgotsch, die Herrschaft Greiffenstein mit den Städten Friedeberg und Greiffenberg, die Herrschaft Kynast, zu der später 16 Güter gehörten, deren Erwerb zum Teil auf Gotsche Schoff zurückgeht, 1381 durch Kauf das Gut Warmbrunn und anderes mehr. Im Jahre 1403 stiftete er die Zisterzienserpropstei Warmbrunn. Nach ihm als Begründer der wirtschaftlichen Grundlagen des Geschlechts führte die Familie "Schaff" oder "Schoff" zunächst den Beinamen "Gotsch", später verband sie beide Namen zu "Schaffgotsch". Als erster der Familie bekleidet Gotsches Sohn Hans (1418 - 1469) die Ämter des Kanzlers und Hofrichters sowie seit 1457 auch jenes des Landeshauptmanns des Fürstentums Schweidnitz-Jauer. Während seiner zwei Ehen wurden insgsamt sieben Söhne geboren. Sohn Anton (+ 1508), verheiratet mit Anna von Schönberg, gilt u. a. als Stammvater der Linie Kreppelhof - Reußendorf - Ullersdorf, die im 17. Jahrhundert erloschen ist. Dessen Söhne Anton (+ 1535) sowie Vater und Sohn Hans (+ 1565 bzw. + 1572) waren ebenfalls Kanzler des Fürstentums Schweidnitz-Jauer. Das nachfolgende Foto zeigt das Marmorepitaph für
o. g. Anton von Schaffgotsch (Bild von Herrn Jürgen Schwanitz - Aufnahme: 2016)
Antons Sohn Hans I. Schof der Ältere, Gotsche genannt, ließ "das schöne und fast Fürstliche Hauß Kreppelhof" und "eine schöne Kirche zu Reußendorf unter dem Scharlachwalde" erbauen. Nach seinem Tod (+ 1565) wurde sein Sohn Hans II. Schof der Jüngere, bedingt durch den Tod seines älteren Bruders Ulrich im Jahre 1561, zu seinem Erben und Nachfolger. Noch zu Lebzeiten Hans II. Schof des Jüngeren, also vor dem Jahr 1572, muss der Plan entstanden sein, an die Südseite der Kirche die zweijochige, mit zwei Arkaden geöffnete Grabkapelle anzubauen. Mit ihrem Bau wurde vermutlich Ende der sechziger Jahren begonnen. Der Abschluss der Arbeiten erfolgte jedoch erst 1575 auf Veranlassung der Witwe Margarethe und der zwei Söhne von Hans Schof dem Jüngeren, Heinrich und Johann Christoph.
In der Grabkapelle der Reußendorfer Kirche befinden sich mehrere kostbare Renaissance-Grabsteine. Die repräsentativsten und prächtigsten sind die zwei Tumben-Grabsteine sowie das an der Westwand angebrachte hohe Marmorepitaph (s. Bild oben), das an den Begründer der Kreppelhofer Linie, Anton von Schaffgotsch genannt Röppel, erinnert, der jedoch in Warmbrunn beigesetzt wurde. Es besteht aus einem lebensgroßen Bild des verstorbenen Ritters, der auf einem Löwen steht, einer robusten architektonischen Umrahmung und einer Bekrönung im Flachrelief.
In der Mitte der Kapelle, an der durch das Epitaph für den Begründer der Linie Kreppelhoff bestimmten Achse, wurden zwei Tumbengrabmäler für seine Erben - den Sohn und den Enkelsohn - aufgestellt. Enger am Grabmal für Anton von Schaffgotsch steht die Tumba mit den liegenden Gestalten von Hans I. dem Älteren, 1565 verstorben, und seiner Ehefrau Salome, geborene von Nimptsch, die 1567 starb. Das Ehepaar wurde in einer starren Haltung dargestellt, mit zum Himmel gerichteten Gesichtern und Löwen zu ihren Füßen. Der Löwe wurde in der damaligen Zeit als ein Symbol der Männlichkeit und Tapferkeit angesehen. Salome trägt eine Haube mit Kinnband. Unter der Haube befindet sich ein Tuch zum Abdecken des Kopfes und des Halses. Unter dem langen Mantel sind nur ihre gekreuzten Hände zu sehen. Hans I. trägt einen Mantel mit Ärmeln und Fellkragen sowie eine Haubenmütze. Die Seiten der Tumba schmücken zwei Gedächtnisinschriften sowie vier figürliche Darstellungen im Flachrelief: die Schöpfung der Stammeltern, die Mahnung Gottes an sie, der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies.
Die Eheleute hatten zwei Söhne. Der älteste Sohn Ulrich starb 1561 in Breslau, dessen prächtiges Epitaph sich in der dortigen Elisabethkirche befindet. Der jüngere Sohn Hans II. wurde Erbe und Nachfolger. Auch er und seine Ehefrau Margaretha, geborene von Hochberg, wurden in der Grabkapelle beigesetzt. Die zweite Grabtumba in der Kapelle wurde für dieses Ehepaar errichtet. Hans II. starb im Jahre 1572, seine Ehefrau Margarethe von Hochberg im Jahre 1574. Diese Tumba ähnelt dem Grabmal, das den Eltern Hans II. gewidmet ist. Die Gestalten der Verstorbenen stützen hier jedoch ihre Füße nicht auf Löwen, und an den Seiten der Tumba fehlen biblische Flachreliefs. Stattdessen erscheint dort eine Darstellung eines unter dem Kruzifix knieenden Ehepaares. Die Seite der Tumba des Hans II. schmücken Wappen der Vorfahren seiner Familie, links von Schaffgotsch und rechts von Nimptsch. Ferner befinden sich auch an dieser Tumba Gedächtnisinschriften.
Tumba von Hans I. und Salome, geb. von Nimptsch (Aufnahme: 2016)
(Bild von Herrn Jürgen Schwanitz)
Tumba von Hans II. und Margarethe, geb. von Hochberg
(Aufnahme: 2016)
(Bild von Herrn Jürgen Schwanitz)
Zwei Wände der Grabkapelle - die südliche und die östliche - schmücken 13 Grabplatten mit Inschriften, Wappen und Reliefporträts der in verschiedenem Alter verstorbenen Frauen sowie zum Gedenken an verstorbene Kinder. Überwiegend handelt es sich um Mitglieder der Familie Schaffgotsch. Allein 6 Grabplatten sind dem Gedenken an die verstorbenen Söhne und der Tochter Anna des Heinrich Schaffgotsch gewidmet, Sohn der Eheleute Hans II. und der Margarethe von Hochberg. Dieser war mit Anna, geb. von Nimptsch, verheiratet, die am 10. April 1606 verstorben ist. Ihre hier abgebildete Grabplatte wurde neben der ihrer Tochter Anna angebracht, die im Alter von 22 Jahren verstarb. Die Grabplatten der Kinder stellen diese in stehender Position in ganzer Pracht dar. Sie sind in ein langes Kleid gekleidet, mit einem Kreuz auf der Brust oder in der Hand. Verschiedene tragen auf dem Kopf ein Kränzchen. Die Grabplatten der Frauen zeigen die Veränderungen der Damenmode am Anfang des 17. Jahrhunderts. Sie zeugen von der gesellschaftlichen Stellung, der Eleganz der Damen und ihrem Streben nach Neuem.
Zwei Grabplatten sind Frauen gewidmet, die alten schlesischen Adelsgeschlechtern angehören. Welche Verbindung allerdings zu dem Hause Schaffgotsch besteht, konnte nicht ermittelt werden. Der erste Grabstein erinnert an Maria Tschirnhaus, geb. Falkenhain, die am 11. Februar 1621 verstorben ist, Ehefrau des verstorbenen Heinrich Tschirnhaus. Dies ist der einzige Grabstein, der keine Familienwappen enthält. Auch die Grabplatte eines 1614 im Säuglingsalter verstorbenen Sohnes des Ehepaares Tschirnhaus befindet sich in der Grabkapelle. Die Tschirnhaus sind ein altes Adelsgeschlecht aus der Oberlausitz, Schlesien und Böhmen, denen von 1494 - 1532 das Bolkenhayner Burglehen gehörte. Der zweite Grabstein erinnert an Helena Rothkirch, die am 1. August 1616 im Alter von 45 Jahren verstarb. Die Familie Rothkirch gehört einem alten schlesischen Adelsgeschlecht an, dessen Stammhaus Rothkirch in der Nähe von Liegnitz liegt.
Eine Grabplatte ist Jeremias Ullmann gewidmet, dem Sohn des damaligen Reußendorfer Pastors Jeremias Ullmann. Pastor Jeremias Ullmann übte bis zum bitteren Ende am 8. Februar 1654 sein Amt aus. Er war somit der letzt evangelische Pastor in Reußendorf. Von besonderer Bedeutung sind auch die Grabplatten, die dem Gedenken an Adam Gotthard von Hündemann und seiner Ehefrau Kunegunda, geb. Reibnitz, gewidmet sind. Anhand seines Grabsteines wird deutlich, dass Adam Gotthard von Hündemann im 3. Viertel des 17. Jahrhunderts Eigentümer von Nieder-Reußendorf war. Er verstarb am 9. Juli 1688 im Alter von 46 Jahren. Seine Ehefrau überlebte ihn um 38 Jahre.
Mit dieser Grabkapelle der Familie von Schaffgotsch beherbergt Reußendorf einen wahren kulturellen Schatz. Sie steht beispielhaft für das Totengedenken des reichen Landadels in der Renaissance.
Maria Tschirnhaus, geb. Falkenhain (Aufnahme: 2016)
Helena Rothkirch (Aufnahme: 2016)
Anna Schaffgotsch, geb. von Nimptsch und Tochter Anna (von links)
(Aufnahme: 2016)
Jeremias Ullmann, Sohn des Reußendorfer Pastors Jeremias Ullmann)
(Aufnahme: 2016)
Folgende evangelische Pastoren waren bis 1654 tätig:
Quellen:
- Grünewald: Aus der Predigergeschichte des Kirchenkreises Landeshut - Reußendorf in: Schlesischer Gebirgsbote Heft Nr. 19/1981
- Neß, Dietmar: Schlesisches Pfarrerbuch, 7. Band, Regierungsbezirk Liegnitz, Teil II, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2016
1547 Jacob Scholz
Christoph von Schaffgotsch hat "zu Reissendorf das Evangelium durch Jacob Scholzen als ersten Pfarrer predigen lassen" (s.: Hensel, Kirchengeschichte, 1768 S. 162). Es ist wahrscheinlich derselbe, der als Jacob Schulz 1556 an der noch katholischen Pfarrkirche in Landeshut katholischer Pfarrer war, der aber der neuen Lehre sehr zugetan war.
1558 - 1572 Jeremias Gottwald
Geboren wurde er am 28. September 1532 in Hirschberg. Im Jahr 1551 war er als Kantor in Greiffenberg tätig. Danach studierte er von 1553 - 1557 in Wittenberg. Dort wurde er am 29. September 1558 für Reußendorf ordiniert. Im Jahr 1572 folgte er einem Ruf als Pastor nach Friedeberg am Queis. Er verstarb am 22. August 1606.
1572 - ? Georg Libingus
Das Licht der Welt erblickte er im Jahr 1549 in Hirschberg. Seine Ordination erfolgte am 11. November 1572 in Wittenberg für Reußendorf, Rohnau und Kreppelhof.
Um 1578 Zacharias Sommer
1585 - 1589 Melchior Barthisius (Bartsch)
Er wurde am 4. Mai 1559 in Friedeberg am Queis geboren. Sein Universitätsstudium absolvierte er in Wittenberg. Danach war er zunächst als Kantor in seiner Heimatstadt tätig. Am 22. Mai 1585 übernahm er die vakante Stelle als Pastor in Reußendorf. Im Jahr 1589 wechselte er nach Berbisdorf, Kreis Hirschberg, später war er Lehrer in Ober- und Nieder-Mois, Kreis Striegau, wo er am 16. August 1625 verstarb.
Verheiratet war er mit Juditha, geb. Teufelin. Sein Sohn Enoch wurde später auch Pfarrer (s. Biografie unter "Nicht im Kreis Geborene).
1615 - 1617 Israel Geisler
Er stammte aus Trautenau. Ordiniert wurde er am 6. Oktober 1606 in Liegnitz für Schreibendorf. Im Jahr 1615 kam er für zwei Jahre als Pastor nach Reußendorf. Sein Sohn Emanuel wurde am 23.03.1640 im Alter von 21 Jahren in Landeshut begraben.
1617 - 1619 Christoph Justein
Er kam aus Landeshut. Seine Ordination erfolgte am 10. Februar 1617 in Liegnitz. Im Jahr 1619 wechselte er nach Schatzlar und 1628 nach Kunzendorf und Thomasdorf, Kreis Bolkenhain. In Kunzendorf hatte er großen Streit mit dem Kirchenschreiber Hans Schnabel, sowie auch mit der gesamten Gemeinde. Die Chorjungen bliesen sogar während des Gottesdienstes die Altarkerzen aus. Um 1634 war er als Pastor in Schenkendorf tätig. Hier verstarb er vermutlich im Jahr 1646.
1619 Gasto
Er ist vermutlich identisch mit Martin Gasto, ordiniert 1619 in Peterswaldau, wo er 1618 wegging.
1621 - 1627 Christoph Horn
Ordiniert wurde er am 11. Oktober 1614 für Schreibendorf. Anfang 1621 kam er nach Reußendorf. Von hier aus wechselte er 1627 nach Baumgarten, Kreis Bolkenhain.
1627 - 1632 Christophorus Profe
Geboren wurde er 1604 in Baumgarten, Kreis Bolkenhain. Nach dem Studium in Frankfurt a. d. Oder erfolgte am 16. September 1627 in Liegnitz seine Ordination für Reußendorf. Als er 1632 als Diakon nach Landeshut kam, stand er unter schwedischem Schutz. Am 20. November 1634 wurde er vertrieben. Beim Auszug aus Landeshut schenkte er der Tochter Anna seiner Wirtin John einen Taler mit dem Bemerken, sie würde es noch erleben, dass in der Stadt wieder evangelisch gepredigt werde. So geschah es auch, und 1709 legte nun diese Anna Beer, geb. John, den Taler in der Kirche als Opfergabe nieder. Sie verstarb am 3. August 1715 im Alter von 93 Jahren. Seitdem besaß diesen Taler immer der jeweilige Pastor primarius (Hauptpastor).
Profe ging für kurze Zeit nach Reußendorf zurück. 1638 - 1639 kam er noch einmal nach Landeshut zurück. 1639 ging er nach Heidau und 1642 nach Lüben. Er verstarb im Jahr 1664.
1632 - 1635 Vakanz
1635 - 1640 Christian Hamann
Er stammte aus Bolkenhain und wurde in Liegnitz am 14. November 1635 für Reußendorf ordiniert. Im Jahr 1647 wechselte er nach Schenkendorf. Hier heiratete er Justina Ullmann, die Tochter des Pastors Jeremias Ullmann sen.
1640 - 1654 Jeremias Ullmann jun.
Er wurde im Jahr 1606 in Bolkenhain geboren. Seine Ordination für Reußendorf erfolgte am 12. November 1640. Am 8. Februar 1654 wurde er vertrieben. Im Jahr 1663 ging er nach Nieder Rosen und 1665 nach Schreibendorf, Kreis Strehlen. Er verstarb im Jahr 1674.
Ehemaliger Friedhof:
An der Kirchenmauer wurden noch erhalten gebliebene deutsche Grabsteine nach einer intensiven Säuberung zu einem Lapidarium aufgestellt.
Alte deutsche Grabsteine
(Bild von Herrn Peter Fütterer)
Alte deutsche Grabsteine
Grabstein der Frau Pauline Hoffmann, geb. Hoffmann (Haus Nr. 98)
(Bild von Herrn Günther Lunkwitz)
Grabstein der Eheleute August Alt und Ernestine, geb. Röhricht (Haus Nr. 67)
(Bild von Herrn Günther Lunkwitz)
Grabstein der Frau Frieda Schneider, geb. Röhricht (Haus Nr. 45)
(Bild von Herrn Günther Lunkwitz)
Rest des Grabsteins der Eheleute Karl Gottlieb Kienz und Johanne, geb. Lehder
(Haus Nr. 52)
Grabstein der Johanna Beata Neumann, Ehefrau des G. Neumann,
Förster am Scharlachberg.
(Bild von Herrn Günther Lunkwitz)
Grabstein der Eheleute Karl Röhricht und Emilie, geb. Schneider (Haus Nr. 45)
Die evangelische Schule:
In Reußendorf gab es bereits im 18. Jahrhundert eine evangelische Schule. Da das alte Schul-gebäude baufällig geworden war, wurde im Jahr 1819 eine neue Schule errichtet. Die feierliche Einweihung erfolgte am 16. September 1819. In diesem Haus befand sich auch, wie allgemein üblich, die Wohnung des Hauptlehrers. Es handelte sich um eine dreiklassige Schule.
Wegen der geringen Anzahl der katholischen Einwohner (1 Familie) wurden auch die katholischen Kinder in dieser Schule unterrichtet, allerdings erhielten sie getrennten Religionsunterricht.
Bericht über die Einweihung des neuen Schulhauses am
16. September 1819.
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 70, 12. Stück,
Dezember 1819, S. 548)
Am 8. Juni 1811 starb der Lehrer Steiner in Reußendorf
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 54, 7. Stück, Juli 1811, S. 82)
Nachfolger des verstorbenen Lehrers Steiner wird Joh. Georg Heine
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 54, 9. Stück, Sept. 1811, S. 266)
Am 26.10.1818 wird Schullehrer Hayn Vater des
Sohnes Theod. Oswald.
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 68, 11. Stück, Nov. 1818, S. 48)
Folgende Lehrer waren in Reußendorf tätig:
1811 = = Lehrer Steiner, verstorben am 8. Juni 1811
1811 (September) = Joh. Georg Heine
1818 (Oktober) = Lehrer Hayn
ab 1892 = Ernst Duckhorn
1925 = Ernst Biedermann
1938 = Robert Müller
Die evangelische Schule in Reußendorf
Lehrer Ernst Duckhorn mit seinen Schülerinnen und Schülern des Jahrganges 1913
(Die Aufnahme entstand anlässlich der 100. Gedenkfeier an die Freiheitskriege von 1813)
Lehrer Ernst Biedermann mit seiner Schulklasse der Geburtsjahre 1920, 1921 und 1922 (links abgebildet die Lehrerin Frau Gerstmann)
Die Lehrer Robert Müller und Frau Lowack mit Schülerinnen und Schülern (Aufnahme: um 1936)
Lehrer Robert Müller mit seiner Schulklasse
Lehrer Robert Müller sorgte nicht nur für die geistige Bildung seiner Schüler. Er unterrichtete sie auch in praktischen Dingen. Im Garten des Schulhauses konnten sie Erfahrungen in der Gartenarbeit sammeln, die ihnen später zugute kommen sollten. Die "Ernte" wurde stolz verkauft und vom Erlös wurden neue Gartengeräte angeschafft.
Schulausflug zur Schneekoppe
Das Sühnekreuz in Reußendorf:
Sühnekreuze sind Denkmale mittelalterlichen Rechts. Sie geben einen Hinweis auf ein Verbrechen, auf einen Totschlag oder einen Mord. Der überwiegende Teil der Sühnekreuze ist in Kreuzform gestaltet, oftmals ist auch die Mordwaffe in den Stein gehauen. In der mittelalterlichen Zeit, als vielerorts noch das Recht des Stärkeren galt, glaubte man, dass die Seele des Erschlagenen keine Ruhe finden würde, dass sie als Irrlicht oder Gespenst solange herumirren würde, bis eine Bestrafung des Täters erfolgt und bestimmte Auflagen erfüllt seien. Die Partei des Täters wie auch des Opfers einigte sich - oft über dem Grab des Erschlagenen - auf eine weltliche und kirchliche Buße, die auch zur "Entsühnung" des Täters und zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft führen sollten. Die weltliche Buße bestand u. a. aus dem eigenhändigen Schlagen eines "Sühnekreuzes" aus einem schweren Natursteinbrocken. Dass die "Sühnekreuze" nie den Namen des Steinmetzes tragen, ist daher nur verständlich.
In Reußendorf befindet sich im Niederdorf an der alten Landeshuter Straße ein solches Sühnekreuz (s. Bild unten). Es war viele Jahrzehnte vergessen, wurde im Jahre 1927, von Rasen und Wildrosen überwachsen, wieder aufgefunden und nach einer Restaurierung wieder aufgerichtet. Die Inschrift war allerdings nicht mehr lesbar. Nach einer Überlieferung soll vor langer Zeit ein Metzgergeselle dort eine Kuh nach Landeshut zum Schlachthof geführt haben. Der mitgeführte Hund des Meisters bellte laut und sprang die Kuh an. Der Geselle nahm seinen mitgeführten Knüppel und schlug auf den Hund ein. Er traf ihn unglücklich und der Hund blieb tot liegen. Der in einiger Entfernung folgende Meister war sehr erbost und nahm nun auch den Knüppel und schlug fest auf den Gesellen ein, bis dieser ebenfalls tot umfiel. Das Kreuz sollte also an den Toten erinnern.
Das Kriegerdenkmal:
Zur Erinnerung an die Gefallenen des 1. Weltkrieges wurde auch in Reußendorf Mitte der 1920er Jahre ein Denkmal errichtet, das allerdings heute nicht mehr vorhanden ist.
Die Inschrift lautet:
1914 - 1918
(unbekannte Inschrift)
DIE IHR
DEN TOD
FÜRS VATERLAND
ERLITTEN
Die dankbare
Gemeinde Reußendorf
Namen der Gefallenen:
- Kammler Emil
- Kammler Gustav
- Kluge Ernst
- Koppe Hermann
- Opitz Karl
- Renner Emil
- Rummler Artur
- Rummler Wilhelm
- Sommer Hermann
Diese Namen wurden einer alten Postkarte entnommen. Es konnten daher nur die Namen auf einer Seite abgelesen werden.
Neben diesen Personen sind in der Verlustliste der Gefallenen des 1. Weltkrieges noch folgende Namen enthalten:
- Alt Wilhelm
- Gräser Wilhelm
- Hamann Heinrich
- Hoffmann Hermann
- Hoffmann Paul
- Kluge Gustav
- Rüffer Heinrich
An dem Ort des früheren Kriegerdenkmals wurde nach dem Krieg ein Gedenkkreuz aufgestellt. Vor dem Kreuz befindet sich ein Steinelement, dessen dekorativ abgeschrägten Ecken sich in Bodennähe befinden. Nach Auffassung des Regionalforschers Herrn Marian Gabrowski könnte es sich hierbei vermutlich um den unteren Teil des früheren Kriegerdenkmals handeln. Wahrscheinlich wurde dieser Teil des Denkmals nach dem Krieg vorübergehend als Grabstein verwendet, da sich auf der Rückseite die Inschrift "TU SPOCZYWA" befindet, übersetzt: hier ruht er.
Dieses Gedenkkreuz wurde an dem Ort des früheren Kriegerdenkmals errichtet.
Vor dem Kreuz befindet sich das Steinelement.
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)
Steinelement, dessen dekorativ abgeschrägten Ecken
sich in Bodennähe befinden.
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)
Die Freiwillige Feuerwehr:
Gegründet wurde die Freiwillige Feuerwehr in Reußendorf erst nach 1900. Aber auch vor dieser Zeit war es für jeden Reußendorfer eine Selbstverständlichkeit, im Brandfall dem Nächsten zu helfen, getreu nach dem alten Wahlspruch:
"Gott zur Ehr`, dem Nächsten zur Wehr,
Einer für Alle - Alle für Einen.
Gut Wehr!"
Es bestand die Pflicht, dass jedes Haus im Besitz einer langen Leiter, eines Feuerhakens und eines ledernen Feuereimers sein musste. Bei einem Brand wurden die mit Wasser gefüllten Ledereimer in langen Schlangen von Hand zu Hand bis zum Brandherd weitergereicht. Daran beteiligten sich Männer und Frauen jeden Alters. Der Feuerhaken diente dazu, Mauerreste bei einem Brand umzustoßen. Im Spritzenhaus befand sich der Löschwagen, der von Pferden gezogen wurde. In den Anfangsjahren besaß die Spritze keine Schläuche, so dass so nahe wie möglich an die Brandstelle herangefahren werden musste. Aus den Eimern wurde das Wasser in den Kessel gegossen, dann wurde gepumpt. Ein Mann stand auf der Spritze und lenkte den Wasserstrahl in das Feuer. In späteren Jahren erhielt die Feuerwehr zwar eine Spritze mit Schläuchen, die Pumpe war allerdings nach wie vor von Hand zu bedienen. Erst im Jahr 1935 wurde diese Handpunpe durch eine Benzinmotorspritze ersetzt.
Auf dem folgenden Bild Bild befindet sich rechts das frühere Reußendorfer Spritzenhaus.
Das Spritzenhaus (Aufnahme: ca. 1998)
Das Spritzenhaus (Aufnahme: ca. 1998)
Die Freiwillige Feuerwehr im Jahr 1913
Die Freiwillige Feuerwehr mit der neuen Benzinmotorspritze
im Jahre 1935
Die Gastronomie:
In Reußendorf gab es bis 1934 insgesamt 3 Gasthäuser:
1. Haus Nr. 11 Der "Gerichtskretscham"
2. Haus Nr. 57 Gasthof Schildbach
3. Gutsbezirk Reußendorf Gasthaus "Zur Esche"
Haus Nr. 11 - Der Gerichtskretscham:
Der Gerichtskretscham mit einem großen Saal für Festlichkeiten (1. Stock) war im Jahr 1830 im Besitz der Familie Schmiegelt (s. Zeitungsanzeige). Im Januar 1860 gibt der Kretschambesitzer Heinrich Friedrich in der Zeitung den Tod seines Sohnes Johann Heinrich bekannt. Anfang 1900 waren die Eheleute Eduard Neumann und Auguste Bertha, geb. Seidel) Eigentümer. 1909 erwarben Gustav Kienz und seine verwitwete Tante Ernestine Pohl aus Leppersdorf den Kretscham. Im Jahr 1910 schloss Gustav Kienz den Ehebund mit Martha, geb. Rummler. Seit diesem Jahr führten sie den Kretscham gemeinsam bis zur Vertreibung.
Verkaufsanzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 19/1830.
Bericht über den Brand des Kretschams in der
Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge", Heft Nr. 73/1874.
Haus Nr. 11 - Der Gerichtskretscham
Haus Nr. 11 - Der Gerichtskretscham
Die Eheleute Gustav Kienz und Martha, geb. Rummler
(Aufnahme: Tag der goldenen Hochzeit - 03.10.1960)
Haus Nr. 57 - Gasthof Schildbach
Im Jahre 1824 gehörte dieser Gasthof Carl Liebert, der ihn im September 1824 (s. folgende Zeitungsanzeige) zum Verkauf anbot.
Nach den Adressbüchern der Jahre 1911, 1925 und 1938 war der Gasthof bis zur Vertreibung im Besitz der Familie Schildbach.
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge", Heft Nr. 39/1824.
Haus Nr. 57 - Gasthof Schildbach
(Besitzer: Karl Schildbach, später Sohn Hermann Schildbach)
Gutsbezirk Reußendorf - Gasthaus "Zur Esche":
Das Gasthaus "Zur Esche" und die dazu gehörenden Ländereien waren im Besitz des Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Pächter des Gasthauses war August Kretschmer. Nach seinem Vater übernahm Eduard Kretschmer ebenfalls als Pächter das Gasthaus mit Landwirtschaft. Infolge eines schweren Unfalls, den er ein Vierteljahr vorher erlitten hatte, verstarb er jedoch bereits im Dezember 1927. Seine Ehefrau Anna führte das Gasthaus gemeinsam mit Tochter Hedwig und Schwiegersohn Fritz Stiller weiter. Im Jahr 1934 gingen sowohl das Gasthaus als auch die Ländereien in den Besitz von Fritz Stiller und dessen Ehefrau Hedwig über. Da das Ehepaar die Gastwirtschaft jedoch nicht weiterführen wollte, wurde diese 1934 aufgegeben und geschlossen. Das Haus diente danach ausschließlich zu Wohnzwecken.
Das Gasthaus "Zur Esche"
Das ehemalige Gasthaus "Zur Esche" (Aufnahme: 2002)
Gutsbezirk Reußendorf:
Zum Gutsbezirk Reußendorf gehörten neben umfangreichen Ländereien die Oberförsterei mit Forsthaus, das Gasthaus "Zur Esche", der Oberhof und der Niederhof. Besitzer war Graf zu Stolberg-Wernigerode. Zum 30.09.1928 wurde der Gutsbezirk aufgelöst und in die Landgemeinde Reußendorf eingegliedert.
Die Oberförsterei führte die Bezeichnung "Gräflich zu Stolberg-Wernigerodsche Forstverwaltung. Hier wurden laufen junge Förster ausgebildet. In der Oberförsterei stand dem jeweiligen Oberförster eine Wohnung zur Verfügung.
Die Oberförsterei (Aufnahme: ca. 1910)
Die Oberförsterei (Aufnahme: 2002)
Das folgende Bild zeigt Kulturarbeiter der Oberförsterei:
Gewerbetreibende in Reußendorf
Auszug aus dem Amtlichen Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe des Jahres 1927.
Bilder aus dem Alltagsleben:
Junge Reußendorfer beim Sonntagstreff vor ihrer ehemaligen Schule
Reußendorfer Frauen beim Hauswirtschaftskurs in der Landwirtschaftsschule in Landeshut
Hochzeit in Reußendorf (Aufnahme: 1910)
Hochzeit in Reußendorf - das Brautpaar fährt mit seinen Gästen zur Trauung in die Gnadenkirche nach Landeshut (Aufnahme: 1943)
"Sommersingen" in Reußendorf:
Der Sonntag "Lätare", der 3. Sonntag vor Ostern, war in Schlesien der "Sommersonntag". Nach althergebrachter Volkssitte fand an diesem Tag das "Sommersingen - Summersinga" statt. In den Morgenstunden des "Sommersonntags" gingen die Kinder "sommern", d. h. sie zogen in kleinen Gruppen die Dorfstraße entlang, gingen von Haus zu Haus und sangen ihre "Sommerlieder", um dafür Gaben zu erhalten. Außer einem Körbchen oder Säckchen trugen sie in den Händen den allerschönsten "Sommer", den sie entweder selber oder mit Hilfe der Mutter daheim gebunden hatten. Der sog. "Sommer" war ein Stecken, der mit bunten Bändern verziert war und an seinem oberen Ende ein Sträußchen von Papierblumen und Tannenreislein trug. Als sangeslustige Sommerboten zogen so die Kinder durch das Dorf, um den Sieg der Sommerzeit zu verkünden
(s. folgendes Bild).
Lebensmittelkarten während der Kriegszeit:
Während der Kriegszeit waren alle Dinge des täglichen Lebens rationiert. Für Lebensmittel gab es Karten, die alle vier Wochen ausgegeben wurden. In der Kartenmitte war ein Feld zur Eintragung der Nummer der Haushaltungsliste vorgesehen. Ringsherum waren kleine Abschnitte für die Lebensmittel angeordnet. Der Kluge-Bäcker (Haus Nr. 76) musste die einzelnen Abschnitte mit der Schere abschneiden und diese gut verwahren. Abends saß die ganze Familie Kluge dann zusammen, um die vielen verschiedenen Abschnitte - getrennt nach Sorten - auf einen DIN A 4-Bogen zu kleben. Die beklebten Bögen wurden anschließend bei dem zuständigen Amt in Landeshut eingereicht. Je nach aufgeklebter Zahl wurde danach die Ration bemessen, die Wilhelm Kluge beziehen konnte. Jeden Dienstag bekam die Familie Kluge bei dieser mühseligen Tätigkeit Unterstützung.
Brotkarte
In der Wohnstube des Kluge-Bäckers
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 77/1857
Weihefest des Militär-Begräbnis-Vereins
Bericht aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 79/1869
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 45/1871.
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 63/1871.
Friedensfest am 18. Juni 1871
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 77/1871.