Wasserfälle des Riesengebirges
(Verfasser: Hella Tegeler)
Quellen:
- Krause, Erhard: Wasserfälle im Riesengebirge - Schlesischer Gebirgsbote Nr. 22/1965
- Lessenthin, B.: Baudenruinen im Riesengebirge (die Pudelbaude) in: Zeitschrift "Der Wanderer im Riesengebirge", Heft Nr. 10/1904
- Staffa, Marek: Das Riesengebirge - Wroclaw 1997
- Wikipedia
Die wasserreichen Flüsse und Bäche des Riesengebirges fließen über Steilhänge, Felsklüfte oder große Felsblöcke herunter und bilden dabei Kaskaden oder Wasserfälle. Sie gehören zu den besonderen Naturschauspielen des Gebirges und locken jährlich viele Touristen an.
Die bedeutendsten Flüsse auf polnischer Seite sind Zacken, Lomnitz und Bober. Sie und ihre Zuflüsse verlaufen häufig in engen Felsschluchten und bilden aufgrund des starken Gefälles imposante Wasserfälle, wie z. B. den Zackelfall (27 m), den Kochelfall (13,5 m), den Lomnitzfall
(10 m) oder den Hainfall (10 m).
Die Flüsse der tschechischen Seite stürzen oft über steile Kanten von den Rändern oder Höhenzüge in die Täler. Die größten Wasserfälle auf der Südseite des Gebirges sind der Elbfall mit einer Fallhöhe von 50 m, der Pantschefall, mit 140 m der höchste Einzelwasserfall Tschechiens, der Obere Aupafall, der Untere Aupafall und der Mummelfall mit 10 m.
Die Aupafälle
Die Aupafälle sind mit einer Gesamtfallhöhe von 174 m die höchsten Wasserfälle des Riesen-gebirges und liegen westlich der Schneekoppe und nördlich von Petzer im Ostteil des Gebirges. Sie werden aus zwei einzelnen Wasserfällen gebildet, die zwar aus Naturschutzgründen nicht direkt zugänglich sind, aber von einem blau markierten Wanderweg, der von Petzer aus durch den Riesengrund führt, gut zu sehen sind.
Der Obere Aupafall:
Bereits aus einiger Entfernung sind drei annähernd gleich große Stufen gut zu erkennen. Oben die Fallzone, die bis zur Fallkante ca. 30° Gefälle aufweist. Daran schließen sich die mittlere Stufe mit einem Gefälle von bis zu 70° und schließlich die untere Stufe an, die ein maximales Gefälle von 60° besitzt.
Er wird von dem Fluss Aupa gespeist. Dieser besitzt keine eigentliche Quelle, sondern fließt aus vielen kleinen Bächen am östlichen Ende des Aupa-Hochmoors zusammen. Diese haben zunehmend tiefer und breiter werdende Gräben gefressen und sich zu einer breiten, 15 Meter tiefen Rinne im Granit des Untergrunds vereint. An Ende dieser Rinne stürzt das Wasser über die Talstufe der Aupakante in 1.363 Meter Höhe in das Gletscherkar der Aupa-Grube, die den Abschluss des Riesengrunds bildet. Mit 129 Meter Fallhöhe ist er der zweithöchste Einzelwasserfall im Riesengebirge.
Der Untere Aupafall:
Dieser liegt etwa 1 km entfernt, knapp 400 Meter unter dem oberen Fall. Er befindet sich in einem Abschnitt, wo der Fluss über eine 160 Meter lange Felsrutsche und eine Reihe von Kaskaden nach unten schließt und dabei einen Höhenunterschied von 45 Metern überwindet.
Die Aupafälle
Der Elbfall
Unterhalb der auf tschechischem Boden gelegenen Elbfallbaude stürzt die Elbe in einigen Kaskaden, etwa einen Kilometer entfernt von ihrer Quelle, vom Rand des Elbgrundes 50 Meter in die Tiefe. Um den Wasserfall von unten zu betrachten, muss man auf einem schmalen Stufenweg an der Felswand hinabsteigen.
An der Elbquelle
Der Elbfall mit der Elbfallbaude vor 1878
Der Elbfall mit der Elbfallbaude
Der Hainfall
Landschaftlich sehr schön gelegen ist auch der Hainfall in der Nähe der Sommerfrische Hain. Der vom Mittelwasser, Silberwasser und Sturmgraben gebildete Fluss stürzt hier aus 10 Meter Höhe in drei Kaskaden in eine enge Felsschlucht. Den Wasserfall kann man von einer kleinen Laufbrücke bewundern, die ein Stück unter ihm liegt. Daneben befand sich die Hainfallbaude, die aber heute nicht mehr besteht.
Zwei weitere Wasserfälle befinden sich noch in der Umgebung von Hain, der kleine Seifenfall (ca. 8 bis 9 m) und der 12,5 m hohe Silberfall.
In Hain lebte seit 1938 der bekannte Kunstmaler und Radierer Erich Fuchs. Hier ließ er für sich und seine Familie ein Wohnhaus errichten und gab ihm den malerischen Namen "Fuchswinkel".
Die Hainfallbaude
Die Hainfallbaude
Auf der Terrasse der Hainfallbaude
Der Kochelfall
Im unteren Teil von Schreiberhau (Szklarska Poreba) befindet sich in einer malerischen, von Felsen umgebenen Schlucht der 13,5 m hohe Kochelfall. Er ist der zweithöchste Wasserfall im polnischen Teil des Riesengebirges.
Neben dem Kochelfall lädt die Kochelfallbaude nach wie vor zum Verweilen ein. Sie wurde im Jahre 1863 als schlichtes Gebäude mit Gasthof und einigen Gastzimmern errichtet.
Ein als "Kochelstein" bezeichneter Felsen mit Inschrift erinnerte an den Besuch des Wasserfalls durch König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise im Jahre 1800.
Der Kochelfall
(Bild von Herrn Arnold Wittwer - Aufnahme: 2019)
Der Kochelfall mit Kochelfallbaude
Der Lomnitzfall
Der 10 Meter hohe Lomnitzfall liegt im Melzergrund. Am 31. März 1902 ging im Melzergrund eine große Lawine zu Tal und zerstörte das von Emil Pohl, dem Wirt der beiden Bauden auf der Schneekoppe, errichtete Einkehrhaus am Lomnitzfall. Diese Baude war erst ein Jahr vorher errichtet worden. Glücklicherweise gab es keine Todesopfer.
Etwa 20 Minuten unterhalb dieser Baude wurde im Jahre 1905 von August Vogt die Melzergrundbaude errichtet.
Der Lomnitzfall mit der am 31. März 1902 durch eine Lawine zerstörten Baude.
Die Baude am Lomnitzfall
Sie wurde am 31. März 1902 durch eine große Lawine zerstört.
Der Lomnitzfall
Die 20 Minuten unterhalb der zerstörten Lomnitzbaude errichtete Melzergrundbaude.
Der Mummelfall
Der Mummelfall ist der breiteste Wasserfall im Riesengebirge und liegt bei Harrachsdorf mit der Mummelfallbaude. Er gleicht einem natürlichen Wehr und stürzt über eine 8 bis 9,5 m hohe Granitwand in zwei geteilten Strömen herab. Die Mummel entspringt auf dem Kamm des Riesengebirges auf der Mummelwiese unweit der Elbquelle und hat zwei Quellbäche, die Große Mummel und die Kleine Mummel. Sie bildet viele Strudel und Schnellen. Das Flussbett besteht stellenweise aus ausgewaschenem Granit oder aus glatt polierten Flächen.
Am Mummelfall teilt sich der Weg, links verläuft der Fahrweg nach Harrachsdorf, während rechts der Harrach`sche Reitweg weiter durch den Wald über das Weiße Floß und das Steinigte Wasser führt.
Der Mummelfall
Mummelfall und Mummelfallbaude
Die Mummelfallbaude
(Bild von Frau Ursula Paul - Aufnahme: 2001)
Am Mummelfall
(Bild von Frau Ursula Paul - Aufnahme: 2001)
Der Pantschefall
Der Pantschefall ist der höchste und auch der größte Wasserfall auf der tschechischen Seite des Riesengebirges. Er fällt in einigen Kaskaden 140 m tief in den Elbgrund.
Die Wanderer gelangten damals durch den Elbgrund bis zu einer schlichten Hütte, wo der Hüttenwirt gegen einen kleinen Obolus ins Horn blies. Sein Gehilfe öffnete daraufhin oben das Wehr an einem künstlich geschaffenen Wasserbecken. Der mächtige Wasserstrom verschaffte den Zuschauern ein faszinierendes Erlebnis. Dafür hatte man im Sommer des Jahres 1912 zehn österreichische Kreuzer oder 15 deutsche Pfennige zu bezahlen.
Die Aussichtsplattform, die über dem Wasserfall liegt, bietet eine großartige Aussicht in den Elbgrund, die Siebengründe und auf den Ziegenrücken. Von hier aus gelangt man in wenigen Minuten zum Elbfall, einem weiteren Naturschauspiel.
Die Aussichtsplattform oberhalb des Wasserfalls
Der Pantschefall
Der Pantschefall
Der Pantschefall
Der Hornist gibt das Signal zum Öffnen des Wehrs am Pantschefall.
(Quelle: Vesely Vylet - Nr. 28/2007)
Der Pudelfall
Zwischen der Schneegrubenbaude und dem Hohen Rad führt an den dessen südlichen Abhängen ein Pfad südöstlich in die Schlucht des Pudelgrabens, wo das Pudelwasser etwa eine Viertelstunde vor seiner Mündung in die Elbe den 38 m hohen Pudelfall bildet. Er gehört mit zu den schönsten, aber auch zugleich unbekanntesten Wasserfällen des Riesengebirges. Da zu ihm kein besonders guter Weg führt, wird er nur sehr selten besucht.
Vom Pudelfall aus kann man aber eine wunderschöne Aussicht über den Elbgrund bis zum Pantsche- und Elbfall genießen.
Am oberen Ausgang des Pudelgrundes stand bis zum 29. Juni 1903 die Pudelbaude (1.300 m), die an diesem Tag ein Raub der Flammen wurde. Errichtet worden war sie bereits im Jahr 1796.
Unweit vom Pudelfall liegt in wildromantischer Umgebung der Hofgrabenfall. Er ist jedoch wegen großen Steingerölls, Felsmassen und dichtem Gestrüpp nur schwer zu erreichen.
Blick auf den Pudelfall
Der Wasserfall im Weißwassergrund
Richtig romantisch und idyllisch ist es im Weißwassergrund. Hier rauscht der wohl wildeste Zufluss der Elbe. Das Weißwasser, der größte Quellbach, entspringt 1.400 m hoch am Südrand der sumpfigen Weißen Wiese, in der Nähe der bekannten Wiesenbaude. Mit starken Gefälle nimmt der Wildbach den Weg ins Tal und bildet im wildschönen Weißwassergrund zahlreiche Kaskaden, von denen die bedeutendsten "Gefälle" heißen. Man unterscheidet das "Kleine Gefälle" zwischen dem roten Floß und dem Sturmgraben von dem "Großen Gefälle" am Teufelsgrund. Hier stürzt der Fluss etwa 14 m tief über eine ca. 60 cm breite Felswand.
Die Gräfin Aloisia Czernin-Morzin auf Schloss Hohenelbe ließ im Jahre 1899 den bis dahin unzugänglichen Weißwassergrund durch die Anlegung eines Weges erschließen.
Im Weißwassergrund
Im Weißwassergrund
Blick auf die Wiesenbaude mit Weißwasser.
Der Zackelfall
Der Zackelfall ist der höchste Wasserfall im polnischen Teil des Riesengebirges. Von einer Höhe von 846 m fällt der Wildbach in drei Kaskaden 17 m tief in einen kleinen See.
Dieser Wasserfall war bereits im 18. Jahrhundert als beliebtes Reiseziel bekannt. Im Reisebericht "Letters on Silesia" (Briefe über Schlesien) vom 1. August 1800 bemerkte John Quincy Adams (11.07.1767 - 23.02.1848), der spätere Präsident der Vereinigten Staaten: "Um ein leichtes Tagewerk zu haben, entschlossen wir uns es für heute bei der Besichtigung des Zackenfalls bewenden zu lassen. Die Lage dieses Wasserfalles ist eben so wild und romantisch als der, welchen die Kochel bildet, und wenigstens dreimal so hoch; welches beinahe hundert und fünfzig Fuß beträgt. Wie an verschiedenen andern Stellen dieser Gegend, scheint auch hier irgend eine gewaltsame Naturbegebenheit die Felsen gespalten, und diese beträchtlichen Klüfte hervorgebracht zu haben, die den Wanderer von so vielen hochliegenden Gegenden herab angähnen. Hier steht man an einer Seite der Kluft, und sieht das Wasser von der andern auf eine Fläche herabstürzen, die dem Standpunkte worauf man sich befindet, gleich ist. Zwischen dem Zuschauer und dem Strome ist ein steiler Abgrund, der um so tiefer zu seyn scheint, weil er so enge ist, und dessen Tiefe wohl an hundert Yards betragen mag. Mit Hülfe einer Leiter stieg ich zu dem Grunde hinab, und kroch theils über Felsenstücke, theils über Scheitholz welches in dem Bette des Stromes liegt, bis zu dem Orte hin, wo das Wasser herabfällt." Adams war vom 04.03.1825 - 04.03.1829 der sechste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
In unmittelbarer Nähe des Zackelfalles wurde im Jahre 1872 die erste Baude errichtet. Nachdem ein Feuer die Baude im Jahre 1984 komplett zerstört hatte, entstand 1995 ein alter Stelle ein neues Gasthaus.
Der Zackelfall
Die Zackelfallbaude
In der Zackelklamm