Bekannte Schömberger Firmen:

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quelle:
-
Schlesischer Gebirgsbote

Kaufhaus Bischof

Landeshuter Straße 5

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Sehr bekannt war in Schömberg das Kaufhaus des Friedrich Bischof. Bereits seine Eltern führten in diesem Haus eine Kolonial- und Spezereiwarenhandlung. Im Angebot waren neben Lebensmitteln, Haushaltsartikeln aller Art auch Eisenwaren, so dass die Handwerker der Umgebung vom Nagel bis zum Möbelbeschlag alles fanden, was für ihre Arbeit benötigt wurde. Nach dem Tode seiner Mutter Anna (nach 1911) übernahm Friedrich Bischof das Geschäft. Verheiratet war er mit der am 23. Feburar 1881 in Goldbeck (Brandenburg) geborenen Clara, geb. Wallert. Sie war als junges Mädchen nach Schömberg gekommen und lernte hier ihren späteren Ehemann kennen.

Friedrich Bischof war ein vielbeschäftigter Mann. Neben der Führung seines Geschäftes übernahm er auch kommunalpolitische Aufgaben. Er war viele Jahre Beigeordneter und Ratsherr der Stadt Schömberg. Nach seinem Tod führte seine Ehefrau gemeinsam mit Sohn Bernhard das Geschäft weiter. Unmittelbar bei Kriegsbeginn erwarb Bernhard Bischof das ehemalige Stenzel-Haus am Markt Nr. 4. In diesem Haus bezog nun die Grenzland-Druckerei Rock & Co. neue Räumlichkeiten. Sie war bisher im Bischof`schen Geschäftshaus an der Landeshuter Str. 5 untergebracht gewesen.

1946 kam die Familie Bischof zunächst nach Groß Denkte bei Wolfenbüttel. Später lebte sie in Vienenburg. Dort starb Clara Bischof am 11. Februar 1973, ihr Sohn Bernhard starb am 25. Oktober 1997.

Landeshuter Str. 5, rechts: Kaufhaus Bischof

Das ehemalige Kaufhaus Bischof heute

Links: Markt Nr. 4 (das ehemalige Stenzel-Haus)

Markt Nr. 4 heute

Familie Bischof vor ihrem Geschäft:

Links: Bernhard Bischof, in der Mitte: Frau Bischof, rechts: Johannes Bischof (später Pfarrer)

(Das Bild stellte Herr Arnold Wittwer aus Bensheim zur Verfügung)


Mechanische Näherei der Landeshuter Leinen- und Gebildweberei

F. V. Grünfeld

Landeshuter Straße 27/29 (alte Hausnummer - Haus des Kaufmanns Bischof)

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Die Landeshuter Leinen- und Gebildweberei F. V. Grünfeld betrieb im Haus des Kaufmanns Bischof in den Jahren 1909 bis 1914 eine Zweigniederlassung der Näherei.

In seinen Lebenserinnerungen berichtete der Fabrikdirektor der Firma Grünfeld, Herr Julius Burkert, über die Errichtung dieser Zweigniederlassung wie folgt:
"Der Absatz der Landeshuter Erzeugnisse war durch den schnellen, gesunden Aufstieg Berlins derartig befruchtet worden, dass ich im Herbst 1909 mit vollem Einverständnis der beiden Firmeninhaber in Schömberg eine Zweigniederlassung der Näherei einrichtete. In Landeshut waren Näherinnen nicht mehr vorhanden, während in Schömberg durch die dortige ungünstige Erwerbslage reichlich Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Die Näherei entwickelte sich unter der Leitung der bisher in Landeshut tätig gewesenen Frl. Rothkegel recht befriedigend, so dass zuletzt etwa 50 Näh- und Spezialmaschinen mit eben soviel Beschäftigten vorhanden waren. Diese Näherei, deren Einrichtung von der stillen Stadt Schömberg dankbar begrüßt wurde, bildete eine gute Ergänzung der dort bestehenden "Königlichen Stickschule", die zum weitaus größten Teile ja auch von der Firma Grünfeld mit Arbeit versehen war. (Monogramm- und Buchstaben-Taschentücher, gestickte Bettwäsche). Die Löhne wurden in Schömberg um etwa 10 % niedriger bezahlt als in Landeshut, gestalteten sich aber trotzdem sehr auskömmlich und für die Näherinnen zufriedenstellend. Leider musste die Näherei durch die Einwirkung des Krieges wieder stillgelegt werden, die Maschinen kamen als sehr willkommener Ersatz nach Landeshut."

Während ihrer Schömberger Zeit lebte Frl. Rothkegel gemeinsam mit ihrer Schwester in einem Haus am Markt.

Quelle:

  • Grünfeld, Fritz V.. Das Leinenhaus Grünfeld, Duncker & Humblot/ Berlin - 1967

Werbung

Tischlerei Richard Illner

Niedergasse 169

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Rechnung des Tischlermeisters Richard Illner aus dem Jahre 1886 für den Kaufmann Flegel.

Tischlerei Heinrich Letzel

Markt Nr. 29

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Nach dem Adressbuch des Jahres 1911 gehörte das Haus zu diesem Zeitpunkt dem Wagnerbauer Paul Wagner. Später erwarb es der Tischlermeister Heinrich Letzel und eröffnet hier seinen Betrieb.

Von links: Haus Nr. 28 - Bauer Oswald Wilke (heute Ruine); 

Haus Nr. 29 - Tischlermeister Heinrich Letzel; 

Haus Nr. 30 - Dentist Herbert Keller


Von links: Haus Nr. 28 - das ehemalige Haus des Bauern Oswald Wilke (heute Ruine); Haus Nr. 29 - Tischlermeister Heinrich Letzel
(Bild von Herrn Jürgen Paul, Puchheim - Aufnahme: September 2019)

Der folgende Briefkopf stammt aus der Ziedertalbahnakte. Sie befindet sich beim Geheimen Staatsarchiv-Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem.
Quelle: GStA PK XVII HA Schlesien Rep 230 Eisenbahn Nr. 549/86, Bl. 74

Zur Verfügung gestellt wurde das Bild von Herrn Dr. Joachim Braun.

Mechanische Weberei und Flachsröste der Firma Methner 

und Frahne AG,  später Johannes Figge

Liebauer Straße

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Wie andere große Leinenwebereien aus Landeshut, Friedland und Langenbielau besaß auch die Firma Gebr. Methner bereits vor 1899 eine "Ausgeberei" für Handweber in Schömberg. Die Firma errichtete eine kleinere mechanische Webereiniederlassung in einem Hofgrundstück an der Liebauer Straße, bis sie im Jahre 1912 durch den Erwerb der modernen Maschinenweberei von M. Buttermilch dauernd und in großem Maßstabe industriell in Schömberg ansässig wurde.

Die Gründung der Schömberger mechanischen Weberei durch die Leinenkaufleute Arno und Harry Wolfsohn (in Firma M. Buttermilch-Landeshut, gegründet 1840) reicht zurück auf die Jahre 1900/01. In diesem Zeitraum erwarben die Brüder Wolfsohn umfangreiche Ländereien an der Bahnlinie und am Bahnhof der Ziedertalbahn längs der Chaussee Schömberg - Liebau. Die Betriebsgebäude wurden von dem Maurer- und Zimmermeister Richard Nietsche in Rohbau ausgeführt, die Kesselanlage lieferte die Carlshütte in Altwasser, während die für die damaligen Zwecke reichlich starke Dampfmaschine aus der Maschinenbauanstalt vorm. Starke & Hoffmann AG. in Hirschberg stammte. Im Jahre 1902 erfolgte die beantragte behördliche Genehmigung zur Anlage einer Quellwasserleitung vom nahen Blasdorfer Wasser aus, welche durch Maurermeister Franz Winkler aus Schömberg ausgeführt wurde.

Dem Wunsch der Inhaber Wolfsohn, das bis dahin wenig rentable Unternehmen zu veräußern, wurde am 1. August 1912 durch die Firma Gebr. Methner mit sofortiger Übernahme entsprochen. Die Größe des mitübernommenen Grundbesitzes betrug etwa 110 Morgen. Vorhanden waren u. a. 78 Webstühle, größtenteils mit elektrischem Gruppenantrieb und 11 Vorbereitungsmaschinen. Beschäftigt waren im Zeitpunkt der Übernahme 54 Personen.

Bereits 1915 wurde die Weberei erheblich vergrößert, wobei 150 neue Webstühle aufgestellt wurden. Auch die Rösterei wurde im Laufe der Jahre wesentlich erweitert. 1923 erfolgte der Bau eines neuen Maschinenhauses mit anschließendem Kesselhaus sowie eines fünften Trockenofens und eines etwa 70 Meter hohen Schornsteins.

Im Jahre 1922 erwarb die Firma das frühere Hotel "Kaiserhof" neben dem Fabrikgrundstück zum Ausbau von acht Familienwohnungen. 

In der Webereiabteilung Schömberg waren 300 mechanische Webstühle nebst Vorbereitungs-maschinen aufgestellt und etwa 225 Personen beschäftigt.

Nach 1925 ging die Flachsröste in den Besitz von Johannes Figge über.

Firmenbriefkopf der Firma M. Buttermilch

Fabrikansicht der Firma Methner und Frahne in Schömberg

Die Flachsröste mit den großen Flachslagerhallen

Mitarbeiter der Flachsröste

Das ehemalige Hotel "Kaiserhof", später Wohnhaus für Mitarbeiter der Firma Methner und Frahne AG

Das ehemalige Hotel "Kaiserhof", später Wohnhaus für Mitarbeiter der Firma Methner und Frahne AG
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim - Aufnahme: 2012)

Briefkopf Johannes Figge - Flachsröste Schömberg)


(zur Verfügung gestellt von Frau Roswitha Rueschkamp)

Teppicherzeugung Franz Patsch

Braunauer Straße 24, später Tannengrundstraße

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Schömberg galt als die Stadt der schlesischen Handweber. Die Teppichweberei kam erst nach dem ersten Weltkrieg nach Schömberg, was allerdings nicht bedeutet, dass einzelne Weber auch schon vorher Scheuertücher und Flickenteppiche auf Handwebstühlen gewebt haben.

Franz Patsch aus Adersbach verlegte einen Teilbetrieb nach Schömberg in die Fabrikräume der ehemaligen Tschauderschen Rolloweberei. Die Leitung des Schömberger Betriebes lag überwiegend in den Händen seiner Tochter Else, die später Hugo Häring heiratete.

Das Besondere der Teppiche aus der Werkstatt Patsch war, dass man von der alten Webart der Fleckelteppiche abkam, die Flecken besonders einfärbte und Teppiche mit Mustern herstellte. Er stellte seine Erzeugnisse sowohl auf der Leipziger als auch auf der Frankfurter Messe aus und brachte immer gute Verkaufsergebnisse mit nach Hause. Da sein Betrieb im Laufe der Jahre ständig größer wurde, entschloss er sich, die beengten Fabrikationsräume durch einen Neubau zu erweitern. Er erwarb eine Bauparzelle an der Tannengrundstraße und errichte einen zweck-mäßigen Neubau, in dem neben den Fabrikationsräumen auch seine Wohnung eingebaut wurde. Die Familie Patsch verlegte ihren Wohnsitz von Adersbach nach Schömberg.

Angeregt durch neue Erfahrungen und durch viele Wünsche der Käufer, erweiterte Herr Patsch die Kollektion seiner Teppicherzeugnisse. Er trug sich auch mit dem Gedanken, zu seinen hand-werklichen Fleckelteppichen noch geschmackvolle Möbeleinrichtungen für eine farbenfrohe Bauernstube herstellen zu lassen. Eine Musteranfertigung nach seinen eigenen Entwürfen wurde von ihm bei dem Tischlermeister Heinrich Letzel am Markt in Auftrag gegeben. Die Idee ist aber nicht zum Zuge gekommen. Die Fleckelteppiche waren aber nach wie vor sehr gefragt. Sie waren absolut nicht Armeleuteteppiche, sondern als solide Handarbeitserzeugnisse von jedermann begehrt. 

Nach der Eheschließung seiner Tochter Else mit Hugo Häring trat auch dieser in die Teppich-fabrikation mit ein.

Das Ehepaar kam nach 1946 nach Baiersdorf und begann hier erneut mit der Herstellung von Teppichen. Neben der Fertigung der Fleckelteppiche wurden nun auch Schafwollteppiche produziert.

Franz Tschauder besaß in Schömberg eine Holzrouleaux- und Jalouisienfabrik die später von Franz Patsch übernommen wurde.

Blick vom Baderberg auf die Braunauer Str. Nr. 24
Dieses Gebäude soll früher einmal eine Senffabrik beherbergt haben, später war hier die Teppichfabrik Patsch ansässig.
(Aufnahme: 1900)

Braunauer Str. Nr. 24 - In diesem Gebäude wurden die ersten Fabrikationsräume der Teppicherzeugung Franz Patsch eingerichtet.

Firmenwerbung

Preisliste der Firma Franz Patsch.
Der Ortsname enthält allerdings einen Schreibfehler,
 richtig heißt es Schömberg.

Aufbruch zur Schlittenfahrt der Firma Franz Patsch nach Ullersdorf

Schlittenfahrt der Firma Franz Patsch nach Ullersdorf

Ski-Ausflug der Firma Franz Patsch

Teppichweber in Schömberg

(Bild von Herrn Arnold Wittwer aus Bensheim)

Das Häring-Haus in Baiersdorf

Hugo Häring und seine Teppich-Kollektion

Leinenfabrikant Alois Pfeiffer

Braunauer Straße 4

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Geboren wurde Alois Pfeiffer am 1. Dezember 1897 in Schömberg. Nach der Schulausbildung erlernte er in der Preußischen Webereilehrwerkstatt seiner Heimatstadt das Leinenhandwerk. Zunächst war er als Angestellter in einem Schömberger Textilbetrieb tätig. Sein größter Wunsch war aber die Führung eines eigenen Betriebes, der sich auch durch Fleiß und Wagemut realisieren ließ. Bereits im Jahre 1920 konnte er durch Übernahme der Benedix`schen Weberei in der Braunauer Str. die Leinenfabrik Alois Pfeiffer gründen, die schon bald sehr bekannt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges konnte er sogar einen Zweigbetrieb in Liebau eröffnen.

In Schömberg nahm er viele ehrenamtliche Aufgaben wahr. Er war u. a. Stadtrat, Vorsitzender des katholischen Kaufmanns-Vereins und des Riesengebirgsvereins. Bekannt wurde er auch als Trachtenschulze der Trachtengruppe.

Im Jahre 1947 musste auch er mit seiner Familie Schömberg verlassen und sein Lebenswerk zurücklassen. Die Familie Pfeiffer kam nach Obermeilingen bei Bad Schwalbach. Aus bescheidenen Anfängen baute er auch hier wieder ein Unternehmen auf. Er gründete die Mechanische Weberei A. Pfeiffer. Am 28. Dezember 1964 verstarb Alois Pfeiffer in Bad Schwalbach.

Julius Bendix besaß Anfang 1900 in Schömberg eine Weberei, die später von Alois Pfeiffer übernommen wurde.

Weberei Alois Pfeiffer - Werbung

Briefkopf Weberei Pfeiffer
(Bild von Herrn Norbert Paatsch, übermittelt von Herrn Arnold Wittwer)

Braunauer Str. Nr. 4 - Weberei Alois Pfeiffer
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim - Aufnahme: 2012)

Braunauer Str. Nr. 4 - Hof der Weberei Alois Pfeiffer
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim - Aufnahme: 2012)

Betriebsausflug der Firma Alois Pfeiffer zur Weistritz-Talsperre 1937

Betriebsausflug der Firma Alois Pfeiffer in den 1930er Jahren

Alois Pfeiffer mit seinem Enkel (01.12.1897 - 28.12.1964)

Fabrik Alois Pfeiffer in Obermeilingen

Baugeschäft Robert Schmidt

Postweg 4

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Baumeister Robert Schmidt, der Firmengründer, entwickelte im Laufe vieler Jahre seinen Betrieb zu einem über die Grenzen Schömbergs hinaus bekannten Baugeschäft. Eine Reihe bekannter Bauten des Ziedertales stammen von ihm, so das Altersheim der Grauen Schwestern zur heiligen Elisabeth in Schömberg, das Jugendheim, die Schule in Erlendorf und die evangelische Kirche in Albendorf, die nach einem Entwurf des Junior-Chefs Alfons Schmidt gebaut wurde. Aber auch Industrie-bauten der Firmen Joh. Figge - Flachsröste in Schömberg, Kugel-Fischer Schweinfurt - Werk Landeshut-Schömberg, u. a. erbrachten dem Betrieb einen guten Ruf.

Nach Robert Schmidts Tod im April 1939 übernahm sein Sohn Alfons Schmidt die Betriebsführung. Er war Bauingenieur und Maurermeister. Tatkräftig unterstützt wurde er von seiner Mutter, ins-besondere während der Zeit seiner Einberufung zum Wehrdienst.

Im September 1946 musste auch die Familie Schmidt Schömberg verlassen. Das mit viel Fleiß und Mühen aufgebaute Unternehmen bleib zurück. In Steyerberg (Kreis Nienburg) fanden sie eine neue Heimat. Hier kehrte Alfons Schmidt in seinen erlernten Beruf zurück und konnte sich wieder mit einem Baugeschäft eine eigene Existenz aufbauen.

Postweg Nr. 4 - Baugeschäft Schmidt (Aufnahme: vor dem Krieg)

Postweg Nr. 4 - Baugeschäft Schmidt

(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim - Aufnahme: 2012)

Fleischerei Springer

Markt Nr. 16

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Die "Historischen Tage" im Jahre 1934 standen unter dem Motto "100 Jahre Schömberger Würstchen". Schömberg und die "Schömberger Würstel" waren und sind ein Begriff.

Im Jahre 1834 wurden sie erstmals von dem Fleischergesellen Bernhard Springer in der Fleischerei der Frau Bandt in der Liebauer Straße hergestellt. Es waren kleine schrumplige Dinger, die mit Tannenzapfen geräucherten Schömberger Würstel, und zuerst waren es die Fremden, die jenes Erzeugnis lobten und es damit bekannt machten. Eine gute Entwicklung machten die Würstchen aber erst, als Bernhard Springer als Fleischermeister sein eigenes Geschäft betreiben konnte. Im Haus Braunauer Straße Nr. 2 hatte er sich selbstständig gemacht. Von hier aus nahmen die Würstchen ihren Weg in alle Welt.

Bernhard Springer starb im Jahre 1863, nachdem er mehrere Jahre Obermeister der Fleischerinnung Schömberg gewesen war. Sein ältester Sohn Johann, geb. am 11.10.1824, erlernte bei seinem Vater das Fleischerhandwerk. Am 27.12.1854 legte auch er die Meisterprüfung ab und machte sich im Haus Braunauer Str. Nr. 5 selbstständig. Von seinem Vater hatte er die Herstellung der Schöm-berger Würstel erlernt. Er war derjenige, der sich als erster um den Versand der Schömberger Würstel nach außerhalb ganz besonders verdient machte. Viele kleine Kistchen ließ er anfertigen, in denen die Würstel damals verpackt wurden und so ihre Reise in die Welt antraten. Johann Springer war Schriftführer der Fleischerinnung von 1862 bis 1886 und starb im Jahre 1904.

Getreu der Familientradition erlernte auch sein Sohn Heinrich Springer, der am 15.03.1855 geboren wurde, das Fleischerhandwerk und legte am 29.11.1879 die Meisterprüfung ab. Heinrich Springer machte sich am 01.01.1880 selbstständig und eröffnete das Geschäft, Markt Nr. 16. Dieses Haus war bis zur Vertreibung im Besitz der Familie Springer. Dass er die Tradition der Herstellung der Schömberger Würstel und den Versand übernahm, war eine Selbstverständlichkeit. In der Innung war er von 1887 bis 1900 Schriftführer und von 1913 bis 1921 Obermeister. Heinrich Springer starb im Alter von 68 Jahren im Jahre 1923.

Bereits im Jahre 1920 hatte Sohn Paul Springer das väterliche Geschäft übernommen. Er ließ das Geschäft umbauen und den modernen Ansprüchen der neuen Zeit anpassen. Die Schömberger Würstel wurden aber weiterhin nach der alten Rezeptur hergestellt. Sein Sohn Helmuth trat Ostern 1935 bei seinem Vater in die Lehre um die Familientradition fortzusetzen.

Quelle:
Schlesischer Gebirgsbote Nr. 15/1985

Das 1. Haus links - Braunauer Str. Nr. 2 - Fleischerei Bernhard Springer

Das 2. Haus links - Markt Nr. 16 - Fleischerei Springer

Schömbergs Spezialität "Die Schömberger Würstchen".

Schömbergs Spezialität "Die Schömberger Würstchen".
(Bild von Herrn Hubert Jahn)

Mechanische Weberei Hugo Wieland GmbH

Blasdorfer Straße 3

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Die mechanische Weberei Hugo Wieland GmbH ist aus der Stammfirma Heinrich Wieland durch Abzweigung der mechanischen Weberei vom Handbetrieb hervorgegangen. Heinrich Wieland, der die Leinenfabrikationsfirma gleichen Namens im Jahre 1872 gründete, war ein echtes Bauernkind. Bis zur Schulentlassung war er im Bauernhof mit tätig und vor allem der Hüter auf der Viehweide. Nach der Schulausbildung erlernte er das Zimmerhandwerk. Während seiner Freizeit eilte er von Weberhaus zu Weberhaus, um Reste Garn aufzukaufen und damit seiner ältesten Schwester Ernestine als Handweberin Arbeit zu ermöglichen. Die Garne wurden von ihr verwebt und die Ware alsdann auf den nahe gelegenen Warenmärkten verkauft. So bescheiden der Verdienst auch war, so reichte er doch aus, um nach und nach auch anderen Handwebern Arbeit zu geben.

Unglücksfälle im Beruf zwangen Heinrich Wieland zur Aufgabe seines erlernten Berufes als Zimmergeselle. Die aus der Not heraus durch Mehrarbeit angesammelten Ersparnisse ermöglichten ihm zunächst eine anspruchslose Lebensführung. Die Handweberei hatte es ihm angetan und er wollte ein eigenes Unternehmen gründen. Viel Fleiß, Wagemut und zäher Wille ermöglichten diesen Traum. Schon bald nach seiner Verheiratung konnte er im Juli 1882 das Grundstück Markt Nr. 48 (später Nr. 12) von der Witwe des Fleischermeisters Paartsch für 8.100 Mark erwerben. Im Jahre 1894 trat der älteste Sohn Fritz in das väterliche Geschäft ein.

Nachdem alle baulichen Veränderungen am Grundstück keine Raumerweiterungen mehr zuließen, wurde 1895 das Geschäftshaus bis auf das Erdgeschoss abgebrochen und neu aufgebaut. Während dieser Baumaßnahmen wurde der älteste Sohn Fritz während eines schweren Gewitters vom Blitz getroffen und verunglückte tödlich. Seine Mutter, die diesen Schmerz nicht überwinden konnte, folgte dem Sohn ins Grab. Trotz dieser tragischen Familienereignisse arbeitete Heinrich Wieland aber weiter an der Fortentwicklung seines Unternehmens.

Der zweite Sohn Hugo trat 1903 nach Beendigung seiner Militärdienstzeit in das väterliche Geschäft ein. Er hatte die höhere Webschule besucht und praktische und kaufmännische Erfahrungen bei anderen Firmen im In- und Ausland gesammelt. Gemeinsam mit dem Sohn entwickelte sich die Firma Wieland stetig weiter. Im Jahre 1905 wurden die ersten 6 mechanischen Webstühle bei einer Firma im nahe gelegenen Grenzdorf Albendorf, die erst neu errichtet wurden, belegt. Bereits nach einem halben Jahr ratterten dort 18 mechanische Stühle und 1908 wurde eine Stuhlzahl von 36 erreicht.

Die Räumlichkeiten am Markt reichten bald nicht mehr aus. Im April 1910 wurde der Bauernhof des Landwirtes Heinrich Stief an der Blasdorfer Str. 3 mit allem lebenden und toten Inventar sowie den dazugehörigen Feldgrundstücken von etwa 24 Morgen erworben. Mit dem Bau der Weberei wurde sofort begonnen und bereits im Herbst des gleichen Jahres kam die erste Ware von der eigenen mechanischen Weberei heraus. Hugo Wieland heiratete im Jahre 1913. Aufgrund der früher bereits getroffenen Vereinbarungen mit seinem Vater wurde jetzt der mechanische Betrieb abgetrennt und eine neue Firma, Mechanische Weberei H. Wieland, ins Leben gerufen. Die Belegschaft des gesamten Betriebes mit den Handwebern und Heimnähern betrug 158 Beschäftigte. Im September 1922 wurde die Firma H. Wieland in eine GmbH mit der Bezeichnung "Mechanische Weberei Hugo Wieland GmbH" umgewandelt. Als Mitinhaber wurde der Schwiegervater von Hugo Wieland, Josef Reimann, aufgenommen. Dieser starb 1926, seine Ehefrau bleib bis zum Jahre 1936 Teilhaberin.

Die Firma entwickelte sich so gut, dass in den folgenden Jahren ständig Erweiterungsbauten vorgenommen werden konnten. Einen wesentlichen Anteil an dem Entwicklungstempo der Firma hatten die langjährigen erfolgreichen Mitarbeiter Herr August Fröbrich, der 1915 als Lehrling in die Firma eintrat, und Herr Ernst Gabriel, der 1917 als Lehrling in die Firma kam. Beide erhielten im April 1934 Einzelprokura.

Im Jahr 1934 begannen die Verhandlungen für die Beteiligung an der Wiederinbetriebsetzung der stillstehenden Flachsspinnerei H. & F. Wihard AG in Liebau. Die Kaufverhandlungen kamen aber erst im April 1935 zum Abschluss, und es dauerte bis zum 30. November 1936, ehe der Betrieb wieder in Gang gesetzt werden konnte. Im Jahr 1938 beschäftigte die Mechanische Weberei Hugo Wieland 858 Mitarbeiter. Das Unternehmen war zwischenzeitlich weltweit bekannt. Auslandsvertretungen bestanden in Ägypten, Argentinien, Chile, Dänemark, Griechenland, Kanarische Inseln, Norwegen und Türkei.

Der Gründer der Firma, Heinrich Wieland, verstarb am 19. August 1928.

Quelle:
Festschrift 25 Jahre Mechanische Weberei Hugo Wieland G.m.b.H. Schömberg (Schlesien)

Kopie dieser Festschrift stellte Herr Erich Engler aus Ahaus zur Verfügung (Original bei Frau Sigrid Bollmann, geb. Fröbrich)

Heinrich Wieland (verst. 19.08.1928)

3. Haus von rechts - Geschäftshaus Wieland

Firmenwerbung Heinrich Wieland
(zur Verfügung gestellt von Herrn Hubert Jahn aus Datteln)

Firmenwerbung Hugo Wieland

Firma Hugo Wieland
(Bild von Herrn Hubert Jahn aus Datteln)

Der Anfang mit Pferd und Wagen

Beginn des Fabrikneubaus im Jahre 1910

Gesamtansicht der Fabrik

Der Mangelraum

Das Warenlager

Der Raum für den Warenversand

Der Neubau

Der Aufenthaltsraum

Im Neubau untergebrachter Schulraum

Der Schornstein ist noch erhalten geblieben.

(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim - Aufnahme: 2016)

Büro Wieland - von links: Ernst Gabriel (später techn. Prokurist in der Fa. Wieland), Trude Flegel, Therese Gläser, August Fröbrich (später kfm. Prokurist bei Wieland) und Grete Gläser.

(Bild von Frau Sigrid Bollmann, geb. Fröbrich)

Mitarbeiter der Mechanischen Weberei Hugo Wieland

Rechts: Prokurist August Fröbrich (bei Firma Wieland), links Gertrud Wiesner, Ehefrau des Prokuristen Erich Wiesner (bei Firma Wiener)
- Aufnahme: 1939 -

(Dieses Bild stellte Herr Alois Wiener zur Verfügung)

Ehrung der Stadt Schömberg für Hugo Wieland

Betriebsausflug der Mechanischen Weberei Hugo Wieland nach Bethlehem

Auch die Firma Wieland beteiligte sich mit einem Festwagen am Umzug 
zum 1. Mai 1939.
Im Hintergrund die Betriebsstätte der Firma Wieland.

(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)

Auf dem Festwagen, Bildmitte Arnold Wittwer.

(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)

Landwirtschaftlicher Betrieb der Weberei Wieland


(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)

Mechanische Leinen-Weberei Aloys Wiener

Landeshuter Straße 14

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Im Jahre 1881 gründete Aloys Wiener die "Mechanische Leinen-Weberei".
Er war ein echtes Schömberger Kind und stammte aus einer alteingesessenen Schömberger Familie. Geboren wurde er am 9. Dezember 1858 als Sohn des Fleischermeisters Adolf Wiener. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Familie Wiener eine sehr bekannte Fleischerfamilie in Schömberg
(s. hierzu weitere Angaben unter Innungen).

Im Gegensatz zu seinem Vater und Großvater erlernte Aloys Wiener nach der Schulausbildung nicht das Fleischerhandwerk, sondern absolvierte eine kaufmännische Ausbildung (wahrscheinlich in Landeshut). Sein Traum war die Selbstständigkeit. Schömberg war das Zentrum der Leinen-herstellung und des -handels. Die Gründung einer eigenen Weberei war daher naheliegend.

In der Landeshuter Straße 14 entstand die Leinen-Weberei Wiener. Die Produkte wurden zunächst, wie bei anderen Webereien auch, von Handwebern des Ortes und der Umgebung gefertigt. Später wurde dann auf die moderne Maschinenweberei umgestellt. Die Firma verfügte über ca. 80 Webstühle. Ungefähr 100 Mitarbeiter beschäftigte die Weberei Wiener.

Im Jahre 1899 hatte Aloys Wiener in Schömberg ein Elektrizitätswerk errichtet. Im Rahmen eines auf die Dauer von 30 Jahren abgeschlossenen Vertrages mit dem Magistrat der Stadt Schömberg hatte Herr Wiener die Konzession erhalten, mit den elektrischen Leitungen die Straßen, Wege und Plätze der Stadt Schömberg zu überqueren. Im Vertrag wurde gleichzeitig festgelegt, dass nach seinem Ablauf das Elektrizitätswerk und das gesamte Leitungsnetz in städtische Regie übergehen sollte. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg verkaufte Aloys Wiener das Werk allerdings an den Ingenieur Willutzki, der auch alle Rechte und Pflichten aus dem mit der Stadt Schömberg abgeschlossenen Vertrag übernahm.

Aloys Wiener war ein vielbeschäftigter Mann. Neben seiner verantwortungsvollen Tätigkeit als Fabrikbesitzer führte er auch den Gasthof "Zum Stern", Landeshuter Str. 20 (s. hierzu weitere Angaben unter Gastronomie).

Langjähriger Prokurist der Firma Wiener war Erich Wiesner, der mit Gertrud, geb. Herrmann, verheiratet war. Ihre Schwester Luise Anna war mit Alfred Wiener verheiratet.

Nach 1925 gab er die Geschäftsleitung an seinen Schwiegersohn Josef Walter ab, der die Firma bis zur Vertreibung führte. Sein Sohn Alfred Wiener war Eigentümer der Scholtisei in Voigtsdorf.

Aloys Wiener blieb die Vertreibung erspart. Er verstarb am 23. Mai 1946 in seiner Heimatstadt und wurde auf dem Schömberger Friedhof zur letzten Ruhe gebettet.

Quelle:

  • Daten und nähere Angaben wurden von Herrn Alois Wiener zur Verfügung gestellt.
  • Schlesischer Gebirgsbote Nr. 34/1964

Mechanische Leinen-Weberei Aloys Wiener
(Bild von Herrn Alois Wiener)

Aloys Wiener (09.12.1858 - 23.05.1946)

Firmenwerbung

Firmenwerbung mit Fahrplan der Ziedertal-Eisenbahngesellschaft
(Bild von Herrn Alois Wiener)

Rechts: Landeshuter Str. Nr. 14 

Weberei Aloys Wiener

(Ausschnitt eines Bildes von Herrn Arnold Wittwer aus Bensheim - 2016

Weberei Aloys Wiener - erweiterte Ansicht.

(Bild von Herrn Alois Wiener)

Unter dem abgebröckelten Putz am Betriebsteil wird der Firmenname Aloys Wiener sichtbar.

(Bild von Herrn Alois Wiener)

                                       Familie Aloys Wiener
Rechts: Alfred Wiener mit Ehefrau Luise Anna und Kindern,
links: Schwiegersohn Josef Walter mit Ehefrau Klara und Kindern, daneben Schwiegersohn Dr. med. Herbert Reichelt (Arzt in Liebau) mit Ehefrau Irmgard.

(Bild von Herrn Alois Wiener)

Prokurist Erich Wiesner
(Bild von Herrn Alois Wiener)

Ehepaar Gertrud und Erich Wiesner
(Bild von Herrn Alois Wiener)

Firma Moritz und Herrmann Kühn:

Mit den beiden folgenden Verkaufsanzeigen sollte im Juli 1867 das dem verstorbenen Kaufmann Anton Kühn gehörende Weberei-Fabrikgebäude mit 70 Webstühlen verkauft werden.

Wer kann zu dieser früheren Firma nähere Angaben machen? Wer erwarb diese Firma?
Bitte melden: s. Impressum.

Verkaufsanzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 55/1867.

Verkaufsanzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 55/1867.

Der verstorbene Kaufmann Anton Kühn war bereits 1853 Mitglied
 der Handelskammer in Landeshut.
(zur Verfügung gestellt von Frau Roswitha Rueschkamp)

Werbungsanzeigen bekannter Schömberger Firmen

(zur Verfügung gestellt von Herrn Hubert Jahn aus Datteln)