Kaiserbesuch in Landeshut am 11. Januar 1904
(Verfasser: Hella Tegeler)
Quellen:
- Chronik der Stadt Landeshut - Druck und Verlag von Armin Werner`s Buchdruckerei Landeshut in Schlesien
- Schwanitz, Jürgen: Rohnau am Scharlachberg - 2. Auflage
- Wikipedia, die freie Enzyklopädie
Der 11. Januar 1904 war ein denkwürdiges Ereignis in der jüngeren Stadtgeschichte Landeshuts. Hoher Besuch aus Berlin hatte sich angekündigt, seine Majestät Kaiser Wilhelm II. Anlass dieses Besuches war die Hochzeit der Tochter des Grafen Udo zu Stolberg-Wernigerode und dessen Ehefrau Elisabeth. Gräfin Armgard zu Stolberg-Wernigerode (geb. am 1. Juni 1877 auf Schloss Kreppelhof), eine frühere kaiserliche Hofdame, heiratete an diesem Tag den Korvettenkapitän Graf Oskar von Platen Hallermund.
Die Stadt Landeshut erstrahlte an diesem kalten Januartag in festlichem Glanz. Die Gebäude und Straßen waren herrlich geschmückt. Nicht nur Landeshuter, auch viele Bewohner der Umgebung säumten die Straßen, um dem Brautpaar und dem Kaiser zuzujubeln. Pünktlich um 13.45 Uhr traf der kaiserliche Hofzug am Landeshuter Bahnhof ein. Neben dem Grafen Udo zu Stolberg-Wernigerode, dem Brautvater, sowie dem Landrat von Doetinchem und dem Bürgermeister Burkhardt wurde der Kaiser von weiteren weltlichen und geistlichen Vertretern der Stadt begrüßt, u. a. Geheimer Medizinalrat Dr. Köhler, Geheimer Kommerzienrat Frahne, Geheimer Kommerzienrat Methner, Stadtpfarrer Scholz usw.
Nach der Begrüßung bestieg der Kaiser die mit 2 Schimmeln bespannte Kutsche und fuhr durch die geschmückte Stadt zur Gnadenkirche, wo die feierliche Trauung stattfinden sollte. Am Kirchenportal empfingen ihn die Geistlichen der Gnadenkirche und am Arm der Brautmutter betrat der Kaiser das Gotteshaus. Ihm war im Altarraum rechts neben dem Brautpaar ein Ehrenplatz zugewiesen worden. Die Traurede hielt der spätere Superintendent Carl Förster.
Die Hochzeitsfeier fand auf Schloss Kreppelhof statt. Während des festlichen Diners wurde Pastor prim. Carl Förster eine besonders hohe Ehre zuteil. Der Kaiser verlieh ihm den Roten Adlerorden IV. Klasse. Kaiser Wilhelm II. beendete seinen Besuch um 18.00 Uhr und begab sich wieder zum Bahnhof, wo er seinen Hofzug bestieg.
Dem Brautpaar war nur ein kurzes Eheglück vergönnt. Gräfin Armgard verstarb bereits am 18. Februar 1912 in Berlin bei der Geburt ihres fünften Kindes. Der Witwer Graf Oskar von Platen Hallermund heiratete in 2. Ehe eine Gräfin zu Solms-Wildenfels. Während der Zeit von 1911 - 1935 war er Hofmarschall des Kaisers und begleitete diesen auch ins Exil nach Doorn.
Am 14. April 1957 starb er in Oldenburg.
Ankunft des Kaisers am Landeshuter Bahnhof
Auf dem Weg zur Gnadenkirche fährt der Kaiser durch die festlich geschmückte Kirchstraße
Bericht aus der Zeitung "Slavonische Presse - politisches Tageblatt", Heft Nr. 11/1904.