Neu Weißbach (Nowa Bialka)

(Verfasser: Hella Tegeler)

Neu Weißbach, unweit von Pfaffendorf in einer engen Talschlucht zwischen Mühlberg und Buchberg gelegen, war seit dem 01.01.1936 das kleinste Dorf des Kreises Landeshut. Bis zum 31.12.1935 war es Ullersdorf, das jedoch am 01.01.1936 in die Orte Liebau bzw. Berthelsdorf eingemeindet wurde.

Laut Pohlendt wird der Ort erstmalig 1736 auf dem Homannschen Atlas und im Kataster (STA Breslau) 1739 erwähnt. Die Gesamtgröße dieses Ortes umfasste 25 ha. Die damalige Ortsbezeichnung lautete "die Höllehäuser". Sie leitete sich von dem in der Nähe liegenden Höllenberg ab. Später wurde aus diesem ursprünglichen Ortsnamen ein verkürzter Spitzname "die Hölle". Es handelte sich um ein reines Weberdorf und bestand 1788 aus 18 Großhäuslern oder ganzen Stellen, 8 Mittelhäuslern oder dreiviertel Stellen und 14 kleinen Häuslern oder halben Stellen. Grundherren waren zunächst Melchior Ducius von Wallenberg,  von Mai 1827 - November 1828 die israelitischen Kaufleute Lazarus Kroh und Marcus Beer Friedenthal. Im November 1828 erwarb Julius Cäsar Alberti den Ort und ab 1843 war der Preußische Kammerherr Berchthold Graf von Mülinen zuständiger Grundherr.

Nach der im Jahre 1925 durchgeführten Volkszählung lebten in Neu Weißbach 133 Einwohner, von denen nur 10 katholisch waren. Die zuständigen Kirchen beider Konfessionen befanden sich in Haselbach. Knie und Melcher erwähnen in ihrer 1845 herausgegebenen Übersicht über die Dörfer und Städte Schlesiens bereits eine evangelische Schule in Neu Weißbach. Für den Unterricht zuständig war über einen längeren Zeitraum der jeweilige Eventhaler Lehrer. Dieser Umstand führte zu einem Mangel an geeigneten Lehrkräften in Eventhal. Viele Lehrer sahen Eventhal nur als Durchgangsstation an, da der Weg nach Neu Weißbach im Winter und auch bei sommerlicher ungünstiger Witterung oft sehr beschwerlich war. Einen eigenen Lehrer konnte sich Neu Weißbach aber wegen fehlender Mittel zunächst nicht leisten. Erst um 1900 war dieses Problem gelöst.

Neu Weißbach war kein Fremdenverkehrsort, aber Wanderer oder Spaziergänger besuchten das Dorf. Ein alter Reiseführer aus dem Jahr 1907 weist auf einen schönen Spaziergang hin, der von Pfaffendorf nach Neu Weißbach führt: "Um den Mühlberg herum unter düsteren hundertjährigen Tannen führt in 20 Minuten ein bequemer ebener Weg durch das Höllental nach Neu Weißbach, welches vom großen Verkehr abgeschlossen zwischen Wiesen und Getreidefeldern eingebettet liegt". Heute gehört Neu Weißbach zur Landgemeinde Kamienna Góra (Landeshut). Mit Ausnahme des ehemaligen Schulgebäudes sind allerdings keine Häuser des Ortes mehr vorhanden.

Quellen:
-
Anhang aus dem Adressbuch von 1911 des Kreises Landeshut
- Jubelbuch der ev. Kirchgemeinde Ober-Haselbach - April 1842
- Knie, J. G.: Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preuß. Provinz Schlesien, 1845
- Pohlendt, Heinz: Die Landeshuter Passlandschaften, Priebatschs Buchhandlung Breslau 1938
- Reiseführer vom Verkehrsverband des Ostens des Riesengebirges
- Zimmermann, Friedrich Albert: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 5. Band, 1785

Die israelitischen Kaufleute Lazarus Kroh und Marcus Beer Friedenthal erwarben im Mai 1827 u. a. Neu Weißbach von den Gebrüdern von Leckow.

(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 85, 5. Stück, Mai 1827, S. 492)

Im November 1828 erwirbt der Gutsbesitzer Julius Cäsar Alberti u. a. 
Neu Weißbach von den israelitischen Kaufleuten Lazarus Kroh und 
Marcus Beer Friedenthal für 65.000 Rtl.

(Quelle: Schlesische Provinzialblätter Bd. 88, 11. Stück, Nov. 1828, S. 5a8)

Bericht aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 26/1839.

Bericht aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 26/1839.

Regierungsrat a. D. von Heinen ersteigerte 1848 u. Neu-Weißbach für 62,000 Rtl. vom Kammerherrn Graf von Mülinen.

(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 127, 6. Stück, 

Juni 1848, S. 545)

Der folgende Abzug einer Karte wurde von Frau Margit Kneifel, geb. Gläser aus Cloppenburg zur Verfügung gestellt.

Zwei Pfaffendorfer Jungen und ein Schild weisen den Weg nach 
Neu Weißbach

Der Mühlteich in Neu Weißbach

Der Mühlteich, oder auch Löschteich genannt.
(Bild von Herrn Gerhard Scholz)

Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 29/1836.

Gefallene des 1. Weltkrieges:

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Aus den Verlustlisten (VL) der Gefallenen des 1. Weltkrieges ergeben sich für Neu Weißbach folgende Namen:

  • Badermann       Gustav           * 17.11.1877    + 30.03.1915    VL vom 01.02.1917  -  Seite 17399
  • Beer                    Wilhelm         * 05.04.  ?                            VL vom 16.05.1918  -  Seite 23605
  • Engler                 Alfred             * 05.11.    ?                             VL vom 14.01.1918   - Seite 22440
  • Güttler                Gustav                                                          VL vom 06.11.1915   - Seite 9923
  • Lesche                Wilhelm                                                       VL vom 05.03.1915  - Seite 5123
  • Riedel                 Alfred             * 29.05.   ?       + 19.07.1918   VL vom 30.09.1918  -Seite 26652

                                                                                infolge Krankheit


Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Die evangelische Schule:

Die Neu-Weißbacher Kinder wurden bis zum Jahr 1770 in der Schule in Alt-Weißbach unterrichtet. Ab diesem Zeitpunkt erfolgte der Unterricht in einer gemieteten Stube in Neu-Weißbach. Ein eigenes Schulgebäude besaß die Gemeinde erst ab 1839. Damals erwarb sie die Häuslerstelle Nr. 14 und baute dieses Haus entsprechend um. 
Im Jahre 1770 wählte die Gemeinde aus ihrer Mitte einen des Lesens und Schreibens kundigen Mann. Es war der Häusler und Weber Christian Leder, welcher von 1770 bis 1785 als Lehrer fungierte. Ihm folgte von 1785 bis 1797 der Häusler und Weber George Friedrich Raupach. Nach dessen Tod wurde mit den Gemeinden Eventhal und Moritzfelde ein Abkommen getroffen, wonach der an der Eventhaler Schule tätige Lehrer auch für Neu-Weißbach zuständig sein sollte. Der Tagesablauf für den jeweiligen Lehrer gestaltete sich nun folgendermaßen: vormittags Unterricht in Eventhal, danach eine Stunde Fußmarsch und nachmittags Unterricht in Neu-Weißbach.
Einen eigenen Lehrer konnte sich Neu-Weißbach zunächst wegen fehlender Mittel nicht leisten. Erst um 1900 war dieses große Problem gelöst. Mit Kurt Mohaupt hatten die Neu-Weißbacher Kinder endlich ihren eigenen Lehrer. Ihm folgten Oskar Walter und später Kurt Fechner.

Auszug aus dem Amtsblatt der Preußischen Regierung
 zu Liegnitz, Jahrgang 1853.

Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 75/1871.

Haus Nr. 14 - Die evangelische Schule

(Ausschnitt einer Karte, die Frau Margit Kneifel aus Cloppenburg
zur Verfügung gestellt hat)

Das frühere Schulgebäude heute

Die Gastronomie:

Im Ort gab es früher 1 Gasthaus:
Haus Nr. 5                                              Gasthaus "Zum Waldfrieden" 
                                                                (Besitzer: Hermann Bruchmann, danach Richard Bruchmann)

Wie alle übrigen Häuser ist auch dieses Gasthaus heute nicht mehr vorhanden, mit Ausnahme des früheren Schulgebäudes.
Das folgende Bild ist ein Ausschnitt einer Karte, die Frau Margit Kneifel aus Clopppenburg zur Verfügung gestellt hat.

Haus Nr. 23:

Dieses Haus gehörte 1835 Gottfried Badermann und wurde zum Verkauf angeboten. Wer es erwarb, konnte bisher nicht ermittelt werden.
In den Adressbüchern der Jahre 1911, 1925 und 1938 wird diese Hausnummer nicht mehr aufgeführt.

Anzeige aus der Zeitung "Der Schlesische Gebirgsfreund", Heft Nr. 19/1835.

Haus Nr. 37:

Diese Landwirtschaft gehörte nach dem Adressbuch des Jahres 1911 Gottfried Friebe. Er war während dieser Zeit auch Gemeindevorsteher und gehörte dem Schulvorstand an. In den Adressbüchern der Jahre 1925 und 1938 wird sein Sohn Hermann Friebe aufgeführt.

Alle folgenden Bilder stellte Herr Gerhard Scholz zur Verfügung.

Hermann Friebe - im Hintergrund das Haus Nr. 37.

Das Haus Nr. 37 - Familie Hermann Friebe
(Aufnahme: 1938)

Das Haus Nr. 37
(Aufnahme: Ende des Krieges mit den neuen polnischen Bewohnern)

Haus Nr. 37 - Aufnahme: ca. 1970)

Haus Nr. 37 - Aufnahme: ca. 1970)

Kinder von Hermann Friebe in Neu Weißbach

(von links: Margarete, Herbert und Marta, verh. Scholz)

LInks: Martha Scholz, geb. Friebe mit Tochter Marianne.

(Aufnahme: Anfang 1945)

Die Söhne von Gottfried Friebe:

von links: Martin, Gustav und Hermann.

Martha Friebe, Tochter von Hermann Friebe.

Rudi Friebe, Sohn von Martin Friebe.

Eheleute Hermann und Elfriede Friebe.

Grabstein der Eheleute Friebe auf dem Friedhof in Warendorf.

Gewerbetreibende in Neu-Weißbach

Auszug aus dem Amtlichen Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe des Jahres 1927.

Die Geschichte der Familie Rummler - von Neu Weißbach nach Krummhübel:

Bis ca. 1845 lebte in Neu Weißbach die Familie Rumler/Rummler. Johann Ehrenfried Rumler wurde im Jahr 1775 als zweiter Sohn des Freihäuslers Johann Carl Rumler in Neu Weißbach geboren. Am 5. Oktober 1801  wurde er mit der 1779 ebenfalls in Neu Weißbach geborenen Johanne Juliane Engler getraut. Aus dieser Ehe ging der 1821 geborene Johann Gottlieb Rumler hervor. Dieser heiratete am 2. Juni 1850 in Hirschberg Christiane Schubert. Nach dieser Heirat verließ das Ehepaar Rumler wohl Neu Weißbach und siedelte sich in Cunnersdorf, Kreis Hirschberg an, da hier am 18. September 1852 Karl Heinrich Rummler das Licht der Welt erblickte.
Karl "Heinrich" Rummler war viele Jahre als Oberkellner auf der preußischen Baude der Schneekoppe tätig. Sein Traum war aber die Selbstständigkeit. Am 8. Dezember 1883 erwarb er das Gasthaus "Zum goldenen Frieden" in Krummhübel. Ein prominenter Gast war hier u. a. der Dichter Theodor Fontane. Da er nun beruflich auf eigenen Füßen stand, konnte er auch eine Familie gründen. Am 22. Januar 1897 wurde er in Warmbrunn mit Klara Martha Franziska Keese getraut. Neben der Führung seines Gasthauses übte er auch die Tätigkeit des Gemeindevorstehers von Krummhübel aus. Nach dem Tod seines Schwagers Gustav Exner (1.11.1902) übernahm er dessen Hotel "Zur Schneekoppe".
Eine große Ehre wurde Rummler zuteil, als der General-Superintendent D. Haupt ihm am 13. September 1908 in Krummhübel den Königlichen Kronenorden verlieh. Dieser Ordens-auszeichnung lag ein Kabinettsbeschluss vom 29. August 1908 zugrunde.
Heinrich Rummler verstarb am 17. Mai 1917 in Hermsdorf und wurde in der Familiengruft in Bad Warmbrunn beigesetzt.

Mit einer Ausnahme wurden alle Daten und Bilder von Frau Britta Berndt aus Fürstenwalde zur Verfügung gestellt, Urenkeltochter von Heinrich Rummler.

Hotel "Zum goldenen Frieden" in Krummhübel.


(Privatarchiv: Hella Tegeler)

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Heinrich Rummler mit dem Königlichen Kronenorden

Das Hotel "Zur Schneekoppe"

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