Jentsch, Joseph Anton

Stiftsbaumeister, Stadtbaumeister
*            1698 in Hirschberg                                    +           1758 in Liebau
Wirkungsstätten: Grüssau und Liebau

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Ein Mann, der sich sowohl in Grüssau, als auch in Liebau große Verdienste erworben hat, ist der Stiftsbaumeister und Stadtbaumeister Joseph Anton Jentsch. Geboren wurde er im Jahre 1698 in Hirschberg. Dass aus dem kleinen Joseph Anton später einmal ein ganz Großer seiner Zunft werden sollte, war aufgrund der Familienverhältnisse vorhersehbar. Sein Vater war der nicht weniger bekannte Caspar Jentsch (1663 - 1740), Hirschberger Stadtmaurermeister, Oberältester der Maurerinnung und Gerichtsschöffe. Werke an denen Vater Jentsch beteiligt war, sind u. a. die kath. Probsteikirche in Bad Warmbrunn, die St. Anna-Kapelle oberhalb von Seidorf/Riesengebirge und die Marienkirche in Hirschberg.

Nach dem Tod der Mutter Anna Regina, geb. Rudolff heiratete Vater Jentsch 1726 Anna Ursula Rank, Tochter des Balthasar Rank, Stadtmaurermeister und Oberältester der Maurerinnung in Liebau. Als dieser während einer Pestepidemie 1731/32 srtarb, wurde Joseph Anton Jentsch dessen Nachfolger.

Joseph Anton erlernte nach dem Schulbesuch in Liebau das Maurerhandwerk bei dem Maurermeister Martin Urban, dem Erbauer der Grüssauer St.-Josephs-Kirche. Danach wirkte er als Maurermeister in seiner Geburtsstadt Hirschberg. 1725 heiratete er in Hirschberg die Kaufmanns-tochter Maria Magdalena Hertrampf. Nach deren Tod vermählte er sich 1727 in Grüssau mit Anna Barbara Kühn aus Liebau. Diese Eheschließung war für Joseph anton Jentsch von ganz entscheidender Bedeutung. Der Onkel seiner Ehefrau war kein Geringerer als Innozenz Fritsch, der von 1727 - 1734 Abt des Grüssauer Klosters war und Jentsch im Jahre 1728 zum Grüssauer Stiftsbaumeister ernannte. In dieser Position wirkte er in der Zeit von 1728 - 1734 als Bauleiter des Neubaus der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, an dem bedeutende böhmische und schlesische Künstler beteiligt waren. Die Grüssauer Fürstengruft wurde in der Zeit von 1736 - 1738 von ihm gebaut. Sie gehört zu den bedeutendsten Mausoleen jener Zeit. Die St.-Anna-Kapelle in Altreichenau, das zum Stiftsland gehörte, wurde nach seinen Entwürfen errichtet.

Wie bereits erwähnt, wurde Jentsch nach dem Tod des Liebauer Stadtbaumeisters Balthasar Rank dessen Nachfolger. Hier war er maßgeblich am Wiederaufbau Liebaus nach dem verheerenden Brand um 1735 beteiligt. Joseph Anton Jentsch starb 1758 in Liebau.

Quellen:

  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Schlesien)
  • Grundmann Dr., Günther: Neue Deutsche Biographie 10 (1974)
  • Rose, Ambrosius OSB: Kloster Grüssau
  • Stein, Erwin: Monographien deutscher Landschaften, Bd. III - Die Riesengebirgskreise
  • Wikipedia

Kahlert, Heinrich

Zisterziensermönch, Prior des Klosters Grüssau, Abt des Klosters Heinrichau
* 15.08.1638 in Braunau                                         + 06.04.1702 in Heinrichau
Wirkungsstätte: Grüssau

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Heinrich Victorinus Kahlert wurde am 15. August 1638 als Sohn eines Bürgers und Tuchmachers in Braunau geboren. Er besuchte das Braunauer Stiftsgymnasium und nach dem Abschluss der humanistischen Studien trat er als Novize in das Zisterzienserkloster Grüssau ein. Am 1. November 1657 legte er unter Abt Andreas Michaelis (1653 - 1660) die Ordensgelübde (Profess) ab und begann mit den theologischen Studien im Grüssauer Hausseminar. Im September 1660 legte er in Neisse die niederen Weihen ab. Wann er zum Priester geweiht wurde, ist unbekannt.

Der Grüssauer Abt Bernhard Rosa, der zuvor Prior in Heinrichau gewesen war, sandte Heinrich Kahlert zusammen mit seinem Mitbruder Bartholomäus Krommer zu theologischen Studien nach Graz, wo Kahlert am 20. April 1662 zum Doktor der Theologie promovierte. Nach seiner Rückkehr nach Grüssau wurde er zum Subprior ernannt. Außerdem war er Seelsorger für die Stiftsdörfer Kunzendorf, Tschöpsdorf, Wittgendorf, Forst, Hartau und Trautliebersdorf. Kahlert begleitete 1664 Abt Bernhard Rosa im Zuge der Rekatholisierung der Dörfer Berthelsdorf und Kunzendorf.

Bereits am 12. März 1665 wurde Heinrich Kahlert zum Prior von Grüssau berufen und wurde zugleich Novizenmeister und Lektor der Theologie. Am 26. Mai 1665 nahm er zusammen mit Abt Bernhard Rosa und dem Heinrichauer Abt Melchior Welzel (1656 - 1680) an einer Audienz des neuen Breslauer Fürstbischofs Sebastian von Rostock teil, die in der bischöflichen Burg Ottmachau stattfand. Zum 1. August 1669 wurde er zum Probst der Grüssauer Propstei Warmbrunn berufen, um die er sich in den nachfolgenden zwölf Jahren große Verdienste erwarb. Während dieser Zeit nahm Kahlert regelmäßig an der Grüssauer Wallfahrt nach Wartha teil. Bei der großen Grüssauer Prozession vom 1. bis 4. Mai 1671 nach Wartha hielt Heinrich Kahlert die Festpredigt.

An ihr nahm auch der berühmte Barocklyriker, Arzt und Theologe Angelus Silesius teil. Der Grüssauer Abt Bernhard Rosa finanzierte Silesius die Drucklegung seiner Streitschriften gegen den protestantismus und war damit für den Abt ein wichtiger Unterstützer der Gegenreformation.

Nach dem Tod des Heinrichauer Abtes Daniel Meyer 1681 wurde am 20. Februar 1681 Heinrich Kahlert auf Vorschlag von Abt Bernhard Rosa vom dortigen Konvent zum neuen Abt von Heinrichau gewählt. Die Wahl leitete Bernhard Rosa in seiner Eigenschaft als vicarius generalis (Generalvikar) der schlesischen Ordensprovinz. Neben Abt Johannes vom Kloster Leubus waren als Vertreter des Herzogs von Münsterberg Graf Haugwitz sowie der Syndikus der Stadt Frankenstein anwesend. Die Amtseinführung erfolgte dann am 6. März 1681 unter Mitwirkung des Kamenzer Abtes Friedrich Steiner (1666 - 1681) in Heinrichau. Im Mai 1681 erhielt Heinrich Kahlert durch Abt Pierre Bouchu von Clairvaux in einem Festgottesdienst in der Abteikirche St. Benigne in Dijon die Mitra verliehen.

Während seiner Amtszeit in Heinrichau erfolgte ein wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung. Die Klosterkirche und die Klostergebäude wurden von namhaften Künstlern im Barockstil umgebaut und erweitert. So wurde z. B. das Renaissancegestühl von 1576 in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts barockisiert. Dabei wurden für die Flachreliefs an den Lehnen des Chorgestühls Vorlagen von Michael Willmann mit Szenen aus dem Grüssauer Passionsbuch verwendet.

Kahlert war seit 1681 Landeshauptmann des Fürstentums Münsterberg. Nach dem Tod des Abtes Benhard Rosa 1696 leitete er die Wahl von dessen Nachfolger Dominicus Geyer. In der Nachfolge des Abtes Bernhard Rosa wurde er vom Generalabt von Citeaux zum neuen vicarius generalis für die schlesische Ordensprovinz ernannt. Ende des 17. Jahrhunderts errichtete er für die Äbte und den Konvent von Heinrichau ein Schloss im Stiftsdorf Schönwalde.

1699 erwarb Kahlert von dem Lilienfelder Abt Sigismund Braun die in den Türkenkriegen untergegangene ungarische Abtei Zirc und seit 1701 war er Abt von Zirc und zugleich Mitglied des ungarischen Reichstages.

Heinrich Kahlert starb am 6. April 1702 und wurde in der Heinrichauer Klosterkirche beigesetzt. 1690 bereits hatte der Grüssauer Maler und Kupferstecher Jakob Arlet ein Kupferstichportrait von ihm geschaffen.

(Verfasser: Wolfgang Kraus)


Quellen:

  • Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 12.08.2011

       www.zisterzienserlexikon.de

  • Rose, P. Ambrosius, O.S.B.: Profeßbuch von Grüssau, Leben und Wirken der Zisterzienser 1292 - 1810, Köln, 1990, S. 44
  • Wikipedia


Kloster Heinrichau

Innenansicht der Klosterkirche in Heinrichau

Das barocke Chorgestühl in Heinrichau

Schönwalde, das ehemalige Schloss der Äbte, heute eine Schule.

Kopisch, Christian Ernst, Dr.

Pastor
*              1666 in Purschwitz                                   + 02.03.1727 in Landeshut
Wirkungsstätte: Landeshut

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Christian Ernst Kopisch ging als der erste evangelische Hauptpfarrer der Gnadenkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit vor Landeshut in die Kirchengeschichte der Gemeinde ein. Geboren wurde er 1666 als Sohn eines Pfarrers in Purschwitz, Kreis Steinau. Trotz seiner bescheidenen finanziellen Verhält-nisse studierte er in Leipzig und erlangte den philosophischen Doktorgrad.

Während seiner anschließenden Amtszeit als Mittagsprediger in Breslau lernte er den Pädagogen und Dramatiker Christian Gryphius sowie den Freiherrn Balthasar Friedrich von Logau kennen. Durch die Vermittlung dieser beiden Herren erhielt er eine Predigerstelle in Samitz. Anschließend übernahm Konsistorialassessor Kopisch die vakante Pastorenstelle an der Peter und Paul Kirche in Liegnitz. Am 01.01.1710 trat er sein Amt als Pastor prim. in Landeshut an und behielt es bis zu seinem Tod am 02.März 1727.

Ihm war es vergönnt, den feierlichen Gottesdienst anlässlich der Einweihung der Gnadenkirche am 08. Oktober 1720 zu halten. Während seiner Eröffnungspredigt würdigte er insbesondere die großen Verdienste des Wohltäters und Förderers der Gnadenkirche Elisa von Beuchel.

Verheiratet war Christian Ernst Kopisch mit Maria, geb. Hahn. Während der Ehe wurden mehrere Kinder geboren, die aber alle nicht das Erwachsenenalter erreichten.

Quellen:

  • Arbeitskreis Landeshut: Geschichte der ev. Gnadenkirche Landeshut/Schlesien, Festschrift zum 300jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung 1709 - 2009
  • Brügmann, Martin: Die Gnadenkriche Landeshut
  • Geschichte der ev. Gemeinde zu Landeshut vor und seit Erbauung der jetzigen Kirche und Schule, ein Denkmal am ersten hundertjährigen Jubelfeste, Landeshut, 1809, neu herausgegeben, Kamienna Gora, 2007
  • Grünewald: Aus der Predigergeschichte des Kirchenkreises Landeshut
  • Hensel, Johann Adam: Protestantische Kirchengeschichte der Gemeinden in Schlesien

Ernst Christian Kopisch

Kupferstich von Johann Tscherning

(Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek)

Erste Seite der Einweihungspredigt vom 08.10.1720

Kotzur, Alfons

Pfarrer, Erzpriester, Geistlicher Rat
* 13.07.1882 in Kreuzburg OS.                                    + 18.05.1945 in Wittgendorf
Wirkungsstätte: Wittgendorf

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Der Wittgendorfer Pfarrer Alfons Kotzur gilt als der Erbauer der Kirchen von Hartauforst und Schwarzwaldau. In Kreuzburg OS., der Geburtsstadt des großen schlesischen Dichters Gustav Freytag, erblickte er am 13.07.1882 als drittes von sieben Kindern des Kultur-Ingenieurs Ignatz Kotzur und dessen Ehefrau Hedwig, geb. Ehl das Licht der Welt. Von frühester Kindheit an war es sein Wunsch, Priester zu werden. In dem Lebensbericht, den seine Schwester über ihn verfasste, schilderte sie, dass er täglich nach dem gemeinsamen Abendgebet allein betete: "Lieber Gott, lass mich doch ein guter Priester werden."

In seiner Heimatstadt besuchte er das Gymnasium und absolvierte nach dem Abitur an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau das Theologiestudium. Da er das vorgeschriebene Alter noch nicht erreicht hatte, benötigte er für die Priesterweihe, die er am 23.06.1905 empfing, die päpstliche Dispenz. In der Odermetropole Breslau erhielt er im Oktober 1905 eine Anstellung als Kaplan von St. Michael. Eine schwere Erkrankung zwang ihn im April 1911, für mehrere Monate zur Pflege und Erholung in sein Elternhaus zurückzukehren. Nach einer ganz kurzen Kaplanzeit in Brieg kam er Ende des Jahres 1911 als Kuratus in das Kloster vom Guten Hirten in Beuthen OS. Hier wirkte er drei Jahre sehr segensreich für die ihm anvertrauten Zöglinge. Aber auch während dieser Zeit wurde er von einer schweren Krankheit heimgesucht. Ende 1913 drohte er sogar zu erblinden.

Im Juli 1915 übernahm Alfons Kotzur die Pfarrei Wittgendorf, die er bis an sein Lebensende führte. Unermüdlich setzte er sich für das Wohl seiner Gemeinde ein, zu der auch die Gemeinden Hartau und Forst gehörten. Sein Pfarrhaus war zu jeder Zeit und für jeden Menschen offen. Er betrachtete sich, wie er sich selbst gern nannte, als den "Pfarrvatel" seiner großen Gemeinde. Mittlerweile fast erblindet, war Pfarrer Alfons Kotzur überall an leitender Stelle zu finden, als Leiter des Kreis-Caritasverbandes, in der Führung des katholischen Fürsorgevereines von Schlesien, als Bezirkspräses der Kolpingfamilien und in den örtlichen Bau- und Elektro-Genossenschaften. Die große Arbeitslosigkeit während des ersten Weltkrieges veranlasste ihn, für Heimarbeit in seiner Gemeinde zu sorgen. Er richtete eine Nähstube ein und beschäftigte etwa 200 Heimarbeiterinnen mit dem Stricken von Soldatenstrümpfen. Es wurden auch Bücher in Blindenschrift geschrieben und später zog er eine Stroh- und Bastflechterei in größerem Umfang auf. Bei Molkereien und Butterhändlern sammelte er Butter für die Not leidenden Bergleute. Durch den Ankauf einer größeren Anzahl von Ziegen sicherte er auch die Milchversorgung der Kleinkinder. Bei der Reichsbahn in Breslau und Berlin setzte er die arbeitszeitgerechte Gestaltung der Fahrpläne durch, um den in Rothenbach und Landeshut Arbeitenden bessere An- und Heimfahrten zu ermöglichen. Er gründete Jugend- und Frauenvereine und erwarb für den Kolpingverein, dessen Bezirkspräses er war, in Wittgendorf das Mühlengebäude, das zum Vereinsheim umgestaltet wurde.

Als der Bischof ihm die Seelsorgetätigkeit in der Nachbargemeinde Schwarzwaldau übertrug, hielt er sofort regelmäßige Sonntags-gottesdienste in der Schule ab. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass in Schwarzwaldau eine neue Kirche gebaut wurde, die 1926 eingeweiht wurde. Seine großen Verdienste würdigte die Kirchenleitung, indem der Bischof ihm die Ehrentitel Erzpriester und Geistlicher Rat verlieh. Sein letztes großes Lebenswerk war der Bau der Kirche in Hartauforst Mitte der dreißiger Jahre. Gegen alle Widerstände setzte er dieses Bauvor-haben durch, bis im Herbst 1938 die Christ-Königskirche feierlich eingeweiht werden konnte.

Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit war Pfarrer Alfons Kotzur als Mitglied des Kreistages und Vorsitzender der Zentrumspartei des Kreises Landeshut auch politisch aktiv. Am 11.04.1945 nahm er in Landeshut an einem Konvent teil und kam schwerkrank nach Hause. Trotz aller ärztlichen Bemühungen verstarb der letzte Pfarrer von Wittgendorf am 18. Mai 1945. Die Vertreibung war ihm erspart geblieben. Am 22. Mai 1945 erfolgte die Beisetzung.

Am 23.11.2008 wurde an der Rückseite der Kirche in Hartauforst (Borowno) eine Gedenktafel enthüllt, die an Pfarrer Alfons Kotzur, den Erbauer dieser Kirche vor 70 Jahren erinnern soll. Die Initiative zu dieser Ehrung ging von Pfarrer Wladyslaw Stepniak aus. Ihm unterstehen heute die Kirchengemeinden Schwarzwaldau (Charny Bór), Mittelkonrads-waldau (Grzedy) und Hartauforst (Borowno). Die Gedenktafel zeigt ein Portrait von Pfarrer Kotzur und einen Text in polnischer Sprache mit folgendem Wortlaut:
                             "Im 70. Jahr der Erbauung der Christ-Königskirche
                              in Hartauforst widmen wir dem Erbauer dieser Kirche
                              Pfarrer Alfons Kotzur, Pfarrer der Pfarrei Wittgendorf
                              in den Jahren 1915 bis 1945 diese Tafel.
                                              Borowno, 23.11.2008"     

Quellen:       

  • Müller, Leonhard: Pfarrer Kotzur geehrt (Schlesischer Gebirgsbote Heft 5/2010)   
  • Schlesischer Gebirgsbote

Katholische Kirche in Hartauforst

Die Gedenktafel

Kretschmar, Georg Friedrich

Pastor, Superintendent
* 09.04.1862 in Bunzlau                                             + 08.03.1944 in Breslau
Wirkungsstätte: Landeshut

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Georg Friedrich Kretschmar war ein evangelischer Pastor, der fast ein halbes Jahrhundert als Seelsorger an der Landeshuter Gnadenkirche wirkte. Geboren wurde er am 09.04.1862 in Bunzlau als Sohn des dortigen Pastors prim. Friedrich Kretschmar. Die christliche Erziehung in seinem Elternhaus prägte nicht nur ihn, auch seine Schwester Marie fühlte sich zu einem geistlichen Beruf hingezogen. Sie wurde später Diakonisse in Reichenbach in Schlesien.

Nach seinem Theologiestudium an den Universitäten Tübingen und Halle und einer Ausbildung am Wittenberger Predigerseminar wurde Georg Kretschmar am 18.04.1888 in Breslau ordiniert. Seine seelsorgische Tätigkeit begann er in Leippa im Kreise Rothenburg (Oberlausitz), bevor er am 01.10.1890 einem Ruf an die Gnadenkirche in Landeshut folgte. In dieser Kreisstadt im Riesengebirge sollte er nun 42 Jahre sehr zum Wohle der Gemeinde wirken. Zunächst war Georg Kretschmar als
3. Pastor tätig. Im Jahr 1919 erfolgte die Beförderung zum 2. Pastor und 1924 wurde er Hauptpastor und Superintendent. Sein Vorgänger war Superintendent Carl Förster, der 1884 nach Landeshut berufen wurde und ab 1911 bis zu seinem Tod 1923 als Superintendent die Gemeinde leitete.

In die Amtszeit dieser beiden überaus beliebten Seelsorger fiel das 200jährige Jubiläum der Grundsteinlegung zur Landeshuter Gnadenkirche am 5. und 6. Juni 1909, das unter großer Beteiligung der Bevölkerung und hoher geistlicher und weltlicher Würdenträger festlich begangen wurde.

Verheiratet war Superintendent Georg Kretschmar seit 1888 mit Ehefrau Maria. Während der Ehe wurden vier Kinder geboren, ein Sohn und drei Töchter, Friedrich Georg, Käthe, Hanna und Magdalena.

Sohn Friedrich Kretschmar (geb. am 13.10.1896 in Landeshut, gest. am 06.10.1988 in Ludwigsburg) wurde wie sein Vater und Großvater ebenfalls Pastor und war von 1924 bis 1934 als Pastor an der ev. Gnadenkirche in Landeshut tätig. Dessen Sohn Georg wurde später der prominenteste evangelische Landeshuter Theologe. Pastor Friedrich Kretschmar war bei seiner Gemeinde überaus beliebt, sie nannten ihn "Pastor Fritz". Er gehörte von Beginn an zur "Bekennenden Kirche" und musste daraufhin bereits 1934 seine Pfarrstelle an der Gnadenkirche in Landeshut verlassen. Die Kirchenleitung in Breslau, das Konsistorium, verweigerte ihm eine Anstellung in einer anderen Kirchengemeinde der Kirchen-provinz Schlesien. Zuflucht erhielt Pastor Friedrich Kretschmar dann in einer Patronatsgemeinde im Kreis Lüben.

Tochter Magdalena heiratete 1917 den Pastor D. Friedrich Forell und eine andere Tochter war mit dem Pastor Arthur Krebs verheiratet, der von 1919 bis 1931 ebenfalls Pastor an der Landeshuter Gnadenkirche war. Somit war in dem Zeitraum von 1924 - 1931 eine ganze Familie zum Wohle der Gemeinde tätig:
           Vater:                        Superintendent Georg Kretschmar
           Sohn:                         Pastor Friedrich Kretschmar
           Schwiegersohn:       Pastor Arthur Krebs

Die Landeshuter nannten die drei Pastoren scherzhaft "Vater, Sohn und Heiliger Geist".

Nach seiner Emeritierung am 1. April 1932 verzog Superintendent Georg Kretschmar gemeinsam mit seiner Ehefrau nach Breslau. Dort starb er am 8.März 1944. Seine Ehefrau war bereits ein Jahr vor ihm verstorben.

Quellen:

  • Arbeitskreis Landeshut: Geschichte der ev. Gnadenkirche Landeshut/Schlesien, Festschrift zum 300jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung 1709 - 2009
  • Brügmann, Martin. Die Gnadenkirche Landeshut
  • Grünewald: Aus der Predigergeschichte des Kirchenkreises Landeshut
  • Kretschmar, Christoph, Pastor: Persönliche Angaben zu seinem Vater Pastor Friedrich Kretschmar
  • Schlesischer Gebirgsbote

Pastor Friedrich Kretschmar (13.10.1896 - 06.10.1988)

Die Jugend in den Pfarrhäusern in Landeshut, in der Bildmitte Friedrich Kretschmar, sitzend seine drei Schwestern, rechts drei Kobbelts, 

links vier Försters

Ksiazek, Stanislaw, Dr.

Monsignore, Pfarrer
* 02.06.1931 in Dzieraznia                                 + 09.11.2015 in Kamienna Góra
Wirkungsstätte: Landeshut

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Der Retter der Gnadenkirche wurde am 2. Juni 1931 in Dzieraznia bei Pinczów im zentralpolnischen Bezirk Kielce als Sohn eines Landwirtes geboren. Nach dem Abitur studierte er Philosophie und Theologie an den Priesterseminaren in Kielce und Breslau. Am 13. Juni 1954 wurde er zum Priester geweiht. Die erste Kaplanstelle war St. Peter und Paul in Liegnitz. Im Jahr 1956 wurde Kaplan Ksiazek nach Namslau als Religionslehrer für das dortige Gymnasium und die Landwirtschafts-fachschule berufen. Gleichzeitig beauftragte man ihn mit der Neuorganisation der Seelsorge in den beiden 5 km entfernten Dörfern Wilkow-Wilkau und Wojciechow-Voigtsdorf. 1958 siedelte er dorthin über, erwarb ein Pfarrhaus und erweiterte die Voigtsdorfer Kirche. Die von den Protestanten 1945 übernommene Kirche in Wilkau renovierte er und wurde erster polnischer Pfarrer dieser zwei Dörfer.

Im Jahre 1966 erhielt er die neu zu errichtende Pfarrei "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" (frühere Gnadenkirche) in Kamienna Góra (Landeshut). Ein Pfarrhaus existierte nicht mehr und von der großen ehemaligen Gnadenkirche mit 2.000 Sitzplätzen war nur die Sakristei als Werktagskapelle zu benutzen. Kurz nach seiner Berufung nach Landeshut ließ er die zum Ausschlachten für eigene Bauvorhaben freigegebene leerstehende Kirche sperren und erhielt die Erlaubnis der Innenrenovierung. Zu diesem Zweck musste ein Wäldchen in seinem Pfarrbezirk Reichhennersdorf abgeholzt werden, um die Stämme als behelfsmäßiges Gerüst zu verwenden. Es war ein gigantisches Bauvorhaben. Es fehlten nicht nur Fenster, Bänke, die Glocken und die Turmuhr, man hatte auch die gesamte restliche Inneneinrichtung geschlossen abtransportiert und nach Warschau gebracht. Darüber hinaus war auch schon der Bestand des gesamten Gebäudes gefährdet, weil große Stücke des Daches demontiert worden waren. Aber mit unermüdlichem Geschick und Ausdauer gelang ihm die Rettung des Bauwerkes unter Nutzung aller Möglichkeiten. Eine Restaurierung im Stil der Gründerzeit war aber von Anfang an ausgeschlossen worden. Nach und nach entstand wieder ein schöner Gottesdienstraum, in den auch eine große Orgel mit 40 Registern eingebaut wurde. Die Innenaus-malung in hellen und leuchtenden Farben erfolgte durch Jan Molga aus Warschau.

Ferner wurde zunächst ein provisorischer Glockenturm errichtet, weil der Kirchturm statisch zu unsicher und ein Fachmann nicht aufzufinden war. Die drei Glocken stammen von der Friedhofskapelle in Blasdorf. Im Jahr 1979 wurde ein neuer Glockenturm errichtet, der am 16. September 1979 feierlich geweiht wurde. Die Glockenweihe vollzog der Weihbischof am Dom von Breslau.

Die Pfarrwohnung wurde über der Sakristei eingerichtet, in der sich früher die bekannte Wallenbergsche Bibliothek befand. Zwischen der Kirche und dem angrenzenden Kirchberg wurde später ein dreistöckiges Pfarrhaus errichtet.

Das Dekanat umfasste zu Beginn den westlichen halben Kreis Landeshut mit 7 Pfarreien:

  1. Landeshut: Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz mit der Filialkirche in Reichhennersdorf;
  2. Landeshut: St. Herz Jesu (im Neubaugebiet, Waldenburger Straße) mit der Filialkirche in Ober Zieder;
  3. Liebau: St. Mariä Himmelfahrt mit den Filialkirchen Alt Weißbach, Ullersdorf, Blasdorf, Buchwald und Tschöpsdorf;
  4. Schömberg: Heilige Familie mit der Filialkirche in Albendorf sowie den weiteren Ortschaften Tannengrund, Erlendorf und Berthelsdorf (die dortige Filialkirche ist 1975 einem Brand zum Opfer gefallen);
  5. Haselbach: Hl. Apostel Bartholomäus mit Pfaffendorf und Dittersbach städt.;
  6. Michelsdorf: Zu Ehren aller Heiligen mit der Filialkirche Oppau und den weiteren Dörfern Kunzendorf, Hermsdorf städt., Hartau städt. und Petzelsdorf;
  7. Schreibendorf: Mariä Himmelfahrt mit den Filialkirchen in Reußendorf, Röhrsdorf und der Ortschaft Rothenzechau.


Ab 1966 arbeitete Dr. Ksiazek zunächst als Pfarrer in Kamienna Góra und nach der Schaffung von zwei Dekanaten als Dekan des Dekanats Kamienna Góra Zachód.

Monsignore Dr. Ksiazek promovierte in Rechtswissenschaften an der Juristischen Fakultät der Akademie für Katholische Theologie in Warschau. Er veröffentlichte eine historische und juristische Dissertation mit den Titeln "Territoriale Kirchenorganisation des Kamienna Góra-Tals im zwanzigsten Jahrhundert", "Kleine sakrale Architektur des Kamienna Góra-Tals", "50 Jahre im Dienst des Altars", und "Pfarrei Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz in Kamienna Góra in den Jahren 1966 - 2006". Hinzu kommen fast 50 Artikel und etwa ein Dutzend Rezensionen. Für seine Verdienste um die Stadt Kamienna Góra wurde er am 1. Juli 1997 mit dem Ehrenbürgertitel ausgezeichnet.

Das 50jährige Jubiläum der Gründung der Pfarrei "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" im Jahr 2016 erlebte er nicht mehr. Er verstarb am 9. November 2015. Das Requiem fand am 12. November 2015 in der Pfarrkirche "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" in Kamienna Góra statt, an dem auch der Bischof von Liegnitz teilnahm.

Quellen:

  • Schlesischer Gebirgsbote, Hefte Nrn.: 10/1992, 8/2014 und 1/2016
  • https://kamiennagora.pl/honorowi-obywatele

Weihe des neuen Glockenturmes am 16.09.1979. Diese Glockenweihe vollzog der Weihbischof am Dom von Breslau. Das Bild zeigt den Weiheakt, neben dem Bischof im Chorrock der Dekan und Pfarrer der St. Peter und Paul Kirche in Landeshut, auf der anderen Seite der damalige Pfarrer Stanislaw Ksiazek.

Anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Pfarrei "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" wurde 2016 diese Karte herausgegeben.

Kübler, Friedrich August

Maler
* 19.12.1804 in Liegnitz                                      + 16.05.1844 in Liegnitz
Wirkungsstätte: Landeshut

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Friedrich August Kübler wurde am 19. Dezember 1804 in Liegnitz geboren. Über seine Herkunft und auch seine Familie ist bisher nichts bekannt. Bereits während der Schulzeit wurde sein großes Talent zum Zeichnen sichtbar. Besonders gern malte er Köpfe und Figuren.

Durch eigenen Antrieb und Fleiß, ohne besondere Ausbildung, widmete er sich später ganz der Kunst der Malerei. Insbesondere die Portraitmalerei hatte es ihm angetan. Hier entwickelte er im Laufe der Zeit besondere Fertigkeiten und erstellte Bilder, die dem Original sehr ähnelten. Er kopierte auch ganz besondere und berühmte Gemälde. Um auf seine Bilder aufmerksam zu machen, unternahm er eine Kunstreise, die ihn 1830 in den Kreis Landeshut führte. Durch Ausstellungen seiner Öl- und Pastellgemälde erhoffte er Auftrage für Portraitzeichnungen zu erhalten. Ein Ölgemälde gefiel dem Ausstellungspublikum ganz besonders. Es handelte sich um eine sehr gelungene Kopie der Cleopatra.

Kübler erhielt so viele Aufträge, dass er ganze 8 Monate in Landeshut verweilte. Für die katholische Kirche St. Peter und Paul in Landeshut malte er das Altarblatt "Christus am Kreuz". Er erhielt sehr viel Lob und Anerkennung für dieses Bild. Da es sich hierbei nicht um eine Kopie, sondern um ein eigenes Werk handelte, stellte es für ihn etwas ganz Besonderes dar. Er wollte sich nun intensiv der Historienmalerei widmen.

Von Landeshut aus ging Kübler nach Prag, Wien und Karlsbad und bildete sich in seinem Beruf zu einem der vorzüglicheren Maler Deutschlands aus. Viele seiner Bilder befanden sich später in öffentlichen und Privatgalerien Österreichs. Bei der Portraitmalerei hatte er es zu einer Präzision gebracht, die weder an korrekter Zeichnung, noch Auffassung des Charakters und der Individua-lität, wie an Frische der Farbtöne zu wünschen übrig ließ.

Kurz vor einer erneuten Reise nach Karlsbad erkrankte er schwer. Er begab sich in sein Elternhaus in Liegnitz und verstarb dort am 16. Mai 1844. Am 19. Mai 1844 wurde er in seiner Heimatstadt zur letzten Ruhe gebettet.

Quelle:

  • Liegnitzer Stadt-Blatt 1844, Seite 163 und 164

Todesanzeige aus dem Liegnitzer Stadt-Blatt, Seite 164


(zur Verfügung gestellt von Herrn Jochen Georg Güntzel)

Kunick, Ernst

Lehrer
* 18.12.1877 in Altenburg                                     + 12.05.1957 in Niedermarschacht
Wirkungsstätte: Landeshut

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Der Lehrer Ernst Kunick wurde als Heimatkundler des Kreises Landeshut bekannt und geschätzt. Geboren wurde er am 18.12.1877 im südwestlichen Teil des Kreises Breslau. Sein Geburtsort Altenburg lag im Schatten des sagenumwobenen Zobten, jenem fruchtbaren Gebiet, welches als schlesische Börde bezeichnet wurde. Hier bewirtschafteten seine Eltern einen größeren Bauernhof. Nach seiner Schulzeit kam er auf die Präparandie (Lehrerbildungsanstalt) Großburg im Kreis Strehlen und anschließend auf das Lehrerseminar in Münsterberg. Vor Ablegung der 2. Lehrerprüfung mussten damals die  Lehramtskandidaten an möglichst vielen Schulen Erfahrungen sammeln. So erging es auch Ernst Kunick. Stationen seiner weiteren Ausbildung waren Rogau, Peiskersdorf, Queitsch und Niederlangseifersdorf. Im Jahre 1902 erfolgte seine Anstellung im Kreis Landeshut. Er wurde Lehrer an der Schule Niederzieder bei Landeshut. Sein Wirken an dieser kleinen Schule war jedoch nur von kurzer Dauer. Am 07.04.1903 wurden sowohl Nieder-Leppersdorf aus auch Niederzieder nach Landeshut eingemeindet, so dass die kleinen Dorfschulen aufgelöst wurden. Er bekam eine Anstellung an der evangelischen Volksschule in Landeshut und war dort bis zur Vertreibung tätig.

Im Jahre 1911 heiratete Ernst Kunick in Landeshut die Lehrerin Gertrud Scholz. Aus dieser Ehe gingen drei Töchter hervor. Neben seinem Hauptberuf widmete sich Ernst Kunick der Heimatkunde. Ihm war sehr daran gelegen, Geschichte, Kultur und Brauchtum der Heimat in Wort und Schrift festzuhalten. Damit setzte er sich für die Nachwelt ein bleibendes Denkmal. 1914 erschienen von ihm die "Bilder aus dem Kreise Landeshut", denen 1919 eine Ergänzung folgte. Im Jahre 1929 wurde unter seiner Verantwortung das erste Heimatbuch des Kreises Landeshut in zwei Bänden herausgegeben. In dem Vorwort bedankte er sich ausdrücklich bei Herrn Prof. Dr. Dr. W. Arndt und Herrn Dr. V. Hamburger, die nicht nur zur Herausgabe dieses Heimatbuches anregten und Mitarbeiter warben, sondern auch das Werk förderten und unterstützten. Später beabsichtigte der Kunstkenner Edmund Gläser aus Berndorf bei Fischbach, eine Bilderfibel des Kreises Landeshut herauszugeben. Ernst Kunick sollte die Texte dazu liefern. Das Werk wurde zwar begonnen, konnte aber wegen des Krieges nicht mehr abgeschlossen werden.

1930 gehörte Ernst Kunick mit anderen namhaften Persönlichkeiten zu den Gründern des Landeshuter Heimatmuseums. Anfangs leitete er die historische Abteilung, später übernahm er die gesamte Betreuung. Nach dem Krieg gab er im Jahr 1954 gemeinsam mit Heimatfreunden nochmals ein gekürztes, zweites Heimatbuch des Kreises Landeshut heraus. Ernst Kunick verstarb am 12.05.1957 in Niedermarschacht bei Winsen/Luhe.

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote

von Lutterotti, Nikolaus

Pater, Kunsthistoriker
* 22.07.1892 in Kaltern/Tirol                                    + 28.10.1955 in Stuttgart
Wirkungsstätte: Grüssau

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Er war der letzte Prior von Grüssau und ging als bedeutender Kunst-historiker und Klosterarchivar in die Grüssauer Klostergeschichte ein. Geboren wurde Pater Nikolaus am 22.07.1892 in Kaltern/Südtirol als Sohn des Dr. jur. Marco von Lutterotti und dessen Ehefrau Marie, geb. Hepperger von Tirtschenberg und Hoffenthal. Sein Geburtsname war Marco Petrus Antonius Maria von Lutterotti. Bei der Familie von Lutterotti handelte es sich um eine alteingessene Familie, die in Kaltern und Umgebung nicht nur sehr bekannt war, sondern auch über großen Einfluss verfügte. Kaiser Karl VI. hatte sie im Jahre 1737 in den erblichen Reichsadelsstand erhoben. Im Sommer bewohnte die Familie das Schloss Kaltern am See,  im Winter zog sie in den Familiensitz in Bozen.

In dieser Umgebung wuchs der kleine Marco nach dem frühen Verlust des Vaters gemeinsam mit seinen sieben Geschwistern auf. Ab 1902 besuchte er das Franziskanergymnasium in Bozen und bestand hier 1910 seine Reifeprüfung mit der Note "sehr gut". Nach der Matura trat er in das Colleg Canisianum in Innsbruck ein und absolvierte dort die ersten Jahre seines Theologiestudiums. Da zwei seiner Schwestern bereits Benediktinerinnen waren, war auch in ihm der Wunsch erwacht, dem heiligen Benedikt zu folgen. Er wollte Mönch werden und bat 1912 um Aufnahme in die Abtei Emmaus in Prag. Am 05.10.1912 erhielt er das Ordensgewand und am 15.01.1914 legte er die Ordensprofess ab und nahm den Ordensnamen Nikolaus an. Während des 1. Weltkrieges war er im Sanitätsdienst der österreichischen Armee tätig und konnte erst nach Kriegsende sein Theologiestudium im Kloster Beuron beenden. Die deutschen Benediktiner waren zwischenzeitlich aus Prag ausgewiesen worden und hatten in Grüssau eine neue Heimat gefunden. Nach Abschluss seines Studiums kam auch Pater Nikolaus nach Grüssau und wurde am 10.10.1920 zum Priester geweiht. Hier nahm er mit sehr großem Engagement seine seelsorgerische Tätigkeit auf, wirkte als Prediger und Beichtvater. Nach zwei Jahren erkrankte er und begab sich zur Erholung in die Obhut der Magdalenerinnen in Lauban, wo er gleichzeitig auch als Spiritual tätig war. Dieser Aufenthalt sollte zwei Jahre dauern. Er nutzte diese Zeit und begann seine historischen und kunstgeschichtlichen Studien. Mit sehr großem Eifer vertiefte er sich in die Geschichte des Klosters Grüssau und durchforschte die Akten und Dokumente, die im Breslauer Staatsarchiv aufbewahrt wurden. Aber auch die anderen schlesischen Zisterzienserklöster hatten sein Interesse geweckt: Leubus, Trebnitz, Heinrichau und Kamenz. Die Ergebnisse seiner Studien finden sich in verschiedenen Publikationen, u. a. "Führer durch die Heiligtümer der Abtei Grüssau", "Altgrüssauer Kloster-geschichten", "Vom unbekannten Grüssau", "Das Grüssauer Will-mannbuch", usw.

Nach seiner Genesung kehrte Pater Nikolaus 1924 nach Grüssau zurück und übernahm das Amt des Novizenmeisters. Zwischen 1940 und 1943 war er Subprior und ab 1943 Prior des Klosters Grüssau. Als der Benedik-tinerkonvent 1946 aus Grüssau ausgewiesen wurde, durfte Pater Nikolaus als Südtiroler mit italienischem Pass bleiben. Er wurde nun mit der seelsorgerischen Betreuung der verbliebenen Deutschen in den Dekanaten Landeshut und Waldenburg betraut. Unter schwierigsten Bedingungen übte er seien Dienst aus. Bei Wind und Wetter legte er manchmal zu Fuß wöchentlich bis zu 60 km zurück. Am 25.05.1953 entzog ihm der Breslauer polnische Generalvikar das Beichtjurisdiktions-instrument. Dies wurde zwar kurze Zeit später wieder verlängert, dann aber erneut entzogen.

Nach seiner Ausreise aus Polen im Jahre 1954 besuchte er noch einmal seine Südtiroler Heimat und seine Mitbrüder in Wimpfen am Neckar, dem neuen Domizil der Grüssauer Benediktiner. Es sollte ein Abschied für immer werden. Bereits wenige Monate später am 28. Oktober 1955 verstarb Pater Nikolaus in Stuttgart. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Cornelienfriedhof in Wimpfen.

In seinem Heimatort Kaltern/Südtirol wurde am 02.09.1970 eine Gedenktafel zur Erinnerung an den großen Sohn des Ortes feierlich eingeweiht.
Im Juli 1997 wurde auf dem Ordensfriedhof in Grüssau eine Gedenktafel für Pater Nikolaus aufgestellt. Bei der feierlichen Segnung dieser Gedenktafel war eine 15-köpfige Delegation der Familie von Lutterotti aus Südtirol, Österreich und Süddeutschland in Begleitung von Frau Inge Steinsträßer aus Bonn anwesend. Der Text für diese Tafel war von P. Dr. Ambrosius Rose, OSB entworfen worden.

Quellen:

  • Ambrosius Dr., Rose OSB: Hirtenliebe und Heimattreue
  • Schlesischer Gebirgsbote
  • Wikipedia


Das folgende Bild zeigt das Geburtshaus des Paters. Es ist das sog. "Rote Haus" in Kaltern/Südtirol, Goldgasse Nr. 17.

Gedenktafel in Kaltern/Südtirol

Gedenktafel in Grüssau

Methner, Paul

Textilfabrikant
* 21.11.1844 in Winzig                                                   + 25.05.1919 in Bad Kudowa
Wirkungsstätte: Landeshut

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Ebenso wie sein angeheirateter Vetter Heinrich Frahne war auch Paul Methner einer der großen Textilfabrikanten in Landeshut. Geboren wurde August Emil Paul Methner am 21.11.1844 in Winzig, Kreis Wohlau. Seine beiden älteren Halbbrüder Carl (1821 - 1875) und Robert (1829 - 1868) gründeten am 1. Oktober 1852 in Landeshut auf der Wallstraße die Firma Gebr. Methner. Im Wohnhaus des älteren Bruders Carl wurde das Geschäftshaus mit den Kontorräumen eingerichtet. Der Wahlspruch der neuen Firma lautete: "An Gottes Segen ist alles gelegen!" Ihre Kenntnisse hatten beide bei der Firma Christian Gottlieb Kramsta u. Söhne in Freiburg erworben und waren bis zu ihrem Weggang dort in leitender Stellung tätig gewesen.

Nach dem plötzlichen Tod des Mitbegründers Robert Methner am 24.05.1868 führte Carl Methner, dem zwischenzeitlich der Titel eines Königlichen Kommerzienrates verliehen worden war, die nunmehr weit über die Grenzen Landeshuts und auch Deutschlands bekannte Firma als Alleininhaber weiter. Mit vielen Preis- und Ehrenmedaillen und Diplomen war das Geschäftshaus Gebr. Methner in den vergangenen Jahren ausgezeichnet worden. Carl Methner hinterließ seine Witwe Anna, geb. Weißig (aus Greffenberg) sowie fünf Söhne und vier Töchter.

Paul Methner lebte seit 1856 im Hause seines Halbbruders Robert Methner und war von dessen Ehefrau Marie, geb. Roever erzogen worden. Nach seiner Schulausbildung absolvierte er eine kaufmännische Lehre, trat 1860 in die Firma seiner Halbbrüder ein und war seit 1867 als Prokurist tätig. Da er nun beruflich abgesichert war, bestanden die besten Voraussetzungen zur Gründung einer Familie. Am 01.07.1873 heiratete er seine Braut Marie Weber, die Tochter des Kaufmanns und Landeshuter Stadtverordnetenvorstehers und späteren Ehrenbürgers Karl Weber. Aus dieser Ehe gingen, soweit bekannt, fünf Söhne und drei Töchter hervor. Die Familie Paul Methner lebte in einem sehr historischen Haus. Kein Geringerer als Friedrich der Große nächtigte im Mai 1759 in diesem Haus, das damals im Besitz des Kaufmanns Duttenhofer war. Am 03.09.1875 logierte im Haus Methner auch Feldmarschall Graf von Moltke.

Nach dem Tod seines Halbbruders Carl im Jahre 1875 wurde er aufgrund dessen testamentarischer Verfügung Mitinhaber der schon damals hoch angesehenen Firma Gebrüder Methner und übernahm am 1. April 1875 gemeinsam mit seinem angeheirateten Vetter Heinrich Frahne die Leitung der Firma, die sich nunmehr Methner & Frahne nannte.

Unter den neuen Inhabern nahm die Firma einen weiteren großen Aufschwung und entwickelte sich zu einem Unternehmen mit Weltruf. Da weitere Firmen eingegliedert wurden, erfolgte am 01.07.1906 die Gründung einer Aktiengesellschaft. Seitdem lautete der Firmenname: Schlesische Textilwerke Methner u. Frahne A. G. mit Sitz in Landeshut.

Neben der Geschäftsleitung übte Paul Methner auch viele weitere wichtige Ämter aus. Als Nachfolger seines Schwiegervaters Karl Weber war er langjähriger Stadtverordnetenvorsteher und während der Zeit von 1894 - 1919 Handelskammerpräsident, ferner Mitglied des Deutschen Handelstages, Mitgründer und Vorsitzender der Landeshuter Garn- und Flachsbörse, Mitglied des Bezirkseisenbahnrats sowie Mitglied des Kuratoriums des Realgymnasiums in Landeshut. Darüber hinaus wurde ihm am 04.08.1892 der Titel "Königlich Preußischer Kommerzienrat" verliehen, dem am 04.03.1904 die Ernennung zum "Geheimen Kommerzienrat" folgte. Ferner war er Träger hoher in- und ausländischer Orden. Die Stadt Landeshut ehrte ihn 1914 mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft. Nach ihm wurde der Platz vor den städtischen Volksschulen benannt.

Paul Methner verstarb am 25. Mai 1919 in Bad Kudowa in der Grafschaft Glatz. Beigesetzt wurde er nahe der Gnadenkirche in der Methnerschen Erbbegräbniskapelle, die mit einem kunstvollen schmiedeeisernen Gitter versehen war.

Quellen:

  • Chronik der Stadt Landeshut
  • Chronik der Schlesischen Textilwerke Methner u. Frahne AG, Landeshut 1852 - 1927
  • Richter, Gustav: Berühmte Zeitgenossen aus Landeshut (Heimatbuch des Krs. Landeshut - 1954)
  • Schlesischer Gebirgsbote
  • Stein, Erwin. Monographien deutscher Landschaften, Bd. III - Die Riesengebirgskreise

Karl Weber (23.04.1814 - 12.04.1895)

Leinenkaufmann, Stadtverordnetenvorsteher und Ehrenbürger
 der Stadt Landeshut

(Schwiegervater des Paul Methner)
(Quelle: MyHeritage)

Henriette Marie Methner, geb. Weber (13.10.1850 - 12.04.1943)

(Ehefrau des Paul Methner
(Quelle: MyHeritage)

Wohnhaus Carl Methner, Landeshut, Wallstraße

Geschäftshaus der Firma Methner & Frahne

Minor, Melchior Gottlieb

Theologe, Oberkonsistorialrat
* 28.12.1693 in Zülzendorf                                  + 24.09.1748 in Gutschdorf
Wirkungsstätte: Landeshut

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Melchior Gottlieb Minor ging in die Kirchengeschichte Schlesiens als "der Landeshuter große Seelsorger und Prediger, zugleich Inspektor des Fürstentums Schweidnitz-Münsterberg ein. Er stammte aus einem schlesischen Pfarrergeschlecht, das ursprünglich in Böhmen beheimatet war und früher den Namen Maleki trug. Sein Großvater Melchior, einst Diakon in Breslau, hatte seinen Nachnamen Maleki in den lateinischen Gelehrtennamen Minor umbenannt.

Melchior Gottlieb Minor erblickte am 28.12.1693 in Zülzendorf als Sohn des Predigers Melchior Minor und dessen Ehefrau Juliane Elisabeth, geb. von Netz das Licht der Welt. Den ersten Unterricht erteilte ihm sein Vater, anschließend wurde er von einem Privatlehrer unterrichtet. In der Zeit von 1705 - 1709 besuchte er die Schule des Waisenhauses in Halle an der Saale. Hier wurde großer Wert auf die Fremdsprachen Latein, Griechisch und Hebräisch gelegt. Im Oktober 1709 wechselte er an das Gymnasium in Zittau und begann ab 1712 mit dem Theologiestudium in Wittenberg und Jena.

Minor verließ 1715 Jena, ging in seine schlesische Heimat zurück und wurde Hofmeister bei einigen adeligen Familien in Schweidnitz. Deren Einfluss verschaffte ihm 1720 eine Predigerstelle in Tepliwoda im Fürstentum Münsterberg. Zwei Jahre später wurde er als Diakonus an die Gnadenkirche in Landeshut berufen. Weil er ein guter Redner war, Fremdwörter in seinen Predigten mied und sich somit für alle Gemeindemitglieder verständlich ausdrücken konnte, erfreute er sich sehr schnell allgemeiner Beliebtheit. Als am 02. März 1727 Pastor prim. Christian Ernst Kopisch starb, wählte ihn die Gemeinde zum Pastor. Da die kaiserliche Regierung in Wien diese Wahl jedoch nicht bestätigte, wurde Minor lediglich zum "Senior" ernannt. Er hatte Landeshut und die Landeshuter Gnadenkirche so sehr in sein Herz geschlossen, dass er 1734 einen Ruf der Stadt Görlitz, dort als Pastor prim. an der Peter und Paulskirche zu wirken, ablehnte. Auch das Angebot der Nikolaikirche in Hamburg, dort die vakante Stelle des Hauptpredigers zu übernehmen, lehnte er 1739 ab. Er wollte in Landeshut bleiben. Diesen Entschluss änderte er auch nicht, als ihn 1742 die Stadt Hannover rief, dort als Seelsorger tätig zu sein. 1744 erreichte ihn noch einmal eine Einladung der Stadt Hamburg, an der Kirche St. Petri in der Hansestadt zu wirken. Minor schlug auch diese Einladung aus.

Als Friedrich der Große Schlesien eroberte und das evangelische Kirchenleben wieder neu erblühte, wurde Minor zum Inspektor der evangelischen Kirchenleitung der Kreise Bolkenhain, Landeshut, später auch der Kreise Schweidnitz und Münsterberg ernannt und erhielt 1746 den Titel "Königlicher Oberkonsistorialrat". In dieser Funktion reiste er im Herbst 1748 nach Breslau. Dort erlitt er im Hause eines Freundes in Gutschdorf bei Striegau einen Herzinfarkt und verstarb am 24. September 1748.

Er hinterließ umfangreiche handschriftliche Sammlungen zur Landeshuter Kirchengeschichte, die für den Theologen Ernst Daniel Adami später von sehr großem Nutzen waren.

Verheiratet war Melchior Gottlieb Minor mit Anna Amalia, geb. von Benisch, Tochter des königlichen Amtsadvokaten der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer, Siegismund von Benisch. Aus dieser Ehe gingen vier Töchter hervor. Namentlich bekannt ist lediglich Christiane Elisabeth Minor (1728 - 1792), die 1751 den Senator und Kaufmann Fischer aus Landeshut heiratete.

Quellen:

  • Arbeitskreis Landeshut: Geschichte der ev. Gnadenkirche Landeshut/Schlesien, Festschrift zum 300jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung 1709 - 209
  • Brügmann, Martin: Die Gnadenkirche Landeshut
  • Döring, Heinrich: Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert, Bd. 2
  • Grünewald: Aus der Predigergeschichte des Kirchenkreises Landeshut
  • Hensel, Johann Adam: Protestantische Kirchengeschichte der Gemeinen in Schlesien
  • Schlesischer Gebirgsbote
  • Streit/Zimmermann: Schlesische Provinzialblätter 1792, Band 15
  • Strodtmann, Johann Christoph/Goetten, Gabriel Wilhelm/Rathlef, Ernst Ludwig: Beyträge zur Historie der Gelahrtheit, worinnen die Geschichte der Gelehrten unserer Zeiten beschrieben werden
  • Wikipedia

Titelseite des Buches "Ermunterung zum Glauben und gottseligen

 Wandel in verschiedenen Predigten" von Melchior Gottlieb Minor,

Todesanzeige der Frau Christiane Elisabeth Fischer, geb. Minor, Tochter 
des Theologen und Oberkonsistorialrates Melchior Gottlieb Minor.

(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 15. 1. Stück, Januar 1792, S. 102)

Patschovsky, Wilhelm

Lehrer, Kantor, Schriftsteller
* 23.01.1856 in Lähn                                        + 14.05.1927 in Hirschberg-Cunnersdorf
Wirkungsstätte: Dittersbach bei Liebau

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Wilhelm Patschovsky war nicht nur ein hervorragender Pädagoge, sondern auch ein ausgezeichneter Kenner der regionalen Geschichte. Geboren wurde er am 23.01.1856 in Lähn, Kreis Löwenberg, als Sohn des Seifensiedermeisters und späteren Ratsherrn Carl Patschovsky und Enkelsohn des bereits am 29.01.1838 verstorbenen Lähner Pfarr-Administrators Johannes Patschovsky. Am Fuße der sagen- und geschichtsreichen Lehnhausburg wuchs er auf und verbrachte hier eine behütete Kindheit.

Nach seiner Schulausbildung besuchte er die Präparandenanstalt und das Lehrerseminar in Liebenthal, das er 1875 mit erfolgreichem Abschluss verließ. Seine erste Anstellung als Lehrer fand er in Herzogswaldau, Kreis Bunzlau. Später wechselte er nach Langwasser, Kreis Löwenberg, Albendorf und Tschöpsdorf im Kreis Landeshut, bis er schließlich in Dittersbach bei Liebau die vakante Stelle des Hauptlehrers übernahm.

Begleitet wurde er von seiner Ehefrau Maria und seinen Söhnen. Namentlich bekannt ist nur Sohn Linus, geboren am 17.12.1880 in Tschöpsdorf. Dieser Sohn nahm sich den Vater als Vorbild und wurde später ebenfalls Lehrer.

Hier im anmutigen Liebauer Tale fand Wilhelm Patschovsky seine Lebensaufgabe. Mit großer Hingabe widmete er sich nun seiner neuen Aufgabe. Über 32 Jahre lang übte er die Tätigkeit als Hauptlehrer aus. Von seinen Schülern wurde er verehrt und bei seinen Kollegen erfreute er sich großer Wertschätzung.

Neben seiner verantwortungsvollen Lehrtätigkeit war er aber auch bestrebt, sein reiches Wissen und seine eigene Liebe zur Natur weiter zu vermitteln. Er verfasste zahlreiche Schriften und Aufsätze in Zeitungen. Über 30 Bücher und Broschüren allein sind von ihm erschienen. Führer und Beschreibungen vom Riesen- und Isergebirge, vom Altvater, der Grafschaft Glatz, vom Eulengebirge und von fast allen seitlichen Gebirgs-zügen und vielen Bädern. Geschichtlich und kulturgeschichtlich inte-ressante Werke über Burgen und Klöster, über Innungswesen und Gewerbe zeugen von seinem unermüdlichem Schaffen. Und wer kennt nicht die Sagen des Kreises Landeshut, die er gesammelt und 1893 herausgegeben hat?

Aber nicht nur auf pädagogischem und literarischem Gebiet lagen seine Stärken, er war auch ein sehr erfahrener Botaniker. Im Garten der Dittersbacher Schule legte er einen speziellen Steingarten an, in dem er erfolgreich alle Hochgebirgspflanzen des Riesen- und Isergebirges zog. Ferner besaß er auch eine umfangreiche Mineraliensammlung.

Mit großem Engagement widmete er sich darüber hinaus auch dem Riesengebirgsverein. Von 1886 bis 1919 war er Schriftführer der Orts-gruppe Liebau und 1886 gründete er die Ortsgruppe Michelsdorf-Hermsdorf. Im Jahre 1910 berief ihn der R.G.V. in den Hauptvorstand und seit 1919 war er Kustos des R.G.V.-Museums in Hirschberg.

Neben all diesen vielfältigen Aufgaben vergaß er aber nie seine Geburtsstadt Lähn. Zum 700jährigen Stadtjubiläum im Jahre 1914 widmete er seinem Heimatort eine umfangreiche Festschrift. Sie umfasst eine kurze Geschichte der Stadt Lähn sowie die Baugeschichte und Baubeschreibung der Burg Lehnhaus bei Lähn. Darüber hinaus erstellte er in jahrelanger und mühsamer Arbeit eine Rekonstruktion der Burg Lehnhaus und überreichte sie gemeinsam mit der Festschrift der Stadt als Festgeschenk.

Für seine Verdienste wurde er mehrfach geehrt. Die R.G.V.-Ortsgruppen Liebau und Lähn ernannten ihn zum Ehrenmitglied. Die Stadt Liebau würdigte sein Wirken, indem sie einen Platz nach ihm benannte, den Patschovsky-Platz. Die Stadt Lähn ernannte ihn 1914 zum Ehrenbürger. In dem Auszug des Magistrats-Sitzungs-Protokolls vom 28.04.1914 ist zu lesen:
"Ehrung des Hauptlehrers Wilhelm Patschovsky aus Dittersbach bei Liebau. Der Magistrat beschließt, in Anbetracht der großen Verdienste, die sich Herr Hauptlehrer Patschovsky schon seit Jahren und besonders zu dem Jubiläums-Feste in schriftstellerischer Weise um Lähn erworben hat, zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen."
Neben der Ernennung zum Ehrenbürger wurde auch eine Straße nach ihm benannt.

Am 1. April 1925 trat Wilhelm Patschovsky in den verdienten Ruhestand und zog mit seiner Familie nach Hirschberg-Cunnersdorf. Eine lange Zeitspanne war ihm aber nicht mehr vergönnt. Bereits am 14. Mai 1927 verstarb er und wurde am 16. Mai 1927 auf dem Kommunalfriedhof beigesetzt.

Quellen:

  • Baumert, Doris: Mitteilungen über Wilhelm Patschovsky aus dem Staatsarchiv Hirschberg
  • Patschovsky, Wilhelm: Festschrift zur Feier des 700jährigen Bestehens der Stadt Lähn, Verlag Franz Beuchel (Lähn i. Schles.)
  • Patschovsky, Wilhelm: Führer durch das Riesen- und Isergebirge
  • Zeitschrift "Der Wanderer im Riesengebirge" (Februar 1926)

Pax, Ferdinand Albin, Prof. Dr.

Botaniker
* 26.07.1858 in Königinhof, Böhmen                                       + 01.03.1942 in Breslau 
Schulzeit: Landeshut

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Ferdinand Albin Pax wurde am 26. Juli 1858 in Königinhof, Böhmen, als Sohn des Schichtmeisters Carl Ferdinand Pax und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Haas, geboren. Die Familie lebte später in Schatzlar (Böhmen), in der Nähe von Kunzendorf, Kreis Landeshut. Eingeschult wurde er zunächst an der städtischen Schule seiner Heimatstadt Schatzlar. Anschließend besuchter er von 1870 bis 1879 das Realgymnasium in Landeshut, wo er Ostern 1879 seine Schulausbildung mit dem Abitur erfolgreich abschloss.

Danach studierte er Naturwissenschaften an der Universität Breslau. Bei dem sehr bekannten deutschen Botaniker, Paläontologen, Arzt und Universitätsprofessor Heinrich Göppert promovierte er im Jahr 1882 zum Dr. phil. Nach kurzer Tätigkeit im Schuldienst in Kiel wurde Pax 1883 Assistent am Botanischen Institut der Universität Kiel bei Dr. Adolf Engler, dem führenden Pflanzenexperten seiner Zeit. Diesem folgte er noch im selben Jahr an die Universität Breslau, wo er sich 1886 habilitierte. Wiederum Engler folgend, war er 1889 - 1893 als Kustos und Privatdozent am Botanischen Garten in Berlin tätig. Im Jahr 1893 erhielt er einen Ruf auf den botanischen Lehrstuhl in Breslau, den er bis zu seiner Emeritierung 1926 innehatte. Dort war er zugleich Direktor des botanischen Gartens und des Gartenmuseums. Neben Botanik lehrte er auch Pharmakognosie und versah 1913/14 das Amt des Rektors.

Nach Studien zur Flora und Pflanzengeographie Schlesiens erstellte Pax pflanzensystematische Monographien mehrerer Gattungen und Familien der Phanerogamen. Für das von Dr. Engler herausgegebene umfassende Werk "Beiträge zur Flora von Afrika" bearbeitete er eine Reihe von Pflanzenfamilien. Für das ebenfalls von Engler herausgegebene systematische Werk "Das Pflanzenreich" lieferte er mehrere Monographien zu verschiedenen Pflanzenfamilien (zum Teil mit Käthe Hoffmann). Darüber hinaus gab er umfangreiche eigene Werke und Schriften heraus. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet "PAX".

Zwischen 1923 und 1926 war Pax Präsident der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. Im Jahr 1890 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

Nach ihm wurden mehrere Pflanzengattungen benannt.

Verheiratet war Ferdinand Albin Pax seit 1883 mit Marie Serbin, die bereits im Jahr 1929 verstarb. Aus dieser Ehe stammt der ebenfalls sehr bekannte Zoologe (Spezialgebiet Meeresbiologie) Prof. Dr. Ferdinand Albert Pax (30.12.1885 - 11.09.1964).

Ferdinand Albin Pax verstarb am 1. März 1942 in Breslau.

Quellen:

  • Festschrift zum 200jährigen Jubiläum des Realgymnasiums zu Landeshut, Armin Werners Buchdruckerei, Landeshut 1910
  • Hoppe, Brigitte: "Pax, Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001, S. 144)
  • Wikipedia



von Portatius, Hans

Landrat
* 29.03.1848 in Glogau                                                + 26.05.1908 in Bad Kissingen
Wohnort: Schwarzwaldau

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Als Landrat ging Hans von Portatius in die Geschichte des Kreises Landeshut ein. Geboren wurde er am 29.03.1848 in Glogau als Sohn des preußischen Oberst August Bernhard von Portatius und dessen Ehefrau Fridoline, geb. Freiin von Zedlitz und Neukirch. Die Stammreihe der ostpreußisch-schlesischen Familie Portatius beginnt nachweisbar im Jahre 1610 mit Johannes Portatius (1610 - 1646), der zwar in der Grafschaft Glatz geboren wurde, aber als Glaubensflüchtling nach Königsberg kam. Seit 1636 war er in Trempen bei Insterburg als evangelischer Pfarrer tätig. Im August 1636 vermählte er sich mit Anna Neander, der Tochter des verstorbenen Tharauer Pfarrers Martin Andreas Neander. Anlässlich dieser Hochzeit schrieb der mit Pfarrer Portatius befreundete Dichter Simon Dach, Lehrer am Domgymnasium von Königsberg, das unsterb-liche Volkslied "Ännchen von Tharau". Zunächst entstand dieses Lied in samländischer Mundart und wurde später von Johann Gottfried Herder ins Hochdeutsche übersetzt. Die Familie Portatius wurde im Jahre 1786 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben.

Oberst August Bernhard von Portatius übernahm im Jahre 1850 die Herrschaft Schwarzwaldau von seinem Schwiegervater Otto Freiherr von Zedlitz und Neukirch. Sie bildete zusammen mit Mittel- und Oberkon-radswaldau eine Majoratsherrschaft. Hans von Portatius, der spätere Landrat des Kreises Landeshut, wuchs gemeinsam mit seinen drei jüngeren Geschwistern Lucie, Kurt und Kuno in Schwarzwaldau auf. Nach dem Tod des Vaters, am 06.10.1862, trat er als ältester Sohn dessen Nachfolge an.

Am 01.02.1892 wurde Hans von Portatius zum Landrat des Kreises Landeshut bestellt. Mit sehr großem Verantwortungsbewusstsein übte er diese Tätigkeit zehn Jahre lang aus, bis er auf eigenen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen das Amt am 01.05.1902 niederlegen musste. Darüber hinaus war er Landschaftsdirektor und Mitglied des preußischen Herrenhauses. Für seine Verdienste wurde er mit dem Roten Adler-Orden 4. Klasse ausgezeichnet.

Verheiratet war er seit dem 19.09.1872 mit Drahomira, geb. von Frankenberg-Lüttwitz (1850 - 1927), Tochter des Balthasar von Frankenberg-Lüttwitz (Majoratsherr auf Bielwiese) und dessen Ehefrau Klara, Freiin von Lüttwitz. Während der Ehe wurden fünf Kinder geboren, Frieda, Hans Bernhard, Anna, Mira und Margaretha.

Hans von Portatius verstarb am 26.Mai 1908 in Bad Kissingen.

Quellen:

  • Rudolf Dr., Werner: Das Adelshaus von Portatius und Schwarzwaldau
  • Schlesischer Gebirgsbote
  • Wikipedia

Schloss Schwarzwaldau - Vorderseite

Schloss Schwarzwaldau - Gartenseite

Profe, Christophorus

Pastor
*              1604 in Baumgarten (Krs. Bolkenhain)       + 13.03.1664
Wirkungsstätte: Landeshut

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Christophorus Profe wurde 1604 in Baumgarten, Kreis Bolkenhain geboren. Am 17.09.1627 trat er in Reußendorf die Nachfolge von Pastor Justein an. Nach fünf Jahren seelsorgerischer Tätigkeit ging er als Archidiakonus nach Landeshut. Er war der letzte evangelische Pfarrer in Landeshut vor der Rekatholisierung. Unter dem Schutze der Schweden übte er in der Zeit von 1632 - 1635 seine seelsorgerische Tätigkeit an der damaligen Stadtpfarrkirche aus. Laut Chronik "lehrte und tröstete er täglich in der Kirche und teilte das Abendmahl aus. Am 24. Sonntag nach Trinitatis hielt er in der Schule am offenen Fenster vor einer zahlreichen Versammlung eine Predigt und fuhr neun Tage in diesem Geschäfte fort. Da auch diese Übungen der Frömmigkeit bei der strengsten Ahndung untersagt wurden, gab er sein Amt auf, und der katholische Gottesdienst nahm unter dem Pfarrer George am 3. Advent wieder seinen Anfang".

Da ihm und seiner Familie auch das Pfarrhaus versperrt blieb, fand die Familie Profe Unterkunft im Haus der Witwe John, das sich in der Böhmischen Straße befand. Wegen dieser Gefälligkeit wurde die gute Frau aber hart bestraft. Sie kam in das Gefängnis und sollte darüber hinaus eine Geldstrafe von 10 Talern zahlen. Pastor Profe begab sich umgehend zu dem damaligen Bürgermeister Pelz, der diese Verhaftung befohlen hatte, und erwirkte die Freilassung unter der Voraussetzung, dass er mit seiner Familie Landeshut verlassen würde. Beim Abschied schenkte er der Tochter seiner Wirtin einen sächsischen Taler mit dem Bemerken, sie würde es noch erleben, dass in der Stadt wieder evangelisch gepredigt werde. So geschah es auch, und am Pfingstfest 1709 übergab das nun alte Mütterlein den Taler der Kirche als Opfergabe. Seitdem besaß diesen Taler immer der jeweilige Pastor primarius (Hauptpastor).

Nach seinem Abschied aus Landeshut ging Pastor Profe noch einmal für kurze Zeit an seine frühere Wirkungsstätte in Reußendorf zurück, weil die Stelle wegen großer Unruhen noch nicht besetzt war. Infolge der andauernden Kriegswirren ließen sich die Landeshuter in Schreibendorf und Reußendorf taufen. Am 18.03.1635 verließ er aber endgültig Reußendorf und wurde zunächst Pastor in Heidau und danach Herzog George Rudolphs Hofprediger in Parchwitz und 1642 Diakon in Lüben. Pastor Profe verstarb am 13. März 1664.

Sein Sohn Christian brachte großes Unglück über die Familie. Er verübte 1683 Blutschande mit der Tochter seiner Schwester. Er verstarb später als Pfarrer in Stettin.

Quellen:

  • Geschichte der ev. Gemeinde zu Landeshut vor und seit Erbauung der jetzigen Kirche und Schule, ein Denkmal am ersten hundertjährigen Jubelfeste, Landeshut, 1809, neu herausgegeben, Kamienna Góra, 2007
  • Grünewald: Aus der Predigergeschichte des Kirchenkreises Landeshut
  • Hensel, Johann Adam: Protestantische Kirchengeschichte der Gemeinden in Schlesien
  • Kretschmar, Fritz: Religiöses, künstlerisches und geistiges Leben; Geschichte u. Gegenwart der ev. Kirchengemeinde Landeshut - Schlesischer Gebirgsbote, Heft 5/1991
  • Schlesischer Gebirgsbote

Rauhut, Martha

Initiatorin des Landrat-Dr.-Fiebrantz-Hilfswerkes
* 14.01.1897 in Berthelsdorf, Kreis Lauban                     + 06.12.1987 in Braunschweig
Wirkungsstätte: Landeshut

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Martha Rauhut gilt als die Initiatorin des Landrat-Dr.-Fiebrantz-Hilfswerkes. Aufgrund ihrer Anregung wurde dieses Hilfswerk 1951 gegründet, mit dessen Hilfe die damals in der DDR wohnenden Rentner aus Stadt und Kreis Landeshut und die noch verbliebenen Deutschen in der ehemaligen Heimat unterstützt wurden. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1989 gilt die Hilfe nur noch denen in Landeshut und Umgebung wohnenden Deutschen.

Martha Rauhut, geb. Adelt wurde am 14.01.1897 in Berthelsdorf, Kreis Lauban geboren, wo sie auch ihre früheste Kindheit verbrachte. Ihre Jugendzeit verlebte sie jedoch nicht im Schlesierland, sondern in der sächsischen Metropole Dresden. Nach der Eheschließung mit dem Lehrer Bruno Rauhut begab sich das junge Ehepaar 1920 in das kleine Dörfchen Dippelsdorf, Kreis Löwenberg. Einige Zeit später wurde Bruno Rauhut an die Volksschule in Buchwald bei Liebau versetzt. Seine Ehefrau und die zwischenzeitlich geborene Tochter folgten ihm sehr gerne in das landschaftlich so schöne Riesengebirge. Hier erblickten zwei weitere Töchter das Licht der Welt.

1930 begann der Familienvater zur beruflichen Weiterbildung ein Universitätsstudium in Halle an der Saale, wohin er die Familie nach-kommen ließ. Nach dem Studienabschluss ging es noch einmal für zwei Jahre in das beschauliche Buchwald, bevor Bruno Rauhut 1934 eine Stelle als Lehrer an der katholischen Volksschule in Landeshut annahm. Diese Stadt am Bober sollte nun bis zur Vertreibung Heimat der Familie Rauhut sein. Im Jahr 1939 gesellte sich zu den drei Töchtern Ursula, Annemargret und Irene noch der Sohn Rainer.

Im Mai 1945 flüchtete Martha Rauhut mit ihren vier Kindern vor den heranrückenden Russen nach Oppau, kehrte aber bald wieder nach Landeshut zurück. Nach der Vertreibung im Mai 1946 kam sie zunächst nach Lobmachtersen bei Salzgitter und ab 1949 war sie mit ihren Kindern in Braunschweig beheimatet. Der Ehemann gilt seit Kriegsende als verschollen.

Neben all ihren persönlichen Sorgen war es ihr eine Herzensange-
legenheit, die Heimatvertriebenen zu sammeln und ihnen in einer Gemeinschaft neuen Halt zu geben. Damit wurde sie zur Begründerin der Heimatgruppe für den Kreis Landeshut im Raum Braunschweig-Wolfenbüttel-Goslar. Unvergessen ist aber darüber hinaus ihre Anregung zur Gründung eines Hilfswerkes für Bedürftige aus Stadt und Kreis Landeshut. In einem Schreiben an den früheren Landrat Dr. Fiebrantz bat sie diesen, die entsprechende Schirmherrschaft zu übernehmen. So entstand das Landrat-Dr.-Fiebrantz-Hilfswerk des Kreises Landeshut.

Für ihre Verdienste wurde Martha Rauhut mit der Verleihung der Gerhard Hauptmann-Medaille geehrt. Sie lebte bis zuletzt in Braunschweig und verstarb dort am 6. Dezember 1987.

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote

Richter, Gustav

Redakteur
* 01.05.1884 in Magdeburg                                                  + 08.02.1968 in Wangen
Wirkungsstätte: Landeshut

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Zu den großen Landeshuter Redakteuren gehörte auch Gustav Richter. Seine Wiege stand nicht im Schlesierland, sondern in Magdeburg. Hier wurde er am 01.05.1884 geboren. Nach dem Abitur studierte er acht Semester neue Sprachen und Volkswirtschaft an der Universität in Berlin. Ein Berufsziel hatte Gustav Richter aber immer vor Augen, er wollte ein guter Journalist werden. Dieser Berufswunsch sollte sich bereits im 3. Semester erfüllen. Er trat als Auslands- und Handelsredakteur in die 1885 von dem Publizisten Eugen Richter in Berlin begründete "Freisinnige Zeitung" ein. Ein Jahr später heiratete er die Kunstmalerin Erna Lindekugel.

Im Jahre 1911 verließ das Ehepaar Richter die deutsche Hauptstadt und begab sich nach Weißwasser in der Oberlausitz. Hier wurde Gustav Richter Redakteur der "Neuesten Nachrichten für Weißwasser". Kurze Zeit später wechselte er an die "Morgenzeitung" in Breslau. Bekannt wurde er durch seine Prominenten-Interviews. Er traf sich mit Staatsmännern, Politikern, Filmschauspielern und Sportsleuten, um über ihr Leben, ihre Ziele, Hoffnungen und Wünsche zu berichten.

Die nächste Staiton in seinem Journalistenleben war Göttingen, bevor er sich erneut nach Weißwasser begab. Hier lernte er den Schriftsteller Hans Christoph Kaergel kennen, der in Weißwasser bis 1921 als Volksschullehrer tätig war. Gustav Richter zählte mit zu den Wegberei-tern der Dichtungen Kaergels. Über Weißwasser gelangte das Ehepaar Richter schließlich ins Riesengebirge nach Landeshut. Er wurde Chefredakteur des von Armin Werner begründeten "Landeshuter Tageblattes".

Von der reizvollen Landschaft des Riesengebirges waren die Eheleute Richter fasziniert. Da der Osten des Riesengebirges bis dahin wenig bekannt war, gründete Gustav Richter mit mehreren Gleichgesinnten den "Verkehrsverein für den Osten des Riesengebirges". 30 Stadt-und Landgemeinden schlossen sich diesem Verein an, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, das östliche Riesengebirge zur Touristenattraktion zu machen. Zu diesem zweck organisierte er auch viele Großver-anstaltungen, wie z. B. die "Glückstage" in Landeshut.

Neben all diesen vielfältigen Aufgaben war er auch politisch tätig. Er führte den Wahlkampf für Walter Rathenau und verzichtete auf die eigene Kandidatur. Als Parteisekretär in Cottbus und Spremberg betätigte er sich, wurde Reichstagskandidat in Frankfurt/Oder und war Pressechef des Oberpräsidenten in Königsberg und Schneidemühl. Darüber hinaus vertrat er im oberschlesischen Abstimmungskampf konsequent die deutschen Interessen. Seine politische Tätigkeit wurde erst durch die Verhaftung und den zwangsweisen Aufenthalt in einem Konzentrationslager während des Dritten Reiches beendet.

Die Wohnung der Eheleute Rchter, des Journalisten und der Kunst-malerin, befand sich in Landeshut im Turmbau des Schlosses Kreppelhof. Hier trafen sich Gleichgesinnte und sehr viele Kunstschaffende aus dem Riesengebirgsraum.

Nach dem Krieg lebten Erna und Gustav Richter in Wangen im Allgäu. Erna Richter-Lindekugel starb bereits 1958, anderthalb Jahre nach dem Fest ihrer goldenen Hochzeit. Gustav Richter verstarb am 8. Februar 1968 in Wangen.

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote

Riedel, Johannes

Lehrer, Chorrektor
* 10.04.1872 in Schwetzkau (Kreis Lissa)                           + 16.10.1964 in Stadtoldendorf
Wirkungsstätte: Landeshut

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Der Lehrer und Chorrektor Johannes Riedel gehört ohne jeden Zweifel zu den bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt Landeshut. Es war ihm durchaus nicht an der Wiege gesungen worden, dass er später einmal den Beruf des Lehrers und Chorrektors ausüben würde. Als Sohn des Fleischermeisters und Gastwirtes Joseph Riedel und dessen Ehefrau Rosalia, geb. Deutsch wurde er am 10.04.1872 in Schwetzkau, Kreis Lissa in der Provinz Posen geboren. Mit seinen Geschwistern Maria (geb. 1864), Ida (geb. 1866), Paul (geb. 1868), Roman (geb. 1874), Karl (geb. 1876), Leo (geb. 1881) und Agnes (geb. 1884) verlebte er im Elternhaus eine glückliche Kindheit.

Im Gegensatz zu drei seiner Brüder, die den väterlichen Beruf des Fleischermeisters ausübten, entschied er sich für die Lehrerlaufbahn. Er besuchte das königliche Schullehrer-Seminar zu Rawitsch in der Provinz Posen und legte 1892 die erste Lehrerprüfung ab, der 1894 die zweite Prüfung folgte. Anschließend war er in verschiedenen Orten der Provinz Posen als Lehrer tätig. In Mlynkowo und Kl. Kroschin im Kreis Obernigk, in Storchnest (Kreis Lissa), Kriewen (Kreis Kosten) und von 1904 - 1920 in Lissa. Hier in Lissa übte er ab 1904 an der katholischen Pfarrkirche zum Hl. Nicolaus auch die Tätigkeit als Kantor und Organist aus.

In Mlynkowo, dem Ort seiner ersten Anstellung als Lehrer, lernte er seine zukünftige Frau kennen. Am 03.10.1894 trat er mit Helena Flieger, geb. am 18.04.1869 in Mlynkowo als Tochter eines Lehrers, vor den Traualtar. Während der Ehe wurden 6 Kinder geboren, Leo, Joseph, Johannes, Hedwig, Maria und Anna. Leo übte später den Beruf als Apotheker aus, Joseph und Johannes wurden wie der Vater auch Lehrer und Organist. Johannes heiratete Maria, die Tochter des Leinenkaufmanns und Stadtältesten von Landeshut Josef Brodkorb. Tochter Anna war eine ausgebildete Sopranistin und als Klavierlehrerin tätig.

Auch Johannes Riedel war Kriegsteilnehmer im 1. Weltkrieg und erlebte das Grauen des Krieges als Feldwebel an der russischen Front hautnah mit. 1920 musste die Familie Riedel schweren Herzens ihre Heimat Lissa in Posen verlassen. Nach Inkrafttreten des Versailler Vertrages im Januar 1920 wurde der größte Teil der Provinz Posen an den neu gegründeten polnischen Staat abgetreten, hierzu gehörte auch Lissa. Die Familie Riedel kam für ein Jahr nach Grünberg in Schlesien, bevor sie 1921 in Landeshut eine neue Heimat fand. Hier konnte Johannes Riedel wieder als Lehrer, Kantor und Organist tätig sein. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1934 übte er den Lehrerberuf mit sehr großer Freude aus. Sein Nachfolger in diesem Amt wurde am 01.01.1935 sein Sohn Johannes.

Nach seiner Pensionierung widmete Johannes Riedel nun seine ganze Kraft der Tätigkeit als Kantor und Organist an der kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul in Landeshut. Darüber hinaus war er auch für die Führung und Verwaltung der Kirchenbücher zuständig. Als Musikbegeisterter hatte er bisher schon sein Leben in den Dienst der Kirchenmusik gestellt, nun galt dies in verstärktem Maße. Seit seinem Amtsantritt im Jahre 1921 wirkte er so erfolgreich auf diesem Gebiet, dass er für seine Verdienste um die Kirchenmusik vom Bischöflichen Amt in Breslau zum Chorrektor ernannt wurde. Die Krönungsmesse von Mozart, die Christkindelmesse von Reimann oder die Maiandachten, in denen die Marienlieder erklangen, werden allen Gläubigen in Erinnerung bleiben. Im Mai 1946 wurde in der St. Peter und Paul Kirche ein Abschiedsgottesdienst gehalten und Johannes Riedel nahm schmerzerfüllt das letzte Mal an der Orgel Platz, die er 25 Jahre lang gespielt hatte.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau und seiner jüngsten Tochter Anny kam er nach Dankelsheim, einem kleinen Ort im Kreise Gandersheim. Hier gründete er schon bald einen kleinen Kirchenchor mit einigen Musikern. Später zog das Ehepaar mit Tochter nach Stadtoldendorf, Kreis Holzmin-den. Anlässlich seines 85. Geburtstages wurde Johannes Riedel in Anerkennung seiner Verdienste mit dem Päpstlichen Orden "Pro Ecclesia et Pontifice" ("für Kirche und Papst") ausgezeichnet. Leider war es seiner Ehefrau nicht mehr vergönnt, diese Ehrung ihres Ehemannes mitzu-erleben. Nach 57jähriger Ehe war sie bereits im Mai 1951 verstorben. Johannes Riedel starb am 16.Oktober 1964 in Stadtoldendorf.

Quellen:

  • Riedel, Brigitta: Persönliche Angaben über ihren Großvater
  • Schlesischer Gebirgsbote

Ries, Günther

Landgerichtspräsident
* 08.03.1900 in Brake                                                              + 21.03.1981 in Hannover
Wirkungsstätte: Landeshut

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Günther Ries wurde am 1. Juli 1931 Nachfolger des verdienten Bürgermeisters Kurt Feige und war damit das letzte demokratisch gewählte Stadtoberhaupt von Landeshut. Das Licht der Welt erblickte er zwar am 08.03.1900 in Brake an der Unterweser, aufgewachsen ist er aber in Birkenfeld, das damals - und zwar seit dem Wiener Kongress - zum Großherzogtum Oldenburg gehörte und eine Exklave bildete. Es liegt an der Nahe, also zwischen Rhein und Saar. Nach dem Abitur studierte er an den Universitäten Bonn und Jena Jura, aber auch Musik. Einen großen Teil seiner Ausbildungszeit als Referendar absolvierte er in Preußen.

Als 23jähriger wurde er völlig unvorgesehen vom Oldenburgischen Staatsministerium in die Verwaltung der Stadt Oberstein berufen. Durch die französische Besatzung und die damit zusammenhängenden Separatistenunruhen hatte die Stadt besonders zu leiden. Sämtliche leitenden Beamten waren ausgewiesen worden, so dass der junge Gerichtsassessor Ries die städtische Verwaltung selbstständig leiten musste.

Bevor er sich um das Amt des Stadtoberhauptes von Landeshut bewarb, war er von 1928 bis 1931 als Richter am Amtsgericht Westerstede (Oldenburg) tätig. Zur Wahl standen 1931 drei Kandidaten, Magistratsrat Dr. Knaak-Reichenbach, Magistratsrat Dr. Damrau-Hagen aus Westfalen und der Richter aus Westerstede, Günther Ries. Für Günther Ries stimmten 21 Stadtverordnete, lediglich drei Stimmzettel waren unbeschrieben. Damit war er für die gesetzliche Amtsdauer von 12 Jahren zum Ersten Bürgermeister gewählt.

Ähnlich wie sein Vorgänger im Jahre 1919 trat auch Günther Ries sein Amt unter sehr ungünstigen Voraussetzungen an. Schwere Aufgaben warteten auf den neuen Bürgermeister und eine noch schlimmere Zeit und die mit ihr verbundene Not, eine katastrophale Finanzlage der Stadt, der politische Umbruch sowie der Ausbruch des zweiten Weltkrieges prägten seine Amtszeit. Aber mit sehr viel Geschick und hohem Verantwortungsbewusstsein meisterte er diese schwierige Zeit und schied nach zwölf Jahren 1943 aus dem Amt aus. Eine Wiederwahl wurde von der damals herrschenden Partei verhindert.

In diesen zwölf Jahren war er aber nicht nur als erster Bürgermeister für Landeshut überaus verdienstvoll tätig, auch an der Entwicklung des Musiklebens war er aktiv beteiligt. Er gründete den Madrigal-Chor, der bei den Deutschen Musiktagen in Görlitz mit Erfolg auftrat. Aufführungen fanden auch in den Städten Breslau und Frankfurt an der Oder statt. Die Musik bedeutete Günther Ries seit seiner Jugend sehr viel. Daher hatte er neben Jura auch einige Semester Musik studiert. Nach einem arbeits-reichen und anstrengenden Tag vermittelte sie ihm Ausgleich und Entspannung. Große Freude bereitete ihm das Musizieren mit gleich-gesinnten Freunden, so z. B. mit seinem Schömberger Amtskollegen Dr. Georg Schramm.

Aus der Ehe mit der Bildhauerin Gertrud, geb. Hahlo stammt Sohn Peter Ries, ein bekannter deutscher Theaterregisseur, Autor und künstlerischer Leiter von Theaterfestivals. Das künstlerische Talent hatte er von seinen Eltern geerbt.

Nach dem Krieg war Günther Ries von 1946 bis 1966 ununterbrochen im Justizdienst tätig, zuletzt als Landgerichtspräsident in Hannover. Er starb am 21. März 1981 in Hannover und wurde auf dem Oldenburger Gertruden - Friedhof beigesetzt.

Quellen:

  • Ries, Peter: http://www.peter-ries.net
  • Schlesischer Gebirgsbote



Rinkel, Hermann

Leinenfabrikant
* 14.06.1854 in Schlichtingsheim (Prov. Posen)       + 17.05.1933
Wirkungsstätte: Landeshut

Rößler, Ernst Robert, Dr.

schlesischer Mundartdichter
* 01.03.1838 in Großburg, Kreis Strehlen                      + 20.05.1883 in Ratibor
Wirkungsstätte: Landeshut

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Robert Rößler wurde am 1. März 1838 im kleinen Dorf Großburg im Kreis Strehlen geboren. Seine Eltern waren Bauern. Drei Jahre später kaufte sein Vater die Scholtisei in Gleinitz, Kreis Nimptsch. Hier verlebte Rößler seine Kindheit und Jugend. Er besuchte die Dorfschule und schon bald zeigte sich, dass seine Leistungen zu großen Hoffnungen berechtigten. Ostern 1851 bestimmte sein Vater, dass der Junge zur weiteren Ausbildung das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau besuchen sollte. Sein Abitur absolvierte er in acht Jahren und studierte dann ab 1859 Philosophie und Geschichte an der Universität in Breslau.

1860 wurde der Student Rößler Mitglied in der "Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks". Wegen der Ableistung des Militärdienstes, musste er dann sein Studium 1861 unterbrechen und 1864 während des Deutsch-Dänischen Krieges nahm er an einem Feldzug in Schleswig-Holstein teil. Trotz dieser Unterbrechung seines Studiums promovierte er 1865 im Fach Philosophie und legte im selben Jahr noch das Staats-examen ab. Er erhielt daraufhin seine erste Stelle als Hilfslehrer an der Realschule in Landeshut.

Schon in seiner Zeit in Breslau unternahm er erste literarische Versuche. Vermutlich über seine Kontakte in der Burschenschaft lernte er 1861 den bekannten Schriftsteller Karl von Holtei (1798 - 1880), ebenfalls ein ehemaliger Schüler des Maria-Magdalenen-Gymnasiums, kennen. Dieser ermunterte ihn, seine Gedichte in schlesischer Mundart zu veröffent-lichen. Seine Gedichte erschienen dann in verschiedensten Blättern. 1865 gab er ein Lustspiel in schlesischer Mundart unter dem Titel "Der Tag von Lundby" heraus. Diese kleinen Erfolge ermutigten ihn, weitere Gedichte zu veröffentlichen.

Im Herbst 1866 wurde er als Gymnasiallehrer nach Ratibor berufen und konnte im selben Jahr eine Sammlung seiner Gedichte unter dem Titel "Aus Krieg und Frieden" (1867) herausgeben. Die Kritik an seinem Werk war deutlich besser als der Verkauf der Bücher. In der Folgezeit veröffentlichte Rößler weitere Bücher in schlesischer Mundart mit unterschiedlichem Erfolg.

Im Jahre 1870 wurde Rößler zum Rektor der neu gegründeten höheren Bürgerschule in Striegau gewählt. Doch seine Lehrtätigkeit musste er wegen des Kriegs gegen Frankreich unterbrechen. Er wurde eingezogen als Offizier des 22. Landwehrregiments und nach kurzem Waffendienst in Glatz, Hannover und Wilhelmshaven verbrachte er längere Zeit als Platzmajor auf der französischen Feste Amiens. Von hier kehrte er, dekoriert mit dem Eisernen Kreuz, im Frühjahr 1871 zurück in seinen Lehrerberuf in Striegau.

Trotz seiner vielseitigen Tätigkeiten als Schuldirektor, Historiker, Stadtverordneter und Kreistagsmitglied fand er noch hinreichend Zeit, viele weitere kleinere und umfangreichere Werke in heimatlicher Dichtkunst herauszugeben. So veröffentlichte er Humoresken in schlesischer Prosa in rascher Folge wie "Schläs`sche Durfgeschichten" (1879) oder "Durf- und Stoadtleute" (1880).

1880 wurde Rößler zum Direktor des Realgymnasiums Sprottau ernannt und trat die Stelle zu Ostern an. Auch hier fühlte er sich alsbald heimisch und er setzte sein produktives Schaffen als Mundartdichter fort. So erschien eine weitere Sammlung schlesischer Gedichte unter dem Titel "Wie der Schnoabel gewaxen" (1881), ferner "Gemittliche Geschichten" (1882) und eine hochdeutsche Erzählung "Mein erster Patient" (1883).

Robert Rößler starb mit 45 Jahren überraschend am 20. Mai 1883 an einem Gehirnschlag. Zuletzt war er Direktor der städtischen Realschule in Ratibor gewesen. Dort wurde er auch beerdigt.

(Verfasser: Wolfgang Kraus)

Quellen:

  • Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889)
  • Wikipedia

Signatur Robert Rößler