Hartmannsdorf (Jaczków)
(Verfasser: Hella Tegeler)
Hartmannsdorf liegt im nordöstlichen Teil des früheren Kreises Landeshut und gehört heute mit seinen 489 Einwohnern zur Landgemeinde Czarny Bór (Schwarzwaldau).
Gegründet wurde der Ort 1305 unter dem Namen "Hartmannsdorff". Die Namen des bzw. der ersten Besitzer sind nicht bekannt. Erst ab 1575 lassen sie sich nachweisen:
- 1575 Brandau von Zedlitz
- 1626 Christoph von Ruprecht
- 1654 George Kaspar von Warnsdorf
- seit 1740 Samuel von Richthofen
- - Herr von Kluge
- - Herr von Stutterheim
- - Oberamtspräsident Freiherr von Seidlitz
Zur Gemeinde Hartmannsdorf gehörten die Kolonien Bahnhof Ruhbank, umfassend die Nrn. 88, 90, 92 und 94, das Stationsgebäude sowie 4 Familienhäuser und Seidlitzau. Mit Ausnahme der Kolonie Bahnhof Ruhbank, die zum größten Teil von Beamten und Bahnarbeitern bewohnt wurde, war es ein reines landwirtschaftlich geprägtes Dorf.
Das einen Gutsbezirk bildende Dominium Hartmannsdorf gehörte dem Rittergutsbesitzer Joh. Rahm und wurde, wie alle übrigen Gutsbezirke auch, am 1. Oktober 1928 in die Gemeinde Hartmannsdorf eingegliedert. 1925 zählte der Ort 765 Einwohner (davon waren 677 evangelisch), 1939 = 812.
Quellen:
- Anhang aus dem Adressbuch von 1911 des Kreises Landeshut
- Knie, J. G.: Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preuß. Provinz Schlesien, 1845
-Pohlendt, Heinz: Die Landeshuter Passlandschaften, Priebatschs Buchhandlung Breslau 1938
- Zimmermann, Friedrich Albert: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 5. Band, 1785
Gefallene des 1. Weltkrieges - Hartmannsdorf:
Aus den Verlustlisten (VL) der Gefallenen des 1. Weltkrieges ergeben sich für Hartmannsdorf folgende Namen:
- Bartsch Wilhelm VL vom 18.03.1915 - Seite 5355
- Brendel Paul VL vom 27.11.1915 - Seite 10421
- Bürgel Gustav VL vom 20.01.1915 - Seite 4397
- Demuth Hermann * 30.08.1889 VL vom 10.02.1917 - Seite 17520
- Franz Martin + 22.02.1915 VL vom 29.05.1915 - Seite 6598
- Friedrich Wilhelm * 17.02.1880 VL vom 17.06.1917 - Seite 19153
- Friese Robert VL vom 14.06.1915 - Seite 6944
- Gründel Wilhelm VL vom 12.09.1916 - Seite 14747
- Hübner Johannes * 11.08.1890 VL vom 11.07.1917 - Seite 19572
- Jung Alfred VL vom 30.08.1915 - Seite 8452
- Jäckel Emil * 06.07.1885 + 10.07.1916 VL vom 03.07.1917 - Seite 19427
ertrunken
- Klose Wilhelm VL vom 07.07.1916 - Seite 13263
- Knörig Karl * 04.05. ? VL vom 21.09.1917 - Seite 20751
- Koch Erdmann * 27.10. ? VL vom 06.08.1918 - Seite 25484
- Maiwald Eduard VL vom 30.08.1915 - Seite 8440
- Neigenfind Oskar * 09.02. ? VL vom 14.06.1918 - Seite 24283
- Renner Paul * 05.04.1883 VL vom 15.06.1917 - Seite 19105
- Seidel Fritz VL vom 22.03.1916 - Seite 11717
- Seifert Paul * 04.11.1893 + 15.12.1916 VL vom 11.02.1918 - Seite 22691
- Unger Otto VL vom 15.03.1916 - Seite 11633
Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Gefallene des 1. Weltkrieges - Seitlitzau:
Aus den Verlustlisten (VL) der Gefallenen des 1. Weltkrieges ergeben sich für den Ortsteil Seitlitzau folgende Namen:
- Hampel Alfred * 25.11. ? VL vom 21.06.1918 - Seite 24464
- Hauß Kurt VL vom 09.08.1915 - Seite 8056
- Krinke Wilhelm VL vom 28.09.1916 - Seite 15138
- Rudolph Emil VL vom 13.08.1915 - Seite 8143
Das Kriegerdenkmal:
Es bestand aus einem zweistufigen Sockel mit abgestufter Stele und eingelassenen Widmungs- und Namenstafeln, Stahlhelm- und Eichenlaub-Relief im oberen Teil und krönendem EK-Zeichen.
Die Inschrift lautete:
Zum Andenken
an die im Weltkriege
1914 - 1918
gefallenen Helden.
Aus Dankbarkeit gewidmet
von der Gemeinde
Hartmannsdorf
mit Seitlitzau
u. Bhf. Ruhbank
Die Kirchengemeinde in Hartmannsdorf:
Die weitaus überwiegende Mehrheit der Bewohner von Hartmannsdorf war evangelisch. 1925 hatte der Ort 765 Einwohner, davon waren 677 evangelisch.
Der Vorgängerbau der Ortskirche wurde zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert errichtet. Die jetzige Kirche entstand um 1586. Im Rahmen der Rekatholisierung wurde sie am 12.02.1654 den katholischen Bewohnern übereignet. Sie wurde später eine Filialkirche des Pfarrbezirkes Giessmannsdorf, Kreis Bolkenhain. Die Kirche besitzt einen sehenswerten Altar, ein Meisterwerk der Holzbildhauerei des 16. Jahrhunderts. Als Stifter sind genannt Fabian von Reichenbach und Anna von Cetritz. In die inneren Wände des Kirchenschiffes eingesetzte Steinplatten mit Inschriften und Wappenschmuck berichten, dass Fabian von Reichenbach 1615 gestorben ist und mit anderen Angehörigen seines Geschlechts hier begraben liegt.
Die evangelische Bevölkerung gehörte ab 1709 zur Gnadenkirche in Landeshut.
Die folgenden 7 Bilder stammen von Herrn Tilman Taube (Aufnahme: 1999)
Die Kirche in Hartmannsdorf
Innenraum der Kirche
Innenraum der Kirche
Steinplatte im Innenraum der Kirche
Steinplatte im Innenraum der Kirche
Steinplatte im Innenraum der Kirche
Epitaph in der Kirche
Folgende evangelische Pastoren waren bis 1654 tätig:
Quellen:
- Grünewald: Aus der Predigergeschichte des Kirchenkreises Landeshut - Hartmannsdorf in Schlesischer Gebirgsbote, Heft Nr. 19/1981
- Neß, Dietmar: Schlesisches Pfarrerbuch, 7. Band, Regierungsbezirk Liegnitz, Teil II, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2016
1538 - ? Johannes Libetaler (Liebentaler)
Er war 1538 "ins 4. Jahr Schulmeister in Trautenau" und zog am 20.12.1538 "von Trautenau hinunter in die Schlesing gen Harttendorf und ward pfarher daselbst." (Quelle: Schlesinger, Simon: Küttels chronik von Trautenau, 1881, S. 78)
Bis 1604 Adam Langnickel
Geboren wurde er im Jahr 1561. Am 28. März 1585 erfolgte seine Ordination als Diakon für Landeshut. Danach war er bis 1604 Pastor in Hartmannsdorf. 1605 folgte er einem Ruf nach Konradswaldau, Kreis Landeshut. Pastor Langnickel verstarb 1625.
Bis 1616 Michael Colethus
Über ihn ist sehr wenig bekannt. Von 1617 bis 1641 war er als Pastor in Giesmannsdorf (Kreis Landeshut) tätig.
1617 - 1634 David Neisser
Er stammte aus Landeshut. Am 15. Juli 1617 erfolgte seine Ordination für Hartmannsdorf. Im Jahre 1634 ging er als Pastor nach Gottesberg, 1635 nach Ober Weistritz und ab 1643 war er in Reichenbach tätig.
1634 - 1635 Caspar Timeus
Seine Heimat war Salzbrunn. Am 9. September 1634 wurde er für Hartmannsdorf ordiniert. In der Zeit von 1635 - 1653 wirkte er als Pastor in Hohgiersdorf, Kreis Schweidnitz. Angesichts der Gegenreformation legte er sein Amt nieder und durfte, da er auch ein berühmter "Medikus" war, im Ort bleiben, nachdem er den Reduktionskommissarien versprochen hatte, keine geistlichen Amtshandlungen mehr vorzunehmen. Sein am 5. Februar 1635 in Hartmannsdorf geborener Sohn Ignatius starb am 8. Dezember 1676 als Arzt und Stadtschöppe in Goldberg.
1636 - 1646 Christian Seiler
Seine Ordination für Hartmannsdorf erfolgte am 18. Januar 1636. Im Jahre 1646 ging er nach Schreibersdorf und von 1647 - 1650 war er in Cunzendorf unterm Walde (Kreis Löwenberg) tätig.
1648 - 1650 George Luhmüller
Geboren wurde er im Jahr 1594 in Arnau (Böhmen). Nach dem Studium an der Universität in Wittenberg war er in der Zeit von 1620 bis 1623 als Diakon in seiner Heimatstadt tätig. Danach übte er 12 Jahre den Beruf als Hauslehrer in Breslau, Liegnitz und Goldberg aus. Von 1637 - 1641 wirkte er als Pastor in Hermsdorf bei Goldberg. Weil er reformiert gesinnt war, erfolgte seine Absetzung. Ohne jegliches Amt lebte er danach 5 Jahre in Goldberg. Im Jahre 1648 folgte er einem Ruf als Pastor nach Hartmannsdorf. Nach nur 2 Jahren verließ er seine Gemeinde und übernahm eine vakante Pastorenstelle in Gimme. Er verstarb im Jahr 1663.
12.02.1654 reduziert
Der Ortsgeistliche - NN - hatte noch am Sonntag zuvor gepredigt.
Die Gastronomie:
In Hartmannsdorf gab es früher 6 Gasthöfe:
Haus Nr. 3 = Gerichtskretscham - Karl Drescher
Haus Nr. 53 = Gastwirt Bernhard Simon
Haus Nr. 78 = Gasthof "Zur Hoffnung" - Richard Kuhn, später Tilch
Haus Nr. 92 = Gastwirt Kurt Gasse
Kolonie Bahnhof Ruhbank = Ernst Oelschig
Kolonie Seidlitzau = Gerichtskretscham - Richard Kadelbach
Anzeige über den Verkauf des Gasthofes "Zur Hoffnung"
am 1. Januar 1890.
Haus Nr. 78 - Der frühere Gasthof "Zur Hoffnung" mit Saal
Besitzer August Höhmann, später Johann Kellner,
Richard Kuhn und zuletzt Herr Tilch.
(Aufnahme: 2011)
Fritz Oelschig
Selma Oelschig und ihre Geschwister
Der Gerichtskretscham in Seidlitzau - Besitzer Ferdinand Lorenz,
danach Auguste Engler und zuletzt Richard Kadelbach.
(Kartenausschnitt von Herrn Andrzej Rogas)
Haus Nr. 5 - Anwesen der Familie Otto Kammler
(Bild von Herrn G. Simon - Aufnahme: 2011)
Haus Nr. 5 - Anwesen der Familie Otto Kammler
Frühere Scheune mit Kfz - Werkstatt und Gaststätte
von der Straßenseite.
(Bild von Herrn G. Simon - Aufnahme: 2011)
Haus Nr. 17 - Familie Max Kammler
(Aufnahme: 1967)
Haus Nr. 23:
Dieses Anwesen gehörte dem Bauerngutsbesitzer Julius Koch. Geboren wurde er am 9. März 1875 in Hartmannsdorf und verstarb am 24. Juli 1957 in Schönfeld (Uckermark). Seine Ehefrau Mathilde wurde 1877 geboren.
Tochter Else heiratete im Jahr 1935 Willi Engler aus Wittgendorf. Mit ihren 3 Kindern lebten sie dort auf dem Bauerngut Nr. 14.
Julius Koch und Ehefrau Mathilde.
(Bild von Frau Birgit Engler)
Else Engler, geb. Koch.
(Bild von Frau Birgit Engler)
Hochzeit Else Koch und Willi Engler im Jahr 1935.
(Bild von Frau Birgit Engler)
Erdmann Koch
(gefallen während des Ersten Weltkrieges)
(Bild von Frau Birgit Engler)
Haus Nr. 24 - Familie Karl Koch (Aufnahme: 1967)
Haus Nr. 26 - Familie Heinrich Klose (Aufnahme: 1967)
Haus Nr. 28 - Familie Alfred Worbs (Aufnahme: 1967)
Haus Nr. 18 - Familie Karl Simon (Aufnahme: 1967)
Haus Nr. 18 - Familie Karl Simon (Aufnahme: 1967)
Haus Nr. 61 - Ober-Mühle und Bäckerei Carl Janus
Haus Nr. 79 - Die Paul Elsner-Schmiede
Haus Nr. 79 - Die Paul Elsner-Schmiede
(Bild von Herrn Olaf Roithner)
Haus Nr. 79 - Die Paul Elsner-Schmiede
(Bild von Herrn Olaf Roithner)
Hartmannsdorfer Gewerbetreibende
Auszug aus dem Amtlichen Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe des Jahres 1927.
Die Schule:
In Knie`s Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. Provinz Schlesien wird 1845 eine evangelische Schule erwähnt.
Nach den Adressbüchern der Jahre 1911, 1925 und 1938 waren in diesen Zeiträumen folgende Lehrer in Hartmannsdorf tätig:
- 1911 = Julius Männich (er war gleichzeitig aus Standesbeamter)
- 1925 = Martin Lang (er war gleichzeitig auch Standesbeamter)
Friedrich Opitz
- 1938 = Martin Lang (war weiterhin auch Standesbeamter)
Friedrich Opitz
Auszug aus dem Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Liegnitz, 1857
Das folgende Bild zeigt die frühere Schule (Aufnahme: 2011)
(Bild von Herrn G. Simon)
Schulanfang am 13. April 1931
Schulanfang 1933
Von links: Gertrud Kadenbach, Friedel Engler,
Else Kammler, Edelgard Worbs, Gotthard Simon,
Gertrud Menzel, Edelgard Kambach und Else Böer.
Schulausflug zum Sattelwald
2. Klasse der Hartmannsdorfer Schule mit Lehrer Opitz.
Vereine und Zusammenschlüsse:
"Luisenbund" Hartmannsdorf mit Frau Opitz, rechts Frau Kammler
Angehörige der evangelischen Frauenhilfe (Aufnahme: 1931)
Gegründet wurde die ev. Frauenhilfe in Hartmannsdorf im Winter 1924.
Bilder aus dem Alltag:
Heuernte auf dem "Ziegenrücken" oberhalb von Hartmannsdorf
(Aufnahme: 1940)
Heuernte auf dem "Ziegenrücken" oberhalb von Hartmannsdorf
(Aufnahme: 1940)
Gerhard und Erwin Kammler bei der Ernte im Jahre 1942.
Irmgard und Gerhard Kammler mit den Zuchtstuten von Otto Kammler (1940)
Feierabend-Stelldichein bei Frommelt
Von rechts nach links: Bruno Frommelt (Haus Nr. 42 - Poststelle), Gottfried Röhricht (Sohn des Stadtgutbesitzers Röhricht), Gustav Schnabel (Haus Nr. 91 - Fleischbeschauer), Karl Janus (Haus Nr. 61 - Müllermeister) und Karl Kammler (der "frühere Dorfschulze").
Kolonie Bahnhof Ruhbank:
Haus Nr. 88 - Das Hoffmannhaus
(Kartenausschnitt von Herrn Andrzey Rogas)
Kolonie Seidlitzau:
Blick auf Seidlitzau
Brandunglück vom 17. Mai 1821
Bericht aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge,
Heft Nr. 21/1821
Brandunglück vom 29. März 1847
Bericht aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge,
Heft Nr. 14/1847
Feier der Goldhochzeit der Eheleute Christian Brendel und Maria Rosina, geb. Scharf, sowie Silberhochzeit der Eheleute
Karl Sommer und Christiane, geb. Brendel.
Bericht aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 13/1865.