Niederschlesisches Webereimuseum  (Markt 24):

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quelle:

  • Heimatbuch des Kreises Landeshut in Schlesien, hrg. von E. Kunick 1929
  • Schlesischer Gebirgsbote


Mitte der 1920er Jahre wurde die Schaffung eines Heimatmuseums beschlossen. Es sollte eine naturkundliche und eine bevölkerungskundliche Sammlung erhalten und somit eine würdige Sammelstätte für wertvolles Heimatgut bilden.

Der Kreis Landeshut stand damals seinen Nachbarkreisen gegenüber (Waldenburg, Bolkenhain, Hirschberg) weit nach. Sogar in Schömberg wurde bereits im Jahr 1926 ein Heimatmuseum im Rathaus eingerichtet.

Geeignete Räume fanden sich im Jahre 1929, als das neue Postgebäude an der Bahnhofstraße errichtet wurde und einige Räume im früheren Postgebäude an der Wallstraße frei wurden. 

Das frühere Postgebäude (links) an der Wallstraße.

Eine erste größere Ausstellung von selbst gefertigten Arbeiten wurde bereits nach kurzer Zeit in den nun freien Räumen des früheren Postgebäudes vom neu gegründeten Innungsausschuss veranstaltet. Gleichzeitig wurden auch die Fahnen der Innungen, die Humpen und Becher sowie Obermeisterketten der zum Teil ca. 500 Jahre alten Innungen, die den Glanz der früheren Zünfte veranschaulichten, mit ausgestellt.. Diese wertvollen, unersetzlichen Insignien blieben dann in den Räumen des Heimatmuseums. Leider sind sie nicht erhalten geblieben.

Ausstellung des Innungsausschusses

Ausstellung des Innungsausschusses

Ausstellung des Innungsausschusses

10 Jahre war das Museum im früheren Postgebäude beheimatet, dann erfolgte der Umzug in das Haus Nr. 24 am Markt.
Dieses Haus wurde vermutlich zwischen 1650 und 1700 erbaut bzw. später aufgestockt. 1280 soll an dieser Stelle ein Kloster der Tempelherren gestanden haben. Umgebaut wurde es laut angebrachter Jahreszahl im Jahre 1800. Im Jahre 1774 kaufte die Leinenfirma Johann David Fischer Witwe u. Söhne dieses Haus, deren Hauptinhaber Johann David Fischer von König Friedrich II. zum "Wirklichen Preußischen Kommerzienrat und Conferenzrat" ernannt worden war. Auch diese Firma ging später infolge großer Verluste ein, und das Haus kam 1816 an den Kaufmann Daniel Kauffmann aus Reutlingen, einen Verwandten der Familie Fischer. In dessen Familie blieb es bis 1917. Der 1874 verstorbene Richard Kauffmann bekleidete seit 1852 als Stadtverordneter, dann Ratsherr und Beigeordneter, als langjähriges Mitglied des evangelischen Kirchenvorstandes, als Mitglied der Handelskammer usw. viele Ehrenämter. Seine Witwe Anna verkaufte das Haus im Jahre 1917 an die Freimauerer-Loge "Zum innigen Verein am Riesengebirge", die es bis 1939 besaß. 

Obwohl viele bedeutende Deutsche, Dichter und Denker, Fürsten und Staatsmänner Freimaurer waren und die Logen eine umfassende humanitäre Tätigkeit ausübten, wurden sie von der NSDAP bekämpft. Nach der Machtübernahme mussten sie sich dem Druck beugen und sich auflösen, so auch die Landeshuter Loge. Das Logengebäude wurde der Stadt übereignet und in die schönen Räumlichkeiten zog das Heimatmuseum ein.
Heute befindet sich in diesem Haus das Niederschlesische Webereimuseum.

Markt Nr. 24 - Das Museum (1. Haus rechts) - Aufnahme: ca. 1910

(Karte von Herrn Roman Grochalski, 

Jelcz-Laskowice / Jeltsch-Laskowitz)

Markt Nr. 24 - Das Museum (Eckhaus links) - Aufnahme: vor dem Krieg

Markt Nr. 24 - das frühere Logenhaus, später Museum

Unter dem Giebel befindet sich auch heute noch das Logen-Embleme "Winkelmaß und Zirkel".

Logenraum - Diele

Logenraum - Speisesaal

Der frühere Speisesaal, heute Teil des Museums.

Ein Rundgang durch das Webereimuseum:

Übergabe der Landeshuter Heimatstube an das Niederschlesische Webereimuseum am 4. Oktober 2013:

Mit einer feierlichen Veranstaltung im festlich gestalteten Innenhof des Webereimuseums wurden am 4. Oktober 2013 über hundert Exponate der ehemaligen Landeshuter Heimatstube offiziell an das Museum übergeben und mit einer Vertragsunterzeichnung besiegelt. Gleichzeitig übergab Rainer Rauhut, ein gebürtiger Landeshuter, eine Grafiksammlung mit Motiven seiner Heimatstadt. An dieser Zeremonie nahmen Vertreter des öffentlichen Lebens der beiden Partnerstädte Kamienna Góra (Landeshut) und Wolfenbüttel teil. So bestand die aus Wolfenbüttel angereiste Delegation mit Bürgermeister Thomas Pink an der Spitze nicht nur aus Mitgliedern des Rates und der Verwaltung, sondern auch aus Mitgliedern des Arbeitskreises Landeshut, der die Initiative für die Auflösung der Landeshuter Heimatstube im Wolfenbütteler Schlossmuseum maßgeblich vorangetrieben hatte. Im festlich gestalteten Innenhof des Museums begrüßte die damalige Direktorin Barbara Skoczylas-Stadnik sehr herzlich etwa 80 Gäste, darunter den Kulturattaché des deutschen Generalkonsulats in Breslau Rainer Sachs, die beiden Sejm-Abgeordneten Marzena Machálek und Sophia Chernov, sowie hochrangige Vertreter beider Partnerstädte,

Der schöne Innenhof des Museums

Von links: Rainer Sachs (Kulturattaché des deutschen Generalkonsulats in Breslau), Krzysztof Swiatek (damaliger Bürgermeister von Kamienna Góra), Thomas Pink (Bürgermeister von Wolfenbüttel) und Barbara Skoczylas-Stadnik (damalige Direktorin des Museums).

1. Reihe von links: Wolfgang Kraus und das Ehepaar Rauhut

Frau Barbara Skoczylas-Stadnik (damalige Direktorin des Museums)

Herr Krzysztof Swiatek (damaliger Bürgermeister von Kamienna Góra)

Herr Thomas Pink (Bürgermeister von Wolfenbüttel)

Herr Wolfgang Kraus (damaliger Vorsitzender des 
Arbeitskreises Landeshut)

Unterzeichnung des Vertrages

Unterzeichnung des Vertrages