Die Gnadenkirche "Zur heiligen Dreifaltigkeit vor Landeshut"
(Verfasser: Hella Tegeler)
Quellen:
- Arbeitskreis Landeshut: Geschichte der ev. Gnadenkirche Landeshut/Schlesien, Festschrift zum 300jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung 1709 - 2009
- Brügmann, Martin. Die Gnadenkirche Landeshut
- Geschichte der evangelischen Gemeinde zu Landeshut vor und seit Erbauung der jetzigen Kirche und Schule: Ein Denkmal am ersten hundertjährigen Jubelfeste den zweiten May 1809, gedruckt bei Neumann u. Jahn, Landeshut
- Grünewald: Aus der Predigergeschichte des Kirchenkreises Landeshut
Diese Kirche wurde als eine der sechs Gnadenkirchen gebaut, die nach dem Durchführungsprotokoll für die Altranstädter Konvention von 1707 in Schlesien als Neubauten erlaubt worden waren. Der Schwedenkönig Karl XII. (1697 - 1718) hatte von der katastrophalen Lage der Evangelischen in Schlesien erfahren und war an die Verantwortung erinnert worden, die Schweden im westfälischen Frieden 1648 als Schutzmacht der Protestanten übernommen hatte. Karl XII. hat daraufhin von Altranstädt bei Leipzig aus seine politische Position genutzt und in zähen Verhandlungen mit dem Habsburger Kaiser Joseph II. (1705 - 1711) das Lebensrecht und die Glaubensfreiheit der Evangelischen in Schlesien gesichert, für die Rückgabe von etwa 125 in der Gegenreformation genommenen Kirchen gesorgt und sich auch für den Neubau der sechs Gnadenkirchen eingesetzt.
Sofort nach Bekanntwerden des Abschlusses der Konvention beantragte man in Landeshut am 02.11.1707 bei der kaiserlichen Kommission in Breslau "eine eigene Kirche" und wiederholte im Laufe des folgenden Jahres diesen Antrag oft. Am 11.12.1708 beschloss man, direkt in Wien vorstellig zu werden. Nach Zahlung eines Betrages in Höhe von 50.000 Gulden wurde schließlich die Genehmigung erteilt. Als die evangelischen Landeshuter am 27.02.1709 von der offiziellen Baugenehmigung erfuhren, war die Freude sehr groß. Die Emissäre des Kaisers, die Grafen Schaffgotsch und Zinzendorf, überbrachten am 25. April als Zeichen der Erlaubnis den Gnadenstab des Kaisers und markierten damit auf dem Kirchberg den Bauplatz. Bei diesem Platz handelte es sich um das frühere Krausesche Bauerngut, das die Stadt für 2.600 Rthlr erworben hatte. Die Überschrift auf dem Gnadenstab lautet: "Gloriosa Caesaris Josephi Libertas" (Ehrenvolle Erlaubnis des Kaisers Joseph). Heute befindet sich dieser Gnadenstab im Niederschlesischen Webereimuseum in Landeshut.
Mit dem Bau der Kirche wurde der aus Reval gebürtige Liegnitzer Architekt Martin Frantz beauftragt. Am 5. Juni 1709, es war ein Pfingstsonntag, fand die Grundsteinlegung statt. Im Jahre 1720 wurde sie nach 10jähriger Bauzeit eingeweiht. In den folgenden Jahren wurden Kanzel, Altar und Orgel eingebaut. Am 22. August 1837 wurde der Knopf auf den Kirchturm gesetzt. Viele Spender haben dafür gesorgt, dass die Kirche barock und reich ausgestattet wurde. Einer der größten Wohltäter der Gnadenkirche war Elias von Beuchel. Zum Dank dafür erhielt er eine eigene Loge, an deren Rückseite später sein Epitaph eingefügt wurde. Sein Name wurde am Turmportal der Kirche angebracht (s. folgendes Bild). Er wurde im Mittelgang der Kirche begraben, nicht weit vom Altar. Seine Initialen "EvB", aus Messing gefertigt und in Stein eingefügt, bezeichnen die Stelle, an der sein Leichnam ruht.
Blick zum Altar
Blick zur Orgel
Die Kanzel:
Die Kanzel war eine Stiftung der Familie von Kraus auf Krausendorf. Ihr Schöpfer ist unbekannt. Sie wurde als erstes Stück der Inneneinrichtung im Jahre 1722 aufgestellt. Am 4. Advent des Jahres 1722 wurde zum ersten Mal von ihr gepredigt. Bis heute gilt sie als verschollen.
Die Kanzel
Die Kanzel
Die Orgel:
Die Orgel wurde von dem Breslauer Orgelbaumeister Ignatius Menzel erbaut. Sie bot, vom Altar her gesehen, einen herrlichen Anblick. Auf mehreren Säulen standen posaunende Engel, die das Lob Gottes verkündeten. Die in den Leib des großen Adlers im österreichischen Wappen an der Orgelempore eingebauten Pfeifen waren zuerst auch klingend gewesen.
Auch dieses Meisterstück wurde im Jahre 1952 ausgebaut und in die Garnisonkirche nach Warschau verbracht.
Die Orgel in der Gnadenkirche.
Die Orgel in der Garnisonkirche in Warschau.
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek - Aufnahme: 2021)
Der Taufstein:
Der Taufstein war eine Stiftung der Familie von Kluge. Er befand sich, vom Haupteingang gesehen, rechts vom Altar in einer Nische, die eine kleine Taufkapelle bildete. Abgeschlossen wurde sie durch ein wunderschönes schmiedeeisernes Gitter. An diesem Taufstein wurde im Jahre 1733 Carl Gotthard Langhans getauft. Heute befindet sich dieser Taufstein in der Garnisonkirche in Warschau.
Der Taufstein mit dem schmiedeeisernen Rokokogitter.
Friedrich der Große stiftete den Altarbehang von 1759
mit der Königskrone und seinem Namenszug.
Der Taufstein, der sich heute in der Garnisonkirche
in Warschau befindet.
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek - Aufnahme: 2021)
Innenansicht der früheren Gnadenkirche - heute:
Messe in der früheren Gnadenkirche.
Deckengemälde
Messe in der früheren Gnadenkirche.
Die Glocken:
Ursprünglich hingen 4 Glocken im Turm der Gnadenkirche. Sie waren zwischen 1709 und 1717 gegossen worden. Einige trugen u. a. die großen Namen aus der Zeit der Erbauung der Kirche, eine auch die vom Gnadenstab her bekannte Inschrift. Zwei Glocken wurden im 1. Weltkrieg beschlagnahmt. Als Ersatz war 1922 eine neue gegossen worden, zugleich als Ersatz für eine Glocke von 1709, die gesprungen war. Die beiden ältesten Glocken mussten im Januar 1942 abgegeben werden. Die letzte wurde 1954 nach Warschau geschafft.
Abnahme der Glocken im Januar 1942.
Barockepitaphien:
Die auf den folgenden Fotos abgebildeten Barockepitaphien wurden später in die Balustrade der Außentreppe eingelassen.
Mit dem Bau der Gnadenkirche entstand auch der sog. "Vatikan", das Gelände am Nordhang des Kirchberges, das der evangelischen Gemeinde gehörte. Es war ein geschlossenes, von einer Mauer umgebenes Terrain. Kam man von der Kirchstraße, dann durchschritt man ein Tor, das zu beiden Seiten von den "Torhäusern" flankiert wurde. Oberglöckner und Küster bewohnten sie.
Der Eingang zum Landeshuter "Vatikan"
LInks: der Eingang zum Landeshuter "Vatikan",
im Hintergrund das Schwarzwälder Haus.
(Bild von Frau Julie Edwards)
Im Jahre 1709 begann auch der Bau der Pfarrhäuser, damals "Prediger-Häuser" genannt. Ihr Erbauer war ebenfalls Martin Frantz. 1716 wurden sie bezogen und beherbergten vier Pfarrer mit Familien. Als später nur noch drei Pfarrer tätig waren, wurde die erste Wohnung zum Pfarrwitwenhaus bestimmt. Diese historisch wertvollen Fachwerkhäuser, die unter Denkmalschutz standen, sind heute nicht mehr vorhanden.
Blick auf die Pfarrhäuser und die Gnadenkirche.
(Bild von Frau Julie Edwards)
Die Pfarrhäuser der Gnadenkirche
Die Pfarrhäuser der Gnadenkirche mit dem Realgymnasium
Idylle vor den Pfarrhäusern
Die "Pastorsfrauen" bei einem Plausch
Der Rest der ehemaligen Pfarrhäuser im Jahre 1964
Der Rest der ehemaligen Pfarrhäuser im Jahre 1964
Auflistung der evangelischen Pfarrer in Landeshut:
Der letzte evangelische Pfarrer in Landeshut vor der Rekatholisierung war der Pfarrer Christophorus Profe. Unter dem Schutze der Schweden übte er in der Zeit von 1632 - 1635 seine seelsorgerische Tätigkeit als Archidiakonus an der damaligen Stadtpfarrkirche aus. Vor dieser Tätigkeit war er von 1627 - 1632 Pfarrer in Reußendorf. Als er Landeshut verlassen musste, schenkte er der Tochter seiner Wirtin einen Taler mit dem Bemerken, sie würde es noch erleben, dass in der Stadt wieder evangelisch gepredigt werde. So geschah es auch, und 1709 übergab das nun alte Mütterlein den Taler der Kirche als Opfergabe. Seitdem besaß diesen Taler immer der jeweilige Pastor primarius (Hauptpastor).
Der erste evangelische Pfarrer an der Gnadenkirche war Dr. Christian Ernst Kopisch, geboren 1666 in Purschwitz. Von 1709 bis zu seinem Tod am 02.03.1727 war er der zuständige Hauptpastor.
In der Zeit zwischen 1709 und 1741 waren 4 Pastoren an der Gnadenkirche tätig, danach bis zur Vertreibung drei.
1. Folgende Hauptpastoren wirkten bis zur Vertreibung:
1709 - 1727 Pastor Dr. Christian Ernst Kopisch
Wie bereits vorstehend erwähnt, war er der erste Hauptpastor der Gnadenkirche.
1728 - 1740 Pastor Johann Jacob Liebenwald
Nachfolger von Pastor Kopisch wurde ein gebürtiger Landeshuter. Pastor Liebenwald, geboren am 30.07.1683, kam über Neudorf am Gördlitzberge im Juli 1709 als Archidiakonus (2. Pfarrer) in seine Geburtsstadt zurück. 1728 wurde er Hauptpastor und übte diese Tätigkeit bis zu seinem Tod am 04.05.1740 aus.
1740 - 1748 Pastor Melchior Gottlieb Minor
Er hat eine äußerst interessante Biografie aufzuweisen. Am 28.12.1693 in Zülzendorf, Kreis Nimptsch geboren, war er zunächst Hauslehrer und 1720 Pastor in Tepliwoda (Münsterberg). 1722 wurde er Diakonus (3. Pfarrer) in Landeshut und 1728 Archidiakonus. Nach dem Tode seines Vorgängers übernahm er die Stelle des Hauptpastors. 1742 erfolgte die Ernennung zum königl. preuß. Oberkonsistorialrat und Kircheninspektor für die Kreise Landeshut, Schweidnitz, Bolkenhain und Münsterberg. Gestorben am 21.09.1748 während einer Reise nach Gotschdorf, wurde er in der Gnadenkirche beigesetzt. Er hinterließ umfangreiche handschriftliche Sammlungen zur Landeshuter Kirchengeschichte.
1748 - 1768 Pastor Johann Gottlieb Kalinsky
Geboren 1692 in Löwen, kam er am 27.11.1728 als Diakonus nach Landeshut. Von 1748 bis zu seinem Tod am 17.01.1768 war er Pastor primarius (Hauptpastor)
1768 - 1798 Pastor Johann Gottfried Napiersky
Am 30.01.1712 in Christburg (Westpreußen) geboren, war er zunächst Hilfsprediger in Hünern (Breslau) und ab 1742 Pastor in Kammerswaldau. Als Diakonus kam er 1758 nach Landeshut und wurde nach dem Tod seines Vorgängers Kalinsky 1768 dessen Nachfolger. Pastor Napiersky übte dieses Amt dreißig Jahre bis zu seinem Tod am 16.12.1798 aus.
1799 - 1821 Pastor u. Superintendent Johann Siegismund John
Am 16.12.1743 in Ketschdorf geboren, wurde er am 22.07.1768 Diakonus in Landeshut und 1782 Archidiakonus. 1799 übernahm er die Stelle des Hauptpastors und erhielt 1806 den Titel Superintendent. Zugleich war er Kirchen- und Schulinspektor für den Landeshuter- und Bolkenhainer - Kreis, sowie auch für einen Teil des Hirschberger Kreises. Nachdem er sich bereits seit 1818 von den Amtsgeschäften zurückgezogen hatte, verstarb er am 11.12.1821. Bekannt wurde seine Predigt, die er anlässlich des Todes Friedrichs des Großen 1786 hielt. Vom König wurde er zum Ritter des roten Adlerordens 3. Klasse ernannt.
1822 - 1831 Pastor u. Superintendent Johann Gottfried Ludwig Falk
Er wurde am 16.02.1770 in Greifenberg (Pommern) geboren. Zunächst war er Feldprediger beim Dragonerregiment in Brüsewitz (Südpreußen). 1802 wurde er nach Landeshut berufen und übernahm 1822 die freie Stelle des Hauptpastors und Superintendenten. Am 30.07.1831 starb er in Landeshut.
Er ist der Großvater des bekannten preußischen Kultusministers Dr. Adalbert Falk (s. Biografie unter der Rubrik Persönlichkeiten, die nicht im Kreis geboren wurden).
1831 - 1838 Pastor u. Superintendent Eduard Wilhelm Ludwig Falk
Geboren am 26.01.1801 in Priebus bei Treptow in Pommern, war er zunächst Seelsorger in Metschkau, Kreis Striegau und ab 1829 Diakonus in Schweidnitz. Nach dem Tod seines Vaters wurde er dessen Nachfolger als Hauptpastor und Superintendent in Landeshut. Im Jahr 1838 folgte er einem Ruf an die reformierte Hofkirche in Breslau. 1840 erfolgte die Ernennung zum Konsistorialrat. 1855 ging er als Pastor nach Waldau, Kreis Liegnitz und starb dort am 20.08.1872.
Er ist der Vater des Kultusministers Dr. Adalbert Falk (s. Biografie unter der Rubrik Persönlichkeiten, die nicht im Kreis geboren wurden).
1838 - 1847 Pastor Heinrich Friedrich Freiherr von Bruiningh
Er wurde am 29.12.1773 in Zeist (Holland) geboren und kam über Reichenstein 1818 nach Landeshut. 1838 übernahm er die frei gewordene Stelle des Hauptpastors, musste diese aber aus Krankheits-gründen 1847 aufgeben. Am 19.03.1850 starb Pastor von Bruiningh.
1848 - 1880 Pastor u. Superintendent Friedrich Eberhard Julius Richter
Am 17.11.1806 in Rohrbach, Kreis Schönau geboren, wirkte er ab 1835 als Pastor in Warmbrunn und folgte 1838 dem Ruf nach Landeshut. Zunächst Diakonus, später Archidiakonus, wurde er 1848 zum Hauptpastor ernannt. Im Jahr 1853 erhielt er den Titel des Superintendenten. Nach einer langen seelsorgerischen Tätigkeit starb er am 16.08.1880.
1880 - 1887 Pastor Carl Julius Robert Seehrich
Geboren am 16.09.1817 in Breslau, ging er direkt nach seiner Ordination 1848 als Diakonus nach Landeshut. Am 19.11.1880 wurde er Hauptpastor. Er starb am 13.08.1889.
1887 - 1923 Pastor u. Superintendent Carl Förster
Er wurde am 07.12.1854 in Wiesenthal geboren und kam am 12.10.1884 nach Landeshut. 1887 wurde er Hauptpastor und im Jahr 1911 erhielt er den Titel Superintendent. Nach fast 39jähriger seelsor-gerischer Tätigkeit an der Gnadenkirche starb er am 31.08.1923.
Verheiratet war er seit dem 03.07.1882 mit Elisabeth Brückner, Pfarrertochter aus Seifersdorf.
Kinder: Gotthard Förster * 11.05.1887
Marianne Förster, verh. Schubert
1924 - 1932 Pastor u. Superintendent Georg Kretschmar
Geboren am 09.04.1862 in Bunzlau, war er zunächst Pastor in Leippa. Am 01.10.1890 folgte er einem Ruf nach Landeshut als 3. Pastor. Im Jahr 1919 erfolgte die Beförderung zum 2. Pastor und 1924 wurde er Hauptpastor und Superintendent. Nach seiner Emeritierung am 1. April 1932 verzog er gemeinsam mit seiner Ehefrau nach Breslau. Dort starb er am 8. März 1934.
(siehe seine Biografie unter der Rubrik Persönlichkeiten, die nicht im Kreis geboren wurden).
1932 - 1938 Pastor u. Superintendent Richard Pflanz
Er wurde am 30.04.1871 in Schmersau, Kreis Osterburg geboren. Bevor er am 01.07.1932 Hauptpastor und Superintendent an der Gnadenkirche in Landeshut wurde, war er bereits an verschiedenen Orten seelsorgerisch tätig. Ordiniert wurde er am 02.01.1900 in Posen und war zunächst Pfarrverweser in Kowallewko (Posen) und anschließend Vereinsgeistlicher beim Jerusalemverein in Neuruppin. Ab 01.08.1906 wirkte er in Liegnitz und während des gesamten
1. Weltkrieges war er Divisionspfarrer im Felde. Von 1924 bis zu seiner Berufung nach Landeshut war er Hauptpastor und Superintendent in Jauer. Am 01.04.1938 verließ er Landeshut und verzog nach Jannowitz.
1938 - 1939 Stelle vakant
In dieser Zeit war die Stelle des Hauptpastors unbesetzt. Der zuständige Pfarramtsleiter war Pastor Heino Muther.
1939 - 1946 Pastor u. Superintendent Martin Wahn
Er war der letzte deutsche Hauptpastor an der Gnadenkirche. Wie auch sein Vorgänger Richard Pflanz war er ebenfalls an mehreren Orten als Pastor tätig, bevor er nach Landeshut kam. Geboren wurde er am 01.11.1883 in Neusalz a. d. Oder. Sein Studium absolvierte er in Tübingen und Breslau und übernahm seine erste Pastorenstelle 1911 in Neustädtel. 1918 ging er nach Kotzenau und am 01.07.1929 wurde er dritter Pastor in Hindenburg OS. Danach folgten Beuthen OS., Gleiwitz und Glatz. Am 01.05.1939 übernahm er die seit einem Jahr vakante Stelle an der Gnadenkirche und wurde Superintendent des Kreises Landeshut.
Da die zweiten und dritten Pfarrer im Laufe ihrer Amtszeit zum Teil das Amt des Hauptpastors erhielten, sollen hier nicht alle Personen aufgeführt werden.
Es werden daher nur die Pastoren genannt, die neben dem Hauptpastor ab 1890 an der Gnadenkirche tätig waren.
2. Folgende zweite Pastoren waren tätig:
1890 - 1919 Pastor Rudolf Kobbelt
Geboren am 19.11.1861 in Neuzelle, Kreis Guben, war er zunächst Rektor und Subdiakonus in Lübbenau. Am 01.10.1888 wurde er dritter und am 01.07.1890 zweiter Pastor an der Gnadenkirche. Er blieb in Landeshut bis zu seinem Tod am 16.04.1919.
1919 - 1924 Pastor Georg Kretschmar
Er wird 1924 Hauptpastor und Superintendent an der Gnadenkirche.
1924 - 1931 Pastor Arthur Krebs
Am 20.10.1873 in Schreiberhau geboren, wird er 1900 Pastor in Sänitz, 1905 in Poischwitz und 1912 in Wüste-Röhrsdorf und Rohnau. Im Jahr 1919 kommt er als dritter Pastor nach Landeshut und übernimmt 1924 die zweite Pastorenstelle.
1931 - 1934 Pastor Friedrich Kretschmar
Am 13.10.1896 wurde er als viertes Kind des Pastors und späteren Superintendenten Georg Kretschmar im ev. Pfarrhaus in Landeshut geboren. Nach dem Studium der Theologie wurde er auf Wunsch seines Patenonkels, des damaligen Superintendenten Förster, dessen Vikar. So zog er wieder in das Landeshuter Pfarrhaus ein, wo er 1924 dritter und 1931 zweiter Pastor wurde. Eine ganze Familie versorgte nunmehr die große Gemeinde:
Vater: Superintendent Georg Kretschmar
Sohn: Pastor Friedrich Kretschmar
Schwiegersohn: Pastor Arthur Krebs
(verheiratet mit einer Tochter des Superintendenten)
Pastor Friedrich Kretschmar gehörte von Beginn an zur "Bekennenden Kirche" und musste daraufhin bereits 1934 seine Pfarrstelle an der Gnadenkirche in Landeshut verlassen. Die Kirchenleitung in Breslau, das Konsistorium, verweigerte ihm eine Anstellung in einer anderen Kirchengemeinde der Kirchenprovinz Schlesien. Zuflucht erhielt Pastor Friedrich Kretschmar dann in einer Patronatsgemeinde im Kreis Lüben. Nach der Vertreibung lebte er mit seiner Familie in Ludwigsburg, wo er ab 1948 wieder als Pastor tätig war.
1934 - 1946 Pastor Heino Muther
Nach dem Weggang Friedrich Kretschmars zog nunmehr ein Berliner in das Pfarrhaus ein. Pastor Muther wurde am 13.06.1902 in Charlottenburg geboren. Er war zunächst Hilfsprediger, dann
5. Pfarrer in Berlin-Treptow. Am 01.03.1932 kam er als dritter Pastor nach Landeshut, wurde 1934 zweiter Pastor und zugleich Pfarramtsleiter, da die Hauptpastorstelle ein Jahr unbesetzt war.
3. Folgende dritte Pastoren waren tätig:
1890 - 1919 Pastor Georg Kretschmar
Er wird 1919 zweiter Pastor.
1919 - 1924 Pastor Arthur Krebs
1924 wird er zweiter Pastor und ist zugleich Schwiegersohn des Pastors und späteren Superintendenten Georg Kretschmar.
1924 - 1931 Pastor Friedrich Kretschmar
Er folgt seinem Schwager Arthur Krebs 1924 als dritter Pastor und wird 1931 zum zweiten Pastor bestellt.
1931 - 1934 Pastor Heino Muther
1934 wird er zweiter Pastor.
1934 - 1946 Pastor Martin Brügmann
Geboren am 01.04.1905 in Rüstern, Kreis Liegnitz, wird er zunächst Pfarrvikar in Ellguth und ab 01.04.1930 Pastor in Tiefhartmannsdorf. Am 01.06.1934 übernimmt er die dritte Pastorenstelle an der Gnadenkirche und bleibt hier bis zur Vertreibung.
Das folgende Bild zeigt bekannte Geistliche der Gnadenkirche im Kreise ihrer Angehörigen sowie zwei Lehrerinnen der höheren Mädchenschule:
Erste Reihe unten von links: Käthe Kretschmer, verh. mit Herrn Pastor Krebs, Frau Superintendent Förster, Lehrerin Ellen Wendt von der höheren Mädchenschule, daneben unbekannt.
Zweite Reihe von links: Marianne Förster, Tochter von Superintendent Förster, Lehrerin Fräulein Leitloff von der höheren Mädchenschule, Mitte unbekannt, daneben Marlene Krebs, Tochter von Herrn Pastor Krebs, daneben ebenfalls nicht bekannt.
Obere Reihe von links: Superintendent Förster, Frau Superintendent Kretschmer, daneben ihr Gatte und Herr Pastor Krebs.
Superintendent Georg Kretschmar mit seiner Ehefrau und seinen
beiden Töchtern Hanna und Magdalene, sowie seinem
späteren Schwiegersohn Friedrich Forell.
Die Jugend in den Pfarrhäusern in Landeshut:
In der Bildmitte Friedrich Kretschmar, sitzend seine drei Schwestern,
rechts drei Kobbelts, links vier Försters.
Kantore an der Gnadenkirche:
Soweit bekannt, waren folgende Kantore tätig:
- ab 1710 = Gottfried Hillger (auch Hüllger, Hilper), Lehrer an der Lateinschule und Kantor
nebenbei;
- ab 1743 = Ernst Daniel Adami (gleichzeitig Konrektor)
- ab 1758 = Johann Friedrich Gebauer aus Röhrsdorf (erstmals hauptamtlich)
- ab 1784 = Christian Gottfried Bürgel aus Haselbach
- ab 1817 = Carl Friedrich Traugott Leopold Kambach
- ab 1863 = Carl August Eduard Filitz (* 1822 + 1888)
Auf diesem Foto sind die Eheleute Kambach abgebildet
(Aufnahme: ca. 1865).
Herr Carl Friedrich Traugott Leopold Kambach (Kammbach) war von Januar 1817 bis zum 1. Januar 1863 Kantor an der Gnadenkirche. Zeitweise war er auch Musiklehrer an der Höheren Bürgerschule und 1847 Mitgestalter des Schlesischen Musikfestes in Landeshut.
Herr Kambach wurde am 27.10.1795 in Schweidnitz geboren und verstarb am 29.07.1866 in Niederzieder.
Seine Ehefrau Christiane Friederike Caroline Puschmann wurde am 17.08.1799 in Vogelsdorf geboren und starb am 30.11.1896 in Posen.
(Das Bild stellte Herr Uwe Kambach zur Verfügung)
Der evangelische Knabenchor:
Mitglieder des evangelischen Knabenchores mit Kantor Fischer
Chorsänger Bruno Bürgel
Michaelisstiftung:
Michaelisstiftung (ev. Pfarrhaus) mit Fräulein Elisabeth Jäckel
(Aufnahme: etwa 1903)
Der evangelische Friedhof:
Im Jahre 1709 wurde der evangelische Friedhof angelegt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde dieser eingeebnet und es entstand der Stadtpark.
Das Grabmal von Peter Hasenclever
Familiengrabstätte der Kaufmannsfamilie Gustav Barchewitz.
Es befand sich an der obersten rechten Ecke des Friedhofes und
grenzte an den Kirchberg.
Familiengrabstätte
Dieses Bild stellte Herr Roman Grochalski aus
Jelcz-Laskowice / Jeltsch-Laskowitz zur Verfügung.
Die Erbbegräbniskapelle der Familie Methner
In der schönsten und größten Gruftkapelle des Gnadenkirch-Friedhofs - dem Kirchenportal gegenüber -, die zuletzt im Besitz der Familie des verstorbenen Geheimen Kommerzienrates Methner war, befand sich einst die Begräbnisstätte für die Familie des 1805 verstorbenen Kauf- und Handelsherrn Engmann. Auch seine Schwiegersöhne, adlige Herren, Rittergutsbesitzer und Offiziere, fanden dort ihren letzten Ruheplatz. Davon erzählte man etwas Merkwürdiges: Einer dieser Särge soll in Ketten gehangen haben, damit er sich stets in schwankender Bewegung befinde. Warum aber? Der darin lag, war im Leben ein Capitain gewesen. Er habe es selbst so bestimmt, er habe noch im Tode die schwankende Bewegung eines auf hoher See befindlichen Schiffes nicht entbehren wollen. So erzählten sich nach 50 und auch noch nach 100 Jahren die Leute. Im Jahre 1917 wurde die Gruft geöffnet. Ehe sie neuer Bestimmung übergeben wurde, wollte man die Überreste derer, die dort geruht hatten, beseitigen und dem ganzen Raum ein weniger abschreckendes Bild geben. Aber wo war der bewusste Sarg? Man hat nach den Ketten Ausschau gehalten, in denen er gehangen haben soll. Man hat vergeblich gesucht, keine Spur davon war zu finden. Es musste auch vergeblich sein, denn es war nur eine Legende gewesen, was man sich erzählt hatte.
Wie war es dazu gekommen? Sie verdankte ihren Ursprung einem falsch gedeuteten Titel. Auf der alten Grabinschrift für den Kauf- und Handelsherrn Engmann sind auch die Namen seiner Schwiegersöhne verzeichnet, eines Herrn von Gersdorf, eines Herrn von Lindenfels. Beide wurde als "Capitain" bezeichnet. Also Seefahrer? Nein, mit einem Schiff haben beide nichts zu tun gehabt. Sie sind vielleicht nie auf dem Meer gefahren, haben wohl niemals ihren Fuß auf eine schwankende Schiffsplanke gesetzt. Man hatte in späterer Zeit vergessen, dass man früher, in der Zeit des Großen Friedrich und auch noch nachher, statt des deutschen "Hauptmann" den französischen "Capitain" schöner und feiner fand. Unter einem "Capitain" konnte man sich nur einen vorstellen, der ein Schiff zu führen hat. Beide Schwiegersöhne des seligen Herrn Engmann aber waren nur Hauptleute, vielleicht in einem Reiterregiment, vielleicht bei der Infanterie. Die Legende hörte einen Titel und fand schon Gelegenheit sich zu entfalten.
Quelle:
Verfasser: Pastor Heino Muther - SGB 15/1970
Erbbegräbniskapelle der Familie Methner
Das schmiedeeiserne Gitter der Erbbegräbniskapelle
Die Inschrift auf dem am 14. September 2004 eingeweihten Gedenkstein erinnert daran, dass der jetzige Stadtpark einst der evangelische Friedhof war.
Nach der Ausweisung des letzten deutschen evangelischen Lektors Walter Fuchs diente die Gnadenkirche lange Zeit als Lagerhalle. Bereits 1952 waren die wertvolle Orgel des Breslauer Orgelbauers Ignatius Menzel, die Symbolgestalten des Altars und sein großes Kreuz, der Taufstein und Leuchter ausgebaut und in der Warschauer Garnison-Kirche installiert worden. Die Kanzel war und bleibt verschollen. Die vier griechischen Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Tapferkeit, Weisheit und Mäßigung standen früher als vier weibliche Symbolfiguren rechts und links des Landeshuter Altars. Jetzt stehen sie vereinzelt in Nischen zwischen hohen Säulen der Garnisonkirche in Warschau. Die Symbolfigur "Mäßigung" ist verschollen. Die zwei Kanzelfiguren "Der Engel mit dem Füllhorn" wurden heute jeweils links und rechts am Hauptaltar der Garnisonkirche platziert.
Die ehemalige Gnadenkirche wurde im Jahre 1966 von der polnischen katholischen Gemeinde übernommen. Sie wurde zur Kirche der Rosenkranzmadonna.
Die Kanzel der Gnadenkirche, die nach wie vor verschollen ist.
Das Kruzifix aus dem Altar der Gnadenkirche steht jetzt im Mittelpunkt eines Seitenaltars der Garnisonkirche in Warschau, der dem Gedenken an Maximailian Kolbe gewidmet ist.
(Bild von Frau Erna Hortig)
"Die Weisheit"
(Bild von Frau Erna Hortig)
"Die Tapferkeit"
(Bild von Frau Erna Hortig)
"Die Gerechtigkeit"
(Bild von Frau Erna Hortig)
Ehemalige Kanzelfiguren
(Bild von Frau Erna Hortig)
Seitenaltar in der Garnisonkirche in Warschau mit dem
Kruzifix aus dem Altar der Gnadenkirche.
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek - Aufnahme: 2021)
Seitenaltar in der Garnisonkirche.
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek - Aufnahme: 2021)
Die Orgel des Breslauer Orgelbaumeisters Ignatius Menzel.
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek) - Aufnahme: 2021)
Das Taufbecken der früheren Gnadenkirche.
Es handelte sich um eine Stiftung der Familie von Kluge.
An diesem Taufbecken wurde Carl Gotthard Langhans 1733 getauft.
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek - Aufnahme: 2021)
Leuchter aus der früheren Gnadenkirche.
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek - Aufnahme: 2021)
Leuchter aus der früheren Gnadenkirche.
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek - Aufnahme: 2021)
Gründung der Pfarrei "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" im Jahr 1966
Aus der ehemaligen Gnadenkirche wurde im Jahr 1966 die Kirche "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz". Der erste Pfarrer war Dr. Stanislaw Ksiazek, der auch als Retter der Gnadenkirche gilt. Er bewahrte das Bauwerk vor der endgültigen Vernichtung und ließ mit unermüdlichem Geschick und Ausdauer wieder eine schöne Kirche errichten.
Der Retter der Gnadenkirche, Monsignore Dr. Stanislaw Ksiazek
(02.06.1931 - 09.11.2015)
Die Weihe des neuen Glockenturmes fand am 16.09.1979 statt. Diese Glockenweihe vollzog der Weihbischof am Dom von Breslau. Das Bild zeigt den Weiheakt, neben dem Bischof im Chorrock der Dekan und Pfarrer der St. Peter und Paul Kirche in Landeshut, auf der anderen Seite der damalige Pfarrer Dr. Stanislaw Ksiazek.
Anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Gründung der Pfarrei "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" im Jahr 2016 wurde diese Karte herausgegeben.
Erster evangelischer Gottesdienst seit 1946 am 25. Juni 1994
Es war ein denkwürdiger Tag, als am 25. Juni 1994 in der früheren Gnadenkirche der erste evangelische Gottesdienst gefeiert wurde. Den Gottesdienst gestalteten Diakon Karl-Heinz Wehner, Pfarrer Ernst Gelke sowie als "Ministranten" die katholischen Geistlichen Pfarrer Wolfgang Gottstein und Dekan Stanislaus Ksiazek. Umrahmt wurde die Feier vom evangelischen Posaunenchor.
Von links nach rechts: Diakon Karl-Heinz Wehner, Pfarrer Ernst Gelke, Pfarrer Wolfgang Gottstein und Dekan Stanislaus Ksiazek.
Die erste evangelische Predigt in der früheren Gnadenkirche
durch Diakon Karl-Heinz Wehner
200-Jahrfeier der Grundsteinlegung am 5. und 6. Juni 1909
An diesen beiden Tagen wurde das 200jährige Jubiläum der Grundsteinlegung der Gnadenkirche feierlich begangen.
Umzug zur 200-Jahrfeier der Grundsteinlegung der Gnadenkirche 1909
- Der Karnöffelverein -
Umzug zur 200-Jahrfeier der Grundsteinlegung der Gnadenkirche 1909
300-Jahrfeier der Grundsteinlegung am 10. Oktober 2009
Am 10. Oktober 2009 wurde zum 300jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung der Gnadenkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit vor Landeshut ein Jubiläums-Festgottesdienst in deutscher und polnischer Sprache in der früheren Gnadenkirche gefeiert. Anschließend fand ein Empfang aller Gäste im Niederschlesischen Webereimuseum in Kamienna Góra (Landeshut) statt.