Monarchentreffen in Landeshut am 10. August 1813
(Verfasser: Hella Tegeler)
Quellen:
- Chronik der Stadt Landeshut - Druck und Verlag: Armin Werner`s Buchdruckerei, Landeshut
- Auf den Spuren der Befreiungskriege (Schlesischer Gebirgsbote Nr. 23/1958)
- Wikipedia, die freie Enzyklopädie
Im Jahr 1813 begannen die sog. Befreiungskriege. Gemeint sind damit die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Truppen des napoleonischen Frankreichs und jenen seiner Gegner in Mitteleuropa von 1813 bis 1815. Gegen Frankreich, das sich mit Großbritannien seit 1793 nahezu ununterbrochen im Krieg befunden hatte, bildete sich im Jahr 1813 nach Napoleons Niederlage im Rußlandfeldzug von 1812 erneut eine Koalition. Diese wurde zunächst von Rußland und Preußen getragen, später schlossen sich Österreich und andere Staaten an.
In der Geschichte dieser Befreiungskriege fällt Schlesien eine nicht unbedeutende Rolle zu. Am 22. Januar 1813 verlegte der preußische König Friedrich Wilhelm III. aus Sicherheitsgründen seine Residenz nach Breslau. Hier wurde wenig später ein Bündnis mit Rußland geschlossen. Die Kriegserklärung an Frankreich erfolgte am 17. März. Nur einen Tag später erließ der König den Aufruf "An mein Volk" und stiftete das Eiserne Kreuz als militärische Auszeichnung für verdiente Soldaten. Das Volk wurde zur Opferbereitschaft aufgefordert im Kampf um die Unabhängigkeit für König, Vaterland und Ehre. In Preußen wurde daraufhin Geld für den Krieg gesammelt. Unter dem Motto "Gold gab ich für Eisen" kamen so immerhin 6,5 Millionen Taler zusammen. In diesen Zusammenhang gehört auch die Aufstellung von Freiwilligeneinheiten (Freiwillige Jäger) und Freikorps (u. a. das Lützowsche Freikorps). Auch aus Landeshut und Umgebung folgten viele Freiwillige dem Aufruf des Königs. Im Juli 1813 entsandte der Kreis Landeshut-Bolkenhain ein Landwehrbataillon von fast 1.600 Mann zu Fuß, etwa 100 Reiter und während des Waffenstillstandes abermals 500 Mann.
Der Frühjahrsfeldzug 1813, der überwiegend außerhalb Schlesiens stattfand, war für beide Seiten verlustreich. Aus diesem Grunde wurde am 4. Juni 1813 in Pläswitz ein Waffenstillstand zwischen Napoleon und der Allianz aus Preußen und Rußland abgeschlossen, den Napoleon später als den größten Fehler seines Lebens bezeichnete. Man einigte sich auf einen Zeitraum bis zum 20. Juli 1813, später wurde die Frist bis zum 10. August verlängert. Beide Seiten legten Demarkationslinien fest, hinter die sich die Truppen zurückziehen sollten. Während dieser Zeit fanden diplomatische Bemühungen statt. In der Konvention von Reichenbach vom 27. Juni 1813 versprach Metternich, dass Österreich auf Seiten der Alliierten in den Krieg eintreten würde, sollte Napoleon verschiedene Friedensbedingungen nicht erfüllen. Es kam zum gescheiterten Friedenskongreß von Prag, der am 12. Juli begann. Nachdem Napoleon bis zum Ende des Waffenstillstandes ein Ultimatum Metternichs nicht beantwortet hatte, erklärte Österreich Frankreich den Krieg. Kurze Zeit nach Ablauf des Waffenstillstandes begannen die Kampfhandlungen wieder. In der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 zwangen die Truppen der Koalition aus Preußen, Rußland, Österreich und Schweden Napoleon zum Rückzug aus Deutschland. Mit der Niederlage Napoleons 1815 in der Schlacht bei Waterloo war Europa endgültig befreit.
Die Zeit des Waffenstillstandes wird für Landeshut und Umgebung unvergesslich bleiben. Nach der Chronik lagerte im August 1813 unter dem Befehl des Grafen Wittgenstein ein russisches Korps vor der Stadt, bestehend aus 3 Infanterie-, 1 Kavallerie-Korps und 8 Kosaken-Regimentern, insgesamt etwa 28.000 Mann. Die russische Stellung, die durch 7 Schanzen und durch Pfahlzäune gedeckt war, reichte von Johnsdorf bis Krausendorf. Im Falle einer schweren Niederlage der Verbündeten sollte der weitere Verteidigungskampf geführt werden.
Während dieses Heerlagers fand am 10. August 1813 vor Zar Alexander I. von Rußland und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen eine prächtige Parade auf den Feldern von Kreppelhof in Richtung Honigbaude statt. Im Gefolge befand sich auch der spätere preußische König Wilhelm IV. und der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I. Zur Erinnerung an diese Heerschau wurde 1880 auf dem sog. Monarchenhügel ein Denkmal errichtet, welches sich noch heute dort befindet. Bis auf den Anfangsteil ist allerdings das meiste der deutschen Inschrift nicht mehr lesbar.
Zar Alexander I. von Rußland
König Friedrich Wilhelm III. von Preußen
Prinz Wilhelm, der spätere König Wilhelm IV. im Jahre 1813
Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I. im Jahre 1813
Nach der Chronik befanden sich während dieser Zeit so viel Generäle, Fürsten und Grafen in Landeshuts Umgebung, dass mancher von ihnen zufrieden sein musste, wenn er ein enges Stübchen im Hause eines einfachen Handwerkers als Quartier erhalten konnte. Für die Soldaten wurde es im Feldlager bald unerträglich, da es unaufhörlich regnete. Abwechselnd wurden täglich 6.000 russische Soldaten in die Stadt eingelassen, damit sie sich erwärmen und abtrocknen konnten. Auch alle Dörfer lagen voll. In Wohnhäusern, Ställen und Scheunen suchten sie Unterkunft, und selbst mit einem Bündel Stroh als Lager waren sie zufrieden.
Als die russischen Soldaten endlich nach Böhmen abzogen, atmete die Bevölkerung auf. Die Not war allerdings noch nicht zu Ende; denn in Landeshut wurde ein Verpflegungsmagazin für nachrückende Truppen eingerichtet, und erneut wurden Lieferungen ausgeschrieben. Die Dörfer der Umgebung mussten Brot liefern, z. B. Niederzieder 1.640, Vogelsdorf 620, Schreibendorf 1.420 Brote, jedes zu 3 Pfund. Der Kreis hatte 565 Eimer Branntwein und 1.800 Scheffel Getreide zur Kornbrennerei aufzubringen.
Mit großem Jubel wurde daher die Nachricht von Blüchers glänzendem Sieg an der Katzbach aufgenommen. Noch weit größere Freude rief aber die Kunde von der Vernichtung der französischen Armee bei Leipzig hervor. Die Macht Napoleons war damit gebrochen. Im Frühling 1814 kehrten die Soldaten in ihre Landeshuter Heimat zurück, freudig begrüßt von ihren Angehörigen.
Folgendes Bild zeigt das Denkmal auf dem sog. Monarchenhügel.
Denkmal zur Erinnerung an die Befreiungskriege in der Nähe von Ruhbank:
Die Ereignisse der schlesischen Befreiungskriege wurden zum Anlass genommen, auf einem kleinen Hügel etwas außerhalb von Ruhbank ein Denkmal zur Hundertjahrfeier (1813 - 1913) und gleichzeitig "zum 25-jährigen Regierungsjubiläum Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II" zu errichten. An dem noch heute unversehrt existierenden Gedenkstein befinden sich auf der Rückseite noch zwei Vorrichtungen zur zusätzlichen Anbringung einer Fahnenstange.
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)
(Bild von Herrn Marian Gabrowski)