Hartauforst (Borówno)

(Verfasser: Hella Tegeler)

Hartauforst gehört heute zur Landgemeinde Czarny Bór (Schwarzwaldau). Diesen Namen führte der Ort erst seit 1939. Am 1. April 1939 erfolgte der Zusammenschluss der Landgemeinden Forst und Hartau grüss. zur neuen Landgemeinde Hartauforst.

Gegründet wurden beide Orte ca. 1593. Forst führte damals den Namen "Habichtgrund". Bis 1810 (Säkularisation) waren sie beide im Besitz des Klosters Grüssau.

Die zuständige katholische Kirche befand sich bis zum Herbst 1938 in Wittgendorf. Der Wittgendorfer Pfarrer Alfons Kotzur hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt unermüdlich für den Bau einer Kirche in Hartauforst eingesetzt. Gegen alle Widerstände setzte er dieses Bauvorhaben durch, so dass die Christ-Königs-Kirche im Herbst 1938 feierlich eingeweiht werden konnte. Am 23.11.2008 wurde an der Rückseite der Kirche in Hartauforst eine Gedenktafel enthüllt, die an Pfarrer Alfons Kotzur, den Erbauer dieser Kirche vor 70 Jahren erinnern soll. Die Initiative zu dieser Ehrung ging von Pfarrer Wladyslaw Stepnial aus. Ihm unterstehen heute die Kirchengemeinden Schwarzwaldau (Charny Bór), Mittelkonradswaldau (Grzedy) und Hartauforst. Die Gedenktafel zeigt ein Portrait von Pfarrer Kotzur und einen Text in polnischer Sprache mit folgendem Wortlaut: "Im 70. Jahr der Erbauung der Christ-Königskirche in Hartauforst widmen wir dem Erbauer dieser Kirche Pfarrer Alfons Kotzur, Pfarrer der Pfarrei Wittgendorf in den Jahren 1915 bis 1945 diese Tafel (Borówno, 23.11.2008).

Die evangelischen Bewohner gehörten zur Gnadenkirchengemeinde in Landeshut.

Von 1787 bis 1863 hatten Forst und Hartau grüss. eine gemeinsame Schule. Es handelte sich hierbei um einen einfachen Holzbau. Erst im Jahre 1863 bekamen beide Gemeinden ein Schulhaus in massiver Bauweise. Die Inschrift über dem Hartauer Schulgebäude lautete: "Katholische Schule, erbaut 1863".

Einwohnerzahl 1925: Forst = 271 (davon 30 evangelisch), Hartau grüss. = 362 (davon 50 evangelisch). In der neuen Landgemeinde Hartauforst lebten 1939 = 579 Einwohner. Im Jahr 1945 wurde Hartauforst durch die polnischen Behörden zunächst in Zalesin, dann in Zagórzyn umbenannt. Erst 1950 erhielt der Ort den heutigen Namen Borówno.

Quellen:
- Anhang aus dem Adressbuch von 1911 des Kreises Landeshut
- Knie, J. G.: Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preuß. Provinz Schlesien, 1845
- Pohlendt, Heinz: Die Landeshuter Passlandschaften, Priebatschs Buchhandlung Breslau 1938
- Schlesischer Gebirgsbote
- Wikipedia, die freie Enzyklopädie
- Zimmermann, Friedrich Albert: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 5. Band, 1785

Blick auf Hartauforst

Blick auf Hartauforst

Lageplan Ortsteil Forst

(zur Verfügung gestellt von Herrn Andreas Krügler)

Lageplan Ortsteil Hartau-grüss.

(zur Verfügung gestellt von Herrn Andreas Krügler)

Die katholische Christ-König-Kirche in Hartauforst 

(Erbauer Pfarrer Alfons Kotzur)

Die an der Rückseite der Kirche angebrachte Gedenktafel für Pfarrer Alfons Kotzur

 (Enthüllung am 23.11.2008)

Die feierliche Grundsteinlegung der Kirche am 7. September 1937

Das Richtfest im Winter 1937(38

Katholische Christ-König-Kirche,

Blick zum Hochaltar

Blick zum Hochaltar

Die Orgel
Es handelte sich um eine pneumatische 
Orgel mit 24 Registern.

Die katholische Christ-König-Kirche

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: September 2019)

Die katholische Christ-König-Kirche

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: September 2019)

Der Eingang zur Christ-König-Kirche

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: September 2019)

Der Innenraum der Kirche - Blick zum Altar

(Bild von Herrn Jürgen Paul - September 2019)

Erstkommunikanten im Jahre 1939 mit Pfarrer Alfons Kotzur vor der Kirche.

Erstkommunikanten ca. 1942 mit Kaplan Gonschior.

Der Kirchenchor während eines Ausfluges in Schönwiese.

Der Friedhof:

Auf dem Friedhof gibt es noch einige Gräber deutscher Bewohner (Aufnahmen: September 2019)
Die folgenden 5 Bilder wurden von Herrn Jürgen Paul aus Puchheim zur Verfügung gestellt.

Grabstätte der Eheleute Kretschmer

Grabstätte Körner - Ullrich

Grabstätte von Frau Genefeva Müller
(+ 17.02.1945)

Grabstätte von Herrn Heinrich Müller
(+ 22.11.1946)

Grabstätte von Herrn Max Böhm
(+ 13.04.1948)

Die Forstkapelle:

Bis zur Fertigstellung der Christ-König-Kirche diente die Forstkapelle im Niederdorf als Stätte für Gottesdienste. Sie war von dem Bauern Peter Jäger, Forst Nr. 11, im Jahre 1867 erbaut worden, nachdem sein einziger Sohn Heinrich 1866 gesund aus dem Krieg heimgekehrt war. Sie war mit einem einfachen neugotischen Altar ausgestattet, bestückt mit zwei Holzfiguren, den Hl. Petrus und den Hl Heinrich darstellend. Dieser Altar wird heute im Saal des Pfarrhauses in Schwarzwaldau (Charny Bór) aufbewahrt.
Da die Kapelle nach dem Kriege nicht mehr benutzt wurde, verfiel sie langsam und wurde im Jahre 1976 abgerissen.
Das folgende Bild zeigt die Forstkapelle im Jahre 1920.

Die Forstkapelle - Blick zum Altar (Aufnahme: Mitte 1920)

Die Forstkapelle - Der Altar

Erstkommunion am 20. Mai 1934 in der Forstkapelle.

Die Ildephons-Kapelle auf dem Forstberg:

Am Weg von Forst nach Grüssau steht seit 200 Jahren auf dem Forstberg (590 Meter ü. d. M.) die Ildephons-Kapelle. Sie war in den vergangenen Jahren schon mehrfach vom Verfall bedroht, aber immer wieder fanden sich private Initiatoren für den Erhalt. Nach einer erneuten Restaurierung erstrahlt sie wieder in neuem Glanz.
Errichtet wurde sie ca. 1801 vom letzten Abt von Grüssau, Ildephons Reuschel, einem Land-wirtssohn aus Oberzieder. Nach ihm wurde sie auch benannt. Ein Hinweis auf den Bauherrn findet sich an der Eingangsfassade der Kapelle

Die Ildephons-Kapelle um 1930

Die Ildephons-Kapelle nach der Restaurierung

Gefallene des 1. Weltkrieges - Forst:

Created with Sketch.

Aus den Verlustlisten (VL) der Gefallenen des 1. Weltkrieges ergeben sich für Forst folgende Namen:

  • Hanel                Paul                                                                      VL vom 07.04.1916   -   Seite 11931
  • Hauptfleisch    Alois      * 23.11.1895                                             VL vom 16.04.1917    -   Seite 18175
  • Kirchner           Josef                                                                      VL vom 15.07.1916    -   Seite 13371
  • Körner              Franz                                                                     VL vom 30.08.1916   -   Seite 14453
  • Scholz               Fridolin                                                                 VL vom 19.10.1915     -   Seite 9458
  • Ullrich               Paul       * 23.08.1898         + infolge                   VL vom 25.06.1917   -   Seite 19310

                                                                               Krankheit

  • Wagner            August                                                                   VL vom 14.12.1917     -   Seite 22086
  • Wagner            Franz                                    + 04.11.1914               VL vom 13.05.1916   -   Seite 12473


Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Gefallene des 1. Weltkrieges - Hartau grüss.:

Created with Sketch.

Aus den Verlustlisten (VL) der Gefallenen des 1. Weltkrieges ergeben sich für Hartau grüss. folgende Namen:

  • Friebe                 Josef                                                                    VL vom 07.04.1916   -   Seite 11932
  • Heinzel               Gustav        * 25.11.   ?                                         VL vom 26.06.1918   -   Seite 24579
  • Klenner              Wilhelm                                                               VL vom 27.08.1915   -   Seite 8408
  • Plechatsch         Wilhelm                                + 21.03.1915           VL vom 31.03.1915    -   Seite 5614
  • Puschmann       Franz           * 10.09.1892                                    VL vom 20.05.1915   -   Seite 6469
  • Ullrich                Reinhardt                                                             VL vom 05.09.1916   -  Seite 14609
  • Ullrich                Heinrich                                                                VL vom 29.03.1916   -  Seite 11798


Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Reste des Kriegerdenkmals in Forst

(Quelle: fotopolska)

Reste des Kriegerdenkmals in Forst

(Quelle: fotopolska)

Reste des Kriegerdenkmals in Forst

(Quelle: fotopolska)

Die Schulgeschichte:

Die alte Schule in Hartau grüss:

Die erste Schule wurde in Hartau grüss. im Jahre 1787 errichtet. Diese einklassige Schule war sowohl für die Kinder von Hartau grüss. als auch für die Kinder von Forst zuständig. Es handelte sich damals um einen kompletten Holzbau und diente in der Zeit von 1787 bis 1863 als Schulgebäude. Im Jahr 1880 erwarb Josef Kretschmer das Haus von der Gemeinde und bewohnte es bis zum Jahr 1911. Was mit diesem Haus in der Zeit von 1863 bis 1880 geschah, ist nicht mehr feststellbar. Die Familie Kretschmer ersetzte 1904 eine Hälfte des Grundstückes durch einen Steinbau und im Jahr 1910 die andere Hälfte. So war aus dem Holzbau ein massives Haus geworden. 1911 verzog die Familie nach Rothenbach. Ab Mitte der 1920er-Jahre wurde aus der früheren Schule ein Försterhaus, in dem der jeweilige Förster mit seiner Familie wohnte.

Familie Kretschmer vor dem früheren Schulgebäude im Jahre 1909

Die frühere Schule, ab Mitte 1920er-Jahre Försterei

Die Halbtagsschulen:
Im Jahre 1863 erhielt Hartauforst zwei Halbtagsschulen, eine im Ortsteil Hartau grüss. und die andere im Ortsteil Forst. Beide Schulen blieben bis 1939 (bzw. 1945) Halbtagsschulen. In ihnen wurden die Kinder vom 3. bis 8. Jahrgang am Vormittag und die vom 1. und 2. Schuljahr am Nachmittag unterrichtet. Die durchschnittliche Kinderzahl betrug etwa 45, höchsten 53 Kinder.
Der letzte Lehrer der Halbtagsschule Forst vor der Vertreibung war Fritz Türk.
Da die Schule durch Einziehung des Lehrers zum Heeresdienst ab 26.08.1939 bis 16.09.1945 verwaist war, besuchten die Forster Schulkinder in dieser langen Zeit die Schule im Ortsteil Hartau grüss. In der Zeit von 1943 bis 1944 wurde der Forster Klassenraum der Aufenthaltsort des nun geschaffenen Kindergartens von Hartauforst, der von zwei Schwestern betreut wurde.

Das Schulgebäude in Hartau Forst im Winter

Das Schulgebäude in Hartau Forst im Winter

Das Schulgebäude in Hartau grüss.

Das Kreuz vor dem Schulgebäude

Schulanfang 1. und 2. Schuljahr im Jahre 1932 am Schulkreuz

Schüler des 3. - 8. Jahrgangs - Ausflug mit Lehrern und einigen Eltern zu den Adersbacher Felsen im Jahre 1933

Forster Volksschule mit Lehrer Scholz und den Kindern der Jahrgänge 1895 - 1903

Von links nach rechts: Oberste Reihe: Hermann Hoffmann, Bruno Wagner, Paul Ullrich, Heinrich Gleisner, Berta Langer, Maria Maatz, Maria Elsner, Hedwig Kirchner, Frieda Lengfeld, Anna Heinzel, Lehrer Scholz.
2. Reihe von oben: August Niepel, Karl Niepel, Josef Müller, Paul Hanel, Alois Elsner, Agnes Seidel, Liese Kirchner, Else Seidel, Anna Kluge, Else Thiemann, Agnes Maatz, Hedwig Körner.
3. Reihe von oben: Jorg Krause, Alois Niepel, Bruno Müller, Josef Wagner, Konrad Breuer, Paul Raabe, Paul Kirchner, Zile Körner, Marta Langer, Maria Lengfeld, Ida Gleisner, Selma Hanel.
4. Reihe von oben: Franz Elsner, Josef Wagner, Wilhelm Müller, Paul Ullrich, Paul Langer, Alois Maatz, Anna Elsner, Marta Friese, Marta Körner, Maria Heinzel, Ida Hoffmann, Agnes Schaal, Agnes Heinzel, Anna Demuth.
Unterste Reihe: Heinrich Ullrich, Josef Körner, Paul Niepel, Josef Neugebauer, Tochter von Lehrer Scholz, Marta Gleisner, Agnes Kluge, Marta Kirchner, Anna Hanel, Frieda Langer, Else Langer, Hedwig Ullrich, Anna Heinzel.

Schülerinnen und Schüler in Forst.

(Bild von Herrn Andreas Niepel)

Vor dem Schulgebäude in Forst.

(Bild von Herrn Andreas Niepel)

Schulklasse mit Lehrer Jasnoch

Vordere Reihe: Lotte Siegel, Ulla Rösner, Rosel Kretschmer, Artur Niepel, Alfons Wagner und Willibald Schremmer.
Mittlere Reihe: Gertrud Niepel, Liesbeth Mattern, Willibald ??, Gerhard Brückner und Felix Kretschmer.
Hintere Reihe:
Gertrud Maiwald, Felix Niepel, ??, Gertrud Brückner, Kurt Schremmer, Lehrer Jasnoch und Alois Mattern.

Bildstöcke:

Zeugnis für das Festhalten am Glauben legen die Bildstöcke ab, die innerhalb des Dorfgebietes aufgestellt wurden.

  • Im Jahre 1787 errichteten Karolus Jagger und Maria H. Berg einen Bildstock, der auf dem Besitztum der Familie Volkmer stand.
  • 1804 errichteten Laurenz Stocker und seine Mutter Katarina Stocker, geb. Hoffmann, auf dem Ziegenrücken einen Bildstock, der die Ölbergszene Christi darstellt. 
  • 1896 wurde ein sehr schöner Bildstock von den Familien Seeliger und Baudisch aufgestellt, der auf dem späteren Grundstück Opitz stand.
  • Auf dem Grundstück des Gastwirts Rösner stand auch noch ein Bildstock, der einst im Besitz der Familie Puschmann war. Dieser wurde später zum Ehrenmal für die während des Krieges Gefallenen der Gemeinde umgebaut.

Bildstock Jagger

Bildstock Stocker

Bildstock Seeliger/Baudisch

Bildstock Puschmann - später Kriegerdenkmal

Die Concordia-Grube:

Der weitaus größte Teil der männlichen Bewohner arbeitete früher in der Concordia-Grube. Im Jahre 1870 wurde der Abbau der Kohlenlager begonnen., zuerst im Stollenbetrieb, dann im Schachtbetrieb. Die Belegschaft umfasste während dieser Zeit ca. 200 Personen. 1890 waren die oberen Flöze erschöpft. Wegen der Gefahr des Wassereinbruchs wurde daher 1891 der Betrieb eingestellt. Die meisten Bergleute wurden von den Gruben im nahen Rothenbach übernommen, die übrigen stellten sich auf Landwirtschaft um.

Die Scholtisei in Forst:

Quelle:

  • Taube, Tilmann: Die bäuerliche Führungsschicht im Grüssauer Klosterland von 1550 bis 1750, Selbstverlag 2003


Forst wurde 1593 durch das Stift Grüssau erworben und führte damals den Namen "Habichtsgrund"
Die Besitzerfolge stellt sich wie folgt dar:
I.     Generation:        Caspar Friese               Scholze im Habichtsgrund 1595
II.    Generation:        Andreas Kammler       genannt als Scholze in Forst 1625 bis ca. 1643
                                                                          Er hat wahrscheinlich ca. 1644 die Scholtisei in Ober
                                                                          Zieder übernommen. Nachfolger in Forst wurde sein
                                                                          Schwiegersohn Martin Langer (s. III. Generation).
III.   Generation:        Martin Langer              Erb- und Gerichtsscholze (EuGS)  ab 1644
IV.   Generation:        Johann Georg Langer   EuGS     (* 29.12.1683, + 04.02.1748)
                                                                            Seine Witwe Anna Elisabeth verkaufte die Scholtisei am
                                                                            08.04.1752 für 1000 Taler an den Schwiegersohn Hans
                                                                            Carl Joseph Taube (s. V. Generation).
V.    Generation:        Hans Carl Joseph Taube     EuGS  ab 08.04.1752   (* err. 1723, + 05.04.1769)
                                                                                  Seine Witwe Maria Johanna verkaufte die Scholtisei
                                                                                  für 1.100 Taler an den Sohn Carl Joseph Taube
                                                                                  (s. VI. Generation).
VI.   Generation:        Carl Joseph Taube               EuGS  ab 16.02.1771  (* 28.04.1747,  + vor 13.09.1779)
VII.  Generation:     Zwischengeneration, kein Übergang ersichtlich:
                                    Franz Teichmann                 Erwerb der Scholtisei am 16.07.1798 für 3.600 Taler,
                                                                                   Versteigerung der Scholtisei am 03.01.1818.
VIII. Generation:         Carl Heinrich Taube           erwirbt am 03.01.1818 die vormals elterliche
                                                                                   Scholtisei bei einer Versteigerung. 1822/23 erwirbt
                                                                                   er von der Regierung in Liegnitz eine "Brandtwein
                                                                                   Brennung Berechtigung" und errichtet einen
                                                                                   neuen Gasthof an der Landeshut-Waldenburger
                                                                                   Chaussee.  (* ca. 1772,  + 15.11.1852)
IX.    Generation:        Joseph Taube                       am 10.05.1852 erwirbt er vom Vater Carl Taube die
                                                                                   Scholtisei samt den dazu gehörenden Großgärten
                                                                                   Nrn. 8 und 9
X.     Generation        August Langer                      1856 als Scholtiseibesitzer genannt 
                                                                                    (s. Zeitungsanzeige)
XI.     Generation:        Wilhelm Taube                    1870 als Scholtiseibesitzer genannt
                                                                                    (* ca. 1838,  + 06.04.1874)
20. Jahrhundert:         laut Adressbuch des Jahres 1911 ist Heinrich Kirchner der Besitzer der
                                     Scholtisei in Forst.

Zur Scholtisei gehörte auch eine Schmiede


Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 44/1856.

Die Scholtisei in Hartau grüss.:

Quelle:

  • Taube, Tilmann: Die bäuerliche Führungsschicht im Grüssauer Klosterland von 1550 bis 1750, Selbstverlag 2003


Hartau grüss. gehörte ab 1593 zum Grüssauer Klosterland. Die Scholtisei hatte zwar das Schankrecht musste aber laut einem um 1600 so genannten "alten Vertrag" das Bier von Georg von Zettritz (auf Schwarzwaldau) kaufen.
Die Besitzerfolge stellt sich wie folgt dar:
I.     Generation:       Matthes Springer        1595 Scholze in Hartau, noch um 1629 als solcher 
                                                                        genannt.
II.    Generation:       Jacob Letzel                 um 1640 Scholz in Hartau
III.   Generation:       Michel Schäl                Scholz bis 1659, danach erwirbt er die neu wieder
                                                                        aufgebaute Scholtisei in Wittgendorf.
IV.   Generation:       Michael Raabe            Scholz ab 1659, genannt noch 1676

Die Gastronomie:

Im Ort gab es früher 3 Gasthöfe:
In Forst:
Haus Nr. 1                                                Der "Forstkretscham"
Haus Nr. 46                                             Gasthof "Zum Freundlichen Hain"

In Hartau-Grüss.:
Haus Nr. 1                                                 Der "Gerichtskretscham"
Haus Nr. 27                                              Gasthof "Zu den Düppeler Schanzen"  

Die Gasthöfe in Forst:

Haus Nr. 1 in Forst - Forstkretscham - 

(Besitzer: Heinrich Kirchner, danach Alois Scharf, später Paul Schmidt)

Forstkretscham - Innenansicht

Forstkretscham - Innenansicht

Forstkretscham - Saal

Forstkretscham - Gesellschaftsgarten

Forstkretscham - Gesellschaftsgarten

Haus Nr. 46 - Gasthof "Zum freundlichen Hain"
(Besitzer: Robert Lorenz)

Haus Nr. 46 - Gasthof "Zum freundlichen Hain"
(Besitzer: Robert Lorenz)

Die Gasthöfe in Hartau grüss.:

Haus Nr. 1  Der "Gerichtskretscham"
Nach den Adressbüchern der Jahre 1911, 1925 und 1938 gehörte der Gerichtskretscham folgenden Eigentümern:
1911    =   Josef Bartsch
1925   =   Josef Bartsch
1938   =   Paul Scholz

Haus Nr. 27 - Gasthof "Zu den Düppeler Schanzen"
Laut folgender Zeitungsanzeige gehörte dieser Gasthof 1856 P. Feldmann. Wegen seiner bevorstehenden Auswanderung nach Amerika beabsichtigte er den Gasthof zu verkaufen. Ob diese Absicht Realität wurde, konnte bisher nicht festgestellt werden. Als im April 1859 ein Brand ausbrach, war er laut Zeitungsanzeige noch immer der Eigentümer dieses Gasthofes. 

Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 27/1856

Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 36/1859

Haus Nr. 27 - Hartau grüss. - "Gasthof zu den Düppleler Schanzen"
(Besitzer: Hermann Rösner)

Haus Nr. 27 - Hartau grüss. - "Gasthof zu den Düppeler Schanzen"

(Besitzer: Hermann Rösner)

"Gasthof zu den Düppeler Schanzen" (Saal)

Frau Cäcilie Rösner, die Wirtin des
 "Gasthofes zu den Düppeler Schanzen".

Diese Laienspielgruppe führte 1925 im Saal des "Gasthofes Zu den Düppeler Schanzen" ein Theaterstück auf.


(Das Bild stellte Herr Andreas Niepel zur Verfügung)

Ortsteil Forst:

Haus Nr. 5:

Dieses Haus gehörte den Eheleuten August und Pauline Köhler. Sohn Hermann heiratete Hilde Röhricht aus dem Haus Nr. 74 in Reußendorf.
Die folgenden 3 Bilder stellte Frau Karin Kuder zur Verfügung, Tochter der Eheleute Hermann und Hilde Köhler.

Haus Nr. 5 - Familie Köhler

Hilde Köhler, geb. Röhricht

Hermann Köhler

Von links: Haus Nr. 24 - Familien Emil und Richard Niepel;

Haus Nr. 23 - Familie Paul Maiwald (Aufnahme: um 1960)

(Bild von Herrn Mark Timmermann aus Hamburg)

Haus Nr. 41 - Familie Wilhelm Müller (Aufnahme: 1963)

Hochzeit Müller/Elsner am 9. Juni 1925 in Forst.

Pfarrer Kotzur inmitten der Hochzeitsgesellschaft, rechts an seiner Seite Kaplan Josef Mikulski (Kaplan in Wittgendorf von Juni 1921 bis März 1927) und Pfarrer Augustin Feige (Pfarrer in Giesmannsdorf seit 1923). 

Ortsteil Hartau grüss.

Haus Nr. 8 - Bauernhof des Alois Maiwald

Haus Nr. 14:

Dieses Haus gehörte der Familie Puschmann.

Nach den Adressbüchern der Jahre 1911, 1925 und 1938 lebten in diesem Haus folgende Familien:
1911     =    Familie Reinhold Puschmann, Familie Johann Krause und Familie Bernhard Kretschmer
1925    =    Familie Reinhold Puschmann (1859 - 1935), Familie Bernhard Kretschmer
1938    =    Familie Paul Puschmann, Sohn des Reinhold Puschmann

Die Familien Krause und Kretschmer wohnten nach ihrem Auszug in Hartau grüss. in eigenen Häusern.

Haus Nr. 14 - gemalt nach der Vertreibung

(Bild von Frau Eva Weber)

Haus Nr. 14 - Familie Paul Puschmann

(Bild von Frau Eva Weber, Aufnahme: 2016)

Haus Nr. 14 - Familie Paul Puschmann

(Bild von Herrn Jürgen Paul, Aufnahme: 2019)

Haus Nr. 16 - Familie Gustav Spitzer

                      Gustav Spitzer, der "Hochzeitsbitter" aus Hartauforst

Created with Sketch.

Dieses Haus gehörte seit 1909 der Familie Gustav Spitzer.

Bei rund 2.000 Hochzeiten machte Gustav Spitzer den Brautdiener, den sog. "Huxtbitter". Es gab im Kreise Landeshut wenig Menschen, die ihn nicht kannten. "Brautdiener Gustav Spitzer aus Hartauforst" war seine offizielle Bezeichnung.

Am 15. April 1876 wurde er als Sohn des Heinrich Spitzer geboren. Nicht bekannt ist, ob er in Hartau grüss. oder in Forst das Licht der Welt erblickte. Der Zusammenschluss der beiden Gemeinden erfolgte erst am 1. April 1939. Nach dem Schulbesuch war er zunächst kurze Zeit als "Laufbursche" bei der Buch- und Papierhandlung Albinus Niepel in der Kornstraße 7 in Landeshut tätig. Danach wurde er Bergmann und verdiente seinen Lebensunterhalt in der Grube "Paulinenschacht" in Rothenbach.

Am 2. September 1900 heiratete Gustav Spitzer Hedwig, geb. Schremmer. Neun Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, drei Söhne und 6 Töchter. Am Fuße des Ziegenrückens, nahe am Walde, lag das Anwesen der Familie Spitzer.

Seit dem Jahre 1903 war Gustav Spitzer mit Leib und Seele Brautdiener. Er hatte das Amt von seinem Vorgänger August Mayer übernommen. Sein Terminkalender war immer für lange Zeit im Voraus mit Hochzeits-Notizen beschrieben. Oft kam es vor, dass er von einer Hochzeit zur nächsten fuhr. Er verstand es meisterhaft, eine Hochzeit zu gestalten, und er hatte sich im Laufe der Jahre bei etwa 2.000 Hochzeiten eine Eigenart angeeignet, die einmalig war und aufgrund deren Originalität er über die Kreisgrenze hinaus bekannt war.

Den Abschied der Brautleute aus dem Elternhause beging er mit einer kurzen Rede, in der er die jungen Menschen auf den Ernst der Stunde hinwies und mit einem andächtigen Gebet beendete. Soweit noch die gute alte "Huxtkalesche" benutzt wurde, formierte er dann die Reihenfolge der Wagen und deren Besetzung und schwang sich bei der Abfahrt galant auf den Kutscherbock des letzten Wagens, in dem üblicherweise das Brautpaar mit zwei Kindern zu fahren pflegte. Neben ihm saß der Kutscher und der Brautdiener, der mit verschränkten Armen einen der Würde des Tages entsprechenden Eindruck zu machen versuchte, ließ nun während der Fahrt zum Standesamt und zur Kirche seine lange rote Schleife an der Frack-Klappe lustig im Winde flattern.

In der Kutsche war er eifrig bemüht, dass alles reibungslos verlief und war dem Brautpaar und im Besonderen der Braut stets zu Diensten. Bald zupfte er den Brautschleier in die richtige Lage oder machte sonst eine Handreichung und alles galant, aber durchaus würdig. Onkel Gustav war gewissermaßen der Leiter des Hochzeitsfestes, und wenn man sich seinen Anordnungen ernsthaft widersetzte, konnte er sich auch energisch durchsetzen.

Im Hochzeitshause nahm ja das Essen einen großen Teil der Zeit in Anspruch, so dass unser Brautdiener in steter Zusammenarbeit mit der Köchin voll ausgelastet war. Trotzdem aber fand Gustav Spitzer stets so viel Zeit, zwischendurch seine lustigen Vorträge zur Unterhaltung der Gäste zum Besten zu geben, die immer wieder gern gehört wurden, u. a. sein bekanntes "wir haben`s ja, wir können`s ja, `s Vermögen ist ja da".  Der Tag wurde meistens im "Kratschen" in froher Stimmung beendet. Dort unterhielt Gustav den ganzen Saal, der ja auch noch von den Dorfbewohnern und sonstigen Neugierigen besetzt war.

Neben seinem Beruf und seiner Tätigkeit als Brautdiener war Gustav Spitzer aber in seiner Heimatgemeinde viele Jahre als Knappschaftsältester und ab 1934 dazu noch als Gemeinde-schreiber tätig.

Die Familie Spitzer kam nach 1946 nach Rhede im Kreis Borken. Hier verstarb Gustav Spitzer am
9. Juni 1960.

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote, Hefte Nr. 7/1956, 18/1960 und 11/1976

Haus Nr. 16 - Familie Gustav Spitzer
(Aufnahme: 1963)

Familie Gustav Spitzer (Aufnahme: 1918)

Brautdiener Gustav Spitzer

Brautdiener Gustav Spitzer

Haus Nr. 43 - Die Försterei
(die frühere alte Schule von 1878 - 1863)
Der zuständige Förster war Fritz Krügler.

Förster Fritz Krügler

Die folgenden 4 Bilder der Familie Krügler stellte Herr Andreas Krügler zur Verfügung, Enkelsohn des Försters Fritz Krügler.

Familie Max Krügler mit Willy, Kurt und Fritz.

Urgroßmutter Falk, Großmutter Jaeger, Mutter Maria Krügler

 mit Tochter Helene.

Geschwister Krügler -  Martha, Max und Theodor.

Familie Max Krügler.

Haus Nr. 46 - Die Stiebler-Schmiede

(Besitzer: Oswald Stiebler, später Josef Stiebler)

Haus Nr. 53 - Familie Heinrich Krause

(Bild von Herrn Andreas Krügler)

Gewerbetreibende in Forst

Auszug aus dem Amtlichen Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe des Jahres 1927.

Gewerbetreibende in Hartau grüss.

Auszug aus dem Amtlichen Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe des Jahres 1927.

Einweihung des Schießstandes im Ortsteil Forst im Jahr 1936:

Im Juli 1936 erfolgte die Einweihung des in Gemeinschaftsarbeit entstandenen Schießstandes am Waldeingang zum Ortsteil Forst in Richtung Landeshut unterhalb des Steinbruchs durch die Kyffhäuserkameradschaft. Da drei Mitglieder dieser Kameradschaft bereits 50 Jahre angehörten, wurden sie mit einer Ehrennadel ausgezeichnet: Krause, H. Maatz und Emil Niepel.

Gang durch den Niederforst zum Schießstand am Waldrand.

Heinrich Maatz mit seiner Familie vor dem Hauseingang.

Wohnhäuser in Hartauforst mit neuen Hausnummern (Aufnahmen: September 2019)
Die folgenden 8 Bilder wurden von Herrn Jürgen Paul aus Puchheim zur Verfügung gestellt.

Wer kann nähere Angaben zu diesen Häusern und deren früheren Bewohnern machen? Über eine Nachricht an meine Adresse per Mail oder Post (s. Impressum) würde ich mich sehr freuen.

Haus Nr. 4

Haus Nr. 4

Haus Nr. 10

Haus Nr. 13

Haus Nr. 27

Haus Nr. 43

Haus Nr. 46

Haus Nr. 46

Aus dem Alltagsleben:

Es war ein alter Winterbrauch in vielen Dörfern des Riesengebirges, das "Federnschleißen".
Auch in Hartauforst war es üblich, an langen Winterabenden zum Lichten zu gehen und Federn zu schleißen, von selbst gezüchteten Gänsen für die Aussteuerbetten der Töchter. Dabei herrschte stets Frohsinn und Geselligkeit. Auf dem folgenden Bild sind Frau Agnes Niepel mit ihren Töchtern beim Federnschleißen zu sehen (Haus Nr. 32).

Spinnabend in Hartauforst

Anzeige in der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 33/1871