Die St. Anna - Kapelle
(Verfasser: Hella Tegeler)
Quellen:
- Kirsch, Fritz: Die Schömberger Anna - Kapelle; Schlesischer Gebirgsbote Nr. 3/1950
Die Anna-Kapelle liegt etwa 2 km nordöstlich am Fuße des Strietes, jenes bewaldeten Bergrückens, der den Ostrand des Schömberger Tales bildet. In einer Urkunde aus dem Jahr 1699 wird erstmals über sie berichtet.
An einem Sonntag des Jahres 1699 zogen Kinder des Ortes hinaus in den Wald, um an einer einsamen Stelle eine Höhle zu errichten. Hier wollten sie an den Sonn- und Feiertagen nach dem Gottesdienst in der Pfarrkirche gemeinsame stille Zusammenkünfte abhalten. Auf dem Gut des Christoph Hainzel wurde eine kleine Höhle oder Kapelle aus Brettern und Moos errichtet, die vier Ellen lang und breit war.
Nach der Fertigstellung gerieten die Kinder in den Verdacht, dieses kleine Bauwerk nur zu allerlei unnützem Spiel errichtet zu haben. Der damalige Bürgermeister David Maximilian Schrull ließ die Kinder zu sich kommen und verhängte Arrest. Der Ortspfarrer bewirkte auf Bitten der Eltern, nachdem die Umstände geklärt waren, deren Freilassung. Daraufhin liefen die Kinder freudig in den Wald und begannen nun mit dem Bau einer etwas größeren "Kapelle". Am Osterdiensttag und an den folgenden Sonntagen wurden in der fertiggestellten Kapelle die ersten Andachten abgehalten.
Am 8. Juli 1699 pilgerten die Bewohner des Ortes zum ersten Mal zu dieser kleinen "Kapelle" und gaben ihr den Namen "Jesus, Maria, Anna". In den folgenden Jahren wurde die Zahl der Andachtsteilnehmer immer größer, der Schmuck des kleinen Waldkirchleins immer reichhaltiger. Die kleine Kirche konnte dem Ansturm der Teilnehmer bald nicht mehr gerecht werden. Unterstützung erhielt die Gemeinde von dem damaligen Abt Dominikus Geyer. Bereits ein Jahr später entstand eine Kapelle, die acht Ellen lang und sechs Ellen breit war. Christoph Hainzel hatte das Grundstück und Holz gestiftet. Der Ortspfarrer ernannte den Bäckerältesten David Ettrich zum ersten Vorsteher und Aufseher der Anna-Bruderschaft.
Aber auch diese Kapelle erwies sich bald als zu klein und so wurde am 11. April 1703 der Grundstein zu der heute noch bestehenden schmucken Kapelle mit Turm und Glocke gelegt. Bereits am 26. Juli 1703, dem Festtag St. Anna, wurde der erste feierliche Gottesdienst in der neuen kleinen Kirche gehalten. In einer feierlichen Prozession zog jung und alt zur Waldkapelle. Dieser Brauch hat sich bis in die Gegenwart erhalten.
Die St. Anna - Kapelle (Aufnahme: vor dem Krieg)
Die St. Anna - Kapelle heute
Die St. Anna - Kapelle heute
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Die St. Anna - Kapelle heute
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Der Altar der St. Anna-Kapelle (Aufnahme: 1929)
(Bildrechte: Herder-Institut Marburg, Bildarchiv, Inventarnummer: BAG-0689a)
https://www.herder-institut.de/bildkatalog/iv/BAG-0689a
Innenansicht der Kapelle
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Blick zum Altar
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Das Altarbild
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Die Seitenkapelle:
Die beiden folgenden Bilder stellte Herr Arnold Wittwer aus Bensheim zur Verfügung.
Kreuzwegstationen:
Die folgenden Bilder zeigen einige Kreuzwegstationen. Herr Arnold Wittwer stellte alle Bilder zur Verfügung.
Blick auf die Kreuzwegstationen
Blick auf die Kreuzwegstationen
Die Prozession zur Anna - Kapelle:
Quelle:
- Wittwer, Arnold: Die St. Anna - Kapelle in Schömberg; Schlesischer Gebirgsbote Nr. 1/2015
Jährlich zum Anna-Fest fand die feierliche Prozession von der Pfarrkirche aus mit Blasmusik, Baldachin, Monstranz, Kreuz und Kirchenfahnen unter Beteiligung der gesamten Einwohner von Schömberg statt. Der Weg führt über den Marktplatz und die Landeshuter Straße bis zum Gasthaus Stern.
An der dortigen Statue der hl. Anna wurde ein Gebet gesprochen, bevor es weiter durch den Hohlweg ansteigend in die Felder ging, bis der Weg rechts abzweigt. Unter zwei großen Laubbäumen steht die zweite Statue. Auch hier wurde ein Gebete gesprochen. Weiter führt der nun anstrengende Teil des Weges bis zur Anhöhe, auf der ebenfalls eine Statue der hl. Anna steht.
Von hier hat man einen Blick über das ganze Ziedertal bis zum Landeshuter Kamm. In westlicher Richtung ist bei klarem Wetter die Schneekoppe, mit 1.602 m der höchste Berg des Riesengebirges, in 25 km Luftlinie auszumachen. Der schwerste Wegabschnitt liegt nun hinter dem Prozessionszug. Leicht abfallend führt der Weg zum Waldrand am Fuße des Strietes. Auch hier steht eine Statue, die zwei Frauen mit Heiligenschein und in der Mitte das Jesuskind zeigt. Noch wenige Meter und die St. Anna - Kapelle taucht im Wald auf.
Die Prozession endet in der Kirche. Immer mehr Gläubige strömten von den umliegenden Dörfern Tannengrund, Voigtsdorf und Erlendorf zur St. Anna - Kapelle, so dass alsbald kein Platz mehr in der Kirche war. Unter freiem Himmel wurde die Heilige Messe gefeiert. Anschließend wurde an den umstehenden Ständen der Metzger und Bäcker mit Getränken und Süßigkeiten für das leibliche Wohl gesorgt. Den Rest des Tages, bevor man den Heimweg antrat, verbrachte man mit Freunden und Bekannten in angeregter Unterhaltung.
Diese Tradition wird auch von der polnische Bevölkerung heute fortgesetzt.
Blick auf die Anna-Statue neben dem früheren Gasthof "Zum Stern" (1. Station)
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Die Anna-Statue neben dem früheren Gasthof "Zum Stern"
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Die zweite Station
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Auf der Anhöhe
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Die dritte Station
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Die Namen der Stifter Zacharias Lausmann und Caspar Waltzel (FF = fundatores = Stifter) auf dem Sockel der Annasäule auf der Höhe des Annaberges.
Prozessionszug im Jahre 2014
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Prozessionszug im Jahre 2014
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Prozessionszug im Jahr 2014
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)
Prozessionszug im Jahr 2014
(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)