Rothenzechau (Czarnów)

(Verfasser: Hella Tegeler)

Rothenzechau liegt 9 km westlich von Landeshut. Dieser weit abseits der Hauptstraße liegende Ort befindet sich in einem engen Tal und ist über Schreibendorf aus zu erreichen. Zu Rothenzechau gehörten folgende Kolonien: Jägerhaus, Neugrundhäuser, Rothenzechauer Grund und Stollengrund.

Nach der Überlieferung wurde der Ort vermutlich um 1665 gegründet. Es handelte sich um eine Bergbauansiedlung, die mit den Versuchen der Gold-, Arsen-, Eisen- und Kupferförderung verbunden war. Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts bis zum Jahre 1769 wurde Arsenerz gefördert. 1799 wurde mit der erneuten Förderung begonnen, aber bereits 1803 wieder eingestellt. Die nächste Förderung fand 1820 statt und im Jahre 1840 wurde die Grube "Evelinenglück" und 1842 die Arsenikhütte in Betrieb genommen.

Neben dem Arsenikbergwerk war Rothenzechau aber auch für die Marmorbrüche weit über die Grenzen hinaus bekannt. Rothenzechauer Marmor verwandte man einst zur Auskleidung der Innenwände des Charlottenburger Mausoleums. Um Wegeschwierigkeiten zu beseitigen, ließ Dr. Johannes Dobermann, Besitzer der Marmor- und Arsenik-Werke in Rothenzechau, 1927 eine Güter-Drahtseilbahn zwischen Rothenzechau und dem Bahnhof in Schreibendorf errichten.

Am 01.07.1929 wurde die bis dahin selbstständige Landgemeinde Hohenwaldau nach Rothenzechau eingemeindet. Die Gemeinde Rothenzechau hat einige Wandlungen durchgemacht. Bis zum 30.09.1932 gehörte sie neben der Landgemeinde Röhrsodrf zum Kreis Hirschberg. Nach der Kreisreform vom 01.10.1932 wurden Rothenzechau und auch Röhrsdorf in den Kreis Landeshut integriert, dem sie bis 1945 angehörten. Im Jahre 1933 lebten in Rothenzechau 251 Einwohner und 1939 = 201. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung war evangelisch. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche befanden sich im Nachbarort Haselbach. Im Ort befand sich seit dem 30. November 1841 bereits eine evangelische Schule, die damals von Graf Stolberg-Wernigerode finanziert worden war. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Kinder aus Rothenzechau und Hohenwaldau in einem provisorischen Gebäude in Hohenwaldau unterrichtet. Heute gehört Rothenzechau zur Landgemeinde Kamienna Góra (Landeshut).

Quellen:
- Anhang aus dem Adressbuch von 1911 des Kreises Landeshut
- Jubelbuch der ev. Kirchengemeinde Ober Haselbach - April 1842
- Jubelbuch der ev. Kirchgemeinde Ober Haselbach - April 1892
- Knie, J. G.: Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preuß. Provinz Schlesien, 1845
- Pohlendt, Heinz: Die Landeshuter Passlandschaften, Priebatschs Buchhandlung Breslau 1938
- Zimmermann, Friedrich Albert: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 5. Band, 1785

Blick auf Rothenzechau
(Bild von Herrn Dr. Horst Reul)

Blick auf Rothenzechau

Blick auf Hohenwaldau

Die beiden Kolonien Grundhäuser und Stollenhäuser

Die Kolonie Grundhäuser (Bild von Frau Ursel Wittmer)

Die Schulgeschichte:

Rothenzechau:
Laut Chronik erfolgte die Einweihung des vom Grafen Stolberg-Wernigerode finanzierten neuen Schulgebäudes am 30. November 1841. An diesem Tag wurde auch der Lehrer Johann August Exner in sein Amt eingeführt. Er hatte bereits seit Juni 1841 die Schulkinder in dem Provisorium in Hohenwaldau unterrichtet. Im Jahr 1891 wurde das Schulhaus gründlich renoviert. Das Schulzimmer erhielt neue Holzwände und der Lehrer bekam eine neue Stube. Anlässlich seines 50jährigen Amtsjubiläums im Jahr 1882 wurde Lehrer Exner eine hohe Ehre zuteil. Der Kaiser verlieh ihm den "Adler", den Hohenzollernschen Hausorden. Vier Jahre nach seiner Pensionierung verstarb er am 13. April 1890. 45 Jahre seines Lebens hatte er in Hohenwaldau und Rothenzechau zum Wohle der ihm anvertrauten Kinder gewirkt. Sein Nachfolger wurde der Lehrer Wittwer in der Zeit von 1886 - 1889. Am 1. Januar 1890 trat Gustav Fumfahr sein Amt in Rothenzechau an. Wie lange er dieses Amt ausübte, konnte nicht festgestellt werden. Nach dem Adreßbuch des Jahres 1927 war zu diesem Zeitpunkt der zuständige Lehrer Gerd Walther und laut Adreßbücher der Jahre 1930 und 1938 Werner Wolff.

Hohenwaldau:
Bis zum Jahre 1841 gehörten dem Schulverband Hohenwaldau die Gemeinden Hohenwaldau, ein Teil von Rothenzechau und Anteil-Schreibendorf an. Diese drei Gemeinden waren jedoch zu klein und zu arm, um aus eigenen Mitteln ein Schulhaus zu errichten und einen Lehrer zu finanzieren. Aus diesem Grunde erfolgte der Unterricht in einer gemieteten Stube in Hohenwaldau. Bei den jeweiligen Lehrern handelte es sich um Gemeindemitglieder aus Hohenwaldau, die ein eigenes Grundstück besaßen, so dass sie trotz der sehr kärglichen Lehrerbesoldung nicht Not leiden mussten. Der erste Lehrer war von 1742 bis 1778 Johann Gottlieb Wolf. Auf ihn folgte von 1778 bis 1813 der Gärtner Johann Gottfried Jung, an dessen Haus die Gemeinde eine Schulstube anbauen ließ. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Johann Gottlieb Jung, der von 1813 bis zu seinem Tod am 9. Juni 1840 als Lehrer tätig war. In der Zeit vom 10. Juni 1840 bis 1. Dezember 1840 unterrichtete der Ober-Haselbacher Hilfslehrer Fischer zunächst die Schulkinder allein, anschließend bis Juni 1841 abwechselnd mit dem Lehrer Gähler aus Schreibendorf und mit dem Hilfslehrer Gollmer aus Wüste-Röhrsdorf. Ab diesem Zeitpunkt bis zum 30. November 1841 war Johann August Exner der zuständige Lehrer in Hohenwaldau.
Der Schulverband Hohenwaldau bemühte sich ständig, ein eigenes Schulgebäude zu errichten, aber die finanziellen Mittel reichten nicht. Graf Stolberg-Wernigerode hörte von diesen verzweifelten Bemühungen und erklärte sich bereit, die Gemeinden zu unterstützen. Nachdem der Magistrat zu Schmiedeberg bereitwillig das Patronatsrecht an ihn abgetreten hatte, ließ er ein Schulgebäude in Rothenzechau erbauen, wobei die Gemeinden Hohenwaldau, Rothenzechau und Anteil-Schreibendorf die erforderlichen Hand- und Spanndienste leisteten. Am 30. November 1841 wurde das Schulhaus in Rothenzechau feierlich eingeweiht.

Das folgende Bild zeigt das Schulgebäude in Rothenzechau.
(Zur Verfügung gestellt wurde dieses Bild von Frau Ursel Wittmer).

Arsenerzförderung und Marmorbrüche:

In Rothenzechau wurde bereits Anfang des 18. Jahrhunderts bis zum Jahre 1769 Arsenerz gefördert. 1799 wurde mit der erneuten Förderung begonnen, aber bereits 1803 wieder eingestellt. Die nächste Förderung fand 1820 statt und im Jahre 1840 wurde die Grube "Evelinenglück" und 1842 die Arsenikhütte in Betrieb genommen. Neben dem Arsenikbergwerk war Rothenzechau auch für die Marmorbrüche bekannt. Dieser Marmor fand auch Verwendung für die Wandbekleidung des Mausoleums im Park des Schlosses Charlottenburg in Berlin, das 1810 nach dem Tod der preußischen Königin Luise errichtet worden war. Auch Kaiser Wilhelm I. sowie seine Ehefrau Kaiserin Augusta ruhen hier.

Das Mausoleum im Park des Schlosses Charlottenburg in Berlin.

Das Innere des Mausoleums

Um Wegeschwierigkeiten zu beseitigen, ließ Dr. Johannes Dobermann, Besitzer der Marmor- und Arsenikwerke in Rothenzechau, 1927 eine Güter-Drahtseilbahn zwischen Rothenzechau und dem Bahnhof Schreibendorf errichten.

Grube "Evelinenglück"

Blick auf die Marmorbrüche

Vor der Drahtseilentladestation in Rothenzechau
(Bild von Herrn Dr. Horst Reul)

Bei der Drahtseilentladestation in Rothenzechau
(Bild von Herrn Dr. Horst Reul)

Die Scholtisei:

Quelle:

  • Taube, Tilmann: Die bäuerliche Führungsschicht im Grüssauer Klosterland, Selbstverlag 2003


In Rothenzechau gab es bereits 1645 einen Scholzen mit dem Namen Merten Röricht.

Die Gastronomie:

In Rothenzechau gab es früher 2 Gasthöfe:
1.  Haus Nr. 7                                           Der "Gerichtskretscham" in Rothenzechau
2.  Haus Nr. 20                                        Der "Gerichtskretscham" in Hohenwaldau

Daneben gab es in Hohenwaldau noch das Jugendgrenzlandhaus im Haus Nr. 18


Haus Nr. 7 - Gerichtskretscham in Rothenzechau

 (Besitzer: Wilhelm Langer)

Haus Nr. 7 - Gerichtskretscham in Rothenzechau

 (Besitzer: Wilhelm Langer)
(Bild von Frau Ursel Wittmer)

Haus Nr. 20 - Gerichtskretscham in Hohenwaldau 

(Besitzer: Hermann Springer)

Haus Nr. 18 - Jugendgrenzlandhaus in Hohenwaldau

(Herbergsvater: Richard Däsler)

Haus Nr. 2 - Familie Gerhard Kuhn

(Bild von Frau Ursel Wittmer)

Haus Nr. 3 - Familie Hermann Gleißner

Hermann und Ida Gleißner im Jahr 1953 in Beelen, Kreis Warendorf
(Bild von Frau Angelika Finke)

Haus Nr. 6 - Familie Bernhard Wähner
(Bild von Frau Ursel Wittmer)

Von rechts: Haus Nr. 14 - Heinrich Hänke, Haus Nr. 15 - Selma Täuber

und Haus Nr. 16 - Forsthaus (Förster: Wolfram Gemming)
(Bild von Frau Ursel Wittmer)

Haus Nr. 16 - Forsthaus (Förster: Wolfram Gemming) 
(Bild von Frau Ursel Wittmer)

Haus Nr. 24 - Familie Rodax
(Bild von Frau Ursel Wittmer)

Haus Nr. 24 - Familie Rodax
(Bild von Frau Ursel Wittmer)

Vorne: Haus Nr. 24 - Familie Rodax, 

im Hintergrund: Haus Nr. 2 - Familie Kuhn
(Bild von Frau Ursel Wittmer)

Haus Nr. 25 - Familie Hermann Franz

Rothenzechauer Ring (Bild von Frau Ursel Wittmer)

Gewerbetreibende in Rothenzechau

Auszug aus dem Amtlichen Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe des Jahres 1927.

Bilder aus dem Alltagsleben:

Alle folgenden Bilder wurden von Herrn Dr. Horst Reul zur Verfügung gestellt.

Forstarbeiter mit Förster

Der Förster nach der Jagd

Die Freiwillige Feuerwehr im Jahre 1936

Gefallene des 1. Weltkrieges:

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Aus den Verlustlisten (VL) der Gefallenen des 1. Weltkrieges ergibt sich für Rothenzechau folgender Name:

  • Georg                  Hermann                                                         VL vom 25.01.1916  -  Seite 11117


Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Brandunglück vom 14.03.1834
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 48/1834.

Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 50/1866.

Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
 Heft Nr. 76/1871.

Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 140/1871.