Familie Rinkel aus Schlichtingsheim
(Verfasser: Hella Tegeler)
In Schlichtingsheim - zwischen Fraustadt und Glogau gelegen - stand die Wiege der Familie Rinkel. Dieser Ort entstand erst in den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges. Gebildet wurde er aus protestantischen Exulanten, die während der Rekatholisierung Schlesiens nach Polen geflohen waren. 1,5 km hinter der Grenze, in Großpolen, gewährte der Besitzer des Rittergutes Gurschen, Johann Georg von Schlichting, Oberlandrichter des Kreises Fraustadt, diesen heimatlosen Flüchtlingen Zuflucht. Mit Erlaubnis des polnischen Königs Wladyslaw IV. Wasa gründete von Schlichting im Jahre 1644 eine Stadt, die seinen Namen erhielt. Der ursprüngliche Name war Schlichtinkowo, jedoch war der deutsche Name genauso gebräuchlich.
1793 kam die Stadt zu Preußen, im Jahre 1806 zum Herzogtum Warschau und ab 1815 gehörte sie wieder zu Preußen. Bis zur Auflösung der Provinz Posen aufgrund des Versailler Vertrages gehörte die in den Landkreis Fraustadt eingegliederte Kleinstadt dieser Povinz an. In der Folgezeit zur Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen gehörend, gelangte Schlichtingsheim am 1. Oktober 1938 zur Provinz Schlesien.
Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in Schlichtingsheim eine jüdische Gemeinde, die von der Gutsbesitzerfamilie von Schlichting das Recht zur Ansässigkeit erhalten hatte und dafür jährliche Zahlungen zu leisten hatte. Um 1710 war jeder vierte Dorfbewohner mosaischen Glaubens. Es handelte sich überwiegend um Kleinhändler. Neben dem Friedhof - etwa einen Kilometer nordwestlich der Ortschaft - gab es auch eine Synagoge. Am 15. Oktober 1824 wurde auf Schloss Gurschen zwischen Mitgliedern der Familie von Schlichting und den Vorstehern der jüdischen Gemeinde Fabian und Berel Rinkel ein Überlassungskontrakt folgenden Inhaltes geschlossen: "1. Es überlässt die Besitzerin von Schlichtingsheim der jüdischen Gemeinde erb- und eigentümlich den zu Ende des Pforten-Gässel gelegenen Platz, welcher 19 Ellen breit und 53 Ellen (Breslauer Maas) lang ist, worauf früher die herrschaftliche Judenschule gestanden, seit vielen Jahren aber eingefallen und nunmehr an deren Stelle von der jüdischen Gemeinde auf eigene Kosten mit Hilfeleistung der Dominii ein neues Gebeth-Haus, welches 15 Ellen breit und 23 Ellen Tiefe hat, massiv aufgeführt werden. 2. Die erwähnten Vorsteher acceptieren Namens der jüdischen Gemeinde diese erbliche Überlassung des Grundstücks zu ihrer Synagoge und verpflichten sich dafür alljährlich an die Herrschaft von Schlichting einen Grundzins von 5 Tal. klingendes Courant von Termino Michaeli 1823 abzuführen. Sie übernehmen die Kommunalabgaben und die Feuersozitätsbeiträge, welche sonst die Herrschaft getragen, ganz allein und verpflichten sich dieses Gebeths-Haus ohne Zuschuß des Dominii auf ihre Kosten in baulichem Stande zu erhalten und zu erweitern."
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg löste sich die jüdische Gemeinde auf. Das Synagogengebäude wurde meistbietend versteigert. Nur eine einzige jüdische Familie verblieb bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges im Ort.
Heutiger Zustand des jüdischen Friedhofes in Schlichtingsheim
Aus dem Überlassungskontrakt vom 15. Oktober 1824 ist zu entnehmen, dass zu diesem Zeitpunkt zwei Mitglieder der Familie Rinkel Vorsteher der jüdischen Gemeinde waren, Fabian und Berel Rinkel. Bei diesen genannten Personen handelt es sich um Brüder.
1. Berel Rinkel * 03.04.1774 in Schlichtingsheim
+ 29.08.1852 in Schlichtingsheim
2. Fabian Rinkel * 01.01.1783 in Schlichtingsheim
+ 20.09.1854 in Schlichtingsheim
Diese Brüder stammen aus der Verbindung der Eheleute Jehuda Loeb Itzig (Loebel) Rinkel (1750 - 09.11.1824) und dessen Ehefrau Meirel Rosa, geb. Alexander (1756 - 1837). Soweit bisher bekannt, ist der Spitzenahn der Familie Rinkel Naphtali Rinkel, geb. um 1720.
Über die Nachkommen des Fabian Rinkel soll in diesem Kapitel berichtet werden, da sie für die jüdische Gemeinde in Landeshut und für die Stadt Landeshut von großer Bedeutung waren.
Eine der größten Landeshuter Textilfirmen war die J. Rinkel AG. Der Firmengründer Isidor Rinkel erblickte im Januar 1815 in Schlichtingsheim (Provinz Posen) als Sohn des Fabian Rinkel und dessen Ehefrau Charlotte, geb. Schoeps, das Licht der Welt. Er wollte Medizin studieren, um später den Menschen helfen zu können. Aber dieser große Wunsch ließ sich nicht erfüllen. Sein Enkel Georg Solmssen schrieb später: "Trotz Stundengebens und der Erlangung von Freitischen konnte er die für das Studium erforderlichen Mittel nicht aufbringen". So wählte er den kaufmännischen Beruf und sollte später als Leinenfabrikant sehr erfolgreich werden. Bevor er im Jahre 1862 die Eintragung seiner Leinenfirma in das Handelsregister beantragte, hatte er bereits zwanzig Jahre lang in Landeshut ein Bankgeschäft betrieben. In der Landeshuter Kurzen Gasse eröffnete er seine Geschäftsräume und betrieb hier nun ein Bank- und Leinengeschäft nebst Handweberei mit Zweigniederlassungen in Köln (ab 1865) und Trautenau in Böhmen.
Bereits zu Beginn der siebziger Jahre gehörte die Firma zu den angesehensten Handwebereien des Landes. Neben den schon bestehenden Zweigniederlassungen wurden nun auch Filialen in Berlin und Wien gegründet. Als die Geschäftsräume in der Kurzen Gasse zu klein wurden, zog die Firma 1876 in das neu errichtete Geschäftshaus gegenüber dem Bahnhof um.
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge", Heft Nr. 88/1854 vom 04.11.1854.
Geschäftshaus vor dem Krieg
Geschäftshaus heute
Die Fabrikanlage
Der Turbinenraum
Der Turbinenraum (oberer Teil)
Das Kesselhaus (Automatische Drehrostanlage
der Fa. Babcock-Werke, Oberhausen)
Das Kesselhaus (obere Etage über den auf dem linken Bild abgebildeten Kesseln)
Links: Zwirnerei u. dahinter Kopserei, rechts: Treiberei
(im Hintergrund - Mitte - Tür zum Garnlager)
Schärerei - Herstellung der Kettbäume für die Weberei
Der Websaal
Appretur der Firma
Stück-Färberei - Abteilung Weberei
Die Näherei
Die Schlosserei
Die Tischlerei
Die Hausdruckerei (dahinter die Verkaufshalle)
Die Belegschaftsküche
Der Belegschaftsraum
Verheiratet war Isidor Rinkel seit dem 02.10.1840 mit Ernestine Hahn. Während der Ehe wurden 5 Töchter geboren, von denen 3 bereits im Kleinkindalter verstarben. Die anderen beiden Töchter heirateten sehr bedeutende jüdische Persönlichkeiten des Wirtschaftslebens. Fanny Rinkel (1844 - 1917) vermählte sich mit Adolf Schwerin, Handelsrichter und Eigentümer einer großen Firma, und zwar der 1815 gegründeten Breslauer Garn- und Zwirnfabrik I. Schwerin & Söhne AG. Sara Rinkel (1851 - 1929) heiratete Adolph Salomonsohn, Jurist und Prokurist der Disconto-Gesellschaft mit Sitz in Berlin. Sie war bis zur 1929 vollzogenen Fusion mit der Deutschen Bank eine der größten deutschen Bankgesellschaften.
Da Isidor Rinkel keine männlichen Nachkommen hatte, bemühte er sich schon früh um einen geeigneten Nachfolger, der sein Lebenswerk später einmal in seinem Sinne fortführen würde. Er fand ihn in seinem Neffen Hermann Rinkel. Dieser wurde am 14. Juni 1854 in Schlichtingsheim in der Provinz Posen geboren. Nach dem Abitur studierte er in Leipzig Nationalökonomie und begann anschließend bei seinem Onkel Isidor eine Lehr als Kaufmann. Um Erfahrungen auf webtechnischem Gebiet zu sammeln, begab er sich auf Reisen.
Nach dem Rückzug seines Onkel aus dem Unternehmen wurde Hermann Rinkel am 1. Juli 1881 Alleineigentümer der Firma. Schon bald erkannte er, dass der Handweberei wohl nur noch eine kurze Lebensdauer beschieden sein würde und der mechanische Webstuhl die Zukunft bedeute. Er wagte den riskanten Schritt in ein neues Zeitalter und ließ 1885 auf den Pfaffenwiesen in Landeshut die erste mechanische Weberei mit 150 Webstühlen errichten. Der geschäftliche Erfolg sollte ihm Recht geben. Gemeinsam mit seinem als Prokurist tätigen Berater, dem späteren Kommissionsrat August Doerner, baute er die Firma zu einem immer größer werdenden Unternehmen aus. Berits im Jahre 1924 bestand die Firma aus 1.000 Webstühlen.
Im Juli 1914 erwarb Hermann Rinkel die bis zu diesem Zeitpunkt im Besitz der königlichen Seehandlung in Berlin befindliche Flachsgarn-Maschinen-Spinnerei in Landeshut, Schmiedeberger Straße. Sie war im Jahre 1841 erbaut und im Dezember 1843 eröffnet worden. Nunmehr beschäftigte das Werk rund 1.300 Arbeitskräfte. Am 1. Mai 1922 erfolgte die Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft. Das Aktienkapital wurde ausschließlich von Familienmitgliedern übernommen.
Eröffnung der Flachsgarn-Maschinen-Spinnerei im
Dezember 1843.
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 52/1843.
Links: die frühere königliche Seehandlung,
rechts: das Leinenhaus Brodkorb & Drescher.
Bericht aus dem "Frankfurter Handelsblatt" vom 29. Mai 1914, Nr. 58/1914.
Mitteilung aus der "Sossenheimer Zeitung", Heft Nr. 10/1914.
Mitteilung aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 72/1914.
Auf dem Gelände der früheren Rinkelschen Fabrik an der Bahnhofstraße ist jetzt ein sehr großes Einkaufszentrum entstanden. Erfreulich ist dabei, dass die Fassaden der alten Fabrikgebäude renoviert und so hervorragend in den modernen Komplex integriert worden sind. Eröffnet wurde das Zentrum im Sommer 2015. Das Angebot ist sehr vielfältig, es reicht von modernen Kommunikationsmitteln über Bekleidung, Drogerieartikel bis hin zu Lebensmitteln.
Das neue Einkaufszentrum in der früheren Rinkel-Fabrik
Das neue Einkaufszentrum in der früheren Rinkel-Fabrik
Geheimer Kommerzienrat Hermann Rinkel
Durch den geschäftlichen Weitblick Hermann Rinkels wurde die J. Rinkel AG zu einem Textilwerk, das weit über die Grenzen Schlesiens und auch Deutschlands hinaus bekannt wurde. Angesehene Unternehmen beriefen ihn zur Mitarbeit in ihre Aufsichtsräte. Auf Grund seiner großen Verdienste wurde ihm der Titel "Geheimer Kommerzienrat" verliehen. Für seine Mitarbeiter ließ er Arbeiter- und Beamtenhäuser errichten. Nachdem die Verwaltung mit dem Hauptbetrieb zusammengelegt wurde, diente das frühere Geschäftshaus gegenüber dem Bahnhof später als Wohnhaus für leitende Angestellte. Das Hotel "Kaiserhof" war früher einmal das Gästehaus der Firma J. Rinkel AG. Die Bewirtschaftung des Hotels wurde Pächtern übertragen.
Gasthof zur Eisenbahn, später Hotel Kaiserhof (Vor dem Umbau)
Hotel Kaiserhof
Familienhäuser der Firma Rinkel vor dem Krieg
Die ehemaligen Familienhäuser der Firma Rinkel heute
Hermann Rinkel gehörte zu den Begründern der Ziedertalbahn, die er auf eigene Kosten erbauen ließ. Sie wurde im Jahre 1899 der Öffentlichkeit übergeben. Diese Bahn verband Landeshut mit Grüssau, Schömberg und endete in Albendorf an der Grenze zum Sudetenland. Zur Erhaltung dieser Eisenbahnlinie brachte er alljährlich große Opfer auf.
Nach dem Tode des Geh. Kommerzienrates Hermann Rinkel wurde am 17. Mai 1933, wie es damals hieß, "Im Interesse des Unternehmens die notwendig gewordene Gleichschaltung des Vorstandes und Aufsichtsrates durchgeführt". In der ordentlichen Hauptversammlung vom 09.07.1938 wurde die Änderung des Firmennamens in "Landeshuter Leinen A.-G" beschlossen, nachdem das gesamte im Besitz der Familie Rinkel befindliche Aktienkapital an das Bankhaus Delbrück, Schickler & Co., Berlin, und deren Geschäftsfreunde übergegangen war. Die Eintragung des neuen Firmennamens in das Handelsregister war nicht möglich, da die übrigen Landeshuter Textilfirmen Einspruch dagegen erhoben hatten. Der Name der Firma wurde daher in der ordentlichen Hauptversammlung vom 08.05.1941 in "Leinag Leinenindustrie Aktiengesellschaft" geändert. Aufgrund des Beschlusses der Hauptversammlung im Juli 1944 wurde die Firma in "Leinag, Leinenindustrie GmbH" umgewandelt.
Plakette der Landeshuter Leinen AG
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek)
Verheiratet war Hermann Rinkel seit dem 14.06.1885 mit Berta Oberländer, Tochter des K. u. K. Kommerzienrates Moritz Oberländer und dessen Ehefrau Marie, geb. Morawetz. Zwei Söhne wurden während der Ehe geboren, Franz und Herbert, der eine Enkeltochter des bekannten Dichters Theodor Fontane ehelichte. Mit seiner Familie bewohnte Hermann Rinkel das im Jahre 1900 erworbene Schloss Krausendorf (s. folgendes Foto).
Das Schloss in Krausendorf
Hinteransicht des Schlosses mit Karl Funke, Chauffeur des Geheimen Kommerzienrates Rinkel
Wie die Firma Rinkel ihren Dank gegenüber verdienten Mitarbeitern ausdrückte, zeigen die folgenden Bilder. Leider ist bisher nicht bekannt, welcher Person diese Taschenuhr übergeben wurde. Desgleichen sind auch die Namen der auf den beiden Fotos abgebildeten Personen unbekannt (evtl. Isidor und Hermann Rinkel ?) Falls ein Leser diese beiden Personen erkennt, würde ich mich über eine Nachricht sehr freuen.
Zur Verfügung gestellt wurden die Bilder von Herrn Mike Wagner.
Betriebsfeier der Abteilung Spinnerei
Mitarbeiter der Firma J. Rinkel (Aufnahme: Mai 1930)
Von links nach rechts: Wilhelm Anders, Kühn, Reichelt, Prauss, Walter Weihrich, August Schmidt, Emil Höptner, Willegis Teichmann, Lampert, Mai und sitzend Gerhard Ludwig.
Freiwillige Werksfeuerwehr der Firma J. Rinkel (später Leinag AG):
Fuhrpark der Firma für die Freiwillige Werksfeuerwehr in den ersten Aufbaujahren.
Später hatte man moderne Motorlöschgeräte zur Verfügung.
Freiwillige Werksfeuerwehr mit Feuerwehrkapelle
(Leiter: Kapellmeister Heyer)
Freiwillige Werksfeuerwehr mit Feuerwehrkapelle
(Leiter: Kapellmeister Heyer)
Am Montag, dem 31.10.1927, ertönte um 11.45 Uhr Feueralarm im Landeshuter Stadtbereich. Am Boberufer zwischen Weberei und Spinnerei stand die große Flachsscheune bei starker Rauch-entwicklung in Flammen und brannte vollkommen nieder. 12.000 Zentner Flachs wurden ein Raub der Flammen. Die Scheune gehörte der Rinkel A. G.
Ferienlager der Firma in Hermsdorf städt.:
Blick auf das Ferienlager in Hermsdorf städt.
Der Aufenthaltsraum
Der Speiseraum
Der Schlafraum
Quellen:
- Ancestry
- Biggeleben, Christof: Das Bollwerk des Bürgertums: Die Berliner Kaufmannschaft 1870 - 1920,
Verlag C. H. Beck, München 2006
- Datenbank der Opfer in Theresienstadt
- Family Search (Mikrofilm - jüdische Gemeinde Landeshut)
- Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
in Deutschland 1933 - 1956
- Heppner, A./Herzberg, J.: Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen
Gemeinden in den Posener Landen, Bromberg 1909, S. 920
- My Heritage
- Reitmayer, Morten: Bankiers im Kaiserreich, Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen, 2011
- Schlesischer Gebirgsbote
- Solmssen, Georg: Gedenkblatt für Adolf und Sara Salomonsohn zum 19.03.1931, Druck: Otto v.
Holten, Berlin
- Tauf- und Traubücher der jüdischen Gemeinde Landeshut bei dem Staatsarchiv Jelenia Góra
- Unterlagen des Standesamtes Landeshut bei dem Staatsarchiv Jelenia Góra
- Wikipedia, die freie Enzyklopädie
- Wuttke, Heinrich: Städtebuch des Landes Posen: Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen
Städten, Leipzig 1864, S. 435 - 439
- Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Fabian Rinkel:
I. Generation:
Fabian Rinkel * 01.01.1783 in Schlichtingsheim
+ 20.09.1854 in Schlichtingsheim
Ehefrau: Charlotte Schoeps * 03.02.1792 in Schlichtingsheim
+ 20.03.1876 in Waldenburg
Kinder: 1. Julius * 07.05.1813 in Schlichtingsheim, + 21.11.1860 in Schlichtingsheim
2. Isidor * 01.1815 in Schlichtingsheim, + 17.04.1896 in Breslau
3. Sophie * 1820 in Schlichtingsheim, + 1905 in Breslau
4. Hermann * 08.04.1831 in Schlichtingsheim
II. Generation: Familie Julius Rinkel
1.1 Julius Rinkel * 07.05.1813 in Schlichtingsheim, + 21.11.1860 in Schlichtingsheim
Ehefrau. Johanna Fuchs * 1824 in Santomischel (Kreis Schroda), + 27.08.1904 in Berlin
Kinder: 1. Adolph * 05.03.1853 in Schlichtingsheim, + 28.03.1859 in Schlichtingsheim
2. "Hermann" Hirsch * 14.06.1854 in Schlichtingsheim, + 17.05.1933
3. Ferdinand * 03.01.1856 in Schlichtingsheim, + 25.01.1944 in Theresienstadt
4. Josephine * 02.11.1857 in Schlichtingsheim, + 11.03.1861 in Schlichtingsheim
5. Paula * 04.06.1859 in Schlichtingsheim
6. Julie * 06.01.1861 in Schlichtingsheim, + 23.07.1943 in Sobibor
Das folgende Bild zeigt den Grabstein des Julius Rinkel auf dem jüdischen Friedhof in Schlichtingsheim
III. Generation:
1.1.2 "Hermann" Hirsch Rinkel, Leinenfabrikant, Königlicher Kommerzienrat
* 14.06.1854 in Schlichtingsheim, + 17.05.1933
Ehefrau: Berta Oberländer * 25.08.1864 in Eipel (Kreis Trautenau)
Heirat: 14.06.1885 in Prag
Kinder: 1. "Herbert" Julius Ernst * 21.04.1886 in Berlin, + 01.02.1929 in Dalbersdorf
2. "Franz" Gerhard Paul * 01.05.1889 in Berlin, + 27.02.1953 in Los Angeles
Berta Oberländer stammte aus einer sehr bekannten österreichischen Industriellenfamilie. Ihr
Vater Moritz Jakob Oberländer (1831 - 1905) - s. folgendes Foto - war einer der bedeutendsten
Textilunternehmer der Österreichisch-ungarischen Monarchie.
Im Jahre 1852 gründete er zusammen mit seinem Schwiegervater Philipp Morawetz, Leopold
Abeles und Markus Schwab eine Flachsspinnerei in Eipel im Bezirk Trautenau. Sie wurde 1863
um eine Leinen- und Baumwollspinnerei erweitert. Wegen der wachsenden Nachfrage erwarb er
1867 eine weitere Flachsspinnerei im unweit gelegenen Marschendorf. Nach der Wirtschaftskrise
Anfang der 1870er Jahre und dem nachfolgenden wirtschaftlichen Aufschwung errichtete er in
Eipel eine Jutespinnerei sowie eine Niederlassung in Hronow und fünf Jahre später eine
Baumwollspinnerei in Horowitz. Um die Jahrhundertwende waren in seinem Unternehmen mehr
als 4.000 Mitarbeiter beschäftigt. Er verstarb am 14. März 1905 in Meran. Seine Firmenanteile
erbten die Söhne Friedrich und Philipp.
IV. Generation:
1.1.2.1 "Herbert" Julius Ernst Rinkel * 21.04.1886 in Berlin, + 01.02.1929 in Dalbersdorf
Ehefrau: "Martha" Edwina Georgina Frieda Anna Fontane
* 23.05.1896 in Berlin, + 03.03.1966 in Murnau
Heirat: 07.10.1919 in Landeshut
Kinder: 1. Hermann * 1920 + 03.07.1941
2. Gerhard * 10.09.1921 in Dalbersdorf, + 29.03.1943
3. Joachim Hans * 02.02.1923 in Dalbersdorf
4. Rolf * 22.09.1927 in Dalbersdorf, + 07.04.2014
Martha Fontanes Großvater war der berühmte Schriftsteller Theodor Fontane. Dieser
wurde am 30.12.1819 als Sohn eines Apothekers in Neuruppin geboren. Auch er absolvierte
zunächst eine Ausbildung zum Apotheker und war mehrere Jahre in diesem Beruf tätig. Am
30.09.1849 entschloss er sich, den Apothekerberuf völlig aufzugeben und als freier
Schriftsteller zu leben. Verheiratet war er mit Emilie Rouanet-Kummer. Er starb am 20.09.1898
und wurde auf dem Friedhof II in Berlin-Mitte beerdigt. Seine Ehefrau Emilie wurde vier Jahre
später an seiner Seite beigesetzt.
Emilie Fontane, geb. Rouanet-Kummer
Theodor Fontane
Das folgende Foto zeigt das Ehrengrab der Eheleute Fontane auf dem Friedhof Ii in Berlin-Mitte
III. Generation:
1.1.3 Ferdinand Rinkel * 03.01.1856 in Schlichtingsheim, + 25.01.1944 in Theresienstadt
Ehefrau: Emma Meirowsky * 17.04.1876 in Görlitz, + 16.09.1944 in Theresienstadt
Kinder: 1. Eva * 30.11.1897 in Köln, + 28.11.1943 in Auschwitz
2. Margot * 27.03.1897 + 29.01.1996 in Zürich
Ferdinand Rinkel (Bild s. oben), der jüngere Bruder des großen Leinenfabrikanten Hermann
Rinkel aus Landeshut, war Bankier in Köln. Von 1888 - 1889 war er zunächst als Prokurist bei der
Disconto-Gesellschaft tätig, danach von 1889 - 1892 Leiter der Filiale Shanghai der Deutsch-
Asiatischen Bank. Die Disconto-Gesellschaft war bis zur 1929 vollzogenen Fusion mit der
Deutschen Bank eine der größten deutschen Bankgesellschaft. Seit 1894 war er bis 1904 Einzel-
Prokurist bei der Privatbank Oppenheim und wurde danach in die Führung des Bankhauses
berufen. Im Jahre 1921 wurde er durch Otto Kaufmann abgelöst.
Im Jahre 1939 lebte die Familie in Berlin. Das Ehepaar Rinkel wurde von dort aus am 16.06.1943
nach Theresienstadt deportiert.
III. Generation:
1.1.5 Paula Rinkel * 04.06.1859 in Schlichtingsheim
Ehemann: William Liepmann (Kaufmann) * 13.05.1843 in Oschersleben, + 30.06.1918 in
Berlin
Heirat: 26.05.1882 in Berlin
Kinder: 1. Helene * 27.09.1883 in Oschersleben, + 30.04.1968 in Bonn
Bad-Godesberg
2. Kurt * 21.07.1887 in Oschersleben,
+ 07.07.1940 in Argelés-sur-mer
IV. Generation:
1.1.5.1 Helene Liepmann * 27.09.1883 in Oschersleben, + 30.04.1968 in Bad Godesberg
Ehemann: Dr. jur. "Max" Leopold Oppenheim * 12.02.1883 in Berlin,
+ 29.08.1942 in Auschwitz
Heirat: 14.04.1908 in Berlin
1.1.5.2 Dr. jur. Kurt Liepmann * 21.07.1887 in Oschersleben, + 07.07.1940 in
Argelés-sur-mer
III. Generation:
1.1.6 Julie Rinkel * 06.01.1861 in Schlichtingsheim, + 23.07.1943 in Sobibor
Ehemann: "Louis" Siegismund Stiasny (Fabrikdirektor)
* 26.02.1854 in Friedeberg a. Queis, + 26.11.1918
Heirat: 28.12.1883 in Berlin
Kinder: 1. Käthe
2. Gertrude
3. "Elly" Hedwig * 01.04.1887 in Görlitz
Die Familie Stiasny lebte in Görlitz. Dort besaß Louis Stiasny eine Mechanische
Taschentuchweberei.
IV. Generation:
1.1.6.3 "Elly" Hedwig Stiasny * 01.04.1887 in Görlitz
1. Ehemann: Dr. med. Erich Salomon, Arzt für Nervenheilkunde
* 21.10.1882 in Berlin, + 06.04.1919 in Berlin
Heirat: 09.02.1911 in Berlin
2. Ehemann: Dr. jur. Leopold Landsberger, Rechtsanwalt
* 26.02.1887 in Berlin, + 22.02.1949
Heirat: 04.11.1919 in Berlin
II. Generation: Familie Isidor Rinkel
1.2 Isidor Rinkel (Leinenfabrikant) * 00.01.1815 in Schlichtingsheim, + 17.04.1896 in Breslau
Ehefrau: Ernestine Hahn * 25.05.1820
Heirat: 02.10.1840 in Landeshut
Kinder: 1. Friederike * 28.05.1842 in Landeshut, + 28.05.1842 in Landeshut
2. Rosalie * 24.06.1843 in Landeshut, + 11.04.1847 in Landeshut
3. Fanny * 23.08.1844 in Landeshut, + 03.05.1917 in Breslau
4. Seraphine * 01.04.1848 in Landeshut
5. "Sara" Seraphine * 1851 + 04.08.1929
III. Generation:
1.2.3 Fanny Rinkel * 23.08.1844 in Landeshut, + 03.05.1917 in Breslau
Ehemann: "Adolf" Abraham Schwerin (Fabrikdirektor und Handelsrichter)
* 1839 + 1906
Heirat: 16.11.1863
Kinder: 1. Ernst * 29.12.1869 in Breslau, + 25.11.1946 in New York
2. Elise * 15.10.1875 in Breslau, + 1897 in Breslau
Adolf Schwerin war Eigentümer der im Jahre 1815 gegründeten Breslauer Mechanischen Hanf-
Garn- und Zwirnfabrik J. Schwerin & Söhne AG. Daneben fungierte er als Handelsrichter. Nach
seinem Tod wurde die Firma von seinem Sohn Ernst bis 1937 weitergeführt. Wie so viele jüdische
Firmen musste auch die Firma Schwerin das Los der sog. Arisierung erleiden.
IV. Generation:
1.2.3.1 Dr. Ernst Schwerin (Kommerzienrat, Unternehmer)
* 29.12.1869 in Breslau, + 25.11.1946 in New York
Ehefrau: Stefanie Ehrlich * 19.10.1884 in Breslau, + 00.06.1966 in New York
Heirat: 20.02.1904 in Frankfurt am Main
Kinder: 1. Hans Wolfgang * 13.01.1906 in Breslau, + 06.07.1987 in New York
2. Günther Karl Josef * 09.01.1910 in Breslau, + 19.05.1997 in München
Stefanie Schwerin, geb. Ehrlich (19.10.1884 - 00.06.1966)
Dr. Ernst Schwerin (29.12.1869 - 25.11.1946)
Dr. Ernst Schwerin studierte nach dem Schulabschluss Chemie in München und Breslau und
trat danach in die väterliche Fabrik ein. Später übernahm er den Vorstand des Unternehmens
und fungierte daneben auch als Handelsrichter. Er war Mitglied der Handelskammer Breslau
und dort Vorsitzender des Industrieausschusses, Mitglied des Außenhandelsausschusses des
Deutschen Industrie- und Handelstages, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes
Deutscher Hanfindustrieller sowie >Mitglied des Hauptausschusses des Reichsverbandes der
Deutschen Industrie. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung emigrierte er 1938 mit seiner
Familie in die USA.
Seine Ehefrau Stefanie war die Tochter des Nobelpreisträgers Prof. Dr. Paul Ehrlich und
dessen Ehefrau Hedwig, geb. Pinkus.
Am 14.03.1854 wurde Paul Ehrlich im niederschlesischen Strehlen als Sohn des jüdischen
Likörfabrikanten und Lotterieeinnehmers Ismar Ehrlich und dessen Ehefrau Rosa, geb. Weigert
geboren. Nach dem Medizinstudium in Breslau, Straßburg, Freiburg/Breisgau und Leipzig legte
er das Staatsexamen in Breslau ab und promovierte. Anschließend wurde er Assistent und
Oberarzt an der Charité in Berlin. 1882 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Im Jahr 1891
holte ihn Robert Koch an sein Institut für Infektionskrankheiten. 1896 wurde Paul Ehrlich zum
"Geheimen Medizinalrat" ernannt. Mit seinen Forschungen gilt er als Begründer der
Chemotherapie. Im Jahr 1908 erhielt er für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Immunologie den
Nobelpreis für Medizin gemeinsam mit Elia Metschnikow.
Paul Ehrlich schlug die Erhebung in den Adelsstand aus, weil er nicht aus dem Judentum
austreten wollte. Er verstarb am 20.08.1915.
Das folgende Bild zeigt den Nobelpreistrager Prof. Dr. Paul Ehrlich
V. Generation:
1.2.3.1.1 Dr. Hans Wolfgang Schwerin * 13.01.1906 in Breslau, + 06.07.1987 in New York
Er promovierte 1937 an der Universität Breslau und emigrierte im folgenden Jahr mit seinen
Eltern und dem jüngeren Bruder Günther in die USA. Er fühlte sich zum Schriftsteller
berufen, schrieb Gedichte und Werke für das Theater. 1939 erschien unter dem Pseudonym
Wolfgang H. Syland ein Band seiner Dichtung "Irdische Heimat". Eine Theaterarbeit
"Vorstellung in drei Akten" wurde 1982 veröffentlicht.
1.2.3.1.2 "Günther" Karl Josef Schwerin * 09.01.1910 in Breslau, + 19.05.1997 in München
Er studierte ab 1927 in Maidenhead, Grafschaft Berkshire, England, und emigrierte 1938 in die
USA. Nach seinem Besuch der School of Law an der New Yorker University 1942 - 1945
wurde er von der US-Kriegsabteilung als Bombing Research Analyst angestellt. Später
arbeitete er in einer New Yorker Anwaltskanzlei und verwaltete den Nachlass seiner
Großmutter mütterlicherseits.
III. Generation:
1.2.5 "Sara" Seraphine Rinkel * 1851 + 04.08.1929
Ehemann: Adolph Salomonsohn (Rechtsanwalt und Notar)
* 19.03.1831 in Hohensalza, + 04.01.1919 in Berlin
Heirat: 28.11.1867 in Landeshut
Kinder: 1. Georg * 07.08.1869 in Berlin, + 10.01.1957 in Lugano
2. Gertrud Ernestine * 18.08.1871 in Berlin
3. Martha Ernestine * 21.03.1874 in Berlin, + 18.03.1968 in Paris
4. Elise * 16.03.1875 in Berlin
5. Charlotte * 08.02.1877 in Berlin
"Sara" Seraphine Salomonsohn, geb. Rinkel (1851 - 04.08.1929)
Adolph Salomonsohn (19.03.1831 - 04.01.1919)
Adolph Salomonsohn war ein deutsch-jüdischer Bankier. Er gehörte als einer der
Geschäftsinhaber der Disconto-Gesellschaft zu den prägenden Persönlichkeiten der deutschen
Großbanken während des Deutschen Kaiserreichs. Sein Vater Gedalia war Kaufmann und
stammte aus Kopenhagen. Anstatt der üblichen Talmudausbildung ging er auf das Gymnasium
in Bromberg. Anschließend studierte er Rechtswissenschaften. Nach dem üblichen
Vorbereitungsdienst war er Assessor bei der Vormundschaftsabteilung des Stadtgerichts in
Berlin. Anschließend ging er nach Ratibor und ließ sich dort als Rechtsanwalt und Notar nieder.
Nach einem Konflikt mit dem Justizminister Graf Lippe gab er diese Tätigkeit wieder auf. Im
Jahre 1863 wurde er Syndikus bei der Disconto-Gesellschaft und erhielt bereits 1866 Prokura. Nur
drei Jahre später wurde er in den engsten Führungskreis der Geschäftsinhaber der Bank
aufgenommen. Besonders wichtig war ihm der Eisenbahnbau. Der Bau der Gotthardbahn war
eines der wichtigsten Projekte an denen Salomonsohn beteiligt war. Dank ihm konnte das
wegen drohender gewaltiger Mehrkosten vom Scheitern bedrohte Projekt durchgeführt werden.
Er gehörte den Aufsichtsräten zahlreicher Unternehmen an. Im Jahr 1888 zog er sich aus der
aktiven Geschäftsleitung der Disconto-Gesellschaft zurück.
IV. Generation:
1.2.5.1 Dr. Georg Salomonsohn (Solmssen) Bankier * 07.08.1869 in Berlin, + 10.01.1957 in Lugano
Ehefrau: Giuletta Aselmey * 04.03.1884 in Neapel, + 07.11.1971 in Zürich
Heirat: 1907
Kinder: 1. Harald Karl * 14.09.1908. + 01.09.2006
2. Ulrich Volkmar * 26.10.1909 in Berlin, + 09.06.2002
3. Lilli * 1912, + 1980 in Zürich
Als Dr. Georg Salomonsohn geboren, studierte er Rechtswissenschaften und
promovierte zum Dr. jur. Als Gerichtsassessor schied er 1900 aus dem Staatsdienst aus und
trat in die Disconto-Gesellschaft ein, in der bereits sein Vater tätig war. Er machte rasch
Karriere, 1904 war er bereits Direktor und 1911 wurde er in das Gremium der
Geschäftsinhaber aufgenommen. Nach der Fusion der Deutschen Bank und der Disconto-
Gesellschaft im Oktober 1929 wurde er Vorstandsmitglied des vereinigten Instituts.
Er war bereits am 2. April 1900 konvertiert und hatte am 10. August desselben Jahres seinen
Familiennamen geändert, er nannte sich nunmehr Solmssen. Aber auch dieser Schritt sollte
ihn später nicht schützen. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten setzte seinem Wirken
ein Ende. Zwar fungierte er 1933 auf der Hauptversammlung der Bank noch als deren
Sprecher, doch 1934 musste er den Vorstand der Bank verlassen und gehörte dann noch bis
zur Hauptversammlung 1938 ihrem Aufsichtsrat an. Er emigrierte schließlich mit seiner
Familie in die Schweiz.
Das folgende Bild zeigt Dr. Georg Salomonsohn (Solmssen)
1.2.5.3 Martha Ernestine Salomonsohn * 21.03.1874 in Berlin, + 18.03.1968 in Paris
Ehemann: Moritz Sebastian Kirchheim (Kaufmann)
* 25.07.1870 in Leipzig, + 01.02.1948 in Herefordshire (England)
Heirat: 10.03.1898 in Berlin
Kinder: 1. Ruth Charlotte * 02.08.1899 in Berlin, + 23.02.1989 in Alameda (USA)
2. Eva Lilly * 08.06.1901 in Berlin, + 24.08.1992 in Alameda (USA)
3. Hans Hermann * 02.03.1903 in Berlin, + 14.06.1993 in Rolandia (Brasilien)
4. Gabriele * 15.12.1904 in Berlin, + 29.07.2002
5. Rudolf Paul Gerard * 29.08.1906 in Berlin, + 08.11.2001
6. Gerard Ernest * 03.04.1910 in Berlin, + 05.09.1992
Martha Ernestine Kirchheim, geb. Salomonsohn (21.03.1874 - 18.03.1968)
Charlotte Weigert, geb. Salomonsohn (08.02.1877 - 1961)
1.2.5.5 Charlotte Salomonsohn * 08.02.1877 in Berlin, + 1961 in England
Ehemann: Dr. jur. "Erich" Oscar Weigert (Landgerichtsdirektor)
* 23.01.1872 in Berlin, + 00.09.1943 in Oxford
Heirat: 01.05.1901 in Berlin
Kinder: 1. Maria * 18.12.1902, + 1994
2. Günther Peter * 29.01.1909, + 00.08.1992 in Oxford
3. Hans Werner
Dr. Erich Weigert stammte aus einer sehr bekannten Berliner Kaufmannsfamilie, die die
Wollwarenfabrik Weigert & Co. besaß. Die Produktionsstandorte befanden sich in Berlin-
Charlottenburg und Schmiedeberg. Sein Vater Dr. max Weigert war u. a. Stadtrat,
Vizepräsident der Handelshochschule Berlin und Aufsichtsratsmitglied diverser
Unternehmen. Erich Weigert studierte nach Abschluss der Schulausbildung Jura und legte
im Jahre 1902 die große juristische Staatsprüfung ab. Im Juni 1903 erhielt er die Zulassung
zum Rechtsanwalt. später wechselte er in den Justizdienst. Ab Februar 1908 war er als
Richter am Landgericht Cottbus tätig, ab April 1913 in gleicher Funktion beim Landgericht
Berlin I. Dort erhielt er im Mai 1914 seine Ernennung zum Landgerichtsrat. Nach Kriegsende
erfolgte die Ernennung zum Landgerichtsdirektor beim Landgericht Berlin I.
Im April 1933 wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung beurlaubt und zum 01.12.1933
versetzte man ihn "auf seinen Antrag" in den Ruhestand. Mit seiner Ehefrau emigrierte er im
Juli 1939 nach Großbritannien. Dort lebte er von einer Unterstützung durch Kinder und
Verwandte. Er starb am 21.08.1943 in Oxford.
V. Generation:
1.2.5.1.1 Harald Karl Solmssen * 14.09.1908, + 01.09.2006
Ebenso wie sein Vater Georg und sein Großvater Adolph wurde auch er ein sehr
erfolgreicher Finanzexperte. Er war bei dem großen Versicherungskonzern American
International Group (AIG) in den USA tätig.
1.2.5.1.2 Dr. Ulrich Volkmar Solmssen * 26.10.1909, + 09.06.2002
Er war als Chemiker bei dem großen amerikanischen Pharmaunternehmen Warner-
Lambert in Essex Fells in New Jersey (USA) tätig.
1.2.5.1.3 Lilly Solmssen, verh. Pfister * 1912, + 1980 in Zürich
Sie wurde Kunsthistorikerin.
1.2.5.3.1 Ruth Charlotte Kirchheim * 02.08.1899 in Berlin, + 23.02.1989 in Alameda (USA)
Ehemann: Gerhard Danziger (Deacon) * 19.07.1884 in Halberstadt,
+ 23.06.1957 in San Francisco
1.2.5.3.2 Eva Lilly Kirchheim * 08.06.1901 in Berlin, + 24.08.1992 in Alameda (USA)
Ehemann: Prof. Dr. Alfred Neumeyer * 07.01.1901 in München
+ 21.01.1973 in Alameda (USA)
Heirat: 1026
Prof. Dr. Alfred Neumeyer wurde als Sohn des Rechtswissenschaftlers Karl Neumeyer
geboren. Nach dem Schulabschluss studierte er Philosophie und Kunstgeschichte in
München und Berlin. 1925 wurde er Assistent am Kunsthistorischen Institut in Florenz.
Weitere Stationen waren Museen in Hamburg, Lübeck, Berlin und Rom. Ab 1930 war er
Leiter der Pressestelle der Staatlichen Museen und Dozent in Berlin. Aufgrund seiner
jüdischen Herkunft wurde er 1933 entlassen und emigrierte 1935 mit seiner Familie in die
USA. Dort wurde er Professor am Mills College in Oakland.
1.2.5.3.3 Hans Hermann Kirchheim * 02.03.1903 in Berlin, + 14.06.1993 in Rolandia (Brasilien)
Ehefrau: Hildegard Fritsche
1.2.5.3.4 Gabriele Kirchheim * 15.12.1904 in Berlin, + 29.07.2002
Ehemann: Hans Helmuth Preuss * 19.12.1901, + 14.12.1983
1.2.5.3.5 Rudolf Paul Gerhard Kirchheim * 29.08.1906 in Berlin, + 08.11.2001 in England
Ehefrau: Margaret Dorothy Blunt * 12.06.1913, + 00.05.2000
1.2.5.3.6 Gerard Ernest Kirchheim * 03.04.1910 in Berlin, + 05.09.1992
Ehefrau: Winefride Mary Seed * 29.11.1915, + 05.10.2009
1.2.5.5.1 Maria Weigert * 18.12.1902, + 1994
Ehemann: Otto Brendel * 10.10.1901, + 10.08.1973 in New York
1.2.5.5.2 Günther Peter Weigert (Vigart) * 29.01.1909 in Cottbus, + 00.08.1992 in Oxford
Ehefrau: Eva Seligmann * 25.06.1912, + 07.09.2007 in Oxford
Günther Peter Weigert änderte nach der Emigration seinen Familiennamen in Vigart um.
1.2.5.5.3 Hans Werner Weigert
Ehefrau: Lilly Brandenburg
II. Generation: Familie Sophie Rinkel
1.3 Sophie Rinkel * 1820, + 1905 in Breslau
Ehemann: Abraham Thomas * 00.09.1815 in Jarotschin (Prov. Posen),
+ 11.09.1892 in Breslau
Kinder: 1. Heymann "Heinrich" * 28.03.1849 in Waldenburg, + vor 1940
2. Friedrich Fritz * 1850 in Jarotschin, + vor 1920 in Waldenburg
3. Philippine * 17.01.1854 in Waldenburg, + 25.10.1937 in Breslau
4. Berta * 23.08.1856
5. Flora * 21.06.1862, + 13.01.1933
6. Cäcilie + 1917
Sophie Rinkel, die jüngere Schwester des Leinenfabrikanten Isidor Rinkel aus Landeshut, war
in Waldenburg mit dem Kaufmann Abraham Thomas verheiratet.
III. Generation:
1.3.1 Heymann "Heinrich" Thomas * 28.03.1849 in Waldenburg, + vor 1940
Ehefrau: Pauline Eylenburg * 30.08.1853 in Pleschen, + 03.02.1940 in Breslau
Heirat: 24.02.1879 in Waldenburg
Kinder: 1. Charlotte Margarethe * 28.11.1879 in Waldenburg, + 1942 in Treblinka
2. Elisabeth * 19.02.1881 in Waldenburg, + 1942 in Lublin
1.3.2 Friedrich Fritz Thomas * 1850 in Jarotschin, + 1920 in Waldenburg
Ehefrau: Jenny Glaser * 1850, + um 1920 in Waldenburg
Heirat: 1879 in Ohlau
Kinder: 1. Else * 25.09.1879 in Waldenburg, + 1950
2. Kurt * 30.08.1880 in Waldenburg, + 19.02.1943 in Auschwitz
3. Paul * 14.04.1884 in Waldenburg, + 1945 in Shanghai
1.3.3 Philippine Thomas * 17.01.1854 in Waldenburg, + 25.10.1937 in Breslau
Ehemann: Heinrich Eylenburg * 06.05.1845 in Pleschen, + 18.01.1939 in Breslau
Heirat: 21.04.1874 in Waldenburg
Kinder: 1. Paul "Wilhelm" * 04.07.1875 in Waldenburg, + 21.11.1938 in Buchenwald
2. Richard * 29.06.1881 in Waldenburg, + 06.01.1969 in München
Heinrich Eylenburg besaß in Waldenburg ein Nähmaschinengeschäft. Im Jahre 1905 zog die
Familie nach Breslau. Verheiratet war er mit der Schwester seines Schwagers Heinrich Thomas
(s. Ziff. 1.3.1)
1.3.4 Berta Thomas * 23.08.1856 in Waldenburg,
Ehemann: Josef Stern (Kaufmann) * 1855 in Gogolin (O.S.), + 18.02.1896 in Breslau
1.3.5 Flora Thomas * 21.06.1862 in Waldenburg, + 13.01.1933
Ehemann: Philipp Rinkel (Destillateur) * 21.05.1855 in Steinau an der Oder, + 20.01.1933
Die Familie Rinkel lebte in Jauer.
IV. Generation:
1.3.3.1 Dr. jur. Paul "Wilhelm" Eylenburg (Amtsgerichtsrat)
* 04.07.1875 in Waldenburg, + 21.11.1938 in Buchenwald
1.3.3.2 Dr. jur. Richard Eylenburg (Rechtsanwalt)
* 29.06.1881 , + 06.01.1969 in München