Adami, Ernst Daniel

Musikpädagoge, Theologe, Schriftsteller
* 19.11.1716 in Zduny (Landkreis Krotoschin)       + 29.06.1795 in Pommerswitz (Krs. Leobschütz)
Wirkungsstätte: Landeshut

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Ernst Daniel Adami, am 19.11.1716 in Zduny (Landkreis Krotoschin, am Südrand der preußischen Provinz Posen) geboren, war ein deutscher Kapellmeister, Organist, Musikpädagoge, Schriftsteller, Chordirektor, Lehrer und evangelischer Theologe. Dem Willen seines Vaters folgend, sollte er einen Handwerksberuf erlernen. Er fühlte sich jedoch zur Literatur und Musik hingezogen. Zunächst erhielt Adami privaten Musikunterricht, später besuchte er ein Gymnasium in Thorn. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss wurde er Erzieher des Sohnes des Grafen von Dohna-Wartenberg-Leistnau. Im Jahr 1738 schrieb er sich als Student der Theologie an der Universität Jena ein, wo er um 1740 den Titel eines Magister artium (Lehrer der Künste) erwarb. Dies ist ein akademischer Grad, den ein Student damals nach dem Studium der folgenden "Sieben Freien Künste" erhielt: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie.

Nach einem kurzen Heimataufenthalt in seinem Geburtsort Zduny wurde Adami am 01.06.1743 Konrektor der evangelischen Lateinschule in Landeshut und Chorleiter. Er behielt diese Stelle bis zu seinem Weggang im Jahr 1757, da er in jenem Jahr eine Pfarrstelle in Sorge annahm. Nach weiteren Pfarrstationen, wechselte er im Jahr 1763 nach Pommerswitz bei Neustadt in Oberschlesien.

Verheiratet war Adami seit dem 18.08.1760 mit Anna Rosina Predel. Ob aus dieser Verbindung Kinder hervorgegangen sind, ist nicht bekannt. Er starb am 29.06.1795 in Pommerswitz, Kreis Leobschütz. Bekannt wurde Adami durch geschichtliche Abhandlungen über seine schlesische Heimat, insbesondere über Landeshut. Folgende Werke brachte er u. a. heraus:

  • Unvorgreifliche Gedancken über die ehmahlige Hut auf dem so genandten Burg-Berge bey Landeshut in Schlesien, und was sonst auf demselben beträchtliches von Alterthümern vorkommt (1751);
  • De Eruditis Landeshutta oriundis: oder das gelehrte Landeshut in Schlesien; das ist umständliche Lebens-Beschreibungen gelehrter Landeshütter, die aus dessen Weichbilde entsprungen und sich durch ihre Verdienste auser und in dem Vaterlande bekannt gemacht, und noch mit ihrem Fleiße hervorthun; aus verschiedenen glaubwürdigen Urkunden als einen Beytrag zur Schlesischen gelehrten Geschichte von Landeshut in Schlesien (1753).

       Nur wenige der in dieser Aufstellung genannten Gelehrten sind 
       tatsächlich berühmt geworden. Trotzdem hat Adamis Abhandlung 
       kulturgeschichtlichen Wert, da sie die geistige Regsamkeit auch der 
       unteren Schichten der Bevölkerung verdeutlicht. Darüber hinaus war 
       es unter den damaligen Lebensbedingungen äußerst schwierig, ohne
       ausreichende Bibliotheken, technische Einrichtungen und finanzielle
       Unterstützung durch die Eltern die Voraussetzungen für ein Studium
       zu erlangen.

  • Versuch einer Religions-Geschichte von Landeshut in Schlesien....bis 1635;
  • Freye Gedanken über das Seltne und Betrachtungswürdige an einem zu Landeshutt 1755 gefällten Buchen-Baum mit welchen die physicalische Mögligkeit deßselben aus sichren Gründen der Natur Wißenschafft darstellt (1756).


Neben seinen geschichtlichen Abhandlungen verfasste Adami auch mehrere musische Werke:

  • Vernünftige Gedanken über den dreifachen Widerschall vom Eingange des Adersbachischen Steinwaldes im Königreich Böhmen (1750);
  • Philosophische - musikalische Abhandlung über das göttlich Schöne der Gesangsweise in geistlichen Liedern bei öffentlichem Gottesdienste (1755);
  • Mehrere Kantaten stammen ebenfalls aus seiner Feder.


Quellen:
- Meusel, Johann Georg: Lexikon der vom Jahr 1750 - 1800 verstorbenen
  Teutschen Schriftsteller
- Schwanitz, Jürgen: Rohnau am Scharlachberg - 2. Auflage
- Seeliger, Prof. Dr. Hermann: Der Schulreformer Carl Abraham von
   Zedlitz (Heimatbuch des Krs. landeshut - 1954)
- Wikipedia

Arlet, Jakob

Zisterziensermönch, Maler und Kupferstecher
* 16.10.1661 in Ober Politz, bei Böhmisch Leipa      * 27.12.1802 in Grüssau
Wirkungsstätte: Grüssau

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Der Grüssauer Zisterziensermönch P. Jakob Arlet wurde am 16. Oktober 1661 in Ober Politz unweit von Böhmisch Leipa geboren und auf den Namen Hans Kaspar getauft. Sein Vater Christoph Arlet stammte aus Zwickau in Böhmen und kam 1652 von dort als Schulmeister nach Ober Politz. Mit seiner Frau Maria hatte er neun Kinder, darunter sieben Jungen. Hans Kaspar wurde wurde als fünftes Kind geboren.

Hans Kaspar Arlet besuchte das Benediktinergymnasium in Braunau. Nachdem er die Humaniora - eine in der Renaissancezeit übliche humanistische Ausbildung, die der Hochschulreife entspricht - absolviert hatte, trat er im Herbst 1682 in das Zisterzienserkloster Grüssau ein. Nach der Einkleidung erhielt er dort den Ordensnamen Jakob und am 21. November 1683 legte Pater Jakob die Ordensgelübde vor dem bedeutenden Grüssauer Abt Bernhard Rosa ab.

Zunächst studierte er an der dortigen Hauslehranstalt Theologie. Am 22. Februar 1687 empfing er in der Pfarrkirche in Neisse zunächst die Subdiakonsweihe und am 12. Dezember 1687 ebenfalls dort die Diakonsweihe. Abt Bernhard Rosa schickte den jungen Diakon am 17. Juli 1688 nach Braunau, wo er sich am dortigen Kloster bei dem Benediktinermönch und Kupferstecher P. Prokop Jaschke in der Kunst des Kupferstechens ausbilden lassen sollte.

Besonders in der Zeit der katholischen Restauration spielten volkstümliche Schriften und Bilder eine wichtige Rolle. So hatte das Kloster Grüssau einen großen Bedarf an Kupferstichen, die durch namhafte Künstler erstellt wurden und hohe Kosten verursachten. Abt Bernhard Rosa sah es deshalb als vorrangig an, dass ein Mitglied des Klosters die Herstellung der kostspieligen Kupferplatten erlernte.

Am 30. September 1689 trat P. Jakob eine zweite Studienreise an, die ihn zur Abtei Leubus führte. Hier begann er eine Lehre bei Michael Willmann, der später die Grüssauer Josephskirche gestaltete. Zwischen 1690 und 1692 schuf Arlet u. a. ein Kupferstichportrait des Heinrichauer Abts Heinrich III. Kahlert. Auch das bekannte Grüssauer Nothelferbuch mit 14 von P. Jakob signierten Kupferstich-Heiligenbildern entstand in dieser zeit. Es wurde 1693 von dem Hausverleger des Klosters Grüssau, dem Glatzer Andreas Franz Pega in großer Auflage gedruckt.

Wie lange P. Jakob sich in der Werkstatt von Michael Willmann aufhielt, ist nicht bekannt. Aber Ende Mai 1692 war er im Auftrage des Abtes von Grüssau Bernhard rosa zum zweiten Male bei Meister Willmann in Leubus. Er sollte mit ihm die vorbesprechungen wegen des monumentalen Freskenzyklus der Grüssauer Josephskirche führen. Von 1692 bis 1695 arbeitete P. Jakob dann als Willmanns Gehilfe an den Deckenfresken der Grüssauer Josephskirche.

1696 wurde P. Jakob in das Tochterkloster Warmbrunn geschickt, wo er zunächst als Prediger und Beichtvater wirkte. Am 13. November 1698 ernannte ihn der neue Grüssauer Abt Dominikus Geyer zum Kantor und Küchenmeister. Trotz dieser neuen Aufgabe war P. Jakob weiterhin künstlerisch tätig. So fertigte er durch Vermittlung seines Abtes für den Abt Malachias Baguda im oberschlesischen Kloster Himmelwitz Kupferplatten für ein geplantes Gebetsbuch an.

Um 1700 wurde P. Jakob Arlet nach Grüssau zurückberufen, wo er Küchen- und Kellermeister wurde und Latein an der Klosterschule unterrichtete. Am 27. Dezember 1702 starb er auf tragische Weise. Er wollte aus dem Keller Wein holen, glitt auf der vereisten Treppe aus, stürzte und verletzte sich schwer am Genick. Erst nach geraumer Zeit wurde er von Mitbrüdern bewusstlos aufgefunden. Er konnte nur noch die hl. Ölung empfangen. Am Abend bekam er vermutlich eine Hirnblutung und verstarb.

(Verfasser: Wolfgang Kraus)

Quellen:

  • von Lutterotti, P. Nikolaus, O.S.B.: Der Grüssauer Zisterzienser P. Jakob Arlet, ein schlesischer Kupferstecher der Barockzeit. In: Der Wanderer im Riesengebirge, Nr. 12, Dezember 1931, S. 181ff.
  • Rose, P. Ambrosius, O.S.B.: Profeßbuch von Grüssau. Leben und Wirken der Zisterzienser 1292 - 1810, Köln 1990, S. 58
  • Wikipedia

Bildnis der hl. Katharina (von Jakob Arlet).

Kupferstich aus dem Grüssauer Nothelfer-Buch von 1693.

Barthel, Paul

Kunstmaler
* 07.09.1900 im Kreis Neiße                                    + 11.04.1969 in Gertenbach
Wirkungsstätte: Grüssau

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Im Schatten der Grüssauer Klostertürme war Paul Barthel zu Hause. Als Grüssauer Kunstmaler machte er sich einen Namen. Geboren wurde Paul Barthel am 07.09.1900 im Kreis Neiße. Seine Kindheit verlebte er in Münsterberg, wo er nach seiner Schulentlassung den Beruf eines Malers erlernte. In Strehlen legte er seine Gehilfenprüfung ab. Dem Rat seines ehemaligen Zeichenlehrers folgend, der bereits früh Paul Barthels künstlerisches Talent erkannt hatte, begann er in Münsterberg seine ersten Malversuche. Nach dem 1. Weltkrieg arbeitete er zunächst in Breslau als Dekorationsmaler, um anschließend zwei Jahre in Krummhübel zu wirken. Dort zeigte er großes Interesse an der Bauernmalerei, die ihn später auch in die Lage versetzte, sich als Restaurateur alter Bauernmöbel zu betätigen. In Breslau erwarb er den Meistertitel und begab sich als Freihandmaler in das Waldenburger Industriegebiet. Dort traf er auf den bekannten deutschen Kunstmaler Martin Sternagel, der damals Mitglied der Waldenburger Künstlergilde war. Sternagels Fresken und große Wandbilder waren ein Begriff. Mit dessen Unterstützung wagte sich nun Paul Barthel auch an größere Aufgaben heran.

Nach einiger Zeit verließ Paul Barthel das Waldenburger Bergland und begab sich in das Riesengebirge. In Grüssau fand er eine neue Heimat, erwarb das Hotel Klosterhof und gründete hier auch eine Familie. Obwohl er nun als Hotelier eine neue Aufgabe gefunden hatte, vergaß er das Malen nicht. Mit Leinwand und Staffelei zog er aus, um die Schönheiten der Landeshuter Bergheimat bildlich festzuhalten. Er selbst bezeichnete es als ein großes Glück, dass in dieser Zeit der Breslauer Kunstmaler Joh. Drobek nach Grüssau kam und während der Restaurierungsarbeiten der Willmann`schen Fresken als Gast bei ihm weilte. "Von ihm habe ich viel gelernt", betonte Paul Barthel später immer wieder.

Im Jahre 1939 unternahm Barthel Studienreisen nach Lissabon und Teneriffa und hielt die dortigen Landschaften in seinen Bildern fest. Leider gingen sämtliche seiner Werke nach dem 2. Weltkrieg verloren.

Grüssau und der Kreis Landeshut waren für ihn zur Heimat geworden. Die Landeshuter Landschaft, barocke Türme und Häusergiebel, das ferne Blau der Berge, die blühenden Täler mit ihren Bächlein, der erste Schnee, der die Berge umhüllte und der schöne sonnige Rauhreifmorgen. Paul Barthels Malerauge war immer wieder neu entzückt. Nach der Vertreibung lebte er mit seiner Ehefrau Charlotte, geb. Glump zunächst in der Nähe von Rendsburg, später in Gertenbach bei Witzenhausen (Hessen). Auch hier malte er die Landschaft, die Seen und das Meer. Er starb am 11.04.1969.

Quelle:
-
Schlesischer Gebirgsbote

Paul Barthel in seinem Atelier

Innenansicht des Klosterhofes in Grüssau

Bartsch (auch Barthisius), Enoch

Pfarrer und Inspektor in Schweidnitz
* 06.01.1578 in Friedeberg am Queis                     + 14.09.1633 in Schweidnitz
Wirkungsstätte: Landeshut

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Enoch Bartsch oder auch lateinisiert "Barthisius", wie es damals unter gelehrten Menschen oft üblich war, wurde wohl in Friedeberg am Queis am 6. Januar 1578 geboren. Es gibt allerdings auch Hinweise darauf, dass sein Geburtsort Reußendorf gewesen sein könnte, was aber nicht wahrscheinlich erscheint.

Sein Vater Melchior Barthisius war in Friedeberg Kantor gewesen und wurde kurz nach der Geburt seines Sohnes als Pastor nach Reußendorf berufen, wo er Nachfolger seines Freundes Zacharias Sommer wurde. Enochs Mutter war Juditha, geb. Teufelin. Melchior Barthisius wechselte 1589 von Reußendorf nach Berbisdorf, Kreis Hirschberg, später war er Lehrer in Ober- und Nieder-Mois, Kreis Striegau, wo er am 18. August 1625 beerdigt wurde.

Bis zu seinem 12. Lebensjahr wurde Enoch von seinem Vater unterrichtet und am 14. Juni 1589 gelangte er auf die Schule nach Hirschberg. Dort nahm sich der Rektor Valentin Emrich, der spätere Bürgermeister der Stadt Hirschberg, des jungen Enoch an. Nach dem Schulabschluss begann er an der Leucorea-Universität in Wittenberg ein umfassendes Studium insbesondere der Theologie, das er 1598 erfolgreich vollendete. Er kehrte zurück nach Schlesien und wurde im Jahre 1599 Diakon an der Stadt- und Pfarrkirche in Landeshut. Im selben Jahr heiratete er Elisabeth (1), die Tochter aus erster Ehe des dortigen langjährigen Pfarrers Ambrosius Lange, der drei Kinder durch die Pest verloren hatte. Enoch Bartsch hielt seine Hochzeit im Hause seines Vaters in Berbisdorf ab.

Im April 1607 erhielt er einen Ruf nach Schweidnitz, wo er 3. Diakon an der Haupt- und Pfarrkirche wurde. Am 20. Mai hielt er seine erste Mittagspredigt. Noch im selben Jahre wechselte er dort auf eine höher dotierte Stelle. Er war in seiner Gemeinde sehr beliebt, denn er zeichnete sich durch einen freundlichen und den Menschen zugewandten Umgang aus. Außerdem versah er sein Amt als Pfarrer mit großer Sorgfalt und stets zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und den Gläubigen seiner Gemeinde. Als dann 1609 der erste Pastor Friedrich Holstein starb, wurde Enoch Bartsch am 24. März 1610 zu dessen Nachfolger gewählt und erhielt gleichzeitig die Aufgaben als Inspektor der Schulen übertragen.

Doch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges trafen schließlich auch die Schlesischen Lande hart. Enoch Bartsch sah sich am 22. Januar 1629 machtlos den schweren Plünderungen der katholischen kaiserlichen Truppen unter Führung des Burggrafen Karl Hannibal von Dohna (1588 - 1633) ausgesetzt. Noch am selben Tage wurde er zusammen mit seinen Kollegen Archidiakon Johann Flaschner und den Diakonen Caspar Glogner und Johann Beern aus der Stadt geschafft. Bartsch fand Zuflucht im Fürstentum Liegnitz. Er ging zunächst nach Groß Wandriß und wurde schließlich 1631 Pastor und Senior in Steinau an der Oder.

Die ständigen Kriegszüge ließen das Volk stark verarmen. Am 29. August 1632 schließlich wurde die Stadt von einer kroatischen Soldateska völlig niedergebrannt und sämtliche Einwohner wurden verjagt. Enoch Bartsch begab sich nach Liegnitz, um sein weiteres Schicksal abzuwarten. So kam es, dass er zurück nach Schweidnitz durfte, das inzwischen wieder protestantisch war. Mit großer Freude konnte er am 12. Oktober 1632 sein altes Amt als 1. Pastor wieder einnehmen. Ihm zur Seite gestellt wurde der Sohn des mit ihm vertriebenen inzwischen aber in Breslau verstorbenen Archidiakons Johann Flaschner, der auch Johann hieß. Als Diakon unterstützte ihn Friedrich Scholtz. Ein knappes Jahr noch konnte Enoch Bartsch sein schwieriges Amt ausüben. Am 14. September 1633 starb er im alter von 56 Jahren an der Pest.

Von seiner Familie ist nur wenig bekannt. Ein Sohn Enoch Barthisius hatte 1622 an der Universität in Wittenberg promoviert und die Schrift seinem Vater gewidmet. Ein weiterer Sohn Gottfried Barthisius wurde 1603 geboren und war zuletzt in Liegnitz. - Ein Bruder von ihm Tobias Barthisius, Ober-Diakon an der Liebfrauenkirche in Liegnitz, starb am 5. Mai 1685. Ein jüngerer Bruder Melchior Barthisius, ein Lehrer für die adlige Jugend in Adersbach und Merkelsdorf, starb am 1. Februar 1620 bei einem Explosionsunglück.

Anmerkung zu 1) dritter Absatz:
Die Angaben bei Adami widersprechen z. T. den Informationen von Neß auf dieser Homepage unter Kapitel Landeshut - Kirchen - Kath. Pfarrkirche. So hat das Ehepaar Lange 1599 drei Kinder durch die Pest verloren, aber im selben Jahr heiratete eine Tochter Elisabeth den Diakon Enoch Bartsch. Sie muss also deutlich älter gewesen sein, als ihre verstorbene gleichnamige Schwester. Auf der Homepage wurde ihr unter dem o.g. Kapitel kein Name zugewiesen. Früher war es oft üblich, dass nach dem Tod eines getauften Kindes das nächste Kind gleichen Geschlechts den Vornamen des verstorbenen Geschwisterchens bekam. Das würde bedeuten, dass Elisabeth die jüngere Schwester der an Pest verstorbenen Elisabeth wäre, die 1599 mit 12 Jahren verstarb. Es ist also äußerst unwahrscheinlich, dass die Elisabeth, die 1599 Diakon Bartsch heiratete noch ein Kind von 10 oder 11 Jahren gewesen sein soll. Hier bleiben zunächst noch Unklarheiten.

(Verfasser: Wolfgang Kraus)

Quellen:

  • Adami, Ernst Daniel: Das gelehrte Landeshut...., Breslau u. a. 1753, S. 137ff.
  • Adami, Ernst Daniel: Versuch einer Religions-Geschichte von Landeshut in Schlesien...., 1. Teil, Breslau u. Leipzig 1753, S. 147ff.
  • Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 5, 1877, S. 309
  • Hensel, Johann Daniel: Historisch-Topographische Beschreibung der Stadt Hirschberg in Schlesien seit ihrem Ursprunge bis auf das Jahr 1797, Hirschberg 1797, transkr. u. hrsgg. von Ullrich Junker, 2017
  • Neß, Ditmar: Schlesisches Pfarrerbuch, 7. Band, Regierungsbezirk Liegnitz, Teil II, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2016
  • Wikipedia

Blaeschke, Alfons

Theologe, Generalvikar in Breslau
* 02.11.1870 in Lindenau, Kreis Grottkau               + 26.11.1950 in Herdringen, Westfalen
Wirkungsstätten: Landeshut, Neuen

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Alfons` Vater Joseph Blaeschke (1837 - 1906) stammte aus dem Kreis Grottkau in Oberschlesien, seine Mutter Ida Franziska Auguste, geb. Berndt (1844 - 1893), kam aus dem Krelkau, Kreis Frankenstein in Niederschlesien, wo das Paar auch 1864 heiratete. Die Eheleute lebten in Laßwitz, später in Lindenau im Kreis Grottkau. Alfons Blaeschke wurde am 2. November 1870 in Lindenau, Kreis Grottkau geboren. Er war das vierte von acht Kindern.

Nach dem Theologiestudium vermutlich an der Universität in Breslau erfolgte dort 1896 seine Weihe zum Priester und Blaeschke erhielt eine Anstellung als Kaplan in Landeshut. 1899 wurde er Pfarrer in Neuen und ging 1909 in gleicher Funktion nach Liegnitz. Hier bekleidete er auch das Amt des Kreisschulinspektors.

Am 14. Dezember 1915 berief ihn Fürstbischof Adolf Johannes Bertram (1859 - 1945), der spätere Kardinal, zum Domkapitular und ein Jahr später zum Generalvikar in Breslau. Dieses Amt übte er bis 1938 aus. Zusätzlich wurde er am 1. Dezember 1924 noch Dompropst und Apostolischer Protonator. Außerdem wurde ihm der Titel eines Dr. theol. h. c. verliehen.

Alfons Blaeschke blieb auch nach Kriegsende noch bis Juli 1947 in Breslau, musste aber schließlich die Heimat verlassen. Er fand Aufnahme bei den Breslauer Ursulinerinnen, die in Herdringen in Westfalen eine Heimstatt gefunden hatten. Dort starb er kurz nach seinem 80. Geburtstag am 26. November 1950.

(Verfasser: Wolfgang Kraus)

Quellen:

  • Adenauer, Evelyne A.: Das christliche Schlesien 1945/46. Wie die Erzdiözese Breslau und die Kirchenprovinz Schlesien der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union endeten und in Schlesien polnische katholische Apostolische Administraturen eingerichtet wurden, Berlin 2014
  • Bendel, Rainer (Hrsg.): Vertriebene finden Heimat in der Kirche. Integrationsprozesse im geteilten Deutschland nach 1945, Köln - Weimar - Wien 2008, S. 638
  • Kaps, Johannes: Der Domprobst von Breslau Festschrift zum 80. Geburtstag Sr. Gnaden, des hochwürdigsten Herrn Apostol. Protonotars a.i.p. Prälat Dr. Alfons Blaeschke, Dompropst von Breslau, Miesbach 1950
  • Rathay-Biographien
  • Wikipedia
  • www.christoph-www.de
  • www.pacelli-edition.de/kurzbiografie-pdf.html?dno=2019

Brandl, Peter Johann

Barockmaler

* 24.10.1668 in Prag                                                         + 24.09.1735 in Kuttenberg/Böhmen
Wirkungsstätte: Grüssau

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Johann Peter Brandl (auch Brandel oder Prantl) wurde als Sohn eines Schneiders und Gastwirtes am 24. Oktober 1668 in Prag geboren. Seine Mutter Alzbeta Hrbková entstammte einer Bauernfamilie aus Prestanice. Er besuchte das angesehene Prager Jesuitengymnasium, um danach eine Ausbildung als Maler zu beginnen. Von 1685 bis 1691 wurde der Prager Maler Christian Schröder sein Lehrmeister, der nach seinen Studien in Rom und Venedig Hofmaler bei Kaiser Leopold I. war. Durch Schröder lernte er die Werke der italienischen und niederländischen Meister kennen. So wurde Brandl schon früh mit der Portraitmalerei bekannt und fertigte seine ersten Portraits mit 19 Jahren an. Sein Vorbild war aber nicht sein Lehrmeister, sondern der Maler Karel Skréta. Es folgten Aufträge kirchlicher Institutionen für religiöse Werke, mit denen er sich großes Ansehen erwarb. Seit 1694 war er Meister der Altstädter Malerzeche (Gilde) in Prag.

Mit 33 Jahren heiratete er Helena Franziska, die Tochter eines Malers, mit der er drei Kinder hatte, die er jedoch später verließ. Sein Sohn Anton wurde als Schüler von Michael Heinrich Rentz Kupferstecher und arbeitete meist in Kukus (Kuks) in der Nähe von Trautenau für den Grafen von Sporck.

Der greise Abt von Grüssau Innozenz Fritsch suchte für den Neubau der Abteikirche einen würdigen Künstler für ein neues Altarbild. Seine Wahl fiel auf Peter Johann Brandl und im Frühjahr 1731 erhielt der Maler den Ruf nach Grüssau. Als der Brief des Abtes den berühmten Künstler erreichte, saß dieser unverbesserliche Verschwender in Königgrätz in Schuldhaft. Die Aussicht, freizukommen und gute Kost und Verdienst in Grüssau zu erlangen, veranlassten Brandl, das Kreisamt Königgrätz inständig zu bitten, ihm die Reise nach Grüssau zu gestatten. Er versprach hoch und heilig, alle Schulden von seinem dortigen Verdienst sofort zu begleichen. Doch der Kreishauptmann von Königgrätz traute ihm nicht und ließ bei der königlichen Statthalterei in Prag anfragen, unter welchen Bedingungen Brandl aus dem Arrest zu entlassen sei, um ihm die Reise nach Grüssau zu gestatten. Nach längerem Zögern wurde am 24. Juli 1731 die Erlaubnis erteilt. Allerdings musste Brandl sich schriftlich dazu verpflichten, von seinem in Grüssau zu erwartenden Lohn zuerst seine notleidende Gattin und dann seine Gläubiger zu befriedigen.

Hinter dem Rücken von Brandl wurde der Kreishauptmann von Königgrätz beauftragt, den Prälaten von Grüssau anzuweisen, vom mit dem Maler vereinbarten Honorar 900 Gulden zurückzubehalten und an das Kreisamt Königgrätz abzuführen. Trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen ließ sich der Abt nicht davon abbringen, den großen Künstler in seine Dienste zu nehmen.

Brandl machte sich mit zwei Gesellen auf den Weg nach Grüssau und am 14. August 1731 wurde schließlich der Arbeitsvertrag mit dem Kloster unterzeichnet. Darin verpflichtete sich Brandl, das Hochaltarbild der neu erbauten Klosterkirche anzufertigen. Dafür sollte er insgesamt 3000 Gulden in Raten erhalten, davon 500 sofort als Anzahlung und zur Beschaffung der Materialien. Während dieser Zeit wurde er mit seinen beiden Gesellen voll verpflegt.

Umgehend machte sich Brandl ans Werk. Schon mit dem 10. September 1731 beginnen die monatlichen Ratenzahlungen. Sein Auftrag war, die Himmelfahrt Marias zu malen. Es gelang Brandl eine einzigartige Darstellung der Maria, indem er sie vom Rande des Bildes zu dessen Scheitel emporschweben lässt und sie nicht, wie immer wieder vielfach dargestellt, ins Zentrum stellt.

Da Brandl offenbar sehr eifrig bei seiner Arbeit war, gab es keinen Anlass zu klagen. So ließ auch die Wachsamkeit des Abtes sehr zu seinem Nachteil nach. Von den kostspieligen Ausflügen des Malers war offenbar im Kloster nichts bekannt, sonst hätte man sie sicher verhindert. Nach und nach erhielt der Abt Mahnschreiben der verschiedensten Gläubiger, die er zunächst ignorierte. Doch dann erreichte ihn ein Brief der Gattin der Malers vom 2. Februar 1732 und darin beschrieb sie eindringlich ihr häusliches Elend, verursacht durch den herzlosen und leichtsinnigen Ehemann, der schon seit 1721 sich nicht mehr um seine Familie gekümmert hatte und so gut wie keine Alimente gezahlt hatte. Auch der Kreishauptmann von Königgrätz meldete sich wieder beim Abt mit hohen Geldforderungen. Abt Innozenz wollte aber nicht, dass Brandl von der geheimen Absprache erfuhr, denn er fürchtete zu Recht, dass der Meister dann das Altarbild nicht vollenden würde. Zunächst spielte der Abt auf Zeit und ließ die Anfragen unbeantwortet.

Am 21. November 1732 meldete er dann nach Königgrätz, dass das Altarbild vollendet und ordnungsgemäß abgeliefert worden war und dass der Meister vehement auf der Auszahlung des Restes des vereinbarten Honorars bestanden hatte. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Abt froh war, als Brandl aus Grüssau abreiste. Doch der größte Ärger für ihn kam erst noch. Von allen Seiten erreichten das Kloster Rechnungen, die auf den Leichtsinn des Künstlers ein grelles Licht warfen. Von Schneiderrechnungen über offene Kretschamrechnungen für Speisen und Getränke in großer Zahl bis zu Ausgaben für Arztbesuche und Medikamente aller Art hatte der liederliche Künstler nichts ausgelassen. Doch der Abt erwies sich als Mäzen und ließ die Rechnungen begleichen, denn er hatte immerhin ein bedeutendes Altargemälde "Maria Himmelfahrt" und zwei weitere Altarblätter "Der hl. Johannes Nepomuk spendet Almosen" und "Der sterbende hl. Franziskus Xaverius" erhalten.

Obwohl Peter Johann Brandl durch seine Werke in hohem Ansehen stand und viele Aufträge hatte, führte er ein unstetes Leben in ungeordneten finanziellen Verhältnissen. Er führte keine Werkstatt im herkömmlichen Sinne, sondern arbeitete oft mit anderen Künstlern zusammen. Dessen ungeachtet hinterließ Brandl ein umfangreiches Werk von über 500 Bildern. Darunter sind neben Altarbildern und Fresken auch Portraits und Genre-Bilder in verschiedenen Schlössern und Galerien. Zu Recht zählt er zu den bedeutendsten Barockmalern Böhmens.

Gegen Ende seines Lebens ließ sich Brandl im östböhmischen Kuttenberg nieder, wo er trotz seines künstlerischen Erfolges seine letzten Lebensjahre in ärmlichen Verhältnissen verbrachte und am 24. September 1735 starb. Der Magistrat von Kuttenberg ließ es sich jedoch nicht nehmen, für den großen Künstler ein prächtiges Begräbnis zu organisieren. Sein Grab befindet sich in der dortigen Marienkirche.

(Verfasser: Wolfgang Kraus)

Quellen:

  • Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, 2. Teil, 1857
  • Grueber, Bernhard: "Brandel, Peter Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 237
  • P. Nikolaus von Lutterotti O.S.B.: Der Maler Peter Brandl in Grüssau. Tragikomisches aus einem Künstlerleben. In: Der Wanderer im Riesengebirge, Nr. 10, Oktober 1925, S. 201 ff.
  • Wikipedia


Brandl - Selbstportrait (1700)

Brandl - Portrait eines Schülers (1735)

Grüssau - Klosterkirche, Hauptaltar mit Altarbild von Brandl

Altarbild von Brandl

Brodkorb, Josef

Leinenkaufmann
* 17.11.1857 in Langenbrück (Kreis Neustadt OS.)      * 25.06.1946 in Seesen
Wirkungsstätte: Landeshut

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Der Stadtälteste von Landeshut, Stadtrat Josef Brodkorb, war eine der bekanntesten Landeshuter Persönlichkeiten. Das Licht der Welt erblickte er am 17.11.1857 in Langenbrück im Kreise Neustadt OS. als Sohn des Maurermeisters Johann Georg Brodkorb und dessen Ehefrau Maria, geb. Breier. In eine kinderreiche Familie wurde er hineingeboren. Gemeinsam mit sechs Geschwistern verbrachte er seine Kindheit und Jugendzeit. Nach Beendigung der Schulzeit besuchte er in Sorau die Webschule und absolvierte eine Textilfachausbildung in einer Weberei.

Im Jahre 1889 kam Josef Brodkorb nach Landeshut und arbeitete zunächst bei der Leinenfirma Buttermilch. Gemeinsam mit seinem dortigen Kollegen Drescher gründete er 1890 das Leinenversandgeschäft "Brodkorb & Drescher", das seine ersten Geschäftsräume in der Pfortengasse hatte. 1899 erwarb die Firma das Grundstück Bismarckstr. 4/5, um von dort aus das Geschäft in größerem Umfang zu betreiben. Nach dem Tod seines Teilhabers Drescher wurde Josef Brodkorb Alleininhaber der Schlesischen Gebirgsleinen- und Gebild-Handweberei, der Wäschefabrik und des Versandhauses. Die Firma entwickelte sich zu einem über Deutschland hinaus bekannten Unternehmen. Dieser geschäftliche Erfolg ist ihm keinesfalls in den Schoß gefallen. Dazu gehörten ein starker Wille, Tatkraft und Zielstrebigkeit. Große Barmittel brachte er nicht mit. Von ihm selbst stammte die Äußerung: "Nach Landeshut kam ich mit noch genau 50 Pfennigen in der Tasche". Um 1900 erweiterte Josef Brodkorb seinen Grundbesitz durch Kauf des sehr geschichtsträchtigen Hauses Bismarckstr. 6 und 7. In diesem stattlichen Haus befand sich früher eine Niederlassung der "Preußischen Seehandlung", der Staatsbank Friedrichs des Großen, die auf Initiative Peter Hasenclevers in Landeshut errichtet wurde.

Neben seiner verantwortungsvollen beruflichen Tätigkeit wirkte Josef Brodkorb auch aktiv an der Gestaltung des öffentlichen Lebens mit. Er bekleidete viele politische Ehrenämter. Er war Stadtverordneter, Magistratsmitglied, Dezernent des städtischen Gas- und Wasserwerkes, Kreisvorsitzender der Zentrumspartei und Provinziallandtagsab-geordneter. Gerade in der damaligen Zeit war die Ausübung eines politischen Ehrenamtes mit sehr großem Idealismus verbunden. Josef Brodkorb berichtete manchmal, dass er als Redner von Landeshut nach Albendorf zu Fuß gegangen sei. Dies bedeutete einen Marsch von ca.
4 - 5 Stunden für eine Tour, dann die Versammlungsrede halten und anschließend den gleichen Weg wieder zurück nach Landeshut gehen.

An seinem 70. Geburtstag wurde er wegen seiner besonderen Verdienste zum "Stadtältesten" ernannt. Gleichzeitig erhielt er vom Vatikan den päpstlichen Orden "Pro Ecclesia et Pontifice" (lat.: Für Kirche und Papst). Dies ist ein päpstlicher Ehrenorden für besondere Verdienste um die Anliegen der Kirche und des Papstes. Gestiftet wurde dieser Orden von Papst Leo XIII. am 17.07.1888 anlässlich seines goldenen Priester-jubiläums. Er kann sowohl an Mitglieder des Klerus als auch an Laien verliehen werden.

Seit 1891 war Josef Brodkorb in 1. Ehe mit Maria, geb. Reiß verheiratet. Sie erblickte 1869 in Gießmannsdorf das Licht der Welt. Aus dieser Ehe sind drei Kinder hervorgegangen, Anna (geb. 1892), Elisabeth (geb. 1894) und Georg (geb. 1896). Anna vermählte sich mit dem Kaufmann Alfred Wagner, der nach dem 1. Weltkrieg in die Firma seines Schwiegervaters eintrat. Tochter Elisabeth heiratete den Feinkostkaufmann Josef Filke. Sohn Georg, geb. 1896, der hoffnungsvolle Sohn fiel kurz vor Ende des
1. Weltkrieges 1918. Schweres Leid traf die Familie Brodkorb, als die Ehefrau und Mutter im Jahre 1900 verstarb. Mit drei kleinen Kindern war Josef Brodkorb nun auf sich allein gestellt. Aber auch das private Glück sollte sich im Hause Brodkorb wieder einstellen. 1902 heiratete er Sophie Peterka, geboren 1874 in Landeshut. Während dieser Ehe wurden zwei Kinder geboren, Gerhard (1905 - 1943) und Maria (geb. 1907), die im Mai 1931 den Kantor und Lehrer Johannes Riedel heiratete, Sohn des Lehrers und Chorrektors Johannes Riedel. Am 4. Dezember 1944 musste Josef Brodkorb auch seine zweite Ehefrau zu Grabe tragen.

Nach der Vertreibung aus seiner geleibten Heimatstadt Landeshut im Mai 1946 kam er nach Seesen und wurde in einem Altenheim untergebracht. Der Verlust der Heimat und seines unter großen Mühen aufgebauten Unternehmens waren für den hochbetagten Mann zuviel. Bereits vier Wochen später verstarb er am 25. Juni 1946.

Quellen:
-
Riedel, Brigitta: Persönliche Angaben über ihren Großvater
- Schlesischer Gebirgsbote

Geschäftshaus der Firma Brodkorb & Drescher (rechts)

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Dorazil, Anton

Bildhauer
* um 1695 in Prag                                                  + 05.05.1759 in Grüssau
Wirkungsstätte: Grüssau

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Er hat sich mit seinen Werken als "Meister von Grüssau" unsterblich gemacht. Geboren wurde Anton Dorazil um 1695 vermutlich in Prag. Den Bildhauerberuf erlernte er in der Prager Werkstatt des Ferdinand Maximilian Brokoff (auch Prokop). Abt Innozenz Fritsch erteilte im Jahre 1729 Brokoff den Auftrag, die Ausschmückung der sich im Bau befindlichen Klosterkirche durchzuführen. Seinen Meisterschüler Dorazil nahm Brokoff mit nach Grüssau. An den Modellen arbeitete Brokoff bis 1730. Nach seinem frühen Tod im Jahr 1731 übernahm Anton Dorazil mit einer Bildhauerwerkstatt aus Prag die Leitung und Vollendung der Arbeiten. Das begonnene Werk seines verstorbenen Lehrers führte er meisterhaft fort. Der wunderbare Hochaltar im Grüssauer Münster, an dem Dorazil über 10 Jahre arbeitete, sowie das schöne Chorgestühl finden als seine Hauptwerke nach wie vor besondere Beachtung. Von Dorazil stammen auch die bildhauerischen Dekor- und Stuckarbeiten im Mausoleum der Herzöge von Schweidnitz-Jauer, das sich östlich der Chorachse befindet, mit dem Chor durch zwei beidseitig verzierte Portale verbunden. Im Gegensatz zu seinem Lehrer Brokoff, der als Steinbildhauer berühmt wurde, machte sich Dorazil als hervorragender Holzbildhauer einen Namen. Über 25 Jahre leitete er die Grüssauer "fürstliche Hofschreinerei", die dem Münster in Grüssau und manch anderem schlesischen Gotteshaus barocke Kunstwerke bescherte. So schuf Dorazil u. a. 1749 und 1750 einen Großteil der plastischen Innenausstattung der katholischen Stadtpfarrkirche in Schmiedeberg. Für seine Arbeit am Hauptaltar erhielt er laut Lutterotti ein Honorar in Höhe von 600 Reichstaler und für die Kanzel 150 Reichstaler. Des weiteren war Dorazil maßgeblich an der Innenausstattung des evangelischen Bethauses in Gießmannsdorf, Kreis Bolkenhain beteiligt.

Im Jahre 1733 heiratete er Anna Katharina Puschmann, die Tochter des Grüssauer Handelsmannes und Oberkretschmers Melchior Puschmann. Durch diese Eheschließung war ihm Grüssau nun auch zur Heimat geworden. Hier fühlte er sich zu Hause. Sein ältester Sohn, der am 09.08.1737 in Grüssau geborene Roman Laurentius, hatte das künstlerische Talent des Vaters geerbt. Auch er wurde später als Bildhauer des Spätbarocks bekannt.

Anton Dorazil starb am 05.05.1759 in Grüssau an den Folgen des Flecktyphus. Da sein Sohn zum Zeitpunkt des Todes wahrscheinlich noch zu jung war, übernahm die Werkstattleitung der ebenfalls aus Böhmen stammende Joseph Anton Lachel, der 1762 Dorazils Tochter heiratete.

Quellen: 

  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen - Schlesien
  • Lutterotti von, Nikolaus OSB: Kloster Grüssau in den Zeitaltern des Barock, Rokoko und Klassizismus, Heimatbuch des Krs. Landeshut (1929)
  • Lutterotti von, Nikolaus OSB: Vom unbekannten Grüssau
  • Lutterotti von, Nikolaus OSB: Abhandlung über Anton Dorazil in "Der Wanderer im Riesengebirge" 11/1933
  • Wikipedia



Eberts, Heinrich, Prof.

Förster, Forst- und Ministerialbeamter
* 14.05.1883 in Födersdorf, Lkr. Braunsberg, Ostpr.             + 22.04.1979 in Göttingen
Wirkungsstätte: Ullersdorf

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Heinrich Eberts wurde am 14. Mai 1883 im Forstamt Födersdorf im ostpreußischen Landkreis Braunsberg geboren als Sohn und Enkel von Förstern. Sein Vater Carl war dort Königlicher Oberförster. Nach dem Abitur 1901 am Collegium Fridericianum in Königsberg folgte das Studium der Forstwissenschaft an der Albertus-Universität in Königsberg und der Königlich Preußischen Forstakademie in Hannoversch Münden. 1905 legte er die forstliche Referendarprüfung und 1909 die große forstliche Staatsprüfung ab. Danach trat er in die preußische Staats-forstverwaltung. Eberts war befasst mit Forsteinrichtungen in Preußisch Eylau, Fördersdorf und schließlich Königsberg.

Als Reserveoffizier im "Jäger-Bataillon Fürst Bismarck (Pommersches) Nr. 2" nahm er am gesamten Ersten Weltkrieg teil. Mehrfach wurde er verwundet. Hoch dekoriert kehrte er aus dem Krieg zurück. So erhielt er u. a. das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse, das Ritterkreuz des Kgl. Haus-ordens von Hohenzollern mit Schwertern.

Am 1. November 1919 wurde Heinrich Eberts Forstmeister (Oberförster) und Leiter des Preußischen Forstamtes Ullersdorf, Kreis Landeshut. Diese Aufgabe erfüllte er bis 1927. Seit 1928, inzwischen zum Regierungs- und Forstrat aufgestiegen, war er zunächst in Erfurt, später in Kassel als Inspektionsbeamter eingesetzt. An der Forstakademie in Hann. Münden erhielt er einen Lehrauftrag für Forstpolitik, dann für Staats- und Finanzwissenschaft an der Höheren Forstlehranstalt in Eberswalde. 1930 wurde er Oberregierungsrat und Oberforstrat. 1931 erfolgte dann die Berufung als ordentlicher Professor der Forstwissenschaft in Hann. Münden.

Nach seinem frühen Beitritt in die NSDAP (1. Mai 1933) wurde er zum Obmann des NS-Lehrerbundes an der Forstlichen Hochschule Hannoversch Münden ernannt. Sicherlich begünstigte dies seine berufliche Karriere. So wurde er gleich 1933 Oberlandforstmeister im preußischen Landwirtschaftsministerium und 1934 ins Reichsforstamt, das den Rang eines Reichministeriums hatte, berufen. Die weiteren beruflichen Stationen waren 1937 Ministerialdirigent und 1940 Ministerialdirektor. Im Reichsforstamt war er von 1943 bis 1945 erst als Leiter der Zentral- und Personalabteilung und dann als Leiter der Abteilung "Forstpolitik und Forstwissenschaft" tätig. Eine Berufung an den Lehrstuhl für Forstpolitik an der Hochschule für Bodenkultur in Wien wurde wegen der Kriegsverhältnisse ausgesetzt.

Eberts versah auch eine Reihe von Ehrenämtern. So war er u. a. Kurator der Gesellschaft für forstliche Arbeitswissenschaft (1936 - 1945), Vorsitzender des Reichsprüfungsausschusses für den höheren Forstdienst (1937 - 1945) und Leiter der Fachsparte Forst- und Holzforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (ab 1938).

Nach einjähriger Internierung endete 1946 seine dienstliche Verwendung. Das Forstamt Bramwald im Landkreis Göttingen wurde sein Wohnsitz und später war Göttingen sein endgültiger Altersruhesitz. Heinrich Eberts wurde nach dem Krieg in einem Entnazifizierungsverfahren 1949 in die Kategorie V (entlastet) eingereiht, was damals trotz seiner offenkundigen Sympathie für die Nazi-Ideologie nicht ungewöhnlich war. Er war nach eigenen Angaben u. a. deshalb der NSDAP beigetreten, "um mit Revolutionen gemeinhin verbundene Schädigungen der Forstkultur zu verhindern".

Seine Verdienste um die Entwicklung der Forstwirtschaft sind allerdings unumstritten. So war er federführend beim Entwurf eines Reichs-forstgesetzes, das alle Waldbesitzer verpflichtete, ihren Wald im Interesse des Gemeinwohls zu bewirtschaften. Ihm sind auch die Vereinheitlichung der forst- und holzwirtschaftlichen Ausbildung und die Förderung der forst- und holzwirtschaftlichen Forschung zu verdanken. Für seine Verdienste wurde er 1958 von der Georg-August-Universität in Göttingen zum Dr. forest. h. c. ernannt.

Verheiratet war Heinrich Eberts seit 1911 mit Marie, geb. Kreutzberger, aus Hochlindenberg, Landkreis Gerdauen in Ostpreußen. Das Paar konnte Eberts 90. Geburtstag mit einer großen Zahl von Kindern, Enkeln und Urenkeln feiern. Er starb am 22. April 1979 und wurde auf dem Göttinger Stadtfriedhof beigesetzt.

(Verfasser: Wolfgang Kraus)

Quellen:

  • Das Ostpreußenblatt vom 12. Mai 1973
  • Schlesischer Gebirgsbote
  • Steinsiek, Peter-Michael: Die forstliche Fakultät der Universität Göttingen im Nationalsozialismus, Göttingen 2015
  • Steinsiek, Peter-Michael: Forstleute im Widerstand gegen Hitler, Göttingen 2020
  • Wikipedai
  • billiongraves.de/grave/Heinrich-Eberts

Die Oberförsterei in Ullersdorf

Die Forstakademie in Hann. Münden

Die Höhere Forstlehranstalt in Eberswalde

Das Grab von Heinrich Eberts und vermutlich einer Tochter
 auf dem Göttinger Stadtfriedhof.

Eichborn, Johann Ludwig

Bankier
* 27.05.1699 in Landau (Pfalz)                                + 27.07.1772 in Breslau
Wirkungsstätten: Landeshut und Liebau

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Johann Ludwig Eichborn wurde als "der" Bankier des weltbekannten schlesischen Leinwandhandels bekannt. Eine Zweigniederlassung bestand seit dem 30.03.1906 in Landeshut an der Wallstraße, eine weitere in Liebau. Seine Wiege stand im pfälzischen Landau. Hier erblickte er am 27.05.1699 als Sohn des Sattlermeisters Joh. Jakob Eichborn und dessen Ehefrau Maria Katharina, geb. Kempf das Licht der Welt. Es handelte sich um eine alteingesessene Pfälzer Familie, deren Familienmitglieder hauptsächlich in Zweibrücken und Landau lebten. Weinbauern und Handwerker, Gastwirte und Kaufleute, Landwirte und Verwaltungsbeamte, Gelehrte und Soldaten, Ärzte und Juristen sind aus ihr hervorgegangen.

Über Eichborns Schulausbildung sowie über seinen kaufmännischen Bildungsgang ist nichts bekannt. 1722 verließ er seine pfälzische Heimat, ging in das damals österreichische Breslau und gründete dort am 19. November 1728 unter seinem Namen ein Speditions-, Kommissions- und Wechselgeschäft. Die ersten großen Privatbankhäuser sind in Deutschland aus dem Speditionsgeschäft und den Großhandelshäusern in stufenweiser Entwicklung hervorgegangen. Hierbei erfolgte nach und nach eine Trennung des Warengeschäftes vom eigentlichen Geldgeschäft.

Im Jahr 1736 wurde Eichborn als mercator (Großkaufmann) an der Breslauer Börse aufgenommen. Im gleichen Jahr trat sein jüngerer Bruder Matheus als Kompagnon in die Firma eine, die dann "Johann Ludwig und Matheus Eichborn" und von 1766 bis 1945 "Eichborn & Co." hieß. Am 12.09.1737 erwarben die Brüder am großen Ring in Breslau das Familienhaus der Freiherren von Mudrach auf Rathen. Damit hatten sie bereits neun Jahre nach der Gründung ihrer Firma einen Platz unter den alten Patriziergeschlechtern Breslaus eingenommen.

Die wachsenden Wechselumsätze veränderten im Laufe der Jahre den Charakter des Unternehmens, das, auch infolge des Drucks der Kriege auf den Handel, mehr und mehr zur Bank wurde. Eichborn gewährte schlesischen und ausländischen Im- und Exporteuren warengedeckte Kredite, übernahm gleichzeitig die Verfrachtung nach Hamburg, Bremen oder Amsterdam und regelte den Geldverkehr mit den Empfängern. Den Handel auf eigene Rechnung (besonders in Garnen) gab Eichborn aber nie auf. Er wirkte bei der Errichtung von Garn- und Leinwandmärkten im Riesengebirge mit und galt als "der" Bankier des damals weltbekannten schlesischen Leinwandhandels. Er wurde der erste Bankier Schlesiens. Friedrich der Große verlieh ihm 1765 die Bezeichnung "Hofbankier".

Aus gesundheitlichen Gründen schied Johann Ludwig Eichborn am 1. November 1766 aus der Firma aus und übergab sie dem einzigen Sohn seines bereits 1754 verstorbenen Bruders Matheus, Johann Friedrich Eichborn sowie seinen Neffen Georg Ludwig Rummel und Johann Daniel Daumüller, Söhne seiner Schwestern. Gemeinsam mit seinem Bruder hatte Johann Ludwig Eichborn die Firma Eichborn seit ihrer Gründung nicht nur zu einem der reichsten und angesehensten Handelshäuser, sondern durch die frühzeitige Aufnahme des Bankgeschäftes auch zu dem ältesten Bankhaus Breslaus gemacht.

Verheiratet war Johann Ludwig Eichborn seit 1731 mit Joh. Christine, geb. Funck, der Tochter des Kaufmannes Cornelius Funck aus Berlin. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor, die aber bereits sehr jung verstarb. Johann Ludwig Eichborn starb am 27. Juli 1772 in Breslau.

Quellen:

  • Chronik der Stadt Landeshut
  • Eichborn von, Eckart und Wolfgang: 225 Jahre Bankhaus Eichborn 

       & Co.

  • Zabel, Hans-Henning: Neue Deutsche Biographie 4 (1959)
  • Wikipedia


Im November 1828 wurde das 100-jährige Firmenjubiläum

 feierlich begangen.

(Quelle: Schlesische Provinzialblätter Bd. 88, 11. Stück, Nov. 1828, S. 515)

Im November 1828 wurde das 100-jährige Firmenjubiläum

feierlich begangen.

(Quelle: Schlesische Provinzialblätter Bd. 88, 11. Stück, Nov. 1828, S. 516)

Engler, Michael, der Jüngere

Orgelbauer
* 06.09.1688 in Breslau                                                        + 15.01.1760 in Breslau
Wirkungsstätte: Grüssau

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Michael Engler der Jüngere stammte aus einer bedeutenden Breslauer Orgelbauerfamilie. Er wurde am 6. September 1688 in Breslau geboren. Sein Vater Michael Engler der Ältere (um 1650 - um 1720) war Orgel- und Instrumentenbauer in Breslau ebenso wie dessen älterer Bruder Johann Engler der Jüngere (um 1645 - 1691/94). Sein Großvater Johann Engler der Ältere stammte aus Neusiedl (Burgenland) und war dort Stadttischler, Spinettmacher und Ratsherr gewesen.

Der junge Michael Engler ging vermutlich zunächst bei seinem Vater in die Lehre und war danach Geselle bei einem Breslauer Orgelbauer. Zuletzt arbeitete er bei dem bedeutenden sächsischen Orgelbaumeister Andreas Silbermann (1678 - 1734), bevor er um 1720 in Breslau seine eigene Werkstatt gründete. Seine erste eigene Orgel baute er für die Schlosskirche St. Johannes in Oels (1719/1721). Es sollten noch etwa 40 weitere vor allem im niederschlesischen Raum folgen, davon vier mit drei Manualen.

Am 6. Mai 1722 heiratete Engler die Tochter eines Breslauer Glaserältesten. Erst am 25. Juli 1725 erwarb er das Breslauer Stadtrecht. Sein Sohn Gottlieb Benjamin (1734 - 1793) sowie sein Enkel Johann Gottlieb Benjamin (1775 - 1829) wirkten ebenfalls als Orgelbauer in Breslau. Ein Großteil seiner Schaffenszeit fiel in die drei Schlesischen Kriege, was seine Arbeit stark behinderte, hinauszögerte und oft auch schädigte.

Die Orgelbauer, auch Orgelmeister genannt, stellten ein Mittelding zwischen Handwerker und Künstler dar. Neben einem guten musikalischen Gehör mussten sie nicht nur Verständnis für Tonbildung und Klangverbindungen mitbringen, sie mussten selbstverständlich auch die handwerklichen Fähigkeiten eines Tischlers besitzen.

1732 erhielt Engler den Auftrag für den Bau einer großen Orgel für die Klosterkirche in Grüssau. Mit durch den Krieg bedingten Verzögerungen wurde der Bau nach drei Jahren am 8. Dezember 1736 vollendet. Die Orgel hatte 2606 Pfeifen, 52 Register und 3 Manuale und kostete das Kloster rund 4500 Reichstaler. Die Grüssauer Orgel ist die einzige Orgel Englers, die im Originalzustand erhalten blieb. Die anderen Werke aus seiner Hand wurden entweder zerstört oder total umgebaut.

Die Vollendung seines letzten Werkes die Orgel in der St. Elisabethkirche in Breslau erlebte Michael Engler nicht mehr. Sein Sohn Gottlieb Benjamin beendete sein Werk zusammen mit Michaels Schwiegersohn Carl Gottlob Ziegler (1731 - 1768). Der große schlesische Orgelbauer Michael Engler der Jüngere starb am 15. Januar 1760 in seiner Geburtsstadt Breslau.

(Verfasser: Wolfgang Kraus)

Quellen:

  • dbpedia.org/page/Michael_Engler_der_Jüngere
  • von Dommer, Arrey: Engler, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 6, Leipzig 1877, S. 145
  • Finke, Walter: Der schlesische Orgelbau, in: Schlesische Bergwacht, SB 57/N04/
  • Herzig, Arno: Grüssau: Einzige Engler-Orgel im Originalzustand ist gerettet, in: Schlesien heute, Nr. 12/2019, S. 25
  • Klotz, Hans: Engler, Michael der Jüngere, in: Neue Deutsche Biographie, Band 4, Berlin 1959, S. 533 f.
  • Rose, P. Ambrosius: Kloster Grüssau, Stuttgart u. Aalen 1974, S. 113
  • Schlesische Provinzialblätter, Bd. 90, 7. Stück, Juli 1829, S. 65 ff.
  • Wikipedia
  • www.rathay-biographien.de/persoenlichkeiten/E/Engler_Michael_Sohn/Engler:Michael.htm

Die berühmte Engler-Orgel in der Klosterkirche in Grüssau.

Etrich, Ignaz, Dr. h. c.

Flugpionier
* 25.12.1879 in Oberaltstadt bei Trautenau                  + 04.02.1967 in Salzburg
Wirkungsstätte: Liebau

Falk, Adalbert, Dr.

Preußischer Kultusminister, Oberlandesgerichtspräsident
* 10.08.1827 in Metschkau (Kreis Striegau)             + 07.07.1900 in Hamm (Westfalen)
Kindheit und Jugend: Landeshut

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Der preußische Kultusminister Dr. Adalbert Falk, in Metschkau bei Striegau geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Landeshut. Durch seinen Großvater Johann Gottfried Ludwig Falk und seinen Vater Eduard Wilhelm Ludwig Falk, beide Superintendenten der Landeshuter Gnadenkirche, war er mit dieser Stadt im Riesengebirge auf das Engste verbunden. Schon als Säugling konnte er etwas Besonderes aufweisen. In seiner Biografie wird berichtet, dass er bereits mit zwei Vorderzähnen im Unterkiefer geboren wurde.

Im Alter von fünf Jahren wurde der kleine Adalbert eingeschult. Als er sieben Jahre alt war, begann der Lateinunterricht. Sein Lieblingsfach jedoch war Geschichte, aber auch für die naturwissenschaftlichen Fächer zeigte er großes Interesse. Der Umzug nach Breslau zog auch für Adalbert einen Schulwechsel nach sich. Er wurde Schüler des Friedrichgymnasiums, dessen Kurator sein Vater war. Nach dem Abitur begann er an der Breslauer Universität das Jurastudium, das er 1847 mit der Auskultatorprüfung und der Promotion abschloss. Im 19. Jahrhundert wurde in Preußen ein Universitätsstudium mit der Auskultatorprüfung abgeschlossen. Diese Prüfung erfolgte ausschließlich mündlich. Die schriftliche Prüfung wurde in Preußen erst im Jahr 1908 eingeführt.

Er hatte seine juristischen Studien so intensiv betrieben, dass er bereits mit 19 Jahren ein glänzendes Doktorexamen mit magna cum laude bestand. Die üblichen weiteren juristischen Examen folgten umgehend und im Jahr 1850 wurde er Gerichtsassessor. Aufgrund seiner hervorragenden Ausbildung hätte er durchaus die akademische Laufbahn wählen können. Dass seine Entscheidung aber auf die Verwaltungslaufbahn fiel, hing mit einer jungen Dame namens Rose Passow zusammen. Mit ihr hatte er sich kurz zuvor verlobt. Sie kannten sich bereits aus der Jugendzeit und waren zusammen in der Breslauer Hofkirche von Vater Falk konfirmiert worden. Rose Passow, geboren am 23.08.1827, war die Tochter des 1833 bereits verstorbenen Professors der klassischen Philologie an der Breslauer Universität Franz Passow und dessen Ehefrau Christiane, geb. Wachler. Da die beiden jungen Leute heiraten wollten, musste Falk also so schnell wie möglich, eine Anstellung suchen, die ihm die Gründung eines eigenen Hausstandes ermöglichte. Er bekam eine Stelle als Assistent bei der Staatsanwalt-schaft Breslau und wurde 1853 zum Staatsanwalt befördert. Am 01.02.1851 traten Adalbert Falk und seine geliebte Rose in der Breslauer Hofkirche vor den Traualtar und wurden von dem überglücklichen Vater des Bräutigams getraut. Die Hochzeitsreise führte sie nach Dresden, Prag und Wien. Während der Ehe wurden drei Töchter und drei Söhne geboren, darunter der spätere preußische General Adalbert von Falk.

Nach einer kurzen Beschäftigungszeit bei der Breslauer Staatsanwaltschaft wurde Falk 1853 nach Lyck in Ostpreußen versetzt. Nun hieß es Abschied nehmen aus der schlesischen Heimat, denn weitere berufliche Stationen in der Fremde folgten. Im Jahr 1861 wurde er als Staatsanwalt an das Kammergericht in Berlin berufen und anschließend übte er eine Tätigkeit im Justizministerium aus. In den Jahren 1858 bis 1861 gehörte Falk dem Abgeordnetenhaus an und vertrat dabei den Bezirk Lyck. 1862 wurde er zum Appellationsgerichtsrat in Glogau ernannt, aber vom Justizminister Adolf Leonhardt in das Ministerium zurückberufen und zum Vortragenden Rat befördert. 1867 wählte man ihn in den sich konstituierenden Reichstag des nord-deutschen Bundes. Im Jahr 1871 wirkte Falk als Bevollmächtigter der Regierung im Bundesrat und wurde Mitglied der Kommission für die deutsche Zivilprozessordnung.

Nach dem Rücktritt des Kultusministers Heinrich von Mühler wurde Falk am 22.01.1872 dessen Nachfolger. Seine genaue Dienstbezeichnung lautete: Minister der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen-heiten. Mit viel Energie und Tatkraft begann er seine Amtsgeschäfte. Noch im Jahr seiner Ernennung brachte er das Schulaufsichtsgesetz durch und die Allgemeinen Bestimmungen über das Volksschul-Präparanden- und Seminarwesen. Er errichtete Simultanschulen und sorgte für eine Umformung des Lehrplans und eine Besserstellung des Lehrerstandes. Den Universitäten genehmigte er mehr Mittel und erhöhte die Ausgaben für die Pflege der Kunst. Ein Unterrichtsgesetz, welches das Schulwesen in Zukunft gegen die Verwaltungswillkür absichern sollte, scheiterte aber am Widerspruch des Finanzministers.

Falks gesamte Amtszeit als Kultusminister war durch den Kulturkampf zwischen der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. und dem Königreich Preußen geprägt. Er unterstützte Bismarcks Kampf gegen den Einfluss der katholischen Kirche und entmachtete die katholische Abteilung im Ministerium. Den Höhepunkt des Kulturkampfes stellte die Verabschiedung der so genannten Maigesetze 1873 dar. Der Kontrolle des Staates unterlagen damit wichtige Aufgaben der katholischen Kirche, z. B. die Ausbildung und Einstellung der Geistlichen. Durch das Schulaufsichtsgesetz endete der Einfluss der Kirche auf die Volksschule.

Nach dem Tod des Papstes, am 02.02.1878, unternahm sein Nachfolger Leo XIII. Wiederannäherungsversuche, die bei Bismarck auf Entgegenkommen stießen. Die Zeit heilte die Wunden und am 23.05.1887 erklärte Leo XIII. den Kampf für beendet. Der große Verlierer war jedoch Kultusminister Falk. Im Rahmen der schrittweisen Beilegung des Kampfes war seine Stellung als Minister nicht mehr zu halten. Er trat am 19.07.1879 zurück. Das ihm angebotene Justizministerium lehnte er ab, den erblichen Adel nahm er nur für seinen Sohn an.

Nachdem er fast drei Jahre in Berlin still und zurückgezogen gelebt hatte, übernahm er im Mai 1882 das Amt des Oberlandesgerichtspräsidenten im westfälischen Hamm mit dem Vorsatz: "Ein neues Leben habe ich zu beginnen. Ich will hier dauernd zur Ruhe kommen". Am 30.03.1897 konnte er sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum feiern. Mit dem Tod seiner treuen Lebensgefährtin am 13.03.1898 traf ihn ein schwerer Schicksalsschlag, von dem er sich nicht mehr erholte. Ende Juni 1900 erlitt er einen Schlaganfall und verstarb am 07.07.1900. An der Seite seiner Ehefrau fand er auf dem evangelischen Friedhof in Hamm seine letzte Ruhe. Am 10.06.1905 wurde in Hamm das von dem preußischen Lehrerverein gestiftete Denkmal für Adalbert Falk enthüllt.

Quellen:

  • Förster, Erich: Adalbert Falk
  • Schlesischer Gebirgsbote
  • Skalweit, Stefan: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Neue Deutsche Biographie - Band 5
  • Verchau, Ekkard: Ostdeutsche Biographie - Persönlichkeiten des historischen Ostens
  • Wikipedia

Adalbert Falk und Ehefrau Rose, geb. Passow.

(Aufnahme: 1893)

Dr. Falk besucht als neuer Kultusminister am 8. Juni 1872 das 1858
 in Reichenbach gegründete Schullehrer-Seminar.

Bericht aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 67/1872.

Das Falkdenkmal an der Ostenallee in Hamm (Westfalen)

Falk, Johann Gottfried Ludwig

Pastor, Superintendent
* 16.02.1770 in Greiffenberg                                               + 30.07.1831 in Landeshut
Wirkungsstätte: Landeshut

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Fast 30 Jahre seines Lebens stellte er in den Dienst der Landeshuter Gnadenkirchengemeinde. Geboren wurde er am 16.02.1770 in Greiffenberg als Sohn des Brauers Michael Falck und dessen Ehefrau Anna Regina, geb. Henning. Die Familie, anfangs Falck (seit 1802 = Falk) geschrieben, entstammt einem alten hinterpommerschen Bauerngeschlecht, das urkundlich bis in das 16. Jahrhundert nachgewiesen ist.

Nach dem frühen Tod seines Vaters heiratete seine Mutter in 2. Ehe den wohlhabenden Brauer Knade aus Greiffenberg. Dieser nahm sich des Stiefsohnes in bewundernswerter Weise an und ermöglichte ihm eine gehobene Ausbildung. Mit 17 Jahren ging Falk nach Halle an der Saale und studierte an der dortigen Universität Theologie. Anschließend war er vorübergehend als Hauslehrer tätig, bis ihm im Jahr 1794 eine Konrektorstelle in seiner Geburtsstadt Greiffenberg angeboten wurde. Sein erstes Pfarramt übernahm er Ende 1795 als Feldprediger des Dragoner-Regiments von Brüsewitz in Kosten OS. Hier lernte er auch seine 1. Ehefrau kennen, die Liegnitzer Pastorentochter Helene Matthäi. Eine weitere Station seines seelsorgerischen Wirkens war Tribus in Pommern, der Geburtsort seines ältesten Sohnes Eduard Wilhelm Ludwig.

Die Sehnsucht seiner Ehefrau nach ihrer Familie und ihrer schlesischen Heimat veranlasste ihn, sich um die Diakonusstelle an der Gnadenkirche in Landeshut zu bewerben. So kamen die Eheleute Falk am 10.05.1802 mit ihren 3 Kindern (2 Töchter und Sohn Eduard Wilhelm Ludwig) nach Landeshut. Hier erblickten noch 5 weitere Kinder das Licht der Welt (3 Söhne und 2 Töchter). Am 14.09.1818 traf die Familie ein schwerer Schicksalsschlag. Die Ehefrau und Mutter Helene, geb. Matthäi verstarb. Fast um die gleiche Zeit, am 28.10.1818, verlor in Breslau die aus Greiffenberg stammende Juliane Hoffmann, geb. Gottschalck ihren Ehemann. Juliane Hoffmann und Falk kannten sich aus der gemeinsam verbrachten Kinderzeit im pommerschen Greiffenberg. Die alten Beziehungen erwachten wieder und am 12.10.1819 wurden sie getraut. Aus dieser Ehe stammt ein Sohn. Im Landeshuter Pfarrhaus erklang nun fröhliches Kinderlachen, 5 Hoffmann-Kinder und 7 Falk-Kinder. Zwei Kinder aus Falks 1. Ehe waren bereits früh verstorben.

Nach dem Tod des bisherigen Superintendenten John wurde Johann Gottfried Ludwig Falk 1822 dessen Nachfolger. Bis zu seinem Tod, am 30.07.1831, übte er dieses Amt mit voller Hingabe aus. Seine 2. Ehefrau überlebte ihren Mann lange und starb am 16.05.1847.

Auf vielfachen Wunsch der evangelischen Landeshuter Kirchengemeinde wurde sein ältester Sohn Eduard Wilhelm Ludwig Falk, bisher 2. Diakonus an der Friedenskirche in Schweidnitz, sein Nachfolger im Amt des Superintendenten. Die Landeshuter kannten ihn seit vielen Jahren und auch seine Gastpredigten waren der Gemeinde in guter Erinnerung geblieben. So wurde er bereits im Alter von 31 Jahren erster Pastor und Superintendent der Landeshuter Gnadenkirche.

Quellen:

  • Förster, Erich: Adalbert Falk
  • Grünewald: Aus der Predigergeschichte des Kirchenkreises Landeshut
  • Schlesischer Gebirgsbote



Falkenstein, Philipp

Jüdischer Prediger, Lehrer
* 18.11.1863 in Schermbeck am Niederrhein
+         1941 in Berlin

Feige, Kurt

Jurist, Bürgermeister
*             1884 in Oppeln                                                       + 07.09.1954 in Wilhelmshaven
Wirkungsstätte: Landeshut

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Kurt Feige, ein gebürtiger Schlesier, wurde im Jahr 1919 nach einer kurzen Zwischenregierung des Bürgermeisters Proll Nachfolger des verdienten Bürgermeisters Richard Burkhardt. Er übte dieses Amt bis 1931 aus. Es waren Jahre, die geprägt waren vom politischen Zusammenbruch, der Inflation, der Hungersnot und der Arbeitslosigkeit.

Nach seiner juristischen Ausbildung und Erfüllung der Militärzeit bei den Königsgrenadieren in Liegnitz war er zunächst in der Verwaltung der Stadt Kreuzburg OS. tätig. Danach folgte er einem Ruf nach Landeshut. Er wurde Stadtrat und 2. Bürgermeister. Bereits in diesem Amt, das in die Zeit des 1. Weltkrieges fiel, erwarb er sich große Verdienste. Gemeinsam mit dem 1. Bürgermeister Richard Burkhardt versuchte er der hungernden Landeshuter Bevölkerung zu helfen. Im Herbst 1917 und während des folgenden Winters herrschte eine große Kartoffelnot. In dieser verzweifelten Lage reiste Kurt Feige in das Ernährungsministeriums nach Berlin. Dort wurde er an den Oberpräsidenten in Stettin verwiesen, der wiederum verwies ihn nach Greiffenberg in Pommern. Dort erhielt er jedoch anstelle von Kartoffeln einen Waggon Kohlrüben für seine hungernden Landeshuter Bürger.

Die ersten Jahre seiner Amtszeit als 1. Bürgermeister waren geprägt durch die immer rascher fortschreitende Geldentwertung. Um die Zahlungsknappheit abzuschwächen, ließ die Stadtverwaltung in einer Breslauer Großdruckerei städtisches Notgeld in 5-Mark-Scheinen drucken, das von Kurt Feige und Sparkassendirektor Scharke in großen Koffern selbst abgeholt wurde. Durch Überdrucke sind diese Scheine später in ihrem Nennwert weit erhöht worden, so dass sie zeitweise auf 20 Milliarden lauteten.

Aber nicht nur schwere Zeiten begleiteten seine Amtszeit. Er konnte als Bürgermeister für seine Stadt auch schöne Erfolge verzeichnen. Sein schönstes und sichtbarstes Werk ist die Errichtung des Freibades am Bober unterhalb des Sternbusches. Als die Webschule in Schömberg aufgelöst wurde, setzte Bürgermeister Feige gemeinsam mit Vertretern der Industrie durch, dass die neue Webschule nach Landeshut kam. Die Höhere Töchterschule wurde in eine sechsstufige Mittelschule umgewandelt, die mit dem Zeugnis der mittleren Reife abschloss. Trotz erheblicher Proteste erwarb er sich auch besondere Verdienste durch die Eingemeindung von Ober-leppersdorf, wozu auch der Gutsbezirk Kreppelhof gehörte, die ohne jegliche Bedingungen erfolgte. Durch diese Eingemeindung stieg die Einwohnerzahl um 1250 Personen.

Mit Wirkung vom 30. Juni 1931 schied Bürgermeister Kurt Feige aus seinem Amt aus und ließ sich als Rechtsanwalt in Liegnitz nieder. Sein Nachfolger im Amt des 1. Bürgermeisters wurde Günther Ries. Nach der Vertreibung war Kurt Feige seit 1946 als Rechtsanwalt und Notar in Stadtoldendorf tätig. Er starb am 07.09.1954 in Wilhelmshaven. Es war gleichzeitig auch der Sterbetag seines gefallenen jüngsten Sohnes Wolfgang. Aus der Ehe mit seiner Frau Käthe, geb. Bredau, stammen neben dem Sohn Wolfgang noch 1 Sohn und 2 Töchter, Gerda und Ursel.

Quellen:

  • Kunick, Ernst: Bürgermeister und städt. Körperschaften in ihrer Arbeit für unsere Stadt Landeshut, Heimatbuch des Krs. Landeshut (1954)
  • Schlesischer Gebirgsbote

Feldotto, Johannes

Kreisschulrat
* 18.07.1875 in Stockum bei Witten                                   + 12.01.1954 in Wittingen
Wirkungsstätte: Landeshut

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Aus dem westfälischen Stockum bei Witten stammte Kreisschulrat Johannes Feldotto. Schon mit 16 Jahren kam er an die Präparandenanstalt in Warendorf (Westfalen), um sich dort auf den Besuch des Lehrerseminars vorzubereiten. Ostern des folgenden Jahres meldete er sich bereits zur Aufnahme in das Lehrerseminar an. Da er aber erst im Sommer 17 Jahre alt wurde, wies man ihn ab. Kurz entschlossen nahm er eine Gelegenheit wahr, sich im August in Exin (Posen) der Prüfung zu unterziehen. Diesen Entschluss hat er später nie bereut, obwohl er damit jahrzehntelang fern seiner westfälischen Heimat leben musste.

Nach wenigen Jahren Volksschultätigkeit holte ihn sein früherer Seminardirektor als Präparandenlehrer nach Schneidemühl. Zwei Jahre später ging er an die Präparandenanstalt in Meseritz und als ihm nach Ablegung der Mittelschul- und Rektorprüfung im Kreis Meseritz eine Seminarlehrerstelle angeboten wurde, verzichtete er auf eine angebotene Versetzung in seine westfälische Heimat. Der 1. Weltkrieg unterbrach seine geliebte Berufstätigkeit für viele Jahre.

1924 übernahm Johannes Feldotto die Schulaufsicht für den Kreis Landeshut. Sein berufliches Ziel hatte er damit erreicht. Mit viel Engagement übte er dieses Amt bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1942 aus. Nach der Vertreibung lebte Johannes Feldotto mit seiner Familie in Wittingen in Niedersachsen. Verheiratet war er seit 1899. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor. Schicksalsschläge blieben auch ihm nicht erspart. Sein ältester Sohn, ein hoffnungsvoller Mediziner, starb bereits sehr früh. Sein Schwiegersohn kehrte aus den Krieg nicht mehr zurück.

Für seine besonderen Verdienste als Kreisschulrat ehrte ihn der Heimatkreis Landeshut 1951 mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft. Johannes Feldotto verstarb am 12. Januar 1954 in seinem neuen Heimatort Wittingen.

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote

Das Wohnhaus des Kreisschulrates Feldotto 

Das sog. "Schwarzwälder Haus" , Kirchstr. Nr. 16

Das Wohnhaus

Der Erker des Wohnhauses

Der Erker

Fiebrantz, Otto, Dr.

Jurist, Landrat
* 20.11.1880 in Berlin                                                             + 18.12.1965 in Oldenburg
Wirkungsstätte: Landeshut

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Mit dem Namen Dr. Otto Fiebrantz verbindet sich untrennbar die Erinnerung an den letzten Landrat des Kreises Landeshut in der Zeit von 1919 bis zum 08. Mai 1945. Der Wunsch, einmal Landrat zu werden, sei in seiner frühen Jugend entstanden, äußerte Dr. Fiebrantz einmal. Zur weiteren Begründung führte er aus: "Im Osten Berlins und in Pommern im Weizackerkreise aufgewachsen, reizten mich früh die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, die zur Nach-Bismarck-Zeit überall in der Arbeiterschaft und Landwirtschaft entstanden waren und Unruhe in die Gesellschaft des Kaiserreiches brachten. Ich hoffte, in der preußischen Staatsverwaltung Betätigungsmöglichkeiten zu finden, die auf wissenschaftlicher Grundlage beruhen und mich in enge Berührung zu Menschen aller Berufe bringen würden."

Dr. Otto Fiebrantz wurde am 20.11.1880 in Berlin als Zwillingssohn eines Apothekenbesitzers geboren. Seine Vorfahren stammten aus Pommern, und zwar aus Treptow a. d. Rega und Pyritz. Nach dem Abitur studierte er Jura und verbrachte die Referendarzeit in Brandenburg und West-preußen. Das Referendarexamen legte er 1906 und das Assessorexamen 1910 jeweils mit Prädikat ab. Am 01.07.1910 wurde Fiebrantz Regierungs-assessor beim Landratsamt in Cleve und am 14.12.1912 zweiter Staatskommissar an der Berliner Börse. Am 17.03.1914 erfolgte die Versetzung zur Regierung in Liegnitz. In kriegsbedinger Abwesenheit wurde er am 02.05.1917 zum Regierungsrat befördert.

In der Rangliste der preußischen Armee von 1914 wird er als Leutnant im Feldartillerie-Regiment Nr. 71 Groß-Komtur in Graudenz geführt. Das Kriegsende erlebte er als Abteilungsführer im FA 71 oder 72, ausgezeichnet mit dem EK 1 und dem "Hohenzollern", d. h. mit den Kreuz der Ritter des Hohenzollernschen Hausordens.

Zur kommissarischen Verwaltung des Kreises Landeshut entsandte Regierungspräsident Uckert Ende März 1919 Dr. Otto Fiebrantz nach Landeshut, der nach der Entlassung aus dem Kriegsdienst wieder zur Regierung in Liegnitz zurückgekehrt war. Der bisherige Landrat Regierungsrat Dr. Carl von Weiler musste dieses Amt aus Gesundheitsgründen niederlegen. Dr. Fiebrantz trat seinen Dienst am 02.04.1919 an, wurde im Herbst 1919 zum Landrat bestellt und hatte dieses Amt bis zum 08.05.1945 inne. Zu diesem Zeitpunkt endete die deutsche Verwaltung des seit 1818 selbständigen Landkreises Landeshut.

Der Vorschlag zu seiner Bestellung zum Landrat wurde im Kreistag in der Sitzung am 12.08.1919 einstimmig beschlossen. In seine Amtszeit fiel die Kreisreform von 1932, bei der zunächst die Nachbarkreise Bolkenhain und Jauer aufgelöst wurden. Kurze Zeit später erhielt der Kreis Landeshut seinen endgültigen Zuschnitt. Vom ehemaligen Kreis Bolkenhain verblieben die Gemeinden Rudelstadt, Merzdorf und Ruhbank, vom Kreis Hirschberg kamen die Dörfer Röhrsdorf und Rothenzechau hinzu, die Dörfer Gaablau, Liebersdorf und Rothenbach fielen zum Kreis Waldenburg.

Schwerste Krisen gab es darüber hinaus zu bewältigen. Angefangen mit der Hungersnot 1918 und Kapp-Putsch, über Geldentwertung, Arbeitslosigkeit, Parteigegensätze und Parteiherrschaft. Unter der hervorragenden Leitung seines Landrates überstand der Kreis Landeshut auch diese Zeiten. Dr. Fiebrantz setzte sich für die Verkehrsverbesserung und den Fremdenverkehr ein. Während seiner Amtszeit wurden wichtige neue Straßen dem Verkehr übergeben. Als am 01.10.1932 die Neu-baustrecke Schömberg - Albendorf bis zur Landesgrenze feierlich eröffnet wurde, erhielt diese Straße zu Ehren ihres Förderers den Namen "Landrat-Dr.-Fiebrantz-Straße". Erfolgreich war auch sein Kampf um die drohende Stilllegung der Ziedertalbahn.

Dr. Fiebrantz kam nach der Vertreibung mit seiner Ehefrau nach Oldenburg. Hier war er noch einige Zeit im Staatsdienst tätig. Sein einziger Sohn Joachim, geb. am 15.01.1917, kehrte aus dem Krieg nicht mehr zurück. Der junge Unterfeldarzt fiel am 05.12.1944 in Ungarn. Er wurde auf dem Soldatenfriedhof Budaörs am westlichen Stadtrand von Budapest beigesetzt.

Für seine besonderen Verdienste wurde Dr. Fiebrantz vom Heimatkreis Landeshut mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet. Der Bundespräsident verlieh ihm 1957 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. Dr. Otto Fiebrantz verstarb am 18.12.1965 in Oldenburg und wurde am 22.12.1965 beigesetzt.

Quellen:

  • Fiebrantz Dr. Otto: Erinnerungen aus der Kreisverwaltung Landeshut - Heimatbuch des Krs. Landeshut (1954)
  • Schlesischer Gebirgsbote


Das folgende Bild zeigt das Landeshuter Kreishaus, langjährige Wirkungsstätte des Landrates Dr. Otto Fiebrantz.

Förster, Heinrich, Dr.

Fürstbischof
* 24.11.1799 in Glogau
+ 20.10.1881 auf Schloss Johannesberg (Jauernig)
Wirkungsstätte: Landeshut

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Zu den großen katholischen Pfarrern im Kreis Landeshut gehört zweifelsohne der spätere Fürstbischof von Breslau Dr. Heinrich Förster. Als Sohn des Malermeisters Johann Kasper Förster und dessen Ehefrau Marianne, geb. Rittler erblickte er am 24.11.1799 in Glogau das Licht der Welt. Dort besuchte er auch das Gymnasium. Er galt wohl nicht gerade als ein Musterschüler, da er zwei Klassen wiederholen musste. Im Laufe der Zeit besserten sich jedoch seine Leistungen, so dass er am 13. August 1821 als bester von sieben Abiturienten die Reifeprüfung bestand. Nach dem Abitur studierte er von 1821 - 1824 an der Breslauer Universität Theologie und empfing am 17.04.1825 die Priesterweihe.

Anschließend wirkte er zunächst als Kaplan in Briesnitz bei Sagan und in Liegnitz. Im Jahr 1828 kam er als Vikar nach Landeshut und wurde bereits 1829 im Alter von knapp 30 Jahren zum Pfarrer der Gemeinde St. Peter und Paul bestellt. Bis zum Jahre 1837 sollte seine überaus erfolgreiche seelsorgerische Tätigkeit dauern. Schon in diesen Jahren fiel er durch seine sorgfältig vorbereiteten Predigten auf. Darüber hinaus pflegte er auch sehr enge Kontakte zu den evangelischen Amtsbrüdern der Gnadenkirche. Freundschaftlich verbunden war er mit Pastor Falk, dem Vater des späteren preußischen Kultusministers Dr. Adalbert Falk.

Zum großen Bedauern seiner Pfarrgemeinde und trotz seiner eigenen Bemühungen um ein Verbleiben in der ihm liebgewonnen Kleinstadt Landeshut wurde Förster 1837 zum Domherrn und Domprediger in Breslau ernannt. Seine mitreißenden Predigten fanden auch in Breslau viel Zuspruch und Anerkennung. Besonders wirkungsvoll war eine im Oktober 1844 gehaltene Predigt, die unter dem Motto: "Als die Leute schliefen, kam der Feind und säte Unkraut unter den Weizen" stand und als Warnung vor den sich um Czerski und Johannes Ronge zusammen-schließenden Deutschkatholiken gedacht war. Der Predigttext wurde in kurzer Zeit in zehn Auflagen herausgegeben und auch in das Polnische übersetzt. Sein Ansehen als Kanzelredner reichte nun weit über die Bistumsgrenzen hinaus. Die Breslauer katholisch-theologische Fakultät verlieh ihm die Ehrendoktorwürde.

Förster galt bald als der Vertraute des aus Westfalen stammenden Fürstbischofs Melchior Freiherr von Diepenbrock. Dieser entsandte ihn im Jahr 1848 als seinen Vertreter zu ersten deutschen Bischofs-versammlung nach Würzburg und Förster verfasste in deren Auftrag ein viel beachtetes Hirtenwort an die katholischen Gläubigen.

Nach dem Tode Diepenbrocks wählte das Breslauer Domkapitel Förster am 19. April 1853 fast einstimmig zum neuen Fürstbischof. Mit großer Energie setzte er die Reformbewegungen seines Vorgängers fort. Er ließ zahlreiche neue Gotteshäuser errichten und bemühte sich insbesondere um die Förderung des Priesternachwuchses. Zu den Höhepunkten seiner Priesterlaufbahn zählte wohl ohne Zweifel die Teilnahme am ersten Vatikanischen Konzil 1869/70 in Rom.

Im Kulturkampf verteidigte Fürstbischof Förster die Linie Roms gegen alle Widerstände. Damals versuchte die Preußische Regierung die durch das Konzil errungene größere Freiheit der Kirche wieder einzuschränken. Bischof Förster wollte sich aber nicht beugen. Der schlesische Oberpräsident forderte ihn im März 1875 zur Amtsniederlegung auf. Als sich Förster diesem Ansinnen widersetzte, leitete man einen Prozess gegen ihn ein. Das Domkapitel stand ihm aber treu zur Seite und weigerte sich, einen neuen Bischof zu wählen. Nun drohte ihm der Staat sogar mit einer Gefängnishaft. Um dieser drohenden Verhaftung zu entgehen, begab er sich am 6. Mai 1875 - drei Wochen nach seinem Goldenen Priesterjubiläum - in die Sommerresidenz Schloss Johannesberg bei Jauernig im österreichischen Bistumsteil seiner Diözese. Kaiserin Augusta hatte ihn rechtzeitig durch den Zentrumsabgeordneten Franz Graf von Ballestrem auf Plawniowitz warnen lassen. Am 06.10.1875 verfügte der staatliche Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten die Absetzung des Fürstbischofs.

Seinen Lebensabend musste er nunmehr im Exil verbringen. Er verstarb am 20. Oktober 1881 auf Schloss Johannesberg, Sommerresidenz der Breslauer Fürstbischöfe. Mit Genehmigung Kaiser Wilhelms I. wurde er im Dom zu Breslau beigesetzt. In der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul in Landeshut wurde zu seinen Ehren hoch über dem Taufbecken gegenüber der Kanzel eine Erinnerungstafel angebracht.

Quellen:

  • Bahlcke, Joachim: Schlesien und die Schlesier
  • Lauchert, Friedrich: Allgemeine Deutsche Biographie 48 (1904)
  • Stasiewski, Bernhard: Neue Deutsche Biographie 5 (1961)
  • Schlesischer Gebirgsbote
  • Wikipedia

Der Dom in Breslau - hier wurde Fürstbischof 
Dr. Heinrich Förster beigesetzt.

Blick auf Schloss Johannesberg und den Ort Jauernig

Forell, Friedrich, Dr. h. c.

Pastor
* 15.09.1888 in Glatz                                                              + 02.04.1968 in Iowa City                      Wirkungsstätte: Michelsdorf

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Mit dem Namen Dr. Friedrich Forell verbindet sich untrennbar die Erinnerung an das Michelsdorfer "Haus Gottestreue".

Als Sohn des Kaufmanns Wilhelm Forell und dessen Ehefrau Caroline wurde er am 15.09.1888 in Glatz geboren. Nach dem Besuch des Johannes-Gymnasiums in Breslau und der Fürstenschule in Pleß/OS erhielt er im September 1910 das Zeugnis der Reife. Anschließend studierte er in Breslau und Gießen Philosophie und Theologie. In Gießen lernte er den Professor und späteren schlesischen Generalsuperinten-denten Martin Schian kennen. Diese Begegnung sollte für seine spätere berufliche Laufbahn von großer Bedeutung sein. Professor Schian weckte in Forell das Interesse für die kirchliche Sozialarbeit und die Innere Mission.

Nach erfolgreichem Examen begann sein seelsorgerisches Wirken für die evangelische Kirche in Schlesien zunächst für ein Jahr als Vikar in Falkenberg/OS. Während des ersten Weltkrieges war er von 1915 - 1917 Garnisonshilfsprediger und nach seiner Ordination am 05.10.1916 Garnisonspfarrer der Hafenfestung Pillau bei Königsberg.

Noch vor Kriegsende heiratete er am 14.02.1917 Magdalena Kretschmar aus Landeshut, Tochter des Pastors und späteren Superintendenten Georg Kretschmar. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, Georg Wolfgang (geb. 19.09.1919) und Johannes Gotthold (geb. 14.04.1922).

Nach seiner Entlassung aus dem Heeresdienst übernahm Pastor Forell sein erstes Pfarramt in Michelsdorf im Riesengebirge. Zu dieser Gemeinde gehörten Hermsdorf städt., Hartau, Petzelsdorf, Oppau und Kunzendorf. Als Pfarrer war er zugleich Direktor des dortigen Rettungshauses. Während der Zeit der Hungersnot der Weber war dieses Haus im Jahre 1864 von dem damaligen Pastor Gustav Trogisch gegründet worden. Als diese Anstalt im Oktober 1921 durch ein Feuer vernichtet wurde, beabsichtigte er den Wiederaufbau. Unterstützung fand er bei der Diakonisse Eva von Tiele-Winckler, besser bekannt als "Mutter Eva". Unter dem neuen Namen "Haus Gottestreue" entstand hier ein Waisenhaus. In der alten, aber noch gut erhaltenen evangelischen Schule gründete Forell ein Jahr später das Altersheim "Haus Abendfrieden".

1926 wurde Pastor Forell als erster evangelischer Sozialpfarrer für die Kirchenprovinz Schlesien nach Breslau berufen. Zugleich war er auch der erste hauptamtliche Geistliche der Schlesischen Frauenhilfe. In beiden Ämtern war er bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1933 rastlos tätig. Organisiert wurden u. a. Arbeiterfreizeiten in Seifersdorf im Eulengebirge, Arbeitgeberfreizeiten in Schloss Kamenz, jährliche soziale Lehrgänge im Predigerseminar in Naumburg/Queis usw. Die schlesische Frauenhilfe nahm unter seiner Leitung einen großen Aufschwung, wobei er hier durch seine Ehefrau tatkräftig unterstützt wurde. Bei seinem Amtsantritt betrug die Mitgliederzahl 25.000, als er 1933 sein Amt aufgeben musste, war die Zahl um das Dreifache gestiegen. Während seiner Amtszeit wurden viele Einrichtungen ins Leben gerufen, die der Müttererholung dienten. Eine moderne Frauenklinik und ein Hospiz in Breslau kamen hinzu. Zugleich entstand die Berufsschwesternschaft der Frauenhilfe.

Pastor Forell war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Als sein früherer Gießener Professor Martin Schian durch den Staats-kommissar für Schlesien zwangsbeurlaubt wurde, richtete er die schlesische Pfarrerschaft durch Rundbriefe zum Protest auf. Dadurch setzte er sich einer weiteren Gefährdung aus, da die Gestapo den Verfasser dieser Rundbriefe zu ermitteln suchte. Auch er wurde am 08.07.1933 zwangsbeurlaubt und zum 01.01.1934 durch die Kirchenleitung in Breslau, das Konsistorium, zwangsemeritiert.

Wegen der ständig wachsenden Gefahr blieb den Eheleuten Forell nur die Flucht aus Deutschland. Der Weg führte zunächst nach Wien, wo Pastor Forell während der Zeit von 1934 - 1938 die Leitung der Schwedischen Israel-Mission übertragen wurde. Bei der Besetzung Österreichs flüchtete das Ehepaar über Schweden, Dänemark, Großbritannien nach Paris. Hier war Forell als Flüchtlingspfarrer und Leiter der evangelischen Flüchtlingshilfe tätig. Im Jahr 1939 wurde die Arbeit nach Südfrankreich verlegt. Bei der Besetzung Frankreichs im Jahr 1940 halfen dem Ehepaar Organisationen in Schweden zur Flucht nach Lissabon und zur Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika, wobei die Berufung an eine New Yorker City-Gemeinde die Einreise ermöglichte.

In New York gründete Pastor Forell die "Newcomers Christian Fellowship", eine Hifsorganisation für Flüchtlinge. Hinzu kam die Tätigkeit in dem ebenfalls von ihm und einigen amerikanischen Freunden gegründeten "Emergency Commitee for German Protestantismus", einem Hilfswerk für den deutschen Protestantismus. Diese Hilfswerke leitete er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1964.

Nach dem tragischen Tod des Sohnes Gotthold zog das Ehepaar Forell nach Iowa City, wo ihr Sohn Wolfgang als Professor an der Universität lehrte. Die Bundesrepublik Deutschland, die Universität Mainz und die Landsmannschaft der Schlesier würdigten Pastor Forells Verdienste mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, der Ehrendoktorwürde und des Schlesierkreuzes. Im Jahr 1956 wurde er von der Inneren Mission in Deutschland mit der Wichern-Plakette ausgezeichnet.

Am 2. April 1968 verstarb der verdiente schlesische Pfarrer, der nach dem Krieg amerikanischer Staatsbürger wurde, in seiner Wahlheimat Iowa City. Seine Ehefrau Magdalena folgte ihm am 1. April 1984.

Quellen:

  • Hornig, Ernst: Die Bekennende Kirche in Schlesien 1933 - 1945
  • Schlesischer Gebirgsbote
  • Wikipedia


Das folgende Bild zeigt das "Haus Gottestreue" in Michelsdorf.

Frahne, Heinrich

Textilfabrikant
* 10.08.1847 in Brechten bei Dortmund                                  + 07.07.1907 in Görlitz
Wirkungsstätte: Landeshut

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Der königliche Geheime Kommerzienrat Heinrich Frahne war einer der großen Textilfabrikanten in Landeshut. Seine Wiege stand im westfälischen Brechten bei Dortmund, wo er am 10.08.1847 als Pastorensohn geboren wurde. Nach dem Besuch des Dortmunder Gymnasiums absolvierte er eine Ausbildung an der Höheren Webschule in Mühlheim und begann eine Kaufmannslehre.

Seit dem Jahre 1869 war er als Vertreter und Reisender der 1852 gegründeten Landeshuter Leinenfirma Gebrüder Methner tätig. In Landeshut begann nicht nur seine berufliche Karriere, sondern auch sein privates Glück. Hier lernte er seine spätere Ehefrau kennen. Am 2. Oktober 1872 heiratete er Marie Methner, die zweitälteste Tochter des Königlichen Kommerzienrates Carl Methner. Das junge Ehepaar zog nach der Hochzeit nach Köln und verlebte in der lebenslustigen Stadt am Rhein die ersten drei Ehejahre.

Nach dem Tod seines Schwiegervaters im Jahre 1875 wurde er aufgrund dessen testamentarischer Verfügung Mitinhaber der schon damals hoch angesehenen Firma Gebrüder Methner, nunmehr Methner & Frahne. Gemeinsam mit seinem angeheirateten Vetter Geheimrat Paul Methner übernahm er am 1. April 1875 die Leitung und den Ausbau des Landeshuter Geschäftes, das unter den neuen Inhabern einen großen Aufschwung nahm und sich renommierten Weltruf erwarb.

Neben seiner verantwortungsvollen Tätigkeit im Betrieb übte er auch viele Ehrenämter aus. Während der Zeit von 1884 - 1906 war er langjähriges Magistrats-, Kreistags- und Kreisausschussmitglied, Provinziallandtagsabgeordneter (1900 - 1906), staatlicher Kommissionssachverständiger in Zollangelegenheiten, Mitglied des Zentralverbandes Deutscher Leinenindustrieller, Mitgründer der Landeshuter Garn- und Flachsbörse. Er war Ritter hoher in- und ausländischer Orden. Am 06.08.1893 wurde Heinrich Frahne der Titel des "Königlich-preußischen Kommerzienrates" verliehen, dem im Herbst 1904 die Ernennung zum "Geheimen Kommerzienrat" folgte.

Aus seiner Ehe mit Marie Mathilde Elvine, geb. Methner (1849 - 1910) gingen, soweit bekannt, acht Kinder hervor. Zwei Söhne, Herbert und Werner, verstarben bereits in jungen Jahren. Der älteste Sohn Carl, verheiratet mit Erna Fischer aus Danzig, war Beamter des Auswärtigen Amtes und u. a. an der deutschen Botschaft in Stockholm tätig. Sohn Dr. phil. Hans-Heinrich, geb. 1875 in Landeshut, gest. 1933 in Landeshut, war Generaldirektor der Ostdeutschen Textilwerke, vormals "Schlesische Textilwerke Methner & Frahne A. G. Landeshut". Tochter Erika heiratete den Rittergutsbesitzer Ernst Hemmerich aus Groß-Ausker, Kreis Wohlau. Erna ehelichte den Fabrikbesitzer Willy Kutzner und Magda den Berliner General Leo Geim. Sohn Kurt, verstorben 1945 in Landeshut (verhungert), war der Verfasser des Jubiläumsbuches der Firma "Methner & Frahne". Er hatte Ostern 1897 am Landeshuter Realgymnasium das Abitur bestanden, Nationalökonomie studiert und mit der Promotion abgeschlossen.

Der Geheime Kommerzienrat Heinrich Frahne verstarb nach einer langen und schweren Krankheit am 07. Juli 1907 im Dr. Kahlbaum-Sanatorium in Görlitz. Die Beisetzung erfolgte am 13. Juli 1907 in Landeshut. Die Stadt Landeshut würdigte das Wirken Heinrich Frahnes, indem sie eine Straße im städtischen Siedlungsgelände nach ihm benannte: die Frahnestraße.

Quellen:

  • Chronik der Stadt Landeshut
  • Chronik der Schlesischen Textilwerke Methner u. Frahne AG, Landeshut 1852 - 1927
  • Festschrift zum 200jährigen Jubiläum des Realgymnasiums zu Landeshut
  • Schlesischer Gebirgsbote

Wallstraße - 2. Haus rechts: Villa Frahne noch ohne Kuppel (Straßenseite)

Rechts im Bild - Villa Frahne (mit der markanten Kuppel)

Villa Frahne - Gartenseite

Die frühere Villa Frahne (Aufnahme: 2016)