Familie Bernhard Prerauer aus Zülz O.S.
(Verfasser: Hella Tegeler)
Die Kleinstadt Zülz liegt im Süden Oberschlesiens am sog. Zülzer Wasser, etwa 8 km nordöstlich von Neustadt (Prudnik) und etwa 40 km südöstlich von Oppeln.
Die Herzöge von Oppeln hatten am Zülzer Wasser die Burg Bela errichtet, die Sitz eines Kastellans war. Unterhalb der Burg entstand als Ausgangspunkt für die weitere Besiedlung der Wälder an der Grenze zu Mähren ein deutsches Pfarrdorf Bela, das im Jahre 1225 erstmals erwähnt wurde. Von Bela aus wurden weitere Orte gegründet, wie Kostenthal und Kasimir. Etwa um 1270 wurde zwischen dem Dorf und der Burg Bela eine Stadt Bela alias Czolz mit deutschem Recht gegründet. Ihre Anlage erfolgte in regelmäßiger Bebauung um einen Marktplatz und besaß zwei Stadttore. Schon bald wurde die Stadt als Zolez und später Zülz bezeichnet. Für das 1 km östlich gelegene gleichnamige Dorf bürgerte sich die Bezeichnung Alt Zülz ein und das Dorf Bela wurde Altstadt genannt. Seit 1816 gehörte Zülz zum Landkreis Neustadt O.S.
Zülz gehörte zu den Städten Oberschlesiens, die zeitweilig über einen sehr hohen jüdischen Bevölkerungsanteil verfügten; zwischen 1780 und 1820 waren etwa 50 % der Gesamtbevölkerung Juden. Dank ihres Landesherren hatte die Zülzer Gemeinde nie unter Verfolgungen bzw. Vertreibungen zu leiden gehabt.
Die ersten jüdischen Familien, die sich in Zülz niederließen, stammten vermutlich aus benachbarten böhmischen und mährischen Gebieten. Die hier lebenden Juden - erstmals 1543 erwähnt - standen später unter dem Schutz der Adelsfamilien Proskowski; Kaiser Maximilian II. hatte ihr 1554 den Ort verpfändet. 1562 ging Zülz an den Grafen Christoph von Proskau über, der die Juden als wichtigen Wirtschaftsfaktor in seinem Herrschaftsbereich ansah.
Zülz besaß neben einer hölzernen Synagoge einige kleine Bethäuser. Die neue steinerne Zülzer Synagoge wurde im Jahre 1774 im Barockstil errichtet, nachdem das ältere Holzgebäude bei einem Brand vernichtet worden war.
Bereits seit Beginn verfügte die Zülzer jüdische Gemeinde über eine eigene Begräbnisstätte. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Friedhof wesentlich vergrößert.
Nach 1812 verlor Zülz seine Bedeutung als jüdisches Zentrum Schlesiens. Immer mehr Gemeindemitglieder verließen die Kleinstadt und zogen in die neuen Wirtschaftszentren. Ende des 19. Jahrhunderts war die jüdische Gemeinde derart geschrumpft, dass das Gemeindeleben fast völlig zum Erliegen kam. 1914 wurde die Zülzer Synagogengemeinde aufgelöst. Das Synagogengebäude wurde seit 1914 nicht mehr als solches genutzt und im Jahre 1939 verkauft. In späteren Jahren wurde es abgerissen. Der jüdische Friedhof in Zülz existiert aber auch heute noch.
In Zülz stand die Wiege von Bernhard Prerauer. Hier wurde er am 03. September 1819 als Sohn des Kaufmanns und Kultusbeamten Joseph Prerauer geboren. Wann genau er nach Landeshut kam, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich war es um 1840. Im Jahre 1846 gründete er in Landeshut, Wilhelmstraße Nr. 13 eine Modewarenhandlung, die er bis zum Jahre 1880 betrieb. Diese wurde dann an Gustav Haacke verkauft.
In Dittersbach städt. besaß Bernhard Prerauer das Gasthaus "Zum schwarzen Raben" , das er aber im Jahre 1855 verkaufte.
Bernhard Prerauer
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Ehefrau von Bernhard Prerauer
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 43/1846.
Der Pfeil weist auf den Standort der Modewarenhandlung in der
Wilhelmstraße Nr. 13 hin.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Mit dieser Zeitungsanzeige aus dem Landeshuter Kreisblatt vom 25.10.1876 wurde Werbung für die Modewarenhandlung gemacht.
(zur Verfügung gestellt von Herrn Ralph Ruebner, Illinois - USA)
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge", Heft Nr. 2/1855.
Anzeige aus der Zeitung "Jüdisches Anzeigenblatt",
Heft Nr. 7/1862.
Bernhard Prerauer war zweimal verheiratet. Mit seiner 1. Ehefrau Rosalie, geb. Bruck, hatte er 3 Kinder und mit seiner 2. Ehefrau Friederike, geb. Libas 5 Kinder. Aus seiner 1. Ehe stammt der Sohn Josef Prerauer, Mitbegründer der Schuhfabrik Rosenstein & Prerauer.
Mit Ausnahme von Felix und Erich Prerauer, Enkelsöhne des Bernhard Prerauer, die ihren Wohnsitz in Landeshut hatten, lebte die Familie Prerauer später in Berlin. Hier besaß die Familie ein Kalk- und Produktengeschäft, aus dem im Januar 1889 durch Zusammenschluss der Firmen Robert Guthmann, Wilhelm Caspari und Prerauer & Co. die Vereinigten Berliner Mörtelwerke geschaffen wurden.
Neben den Leinenfabriken Grünfeld, Hamburger und Rinkel gehörte die Schuhfabrik Rosenstein & Prerauer zu den bedeutendsten jüdischen Betrieben in Landeshut. Gegründet wurde die Firma ca. 1878 von Joseph Prerauer und Max Rosenstein. Max Rosenstein verstarb am 4. November 1887. Die Firma wurde aber auch nach seinem Ableben bis zum Ende unter dem Namen Rosenstein & Prerauer weiter geführt.
Auszug aus der Zeitung "Berliner Tageblatt" vom 09.11.1887.
(zur Verfügung gestellt von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Die erste Produktionsstätte der Firma befand sich im früheren "Beyerhaus" in der Bismarckstraße. In diesem Haus befanden sich auch Lagerräume und Wohnungen. Einige Jahre später wurde das Gebäude Schiesshausstraße Nr. 3 erworben und die Produktion in dieses Haus verlagert. Im Jahre 1903 wurde auf der Bismarckstraße neben dem ehemaligen "Beyerhaus" ein großer Neubau errichtet.
Das "Beyerhaus", Bismarckstraße
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Illinois - USA)
Teilansicht der ursprünglichen Fabrik mit Blick auf den Garten,
Schiesshausstraße Nr. 3.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Illinois - USA)
Blick auf den im Jahre 1903 errichteten Neubau - Bildmitte.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Der im Jahre 1903 errichtete Neubau.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Die Bismarckstraße mit der Schuhfabrik Rosenstein & Prerauer.
Bismarckstr. 8 - 10 - Die frühere Schuhfabrik Rosenstein & Prerauer,
das große rote Gebäude in der Bildmitte rechts.
Für die Mitarbeiter entstanden Häuser An der Boberbrücke Nrn. 7 und 8, Lüderitzstraße Nrn. 1 und 2, sowie im Jahre 1925 ein Neubau in der Lüderitzstraße Nr. 33. Das Personal der Firma Rosenstein & Prerauer bestand aus 33 Frauen, 65 Männern und Lehrlingen. In den Anfangsjahren wurden überwiegend Kinderschuhe produziert, später wurde auf Damen- und Herrenstraßenschuhe umgestellt.
Am Boberdamm, später An der Boberbrücke.
Die beiden Häuser rechts waren Eigentum der Familie Prerauer.
Familienhäuser An der Boberbrücke 7 und 8. Das Haus im Hintergrund wurde für die Familie Felix Prerauer gebaut.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Familienhäuser Lüderitzstraße 1 und 2,
im Hintergrund der im Jahre 1903 errichtete Neubau.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Im Jahre 1925 ließ die Firma Rosenstein & Prerauer in der Lüderitzstraße Nr. 33 für Mitarbeiter ein
neues Familienwohnhaus errichten.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Für seine Familie erbaute Joseph Prerauer im Jahre 1885 das Wohnhaus An der Boberbrücke Nr. 4, in dem auch die Familie Erich Prerauer lebte. Die Familie Felix Prerauer wohnte später im Haus An der Bobebrücke Nr. 8.
Villa Prerauer
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Im Garten der Villa Prerauer.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Die Villa Prerauer - heute
Der Eingang zum Werksgelände.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Ein modernes Feuerzeuglager wurde 1924 gebaut, um hauptsächlich Sohlenleder (Unterleder) zu beherbergen.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Innenansicht der Fabrik
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Innenansicht der Fabrik
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Der Schneideraum Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Hintergrund Erich Prerauer.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Anzeige aus der "Central-Verein Zeitung" vom 20.02.1936.
(zur Verfügung gestellt von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Das Personal der Firma Rosenstein & Prerauer. In der Bildmitte Joseph Prerauer, links Prokurist Grafenstein und Felix Prerauer. (Aufnahme: 1896)
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Mitarbeiter der Firma Rosenstein & Prerauer.
Verheiratet war Joseph Prerauer seit dem 25.12.1872 mit Bertha Marcus, die am 02.10.1849 in Pleschen geboren wurde.
Verlobungsanzeige von Joseph Prerauer und Bertha Marcus.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Ehepaar Joseph Prerauer und Bertha, geb. Marcus.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Illinois - USA)
Der Militär-Pass von Joseph Prerauer vom 05.11.1867
(zur Verfügung gestellt von Herrn Ralph Ruebner,
Skokie, Illinois - USA)
Joseph Prerauer war in Landeshut Stadtverordneter und gehörte seit dem 21.04.1895 der Johannis-Loge "Zum Innigen Verein am Riesengebirge im Orient von Landeshut in Schlesien" als Mitglied an.
Deckblatt des Mitgliederverzeichnisses
Ausschnitt aus dem Mitgliederverzeichnis
Während der Ehe wurden 4 Söhne geboren:
- Alfred (im Kindesalter verstorben)
- Felix * 30.12.1873 in Landeshut, + 23.06.1948 in Sydney
- Walter * 11.02.1875 in Landeshut, + 17.11.1939 in Berlin
- Erich * 29.11.1876 in Landeshut, + 10.10.1933 in Berlin
Nach dem Tod des Vaters Joseph übernahmen die Söhne Felix und Erich gemeinsam die Leitung der Schuhfabrik. Sohn Walter war Jurist und lebte in Berlin. Herbert Prerauer, der Sohn des 1933 verstorbenen Erich Prerauer, führte die Fabrik nach dem Tod seines Vaters nun mit seinem Onkel Felix bis zum erzwungenen Verkauf Ende 1938 an die OTA weiter. Bei der OTA handelte es sich um eine deutsche Filiale der tschechischen Schuhfirma Bata. Die gesamte Familie Prerauer konnte Ende 1938 nach Amerika bzw. Australien emigrieren.
Von links: Dr. Felix Rother, Felix Prerauer und Joseph Prerauer
(Aufnahme: ca. 1900)
Dr. Felix Rother war der Hausarzt der Familie Prerauer
(s. Genealogie - Familie Rother)
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Quellen:
- Ancestry
- Family Search (Mikrofilm - jüdische Gemeinde Landeshut)
- Jüdische Gemeinde - Zülz (Oberschlesien)
- My Heritage
- Privatarchiv der Familie Prerauer (zur Verfügung gestellt von Herrn Ralph Ruebner, Skokie , Illinios - USA)
- Schlesischer Gebirgsbote
- Tauf- und Traubücher der jüdischen Gemeinde Landeshut bei dem Staatsarchiv Jelenia Góra
- Unterlagen des Standesamtes Landeshut bei dem Staatsarchiv Jelenia Góra
- Wikipedia, die freie Enzyklopädie
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Prerauer:
I. Generation:
Bernhard Prerauer (Textil-Kaufmann - Wilhelmstr. 13) * 03.09.1819 in Zülz O.S.
+ 31.05.1885 in Berlin
1. Ehefrau: Rosalie Bruck * 12.01.1820 in Leobschütz, + 01.09.1850 in Landeshut
- Der Grabstein ist noch erhalten - s. auch Dokumentation "Alter Jüdischer Friedhof"
Kinder: 1. Joseph * 07.08.1847 in Landeshut, + 04.04.1917 in Berlin
2. Julian * 23.11.1848 in Landeshut, + 15.12.1934 in Berlin
3. Wilhelm * 10.01.1850 in Landeshut, + 06.05.1919 in Berlin
2. Ehefrau: Friederike Libas * 11.08.1823 + 28.08.1907 in Landeshut
Kinder: 1. Clara * 09.02.1853 in Landeshut
2. Anna * 1854 in Landeshut
3. Betti * 27.07.1856 in Landeshut, + 01.05.1917 in Berlin
4. Georg * 28.11.1857 in Landeshut, + 02.04.1859 in Landeshut
5. Georg * 05.07.1859 in Landeshut, + 07.12.1905 in Berlin
Grabstein Rosalie Prerauer, geb. Bruck.
(Aufnahme: 2015)
Grabstein Rosalie Prerauer, geb. Bruck.
(Aufnahme: 2015)
Grabsteine der Eheleute Bernhard Prerauer u. Friederike, geb. Libas.
Sie befinden sich auf dem Alten jüdischen Friedhof.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Grabsteine der Eheleute Bernhard Prerauer u. Friederike, geb. Libas.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt" vom 29.08.1907.
Kinder aus der 1. Ehe Bernhard Prerauers mit Rosalie Bruck.
II. Generation:
1.1 Joseph Prerauer (Schuhfabrikant) * 07.08.1847 in Landeshut, + 04.04.1917 in Berlin
Ehefrau: Berta Marcus * 02.10.1849 in Pleschen, + 05.07.1933 in Berlin
Heirat: 25.12.1872 in Landeshut
Ehepaar Joseph Prerauer und Bertha, geb. Marcus.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt" vom 06.04.1917.
(zur Verfügung gestellt von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt" vom 08.04.1917.
(zur Verfügung gestellt von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Grabstein der Eheleute Joseph Prerauer und Bertha, geb. Marcus.
Die Beisetzung erfolgte auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee. Hier wurde auch ihr Sohn Dr. Walter Prerauer beigesetzt.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Die Eheleute Joseph und Bertha Prerauer hatten 4 Söhne:
1. Alfred + 17.12.1883
2. Felix * 30.12.1873 in Landeshut, + 23.06.1948 in Sydney
3. Walter * 11.02.1875 in Landeshut, + 17.11.1939 in Berlin
4. Erich * 29.11.1876 in Landeshut, + 10.10.1933 in Berlin
1.2 Julian Prerauer (Kaufmann) * 23.11.1848 in Landeshut, + 15.12.1934 in Berlin
1. Ehefrau: Jenny Prerauer * 1855 in Königsberg, + 29.09.1906
Heirat: 19.01.1875 in Berlin
Scheidung: 10.01.1906 in Berlin
Kind: Ilse * 27.12.1875 in Berlin, + 1952
2. Ehefrau: Fanny Wittner * 11.02.1867 + 01.10.1919 in Berlin
Heirat: 12.02.1906 in Berlin
1.3 Wilhelm Prerauer (Kaufmann) * 10.01.1850 in Landeshut, + 06.05.1919 in Berlin
Ehefrau: Anna Dorothee Pflaum * 10.01.1852 in Berlin-Charlottenburg,
+ nach 1919
Heirat: 18.10.1881 in Berlin
III. Generation:
1.1.2 Felix Prerauer (Schuhfabrikant) * 30.12.1874 in Landeshut, + 23.06.1948 in Sydney
Ehefrau: Gertrud Hammerschlag * 21.11.1879 in Prag, + 08.05.1956 in Sydney
Kinder: 1. Curt * 01.04.1901 in Landeshut, + 29.11.1967 in Sydney
2. Hans * 08.06.1906 in Landeshut, + um 1992 in Sydney
Anzeige aus einer Zeitung in Sydney vom 16.07.1948
(Er kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben)
1.1.3 Dr. Walter Prerauer (Jurist) * 11.02.1875 in Landeshut, + 17.11.1939 in Berlin
Dr. Walter Prerauer studierte Rechtswissenschaften und Nationalökonomie in Heidelberg,
Berlin, Halle und Breslau, wurde 1897 in Greifswald zum Dr. jur. promoviert und war seit 1902
Gerichtsassessor. Als Hilfsrichter war er an verschiedenen Amtsgerichten Schlesiens tätig. Im
Jahr 1904 schied er aus dem Justizdienst aus und trat in die Berliner Kommunalverwaltung ein.
Von 1919 - 1923 war er Direktor des Berliner Pfandbriefamtes, wirkte 1923 an der Gründung der
Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank AG mit und trat in deren Vorstand ein. In den folgenden
Jahren war er maßgeblich am Auf- und Ausbau dieser Bank beteiligt.
Er verstarb am 17.11.1939 in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee
beigesetzt.
Ehefrau: Ilse Prerauer * 27.12.1875 in Berlin, + 1952
Heirat: 08.03.1909 in Berlin
1.1.4 Erich Prerauer (Schuhfabrikant) * 29.11.1876 in Landeshut, + 10.10.1933 in Berlin
Ehefrau: Lilli Hammerschlag * 01.08.1882 in Prag, + 19.06.1972 in Chicago
Heirat: 24.01.1903 in Prag
Trauungszeugnis der Eheleute Erich Prerauer und Lilli, geb. Hammerschlag.
(zur Verfügung gestellt von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Ehepaar Erich Prerauer und Lilli, geb. Hammerschlag.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt" vom 13.09.1908.
- Geburt des Sohnes Herbert -
(zur Verfügung gestellt von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt" vom 04.12.1909.
- Geburt der Tochter Hilde -
(zur Verfügung gestellt von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Bericht über das Begräbnis von Erich Prerauer
in der Zeitung "Israelitisches Familienblatt vom 02.11.1933)
Grabstein des Erich Prerauer
auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Landeshut
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Kinder der Eheleute Erich und Lilli Prerauer:
1. Fritz * 29.08.1904 in Landeshut, + 05.1966
2. Herbert * 11.09.1908 in Landeshut, + 09.01.1996 in Chicago
3. Hilde * 02.12.1909 in Landeshut, + 21.10 1952 in USA
Eine Tanzstundengruppe von Schülern und Schülerinnen des Realgymnasiums und der Höheren Mädchenschule in Landeshut. Aufnahme: 1. Oktober 1925 im Garten der Familie Prerauer.
In der Mitte die Geschwister Hilde und Herbert Prerauer:
3. von rechts: Hilde Prerauer und 7. von links: Herbert Prerauer.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Die Brüder Felix und Erich Prerauer hatten Schwestern geheiratet, Gertrud und Lilli Hammerschlag, Töchter des angesehenen Prager Rechtsanwaltes Dr. Moritz Hammerschlag.
Ehepaar Moritz Hammerschlag u. Laura Linna, geb. Breslauer.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Traueranzeige Dr. Moritz Hammerschlag
1.2.1 Ilse Prerauer * 27.12.1875 in Berlin, + 1952
1. Ehemann: Hans Tauber (Kaufmann) * 22.05.1871 in Neisse, + 16.10.1917 in Berlin
Heirat: 08.07.1899 in Berlin
Scheidung: 04.11.1907 in Berlin
2. Ehemann: Dr. Walter Prerauer (Jurist) * 11.02.1875 in Landeshut, + 17.11.1939 in Berlin
(s. hierzu auch unter III. Generation, Ziffer 1.1.3)
Heirat: 08.03.1909 in Berlin
IV. Generation:
1.1.2.1 Curt Prerauer (Pianist, Dirigent, Musikkritiker) * 01.04.1901 in Landeshut,
+ 29.11.1967 in Sydney
Ehefrau: Maria Victusya (Sopranistin) * 1926 + 00.05.2006
Heirat: 07.12.1942
Curt Prerauer sollte ursprünglich Jurist werden. Aber seine musische Begabung zeichnete
sich bereits in frühester Jugend ab. Dieses Talent hatte er von seiner Mutter Gertrud geerbt.
Diese war eine begeisterte Kunstfreundin und versierte Pianistin, die in Breslau bei Bronislaw
von Poznia studiert hatte. Bereits als Kind erhielt Curt Prerauer Geigen- und Klavierunterricht,
später kam noch Orgelunterricht dazu. Nach dem Besuch des Landeshuter Realgymnasiums
absolvierte er ein Studium an der Musikhochschule in Breslau bei dem bekannten Professor
Max Schneider. Auf Drängen seiner Eltern begab er sich jedoch 1921 nach München und
studierte dort zunächst Rechtswissenschaften und später erneut Musik. Danach ging er nach
Berlin und wurde Schüler des berühmten Professors Hugo Leichtentritt, der am Klindworth-
Scharwenk-Konservatorium lehrte.
Bei diesen hervorragenden Lehrern und seinem großen Talent stand Curt Prerauer eine
glänzende berufliche Zukunft bevor. Nach Abschluss seiner Ausbildung war er zunächst als
Korrepetitor bei den Opernhäusern in Oldenburg, Essen und bei der Staatsoper in Berlin tätig.
Ab 1926 war er persönlicher Assistent des Chefdirigenten Leo Blech. Er arbeitete mit den
Dirigenten Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter und Erich Kleiber zusammen. Prerauer war
auch an Sinfoniekonzerten der Staatsoper beteiligt. Im Jahr 1932 wirkte er als Solist in einer
Uraufführung für Orgel und Orchester mit.
Es begann das Jahr 1933 und für Curt Prerauer wurde die Ausübung seines Berufes aufgrund
seiner jüdischen Abstammung immer schwerer. Ein Engagement am Festspielhaus Bayreuth
wurde 1933 auf Drängen von Winifried Wagner abgebrochen und auch die Staatsoper Berlin
ließ ihm am 01.06.1933 das Entlassungsschreiben zukommen. Gemeinsam mit seinen Eltern
und seinem jüngeren Bruder verließ er Deutschland und emigrierte über Großbritannien nach
Australien. Um seinen Lebensunterhalt sicherzustellen, nahm Curt Prerauer das Angebot des
Theater-Unternehmers Sir Benjamin John Fuller an und arbeitete für die Australian
Broadcasting Commission. Als einer von drei Leitern war er für die Organisation von
Opernaufführungen verantwortlich. Später wechselte er als Lehrer an die Alfred Hill Academy
of Music und wurde 1938 zum Leiter der Royal Philharmonic Society of Sydney ernannt. Curt
Prerauer hatte nunmehr auch beruflich in Australien Fuß gefasst.
Curt und Maria Prerauer
(Bild von Herrn Robert Glowczyk)
1.1.2.2 Hans Prerauer (Schuhfabrikant) * 08.06.1906 in Landeshut, + 08.05.1982 in Sydney
Ehefrau: Betty Beate Wolff * 1913
Heirat: 24.06.1937 in Sydney
Kinder: 1. Jan Roger
2. Barry John
Hans Prerauer änderte in Australien seinen Namen und nannte sich Hilary Pryer. Nach
großen Anfangsschwierigkeiten arbeitete er sich bis zum leitenden Direktor einer der
größten kosmetischen Firmen Australiens hoch.
1.1.4.2 Herbert Prerauer (Schuhfabrikant) * 11.09.1908 in Landeshut, + 09.01.1996 in Chicago
Ehefrau: Charlotte Cohn-Salisch * 05.11.1914 in Glogau, + 20.03.1989 in Chicago
Heirat: 21.04.1936
Ehepaar Herbert Prerauer und Charlotte, geb. Cohn-Salisch.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Cahrlotte Cohn-Salisch war die Enkeltochter von Hedwig Salisch (Destillation und Likörfabrik Salisch, Wilhelmstraße 15 - Genealogie s. Familie Salisch).
Ehepaar Dr. Arthur Cohn und Erna, geb. Salisch mit Tochter Charlotte.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Ehepaar Dr. Arthur und Erna Cohn während des 1. Weltkrieges.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Dr. Arthur Cohn als Amtsarzt (2. von rechts)
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie, Illinois - USA)
Kinder der Eheleute Herbert und Charlotte Prerauer:
1. Jeffrey
2. Sasan
3. Evelyn
Auch Herbert Prerauer änderte in Amerika seinen Namen. Er nannte sich Herbert Prauer.
Familie Herbert Prerauer (Prauer) im Jahre 1986
Von links: Sohn Jeffrey, Tochter Susan, Frau Charlotte Prerauer (Prauer),
Herbert Prerauer (Prauer) und Tochter Evelyn.
Kinder aus der 2. Ehe Bernhard Prerauers mit Friederike Libas.
II. Generation:
2.1 Clara Prerauer * 09.02.1853 in Landeshut, + 25.06.1938
Ehemann: Benno Phillippsohn * 1844 in Breslau, + 03.05.1910 in Berlin
Heirat: 23.05.1875 in Berlin
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt" vom 04.05.1910.
2.2 Anna Prerauer * 1854 in Landeshut
Ehemann: Wilhelm Guttsmann * 1846
Heirat: 02.12.1873 in Berlin
2.3 Betti Prerauer * 27.07.1856 in Landeshut, + 01.05.1917 in Berlin
Ehemann: Max Lachmann (Kaufmann) * 29.04.1850 in Kreuzburg, + 07.04.1921
Heirat: 24.06.1882 in Berlin
Kinder: 1. Margarete * 16.03.1884 in Berlin, + 03.02.1951 in Los Angeles
2. "Erich" Bernhard * 15.04.1886 in Berlin, + 11.06.1961 in Los Angeles
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt"
vom 03.05.1917.
2.5 Georg Prerauer (Kaufmann) * 05.07.1859 in Landeshut, + 07.12.1905 in Berlin
Ehefrau: Betty Lissauer
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt"
vom 09.12.1905
III. Generation:
2.3.2 "Erich" Bernhard Lachmann (Geigenbaumeister) * 15.04.1886 in Berlin
+ 11.06.1961 in Los Angeles