Besuche preußischer Könige in Landeshut

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quelle:
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Chronik der Stadt Landeshut , Druck und Verlag Armin Werner`s Buchdruckerei, Landeshut i.
   Schlesien

Am 11. Januar 1904 nahm Kaiser Wilhelm II. an der Trauung der Tochter des Grafen Udo zu Stolberg-Wernigerode mit dem Korvettenkapitän Graf Oskar von Platen Hallermund teil.

Anlässlich dieses kaiserlichen Besuches brachte das "Landeshuter Stadtblatt" folgenden Rückblick auf die Anwesenheit der preußischen Könige in Landeshut heraus.

"Landeshut kann sich rühmen, dass seit Friedrich dem Großen sämtliche preußischen Könige, wenn auch teils nur als königliche Prinzen vor ihrem Regierungsantritt, den Boden unserer Stadt betreten haben.

Am 10. August 1743 kam König Friedrich II. zum ersten Male nach Landeshut und logierte im damaligen Kaufmann Kramerschen Hause am Markt Nr. 61 - 63 (jetzt Herrn Kaufmann Schlums gehörig), ebenso am 1. März 1749.

König Friedrich II - Der Große - (24.01.1712 - 17.08.1786)

Markt Nr. 61 - 63, später Nr. 29 (Kaufhaus Schlums)

Über den ersten Besuch Friedrichs des Großen schreibt der Chronist Hayn: "Seinem scharfen Blicke entging weder die in militärischer Hinsicht wichtige Gegend um Landeshut, noch ihre weltberühmte, für den preußischen Staat so wichtige Leinwandfabrikation. Er gewann sie lieb, verweilte oftmals längere Zeit in Landeshut und gedachte selbst wenige Tage vor seinem Tode noch wohlwollend an sie; denn am 17. August 1786, als dem Todestage Friedrichs II., unseres ewig unvergeßlichen Landesvaters, überbringt der Generaladjutant Major von Prittwitz, vermöge seines (des sterbenden Königs) ausdrücklichen Auftrages, mündlich die Versicherung, daß er der Stadt Landeshut mit landesväterlicher Huld bis zu seinem letzten Augenblick zugetan bleibe."

König Friedrich II. hat sich in der Tat große Verdienste um Landeshut erworben, die aufzuzählen der Raum hier nicht gestattet; wir erwähnen jedoch, daß dieser hochselige Monarch auf seine Kosten hierselbst 7 massive Häuser erbauen ließ, wovon Inschriften an denselben Kunde geben, und daß er vorher gleich nach dem Frieden des siebenjährigen Krieges schon aus landesväterlicher Huld und Gnade der Stadt eine Summe von 100.000 Taler geschenkt hatte, wodurch Schulden, welche durch die drei schlesischen Kriege veranlaßt worden waren, getilgt werden konnten. Am 1. Mai 1759 wohnte Friedrich der Große in dem jetzt Herrn Kommerzienrat Paul Methner gehörigen Gebäude, welches Ereignis ebenfalls durch eine Inschrift an demselben der Nachwelt erhalten worden ist. Erwähnt sei, daß in demselben Hause (damals Vorstadt Nr. 170, früherer Besitzer Kaufmann Herr Duttenhofer) nach Hayn am 29. August 1835 auch Erzherzog Johann, Bruder des Kaisers Franz, auf der Durchreise logierte.

Das folgende Bild zeigt das frühere Paul Methner-Haus (später Haus Gotteshilfe).

Anlässlich eines Besuches Friedrichs des Großen in Landeshut soll sich vor dem Hotel "Zum Raben" am Markt folgende Begebenheit abgespielt haben, über die der Chronist wie folgt berichtet: "Bei der Umspannung der Wagenpferde vor dem Gasthofe "Zum Raben" hielt diesmal - an Stelle des Bürgermeisters - der Syndikus dem König die Begrüßungsansprache. Er begann: "Ew. Majestät, wir freuen uns außerordentlich..........". Da blieb er stecken. Der Syndikus räusperte sich und begann von neuem: "Ew. Majestät, wir freuen uns außerordentlich...........". Wieder wusste er nicht weiter und er wiederholte abermals: "Ew. Majestät, wir freuen uns außerordentlich............". Da riss dem Bürgermeister Speer die Geduld. Er schob den Syndikus beiseite und sprach: "Ew. Majestät, wir freuen uns so außerordentlich über Dero Ankunft, dass wir unsere Freude gar nicht ausdrücken können -, das hat der Esel sagen wollen!" Friedrich der Große lachte und erwiderte: "ich danke Ihm, lieber Speer, vor Seine gute Explokation. Derlei kurze Reden ohne Esels sein am besten vor Euch und vor mir."

Auf dem folgenden Foto ist das Hotel "Zum Raben" am Markt abgebildet.

König Friedrich Wilhelm II. kam am 18. Juni 1790 von Grüssau, wo er über Nacht geblieben, nach Landeshut. Beim Gasthof "zur goldenen Sonne" in der Vorstadt wurde umgespannt und nach Schweidnitz weitergefahren.

König Friedrich Wilhelm II. (25.09.1744 - 16.11.1797)

Gasthof "zur Sonne"

Am 8. Juli desselben Jahres kam König Friedrich Wilhelm II. über Hartmannsdorf nach Landeshut und logierte gleichfalls bei dem Kaufmann Cramer am Markt Nr. 62 (Anm: später Kaufhaus Schlums), ritt aber bald nach seiner Ankunft mit dem Prinzen Louis, Generalleutnant von Pfuhl,
v. Schwerin, Loganowsky nach Reichhennersdorf über die dort herumliegenden, 1760 mit Preußen und Österreichern besetzt gewesenen Berge und zuletzt über den Langen Berg zurück nach dem Dorfe Zieder. Am 9. Juli früh 4 Uhr, reiste Se. Majestät der König von hier wieder ab."

König Friedrich Wilhelm III. traf am 19. August 1800 nebst Gemahlin, der unvergeßlichen Königin Luise, auf der Durchreise von Schloß Fischbach nach Schloß Fürsteinstein hier ein. Am Tage vorher waren beide Majestäten auf der Schneekoppe gewesen. In Fürstenstein hatte zu Ehren des Königlichen Paares ein Turnier stattgefunden.

Die königliche Reiseroute
(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Band 31, 6. Stück, Juni 1800, S. 577)

Königin Luise von Preußen (10.03.1776 - 19.07.1810)

König Friedrich Wilhelm III. (03.08.1770 - 07.06.1840)

Als König Friedrich Wilhelm III. das zweite Mal nach Landeshut kam, war es keine glückliche Zeit, es war im Jahre 1813. Am 8. August dieses Jahres hielt Se. Majestät der König mit Kaiser Alexander I. von Rußland nahe bei Schloß Kreppelhof Heerschau ab über ein hier unter General Wittgenstein versammeltes russisches Korps von 28.000 Mann. (Anm.: siehe Artikel - Monarchentreffen)

Am 5. September 1824 kommt Se. Majestät der König Friedrich Wilhelm III. nebst Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin Elisabeth hier durch, bei welcher Gelegenheit die Töchter der hiesigen Leinewand-Kaufleute Höchstderselben ein feines Webeleinwand (87 Taler im Werte) überreichten, welches gerade mit der Huld angenommen, als es mit aufrichtiger Liebe dargereicht wurde. Man erzählt auch, daß der Königin Luise von der hiesigen Kaufmannschaft ein Schock Leinwand verehrt wurde, welches durch einen Fingerring gezogen werden konnte. Das war die Kunst der damaligen schlesischen Schleierweberei.

Am 5. Juni 1830, nachmittags 3 Uhr, kam König Friedrich Wilhelm III. auf der Reise nach Fischbach hier durch. "Um 5 Uhr folgte seine Tochter, die damalige Kaiserin von Rußland, Charlotte, mit Sr. Königlichen Hoheit Ihrem Herrn Bruder, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen." Die ganze Königliche Familie war in den Tagen nachher im Schlosse zu Fischbach vereinigt. Im Jahre 1838 weilte die Königliche Familie wieder in Schloß Fischbach, bezw. Erdmannsdorf. Sowohl die Kaiserin von Rußland wie König Friedrich Wilhelm kamen in diesem Jahre zweimal hier durch. Das letzte Mal passierte König Friedrich Wilhelm III. Landeshut am 9. August 1839, von Trautenau kommend. Im folgenden Jahre starb der König.

Schloss Fischbach um 1820

Schloss Erdmannsdorf um 1830

Auch König Friedrich Wilhelm IV. war in Landeshut und zwar nicht nur, wie bereits erwähnt, als Kronprinz, sondern zweimal auch als König. Das erste Mal war dies am 19. September 1841. Hayn schreibt hierüber: "Auch sollte heute früh um 5 Uhr schon Se. Majestät der König Friedrich Wilhelm IV. hier durchkommen. Die königl. und städtischen Behörden, wie alle alten Krieger hatten sich daher auf dem Markte rechts und links aufgestellt. Nachmittags um halb 2 Uhr geschah endlich die Ankunft und sehr wahrscheinlich möchte man dem Könige die Gegenwart der alten Militärs beigebracht haben; denn Se. Majestät stiegen aus dem Wagen und gingen langsam, jedem freundlich zunickend, auch einem, der ein hölzernes Bein hatte, die Hand schüttelnd, an ihrer Front hinunter. Als Höchstderselbe den Wagen wieder bestieg, um weiter zu fahren, erscholl hinter ihm ein mehrfaches Hurra ihm nach. Am 24. August 1840 hatte König Friedrich Wilhelm IV. die Schneekoppe bestiegen. Am 16. September 1841 abends 9 Uhr kam die Gemahlin Friedrich Wilhelm IV., Königin Elisabeth, das erste Mal als Königin nach Landeshut und blieb über Nacht im Kaufmann Dorn`schen Hause (Anm.: später Markt Nr. 19 - Haus Tschirner). Dieses Haus und die ganze Stadt waren prächtig illuminiert. Königin Elisabeth ließ am 22. September von Erdmannsdorf aus durch den geheimen Kämmerer Schöning eine goldene Brosche nebst Dankschreiben senden. Besagte Brosche befindet sich jetzt noch im Besitz von Fräulein Elisabeth Dorn, die damals als kleines Mädchen den hohen Gast mit einem Rosenbouquet begrüßte.

Königin Elisabeth von Preußen (13.11.1801 - 14.12.1873)

König Friedrich Wilhelm IV. (15.10.1795 - 02.01.1861)

Das folgende Bild zeigt das frühere Haus des Kaufmanns Dorn, später Markt Nr. 19, Kaufmann Tschirner.

Im Hause der Frau Kaufmann Dorn genoß übrigens am 5. Oktober 1835 auch die russische Kaiserin nebst der Prinzessin Olga gleichfalls die Gastfreundschaft, indem Ihre Majestät dortselbst speiste, und ebenso nochmals auf der Rückreise am 26. Oktober 1835. Ihr Gemahl, Kaiser Nikolaus, logierte im Dornschen Hause bereits am 20. September 1833, als er von Münchengrätz, wo er mit Kaiser Franz von Österreich eine Unterredung hatte, hier durchkam. Am 5. Oktober 1835 kehrte Allerhöchstderselbe im Hotel zum "schwarzen Raben" hierselbst ein.


König Friedrich Wilhelm IV. kam ferner am 17. August 1844 durch Landeshut und dann am 14. Juni 1852. In seiner Begleitung befanden sich seine Gemahlin und Exzellenz Reichsgraf Anton zu Stolberg-Wernigerode. Bei kurzem Aufenthalt beim Gasthof zur Burg fand ein bemerkenswertes Gespräch mit dem damaligen Landrat Herrn Preu auf Krausendorf und Herrn Diakonus Feuerstein statt. Das letzt Mal war König Friedrich Wilhelm IV. hierselbst am 30. August 1853 zum Besuche des Mariannenstiftes. Nach diesem kehrte Se. Majestät im Schlosse Kreppelhof ein.

Auch der Name des Prinzen Wilhelm, des nachmaligen Königs Wilhelm I. und ersten Deutschen Kaisers, Bruders Königs Friedrich Wilhelm IV., findet sich noch in der 1845 herausgegebenen Haynschen Chronik unter den fürstlichen Besuchern Landeshuts verzeichnet. Am 23. Juni 1827 kam Prinz Wilhelm zum Besuch auf Schloß Kreppelhof und fuhr als erster über die neue, von Sr. Exzellenz dem Grafen Anton zu Stolberg-Wernigerode errichteten Brücke über den Bober. Am 5. Juni 1830 kam mit seinem königlichen Vater und der Kaiserin von Rußland auch Prinz Wilhelm nach Landeshut, um nach Fischbach zu reisen. Am 24. September 1835 kamen der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm, Prinz Wilhelm (der spätere Kaiser Wilhelm I.) und die Prinzessin der Niederlande hier durch. Als König Wilhelm I. war der hochselige Fürst nicht mehr in Landeshut. Durch die veränderten Zeiten und Verkehrsverhältnisse ist ihm unsere Stadt aus dem Gesichtskreise gerückt worden.

Prinz Wilhelm von Preußen um 1840 (22.03.1797 - 09.03.1888)

Der spätere Kaiser Wilhelm I. (22.03.1797 - 09.03.1888)

Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III. reiste am 21. September 1859, mittags 12 Uhr, mit seiner Gemahlin, von Erdmannsdorf kommend, hier durch. Das kronprinzliche Paar war ebenfalls auf Schloß Kreppelhof abgestiegen. Am Gasthof "Zur Burg" waren Ehrenpforten errichtet und das Bürger-Schützenkorps und die Turner aufgestellt. 

Kronprinzessin Viktoria, die spätere Kaiserin (21.11.1840 - 05.08.1901)

Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III.

(18.10.1831 - 15.06.1888)

Schloss Kreppelhof

Gasthof "Zur Burg"

Am 5. Juni 1866 besichtigte Kronprinz Friedrich Wilhelm bei Landeshut auf der Straße nach Reichhennersdorf Truppen des V. Armeekorps, die hier versammelt waren, um dann gegen Österreich vorzurücken. Nach Schmiedeberg zu reiste der geliebte Feldherr dann wieder ab. Noch heute rühmen Augenzeugen die Leutseligkeit, welche Kronprinz Friedrich Wilhelm damals an den Tag gelegt hatte. Am 12. und 13. September 1866 waren der Kronprinz nebst Gemahlin nochmals auf Schloß Kreppelhof, um von dort aus die verschiedenen Lazarette in Landeshut zu besuchen. Hier zeigte sich so recht der hohe Edelsinn dieses Fürstenpaares. An den Betten der Verwundeten trösteten sie als wahre Samariter, und manch tränenglänzender Blick dankte ihnen für ihr Liebeswerk. Am 14. Juli 1866 besuchte auch Prinzessin Karl von Preußen die hiesigen Lazarette. In den Herzen unserer Bevölkerung ist Kaiser Friedrichs Name tief eingegraben.

Und nun haben wir in Landeshut die große Freude, auch Kaiser Friedrichs Sohn, Kaiser und König Wilhelm II. als ersten deutschen Kaiser, der Landeshut mit einem Besuche beehrt, begrüßen zu dürfen. Auch ihm jubelt die hiesige Bevölkerung begeistert entgegen und der 11. Januar 1904 wird als denkwürdige Erinnerung ebenfalls in der Chronik von Landeshut eingetragen werden."

Soweit der Artikel aus dem "Landeshuter Stadtblatt".

Ankunft des Kaisers am Bahnhof

Auf dem Weg zur Gnadenkirche fährt der Kaiser durch die festlich geschmückte Kirchstraße