Jüdische Familien (P - Z)
(Verfasser: Hella Tegeler)
Auf dieser Seite wird über folgende jüdische Familien aus Landeshut berichtet.
Peritz, Rector, Rosenstein, Dr. Rother, Rothmann, Salisch, Schlesinger, Schüftan, Sittenfeld-Seiler, Wendriner, Wiener, Wolff, Wolfsohn und Dr. Zellner.
Familie Peritz Friedrichstr. 3 - 4, später Friedrichstr. 18
Im Haus Friedrichstraße 3 - 4 richtete Leonhard Peritz um 1905 ein Warenhaus für Herrenartikel, Weiß-, Woll-, Wäsche- und sonstige Artikel ein. Geboren wurde er am 29.05.1877 in Waldenburg als Sohn des dortigen Schneidermeisters Adolf Abraham Peritz und dessen Ehefrau Ricka Abraham. Nach der Heirat mit Martha Wolff, am 28.03.1905 in Landeshut, lebte das Ehepaar Peritz zunächst im Haus Markt 33. Später erfolgte der Umzug in das Haus Friedrichstraße 18, dessen Eigentümer August Schnabel war. Nach dem Adressbuch des Jahres 1938 richtete dieser nach der Aufgabe des Warenhauses Peritz in diesen Geschäftsräumen eine Butter- und Milchhandlung ein.
Leonhard Peritz gehörte zu den Vorstandsmitgliedern der jüdischen Gemeinde und verstarb am 30.12.1936 in Landeshut. Seine Ehefrau Martha wurde 1943 in Auschwitz ermordet.
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Peritz:
I. Generation:
Adolf Abraham Peritz (Schneidermeister) * um 1845 + Waldenburg
Ehefrau: Ricka Abraham * um 1850
Kinder: 1. Richard * 06.11.1873 in Breslau, + 17.06.1942 in Breslau
2. Leopold * 22.09.1875 in Breslau
3. Leonhard * 29.05.1877 in Waldenburg, + 30.12.1936 in Landeshut
4. Georg * 06.10.1880 + im Konzentrationslager
II. Generation:
1. Richard Peritz (Kaufmann) * 06.11.1873 in Breslau, + 17.06.1942 in Breslau
Ehefrau: Emma Bergstein * 28.12.1881 in Fraustadt (Kreis Posen)
Heirat: 22.03.1906 in Breslau
Scheidung: 24.03.1916 in Breslau
3. Leonhard Peritz (Kaufmann) * 29.05.1877 in Waldenburg, + 30.12.1936 in Landeshut
Ehefrau: Martha Wolff * 17.11.1882 in Schroda OS., + 1943 in Auschwitz
Heirat: 28.03.1905 in Landeshut
Martha Wolff war die Tochter des Kaufmanns Adolf Wolff aus Landeshut,
Friedrichstr. 14, später Langhansstr. 1.
Gemeinsam mit der Familie ihres Bruders Simon Wolff wurde sie nach Breslau zwangsweise umgesiedelt. Später erfolgte die Deportierung nach Theresienstadt und anschließend nach Auschwitz, wo sie 1943 ermordet wurde.
Kinder: 1. Erna * 21.02.1906 in Landeshut, + 1943 in Auschwitz
2. Erich * 1907 in Landeshut,
+ 22.05.1984 in Elsternwick (Australien)
4. Dr. Georg Peritz (Arzt) * 06.10.1880 in Waldenburg, + im Konzentrationslager
Nach der Gedenkliste der strahlenheilkundlich oder strahlendiagnostisch tätigen Ärztinnen und
Ärzte wurde ihm zum 30.09.1938 die Approbation entzogen, die ihm 1905 erteilt worden war.
III. Generation:
3.1 Erna Peritz * 21.02.1906 in Landeshut, + 1943 in Auschwitz
Ehemann: Hermann Ruppin * 15.09.1893 in Bunzlau, + 1943 in Auschwitz
Heirat: 29.07.1928 in Landeshut
Kinder: 1. Inge * 18.06.1929 in Bunzlau, + 1943 in Auschwitz
2. Hans * 1932
Die Familie Ruppin wurde gemeinsam nach Berlin zwangsweise umgesiedelt. Von dort aus kamen die Eheleute Hermann und Erna Ruppin sowie ihre Tochter Inge nach Auschwitz, wo sie ermordet wurden.
Sohn Hans Ruppin kam im Jahr 1939 mit einem Kindertransport nach England. Heute lebt er
unter dem Namen John Ruppin in Cambridge. Er hat zwei Kinder: Jonathan und Sarah.
Noch heute hält er Kontakt zu allen Kindern, die mit ihm gemeinsam nach England
transportiert wurden. Für dieses Engagement erhielt er eine Einladung von Prinz Charles
(Prinz of Wales).
3.2 Erich Peritz (Pearce) * 1907 in Landeshut,
+ 22.05.1984 in Elsternwick (Australien)
Ehefrau: Grete Stern
Kind: 1. Gerald
Erich Peritz gelang die Emigration über England nach Australien. Unter dem Namen E. S.
Pearce lebte er mit seiner Ehefrau Grete und Sohn Gerald bis zu seinem Tod in Elsternwick,
Nähe Melbourne.
Die Angaben zu Martha Peritz, geb. Wolff (s. Ziffer 3) und Familie Ruppin (s. Ziffer 3.1) stellte Frau Gerda Dykmans, geb. Wolff, aus Gent in Belgien zur Verfügung.
Geschäftshaus Peritz
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Diese Todesanzeige wurde am 07.01.1937 in der Zeitung
"Israelitisches Familienblatt" veröffentlicht.
Heirat von Hermann Ruppin und Erna, geb. Peritz am 29.07.1928
(Bild von Frau Gerda Dykmans, geb. Wolff, Gent in Belgien)
Heirat von Hermann Ruppin und Erna, geb. Peritz am 29.07.1928
(Bild von Frau Gerda Dykmans, geb. Wolff, Gent in Belgien)
Familie Peritz
(Bild von Frau Gerda Dykmans, geb. Wolff, Gent in Belgien)
Familie Peritz mit Großmutter Fanny Wolff, geb. Basch
(Bild von Frau Gerda Dykmans, geb. Wolff, Gent in Belgien)
Familie Peritz mit Großmutter Fanny Wolff, geb. Basch
(Bild von Frau Gerda Dykmans, geb. Wolff, Gent in Belgien)
Familie Prerauer Bismarckstr. 8/10
Familie Rector Liebauer Straße 19, danach Bahnhofstraße 14
Die Familie Simon Rector wohnte nach den Adressbüchern zunächst in der Liebauer Str. 19 und danach Bahnhofstr. 14. Simon Rector (01.02.1866 - 30.12.1935) war als Direktor bei der großen Textilfirma J. Rinkel AG beschäftigt. Verheiratet war er mit Käthe Hahn (27.10.1882 - 04.02.1937). Aus dieser Verbindung stammen 2 Söhne:
1. Franz Rector * 03.08.1904 in Landeshut
Er war als Handeslvertreter tätig und lebte viele Jahre in Breslau, bevor er nach Landeshut zog.
Ehefrau: Edith Rothschild * 21.06.1915 in Bernburg a. d. Saale
Am 04.03.1943 wurden die Eheleute nach Auschwitz deportiert.
2. Helmut Rector * 14.11.1909 in Landeshut
Ehefrau: Lieselotte Schenkalowski
Kind: 1. Kitty Felicitas * 12.07.1942 in Bolivien
Gemeinsam mit seiner Frau gelang ihm die Emigration nach Bolivien. Dort wurde auch Tochter
Kitty Felicitas geboren. Sie zogen später wieder nach Deutschland und lebten in Kronberg im
Taunus.
Höhere Töchterschule: Königin-Luise-Festspiele (1912); 2. von rechts: Franz Rector
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt" vom 16.11.1909; Geburt des Sohnes Helmut.
(zur Verfügung gestellt von
Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Anzeige aus der Zeitung "Aufbau"
vom 07.08.1942
(zur Verfügung gestellt von
Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Anzeige aus der Zeitung "Central-Verein"
vom 03.01.1936.
Anzeige aus der Zeitung "Central-Verein"
vom 11.02.1937.
Helmut Rector
(Quelle: MyHeritage)
Familie Rinkel
Flügelstraße und Schmiedeberger Straße 22
Familie Rosenstein Wilhelmstraße 4
Im Jahre 1840 gründete Hirsch Rosenstein die in Landeshut bekannte Likörfabrik, Destillation und Weinhandlung. Zusätzlich dazu betrieb er seit 1854 auch noch einen Lederhandel. Sein Sohn Hermann führte die Geschäfte später im Sinne seines Vaters weiter.. Dessen Tochter Margarethe heiratete am 01.08.1907 in Landeshut den aus Kreuzburg stammenden Georg Liebrecht. nach der Heirat übergab Hermann Rosenstein die Leitung des Geschäftes an seinen Schwiegersohn Georg Liebrecht. Georg Liebrecht verstarb am 15.03.1938 in Landeshut, seine Ehefrau Margarethe wurde am 13.04.1942 in das Ghette Izbica deportiert und dort ermordet.
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Rosenstein:
I. Generation:
Hirsch Rosenstein (Kaufmann) * 25.06.1814, + 14.10.1888 in Landeshut
1. Ehefrau: Rosalie Friedländer * 22.03.1816, + 17.12.1860 in Landeshut
- Grabstein ist noch erhalten - s. Dokumentation "Alter Jüdischer Friedhof" -
Kinder: 1. Max * 17.02.1842 in Landeshut, + 04.11.1887 in Landeshut
2. Emilie * 24.06.1843 in Landeshut, + 15.06.1906 in Landeshut
3. Hermann * 17.07.1844 in Landeshut. + 17.04.1913 in Landeshut
4. Auguste * 12.10.1845 in Landeshut, + 25.03.1847 in Landeshut
5. Siegfried * 10.05.1847 in Landeshut, + vor 1919 in Breslau
6. Anna * 25.12.1848 in Landeshut
7. Theresie * 02.09.1851 in Landeshut
8. Louise * 00.01.1853 in Landeshut
2. Ehefrau: Johanne Steinitz * 18.09.1832, + 22.09.1902 in Landeshut
Kind: 1. Hedwig * 03.05.1872 in Landeshut, + um 1948 in Argentinien
II. Generation:
1.1 Max Rosenstein (Kaufmann) * 17.02.1842 in Landeshut, + 04.11.1887 in Landeshut
Ehefrau: Bianca Freyhan + um 1909 in Erfurt Kinder: 1. Hans * 1875 in Landeshut
2. Martha * 02.06.1877 in Landeshut, + 16.07.1957 in Erfurt
1.2 Emilie Rosenstein * 24.06.1843 in Landeshut, + 15.06.1906 in Landeshut
Ehemann: Salomon Honigbaum (Fabrikbesitzer) * 1843 in Groß-Wartenberg,
+ 26.09.1908 in Breslau
Heirat: 14.02.1866 in Landeshut
(Stammbaum der Eheleute Salomon und Emilie Honigbaum s. unter Familie Honigbaum)
1.3 Hermann Rosenstein (Kaufmann) * 17.07.1844 in Landeshut, + 17.04.1913 in Landeshut
Ehefrau: Selma Kassel * um 1850, + nach 1938
Kind: 1. Margarethe * 19.10.1881 in Landeshut, + 1942 im Ghetto Izbica
1.5 Siegfried Rosenstein (Kaufmann) * 10.05.1847 in Landeshut, + vor 1919 in Breslau
Ehefrau: Eugenia Wendriner
Kinder: 1. Alfred * 04.11.1877 in Landeshut
2. Richard * 20.11.1879 in Landeshut
1.7 Theresie Rosenstein * 02.09.1851 in Landeshut
Ehemann: Josef Haberkorn (Kaufmann) * um 1845
Heirat: 28.10.1872 in Landeshut
Kind: 1.Käthe * 08.12.1876 in Breslau, + 20.07.1878 in Breslau
1.8 Louise Rosenstein * 00.01.1853 in Landeshut
Ehemann: Moritz Landsberger (Kaufmann) * um 1850
Heirat: 18.05.1874 in Landeshut
Kind: 1. Helene * 04.08.1886 in Landeshut
Moritz Landsberger führte vor 1895 in Landeshut ein Geschäft für Eisen-Stahl- und Kurzwaren
sowie Kolonialwaren. Dieses Geschäft wurde dann von Emil Arglebe übernommen.
Kind aus der 2. Ehe des Hirsch Rosenstein mit Johanne Steinitz
2.1 Hedwig Rosenstein * 03.05.1872 in Landeshut, + um 1948 in Argentinien
Ehemann: Dr. Felix Rother (Arzt) * 05.06.1864 in Leobschütz, + 00.08.1936 in Landeshut
Heirat: 03.11.1891 in Landeshut
(Stammbaum der Eheleute Dr. Felix und Hedwig Rother s. unter Familie Dr. Rother)
III. Generation:
1.1.2 Martha Rosenstein * 02.06.1877 in Landeshut, + 16.07.1957 in Erfurt
Ehemann: Max Brockert (Architekt), ev. * 10.05.1870 in Einberg (Coburg), 06.04.1962 in Erfurt
Heirat: 10.03.1903 in Erfurt
(Quelle: Standesamt Erfurt: C/374/1962)
Kind: 1. Friedrich Hans Robert * 1904 in Erfurt
1.3.1 Margarethe Rosenstein * 19.10.1881 in Landeshut, + 1942 im Ghetto Izbica
Ehemann: Georg Liebrecht (Kaufmann) * 14.04.1875 in Kreuzburg, + 15.03.1938 in Landeshut
Heirat: 01.08.1907 in Landeshut
(Stammbaum der Eheleute Georg und Margarethe Liebrecht s. unter Familie Liebrecht)
1.5.1 Dr. Alfred Rosenstein (HNO-Arzt und Lungenfacharzt in Hamburg) * 04.11.1877 in Landeshut
Ehefrau: Johanna Abt * 09.02.1881 in Berlin
Heirat: 29.09.1919 in Berlin
Am 7. Oktober 1941 erfolgte die Einbürgerung in Palästina.
1.5.2 Dr. Richard Rosenstein (Zahnarzt in Berlin) * 20.11.1879 in Landeshut,
+ 29.01.1943 in Auschwitz
1.8.1 Helene Landsberger * 04.08.1886 in Landeshut
Ehemann: Wolff Davidsohn (Religionslehrer)
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 24/1841.
Die Poststraße wurde um 1870 in Wilhelmstraße umbenannt.
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 35/1849.
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 56/1854
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 234/1875
Firmenwerbung
Wilhelmstraße 4 - Likörfabrik, Destillation, Weinhandlung und Zigarrengeschäft Rosenstein - Liebrecht.
(Bild von Herrn Georg Werther, Australien)
Wilhelmstraße 4 - Likörfabrik, Destillation, Weinhandlung und Zigarrengeschäft Rosenstein - Liebrecht
(Aufnahme: 1928)
(Bild von Herrn Georg Werther, Australien)
Wilhelmstraße 4 - Das frühere Haus der Familie Rosenstein - Liebrecht
(Aufnahme: nach dem Krieg)
(Bild von Herrn Georg Werther, Australien)
Deportationsschein der Martha Brockert, geb. Rosenstein, in das
KZ Theresienstadt. Sie überlebte die KZ-Zeit und lebte nach der
Befreiung wieder mit ihrer Familie in Erfurt.
(Quelle: ITS Archiv - Bad Arolsen, Nr. 6217)
(zur Verfügung gestellt von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Das von Architekt Max Brockert (Ehemann der Martha Brockert, geb. Rosenstein) geschaffene Holocaustdenkmal auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Erfurt. Die Einweihung des Denkmals erfolgte am 9. November 1947.
Dieses Foto entstand anlässlich der Gedenkveranstaltung am Holocaustdenkmal im Jahre 2019.
(Bild von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Familie Dr. Rother Wallstraße 2, später Bahnhofstr. 10
Dr. Felix Rother kam um 1890 nach Landeshut und ließ sich hier als praktischer Arzt nieder. Geboren wurde er am 05.06.1864 in Leobschütz als Sohn des dortigen Kaufmanns Heinrich Rother und dessen Ehefrau Eugenie Süßmann. In Landeshut heiratete er am 03.11.1891 Hedwig Rosenstein, die am 03.05.1872 als Tochter des Kaufmanns Hirsch Rosenstein und dessen Ehefrau Johanne Steinitz in Landeshut geboren wurde.
Die Eheleute Felix und Hedwig Rother hatten 2 Kinder:
1. Lotte Rother * um 1893 in Landeshut
2. Herbert Rother * 02.08.1894 in Landeshut, + 19.02.1985 in Luckenwalde
Ebenso wie sein Vater studierte Herbert Rother Medizin und übernahm später die Praxis seines Vaters, die von der Wallstraße 2 zur Bahnhofstraße 10 verlegt wurde. Obwohl er in Landeshut als Arzt sehr beliebt war, wurde auch für ihn und seine Familie die Lage Mitte der 1930er Jahre immer bedrohlicher. Ein Briefschreiber erinnerte sich an ein Detail, das Herr Großmann im Gebirgsboten Nr. 6/2001 wörtlich wie folgt zitierte: "Ein Frisör, der selbst Mitglied der Nazi-Partei war, sei von der Ortsleitung der Partei aufgefordert worden, Dr. Rother nicht mehr in seinem Laden zu bedienen. Als er ihm daraufhin in dessen Haus die Haare geschnitten habe, sei er erneut vermahnt worden. Er habe dann Rother gewarnt, und dieser sei dann ins Ausland verzogen."
Gemeinsam mit seiner verwitweten Mutter und seiner Schwester verließ Dr. Rother 1938 Landeshut und emigrierte nach Argentinien. Wie schwer die Anfangsjahre in diesem fremden Land für ihn waren, schilderte er 1956 in einem Brief, der im Gebirgsboten veröffentlicht wurde. Nachfolgend einige Auszüge: "Wenn wir nun auch schon lange Jahre hier leben und auch hier einen Wirkungskreis gefunden haben, es ist doch nicht das gleiche, die Menschen hier, das ganze Land ist derart anders, dass man unmöglich ganz darin aufgehen kann. Um nochmals zurückzukehren und im Westen von neuem anzufangen, habe ich nicht mehr den Mut, denn ich glaube, dass es drüben gerade für uns Ärzte besonders schwer ist, und in die sowjetisch besetzte Zone kann man doch auch nicht gehen. Auch hier ist es für ausländische Ärzte sehr schwer. So habe ich völlig von neuem studieren und 35 Examen ablegen müssen, damit ich die freie Berufsausübung erlaubt bekam. Nun wohne ich seit Jahren hier in Salta, einer alten Kolonialstadt mitten in hohen Bergen, aber 1200 km von der Hauptstadt entfernt. Seit fast drei Jahren bin ich ärztlicher Leiter eines großen Kinderheims mit eigenem Kinderhospital, wir haben 1000 Kinder, 400 Personen Personal; für meine Abteilung habe ich drei Ärzte, drei Zahnärzte, zehn Krankenschwestern. Also ein sehr schönes Arbeitsfeld, besonders im Vergleich mit meiner Arbeit im Else-Hamburger-Haus, wo wir nie Geld hatten, fehlt es hier an nichts."
Als 1956 in Argentinien Peron nicht mehr an der Macht war, mussten sich die Ausländer nach einem anderen Land als Wohnsitz umsehen. Herr Dr. Rother war als junger Arzt in Luckenwalde (Brandenburg) tätig gewesen. Seine dort noch lebenden Verwandten teilten ihm mit, dass die Praxis frei würde, in der er früher gearbeitet hatte. So kam Dr. Rother gemeinsam mit seiner Schwester Lotte zurück. Seine Mutter war bereits 1948 in Argentinien verstorben. Seine Schwester, die in Argentinien Leiterin eines staatlichen Laboratoriums war, führte ihm auch in Luckenwalde wieder den Haushalt.
Am 19.02.1985 verstarb Dr. Herbert Rother in Luckenwalde.
Von links: Dr. Felix Rother, Felix Prerauer und Joseph Prerauer
(Aufnahme: ca. 1900)
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie (Illinois - USA)
Deckblatt des Mitgliederverzeichnisses
Dr. Felix Rother war seit dem 15.09.1895 Mitglied der Johannis-Loge "Zum Innigen Verein am Riesengebirge im Orient von Landeshut in Schlesien".
(Ausschnitt aus dem Mitgliederverzeichnis)
Familie Rothmann Markt 3
Die Familie Rothmann lebte im Hause Markt 3. Gemeinsam mit seinem Schwiegervater Alfred Dobschützer betrieb Max Rothmann eine Destille. Max Rothmann wurde am 04.08.1888 geboren und heiratete am 26.07.1931 in Landeshut Wally "Käthe" Dobschützer. Während der Ehe wurde eine Tochter geboren:
1. Laura Rothmann
Während die Eheleute Dobschützer zu den Opfern des Holocaust gehören, gelang der Familie Rothmann die Auswanderung nach Amerika.
Familie Salisch Wilhelmstraße 15
Gründer der Destillations- und Likörfabrik war wohl Simon Salisch, der mit Minna Buttermilch verheiratet war, einer Schwester des Leinenfabrikanten Moses Buttermilch aus Landeshut. Sohn Jacob Salisch führte den Betrieb unter dem Namen des Vaters weiter. Nach dessen Tod übernahm seine Witwe Hedwig, geb. Buchbinder, das Geschäft. Soweit bekannt, hatte das Ehepaar zwei Töchter:
1. Doris Salisch * 09.02.1884 in Landeshut
Sie war seit dem 04.06.1906 mit dem Arzt Dr. Max Melzer verheiratet und lebte mit ihrer Familie
in Waldenburg.
2. Erna Salisch * 04.10.1887 in Landeshut
Sie heiratete den Arzt Dr. Arthur Cohn-Salisch und lebte mit ihrer Familie in Glogau.
Da somit keine männlichen Nachkommen vorhanden waren, die den Betrieb hätten weiterführen können, übernahm Benjamin (Benno) Aronsohn das Destillationsgeschäft Salisch. Im Deutschen Reichs-Adressbuch für Industrie, Gewerbe, Handel und Landwirtschaft 1928, Bd. IV lautet der Eintrag: Salisch, Simon (Wwe. Hedwig Salisch), Likörfabrik. Das Reichs-Adressbuch für 1934 weist folgenden Eintrag aus: Salisch Nachf., Inh. Benno Aronsohn. Destillation. Im Adressbuch des Kreises Landeshut für 1938 wird Benno Aronsohn bereits als Eigentümer des Hauses Wilhelmstraße 15 geführt.
Der jüngere Bruder des Likörfabrikanten Jacob Salisch war der Leinenfabrikant Hugo Salisch (1856 - 1934). Er war Eigentümer des Hauses Markt Nr. 7 und besaß in Landeshut eine Mechanische Leinenweberei, die nach seinem Tod nicht von der Familie weitergeführt wurde. Das Haus Markt Nr. 7 weist eine sehr wechselvolle Geschichte auf. Erbaut wurde es im Jahre 1616 und wechselte mehrfach den Besitzer. Im Erbgange gelangte es Ende des 18. Jahrhunderts an die Familie Semper, die auf einen 400jährigen Stammbaum in Landeshut zurückblicken kann. Viele bekannte Persönlichkeiten sind aus dieser Familie hervorgegangen, u. a. der Architekt Dr. Gottfried Semper (Erbauer der nach ihm benannten Semperoper in Dresden).
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Salisch:
I. Generation:
Simon Salisch (Kaufmann) * 01.07.1810, + 22.02.1879 in Landeshut
Ehefrau: Minna Buttermilch * 01.01.1817, + 17.02.1903 in Landeshut
Kinder: 1. Adelheid * 08.12.1842 in Lissa, + 24.12.1916 in Berlin
2. Rosalie * 29.01.1844 in Lissa, + 12.06.1884 in Posen
3. Mathilde * 28.07.1845 in Lissa, + 01.02.1920 in Hirschberg
4. Fanni * 25.09.1848
5. Jacob * 18.12.1854 + 23.12.1893 in Landeshut
6. Hugo * 19.03.1856 + 01.01.1934 in Landeshut
II. Generation:
1. Adelheid Salisch * 08.12.1842 in Lissa, + 24.12.1916 in Berlin
Ehemann: Leopold Hülse (Kaufmann)
Heirat: 26.07.1869 in Landeshut
Kind: 1. Gertrud Hülse * 10.09.1872 in Görlitz
Ehemann: Schewel Salomon Keilson (Kaufmann) aus Senftenberg
Heirat: 29.10.1901 in Landeshut
2. Rosalie Salisch * 29.01.1844 in Lissa + 12.06.1884 in Posen
Ehemann: Julius Krakauer (Gastwirt) * 18.12.1839 in Posen, + 05.09.1906 in Posen
Heirat: ca. 1872 in Posen
Kind: 1. Ludwig * 27.04.1875 in Posen, + 22.06.1935 in
Landau (Rheinland-Pfalz)
3. Mathilde Salisch * 28.07.1845 in Lissa, + 01.02.1920 in Hirschberg
Ehemann: Alexander Buttermilch (Kaufmann) * 29.09.1834 in Lissa, + 03.03.1907 in Hirschberg
Heirat: 12.09.1876 in Landeshut
Kind: 1. Else Buttermilch * 05.05.1878 in Hirschberg, + 19.11.1943 in Auschwitz
Ehemann: Max Keilson (Kaufmann) * 22.07.1875 in Eydtkuhnen (Ostpr.)
+19.11.1943 in Auschwitz
Heirat: 21.06.1904 in Hirschberg
Das Ehepaar Else und Max Keilson lebte während des Krieges in den Niederlanden und
wurde von dort aus in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
4. Jacob Salisch (Likörfabrikant) * 18.12.1854, + 23.12.1893 in Landeshut
Ehefrau: Hedwig Buchbinder * 13.04.1861, + 02.02.1933 in Landeshut
Kinder: 1. Doris * 09.02.1884 in Landeshut, + 14.10.1932 inHirschberg
2. Erna * 04.10.1887 in Landeshut
6. Hugo Salisch (Leinenfabrikant) * 19.03.1856, + 01.01.1934 in Landeshut
Ehefrau: Name unbekannt
Kinder: 1. Elli
2. Fritz
3. Max
III. Generation:
2.1 Ludwig Krakauer (Kaufmann) * 27.04.1875 in Posen, + 22.06.1935 in
Landau (Rheinland-Pfalz)
Ehefrau: Auguste Mayer * 13.06.1878 in Billigheim (Baden-Württemberg), + 31.05.1949 in USA
Kinder: 1. Hans Siegfried * 09.11.1905 in Landau, + 28.10.1961 in Buffalo, USA
2. Ernest Julius * 30.09.1909 in Landau, + 02.11.1982 in Andover, USA
5.1 Doris Salisch * 09.02.1884 in Landeshut, + 14.10.1932 in Hirschberg
Ehemann: Dr. Max Melzer (Arzt) * 21.06.1874 in Chemnitz, + 1953 in New York
Heirat: 04.06.1906 in Landeshut
Kind: 1. Hanna * 29.08.1907 in Waldenburg, + 15.12.1986 in USA
5.2 Erna Salisch * 04.10.1887 in Landeshut, + USA
Ehemann: Dr. Arthur Cohn-Salisch (Arzt) * 07.11.1879 in Stendal, + USA
Kinder: 1. Charlotte * 05.11.1914 in Glogau, + 20.03.1989 in Chicago
2. Hans * 21.081919 in Glogau
IV. Generation:
2.1.1 Hans Siegfried Krakauer * 09.11.1905 in Landau, + 21.10.1961 in Buffalo, USA
Ehefrau: Elizabeth Gottschalk * 02.08.1911 in Hannover, + 29.07.2007 in
Durham, USA
Heirat: 1936 in Hannover
2.1.2 Ernest Julius Krakauer * 30.09.1909 in Landau, + 02.11.1983 in Andover, USA
Ehefrau. Claire Marum * 26.10.1910 in Sobernheim (Rheinland-Pfalz)
+ 03.07.1999 in Andover, USA
5.1.1 Dr. Hanna Melzer * 29.08.1907 in Waldenburg, + 15.12.1986 in USA
Ehemann: Alfred Moser *29.04.1893 in Breslau, + 00.02.1967 in New Jersey, USA
Heirat: 19.02.1938
5.2.1 Charlotte Cohn-Salisch * 05.11.1914 in Glogau, + 20.03.1989 in
Chicago, USA
Ehemann: Herbert Prerauer (Schuhfabrikant) * 11.09.1908 in Landeshut,
+ 09.01.1996 in Chicago, USA
Heirat: 21.04.1936
Links: Likörfabrik Salisch, später Aronsohn
Briefkopf Mechanische Leinen-Weberei Hugo Salisch
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 62/1850.
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge", Heft Nr. 12/1866.
Briefkopf Firma Simon Salisch
(Quelle: Rosenstein und Prerauer Landeshut Archiv,
Akta miasta Kamienna Góra, syg. 1297)
Original-Unterschrift Hedwig Salisch
(Quelle: Rosenstein und Prerauer Landeshut Archiv,
Akta miasta Kamienna Góra, syg. 1297)
Hedwig Salisch, geb. Buchbinder, Ehefrau von Jakob Salisch.
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie (Illinois - USA)
Dr. Arthur Cohn und Ehefrau Erna, geb. Salisch, Tochter der Eheleute
Jakob und Hedwig Salisch. (Aufnahme: während des 1. Weltkrieges)
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie (Illinois - USA)
Dr. Arthur Cohn und Ehefrau Erna, geb. Salisch mit Tochter Charlotte.
Sie heiratete 1936 Herbert Prerauer (s. Familie Prerauer)
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie (Illinois - USA)
Dr. Arthur Cohn als Amtsarzt (2. von rechts)
(Bild von Herrn Ralph Ruebner, Skokie (Illinois - USA)
Familie Schlesinger Liebauer Straße 19
Nach dem Einwohnerverzeichnis gab es 1895 in Landeshut die Getreidehandlung Adolf Schlesinger. 1911 ist die Firma zwar nicht mehr verzeichnet, die Familie Adolf Schlesinger lebte aber zu diesem Zeitpunkt in der Liebauer Straße 19. Adolf Schlesinger wurde am 04.08.1842 geboren und verstarb am 05.05.1916 in Landeshut. Verheiratet war er seit 1865 mit Ottilie Mankiewicz (10.04.1841 - 24.11.1897). 3 Kinder sind aus dieser Ehe hervorgegangen.
1. Margarete Schlesinger * 30.05.1866 in Landeshut, + 1942 in Treblinka
Ehemann: Wolf Moses * 29.01.1862
Heirat: 09.02.1891 in Landeshut
2. Georg Schlesinger (Rechtsanwalt und Notar) * 16.02.1868 in Waldenburg
Ehefrau: Martha Maria Rosenthal * 23.09.1860 in Posen
Heirat: 23.01.1909 in Berlin
3. Ida Schlesinger * 02.12.1872, + 17.12.1942 in Theresienstadt
Ehemann: Hans Riess
Familie Schüftan Schmiedeberger Straße 17
In diesem Haus befand sich das Modegeschäft Mosler, das nach 1925 von Moritz Schüftan übernommen wurde. Geboren wurde er am 11.07.1889 in Schwirz, Kreis Oppeln. Verheiratet war er mit Wanda Grünpeter, die am 25.08.1895 in Laurahütte, Kreis Kattowitz, als Tochter des Kaufmanns Samuel Grünpeter das Licht der Welt erblickte. Moritz Schüftan und sein Schwiegervater Samuel Grünpeter führten das Modegeschäft gemeinsam bis zum bitteren Ende sehr erfolgreich.
Der Familie Schüftan/Grünpeter gelang 1936 die Emigration nach Israel. Moritz Schüftan verstarb am 04.09.1960 in Tel Aviv. Seine Witwe Wanda ist wohl nach seinem Tod in die USA ausgewandert. Dies ergibt sich aus einer Passagierliste von September 1962.
Das folgende Bild zeigt das Geschäftshaus Mosler, später Schüftan.
Familie Sittenfeld-Seiler Markt 9, dann Obertor, später Markt 33
Gegründet wurde das Modegeschäft Sittenfeld-Seiler von Louis Sittenfeld im Jahr 1885.
Zunächst war es im Haus Markt 9 angesiedelt. Danach folgte ein Umzug zum Obertor 1 und bereits im Adressbuch des Jahres 1925 lautet die Anschrift Markt 33. Louis Sittenfeld wurde am 05.06.1857 geboren und war mit Clara Engel verheiratet. Er verstarb am 23.03.1922 in Landeshut. Nach seinem Tod wurde das Geschäft zunächst von seiner Witwe und später von seiner verheirateten Tochter Ilse und deren Ehemann Karl Seiler weitergeführt. Am 1. April 1935 konnte die Familie das
50-jährige Bestehen ihres Konfektionsgeschäftes feiern.
Während der Ehe wurde, soweit bekannt, drei Kinder geboren:
1. Erna Sittenfeld * 08.08.1886
Sie wurde am 26.10.1908 in Landeshut mit dem am 16.10.1879 in Benischau (Hultschiner
Ländchen- Tschechei) geborenen Kaufmann Moritz Juliusberger getraut. Während der Ehe
wurde Tochter Helga geboren. Die Familie lebte in Breslau.
2. Martin Sittenfeld * 15.10.1889 in Landeshut, + 01.03.1910 in Landeshut
3. Ilse Sittenfeld
Sie heiratete Karl Seiler und führte gemeinsam mit ihrem Ehemann das elterliche Geschäft
erfolgreich weiter. Während der Ehe wurden 2 Töchter geboren:
1. Marliese Seiler * 00.01.1926 in Landeshut, + 20.10.1931 in Landeshut
2. Gaby Seiler
Gemeinsam mit ihrer Tochter Gaby gelang dem Ehepaar Seiler die Emigration nach Melbourne
in Australien. Nach großen Anfangsschwierigkeiten konnte Karl Seiler wieder ein eigenes kleines
Geschäft eröffnen.
Geschäft Louis Sittenfeld, Markt 9
Geschäft Sittenfeld - Seiler, Markt 33
Höhere Töchterschule Landeshut 1918,
oben 1. von links: Ilse Sittenfeld.
Höhere Töchterschule Landeshut 1920,
hintere Reihe 2. von links Ilse Sittenfeld.
Verlobungsanzeige Ilse (Ille) Sittenfeld und Carl Seiler
(Quelle: MyHeritage)
Carl Seiler
(Quelle: MyHeritage)
Ehepaar Seiler mit Enkeltöchtern in Australien im Jahr 1961.
Familie Wendriner Nieder-Leppersdorf
Die Familie lebte nach dem Einwohnerverzeichnis des Jahres 1895 noch in Landeshut, Ortsteil Nieder-Leppersdorf. Dort besaß Eugen Wendriner ein Agenturgeschäft. Ab 1911 taucht der Name Wendriner in den Adressbüchern nicht mehr auf. Die Familie lebte zu diesem Zeitpunkt wohl bereits in Breslau. Geboren wurde Eugen Wendriner am 17.05.1855 in Gleiwitz als Sohn des dortigen Destillateurs Jakob Wendriner. In 1. Ehe war Eugen Wendriner seit dem 28.04.1880 mit der am 05.03.1860 in Hindenburg geborenen Dorothea Glaser verheiratet. Diese Ehe wurde aber bereits am 06.04.1883 aufgelöst. Am 26.09.1883 heiratete er in Landeshut die am 03.03.1862 in Ratibor geborene Sophie Süßbach. Während der Ehe wurde am 25.04.1885 in Landeshut Sohn Karl Georg geboren.
Dr. Karl Georg Wendriner wurde als Schriftsteller und Goethe-Spezialist bekannt. Nach dem Besuch des Landeshuter Realgymnasiums studierte er an der Universität von Bern Philologie und beendete die Studienzeit mit der Promotion. Erste Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren Hirschberg und Berlin - Charlottenburg. Hier war er als angesehener Cheflektor im Verlag Morawe & Scheffelt tätig. In diesem Verlag gab Dr. Wendriner die "Goethe-Bibliothek" heraus, die auch heute noch von sehr großem Interesse ist.
1933 emigrierte Dr. Wendriner mit seiner Ehefrau Anna zunächst in die Schweiz und später in die USA. Hier lehrte er an der Columbia University in New York Er verstarb im Jahr 1943 in New York.
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Wendriner:
I. Generation:
Jakob Wendriner (Destillateur) * um 1820, + nach 1880
Ehefrau: Henriette Deutsch * um 1820, + nach 1880
Kinder: 1. Clara * 20.04.1854 in Gleiwitz, + nach 1919
2. Eugen * 17.05.1855 in Gleiwitz, + vor 1930
3. Emma * 05.02.1857 in Gleiwitz, + nach 1930
II. Generation:
1. Clara Wendriner * 20.04.1854 in Gleiwitz, + nach 1919
Ehemann: Ferdinand Goerke (Buchdruckereibesitzer) * 1843 in Lublinitz OS.
+ 10.01.1919 in Breslau
Heirat: 22.11.1873 in Myslowitz OS.
Kind: 1. Karl * 14.11.1889 in Myslowitz, + 1943 in Auschwitz
2. Eugen Wendriner (Kaufmann) * 17.05.1855 in Gleiwitz, + vor 1930
1. Ehefrau: Dorothea Glaser * 05.03.1860 in Hindenburg
Heirat: 28.04.1880 in Hindenburg
Scheidung: 06.04.1883 in Hirschberg
2. Ehefrau: Sophie Süßbach * 03.03.1862 in Ratibor, + 19.01.1941 in Breslau
Heirat: 26.09.1883 in Landeshut
Sophie Süßbach war die Schwester von Paul Süßbach, der mit Josephine Wiener verheiratet
war (s. Stammbaum Wiener).
Kind: 1. Karl Georg * 25.04.1885 in Landeshut, + 1943 in New York
III. Generation:
1.1 Karl Goerke * 14.11.1889 in Myslowitz OS., + 1943 in Auschwitz
Ehefrau: Anna Maria Fiebich * 21.03.1885 in Graz (Österreich)
Heirat: 04.08.1917 in Magdeburg
Scheidung: 01.12.1923 in Magdeburg
2.2.1 Dr. Karl Georg Wendriner (Schriftsteller) * 25.04.1885 in Landeshut, * 1943 in New York
1. Ehefrau: Gerty Cohn * 04.08.1887 in Bremen
Heirat: 1911 in Bremen
Scheidung: vor 1919 in Berlin
2. Ehefrau: Anna Hellersberg * 1890
Heirat: 26.01.1921 in Berlin
Familie Wiener Markt 32
Im Jahre 1851 wurde in Landeshut die Schürzen-, Wäsche-, Strumpf- und Wollwarenfabrik Wiener gegründet. Das Geschäftshaus befand sich am Markt 32. Im Einwohnerverzeichnis des Jahres 1895 ist die Firma noch verzeichnet, dagegen erscheint sie im Jahre 1911 nicht mehr. Auch der Name Wiener erscheint ab 1911 nicht mehr in den Adressbüchern. Nach dem Tod des Fabrikbesitzers Julius Wiener im Jahre 1907 wird die Firma daher wohl aufgelöst worden sein.
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Wiener:
I. Generation:
Marcus Wiener * um 1790, + in Liegnitz
Ehefrau: Luise Steinfeld
Kind: 1. Julius * 17.02.1824 in Lissa, + 08.10.1907 in Breslau
II. Generation:
1. Julius Wiener (Kaufmann) * 17.02.1824 in Lissa, + 08.10.1907 in Breslau
Ehefrau: Cäcilie Pollack * 17.05.1831 in Ratibor, + 16.08.1881 in Karlsbad
Heirat: 14.06.1857 in Landeshut
Kinder: 1. Max * 30.09.1858 in Landeshut, + 18.09.1942 in
Theresienstadt
2. Paul * 01.04.1860 in Landeshut + 10.10.1910 in Berlin
3. Anna * 02.01.1863 in Landeshut + 17.03.1921 in Breslau
4. Josephine * 15.02.1869 in Landeshut, + 19.08.1930 in Breslau
5. Elise * 31.01.1871 in Landeshut, + 29.09.1942 in Treblinka
6. Hedwig * 25.04.1879 in Landeshut, + 18.08.1932 in Landeshut
III. Generation:
1.1 Dr. Max Wiener * 30.09.1858 in Landeshut, + 18.09.1942 in
Theresienstadt
Nach dem Abitur in Landeshut studierte er in Leipzig Jura. In Breslau war er später als
Senatspräsident tätig. Am 30.08.1942 wurde er von Breslau aus nach Theresienstadt deportiert.
Dort starb er am 18.09.1942.
1.2 Paul Wiener * 01.04.1860 in Landeshut + 10.10.1910 in Berlin
Ehefrau: Emilie Sachs * 12.06.1867 in Glatz
Kinder: 1. Fritz * 06.11.1891 in Landeshut + 16.01.1916
2. Hans * 06.01.1899 in Landeshut + 13.05.1944 in Stockholm
1.3 Anna Wiener * 02.01.1863 in Landeshut + 17.03.1921 in Breslau
Ehemann: Martin Lichtenstein (Kaufmann) * 17.07.1855 in Breslau + 07.04.1913 in Breslau
Heirat: 15.04.1883 in Landeshut
Kind: 1. Curt Walter * 07.05.1884 in Breslau + 00.10.1938 in Prag
2. Fritz Erwin * 29.05.1892 in Breslau + 1961
1.4 Josephine Wiener * 15.02.1869 in Landeshut, + 19.08.1930 in Breslau
Ehemann: Paul Süßbach (Rechtsanwalt) * 11.07.1857 in Ratibor, + 1893 in Breslau
Heirat: 07.03.1893 in Landeshut
1.5 Elise Wiener * 31.01.1871 in Landeshut, + 29.09.1942 in Treblinka
Ehemann: Julius Fuchs (Apothekenbesitzer) * 25.02.1861 in Ratibor, + 24.06.1904 in Breslau
Heirat: 26.12.1892 in Landeshut
Kind: 1. Charlotte * 11.10.1893 + 00.03.1977 in England
1.6 Hedwig Wiener * 25.04.1879 in Landeshut, + 18.08.1932 in Landeshut
Geschäftshaus Julius Wiener, Markt 32
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 74/1858.
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge", Heft Nr. 60/1872.
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt" vom 26.06.1904.
Julius Fuchs war der Schwiegersohn des Julius Wiener.
(zur Verfügung gestellt von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Anzeige aus der Zeitung "Berliner Tageblatt vom 10.10.1907
(zur Verfügung gestellt von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)
Grabstätte von Paul Wiener in Berlin-Weissensee
(Sohn des Julius Wiener)
(Quelle: MyHeritage)
Familie Wolff Friedrichstraße 14, später Langhansstraße 1
Adolf Wolff (auch Abraham genannt) betrieb in der Friedrichstraße 14 eine Fell- und Getreidehandlung. Zwischen 1925 und 1938 wurde der Betrieb in die Langhansstraße 1 verlegt. Nachfolger von Adolf Wolff wurde sein Sohn Simon. Verheiratet war Adolf Wolff mit Fanny Basch. Wann die Familie Wolff nach Landeshut kam, ist nicht bekannt.
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Wolff:
I. Generation:
Adolf Wolff (Kaufmann) * 21.09.1852 + 07.10.1927
Ehefrau: Fanny Basch * um 1859 + 1940 im Ghetto Breslau,
beigesetzt auf dem jüdischen Friedhof in Breslau.
Ihre Schwester Julia war mit Aron Licht verheiratet (s. Stammbaum Licht).
Kinder: 1. Walter * 05.10.1892 + 05.08.1895 in Landeshut
2. Ernst (auch Benno genannt) * 1881 + 1915 (gef. I. Weltkrieg)
3. Martha * 17.11.1882 in Schroda OS., + 1943 in Auschwitz
4. Simon * 21.01.1888 in Landeshut, + 1942 in Izbica
5. Arthur * 1892
Er emigrierte im Jahr 1938 nach Argentinien.
6. Hans * 15.08.1894 in Landeshut + 26.01.1956 in Seattle, USA
Nach der Haft im Konzentrationslager Buchenwald emigrierte er nach Shanghai,
anschließend ging er nach Philadelphia und später nahm er seinen ständigen
Wohnsitz in Seattle.
II. Generation:
3. Martha Wolff * 17.11.1882 in Schroda OS., + 1943 in Auschwitz
Ehemann: Leonhard Peritz (Kaufmann) * 29.05.1877 in Waldenburg, + 30.12.1936 in Landeshut
Heirat: 28.03.1905 in Landeshut
Gemeinsam mit der Familie ihres Bruders Simon wurde sie nach Breslau zwangsweise
umgesiedelt. Später erfolgte die Deportierung nach Theresienstadt und anschließend nach
Auschwitz, wo sie 1943 ermordet wurde.
Kinder: 1. Erna * 21.02.1906 in Landeshut, + 1943 in Auschwitz
2. Erich * 1907 in Landeshut, + 22.05.1984 in Australien
Stammbaum der Eheleute Leonhard und Martha Peritz - siehe Familie Peritz
4. Simon Wolff (Kaufmann) * 21.01.1888 in Landeshut + 1942 in Izbica
Ehefrau: Gertrud Aronheim * 12.05.1894 in Görlitz + 1942 in Belzec
Kinder: 1. Martin * 1922 in Landeshut, + 10.08.1992 in Gent (Belgien)
2. Heinz * 08.04.1932 in Landeshut, + 1942 in Belzec
6. Hans Wolff (Kaufmann) * 15.08.1894 in Landeshut, + 26.01.1956 in Seattle, USA
1. Ehefrau: Alice Friedländer * 15.09.1899 in Mikultschütz OS.
Heirat: 02.06.1922 in Mikultschütz OS.
Scheidung: 01.02.1926 in Glatz
Kind: 1. Gerda, verh. Fry sie emigrierte nach Argentinien
2. Ehefrau: Charlotte in Glatz
Kinder: 1. Ruth sie lebt in Seattle
2. Eva sie lebt in San Francisco
III. Generation:
4.1 Martin Wolff * 1922 in Landeshut, + 10.08.1992 in Gent (Belgien)
Ehefrau: Martha Vandamme * 1922 + 2011
Kinder: 1. Gertrude (Gerda)
2. Amanda
3. Jacques
4. Rudolf
5. Guido
6. Hilde
7. Brigitte
Ab 1938 besuchte Martin Wolff ein jüdisches Internat in Breslau, da ein Schulbesuch in
Landeshut von der NSDAP verboten worden war. Nach der zwangsweisen Umsiedlung seiner Familie nach Breslau lebte er ab diesem Zeitpunkt wieder bei seinen Angehörigen. Im Jahre 1943 erfolgte die Deportierung nach Auschwitz. Dort musste er für die I. G. Farben im firmeneigenen KZ Buna-Monowitz arbeiten. Dieses KZ befand sich in unmittelbarer Nähe des Lagers Auschwitz. Im Januar 1945 wurde er mit anderen Leidensgenossen auf einen der vielen sog. Todesmärsche nach Mittelbau-Dora geschickt, wo er im April 1945 von den Amerikanern befreit wurde. Sie brachten ihn weiter nach Antwerpen. Von dort aus wollte er sich zu seiner Familie nach Amerika begeben. Aber es kam anders. Er lernte seine spätere Frau kennen und gründete mit ihr in Belgien eine Familie.
Den überwiegenden Teil der Daten stellte Frau Gerda Dykmans, geb. Wolff, aus Gent in Belgien zur Verfügung, ebenso alle nachfolgenden Bilder.
Wahrscheinlich Familie Adolf und Fanny Wolff.
Von links nach rechts: Hans Wolff, Simon Wolff, Martha Peritz, geb. Wolff,
Arthur Wolff und Ernst Wolff (genannt Benno).
Ernst Wolff (genannt Benno)
Zur Erinnerung an seine ermordeten Eltern und seinen Bruder ließ Martin Wolff diesen Gedenkstein in Görlitz errichten.
Simon Wolff und Ehefrau Gertrud, geb. Aronheim
(Aufnahme: September 1938)
Martin und Heinz Wolff
Martin und Heinz Wolff (von rechts)
Gertrud Wolff mit Hansi und Käte Dobschützer (von rechts)
(Aufnahme: Mai 1931)
Schreiben von Gertrud Wolff an Erich Licht in Melbourne
Martin Wolff (rechts) im Jahr 1945
Das Foto entstand während der Befreiung in Dora
und wurde von einem Amerikaner aufgenommen.
Familie Wolfsohn Arno Wolfsohn - Bismarckstraße 12
Harry Wolfsohn - Markt 33
Familie Arno Wolfsohn
Der Kaufmann Moses Buttermilch gründete im Jahre 1840 in Landeshut, Bismarckstr. 12 eine Leinenfirma, die bald über die Stadtgrenze hinaus bekannt wurde. Später ging die Firma in den Besitz seines Neffen Arno Wolfsohn über.
Arno Wolfsohn wurde am 01.08.1863 in Landeshut geboren. Verheiratet war er mit der am 14.02.1873 geborenen Margarete Eisenstädt. Sie verstarb bereits am 01.09.1923. Arno Wolfsohn wurde 1941 in Theresienstadt ermordet.
Während der Ehe wurden 2 Kinder geboren:
1. Kurt Wolfsohn * 12.06.1896 in Landeshut
Ehefrau: Käthe ?
Kind: Marion * in Landeshut
Der Familie Kurt Wolfsohn gelang 1935 die Emigration in die USA.
2. Charlotte Wolfsohn * 02.02.1897 in Landeshut, + 1942 im
Konzentrationslager
Ehemann: Hermann Klien * um 1892, + 1942 im
Konzentrationslager
Kind: Frank-Dieter Klien * 1922 in Landeshut, + 1942 im
Konzentrationslager
Familie Harry Wolfsohn
Harry Wolfsohn, der jüngere Bruder des Fabrikbesitzers Arno Wolfsohn, war als Textilkaufmann weit über die Grenzen Landeshuts hinaus bekannt. Verheiratet war er mit Else Samelson. Ihm gelang die Emigration nach Israel. Die letzten Lebensjahre verbrachte er bei seiner verheirateten Tochter Dr. Gerda Zondek, geb. Wolfsohn, in Jerusalem. Dort verstarb er im Jahre 1955. Aus der Verbindung mit Else Samelson gingen 2 Töchter hervor:
1. Ruth Wolfsohn (Rechtsanwältin) * 07.10.1904 inLandeshut, + vor 2003 in
New Jersey, USA
Ehemann: Dr. Franz Bud (Rechtsanwalt) * 31.01.1900 in Berlin
Kind: Daniel Claude Bud
2. Dr. Gerda Wolfsohn (Ärztin) * 31.08.1907 in Landeshut, + 00.08.2003 in Jerusalem
Ehemann: Prof. Dr. Hermann Zondek (Arzt) * 04.09.1887, + 11.07.1979 in Jerusalem
Heirat: 20.02.1949 in Jerusalem
Gerda Wolfsohn besuchte nach der Grundschule das Realgymnasium in Landeshut und schloss
ihre Schulausbildung Ostern 1927 mit dem Abitur ab. Danach studierte sie an den Universitäten
in Königsberg, Freiburg, Breslau, Kiel und Berlin Medizin. Ihre Hochschulausbildung beendete sie
im Jahre 1933 erfolgreich mit dem medizinischen Staatsexamen. Am 29. Mai 1935 promovierte sie
an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin (heute Humboldt-Universität) zur Dr. med. Das
Thema ihrer Dissertation lautete: "Ein Fall von Menstruationsbeschwerden auf Grund von
Disharmonie im vegativen Nervensystem."
Trotz einer hervorragenden Ausbildung blieb ihr eine berufliche Zukunft in Deutschland als Jüdin
verwehrt. "Jüdische Studierende der Medizin bekamen in den Jahren 1934, 1935 und 1936 ihr
Diplom erst in die Hand, nachdem sie schriftlich auf ihre Approbation verzichteten und eine
Arbeit im Ausland nachweisen konnten", erinnerte sich Gerda Zondek Jahre später. Sie und 60
weitere Ärzte wurden nach ihrer Promotion zur Emigration gezwungen. Vorher konnte die junge
Ärztin ihr praktisches Jahr bei Geheimrat Krückmann absolvieren. Als nach sechs Monaten ein
bekannter Nationalsozialist Krückmann ablöste, befürchtete sie, ihre Stelle aufgeben zu müssen.
Dieser wollte die Entscheidungen seines Vorgängers aber nicht revidieren, so dass sie ihr
praktisches Jahr beenden konnte.
Obwohl sie eine Arbeitsstelle im Ausland nachweisen konnte, wurde ihr die Aushändigung der
Promotionsurkunde versagt. Es gelang ihr aber nach Paris auszureisen. Über Marseille erreichte
sie den Hafen von Jaffa und nach kurzem Aufenthalt bei Verwandten in Tel Aviv reiste sie voller
Hoffnungen auf eine bessere Zukunft nach Jerusalem weiter. Doch die Enttäuschung war
zunächst groß. Da bereits viele einheimische ältere Ärztinnen Arbeit suchten, wurde ihr die
Erlaubnis zum Praktizieren verwehrt. Um die Zeit zu überbrücken, absolvierte sie mit fünf
weiteren jungen ausgebildeten Ärztinnen einen Hebammenkurs am Hadassah-Krankenhaus in
Jerusalem. Acht Monate später erhielt sie eine Anstellung als Assistenzärztin in der Inneren
Abteilung des Bikur-Cholim-Krankenhauses. Der Leiter dieser Abteilung war Professor Dr. med.
Hermann Zondek, ihr späterer Ehemann.
Prof. Dr. med. Zondek wurde am 4. September 1887 in dem westlich der Stadt Posen gelegenen
Ort Wronke geboren. Gemeinsam mit seinen beiden jüngeren Brüdern Bernhard und Samuel
Georg, ebenfalls sehr namhafte Mediziner, emigrierte er 1934 nach Palästina. Vor seiner
Emigration war er viele Jahre als Ärztlicher Direktor und Leiter der Inneren Abteilung des
Städtischen Urban-Krankenhauses in Berlin tätig. Viele bedeutende Personen gehörten zu Prof.
Dr. Zondeks Freunden oder Patienten, oft beides: Carl Zuckmayer, Wilhelm Furtwängler, Albert
Einstein, Joseph Roth. Er begleitete Gustav Stresemann zu Konferenzen nach Paris, um über das
Befinden des schon vom Tode Gezeichneten zu wachen. Er behandelte Reichskanzler Hermann
Müller und den Reichstagspräsidenten Paul Löbe, er war der Arzt von Kurt Schleicher und er
wurde zu Untersuchungen und Vorlesungen in die Sowjetunion geholt.
Fünf Jahre nach seiner Emigration traf ihn erneut ein schwerer Schicksalsschlag. Seine erste Frau
Elly starb am 16.04.1939 nach 20jähriger Ehe. Am 20. Februar 1949 wurde Dr. Gerda Wolfsohn
seine zweite Ehefrau.
Das Ehepaar Zondek arbeitete sowohl praktisch als auch wissenschaftlich sehr eng zusammen.
Zu Vorträgen reisten sie gemeinsam nach Amerika und Europa. Das Spezialgebiet der Eheleute
war die Endokrinologie, die Lehre von den Hormonen. Neben ihrer Arbeit als Ärztin und
Wissenschaftlerin begann Frau Dr. Zondek bereits in frühen Jahren Patienten und Freunde zu
porträtieren. Ihre Werke wurden sowohl in Israel als auch in Amerika ausgestellt.
Zu ihrer großen Freude erhielt sie von der Humboldt-Universität zu Berlin im Oktober 2001, 66
Jahre nach ihrer Promotion, die Doktorurkunde. In einer bisher einmaligen Aktion hatte die
Humboldt-Universität nach umfangreichen Recherchen 50 ehemalige Studenten und
Absolventen der früheren Friedrich-Wilhelm-Universität, die während der NS-Zeit von der
Universität und aus Deutschland vertrieben wurden, nach Berlin eingeladen, um sie
entsprechend zu würdigen.
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Wolfsohn:
I. Generation:
Aron Wolfsohn (Rabbiner) * 05.09.1788 in Borek, Kreis Koschmin
(Provinz Posen) + 15.05.1830 in Hildesheim
(Sein Vater Zeev Wolfsohn war ebenfalls Rabbiner)
Ehefrau: Johanna Kisch * 1798 + 1869
Kinder: 1. Bertha * 14.05.1817 in Wollstein, + 16.10.1874 in Landeshut
2. Johanna * 23.04.1818 in Schwetzkau, + 14.01.1909 in Landeshut
3. Röschen * 29.09.1819 in Wollstein, + 07.04.1890 in Lissa
4. Amalia * 1822 in Wollstein
5. Max Meyer * um 1825 in Wollstein, + 1885
6. Wilhelm * 1827 in Wollstein
7. Benno * 15.01.1829 in Hildesheim, + 12.12.1898 in Landeshut
II. Generation:
1. Bertha Wolfsohn * 14.05.1817 in Wollstein, + 16.10.1874 in Landeshut
Ehemann: Joseph Caskel Buky (Handelsmann) * 1794, + 19.06.1872 in Landeshut
Kinder: 1. Rosalie * 08.05.1840 in Schwetzkau, + 28.09.1916 in Landeshut
2. Gustav * 12.01.1842 in Landeshut, + 21.01.1876 in Landeshut
3. Louis * 22.09.1849 in Landeshut, + 22.09.1849 in Landeshut
4. Cascel * 31.03.1852 in Landeshut
5. Jenny * 03.10.1864 in Landeshut
siehe Stammbaum der Familie Buky
2. Johanna Wolfsohn * 23.04.1818 in Schwetzkau, + 14.01.1909 in Landeshut Ehemann: Moses Buttermilch (Leinenfabrikant) * um 1810, + 1880 in Landeshut
Heirat: 00.01.1840 in Schwetzkau
siehe Stammbaum der Familie Buttermilch
3. Röschen Wolfsohn * 29.09.1819 in Wollstein, + 07.04.1890 in Lissa
Ehemann: Gustav Hoffmann * 11.03.1817 in Storchnest, + 15.03.1882 in Lissa
Kinder: 1. Mathilde, verh. Honig * 28.05.1847 in Storchnest, + 17.02.1919 in Lissa
2. Rosalie Therese, verh. Lewy * 14.04.1849 in Storchnest, + 19.03.1915
3. Adolf Aron * 26.12.1850 in Storchnest, + 19.12.1934 in Berlin
4. Olga, verh. Bohne * 30.04.1857 + 14.04.1934
5. Seraphine, verh. Lewy * 21.12.1860 in Storchnest, + 23.07.1936 in Breslau
4. Amalia Wolfsohn * 1822 in Wollstein
Ehemann: Hermann Goldberg * 1823
5. Max Meyer Wolfsohn * um 1825 in Wollstein, + 1885
Ehefrau: Sophie Loewe * um 1830 + 1900
Kinder: 1. Alfred * 27.12.1861 in Wollstein, + 1942 in Treblinka
2. Julius * 22.10.1862 in Wollstein, + 13.03.1934 in Berlin
3. Anna * 07.01.1865 in Wollstein
6. Wilhelm Wolfsohn (Rabbiner) * 1827 in Wollstein
7. Benno Wolfsohn (Kaufmann) * 15.01.1829 in Hildesheim, + 12.12.1898 in Landeshut Ehefrau: Rosalie Buky * 08.05.1840 in Schwetzkau, + 28.09.1916 in Landeshut
Heirat: 08.09.1860 in Landeshut Kinder: 1. Ida * 04.09.1861 in Landeshut
2. Arno * 01.08.1863 in Landeshut, + 1941 in Theresienstadt
3. Alma * 05.06.1866 in Landeshut, + 20.02.1956 in New York
4. Harry * 08.06.1870 in Landeshut, + 1955 in Jerusalem
III. Generation:
1.1 Rosalie Buky * 08.05.1840 in Schwetzkau, + 28.09.1916 in Landeshut
Ehemann: Benno Wolfsohn (Kaufmann) * 15.01.1829 in Hildesheim, + 12.12.1898 in Landeshut
(s. Stammbaum II. Generation Ziffer 7)
1.5 Jenny Buky * 03.10.1864 in Landeshut
Ehemann: Louis Plaut (Fabrikant) * 04.11.1844 in Nordhausen (Krs. Posen)
Heirat: 16.01.1876 in Landeshut
Kinder: 1. Helene * 19.01.1884 in Halle a. d. Saale
2. Moritz * 28.02.1886 in Halle a. d. Salle,
+ 05.02.1966 Philadelphia, USA
3. Käthe Sophie * 05.03.1889 in Halle a. d. Saale
4. Martha Auguste * 14.04.1890 in Halle a. d. Saale
7.1 Ida Wolfsohn * 04.09.1861 in Landeshut
Ehemann: Sali Korach (Kaufmann) * 16.10.1846 in Posen, + 24.05.1928 in Berlin
Heirat: 10.03.1884 in Landeshut
Kinder: 1. Ernst * 30.12.1884 in Berlin, + 05.08.1952
2. "Carl" Josef * 11.10.1887 in Berlin, + 00.06.1982 in New York
7.2 Arno Wolfsohn (Fabrikbesitzer) * 01.08.1863 in Landeshut, + 1941 in Theresienstadt Ehefrau: Margarete Eisenstädt * 14.02.1873, + 01.09. 1923 in Landeshut
Kinder: 1. Kurt * 12.06. 1896 in Landeshut
2. Charlotte * 02.02.1897 in Landeshut, + 1942 im
Konzentrationslager
7.3 Alma Wolfsohn * 05.06.1866 in Landeshut, + 20.02.1956 in New York
Ehemann: Theodor Löwenheim * 10.03.1858 + 15.09.1915 in Leipzig
Heirat: 24.05.1893 in Berlin
Kinder: 1. Alice * 06.03.1894 in Leipzig, + 19.01.1946 in New York
2. Hans * 09.04.1895 in Leipzig, + 21.10.1941 in London
7.4 Harry Wolfsohn (Textilkaufmann) * 1865 in Landeshut, + 1955 in Jerusalem
Ehefrau: Else Samelson * 1876
Kinder: 1. Ruth * 07.10.1904 in Landeshut, + vor 2003
New Jersey, USA
2. Gerda * 31.08.1907 in Landeshut, + 02.07.2003 in Jerusalem
IV. Generation:
1.5.2 Moritz Plaut * 28.02.1886 in Halle a. d. Saale, + 05.02.1966 in
Philadelphia, USA
Ehefrau: Gertrud Helene Tochmann * 1894 in Stettin
7.1.1 Dr. Ernst Korach (Bankbeamter) * 30.12.1884 in Berlin, + 05.08.1952
Ehefrau: Berta Jüdel * 31.10.1878 in Kolberg, + vor 1939
Heirat: 01.06.1915 in Berlin
7.1.2 Dr. "Carl" Josef Korach (Rechtsanwalt und Notar) * 11.10.1887 in Berlin,
+ 05.06.1982 in New York
Ehefrau: Alice Löwenheim * 06.03.1894 in Leipzig, + 19.01.1946 in New York
7.2.1 Kurt Wolfsohn * 12.06.1898 in Landeshut
Ehefrau: Käthe ?
Kind: Marion
Der Familie Kurt Wolfsohn gelang 1935 die Emigration in die USA.
7.2.2 Charlotte Wolfsohn * 02.02.1897 in Landeshut, + 1942 im
Konzentrationslager
Ehemann: Hermann Klien * 1892 + 1942 im
Konzentrationslager
Kind: Frank Dieter * 1922 + 1942 im
Konzentrationslager
7.3.1 Alice Löwenheim * 06.03.1894 in Leipzig, + 19.01.1946 in New York
Ehemann: Dr. "Carl" Josef Korach (Rechtsanwalt und Notar) * 11.10.1887 in Berlin
+ 05.06.1982 in New York
Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete er Ilse Löwenheim, geb. Hirschfeldt (s. Ziffer 7.3.2)
7.3.2 Dr. Hans Löwenheim (Rechtsanwalt) * 09.04.1895 in Leipzig, + 21.10.1941 in London
Ehefrau: Ilse Hirschfeldt * 08.08.1900 in Dessau, + 27.07.1993 in New York
Nach dem Tod ihres Ehemannes heiratete sie Dr. "Carl" Josef Korach (s. Ziffer 7.3.1)
7.4.1 Ruth Wolfsohn (Rechtsanwältin) * 07.10.1904 in Landeshut, + vor 2003 in
New Jersey, USA
Ehemann: Dr. Franz Bud (Rechtsanwalt) * 31.01.1900 in Berlin
Kind: Daniel Claude
7.4.2 Dr. Gerda Wolfsohn (Ärztin) * 31.08.1907 in Landeshut, + 02.07.2003 in Jerusalem
Ehemann: Prof. Dr. Hermann Zondek (Arzt) * 04.09.1887, + 11.07.1979 in Jerusalem
Heirat: 20.02.1949 in Jerusalem
Landrabbiner Aron Wolfsohn (05.09.1788 - 15.05.1830)
Sohn Max Meyer Wolfsohn (um 1825 - 1885)
(s. Genealogie, II. Generation, Ziffer 5)
Verlobungsanzeige von Alma Wolfsohn und Julius Riess. Sie heiratete 1893 Theodor Löwenheim (s. Genealogie, III. Generation, Ziffer 7.3)
Verlobungsanzeige von Margarete Eisenstädt und Arno Wolfsohn
(s. Genealogie, III. Generation, Ziffer 7.2)
Verlobungsanzeige von Alice Löwenheim mit Dr. Carl Korach.
(s. Genealogie, IV. Generation, Ziffern 7.1.2 u. 7.3.1)
Verlobungsanzeige von Ilse Hirschfeldt mit Dr. Hans Löwenheim.
(s. Genealogie, IV. Generation, Ziffer 7.3.2)
Todesanzeige Theodor Löwenheim (10.03.1858 - 15.09.1915)
(s. Genealogie, III. Generation, Ziffer 7.3)
Todesanzeige Sali Korach (16.10.1846 - 24.05.1928)
(s. Genealogie, III. Generation, Ziffer 7.1)
Todesanzeige Dr. Carl Korach (11.10.1887 -05..06.1982)
(s. Genealogie, III. Generation, Ziffer 7.1)
Todesanzeige Ilse Korach, verw. Löwenheim, geb. Hirschfeldt
(08.08.1900 - 27.07.1993)
(s. Genealogie, IV. Generation, Ziffern 7.3.1 und 7.3.2)
Dr. Hans Löwenheim (09.04.1895 - 21.10.1941)
(s. Genealogie, IV. Generation, Ziffer 7.3.2)
Firmenwerbung
Harry Wolfsohn (1865 - 1955)
Prof. Dr. Hermann Zondek (04.09.1887 - 11.07.1979)
Dr. Gerda Zondek, geb. Wolfsohn (31.08.1907 - 02.07.2003)
Familie Dr. Zellner Bismarckstr. 11
Neben Dr. Rother war Dr. Martin Zellner der zweite jüdische praktische Arzt in Landeshut. Er hatte seine Praxis im Hause Bismarckstr. 11. Die Familie Zellner kam nach 1925 von Breslau nach Landeshut. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Margot und Sohn Stefan lebte er bis zum Jahre 1939 in Landeshut. Als Jude durfte er seit 1938 nicht mehr praktizieren. Ein Parteimitglied der NSDAP warnte ihn, dass ihm eines Tages nicht mehr geholfen werden könne. Daraufhin stellte er über das Rote Kreuz in China einen Auswanderungsantrag. Für ihn wurde gebürgt und im Jahre 1939 durfte Dr. Zellner mit seiner Familie nach China auswandern. Später zog die Familie Zellner in die USA.
Nachfolgend der Stammbaum der Familie Zellner:
I. Generation:
Siegismund Zellner (Kaufmann) * 12.08.1869 in Ostrowo (Posen), + 24.08.1933 in
Breslau
Ehefrau: Flora Ehrlich * 23.04.1877 in Posen
Am 28.03.1942 wurde sie in das Ghetto Piaski deportiert.
Kind: 1. Martin * 04.06.1900 in Breslau, + 09.11.1960 in San Franzisco, USA
II. Generation:
1. Dr. Martin Zellner (prakt. Arzt) * 04.06.1900 in Breslau, + 09.11.1960 in
San Francisco, USA
Ehefrau: Margot Elli Zadik * 22.04.1905 in Breslau, + 29.12.1989
Kind: 1. Stefan * 23.10.1929 in Landeshut, + 13.10.2003 in Bakersfield, USA
III. Generation:
1.1 Stefan Zellner * 23.10.1929 in Landeshut, + 13.10.2003 in Bakersfield, USA
Ehefrau: Louise Seide * 16.11.1935, + 05.02.2005 in Bakersfield, USA
Heirat: 28.11.1958
Wohnhaus der Familie Dr. Zellner - 2. Haus von rechts,
ganz rechts die frühere Schuhfabrik Rosenstein & Prerauer.
Anzeige aus der Zeitung "Israelitisches Familienblatt"
vom 20.10.1938.