Fahrt mit dem Zug von Ruhbank nach Liebau
(Verfasser: Hella Tegeler)
Quellen:
- Heimatbuch des Kreises Landeshut in Schlesien, hrg. von E. Kunick, Landeshut 1929
- Schlesischer Gebirgsbote
- Wikipedia
Liebe Leserin, lieber Leser, zwei schöne Zugfahrten haben wir bereits unternommen. Heute lade ich Sie zu einer weiteren Fahrt in die Vergangenheit ein. Unternehmen Sie mit mir eine Reise mit der Kleinbahn von Ruhbank nach Liebau. Es ist die kürzeste Fahrt, sie umfasst nur eine Strecke von 18,2 km und hat 4 Stationen.
Diese Bahnstrecke wurde als Zweigbahn der "Schlesischen Gebirgsbahn" vom preußischen Staat gebaut. Die feierliche Eröffnung fand am 29. Dezember 1869 statt.
Bericht aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 145/1869.
Die grenzüberschreitende Strecke wurde am 29. Dezember 1875 eröffnet, so dass damit ein durchgehender Zugverkehr zwischen Schlesien und Böhmen ermöglicht wurde. Als Grenzbahnhof wurde Liebau bestimmt. Am 15. Juni 1915 wurde eine Verbindungskurve vom Bahnhof Merzdorf (heute: Marciszów) eingeweiht. Nunmehr bestand eine direkte Verbindung nach Hirschberg (Jelenia Góra). Am 17. August 1921 erfolgte die Elektrifizierung der Strecke.
Auch nach 1945 bis zum 3. Mai 2004 wurde die Strecke zwischen Ruhbank und Liebau weiter betrieben. Am 14. Dezember 2008 erfolgte die Wiederaufnahme des Reiseverkehrs durch die tschechische Eisenbahngesellschaft. Züge verkehrten allerdings vorerst nur an den Wochenenden. Erst seit dem 9. Dezember 2018 besteht wieder ein täglicher Reiseverkehr.
Nun wollen wir aber unsere nostalgische Reise in das ca. 18 km entfernte Liebau antreten.
Ausgangspunkt ist der kleine Ort Ruhbank mit seinen ca. 560 Einwohnern, etwa 6 km nördlich von Landeshut. Der heutige Ortsname ist erst im 16. Jahrhundert entstanden, weil die von Grüssau nach Freiburg und Schweidnitz pilgernden Mönche dort immer eine Ruhepause einlegten. Bis 1810 war Ruhbank im Besitz des Klosters Grüssau.
Blick auf Ruhbank
Blick auf Ruhbank
Das Bahnhofsgebäude
Mitarbeiter des Bahnhofs Ruhbank
Bahnhof Ruhbank
Der Fahrplan - Stand: 1. Mai 1872
Von Ruhbank aus verläuft die Strecke erst ein Stück nach Westen, bevor sie Richtung Süden in das Tal des Bober einbiegt. Die Strecke folgt dem Bober Richtung Landshut, dann über Blasdorf nach Liebau.
Wir erreichen zunächst die Kreisstadt Landeshut. Ein Teil der Reisenden wechselt zum "Schmiedeberger Zug", der andere Teil zur "Ziedertalbahn".
Wir wollen aber noch ein bisschen im schönen Landeshut verweilen. Wunderbare Kaufmanns- und Bürgerhäuser schmücken den rechteckigen Markt. Der Landeshuter Markt wies in der Glanzzeit der Stadt an allen vier Seiten Lauben auf, später standen solche nur noch an der Nordwestseite. Im Jahre 1844 vernichtete ein großer Brand zahlreiche Häuser am Markt und die Lauben wurden dort nicht wieder aufgebaut. Landeshut gehört zu den Städten Schlesiens, denen nach der Altranstädter Konvention 1709 die Erlaubnis erteilt wurde, eine Gnadenkirche zu errichten. Sie wurde nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche erbaut. Sehr sehenswert sind auch das Schloss Kreppelhof (heute nur noch eine Ruine) und die Synagoge, die am 9. November 1938 ein Raub der Flammen wurde.
Der Landeshuter Markt
Die evangelische Gnadenkirche
Die Gnadenkirche - Blick zum Altar
Die Gnadenkirche - Blick zur Orgel
Die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul
Die katholische Pfarrkirche,
Blick zum Hochaltar
Die katholische Pfarrkirche,
Blick zur Orgel
Das Schloss Kreppelhof
Die Synagoge
Nun begeben wir uns aber zum Bahnhof und besteigen den Zug Richtung Liebau.
Der Landeshuter Bahnhof
Der Landeshuter Bahnhof
Der Zug verlässt das Bahnhofsgebäude und biegt in einem großen Bogen nach Osten ab. Auf der linken Seite begleitet uns der Steilhang des Sternbuschs mit seinem markanten Aussichtsfelsen und geradeaus überqueren wir noch einmal den Bober. Auf der rechten Seite ziehen die weit verstreuten Häuser und Höfe von Johnsdorf vorbei.
Blick auf Johnsdorf
Blick auf Johnsdorf
An der engsten Stelle des Tales erreichen wir den Ort Blasdorf bei Liebau. Im Ortsteil Nieder-Blasdorf, herrlich gelegen zwischen dem Scholzen- und dem Lerchenberg, liegt die Bahnstation. Vier Gasthöfe laden zum Verweilen ein, in Nieder-Blasdorf der Gerichtskretscham, der Gasthof "Zur Brauerei" und der Gasthof von Heinrich Vogt, später Gustav Knittel und zuletzt Ernst Frey. In Ober-Blasdorf gab es noch den Gasthof "Zum Landhaus", das allerdings im Adressbuch von 1938 nicht mehr aufgeführt ist.
Blick auf Blasdorf
Blick auf Ober-Blasdorf
Blick auf Blasdorf mit dem Bahnhof rechts
(Bild von Herrn Johannes Fichtner)
Das Bahnhofsgebäude
Der Gerichtskretscham in Nieder-Blasdorf
Der Gasthof "Zur Brauerei" in Nieder-Blasdorf
Der Gasthof "Zum Landhaus" in Ober-Blasdorf
Wir verlassen Blasdorf und unsere Fahrt führt uns nun unserem Zielbahnhof Liebau entgegen. An der rötlichen Felswand des Lerchenberges fahren wir gen Osten vorbei und weichen den spitzen Porphyrkegeln des Überschaargebirges nach Süden aus. Vor uns öffnet sich das Liebauer Tal. Es wird im Westen vom felsgekrönten 700 m hohen Grauwackenzug begrenzt. Dahinter erheben sich der 1189 m hohe Kolbenkamm und das Rehorngebirge (1033m). Den Ostrand des Liebauer Tales bildet das reichbewaldete Raben- und Überschaargebirge. Der höchste Berg im Raben- und Überschaargebirge ist der Königshaner Spitzberg (879 m). Jenseits des Liebauer Bahnhofes erhebt sich die Kuppe des "Heiligen Berges".
Der Bahnhof
Der Bahnhof
Der Bahnhof
Blick auf den Liebauer Markt mit dem Rathaus in der Mitte.