Motive und Impressionen des Alten Jüdischen Friedhofes

(Verfasser: Hella Tegeler, mit hilfreicher Unterstützung von Frau Annelie Hubrich, Erfurt)

Quellen:

  • Jüdisches Leben in Ingenheim
  • Salomon Ludwig Steinheim-Institut, Duisburg - Spurensuche
  • Wikipedia
  • Alle Bilder wurden von Frau Malgorzata Urlich-Kornacka, Wroclaw - Breslau zur Verfügung gestellt (Aufnahmen: 28.02.2021)


Jüdische Friedhöfe sind für die Ewigkeit angelegt, d. h. bis zur Auferstehung am Jüngsten Tag. Daher werden alle Gräber mit Grabsteinen gekennzeichnet und müssen bis in alle Ewigkeit bestehen bleiben. Die Auflösung und Wiederbelegung eines Grabes nach einer Reihe von Jahren, wie sie heute allgemein üblich ist, kommt daher für Juden nicht in Betracht. Auch die Umbettung eines jüdischen Grabes ist nur in Ausnahmefällen möglich. Häufig wurden die Grabsteine mit der Front nach Osten aufgestellt, in Richtung Jerusalem.

Jüdische Friedhöfe waren meist ummauert oder umzäunt und hatten eine Wasserstelle, einen Brunnen, denn es ist eine religiöse Vorschrift, sich nach dem Besuch eines Friedhofes die Hände zu waschen.

Zur Charakteristik der jüdischen Friedhöfe gehören ihre Grabinschriften und Symbole. Die Mehrzahl der jüdischen Grabmale schmücken ausschließlich hebräische Inschriften in Quadratschrift und Zeichen. Die Grabreliefs und -symbole geben Auskunft über das Leben der Verstorbenen, ihre soziale Stellung und ihre Familie.

Zaunteil


Jüdische Friedhöfe waren meist ummauert oder umzäunt. Bei diesem Teil könnte es sich um ein originales Element des ursprünglichen Zaunes handeln.

Wasserstelle oder Brunnen


Das an der Wand herausragende Eisenteil gehörte vermutlich zu dem hier angebrachten Brunnen, um sich nach dem Besuch des Friedhofes die Hände zu waschen. Das entspricht der religiösen Vorschrift.

Umbettung


Die Umbettung eines jüdischen Grabes ist nur in Ausnahmefällen möglich. Auf diesem Grabsteinrest steht: Exhumiert u. hier beerdigt am 8. Mai 1882 ?

Aus welchem Grund diese Umbettung erfolgt ist, konnte bisher noch nicht ermittelt werden.

Grabsteinsymbole:

Die segnenden Priesterhände:


Die segnenden Priesterhände weisen auf die Abstammung aus dem aaronidischen Priestergeschlecht der Kohanin hin. Diese waren im Tempel für die Darbringung der Opfer zuständig und sprachen den Segen über das Volk. Bei diesem Segen erhebt der Kohen die Hände in der charakteristischen Fingerhaltung: Daumen und Zeigefinger berühren sich, während Ring- und kleiner Finger abgespreizt werden.
Ein Grabstein mit diesem Symbol  weist darauf hin, dass der Bestattete männlichen Geschlechts war. 

Auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Landeshut befinden sich zwei Grabsteine mit diesem Symbol.

Dieses Symbol gehört zum Grabstein des Joseph Naumann.
 Er war der Gründer der jüdischen Gemeinde und bis zu seinem Tod
 - 08.01.1870 - deren erster Vorsteher.

Bisher unbekannter Grabstein

Die Levitenkanne:

Die Levitenkanne weist auf levitische Abstammung. Die Leviten waren im Tempel u. a. für die kultische Reinheit zuständig und wuschen den Priestern vor dem Opferkult die Hände. Dafür steht auf den Grabsteinen das Symbol der Kanne.

Der Grabstein eines Leviten.

Die Sabbatkerzen:

Der Leuchter oder auch die Sabbatkerzen sind vor allem auf Frauengräbern zu finden. Das Entzünden und der Segen der Sabbatkerzen gehört seit Jahrhunderten zu den wichtigsten Pflichten der jüdischen Frau.

Dieses Symbol gehört zum Grabstein der Rosel Naumann, geb. Oppenheimer. Sie war die Ehefrau des Gründers der jüdischen Gemeinde, Joseph Naumann.

Der abgeknickte Baum:

Dieses Symbol steht für einen unerwartet frühen Tod.

Der abgeknickte Baum

Die Säule:

Sie ist ein Zeichen für Kraft und Beständigkeit.

Die Säule links gehört zu dem würfelförmigen,
quaderartigen
Grabstein.

Sterne:

Sterne sind ein beliebtes Motiv auf jüdischen Grabsteinen. Sie symbolisieren das Licht und werden mit Hoffnung und Zuversicht verknüpft.

Das Auge Gottes:

Es erscheint als Symbol der Allgegenwart Gottes.

Das Auge Gottes

Der Kranz:

Der Kranz steht für Geschlossenheit. In seiner runden Form ist er Symbol der Ewigkeit und der Auferstehung.

Dieses Symbol gehört zum Grabstein der 

Pauline Frankenstein, geb. Hiller.