Schlacht bei Reichhennersdorf am 22. Mai 1745

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quellen:

  • Heimatbuch des Kreises Landeshut, hrg. von E. Kunick 1954
  • Schlesischer Gebirgsbote
  • Zeitschrift "Der Wanderer im Riesengebirge", Heft Nr. 7/1907
  • Wikipedia


Im Jahre 1745 erlebte Landeshut dicht vor seinen Stadttoren ein Gefecht. Bei der Kampfstätte handelte es sich um Reichhennersdorf. Hier gelang es dem damals erst 36jährigen General Hans Karl von Winterfeldt, die überlegenen Österreicher zurückzuschlagen.

7 Stunden, von 5 Uhr an, wurde um den Sieg gerungen. 2.400 Preußen mit 8 Kanonen standen 5.800 Österreichern, die aber nur 2 Geschütze mit sich führten, gegenüber. Von Winterfeldt hatte die Hauptmasse seiner Truppen versteckt zwischen Landeshut und Reichhennersdorf, am Gerichtsberg und am Hahnberg, aufgestellt.

Durch einen Teil seiner Husaren ließ er die österreichische Reiterei von Grüssau aus heranlocken. Mit Ungestüm drängten die feindlichen Husaren und Kroaten gegen den Gerichtsberg vor. Von Winterfeldt stieg mit seinen Bataillonen hinab und ließ auf 200 Schritt Entfernung ruckweise Salven geben, während zugleich die Geschütze feuerten. Da aber weitere feindliche Abteilungen durch Reichhennersdorf und Oberzieder im Anmarsch waren, begab er sich auf den Berg zurück. Es kam zu einem erbitterten Reiterkampf, bei dem sich der später so berühmte Friedrich Wilhelm von Seydlitz, damals noch Rittmeister, besonders auszeichnete.

Doch von neuem rückten die Österreicher vor und beschossen auf 50 Schritt Entfernung die preußischen Grenadiere. Mit den Worten: "Schießt nicht, Burschen, sondern mit den Bajonetten in den Feind hinein", stellte sich von Winterfeldt selbst an die Spitze seiner Bataillone und vertrieb den gefährlichen Feind.

Es war aber auch dringend nötig, denn schon drangen österreichische Truppen in die Vororte von Landeshut ein. Von Winterfeldts Reiterei war zu schwach, um ein günstiges Ende herbeizuführen.

Doch noch rechtzeitig kamen die von Hartmannsdorf herbeigerufenen Dragoner heran. Sie vereinigten sich mit den Husaren und trieben die österreichischen Reiter über den Langen Berg zurück. Erst bei Grüssau konnten sich die Österreicher sammeln und dann geordnet auf Schömberg zurückziehen.

Durch diesen Sieg gewann Friedrich der Große Zeit, alle verfügbaren Truppen für den Entscheidungskampf von Hohenfriedeberg heranzuziehen.

Wie schlimm der Feind vor und nach den Kämpfen bei Reichhennersdorf wütete, zeigt folgender Bericht, der in der Zeitschrift "Der Wanderer im Riesengebirge", Heft Nr. 7/1907, abgedruckt wurde.
Darin wird auf handschriftliche Aufzeichnungen aus Haselbach Bezug genommen: "Mutwillig verdarben die Kroaten, um nur mehr fordern zu können. Der Jammer mit Schändung der Weibsbilder bietet mehr zu schweigen, als zu berichten. Den Schenk hat man mit brennenden Strohwischen unter der Nase und an den Fußsohlen schmerzlich traktiert. Das Pfaffendorfer Schloß wurde vollständig geplündert, es fehlte da nichts als das Schloß noch anzustecken. Die Besitzerin bekam nur zur Not die Erlaubnis, bekleidet weggehen zu dürfen, aber die Schubsäcke wurden bis aufs Schnupftuch geleert, auch Schürze und Halstuch genommen."

Später wurde auf dem Langen Berg eine Baude errichtet. Zur Erinnerung an den Aufenthalt Friedrichs des Großen erhielt sie den Namen König-Friedrich-Baude.

Hans Karl von Winterfeldt (04.04.1707 - 08.09.1757)

Friedrich Wilhelm von Seydlitz (03.02.1721 - 08.11.1773)

Die König-Friedrich-Baude auf dem Langen Berg

Die König-Friedrich-Baude auf dem Langen Berg