Tannengrund (Blazejów)

(Verfasser: Hella Tegeler)

Tannengrund hieß bis 1936 Blasdorf bei Schömberg. Es liegt im westlichen Teil des Schömberger Tales am Fuße des Rabengebirges. Durch den Ort fließt der Zieder, der in dem sog. Tannenbrunnen entspringt.

Wie kam es nun zu der Namensänderung des Ortes?
Im Kreis Landeshut gab es bis 1936 zwei Orte mit dem Namen Blasdorf, und zwar: Blasdorf bei Liebau und Blasdorf bei Schömberg. Es geschah damals häufig, dass Postsachen erst mit einigen Tagen Verspätung bei den Empfängern ankamen, da es wegen Namensgleichheit der Orte zu Verwechslungen kam. Aus diesem Grunde wurde in Blasdorf bei Schömberg über eine Änderung des Ortsnamens nachgedacht. Der damalige Bürgermeister Alfred Tichatzki schlug den Namen Tannengrund vor, weil ein Teil der Gemeinde von hohen Tannen umgeben war. Obwohl nicht alle Einwohner des Ortes mit dieser Änderung einverstanden waren, wurde ein entsprechender Antrag beim Regierungspräsidenten gestellt. Am 15. Juni 1936 erfolgte die Genehmigung zur Änderung des Ortsnamens und aus Blasdorf bei Schömberg wurde Tannengrund.

Der Ort gehörte zunächst zum Trautenauer Gebiet in Böhmen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1289, als der Ritter Witiko von Aupa u. a. den Ort "Blaseisdorf" dem Herzog Bolko I. verkaufte, der es 1289 der damaligen Benediktinerpropstei Grüssau schenkte, die zum böhmischen Kloster Opatowitz gehörte. Nach der Aufgabe der Propstei durch die Benediktiner übertrug Bolko das Dorf dem von ihm neu gegründeten Zisterzienserkloster Grüssau, mit dem es bis zur Säkularisierung des Klosterguts 1810 verbunden blieb.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Blasdorf 1742 zusammen mit Schlesien an Preußen. 1747 lebten in Blasdorf 33 Bauern und 79 Häusler, darunter 14 Handwerker. Nach der Neugliederung Preußens 1815 gehörte Blasdorf zur Provinz Schlesien und war ab 1816 dem Landkreis Landeshut eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Es bildete eine eigene Landgemeinde und gehörte seit 1874 zum Amtsbezirk Voigtsdorf, der 1931 in Amtsbezirk Erlenbach umbenannt wurde.  1925 zählte der Ort 428 Einwohner (davon 29 evangelisch) und 1939 = 410. Die zuständigen Kirchen für beide Konfessionen befanden sich in Schömberg. Im Ort gab es aber eine katholische Schule. Heute gehört Tannengrund zur Landgemeinde Lubawka (Liebau).

Quellen:
- Anhang aus dem Adressbuch von 1911 des Kreises Landeshut
- Knie, J. G.: Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preuß. Provinz Schlesien, 1845
- Pohlendt, Heinz: Die Landeshuter Passlandschaften, Priebatschs Buchhandlung Breslau 1938
- Schlesischer Gebirgsbote
- Wikipedia, die freie Enzyklopädie
- Zimmermann, Friedrich Albert: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 5. Band, 1785

Tannengrund

(Diese Karte wurde von Herrn Hubert Jahn aus Datteln zur Verfügung gestellt)

R. und W. Jahn weisen den Weg nach Tannengrund.
(Bild von Herrn Hubert Jahn aus Datteln)

Blick auf Tannengrund

Blick auf Tannengrund

Blick auf die Schule und die Scholtisei

Die Scholtisei:

Quelle:

  • Taube, Tilmann: Die bäuerliche Führungsschicht im Grüssauer Klosterland, Selbstverlag 2003


Soweit erforscht, stellt sich die Besitzerfolge wie folgt dar:
I.    Generation:             Matthes Niepel        Erb- und Gerichtsscholze in Blasdorf im Jahre 1595
II.   Generation:             Simon Stief               EuGS  grob um 1610
III.  Generation:             Matthes Riediger     EuGS vor 1620   (verstorben 1620)
IV.  Generation:             Lorenz Hoffmann    EuGS  1676
                                                                           Das Urbar von 1676 erwähnt, die Scholtisei sei im Laufe 
                                                                           der Zeit einmal verlegt worden. Wann das war, und 
                                                                           warum (vermutlich aufgrund der Ausdehnung von 
                                                                           Schömberg) konnte nicht geklärt werden.
V.   Generation:              Hans Friedrich Reich     EuGS  um 1720         

Gebirgshäuser in Tannengrund
Bild oben: Die Tannenmühle,
Bild unten: Partie im Tannengrund (Das Försterhaus)

(Karte von Herrn Hubert Jahn aus Datteln)

Dorfweg in Tannengrund

Bauernhaus in Tannengrund

Im Niederdorf - Kriegerdenkmal

Gefallene des 1. Weltkrieges:

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Aus den Verlustlisten (VL) der Gefallenen des 1. Weltkrieges ergeben sich für Blasdorf - später Tannengrund - folgende Namen:

  • Aust            Albert       * 06.05.   ?        + tödlich                VL vom 29.07.1918   -   Seite 25299

                                                                     verunglückt

  • Baudisch      Alois         * 12.06.    ?                                        VL vom 26.11.1917     -   Seite 21771
  • Gottwald      Paul                                                                    VL vom 19.10.1915    -   Seite 9457
  • Grallert         Konrad                                                               VL vom 02.03.1916  -   Seite 11488
  • Hasler           Wilhelm                                                              VL vom 13.08.1915   -   Seite 8147
  • Langer          August                                                                VL vom 22.01.1918   -   Seite 22523
  • Oefler           Heinrich                                                              VL vom 08.04.1916  -   Seite 11954
  • Puschmann  Karl                                                                     VL vom 31.10.1916    -   Seite 15949
  • Reimann       Franz        * 26.07.1897                                       VL vom 23.03.1917   -  Seite 17982
  • Stöckel          Paul          * 21.02.    ?                                         VL vom 19.10.1917    -   Seite 21222
  • Wittwer         Josef         * 26.10.    ?                                         VL vom 30.08.1917  -   Seite 20341


Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Gastronomie:

In Tannengrund gab es früher 2 Gasthäuser:
1.  Haus Nr. 1                                               Der Gerichtskretscham
2.  die Tannengrundbaude  (außerhalb des Ortes)

Haus Nr. 1 - Der Gerichtskretscham mit Schule im Hintergrund. Der Gerichtskretscham wurde im Jahre 1836 von Lonwin Martin erworben und befand sich bis zur Vertreibung in Familienbesitz. Letzter deutscher Besitzer war Albert Martin.

Gerichtskretschambesitzer Albert Martin

Familie Albert Martin

Eine Zeichnung des Besitzes der Familie Martin aus den

Jahren 1890 - 1900.

Die Tannengrundbaude (Besitzer: O Heidenreich)

Die Tannengrundbaude (Besitzer: O. Heidenreich)

(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim)

Bildmitte: Der Erbhofbauer und Bürgermeister Alfred Tichatzki
(Mitte) als Dorfschulze.


Er bewohnte mit seiner Familie das Haus Nr. 8.

Haus Nr. 9 - Familie Karl und Klara Winkler (Aufnahme: 1990).

(Bild von Herrn Bernhard Puschmann, Niebüll)

Karl und Klara Winkler mit Sohn Herbert.

(Bild von Herrn Bernhard Puschmann, Niebüll)

Haus Nr. 15:

Die Landwirtschaft gehörte der Familie Albert Wohlfahrt. 
Das Bild zeigt die Familie bei der Ausfahrt zur Feldbestellung.

Haus Nr. 22:

Diese Landwirtschaft gehörte der Familie Bernhard Geisler. Auf dem Felde des Bauern Bernhard Geisler stand früher eine Antoniusstatue. Über deren Geschichte gibt es folgende Sage:

Geschichte der Antonisstatue auf dem Feld des Bauern Bernhard Geisler:

Created with Sketch.

Es wird berichtet, dass vor langen Jahren auf dem Hofe des Bauern Geisler ein alter Bauer mit zwei Söhnen lebte. Nach dem Mittagessen schickte er einst seine beiden Söhne hinaus auf das Feld zum Kartoffelgraben. Als die beiden einige Zeit miteinander gearbeitet hatten, entstand ein Wortwechsel zwischen ihnen, der in einen schweren Streit ausartete. Dabei ergriff der ältere Bruder seinen Hackenhalm und schlug auf den jüngeren ein. Er traf ihn dabei so unglücklich auf den Kopf, dass er wie tot zusammenbrach. Der Missetäter bekam es nun mit der Angst und rüttelte den Niedergeschlagenen. Der aber gab kein Lebenszeichen von sich.

In der Zwischenzeit wurde es dunkel, und der Vater bemerkte, dass seine Söhne noch nicht vom Felde zurückgekehrt waren. Er ging darum hinaus, um zu sehen, was geschehen war. Er musste draußen zu seinem Schrecken feststellen, was vorgefallen war. Vor Verzweiflung knieten der Vater und der ältere Sohn vor dem jüngeren hin und beteten inbrünstig zum heiligen Antonius, er solle ihnen beistehen und den Toten wieder zum Leben erwecken. Als sie nun eine Zeitlang gebetet hatten, schlug der Totgeglaubte seine Augen auf und fing an zu reden. Voller Freude umarmten und küssten der Vater und die beiden Söhne einander und gingen vergnügt heimwärts.

Kurze Zeit später aber ließ der Vater an der Stelle des Bruderzwistes eine steinerne Statue mit dem Bildnis des heiligen Antonius errichten. Bis zur Vertreibung zogen alljährlich eine große Schar Kinder mit Fackeln und viele Erwachsene am Abend des 8. September hinaus zur Statue und beteten zum heiligen Antonius.

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote, Heft Nr. 16/1955

Haus Nr. 22 - Familie Bernhard Geisler
(Aufnahme: 1977)

Haus Nr. 64:

Dieses Haus bewohnte die Familie Feige. Margarete Feige - Knochenheilkundige - war im ganzen Landkreis als "Mutter Feigen" bekannt. Bei Sportverletzungen, ausgekugelten Gelenken usw. wurde stets ihr Rat eingeholt. Sogar aus Dittersbach bei Waldenburg kamen die Patienten. 

Margarethe Feige ("Mutter Feigen")

Familie Feige

Haus Nr. 75:

Eigentümer dieses Hauses war der Forstarbeiter Heinrich Puschmann, Sohn der Eheleute Albert und Berta Puschmann (s. Haus Nr. 80).
Im Jahr 1933 verkaufte er dieses Haus und erwarb eine Landwirtschaft in Schömberg, Markt Nr. 27 (s. dort).

Die folgenden 3 Bilder wurden von Herrn Bernhard Puschmann, Niebüll, zur Verfügung gestellt.

Haus Nr. 75 - Familie Heinrich Puschmann

(Aufnahme: 1990).


Agnes Puschmann, geb. Kuhn (1895 - 1956)

Heinrich Puschmann (1895 - 1959)

Haus Nr. 80:

Eigentümer dieses Hauses war der Forstarbeiter Albert Puschmann (1864 - 1938), der es gemeinsam mit seiner Ehefrau Berta (1868 - 1937) bis zum Tod bewohnte. Aus dieser Ehe ging Sohn Heinrich hervor, der laut Adressbuch des Jahres 1925 mit seiner Familie im Haus Nr. 75 lebte. Auch er war, wie sein Vater Albert, Forstarbeiter.

Daten und Bilder wurden von Herrn Bernhard Puschmann, Niebüll, zur Verfügung.

Albert und Berta Puschmann vor ihrem Haus in Tannengrund, 
damals noch Blasdorf bei Schömberg.

Albert und Berta Puschmann vor ihrem Haus in Tannengrund,
damals noch Blasdorf bei Schömberg.

Familientreffen in Tannengrund, damals noch Blasdorf bei Schömberg,
 in der Mitte Albert und Berta Puschmann

Waldarbeiter um 1926 - Albert Puschmann (mittlere Reihe Dritter von rechts), Heinrich Puschmann (obere Reihe Dritter von links), Gerhard Puschmann, Sohn von Heinrich Puschmann (untere Reihe links im Alter von ca. vier Jahren).

Waldarbeiter - Albert Puschmann (Dritter von links) und Heinrich Puschmann (Dritter von rechts).

Waldarbeiter - Heinrich Puschmann als Vorarbeiter 
in der Mitte stehend.

Grabstein der Eheleute Albert und Berta Puschmann 
auf dem Schömberger Friedhof (Aufnahme: 1990)

Haus Nr. 86:

Anwesen der Familie Gustav Wachsmann  (Bild von Herrn Erich Engler)

Haus Nr. 103 - Die Beck-Mühle

Müller Rudolf Beck mit zwei Frauen aus Ulltersdorf.
(Bild von Herrn Arnold Wittwer aus Bensheim)

Haus Nr. 108:

Eigentümer dieses Hauses war Erich Wachsmann.
Die folgenden Bilder stellte Herr Erich Engler zur Verfügung.

Haus Nr. 108 - Familie Erich Wachsmann

Haus Nr. 108 - Familie Erich Wachsmann

Haus Nr. 108 - Das frühere Haus der Familie Erich Wachsmann

(Aufnahme: 2008)

Haus Nr. 108 - Das frühere Haus der Familie Erich Wachsmann

(Aufnahme: 2008)

Wohnhaus der Familie Jahn:

Die beiden Bilder wurden von Herrn Hubert Jahn aus Datteln zur Verfügung gestellt.

Wohnhaus der Familie Jahn

Im Garten der Familie Jahn

Hubert Jahn in Tannengrund im Jahr 1956

(Bild von Herrn Hubert Jahn)

Das Försterhaus im Tannengrund

(Bild von Herrn Hubert Jahn)

Sonntagmorgen im Tannengrund neben dem Försterhaus

(Bild von Herrn Hubert Jahn)

Kulturarbeiter aus Schömberg und Tannengrund 
mit Förster Mende aus Tannengrund.

Tannengrunder und Schömberger Holzfäller nach der Arbeit. Im Vordergrund Rudolf Mohaupt mit einer seiner Brieftauben. (Aufnahme: 1930)

Die Tannengrunder Jugend musiziert.

Gewerbetreibende in Blasdorf, später Tannengrund.

Auszug aus dem Amtlichen Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe des Jahres 1927.

Die Schule:

Im Jahre 1826 wurde auf Kosten der Stadt Schömberg in Blasdorf (später Tannengrund) ein Schulgebäude errichtet. Bei der katholischen Volksschule handelte es sich um eine zweiklassige Schule, die nur mit einem Lehrer besetzt war. Am 1. Oktober 1930 übernahm Richard Feige diese Stelle und blieb dieser Schule bis zur Vertreibung treu.

Im Jahre 1826 wurde in Blasdorf (später Tannengrund) ein Schulhaus errichtet.

(Quelle: Schlesische Provinzialblätter Bd. 84, 11. Stück, Nov. 1826, Anhang, S. 425)

Lehrer Richard Feige

Blick auf das Schulgebäude in der Bildmitte

Schülerinnen und Schüler vor dem Schulhaus mit Lehrer Feige

Lehrer Feige mit seiner Klasse vor der Bolkoburg.

Ortseingang von Tannengrund im Jahre 2012


(Bild von Herrn Arnold Wittwer aus Bensheim)

Kapelle in Tannengrund

(Bild von Herrn Erich Engler - Aufnahme: 2008)

Bildstock

(Bild von Herrn Erich Engler - Aufnahme: 2008)

Auf dem folgenden Foto ist das Jagdhaus des Generaldirektors  Dr. Frahne von der Firma Kramsta-Methner & Frahne AG in Landeshut abgebildet. Dieses Jagdhaus befand sich oberhalb der Tannenquelle. Eine sehr schmale Straße aus dem Tannengrund führte hinauf zu dem Haus.

Die Tannenquelle:

Die Tannenquelle (Aufnahme: vor dem Krieg)

Partie an der Tannenquelle (Aufnahme: vor dem Krieg)
(Karte von Herrn Arnold Wittwer aus Bensheim)

Ausflug zur Tannenquelle

Die Tannenquelle


(Bild von Herrn Arnold Wittwer, Bensheim - Aufnahme: 2014)

Die Freiwillige Feuerwehr:

Die Freiwillige Feuerwehr

Die Feuerwehrkapelle bei einem fröhlichen Umtrunk 
an der Tannenquelle
(In der Bildmitte steht Heinrich Korich, Schömberg,
 Tannengrundstr. Nr. 39)

Die ehemalige Feuerwache im Jahre 2008


(Bild von Herrn Erich Engler)

Die Tannengrunder Bevölkerung bereitet sich auf die im August 1933 in Schömberg stattfindenden "historischen Tage" vor.
Auf dem folgenden Foto sind Tannengrunder zusammen mit der Blasdorfer Trachtengruppe abgebildet.

Vorbereitung auf die "historischen Tage" - Frieda Wachsmann

Vorbereitung auf die "historischen Tage" 

Von links: Tilchen Kleinwächter, Gertrud Kasper und Klara Hübner

Das folgende Bild zeigt eine Tannengrunder Musikkapelle im Jahre 1932:

Die folgende Werbebroschüre wurde im Jahre 1938 herausgegeben.
Die Kopie dieser Broschüre stellte Herr Erich Engler aus Ahaus zur Verfügung (Original bei Frau Sigrid Bollmann).

Nachfolgend der Text dieser Broschüre:

Tannengrund und die Tannengrundbaude im östlichen Riesengebirge,
bei Schömberg Schles., laden zum Besuch herzlich ein!   
600 - 760 M. ü. d. M.  -- am waldreichen Rabengebirge.

Eingebettet an die waldreichen Hänge des Rabengebirges, umgeben von einem Kranz aufsteigender Berge, liegt Tannengrund, das typische Gebirgsbauerndorf des Grenzkreises Landeshut. Mit nur 400 Einwohnern, Landwirten, Forstarbeitern, und Webern, hat sich das schmucke Dörflein in den letzten Jahren zu einem beliebten Ausflugsort und einer gern besuchten Sommerfrische entwickelt. Der Besucher von Tannengrund ist von der romantischen Schönheit des Dorfes überrascht. Mitten durchs Dorf plätschert munter ein Gebirgswasser, das nach dem früheren Ortsnamen benannte "Blasdorfer Wasser", das bei Schömberg, am Zusammenfluß der "Meta" und dem "Voigtsdorfer Wasser", den "Zieder" bildet. An seinem Lauf finden wir im Oberdorf die idyllisch gelegene Tannenmühle, von der aus bequem die Tannengrundbaude und die romantischen Waldpartien des Rabengebirges erreicht werden. Tannengrund ist gleichsam das Tor zum Rabengebirge, das mit einem ausgebauten Waldwegenetz von über 200 Kilometer eines der schönsten Wandergebiete des Riesengebirges ist. Die Försterei Tannengrund betreut hier auch ein Mufflon-Schutzgebiet. Die Mufflons wurden hier vor Jahren, zunächst als Gatterwild, jetzt in freier Windbahn, ausgesetzt.

Ein Naturpark von gewaltiger Wucht bietet sich dem Besucher, wenn er seinen Blick von der Tannenquelle nach den Bergen schweifen läßt. Das Singen der Waldvögel, der Kuckucksruf, das muntere Klopfen des Spechtes am alten Stamm der Buche, sind Eindrücke, die der Besucher von Tannengrund als stete Erinnerung an diesen schönen Bergwald mitnehmen kann.

Zu froher Rast ladet die "Tannengrundbaude" und der alte "Gerichtskretscham" des Dorfes ein. Zahlreiche Privatpensionen bieten eine preiswerte und schöne Erholungsmöglichkeit. Im Winter ist Tannengrund sehr schönes Skigebiet. Eine Skifahrt durch die Rauhreifpracht des winterlichen Rabengebirges und an den Hängen von Tannengrund ist ein unvergeßliches Erleben. An der staatl. Försterei gehts hinauf in die reich bewaldeten Berge, die nach allen Seiten ausgedehnte, an Romantik unübertreffliche Skiwanderungen ermöglichen. Der über 800 Meter hohe Pferdeberg bietet infolge der meist scharfen Winde und des kümmerlichen Baumwuchses an dieser Stelle ein Hochgebirgspanorama von seltener Schönheit. Für den geübten Skiläufer, wie auch für den Anfänger, sind die Abfahrten eine gern besuchte Uebungsmöglichkeit.

Weit aber geht von Tannengrund der Blick ins Land, das schöne schlesische Bergland, das von Tannengrund aus nach jeder Richtung erwandert werden kann. In Tannengrund selbst aber lebt ein frohes Volk von Gebirgsbauern, Holzfällern und Webern. Sie verstehen es, stets dem Leben eine gute Seite abzugewinnen. Lustig fahren sie am Erntedanktag mit dem festlich geschmückten Ochsengespann durchs Dorf und an den Festen des Dorfes sehen wir die Frauen in ihrer alten, schmucken schlesischen Volkstracht, mit den wunderschönen Kronenhauben. Tannengrund ladet Sie ein!

Tannengrund Kreis Landeshut (oestliches Riesengebirge) ist mit der Staatsbahn von Richtung Görlitz und Breslau über Ruhbank (Umsteigebahnhof) mit der Kleinbahn Landeshut-Grüssau-Schömberg bequem zu erreichen. Der Wanderer kommt zu Fuß dann in bequemer Wanderung von Schömberg aus in 20 Minuten nach Tannengrund. (Sommerfrischler und Wintergäste, mit Gepäck, werden bei rechtzeitiger Anmeldung von den Quartiergebern am Bahnhof Schömberg abgeholt). Vollpension nach den Bestimmungen der Fachgruppe Beherbergungsgewerbe, schon von 3 Mk. an. Verlangen Sie ausführl. Angebot. Auskünfte: Bürgermeister Tannengrund, Kr. Landeshut.

Tannengrund, Ausgangspunkt zu Wanderungen
nach den Felsen von Adersbach und Wekelsdorf, dem Kloster Grüssau mit seinen Kunstschätzen. Schömberg und Liebau bieten, in bequemen Kleinspaziergängen, Gelegenheiten zum Besuch. Tageswanderungen nach dem Riesengebirge und der Schneekoppe erschließen auch den Westen des Riesengebirges. (Für Grenzübertritte werden Grenzausweise, bei Vorlage eines Personalausweises, bei der Ortspolizeibehörde Tannengrund ausgestellt).


Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 66/1861.

Alte Flurnamen in Tannengrund:

Quelle:

  • Böcks, Fritz: Die Flurnamen im Ziedertal in: Zeitschrift "Der Wanderer im Riesengebirge", Heft Nr. 10/1925


In Tannengrund gab es früher folgende Flurnamen:

  • die "Ziegenhalswiese",
  • das "Pöbelstück",
  • der "Splanplan",
  • das "Lackenstück",
  • Die "Dreizipfelwiese",
  • die "Seeligerei",
  • die "Bischofskoppe",
  • das "Fleischerbeil",
  • das "Brennernest",
  • die "Ochsenwiese" und
  • die "Tannenquelle". Sie ist zugleich der Ursprung des Ziederflusses.