Rübezahl - Der Berggeist des Riesengebirges
(Verfasser: Hella Tegeler)
Quelle:
- Schlesischer Gebirgsbote
- Wikipedia
Unmittelbar mit dem Riesengebirge sind die Erzählungen vom Berggeist Rübezahl verbunden. Diese Märchen entstanden aus Vorstellungen über Naturphänomene. Es wird angenommen, dass Bergleute, die im Mittelalter aus dem Harz und dem Hessischen ins Riesengebirge kamen, einen Geist der Bergleute in ihrer neuen Heimat wiederaufleben ließen, der dann später Rübezahl genannt wurde.
Die Gestalt Rübezahls wurde von Johann Paul Praetorius schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in die Literatur eingeführt. Sehr bekannt waren auch die Legenden von J. K. A. Musaeus und Paul Arndt. Auch am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Berggeist Rübezahl von Carl Hauptmann (ein Bruder Gerhart Hauptmanns) im "Rübezahlbuch" von 1915 beschrieben.
Dargestellt wird er in Legenden als ein mächtiger, aber launischer Herrscher. Ungestüm und wild, schalkhaft und freundlich treibt er Spiel und Spott mit den Menschenkindern, ein Schrecken der Bösewichter, ein helfender Freund der Armen und Elenden.
Das bekannteste Rübezahlbild stammt von Moritz von Schwind. Er stellt ihn als grob gekleideten Mönch mit Kutte und einem rauschenden Bart und wirrem, langem Haar dar.
Viele Geschichten sind bei den Menschen aus dem Riesengebirge im Umlauf, die sich mehr oder weniger wahrscheinlich anhören. Nach einer Sage soll sich folgendes zugetragen haben:
Immer, wenn die Bewohner des Riesengebirges in Not waren, gingen sie in den Wald und riefen ihren Berggeist Rübezahl zu Hilfe. Eines Tages wurde die Frau des schlesischen Bergbauern Johann krank. Niemand konnte ihr helfen. In seiner Verzweiflung lief Johann in den Wald, rief: "Rübezahl, Rübezahl, bitte hilf mir". Es dauerte nicht lange, bis der mächtige Berggeist erschien. Er begleitete den angsterfüllten Bauern ins Dorf zu seiner Frau. Rübezahl gab ihr eine geheimnisvolle Springwurzel zu essen, die nur in seinem Garten wuchs. Schon bald darauf ging es der Frau wieder besser.
Von Ernst Schenke stammt folgendes Gedicht:
Rübezoal
Ei dann Gruba, huuch durt uba,
ei dann ala, vulgeschneita,
haust a schunt seit ala Zeita.
Uff der Kuppe sat errn hucka,
huch vo druba rundergucka.
Hurch, jitz kimmt a
hurch, jitz nimmt a seine Keule,
und macht a Geheule
und macht a Gepulter!
Woas? Stiehn bleib wullt err?
A werd euch brenga, a werd euch hänge
huch ei die Fichta, macht keene Geschichta!
Hurch, jitz roast a über die Berge,
duckt euch, ihr Zwerge!
Jitz gieht die Joad übersch "Huche Road!"
Hurcht ock, wie doas heult und pfefft,
satt ock, wie a nooch ins grefft,
satt ock, wie die Nabelfetza
über Steene und Kniehulz hetza
ei`s Biehm`sche nüber,
immerfurt, immerfurt, durt!
Hexa koan a, wisst err doas?
A macht aus Wosser blankes Gloas.
Die Kühe verhext a,
die Pflauma eim Goarta,
a koan sich verwandeln uff olle Oarta.
Steene nimmt a und macht se zu Gulde,
und wenn a groade, doß a wullde
und a hotte die gude Jacke oan,
doas muuß ma soan,
doo hott` a Erborma und goab`s a Orma.
Rübezoahl, Rübezoahl!
Kimmst nich amoll ei`s Toal?
Wu iest denn deine Liebste hien?
Doas Madel woar doch werklich schien!
Ach su, - die hoot diech nich gemucht?
Verpucht!
Jitz heeßts aber renna, a wird ins erkenna,
a kimmt schunt gerannt, a hoot ins erkannt!
A wird ins packa, hinga beim Nacka
wird a ins kriega! O, kännt merr fliega!
Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",
Heft Nr. 71/1868.