Bekannte Landeshuter Firmen - A - J

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quelle:

- Schlesischer Gebirgsbote

Textilmaschinenfabrik E. Bauch

Roonstraße 1, 2, 25

Created with Sketch.

Der Fabrikdirektor Ewald Bauch, geboren am 26.07.1844, absolvierte nach der Schulausbildung ein Studium an der königlichen Gewerbe-Akademie (spätere Technische Hochschule) in Berlin-Charlottenburg. Danach war er mehrere Jahre als Ingenieur in verschiedenen Maschinenfabriken tätig. Zu Beginn des Jahres 1881 gründete er in Landeshut die Maschinenbauanstalt, Eisen- und Metallgießerei Fa. E. Bauch. In Niederleppersdorf kaufte er eine stillgelegte Schuhfabrik und baute die oben genannte Firma. Es wurden zunächst Reparaturen durchgeführt und landwirtschaftliche Maschinen hergestellt. Die Mechanisierung der in Landeshut und Umgebung bestehenden Handwebereien veranlasste Ewald Bauch aber sehr bald, Textilmaschinen zu bauen. Diese wurden bisher fast ausschließlich aus England bezogen. Aus kleinen Anfängen entwickelte sich das Unternehmen zu einem bedeutenden Betrieb. Der Absatz erstreckte sich nicht allein auf Deutschland, sondern es wurden in starkem Umfang auch Textilfabriken im Ausland mit Bauch`schen Maschinen beliefert. Ewald Bauch war es allerdings nicht vergönnt, diesen Erfolg seiner rastlosen Arbeit zu erleben. Im Alter von 50 Jahren verstarb er. Gemeinsam mit ihrem Schwiegersohn führte seine Witwe die Fabrik weiter. Aber auch dieser starb nach wenigen Jahren im Alter von 40 Jahren.

Nun musste der einzige Sohn, der Ingenieur Friedrich Bauch, mit 26 Jahren das Erbe des Vaters übernehmen. Im Gründungsjahr der Firma geboren, hatte er nach Schul- und Berufsausbildung und praktischer Tätigkeit, die königliche Maschinenbauschule in Breslau absolviert und war in einer Spinnerei und Maschinenfabrik in Sachsen tätig gewesen. Diese Erfahrungen kamen ihm nun zunutze und durch unermüdlichen Fleiß gelang es ihm, nicht nur das begonnene Werk seines Vaters weiterzuführen, sondern auch durch Hinzunahme der Fabrikation von Flachs- und Hanf-Ausarbeitungsmaschinen zu erweitern. Das Unternehmen wurde später in die Familiengesellschaft E. Bauch, K.-G., Textilmaschinenfabrik Landeshut in Schlesien, umgewandelt. Absatzländer waren: Deutschland, Österreich, Ungarn, Italien, Rußland, Bulgarien, Türkei und Griechenland. Am Kriegsende waren 250 Angestellte und Arbeiter beschäftigt. Nach der Vertreibung lebte Friedrich Bauch in Unterhaching/Obb.

Ewald Bauch (26.07.1844 - 23.12.1894)

Friedrich Bauch (10.06.1881 - 10.05.1959)

Firmenschild
(Quelle: Frau Agnieszka Bialoglowska)

Der folgende Briefkopf stammt aus der Ziedertalbahnakte. Sie befindet sich beim Geheimen Staatsarchiv-Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem.
Quelle: GStA PK XVII HA Schlesien Rep 230 Eisenbahn Nr. 549/137, Bl. 104

Zur Verfügung gestellt wurde das Bild von Herrn Dr. Joachim Braun.

Bierniederlassungen:

Created with Sketch.

In Landeshut gab es früher etliche Bierniederlassungen, in denen Biere verschiedener Brauereien verkauft wurden:

  • Büttner Alfred: Gork. Soz.-Brauerei, An der Friedrichstr. 1
  • Engelhardt-Brauerei AG, Brauplatz 8
  • Görlitzer Aktien-Brauerei, Waldenburger Str. 26
  • Haase GmbH, Breslau, Reußendorfer Str. 13, vorher Schlesische Aktienbrauerei
  • Hoffmann Paul, Wünschelburger Bier, Schmiedeberger Str. 12
  • Nußbaum-Brauerei GmbH, Hirschberger Str. 9
  • Schlesische Engelhardt-Brauerei AG, Brauplatz 8
  • Tschage Bernhard, Haselbach-Brauerei, Wallstr. 23

Flaschenverschlussdeckel

(Quelle: Frau Agnieszka Bialoglowska)

Flaschenverschlussdeckel

(Quelle: Frau Agnieszka Bialoglowska)

Flaschenverschlussdeckel

(Quelle: Frau Agnieszka Bialoglowska)

Flaschenverschlussdeckel

(Quelle: Frau Agnieszka Bialoglowska)

Kutschwagen der Engelhardt-Brauerei

Glaserei Blodau

Wilhelmstraße 11

Created with Sketch.

Die Glaserei Blodau wurde 1859 von Bernhard Blodau in Landeshut gegründet. Am 22. Februar 1857 begab sich der am 15. Dezember 1829 geborene Glasergeselle auf die übliche Wanderschaft. Seine Wege führten ihn über Danzig, Stolp, Cöslin, Stettin, Stralsund, Rostock, Bützow, Güstrow, Schwerin, Lübeck, Hamburg und Celle nach Hannover. Nach der Bescheinigung der Herzoglichen Polizeidirektion Braunschweig kam er am 11. Januar 1858 in Wolfenbüttel an. Hier hielt er sich bis zum 23. Januar 1858 auf und wanderte dann über Leipzig, Grimma, Dresden, Bautzen, Görlitz, Goldberg nach Breslau. Laut Wanderpass ließ er sich am 10. Juli 1858 eine Reise nach Warschau und Tschenstochau bescheinigen. Dabei wurde vermerkt, er sei "politisch unverdächtig". Am 12. März 1859 bescheinigte das Polizeipräsidium Breslau, dass Blodau in vier Tagen Landeshut erreichen solle, "um sich dort zu etablieren".

Diese Weisung hat er wohl auch befolgt. Er gründete in der Wilhelmstraße 11 eine Glaserei und erheilt auch bald schon etliche Aufträge. Mitte 1860 erteilte ihm die Leinen- und Gebildweberei F. V. Grünfeld einen großen Auftrag. Im Haus Kornstraße 2/3 (später Modehaus David - Inhaber Scholz und Finke) sollte er für damalige Verhältnisse riesengroße Schaufensterscheiben von 2,50 m Breite und 3,20 m Höhe einsetzen. Es handelte sich um unbelegtes Spiegelkristallglas, eine Neuheit. Da es noch keine Eisenbahnverbindung nach Landeshut gab, musste die wertvolle Fracht in Kisten verpackt von der Spiegelhütte Altwasser bei Waldenbug mit einem Pferdefuhrwerk transportiert werden.

Sohn Georg wurde ebenfalls Glasermeister und übernahm nach dem Tod des Vaters die Glaserei. Der Enkel Franz Blodau setzte die Familientradition fort und unterstütze seinen Vater im Betrieb. Die Familie Blodau lebte nach 1946 in Rehburg.

Bernhard Blodau

Firmenwerbung

Fotoatelier Feodor Böttcher  (vorher F. Pietschmann)

Bismarckstraße 8

Created with Sketch.

Der Fotograf Feodor Böttcher führte nach dem Einwohnerverzeichnis des Jahres 1895 bereits zu diesem Zeitpunkt ein Fotoatelier, das sich damals in der Waldenburger Straße befand. Im Jahre 1911 übernahm er das Atelier Pietschmann und zog in die Geschäftsräume Bismarckstraße 8. Dieses Haus gehörte der Familie Prerauer.
Zwischen 1927 und 1938 gab Feodor Böttcher das Fotoatelier auf. Im Amtlichen Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe des Jahres 1927 wird sein Geschäft noch geführt.

(Bild von Herrn Bartosz Bebenek)

Firmenwerbung

Bildmitte: Bismarckstraße Nr. 8

Leinenversandgeschäft Brodkorb & Drescher

Bismarckstraße 4, 5, 6 und 7

Created with Sketch.

Der Leinenkaufmann Josef Brodkorb wurde am 17.11.1857 in Langenbrück im Kreise Neustadt/OS. geboren. In eine kinderreiche Familie wurde er hineingeboren. Nach Beendigung der Schulzeit besuchte er in Sorau die Webschule und absolvierte eine Textilfachausbildung in einer Weberei.

Im Jahre 1889 kam Josef Brodkorb nach Landeshut und arbeitete zunächst bei der Leinenfirma Buttermilch. Gemeinsam mit seinem dortigen Kollegen Drescher gründete er 1890 das Leinenversandgeschäft "Brodkorb & Drescher", das seine ersten Geschäftsräume in der Pfortengasse hatte. 1899 erwarb die Firma das Grundstück Bismarckstr. 4/5, um von dort aus das Geschäft in größerem Umfang zu betreiben. Nach dem Tod seines Teilhabers Drescher wurde Josef Brodkorb Alleininhaber der Schlesischen Gebirgsleinen- und Gebild-Handweberei, der Wäschefabrik und des Versandhauses. Die Firma entwickelte sich zu einem über Deutschland hinaus bekannten Unternehmen.

Dieser geschäftliche Erfolg ist ihm keinesfalls in den Schoß gefallen. Dazu gehörten ein starker Wille, Tatkraft und Zielstrebigkeit. Große Barmittel brachte er nicht mit. Von ihm selbst stammte die Äußerung: "Nach Landeshut kam ich mit noch genau 50 Pfennigen in der Tasche". Um 1900 erweiterte Josef Brodkorb seinen Grundbesitz durch Kauf des sehr geschichtsträchtigen Hauses Bismarckstr. 6 und 7. In diesem stattlichen Haus befand sich früher eine Niederlassung der "Preußischen Seehandlung", der Staatsbank Friedrichs des Großen, die auf Initiative Peter Hasenclevers in Landeshut errichtet wurde.

Sein Schwiegersohn Alfred Wagner wurde später Mitinhaber der Firma und unterstützte seinen Schwiegervater tatkräftig.

Neben seiner verantwortungsvollen beruflichen Tätigkeit wirkte Josef Brodkorb auch aktiv an der Gestaltung des öffentlichen Lebens mit. Er bekleidete viele politische Ehrenämter. Er war Stadtverordneter, Magistratsmitglied, Dezernent des städtischen Gas- und Wasserwerkes, Kreisvorsitzender der Zentrumspartei und Provinziallandtagsabgeordneter. An seinem 70. Geburtstag wurde er wegen seiner besonderen Verdienste zum "Stadtältesten" ernannt. Gleichzeitig erheilt er vom Vatikan den päpstlichen Orden "Pro Ecclesia et Pontifice".

Nach der Vertreibung im Mai 1946 kam er nach Seesen und wurde in einem Altenheim untergebracht. Der Verlust der Heimat und seines unter großen Mühen aufgebauten Unternehmens waren für den hochbetagten Mann zuviel. Bereits vier Wochen später verstarb er am 25. Juni 1946.

Josef Brodkorb (17.11.1857 - 25.06.1946)

Links Josef Brodkorb und rechts Schwiegersohn Alfred Wagner

Rechnung der Firma Brodkorb & Drescher

(zur Verfügung gestellt von Herrn Bartosz Bebenek)

(zur Verfügung gestellt von Frau Roswitha Rueschkamp)

Geschäftshaus der Firma Brodkorb & Drescher (rechts)

Spedition Gebrüder Brückner

Schießhausplatz 1 (Herbert-Norkus-Platz 1) - Schömberger Str. 1

Created with Sketch.

Das frühere Geschäftshaus der Firma Brückner am Schießhausplatz 1 (Herbert-Norkus-Platz 1)
 im Dezember 2022.

(Bild von Herrn Bartosz Bebenek)

Mineralwasser- und Limonadenfabrik Hermann Büttner

Brauplatz 8

Created with Sketch.

Im Haus der Stadtbrauerei betrieb Hermann Büttner eine Mineralwasser- und Limonadenfabrik. Verheiratet war er mit Bertha, geb. Kühn. Aus dieser Ehe stammen die Söhne Alfred und Hermann Gustav, der später Fotograf wurde und das Fotoatelier von Alexander Czechatz übernahm.

Hermann Büttner

(Bild von Herrn Bartosz Bebenek)

(Bild von Herrn Bartosz Bebenek)

(Bild von Herrn Bartosz Bebenek)

(Quelle: Frau Agnieszka Bialoglowska)

Brauplatz 8 - Die Stadtbrauerei

Die frühere Stadtbrauerei - heute

Fotoatelier Hermann Gustav Büttner (vorher Alexander Czechatz)

Obertor 1

Created with Sketch.

Hermann Gustav Büttner wurde am 14. März 1900 in Landeshut als Sohn des Mineralwasser- und Limonadenfabrikanten Hermann Büttner und dessen Ehefrau Bertha, geb. Kühn geboren. Nach  Schulzeit und Berufsausbildung übernahm er Mitte 1920 das Fotoatelier des 1915 verstorbenen Alexander Czechatz, Wallstraße 1. Später verlegte er das Atelier in das eigene Haus, Obertor 1.

Hermann Gustav Büttner heiratete am 5. April 1927 in Oels die Kontoristin Gertrud Ida "Herta" Launer (* 16.09.1913 in Breslau, + 13.04.2000 in Horbach/Westerwald). Büttner verstarb am 23. Januar 1988 in Bielefeld.

Die Daten stellte Herr Jens-Karsten Kurps (Enkel von Hermann Gustav Büttner) zur Verfügung.

Hermann Gustav Büttner und Hertha, geb. Launer
(Bild von Herrn Bartosz Bebenek)

Von rechts: Hermann Gustav Büttner und Bruder Alfred

(Aufnahme: ca. 1915)

(Bild von Herrn Bartosz Bebenek)

2. Haus von links: Obertor 1 (Foto - Büttner)

Später wurde dieses Haus aufgestockt.

2. Haus von links: Obertor 1 (Foto - Büttner). 

1. Haus von links: Obertor 1 (Foto - Büttner)

Das Arbeitszimmer

Das Fotozimmer

Die Dunkelkammer

Die Dunkelkammer

Fotoatelier Alexander Czechatz (später Foto-Büttner)

Wallstraße 1

Created with Sketch.

Der Fotograf Alexander Czechatz wurde am 29. September 1872 in Landeshut geboren. Nach Schulzeit und Berufsausbildung eröffnete er ein Fotoatelier in Patschkau, Ring 156. Später zog er wieder in seine Heimatstadt Landeshut zurück und eröffnete in der Wallstraße 1 erneut ein Fotoatelier. Dieses Atelier übernahm er von Hermann Rehnert, der es nachweislich noch im Jahre 1903 führte. Der genaue Zeitpunkt der Übernahme ist nicht bekannt. Dessen Vater war der bekannte Löwenberger Fotograf Adolf Rehnert (s. unter: Riesengebirge - Adolf Rehnert, der Fotograf des Riesengebirges).

Am 22. Oktober 1913 brannte in Grüssau die Kuppel des Nordturmes der Marienkirche nieder. Als er von dieser Katastrophe erfuhr, eilte er sofort nach Grüssau, um dort zu fotografieren. Dabei zog er sich eine sehr schwere Lungenentzündung zu, an deren Folgen er am 28.05.1915 verstarb. Seine Ehefrau Emma führte das Geschäft bis Mitte der 1920er Jahre weiter. Danach verkaufte sie es an Hermann Gustav Büttner, der das Atelier später zum Obertor 1 verlegte.

Bilder und Daten wurden von Herrn Wolfgang Stoephasius (Enkel von Alexander Czechatz) zur Verfügung gestellt.

Von rechts: Emma Czechatz, unbekannt, Alexander Czechatz

Firmenwerbung

Alexander Czechatz
(29.09.1872 - 28.05.1915)

Emma Czechatz

Fotoatelier Gebrüder Dittrich

Schmiedeberger Str. 13/17  (Kaufhaus Mosler)

Created with Sketch.

Die Brüder Franz und Max Dittrich kamen zwischen 1911 und 1925 nach Landeshut und eröffneten im Haus Mosler, Schmiedeberger Str. 13/17, ein Fotoatelier.
Im Adressbuch des Jahres 1938 ist Franz Dittrich nicht mehr aufgeführt. Vermutlich führte sein Bruder Max das Atelier bis zur Vertreibung allein weiter.

Die Eheleute Dittrich kamen nach 1946 nach Glauchau in Sachsen.

Firmenwerbung

Schmiedeberger Str. 13/17 - 2. Haus von links. In diesem Haus befand sich das Fotoatelier der Gebr. Dittrich.

Max Dittrich in Glauchau (Aufnahme: 1955)

Im Erdgeschoss dieses Hauses lebte das Ehepaar Dittrich in Glauchau.

(Aufnahme: 1955)

Leinenfirma C. Epner sen.  

(später Firma Kramsta - Methner & Frahne AG)

Created with Sketch.

Im Jahre 1825 gründete Carl Ludwig Epner (25.03.1800 - 02.09.1857) in Berlin eine Leinen-warenfabrik. Seine Firma wurde im Laufe der Jahre so erfolgreich, dass er sogar königlicher Hoflieferant wurde. Ein Jahr nach der Firmengründung heiratete er am 16.04.1826 in Potsdam Marie Dorothee Baum (24.10.1804 - 22.01.1892).

Aus dieser Ehe stammt u. a. der spätere Kommerzienrat Carl Rudolph Epner, der am 28.09.1826 in Potsdam geboren wurde. Verheiratet war er seit dem 22.05.1850 mit Caroline Emilie Senst. Die beiden ältesten Kinder der Eheleute, Maria Mathilde und Richard, wurden 1851 bzw. 1852 in Landeshut geboren.

Kommerzienrat Carl Rudolph Epner erwarb in den Jahren 1863/64 in Landeshut am linken Boberufer der Niedervorstadt, wo vorher eine Badeanstalt gestanden hatte, einen Geländekomplex von einigen tausend Quadratmetern. Hier entstand nun die erste mechanische Weberei C. Epner sen. mit 50  Leinenwebstühlen. Man bezog die Maschinen mangels bestehender heimischer Produktion unter gewaltigen Kosten aus England bzw. Irland (Belfast). Bis 1868 wurde die Stuhlzahl auf 75 erhöht, nachdem mannigfache technische Kinderkrankheiten und Unzulänglichkeiten im Betrieb, so z. B. der Bruch der Balanzierschienen der Dampfmaschine, zu überwinden gewesen waren. Im gleich Jahr erwarb die Firma C. Epner sen. zu dem niedrigen Einstandspreis von 10.000 Talern von dem Kaufmann Johann Stenzel das Grundstück "Landeshut-Niedervorstadt Acker 85/88", auf welchem sich etwa drei Jahre lang eine Mungo-und Shoddy-(Kunstwoll-) Fabrik der Gebr. Pohl befunden hatte. Auch hier wurde im Jahre 1869 eine mechanische Leinenweberei eingerichtet. Es kamen darin nach und nach in zwei Sälen je 75 Stühle in Gang, die teilweise auch mit Baumwollwaren belegt wurden. Gleichzeitig wurde ein Teil der vorhandenen Gebäude für einen Nähereibetrieb mit Hand- und Maschinenantrieb in Gebrauch genommen. 70 Nähmaschinen wurden hier aufgestellt, da die Kriegsjahre 1870/71 sehr beachtliche Lieferungen für die Armee erforderten. Die Weberei wurde bis zum Beginn der 1880-er Jahre auf insgesamt 480 Stühle bis 255 cm Blattbreite gebracht. Ein kleinerer Websaal für nur 38 Jacquardstühle zwecks Musterweberei wurde 1888 im Anschluss an die zuerst gebauten Betriebe neu erstellt. Der erste Betriebsleiter von 1863 - 1878 war David Givens, den alsdann sein Sohn Caro Givens ablöste bis zum Frühjahr 1885, als ein Streik der Arbeiterschaft ausbrach, der sogar zu Konflikten der Unternehmer miteinander führte.

Im Jahre 1883 wurde die sog. Pohlsche obere Fabrik in eine Leinengarnspinnerei von anfänglich 3.200 Spindeln umgebaut, während die Weberei von dort in die dafür verwendeten jenseitigen Gebäude zusammengelegt wurde. Spinnerei und Weberei wurden nach Anlegung eines Durch-gangsviadukts, über den der öffentliche Verkehr geleitet wurde, durch eine Feldbahngleisanlage miteinander verbunden. Kommerzienrat Carl Rudolph Epner verkaufte nun seine bis dahin 12 Jahre lang innegehabte Spinnerei in Adersbach in Böhmen an H. Martiny und widmete sich ganz der Neuausrichtung der Landeshuter Spinnereianlage. Unterstützt wurde er hierin durch seine Prokuristen Richard Epner (sein Sohn) und Robert Gaertner, den späteren Direktor in Freiburg. Spinnerei wie Weberei erhielten 1886/87 je eine Zweizylinder-Compound-Dampfmaschine von 250 bzw. 205 Pferdekräften. Die bis dahin aus einer 1874 eröffneten eigenen (engl.) Fabrikgasanstalt bezogene Beleuchtung der Fabrikräume wurde 1887 durch die hellere und gefahrlosere elektrische Glühlampenbeleuchtung ersetzt, und zusätzlich wurden zwei Dynamomaschinen von der Firma Schuckert aus Nürnberg installiert.

Im Jahre 1891, nachdem noch ein massives Garnlager angelegt und drei Arbeiterwohnhäuser an der Kreppelhofstraße hinzugekauft worden waren, ging das gesamte Fabriketablissement mit sämtlichen Aktiven und Passiven einschließlich des bestehenden Handweberkontingents durch Vermittlung des Landeshuter Kaufmanns Eugen Wendriner in den Besitz der Firma Gebr. Methner über. Unter dem alten Namen C. Epner sen. wurde der Betrieb in der Aktien-Gesellschaft weitergeführt.

Zur Zeit der Übernahme durch die Gebr. Methner beschäftigte die Firma C. Epner sen. 890 Arbeiter in Spinnerei, Weberei und Näherei, besaß etwa 3.600 Flachsspindeln und 500 mechanische Webstühle. Es wurden 3 1/2 Millionen Meter rohe und weiße Waren aus 14.00 Schock Leinen- und 170.000 Pfund Baumwollgarn verfertigt. Die Epnersche Näherei war die größte am Platze.

Kommerzienrat Carl Rudolph Epner starb am 5. April 1899 in Berlin. Seine Ehefrau Caroline Emilie war bereits am 10. Januar 1884 in Ketschendorf (Brandenburg) verstorben.

Quellen:

  • Ancestry
  • Schlesischer Gebirgsbote Heft Nr. 2/1990

Marie Dorothee Epner, geb. Baum - Ehefrau des Firmengründers.

(24.10.1804 - 22.01.1892)

(Quelle: Ancestry)

Firmengründer Carl Ludwig Epner sen.

(25.03.1800 - 02.09.1857)

(Quelle: Ancestry)

Auszug aus dem Berliner Adressbuch

 des Jahres 1881.

Caroline Emilie Epner, geb. Senst - Ehefrau des Kommerzienrates Carl Rudolph Epner.

(06.10.1828 - 10.01.1884)

(Quelle: Ancestry)

Richard Epner - Sohn des Kommerzienrates Carl Rudolph Epner und Prokurist in Landeshut.

(17.05.1852 - 24.03.1929)

(Quelle: Ancestry)

Abteilung C. Epner sen., Mitte der 1890-er Jahre in Landeshut.

Briefverschlussmarke

Briefverschlussmarke

Möbelfabrik Walter Fuchs

Hirschberger Straße 35/37

Created with Sketch.

Der Möbelfabrikant Walter Fuchs wurde am 15. Mai 1878 in Magdeburg geboren. Sein jüngerer Bruder war der bekannte Kunstmaler und Radierer Erich Fuchs. Im Gegensatz zu seinem Bruder trat Walter Fuchs in die Fußstapfen seines Vaters. Er wird wohl bereits als Kind dem Vater in der Tischlerei über die Schulter geschaut haben. Nach der Schulausbildung absolvierte er eine Tischlerlehre und begann nun mit viel Begeisterung und Elan seine Berufstätigkeit. Als ihm in Liebau die Leitung der Hesseschen Möbelfabrik angeboten wurde, nahm er diese Herausforderung freudig an. Verheiratet war er seit dem 18.09.1906 mit Ehefrau Gertrud, geb. Adler. Diese Ehe blieb kinderlos. Die Eheleute Fuchs verbrachten viele Jahre in Liebau. Aber Walter Fuchs wollte ebenso wie sein Vater einen Betrieb nicht nur leiten, sondern auch eine eigen Fabrik führen.

Diesen Wunsch erfüllte er sich in Landeshut. Hier baute er eine Möbelfabrik auf, deren Erzeugnisse weit über den Bereich des Kreises Landeshut ihren Absatz fanden.

Obwohl ihm diese arbeitsreichen Jahre und der Aufbau einer selbständigen Existenz viel Kraft gekostet hatten, sollte ihm eine weitere sehr schwere Zeit bevorstehen. Nachdem der größte Teil der deutschen Bevölkerung 1946/47 aus der Stadt und dem Kreis Landeshut in mehreren Transporten die Heimat verlassen musste, und auch die beiden letzten Pastoren Heino Muther und Fritz Bürgel ausgewiesen worden waren, übernahm Walter Fuchs die Versorgung der zurückgebliebenen etwa 150 evangelischen Gemeindeglieder aus Landeshut und den zur Gnadenkirche gehörenden angrenzenden Landgemeinden. Bis zu seiner Ausreise 1957 übte er fast 10 Jahre unter größten Opfern den Dienst als alleiniger Lektor aus. Mit Genehmigung des Konsistoriums in Görlitz hatte er alle kirchlichen Amtshandlungen wie Gottesdienst, Taufen, Konfirmationen, Trauungen, Beerdigungen, Heiliges Abendmahl und Seelsorge durchzuführen.

Im Jahre 1957 kam er gemeinsam mit seiner Ehefrau nach Winsen an der Luhe. Für seine besonderen Verdienste um die Betreuung der deutschen Restgemeinde der evangelischen Gnadenkirche in der Zeit von 1948 - 1957 wurde Walter Fuchs mehrfach ausgezeichnet. Der Heimatkreis Landeshut ehrte ihn mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz und das Präsidialamt der Evangelischen Landeskirche verlieh ihm die Uhlhorn-Plakette, eine hohe kirchliche Auszeichnung. Am 21. Dezember 1969 starb Walter Fuchs in Winsen an der Luhe. Seine Ehefrau Gertrud Fuchs verstarb am 07. Juni 1975.

Möbelfabrik Walter Fuchs - Stammbetrieb Hirschberger Str. 35/37 - Werk I

Möbelfabrik Walter Fuchs - Werk II Südseite, Hauptbetrieb

Firmenwerbung

Walter Fuchs als Lektor

Sattlerei und Polsterei Gärtner

Liebauer Straße 15

Created with Sketch.

Laut Adressbuch des Jahres 1911 wurde die Sattlerei zu dieser Zeit von dem Sattlermeister Conrad Gärtner geführt. Er verstarb wohl während der Zeit zwischen 1911 und 1925, da im Adressbuch von 1925 die Sattlermeisterswitwe Maria Gärtner als Eigentümerin des Hauses aufgeführt wird. Später übernahm der Sohn Alfred Gärtner die elterliche Sattlerei und Polsterei.

Leinen- u. Gebild-Weberei F. V. Grünfeld

Liebauer Straße 32

Fleischerei Hermann Glaeser

Markt Nr. 12

Modehaus Gustav Haacke

Wilhelmstraße 13

Created with Sketch.

Der Kaufmann Gustav Haacke wurde am 20. April 1862 in Dittmannsdorf, Kreis Waldenburg geboren, als Sohn des dortigen Gasthausbesitzers Benjamin Haacke und dessen Ehefrau Johanne Helene, geb. Hund. Nach 1880 erwarb er von dem Kaufmann Bernhard Prerauer das Modewarengeschäft in Landeshut, Wilhelmstraße 13, welches bis zur Vertreibung im Besitz der Familie Haacke blieb. Verheiratet war er seit 1887 mit der Landeshuter Kaufmannstochter Agnes Brieger. Während der Ehe wurden 6 Kinder geboren, Helene (verh. Kloß), Erna, Frieda, Armin, Günther und Walter (gef. 1916).

Bei der Firma Haacke handelte es sich um eine offene Handels-gesellschaft, die mit Textilwaren handelte und Filterschläuche für die chemische und Mühlenindustrie herstellte. Die Geschwister Erna, Armin und Günther Haacke traten am 1. Januar 1922 als Teilhaber in das Geschäft ihres Vaters ein und übernahmen es nach dessen Tod im Jahre 1941.

Auf dem Geschäftsgrundstück Wilhelmstraße 13 befanden sich zwei Gebäude. Im Vorderhaus war das Ladengeschäft für Bekleidung, Stoffe, Gardinen etc. untergebracht. Im Hinterhaus befanden sich in der 1. Etage ein Verkaufsraum und in der 2. Etage die Schneiderei.

Das Modegeschäft Haacke war weit über die Stadtgrenze Landeshuts hinaus bekannt. Die Firma entwickelte sich so gut, dass die Brüder Armin und Günther Haacke im Jahre 1924 ihren Grundbesitz durch die an der Mühlgrabenpromenade 5 und Mühlstraße 2 gelegenen Häuser erweitern konnten. Außer dem Kontor der Firma waren im Erdgeschoss des Hauses Mühlgrabenpromenade 5 auch der Zuschneideraum und ein Teil des Lagers (Webwarenlager) untergebracht. In der 2. Etage dieses Hauses wohnte Armin Haacke mit seiner aus Hirschberg stammenden Ehefrau Lydia und den Söhnen Wolfgang, Ekkehart und Harald. Wolfgang Haacke (geb. 1925) war im Jahre 1927 von dem Ehepaar Armin und Lydia Haacke adoptiert worden. Er wurde unmittelbar nach seinem Notabitur eingezogen und ist am 3. März 1945 als junger Leutnant bei Hanau/Main gefallen. Die Todesnachricht erhielt die Familie Ende April 1945. Die Wohnung in der 1. Etage war vermietet. Ende der 1930-er Jahre bis zur Vertreibung lebte in dieser Wohnung der Rektor Bruno Rauhut mit seiner Familie. Dessen Ehefrau Martha wurde im Jahre 1951 als Initiatorin des Landrat-Dr.-Fiebrantz-Hilfswerkes bekannt.

Im Haus Mühlstraße 2 war neben 2 kleinen Wohnungen auch das Lager für technische Textilien untergebracht.

Vier Monate nach dem Tod des ältesten Sohnes Wolfgang erlitt die Familie Haacke erneut einen schweren Schicksalsschlag, als Armin Haacke im Juli 1945 von den Polen verschleppt wurde. Seitdem galt er als vermisst und wurde am 30.03.1951 mit Wirkung vom 15.07.1945 für tot erklärt.

Im September 1946 kam das Ende und auch die Familie Haacke musste Landeshut verlassen und das mit viel Fleiß, Mühen und energie aufgebaute Lebenswerk zurücklassen. Wie so viele andere Landeshuter kam auch die Familie Haacke nach Niedersachsen. Günther Haacke starb am 23.03.1964 in Eschershausen.

Bilder und Daten wurden von Ekkehart Haacke zur Verfügung gestellt. Dieser lebt mit seiner aus Ostpreußen stammenden Ehefrau Ursula seit einigen Jahrzehnten im Rheinland. Er blickt inzwischen auf sechs Generationen Haacke zurück.

Anzeige aus der Zeitung "Der Bote aus dem Riesengebirge",

Heft Nr. 43/1846


Im Oktober 1846 eröffnete Bernhard Prerauer das Modegeschäft, welches nach 1880 Gustav Haacke erwarb. 

Gustav Haacke (20.04.1862 - 1941)

Gustav Haacke war seit dem 28.08.1894 Mitglied der Johannis-Loge "Zum Innigen Verein am Riesengebirge im Orient von Landeshut i. Schlesien".

(Ausschnitt aus dem Mitgliederverzeichnis)

Geschwister Haacke - hintere Reihe von links: Armin, 

Helene (verh. Kloß) und Walter, 

vordere Reihe von links: Frieda, Günther und Erna

Armin Haacke (25.02.1893 - 15.07.1945)

Geschäftshaus Wilhelmstraße 13

Wohnhaus der Familie Armin Haacke - Mühlgrabenpromenade 5

Firmenwerbung

Firmenwerbung

Firmenwerbung

Briefverschlussmarke der Firma Gustav Haacke

Mitglieder der Firma Haacke im Jahre 1940

Firma Albert Hamburger AG

Bahnhofstraße 23

Natureiskellerei Fritz Hampel

Trautenauer Str. 16

Created with Sketch.

In Landeshut gab es früher einmal eine Natureiskellerei. Im Jahre 1932 übernahm Fritz Hampel pachtweise die Natureiskellerei von dem Bauern Schickor.

Da es damals noch keine elektrische Kühlung gab, belieferte Fritz Hampel im Sommer Fleischereien, Gaststätten und Brauereien mit Eis. In der Zeit , in der das Eis "gezogen" wurde, beschäftigte er bis zu 12 Mitarbeiter.

Natureiskellerei Hampel - Im Hintergrund das Wohnhaus

Natureiskellerei Hampel

Mitarbeiter bei der Arbeit

Mitarbeiter bei der Arbeit

Landeshuter Seidenweberei, Dir. Gustav Hansing

Schreibendorfer Straße 9

Created with Sketch.

Die Wiener Firma S. Eisenberger besaß in Neu-Rettendorf (Böhmen), etwa 15 km von Trautenau entfernt, eine Seidenweberei mit 650 mech. Webstühlen. Der Leiter dieses Betriebes war Direktor Friedrich Klaus. Als im Jahre 1898 eine erhebliche Zollerhöhung für Seidenware aus dem Ausland für Deutschland beschlossen wurde, fassten die Inhaber der Firma, Max und Alfred Eisenberger, den Entschluss, auf deutschem Boden, nahe der Landesgrenze, eine Zweigfabrik zu gründen. Als geeigneter Standort wurde Landeshut gewählt. Zum Leiter dieses neuen Werkes wurde der Schwiegersohn von Direktor Klaus, Herr Gustav Hansing ausersehen.

Gustav Hansing wurde am 17.05.1874 in Elberfeld als Sohn eines Reichsbahnbeamten geboren. Nach seiner Schulausbildung lernte er "Patronieren", d. h. das Übertragen von Zeichnungen in maschinen-lesbare Symbole, aus denen in der Kartenschlägerei die "Jacquardkarten" geschlagen wurden, die später die Kettfäden mit den Schußfäden zu dem vom Zeichner entworfenen Gewebemuster verbanden. Um 1895 wurde er nach Rettendorf berufen und anschließend damit beauftragt, das Zweigwerk in Landeshut zu errichten, wo genügend Textilarbeiter zur Verfügung standen.

Im Frühjahr 1899 wurde ein Grundstück im Ortsteil Oberleppersdorf erworben und mit dem Bau der Weberei begonnen. Der Plan umfasste den Arbeitsraum für 100 Webstühle nebst Vorbereitungsmaschinen, Kesselhaus, Dampfmaschinen und Büroräume. Am 15. Mai 1900 konnte der Betrieb aufgenommen werden. Für die Arbeiter und deren Familien wurde das erste Familienhaus errichtet, das am 1. Juli 1900 bezugsfertig war.

Am 9. Juni 1903 starb mit nur 39 Jahren Alfred Eisenberger (Mitbesitzer der Firma). Im Frühjahr 1904 wurde der zweite Dampfkessel eingebaut und bereits im Jahre 1906 konnte die Firma um das Doppelte vergrößert werden. Gleichzeitig wurde das zweite Familienhaus errichtet.

Im November 1908 erwarb Geheimrat Paul Methner von Max Eisenberger die Seidenweberei, die ab 1. Januar 1909 unter der Firmenbezeichnung "Landeshuter Seidenweberei Paul Methner" geführt wurde. Der Kauf erfolgte, um dem Sohn des Geheimrates, Fritz Methner, eine Existenz zu verschaffen. Direktor blieb aber Gustav Hansing, für den im Jahre 1910 ein Wohnhaus gebaut wurde. Ende 1918 trat Fritz Methner aus dem Betrieb aus und die Seidenweberei wurde am 1. Januar 1919 in die Firma "Schlesische Textilwerke Methner & Frahne A. G." integriert.

Nach 1924 begann die wirtschaftliche Notzeit. Gustav Hansing verlor seine Stellung im Betrieb, musste seine Wohnung verlassen und zog mit seiner Familie in den zweiten Stock des Geschäftshauses Mosler. Trotz dieses Rückschlages gab er aber nicht auf. Mit Hilfe eines Bankkredites kaufte er 30 Webstühle und richtete eine kleine Seidenweberei im Betrieb von "Albert Hamburger" ein. Viele seiner früheren Mitarbeiter folgten ihm und halfen in dem neuen Betrieb. 1933 konnte er diese 30 Webstühle wieder in das alte Werk, diesmal unter "Kramsta, Methner & Frahne AG" einbringen. Am 1. Juli 1933 wurde die Seidenweberei von den Textilwerken Methner & Frahne abgetrennt und als selbständige "Landeshuter Seidenweberei GmbH" weiter geführt. Später ging die Firma in den Besitz der Familie Hansing über.

Sohn Erich Hansing kehrte nach dem Abschluss seiner Studien in Krefeld und Köln sowie nach fünfjähriger tätigkeit bei den "Vereinigten Seidenwebereien AG" in Krefeld Ende 1935 nach Landeshut zurück und trat in den Betrieb ein.

Am 6. Januar 1947 kam das Ende und die Familie Hansing musste Landeshut verlassen und das Lebenswerk zurücklassen.

Das folgende Bild zeigt die Seidenweberei mit den Familienhäusern im Hintergrund.

Gustav Hansing (17.05.1874 - 17.09.1959)

Goldene Hochzeit im Hause Hansing im Jahre 1954,
Direktor Gustav Hansing mit Ehefrau und Urenkelin.

Schreibendorfer Str. 9 - Wohnhaus der Familie Hansing

Erich Hansing (27.06.1905 - 01.04.1984)

Die Mitarbeiter der Seidenweberei am 1. Mai 1934.

Gartenfest der Seidenweber.

Uhren- und Goldwarengeschäft Julius Hiller

Friedrichstr. 7

Created with Sketch.

Im Jahre 1897 kam Julius Hiller aus dem österreichischen Schlesien nach Landeshut, heiratete 1899 und gründete im Juni 1899 ein Uhren- und Goldwarengeschäft. Im Jahr 1907 erwarb er das frühere Geschäfts-grundstück der Firma Schlums in Landeshut, Friedrichstr. Nr. 7. Hier konnte er nun ein wesentlich größeres Geschäft eröffnen. Es folgten glückliche und erfolgreiche Jahre.

1915 wurde Julius Hiller zum Heeresdienst eingezogen und kam nach Russland, Frankreich und zuletzt nach Rumänien. Weihnachten 1918 wurde er entlassen und konnte zu seiner Ehefrau nach Landeshut zurückkehren. Harte und mühsame Jahre des Wiederaufbaus seines Geschäftes lagen nun vor ihm. Der schlimmste Schicksalsschlag war jedoch die langjährige Krankheit und der Tod seiner geliebten Ehefrau.

Jahre später fand er aber eine neue Lebensgefährtin und heiratete ein zweites Mal. Auch geschäftlich ging es bergauf, so dass er über ein sehr großes Warenlager verfügte.

Im Jahr 1946 musste aber auch Julius Hiller Landeshut verlassen. Er kam mit seiner Ehefrau nach Bad Salzgitter und eröffnete im September 1949 wieder ein Uhren- und Schmuckwarengeschäft. Am 28. Februar 1954 konnte er seinen 80. Geburtstag feiern.

Friedrichstr. 7 - 1. Haus links: Uhren- und Goldwarengeschäft Julius Hiller

Uhren- und Goldwarengeschäft in Bad Salzgitter

Firma Auto-Jäkel

Waldenburger Straße 19/20

Created with Sketch.

Im Jahre 1919 gründete Hermann Jäkel in Landeshut, Friedrichstr. 1/2 (Haus Hotel Wallisch), einen Fahrrad- und Nähmaschinenhandel. Bereits nach wenigen Jahren wurden sowohl der Laden als auch die Werkstatt viel zu klein. Er suchte dringend größere Räumlichkeiten und fand sie in der Waldenburger Straße. 1922 erwarb er hier ein Haus, an das er einen Laden und eine Werkstatt anbaute. Der Betrieb entwickelte sich so gut, dass dieser in den nächsten Jahren ständig vergrößert wurde. 1926 hatte Hermann Jäkel die Meisterprüfung für das Mechaniker- und Kraftfahrzeughandwerk erfolgreich abgelegt. Bereits 1929, zehn Jahre nach Gründung seines Betriebes beschäftigte er 25 Mitarbeiter. Durch die starke Motorisierung in den dreißiger Jahren vergrößerte sich sein Betrieb immer weiter und bad war die Firma Jäkel ein "Opel-Betrieb".

Aufgrund der guten Verkaufserfolge wurde Jäkel Opelgroßhändler für fünf Kreise. Im Jahre 1936 erwarb er das Nachbargrundstück Nr. 20 und konnte somit eine größere Werkstatt mit neuzeitlichen Räumen für die Betriebsangehörigen schaffen. 1937 wurde in Waldenburg ein modernes Reparaturwerk mit Ausstellungsräumen, unterirdischen Garagen, Lackierereien und einer Stellmacherei errichtet.

Im Jahre 1948 musste Hermann Jäkel mit seiner Familie Landeshut verlassen. Sein Lebenswerk, das er mit viel Fleiß, Mühen und Energie aufgebaut hatte, blieb zurück. Der Neuanfang war sehr schwer. In einer alten Scheune in Hannover wurde 1949 eine kleine Reparatur-Werkstatt errichtet. Aber schon bald konnte er sich wieder als Opel-Händler betätigen und nach guten Verkaufserfolgen erhielt er 1951 in Verden/Aller ein eigenes Verkaufsgebiet. Sein Sohn legte 1952 die Meisterprüfung für das Kraftfahrzeughandwerk ab. Die Firma Hermann Jäkel & Sohn wurde gegründet und mit neuem Mut und unermüdlichem Fleiß begann der Aufbau. Im März 1956 wurde ein moderner Neubau in Verden/Aller bezogen.

Auch die Firma Auto-Jäkel nahm an der 600-Jahrfeier der Stadt Landeshut teil - siehe folgendes Bild:

Auto-Jäkel in Landeshut

Firmenwerbung

Firmenanzeige

Auto-Jäkel in Verden/Aller

Bekannte Landeshuter Geschäftsleute:

Bekannte Landeshuter Geschäftsleute unternahmen in den 1920er Jahren eine Wanderung und stellten sich am Stadtwald für folgendes Erinnerungsfoto auf:
Von Links nach rechts - obere Reihe: Buchhändler Albinus Niepel (Kornstr. Nr. 7); Juwelier Alfred Wehner sen. (Kornstr. Nr. 4); Betriebsleiter Matzner; Buchdruckereibesitzer Hugo Hiltmann (Kornstr. Nr. 3).
Untere Reihe: unbekannter Beamter der Bahnverwaltung, Kaufmann Max Schrom (Markt Nr. 3) und Eisenwarenkaufmann Gaffke (Markt Nr. 18).