Der Liebauer Galgen

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quellen:

  • Dr. Wojtucki, Daniel: Dissertation - Der Scharfrichter und seine Arbeit in Schlesien, Oberlausitz und Grafschaft Glatz vom frühen 16. bis Mitte des 19. Jahrhunderts
  • Wojtucki / Wojtucka / Majorek / Swiatkowski: Sondierende Untersuchungen auf den ehemaligen Richtstätten in Kowary (Schmiedeberg) und Lubawka (Liebau) in den Jahren 2017 - 2018


In den Jahren 2017 - 2018 forschte Herr Dr. Daniel Wojtucki (Universität Breslau) mit Archäologen und Historikern von der Gesellschaft für den Schutz und die Erforschung von juristischen Denkmälern (SOIBZP) nach Überresten von Hinrichtungsstätten in Schmiedeberg und Liebau.

In beiden Orten gab es gemauerte Galgen, an denen die Todesstrafe vollzogen wurde. In Liebau befand sich der Galgen auf dem Galgenberg, nördlich von Dittersbach grüss. Die Grabungen führten aber leider nicht zum Erfolg. Es konnten keine Relikte gefunden werden, im Gegensatz zu Landeshut und Schömberg. Dort wurden Mauerreste (Landeshut) bzw. das Fundament (Schömberg) entdeckt.

Laut Dr. Wojtucki sind aus Liebau folgende Scharfrichter namentlich bekannt:

  1. Gottfried Kühn                             (1728, 1733)
  2. Christian Schlott                           (1733)
  3. Friedrich Wilhelm Thienel           (1736)
  4. Johann Ernest Francke                (1771 , 1788)


Die Scharfrichter waren früher gefürchtet, aber sie wurden auch respektiert. Das jeweilige Stadtgericht war zuständig für die Einstellung, Besoldung oder Entlassung des Scharfrichters. Neben einer kostenlosen Dienstwohnung stand ihm jedes Vierteljahr, Halbjahr oder Jahr ein festgelegtes Honorar zur Verfügung. Der Scharfrichter und seine Familie waren von gewissen bürgerlichen Pflichten ausgenommen, wie z. B. die Zahlung von Zinsen und Steuern. Die Scharfrichter erhielten Brennholz und Heu entweder direkt von der Stadt geliefert oder es wurde ihnen befohlen, es selbst an bestimmten Orten zu holen. Manchmal bekamen sie auch Weizen oder Kleidung oder ein "Trinkgeld" anlässlich von Jahrmärkten oder anderen Festen. Zur Ausstattung des Scharfrichters gehörte regelmäßig auch ein von der Stadt angeschaffter Wagen (Schinderwagen).

Standort des Galgens auf dem Galgenberg (siehe roter Kreis)

Am 17. September 1782 erfolgte in Liebau die letzte Hinrichtung. 

Sie betraf einen gewissen Franz Rochus Rücker wegen eines auf öffentlicher Landstraße verübten, gewaltsamen Raubmordes an dem Boten Spitzer. Das in Breslau gefällte Urteil in I. Instanz wurde im August 1782 in II. Instanz bestätigt und verordnet, dass der Verurteilte, wenn "derselbe zuvörderst zum Sterben wohl vorbereitet worden, nach gehegtem peinlichen Gericht mit dem Schwerte vom Leben zum Tode zu bringen und sein Körper auf`s Rad zu flechten sei.

Der am 17. September vollzogenen Hinrichtung ging ein hochnotpeinliches Hals- und Blutgericht voraus. Für die bei der Exekution zu beachtenden Förmlichkeiten hatte der Kanzler des Grüssauer Stiftsgerichtes, Fendelin, ein gelehrter Jurist, zu sorgen. Die Hinrichtung erfolgte auf dem Galgenberg, der Stätte des Hochgerichts.

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote, Heft Nr. 2/1974

Blick vom Galgenberg auf Liebau