Grüssau (Krzeszów) - Die Klosteranlage

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quellen:
- Anhang aus dem Adressbuch von 1911 des Kreises Landeshut
- Knie, J. G.: Übersicht der Dörfer, Flecken und Städte der königl. preuß. Provinz Schlesien, 1845
- P. Rose, Ambrosius OSB: Die Glocken von Grüssau (SGB 24/1984)
- Pohlendt, Heinz: Die Landeshuter Passlandschaften, Priebatschs Buchhandlung Breslau 1938
- Zimmermann, Friedrich Albert: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 5. Band, 1785

Blick auf den Ort und die Klosteranlage
(Aufnahme: vor dem Krieg)

Blick auf den Ort und die ehemalige Stiftkirche
(Aufnahme: vor dem Krieg)

Die Klosteranlage:

Die gesamte Klosteranlage der ehemaligen Zisterzienserabtei Grüssau gehört ohne jeden Zweifel zu den bedeutendsten Barockanlagen Europas.
Die frühere Stiftskirche, die heutige Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, wurde in den Jahren 1728 - 1735 unter Abt Innozenz Fritsch errichtet. Die Bauleitung lag in den Händen des Stiftsbaumeisters Joseph Anton Jentsch aus Hirschberg. Die Entwürfe für die bildhauerisch gestaltete Fassade der Barockkirche, die in drei Geschosse gegliedert ist, schuf Ferdinand Maximilian Brokoff. Nach seinem frühen Tod übernahm sein Schüler Anton Dorazil mit einer Bildhauerwerkstatt aus Prag die Leitung. Ihm folgte Dorazils Schwiegersohn Joseph Anton Lachel.
Die Wandmalereien im Inneren der Kirche schuf Georg Wilhelm Neunhertz, ein Enkel Michael Willmanns. Den Entwurt für den Hauptaltar schuf Ferdinand Maximilian Brokoff. Die Ausführung erfolgte durch Anton Dorazil. Das Hauptaltargemälde schuf Peter Johann Brandl. 
Die Orgel wurde in den Jahren zwischen 1732 bis 1736 von Michael Engler dem Jüngeren aus Breslau gebaut.

Die Klosteranlage

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: September 2019)

Die Klosteranlage

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: September 2019)

Bericht des Provinzial-Konservators der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien von 1905 - 1906.

Eingang in die Klosteranlage, in der Mitte die frühere Stiftskirche und rechts die frühere Gaststätte "Zur Klosterbrauerei" 
(Aufnahme: September 2019)

(Bild von Herrn Jürgen Paul aus Puchheim)

Links das frühere Gästehaus und in der Mitte die 

St. Josephs-Kirche - Aufnahme: September 2019

(Bild von Herrn Jürgen Paul aus Puchheim)

Blick auf die Klosteranlage und den Ort

(Aufnahme: September 2019)

(Bild von Herrn Jürgen Paul aus Puchheim)

Die frühere Stiftskirche, die heutige Klosterkirche Mariä Himmelfahrt:

Die Marienkirche
(Aufnahme: vor dem Krieg)

Blick zum Hochaltar
(Aufnahme: vor dem Krieg)

Blick zur Orgel
(Aufnahme: vor dem Krieg)

Blick zur Kanzel
(Aufnahme: vor dem Krieg)

Das Chorgestühl:

Das Chorgestühl war für die Ordensbrüder bestimmt. Als wichtiges Teil der barocken Ausstattung der Kirche trennte es den Kirchenraum in das für Laien bestimmte Hauptschiff und das nur für die Mönche zugängliche Presbyterium. Weil die Laien den Chor nicht betreten durften, führte ein gesonderter Eingang vom Kloster aus hinein.
Das Kunstwerk entstand in den Jahren 1730/35. Einen Teil der Figuren stellte Ferdinand Maximilian Brokoff im Jahre 1731 her. Die Dekorationen vollendete Anton Dorazil.


Die drei folgenden Bilder stellte Herr Dariusz Radziewski aus Lubawka - Liebau - zur Verfügung.

Gruppe der Märtyrer am Chorgestühl

Ein Prophet am Chorgestühl

Gruppe der Propheten am Chorgestühl

Die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

(Bild von Herrn Jürgen Paul - 

Aufnahme: September 2019)


Die Barockfassade

(Bild von Herrn Jürgen Paul -
 Aufnahme: September 2019)

Eingang in die Klosterkirche

(Bild von Herrn Jürgen Paul - 

Aufnahme: September 2019)

Blick auf die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt 
und die St. Josephs-Kirche

(Bild von Herrn Jürgen Paul - 
Aufnahme: September 2019)

Der Turmhelm der Klosterkirche

(Bild von Herrn Jürgen Paul - 

Aufnahme: September 2019)

Teile der Barockfassade der Klosterkirche

(Bild von Herrn Jürgen Paul - 

Aufnahme: September 2019)

In der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

(Bild von Herrn Jürgen Paul -

Aufnahme: September 2019)

In der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

(Bild von Herrn Jürgen Paul - 

Aufnahme: September 2019)

In der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

(Bild von Herrn Jürgen Paul -

Aufnahme: September 2019)


Das folgende Bild zeigt das Hauptaltargemälde. Es wurde von Peter Johann Brandl geschaffen.
Das Foto stellte Herr Arnold Wittwer aus Bensheim zur Verfügung.

In der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt,

Der Hochaltar

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2019)

In der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2019)

In der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2019)

Die Benediktuskapelle

Im Altar dieser Kapelle befindet sich das Bild "Der Tod des hl. Benediktus", das von Felix Anton Scheffler im Jahr 1743 gefertigt wurde.

(Dieses Bild stellte Herr Daruisz Radziewski aus Lubawka - Liebau - zur Verfügung)

Die Orgel der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt:
Die Orgel der Klosterkirche stammt von Michael Engler d. J.  Der berühmte schlesische Orgelbauer der Barockzeit, Michael Engler d. J. (1688 - 1760), schuf in seinem Leben 27 große und kleine Orgeln. Als Schüler des bekannten sächsischen Orgelbauers Andreas Silbermann gründete Engler im Jahre 1720 seine eigene Werkstatt. Zu seinen bedeutendsten Schöpfungen zählt die zwischen 1732 und 1739 für die Klosterkirche der Zisterzienser in Grüssau geschaffene "Große Orgel", für die der bekannte Grüssauer Bildhauer Anton Dorazil den Prospekt schuf. Die Grüssauer Orgel ist die einzige Orgel Englers, die im Originalzustand erhalten blieb. Die anderen Werke aus seiner Hand wurden entweder zerstört oder total umgebaut.

Die berühmte "Engler-Orgel"

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: September 2019)

Die "Engler-Orgel"

Konventamt in der Klosterkirche

Am 3. Juli 1935 wurde das 200jährige Jubiläum der Abteikirche feierlich begangen. Das folgende Bild zeigt den Einzug in die Kirche: unter dem Baldachin in der Mitte Dompropst Generalvikar Dr. Alfons Blaeschke aus Breslau als Vertreter seiner Eminenz Kardinal Bertrams. Dr. Blaeschke war um 1900 Kaplan in Landeshut und danach einige Jahre Pfarrer in Neuen. Wegen dieser engen Beziehungen zu Landeshut und Grüssau kam er zum Kirchenjubiläum und hielt Pontifikalamt mit Festpredigt. Neben ihm rechts, Abt Albert Schmitt und auf der anderen Seite Abt Dr. Laurentius Zeller von St. Matthias in Trier.

Der Turmbrand der Klosterkirche am 22. Oktober 1913

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An einem klaren und sonnigen Herbsttag brach das Unglück über Grüssau herein. Der Nordturm der herrlichen Klosterkirche stand in Flammen. Aus einem Augenzeugenbericht der damals 40jährigen Frau Agnes Hoffmann können wir folgendes erfahren: "Am 22. Oktober 1913 vormittags 1/2 10 Uhr brannte der Nordturm unserer lieben Klosterkirche. Der Wind ging fürchterlich, es war ein richtiger Sturm. Man konnte sich nicht fassen, man musste weinen, es war einer der schrecklichsten Tage in meinem langen Leben. Das Feuer kam zuerst unter dem Engel heraus, dann zu den Glockenlöchern, bald war der ganze Turm eine Feuersäule. Es war fürchterlich anzusehen, der goldene Engel mitten im Feuer, das Heulen des Windes, das Prasseln des Feuers. 
41 Feuerwehren waren da, doch konnten sie mit ihren Spritzen nichts schaffen, weil die Türme zu hoch waren. Erst als die Niederhermsdorfer Motorspritze kam, konnte das Feuer bekämpft werden. Das Wasser lief im Turm herunter in die Kirche. Bald stürzte der Engel mit dem Turmhelm herab, durchschlug das Kirchendach und fiel auf das Kirchhoftor. Nun bestand die große Gefahr für die Kirche, das Gebälk hatte schon Feuer gefangen, doch konnten die Spritzen es löschen. Unser lieber Emanuel, der am 18. Oktober 1913 bei der Einweihung des Kriegerdenkmals zum letzten Mal geläutet hatte, schmolz vor Hitze, zersprang und fiel in den Turm. Durch Flugfeuer brannten 
3 Häuser ab, nur gut, dass so viele Feuerwehren da waren. So konnten alle weiteren Häuser gut bewacht werden."

Aber was war geschehen, wie konnte dieser Brand entstehen? Der 22. Oktober 1913 war ein klarer und sonniger Tag, aber vom Süden her war Sturmwind aufgekommen. Auf dem Turm der Marienkirche waren Handwerker mit Ausbesserungen des Kupferdaches beschäftigt und hatten während der Frühstückspause einen Lötofen unbeaufsichtigt gelassen. Dieser wurde vom Sturm umgeworfen, was dazu führte, dass eine heiße Stichflamme sowohl das von den Dohlen zusammengetragene Reisig als auch das trockene Gebälk und das Holz des Baugerüstes sofort entzündete. Der stürmische Wind fachte den zunächst noch kleinen Brandherd weiter kräftig an, so dass sich dieser rasch ausbreiten konnte. Wenig später stand die ganze Kuppel in hellen Flammen. Wie die Augenzeugin berichtete, waren die Löscharbeiten äußerst schwierig. Erst in der späten Nacht konnte das Feuer unter Kontrolle gebracht werden und war am frühen Donnerstagmorgen gegen 5 Uhr endgültig gelöscht. Viele Neugierige kamen in den nächsten Tagen noch nach Grüssau, um sich hier auch als Andenkensammler zu betätigen. Jedes Stückchen Kupfer oder jeder Glockensplitter der großen Emanuelglocke wurde gesammelt und mitgenommen.

Mit staatlicher Hilfe und dank vieler Spenden konnte der zerstörte Nordturm in den Jahren 1930/31 wieder aufgebaut werden. Am 11. und 12. Juli 1931 wurde das "Turmweihefest" feierlich begangen. Doch der Feuerschaden von 1913 war erst ganz behoben, als am 6. Januar 1935 sieben neue Glocken mit einem neuen "Emanuel" im Münster von Grüssau die Weihe erhielten. Sie sollten eine Festgabe zum 200. Jahrestag der Kirchweihe am 3. Juli 1935 sein. Nur den gemeinsamen Bemühungen der Abtei und Pfarrei gelang es mit Hilfe vieler Spenden aus ganz Schlesien, ein Geläut von sieben Glocken zu ermöglichen. Die größte Glocke mit 104 Zentnern, "Emanuel" genannt, ist eine Stiftung der schlesischen Malteser. Hergestellt wurden die Glocken in der Glockengießerei Petit und Gebrüder Edelbrock in Gescher in Westfalen.

Das wunderbare Geläut, welches über das weite und lange Ziedertal hinaus erklang, sollte die Gläubigen aber nur sieben Jahre lang erfreuen. Im Frühjahr 1942 mussten alle sieben Glocken als "Metallreserve" für den Krieg abgeliefert werden. Im August 1947 wurden die drei größten Glocken im Hamburger Glockenlager wiedergefunden. Wegen der schmalen Glockenstuben im romanischen Westwerk von St. Peter in Wimpfen, der neuen Heimat der Grüssauer Benediktinermönche, konnten sie aber dort nicht montiert werden. Der "Emanuel" (104 Zentner), die "Benedictus-Glocke" (60 Zentner) und die "Johannes-Glocke" (42 Zentner) läuten nun in der Kirche von Mosbach im Odenwald.

Quellen:

  • P. Rose, Ambrosius OSB: Kloster Grüssau, Konrad Theiss Verlag Stuttgart und Aalen 1974
  • P. Rose, Ambrosius OSB: Die Glocken von Grüssau (SGB 24/1984)
  • Schwanitz, Jürgen: Rohnau am Scharlachberg, 2. Auflage 2003, Erhardt Druck GmbH Regensburg

Teile der zerstörten Emanuelglocke und des Engelkopfes.

Die Klosterkirche vor dem Brand

Die Klosterkirche nach dem Brand

Mit dem Wiederaufbau des durch das Feuer zerstörten Turmhelmes beauftragte Abt Albert Schmitt den Grüssauer Baumeister 
Josef Rösner (1877 - 1952).

Turmbau - Zeichnung

Turmbau - Zeichnung

Turmbau - Zeichnung

Turmbau - Aufzugsgerüst

Turmbau - Eisenbetongerippe

Turmbau - Holzkonstruktion der Voluten

Turmbau - Holzkonstruktion der Voluten

Turmbau - Kupferarbeiten

Turmbau - Kupferarbeiten

Turmbau - Laterne, kupfergedeckt

Turmbau - Neuer Engel auf dem Nordturm

Turmbau - Alter Engel auf dem Südturm

Turmbau - Dem wiedererrichteten Turmhelm wird die Richtkrone aufgesetzt.

Turmbau - Turm mit Krone zum Richtfest

Die Ankunft der 7 neuen Glocken auf dem Ziedertal-Bahnhof in Grüssau

Die Ankunft der 7 neuen Glocken auf dem Ziedertal-Bahnhof in Grüssau

Die Glocken werden zur Marienkirche transportiert

Die Glocken werden zur Marienkirche transportiert.

Ankunft vor der Marienkirche

Glockenweihe am 6. Januar 1935, im Vordergrund der "Emanuel"

Glockenweihe am 6. Januar 1935, die Priester begeben sich in die Kirche

Glockenweihe am 6. Januar 1935


Glockenweihe am 6. Januar 1935
(Bild von Herrn Thomas Kühn)

Glockenweihe am 6. Januar 1935

Nach der Glockenweihe kommen die Glocken in den Turm.

Nach der Glockenweihe kommen die Glocken in den Turm.

Die Fürstenkapelle oder auch Fürstengruft genannt:

Ab Innozenz Fritsch ließ in den Jahren 1735 - 1747 die Fürstengruft errichten, die im Osten an die Klosterkirche angebaut wurde. Sie gehört zu den schönsten Barockmausoleen weltweit. Hier ruhen die Piastischen Herzöge von Schweidnitz und Jauer Bolko I., Bernhard und Bolko II. und Bolko das Kind.

Wer die Pläne zu diesem Bauwerk anfertigte, ist nicht bekannt, den Bau dagegen führte Anton Jentsch aus. Als die Einweihung der neuen Abteikirche erfolgte (1735), war die Fürstengruft bis auf die Innengestaltung schon fertig, für die G. W. Neunhertz ab 1736 herrliche Fresken schuf. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete der Italiener Ignaz Albert Provisore an der Marmorierung des Kapelleninneren sowie, zusammen mit Anton Dorazil, an den Skulpturen. Die Arbeiten in der Fürstenkapelle dauerten insgesamt bis in den Dezember 1738 hinein, dagegen fand schon am 31. Mai 1738 die Beisetzung der Gebeine Bolkos I., Bernhards, Heinrichs I. und Bolkos II. in einem Kupfersarg (gegenüber dem mittleren Altar) statt. Zuletzt wurde 1746/47 die Kuppel der Kapelle mit einem Kupferblech (sechs Tonnen schwer) bedeckt. Die Fürstenkapelle ist 27,4 m breit und vom Portal der Kirche bis zur Apsis 18,8 m lang. Die Höhe beträgt vom Fußboden bis zur Laterne 
15 m - die Kuppel hat einen Durchmesser von 9,4 m.

Das folgende Bild zeigt die angebaute Fürstenkapelle:

Kloster Grüssau - Fürstengruft

Fürstengruft - Bolkogedenktafel

 Fürstengruft - Statue Amor Dei

Fürstengruft - Statue St. Rafael

Die Fürstenkapelle - Innenansicht

Die Fürstenkapelle - Innenansicht

Das Denkmal für Bolko das Kind, 

einziger Sohn Bolkos II.

Grabmal Herzog Bolkos I. von Schweidnitz und Jauer

Grabmal Herzog Bolkos I. von Schweidnitz und Jauer

Grabmal Herzog Bolkos II. von Schweidnitz und Jauer

Grabmal Herzog Bolkos II. von Schweidnitz und Jauer

Die Fürstenkapelle - Deckengemälde

Die Fürstenkapelle - Deckengemälde

Die St. Josephs-Kirche

Sie liegt nordwestlich der Klosterkirche. Errichten ließ sie Abt Bernhard Rosa zwischen 1692 - 1695. Die zweigeschossige Fassade wird von kupferbeschlagenen Holzfiguren bekrönt.
Die Wandmalereien im Inneren stammen von Michael Willmann, seinem Sohn Michael Willmann
d. J. sowie seinem Stiefsohn Johann Christoph Lischka. Der geschnitzte Hauptaltar wurde von J. A. Lachel geschaffen.

Das folgende Bild zeigt von links: Die St. Josephs-Kirche (Rückseite), rechts daneben das Gästehaus und die alles überragende Stiftskirche.

Die St. Josephs-Kirche

Die St. Josephs-Kirche (Aufnahme: 2016)
(Bild von Herrn Arnold Wittwer aus Bensheim)

Die St. Josephs-Kirche - Blick zum Hochaltar

Die St. Josephs-Kirche - Blick zum Hochaltar
(Bild von Herrn Arnold Wittwer aus Bensheim)

Die St. Josephs-Kirche - Die Kanzel

Die St. Josephs-Kirche - Die Orgel

Klostergebäude und Gästehaus

Das Klostergebäude schließt im Süden an die Marienkirche an. Im Jahre 1662 wurde es durch denStiftsbaumeister Martin Schuppert umgebaut und aufgestockt.
Das barocke Gästehaus der Äbte wurde 1734 westlich der St. Josephs-Kirche errichtet.

Das Klostergebäude rechts neben der Marienkirche

Das barocke Gästehaus der Äbte rechts im Bild

Das Gästehaus (rechts die St. Josephs-Kirche)


Das Bild stellte Herr Arnold Wittwer aus Bensheim zur Verfügung.

Das Klostergebäude - Südseite (Aufnahme: vor dem Krieg)

Das Klostergebäude (Aufnahme: 2018)

(Bild von Herrn Arnold Wittwer aus Bensheim)

Der älteste Teil des Klosters links im Bild.
(Foto von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 2005)

Der älteste Teil des Klosters in der Mitte des Bildes.
(Foto von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 2005)

Die Bibliothek des Klosters (Aufnahme: 1926)

Karl Hoffmann, der Kirchenschweizer in Grüssau


Ostern 1932 wurde in Grüssau das Amt des Kirchenschweizers eingeführt, um bei den Gottesdiensten in beiden Kirchen vor allem wegen der vielen Besucher auf Ordnung zu achten. Karl Hoffmann übte dieses wichtige Amt aus. Amüsant sind die Beinamen, die ihm der Volksmund gab. "Tippelkoarle", weil er in der Kirche stets umhertippelte, oder "Christenverfolger", weil er bei den Christen auf Ordnung sah. Seine schöne rote Amtstracht brachte ihm folgenden Namen ein: "der rote Moann", der "rote Scheich", "Feuermänndl" oder Laienkardinal".

Alltag im Kloster:

Die folgenden 4 Bilder stellte Herr Arnold Wittwer aus Bensheim zur Verfügung.

Im Archiv

In der Schneiderei

In der Schreinerei

In der Schmiede

Der Klosterfriedhof:

Der Klosterfriedhof ist in zwei Terrassen unterteilt, die durch eine Treppe mit einer Kreuzigungsgruppe des Bildhauers Johann Georg Gode (+ 1758) verbunden sind. In der Friedhofsmauer befinden sich Epitaphien aus der Renaissance.

Der Klosterfriedhof

Die Kreuzigungsgruppe auf dem Klosterfriedhof

Der große Grüssauer Kreuzweg:

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Im Jahr 1672 regte Abt Bernhard Rosa den Bau des großen Grüssauer Kreuzweges mit 20 Kapellen und 32 Stationen an, der 1678 vollendet wurde. In den Jahren 1703/17 ließ Abt Dominikus Geyer neue Kapellen des Kreuzweges auf dem Gebiet zwischen der Stiftskirche und Bethlehem bauen. Zunächst wurden 31 Stationen errichtet. 1738 kam die 32. Station - das Grab Christi (in der Maria-Magdalena-Kapelle) - hinzu. Die Kapellen waren mit Gemälden von M. Willmann - die man schon für den früheren Kreuzweg hatte anfertigen lassen - ausgestattet.

Den Besuch der berühmten 32 Stationen des großen Grüssauer Kreuzweges - welche die Veranschaulichung des Neuen Testamentes zum Thema haben - beginnen wir vor dem Haupteingang zu den Klostergebäuden (in der Nähe des Parkplatzes).

Gleich hinter dem Tortürmchen steht die 1. Station: der Abschied Jesus von seiner Mutter in Bethanien. Dann geht es hinaus auf dem Weg nach Bethlehem zum Coenaculum. Hier sind die 2., 3. und 4. Station: die Fußwaschung, die Einsetzung des allerheiligsten Altarsakramentes und die Erstkommunion der Apostel. Danach geht es weiter bis nach Bethlehem, wo die alte Ölbergkapelle (5. Station) in einem Nebenraum der Geburtskapelle ihre neue Stelle gefunden hat, während die 6. Station, der Judaskuß und die Gefangennahme des Heilandes, ihren alten Platz behalten hat. Nun geht es zur 7. Station, wo Jesus von den Schergen in den Cedronbach gestoßen wird. Jetzt biegt der Prozessionsweg zum Kerker ab. Unterwegs kommt die 8. Station, die Annakapelle, wo Jesus beim Verhör mit einem Backenstreich von einem Kriegsknecht mißhandelt wurde. Im Kerker ist die 9. Station, die in ergreifender Weise die Verspottung des göttlichen Heilandes vorführt, und im unteren Teil den "Kerkervater", Jesus in der einsamen Gefangenschaft zeigt. Auf dem Weg zum Pilatushaus werden nunmehr die 28 Vaterunser gebetet, die eigentlich auf den 28 Staffeln der hl. Stiege zu beten sind.

Im Pilatushaus ist nunmehr die 10. Station: das erste Verhör und die Überweisung an Herodes. Die 11. Station, das Haus des Herodes, liegt mitten im Feld. Dann wendet sich die Prozession wieder dem Pilatushaus zu, der Heiland wird über die hl. Stiege zum Palast des Landpflegers hinauf-geschleppt: die 12. Station. Kniend wird die hl. Stiege erklommen, auf jeder Stufe wird eine kurze Anrufung zum leidenden Heiland gebetet. Dann geht es in das Pilatushaus hinein. Die beiden Seitenaltäre, die Geißelung und die Dornenkrönung bilden die 13. und 14. Station. Nun verlässt man das Haus und schaut zurück auf den Eingang, wo auf dem Balkon Pilatus den Herrn den Juden zeigt: "Ecce homo!" (Sehet, welch ein Mensch!), die 15. Station. Zur 16. Station kehren wir wieder ins Pilatushaus zurück.  Der Richter wäscht seine Hände in Unschuld und gibt Jesus den Juden preis. Nun geht es weiter von Kapelle zu Kapelle auf das Dorf zu. Die folgenden Stationen sind uns vom Kleinen Kreuzweg her bekannt. Die 17. Station ist die Kreuzaufbürdung, die 18.: Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuze, die 19.: Jesus begegnet seiner betrübten Mutter, die 20.: Simon hilft Jesus das Kreuz tragen, die 21.: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch dar.  Wir sind nun zu den Sandhäusern gekommen und gehen auf dem Mälzerdamm weiter zur 22.. Station: Jesus fällt das zweite Mal unter dem Kreuz. Die 23. Station ist bereits auf dem Klosterhof: Jesus tröstet die weinenden Frauen. Die nächsten Stationen sind auf dem alten Friedhof. Die 24.: Jesus fällt das dritte Mal unter dem Kreuze. Die 25.: Jesus wird in die Felsenhöhle gesperrt (während die Henker das Kreuz herrichten). 26. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt. 27. Station: Jesus wir ans Kreuz genagelt. Die 28. Station ist das große Steinkreuz auf dem Friedhof: Jesus stirbt am Kreuz. Maria, Johannes und Magdalena stehen unter dem Kreuz. An der Fürstengruft ist die 29. Station: die Kreuzesabnahme.  Nun gehen wir die kleine Treppe hinab zur 30. Station: der Leichnam Jesu wird gesalbt. Am Eingang zum Magdalenenkirchlein ist die 31. Station: Jesus wird ins Grab gelegt. Die letzte Station ist im Magdalenenkirchlein selbst: das heilige Grab, die Grabesruhe Christi.
Nur die Fürstengruft trennt die letzte Station des Kreuzweges vom Hochaltar der Marienkirche.

Quellen:

  • Kudera, Dorota: Kloster Grüssau, Laumann-Verlag Dülmen - 1995
  • P. Schneeweiß, Alois OSB: Schlesischer Gebirgsbote Heft Nr. 7/1998

Teil des großen Grüssauer Kreuzweges

(Aufnahme: vor dem Krieg)

Informationstafel

(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: September 2019)

Station 1

Stationen 2, 3 und 4

Station 5 

Station 7

Station 8

Station 9 - Der Kerker

Station 10 - Das Pilatushaus
(Bild von Herrn Jürgen Paul, Puchheim)

Der Eingang zum Pilatushaus
(Bild von Herrn Jürgen Paul, Puchheim)

Im Pilatushaus
(Bild von Herrn Jürgen Paul, Puchheim)

Station 11 - Das Haus des Herodes

Station 12 - Die heilige Stiege, 

die zum Pilatushaus führt.

Kreuzwegkapellen im oberen Teil 

des alten Friedhofes.

Das frühere Aussehen des Kalvarienberges:

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Über das frühere Aussehen des Kalvarienberges veröffentlichte Herr Marian Gabrowski in der 84. Ausgabe der Zeitschrift "Krzeszowska Pani" einen sehr interessanten Artikel, den ich hier mit seiner ausdrücklichen Genehmigung wie folgt wiedergebe:
Grüssau, direkt an der tschechischen Grenze gelegen, ist berühmt für seine schönen Denkmäler, die in der Mitte eines malerischen Tals konzentriert sind. Touristen und Pilger bewundern vor allem die örtlichen Kirchen und Klostergebäude, aber auch der Kalvarienberg von Grüssau ist einer der Wahrzeichen der Stadt (s. Abbildung 1).

Er wurde 1672 von Abt Bernard Rosa gegründet und als das "Neue Jerusalem" bezeichnet. Über das weitere Schicksal des Grüssauer Kalvarienberges finden sich in der Literatur zahlreiche Beschreibungen. Die Autoren gehen davon aus, dass zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein Umbau aller Stationen durchgeführt wurde, der 1722 abgeschlossen war. In der Folge entstanden innerhalb und außerhalb der Klostermauern auf einem großen ebenen Areal westlich des Klosters Backsteinkapellen in schlichten barocken Formen, wie z. B. der geräumige Pilatuspalast von 1717 (...). Das weitere Vorgehen der Äbte und nach der Säkularisation des Klosters 1810 auch der nachfolgenden Pfarrer war fast ausschließlich auf die Erhaltung der vorhandenen Substanz der Kalvarienbergkulisse ausgerichtet. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Grüssauer Kalvarienberg - auch wenn er heute in den meisten Kapellen nicht mehr über die ursprüngliche Ausstattung verfügt - bis in unsere Zeit fast unverändert aus der Mitte des 18. Jahrhunderts erhalten geblieben ist. (1)

Aber wie sahen die Kapellen des Kreuzweges in Grüssau aus, nachdem sie gebaut worden waren? Die Antwort auf diese Frage können wir in alten Stichen finden. obwohl die meisten von ihnen nur das Kloster mit seiner unmittelbaren Umgebung zeigen, sind einige Ausnahmen bekannt, die fast den gesamten Kreuzweg zeigen. Der aufmerksame Betrachter wird feststellen, dass einige der Stationen ein überraschend anderes Aussehen haben, insbesondere das Pilatushaus, das die anderen Kapellen überragt.

Das erste Beispiel ist der in Abbildung 2 gezeigte Druck mit der Bezeichnung Ansicht von Grissau bey Landeshut, mit der Signatur des Autors Balzer Sc. Darauf sehen wir die Gebäude des Klosters Grüssau. Neben der 1696 erbauten St.-Josephs-Kirche steht hier die heute nicht mehr existierende St.-Johannes-Baptist-Kirche. Mit seinem Abriss wurde 1727 begonnen. (2), und die heutige Basilika wurde an der gleichen Stelle errichtet. So zeigt die Grafik eine Ansicht von Grüssau aus den Jahren 1696 - 1727.

Handelt es sich bei den abgebildeten Kalvarienbergkapellen also um Stationen der alten Bebauung aus der Zeit des Abtes Bernard Rosa oder um Neubauten, die nach dem Wiederaufbau entstanden sind? Und war es die Phantasie des Autors, die den Kapellen so exotische Formen verlieh, oder hatten ihre Dächer wirklich einmal ein so orientalisches Aussehen? Die atmospärische Form des Drucks weist eindeutig darauf hin, dass er nicht an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, sondern viel später entstanden ist. Wahrscheinlich stützte sich Balzer nur auf ein älteres Panorama von Grüssau; außerdem ist nicht bekannt, wie getreu das Original das Aussehen der Kapellen wiedergab und wie genau es reproduziert wurde. Daher sollte man bei seinen Schlussfolgerungen sehr vorsichtig sein.

Andere Stiche aus dem 18. Jahrhundert, deren Datierung nicht angezweifelt wird, zeigen jedoch ein ebenso überraschendes Aussehen der Kapellen des Kalvarienberges, insbesondere des Pilatus-hauses. Friedrich Bernhard Werner hat in seinem Werk Topographia Silesiae zwei Zeichnungen aufgenommen, die das Kloster Grüssau und die Kapellen des Kreuzweges, darunter das Pilatushaus, von Westen (s. Abbildung 3) und von Osten (s. Abbildung 4) aus gesehen darstellen. Hier ist der Kalvarienberg nach seinem Wiederaufbau zu sehen.

Natürlich geben diese Drucke das Aussehen der Kapellen nicht mit fotografischer Genauigkeit wieder, aber es ist bemerkenswert, dass das Aussehen der größeren Gebäude des Kalvarienbergs, wie sie von Friedrich Bernhard Werner dargestellt wurden, dem der zeitgenössischen Kapellen des Kreuzwegs in Grüssau ähnelt, z. B. Station XI (Palast des Herodes, siehe Bild 5) oder Station XVIII (Erster Fall unter dem Kreuz, siehe Bild 6). Auch das Coenaculum, eine große Kalvarienbergkapelle an der Straße nach Bethlehem, wurde fast genau so dargestellt, wie sie heute aussieht, auch wenn der charakteristische Turm, der das Dach krönt, nicht mehr zu sehen ist. Es ist daher zu vermuten, dass auch das Dach des Pilatushauses, das bei Werner eine so überraschende Form hat, entsprechend seinem damaligen Aussehen dargestellt wurde. Eine solche Dachform der Kapelle, die ein Element orientalischer Exotik einbringt, wäre nicht einzigartig, denn eine sehr ähnliche Gestaltung findet sich beispielsweise im Pilatus-Rathaus in Kalwaria Zebrzydowska (s. Abbildung 8).

Es lohnt sich daher, die folgenden Fragen zu beantworten: Was geschah mit dem Dach dieser Kapelle in späteren Jahren und warum wurde seine Form so drastisch vereinfacht?
Obwohl Abt Ildefons Reuschel im Jahr 1809 den Kreuzweg renovierte (3), war der Zustand vieler Kapellen im Jahr 1815 so schlecht, dass die Genehmigung zum Abriss erteilt wurde. Nur durch eine Spendensammlung unter den Einwohnern von Grüssau zur Rettung des Gebäudes konnten die Reparaturen durchgeführt werden, dank derer es bis heute erhalten geblieben ist (4). Es wird auch berichtet, dass es dem Prior und späteren Pfarrer von Grüssau, Eutychius Leistritz, (...) gelungen ist, ausreichende Mittel für die gründliche Restaurierung der Kapelle des Pilatuspalastes aufzubringen, die aufgrund des sehr schlechten Erhaltungszustandes zu dieser Zeit vom vollständigen Abriss bedroht war (5). Es gibt zwar keine Informationen darüber, wann genau die Restaurierung durch-geführt wurde, aber da Eutychius Leistritz 1835 starb, muss sie vor diesem Datum stattgefunden haben. Nach einem Jahrhundert war das Dach des Pilatushauses für eine Restaurierung geeignet, die im Jahr 1928 durchgeführt wurde (6).

Warum also verfielen die 1809 renovierten Kapellen schon nach wenigen Jahren so stark? Die Antwort auf diese Fragt liegt auf der Hand: 1810 wurden die schlesischen Klöster säkularisiert und der gesamte Besitz der Klöster fiel an den preußischen Staat. Die Klostergebäude verloren ihre fürsorglichen Wächter, und der neue Besitzer begann mit umfangreichen Plünderungen. Es wurden nicht nur die wertvollen Einrichtungsgegenstände aus den Gebäuden geplündert, sondern alles Mögliche. In Grüssau ging man sogar so weit, die Kupferbleche von der Dacheindeckung des Mausoleums zu entfernen und sie durch eine nicht näher bezeichnete Art von Tonschlamm zu ersetzen. Wahrscheinlich wurde auch die Dachabdeckung der Klosterkirche entfernt (7).

Es ist auch bekannt, dass der ersten Kreuzwegstation, die sich in der Nähe des Klostertors befindet, ein ähnliches Schicksal widerfuhr. Wenn die Dächer des Mausoleums oder Kirche skrupellos abgerissen wurden, kann man davon ausgehen, dass auch die Dächer aller kupfergedeckten Kapellen den Preußen zum Opfer fielen. Das Fehlen einer Überdachung muss zum schnellen Verfall der Gebäude geführt haben.

Die 1815 durchgeführten Rettungsarbeiten zielten daher hauptsächlich darauf ab, die Gebäude vor weiterem Verfall zu bewahren, während die finanziellen Zwänge dazu zwangen, die billigsten Lösungen zu verwenden. Als man das Dach des Mausoleums mit Lehmschlamm abdeckte, achtete man nämlich nicht auf den ästhetischen Wert dieser Lösung, denn es ging in erster Linie darum, die Innenräume vor den Wassermassen zu schützen. Ähnlich wurde nach dem Brand von 1913 vorgegangen, als der Helm des Nordturms der Kirche von Grüssau abbrannte: Es wurde ein provisorischer Schutz vor Regen gebaut (s. Abbildung 9). (Anm. von Hella Tegeler: Soweit mir bekannt ist, wurde beim Wiederaufbau des Nordturms 1931 Kupfer verwendet.)

Man kann also davon ausgehen, dass die 1815 errichteten Dächer der Kalvarienbergstationen vor allem billig und leicht herzustellen sein mussten, und dass man sich entschloss, die zuvor ausgefallenen Formen der Dächer zu vereinfachen.

Das zeitgenössische Erscheinungsbild des Pilatushauses mit seinen vier Ecktürmen kann mit der Festung Antonia in Jerusalem in Verbindung gebracht werden. Auch der Grundriss ist recht eigenartig, da er in seiner Form einem Jerusalemer Kreuz ähnelt (8), bei dem das zentrale Kreuz von vier kleineren Kreuzen umgeben ist. Die in diesem Artikel vorgestellten Grafiken zeigen jedoch, dass das ursprüngliche Aussehen des Daches des Pilatushauses einst deutlich anders ausgesehen haben könnte, so dass der damalige Kalvarienberg den Namen "Neues Jerusalem" viel eher verdient hätte.

Wenn die obigen Überlegungen zur Veränderung des Aussehens des Pilatushauses mit den Ereignissen des frühen 19. Jahrhunderts übereinstimmen, ist es erstaunlich, dass Informationen über die Existenz eines solchen exotischen Kapellendaches im Laufe der Jahrhunderte fast völlig in Vergessenheit geraten sind und es heute unmöglich ist, auf Quellen zu stoßen, die eine solche Möglichkeit auch nur erwähnen (9).

Quellen:

  1. A. Koziel, Kalwaria w Krzeszowie, opat Bernhard Rosa i Krzeszowski modlitewnik pasyjny, czyli o tym, jak wygladala pierwsza "Nowa Jerozolima" na Slasku, (w) Lubos-Koziel Joanna (red.), Pielgrzymowanie i sztuka. Góra Sw. Anny i inne miejsca pielgrzymkowe na Slasku, Wydawnictwo Uniwersytetu Wroclawskiego, Wroclaw 2005, S. 359.
  2. H. Dziurla, Krzeszów, Zaklad Narodowy im. Ossolinskich, Wroclaw 1974, S. 26.
  3. A. Rose, Kloster Grüssau, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1974, S. 159.
  4. Ibidem, S. 164.
  5. A. Koziel, op. cit., S. 359.
  6. 6. N. Lutterotti, Jerusalem im Riesengebirge, (w:) Rose Ambrosius (red.), Grüssauer Gedenkbuch, Brentanoverlag, Stuttgart 1949, S. 50.
  7. H. Dziurla, op. cit., S. 39.
  8. N. Lutterotti, op. cit., S. 50.
  9. Und ich bin nicht der erste, der ein solches Szenario in Betracht zieht. Vor Jahren teilte Krystian Michalik, Autor zahlreicher Texte über die Geschichte von Grüssau, ähnliche Gedanken mit mir.

Abbildung 1
Blick auf das Zentrum von Grüssau aus südwestlicher Richtung. Im Vordergrund sind die Kapellen des Kalvarienberges zu sehen, von denen die größte das Pilatushaus ist. In der Ferne sind das Kloster und die Kirchen St. Joseph und Mariä Himmelfahrt zu sehen, rechts davon der St. Anna-Berg mit einer Kapelle, die der gleichen Schutzpatronin geweiht ist.

(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 2
Grafik von Balzer, die das Zentrum von Grüssau an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert zeigt.
(Zur Vefügung gestellt von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 3
Blick auf die Abtei Grüssau von Westen. Das Haus des Pilatus ist in der unteren rechten Ecke zu sehen. Quelle: Zeichnung von Friedrich Bernhard Werner aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, GSTA PK Berlin, Ref. XVII. HA, Rep. 135, Nr. 562/2, pag. 349 (v) - 350 (r).

(Zur Verfügung gestellt von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 4

Blick auf die Abtei von Grüssau von Osten. Im Hintergrund ist das Pilatushaus zu sehen, an das sich auf der Westseite die heilige Treppe anschließt. Quelle: Zeichnung von Friedrich Bernhard Werner aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, GSTA PK Berlin, Ref. XVII. HA, Rep. 135, Nr. 562/2, pag. 351(r).

(Zur Verfügung gestellt von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 5

Ansicht des Palastes des Herodes mit der charakteristischen bauchigen Form der Dachkuppel, die mit der auf 
Werners Drucken abgebildeten identisch ist.

(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 6

Station XVIII -  Der erste Fall unter dem Kreuz. Wie beim Haus des Herodes ist die zeitgenössische Form der Dachkuppel spezifisch und mit der von Werner identisch.

(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 7

Vergleich des zeitgenössischen Aussehens des Pilatushauses (rechts) mit den Darstellungen von Balzer (links) und Werner (Mitte). Der eigentliche Baukörper in Form eines Würfels, der von vier Türmen mit Fenstern an der Spitze umgeben ist, scheint erhalten geblieben zu sein. Das Dach wurde jedoch
 vollständig erneuert.

(Zur Verfügung gestellt von Herrn Marian Gabrowski) 

Abbildung 8

Das Haus des Pilatus und die heiligen Absolventen der Kalwaria Zebrzydowska; hier auf einer Fotografie von vor 1939. Das Aussehen des Daches ähnelt dem von Werner gezeigten Pilatushaus in Grüssau.

(Zur Verfügung gestellt von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 9

Vorübergehende Verkleidung des Nordturmes der Kirche von Grüssau. Den Entwicklern dieser Lösung ging es in erster Linie darum, das Gebäude so schnell wie möglich und zu relativ geringen Kosten vor Schäden zu schützen, wobei die ästhetischen Qualitäten eine untergeordnete Rolle spielten.

(Zur Verfügung gestellt von Herrn Marian Gabrowski)

Abbildung 10

Das Haus des Pilatus von Südwesten aus gesehen. Das etwa würfelförmige Gebäude hat an jeder Ecke einen Turm, der auf einem kleineren quadratischen Grundriss errichtet wurde.

(Bild von Herrn Marian Gabrowski)

Die Äbte von Grüssau:

Created with Sketch.

Die Gründung des Klosters Grüssau begann im Jahre 1242. Das Kloster befand sich ursprünglich wohl als kleinere Stiftung auf dem Gelände der jetzigen Pfarrkirche von Neuen. Aus jener Zeit ist bekannt, dass Abt Tschasko im Jahre 1289 das Kloster an Herzog Bolko I. abtrat. Wahrscheinlich hat die Stiftung von 1242 bis 1289 mehrere Klostervorsteher (Äbte) gehabt.
An historisch einwandfreien Daten sind überliefert:

  1.   Theoderich  1292 - 1298
  2.   Heinrich I.  1298 - 1303
  3.   Nikolaus I.  1303 - 1310
  4.   Wilhelm  1310 - 1312
  5.   Heinrich II. Camerarius  1312 - 1332
  6.   Nikolaus II.  1332 - 1352
  7.   Helwig  1352 - 1357
  8.   Heinrich III. v. Probsthain  1357 - 1359
  9.   Nikolaus III. Kestner  1360 - 1374
  10.   Heinrich IV. v. Probsthain  1374 - 1383
  11.   Johannes I. Baumschabe  1383 - 1387
  12.   Petrus I. Appenrode 1387 - 1394
  13.   Nikolaus IV. v. Liegnitz  1395 - 1399
  14.   Heinrich V.  1399 - 1401
  15.   Nikolaus V. Goldberg  1401 - 1429
  16.   Paulus Körnichen  (1425 ?) - 1431
  17.   Michael I.  1431 - 1436
  18.   Johannes II.  1436 - 1440
  19.   MIchael II.  1440 - 1460
  20.   Nikolaus VI v. Liebau  1460 - 1490
  21.   Johannes II. v. Hayn  1490 - 1506
  22.   Thomas Koch  1506 - 1516
  23.   Franciscus Büthner  1517 - 1533
  24.   Michael III. Lorenz  1533 - 1542
  25.   Johannes IV. Ilgner-Walowitz  1542 - 1544
  26.   Johannes V. Kellner  1544 - 1554
  27.   Benedikt I. Bartsch  1554 - 1556
  28.   Antonius Neukirch  1556 - 1558
  29.   Johannes VI. Tharlan  1558 - 1567
  30.   Caspar I. Hauser  1567 - 1571
  31.   Christoph Scholtz  1571 - 1574
  32.   Nikolaus VII. Ruperti  1574 - 1576
  33.   Caspar II. Ebert  1576 - 1609
  34.   Georg I. Henning  1609 - 1611
  35.   Thobias Haller  1611 - 1616
  36.   Martin Clavaei  1616 - 1620
  37.   Georg II. Henning  1621 - 1622
  38.   Adam Wolffgang  1622 - 1632
  39.   Valentin Rüling  1632 - 1653
  40.   Andreas Michaelis  1653 - 1660
  41.   Bernhard Rosa  1660 - 1696
  42.   Dominicus Geyer  1696 - 1726
  43.   Innozenz Fritsch  1727 - 1734
  44.   Benedikt II. Seidel  1734 - 1763
  45.   Malachias Schönwiese  1763 - 1767
  46.   Placidus Mundfering  1768 - 1787
  47.   Petrus II. Keylich  1787 - 1797  (+ 1798)
  48.   Johannes VII. Langer  1797 - 1800
  49.   Ildephons Reuschel  1800 - 1810  (+ 1823)
  50.   Albert Schmitt  1924 - 1969  (+ 1970)


Quelle:
-  
Schlesischer Gebirgsbote 11/1974

Bericht über den Tod des Abtes Reuschel am 5. November 1823.

(Quelle: Schlesische Provinzialblätter, Bd. 78, 11. Stück,

 Nov. 1823, S. 504)

St. Johannes von Nepomuk an der Rabenmühle

Madonna am Benediktushof

Die Klostermühle:

Die folgenden 4 Bilder stammen aus dem Privatarchiv von Herrn Tilman Taube.

Die Klostermühle 

Die Klostermühle

Der Eingang des Müllerhauses

Der Türbogen mit Inschrift

Das St. Josephs-Stift der Grauen Schwestern:

Quelle:

  • Schlesischer Gebirgsbote Nr. 5/1994


Am 08. November 1893 wurden die Grauen Schwestern von der Hl. Elisabeth in Grüssau eingeführt. Die ersten drei Schwestern wohnten im großen Klostergebäude und erwarben im Jahre 1918 die alte Niedermühle an der Johannesbrücke. Die Hauptaufgabe der Schwestern war die Pflege der Kranken in den Familien in Grüssau und den umliegenden Dörfern. Da die Aufgaben ständig zunahmen, kamen im Laufe der Jahre auch mehr Schwestern nach Grüssau. 
Umfangreiche Umbauten des Hauses ermöglichten nach 1930 die Eröffnung eines  Kindergartens, den die NSDAP jedoch im Sommer 1941 wieder schließen ließ. Das modernisierte Haus bot nun außer den Schwestern noch Platz für über 20 Hausgäste, die zu Exerzitien oder während der Ferienzeit gern hier wohnten. In einem kleinen Altersheim haben auch einige Frauen und Männer liebevolle Aufnahme und Betreuung gefunden.
Die Oberinnen waren Schwester Evangelista Otte und Schwester Josepha Wien. Den Kindergarten leitete seit 1934 Schwester Christiana Lehnert. 

Die Kapelle der Grauen Schwestern

Erdbeben  -  Dezember 1799

Im Dezember 1799 ereignete sich in Grüssau ein Erdbeben. Darüber wurde in den Schlesischen Provinzialblättern, Band 30, 12. Stück, Dezember 1799, S. 560 - 561, eindrucksvoll berichtet.

Bericht Teil i

Bericht Teil II