Sakrale Kleinarchitektur im Kreis Landeshut

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quelle:

  • Ogonowska, Malgorzata / Straus Patryk: Sakrale Kleinarchitektur im Polnisch-Tschechischen Grenzbereich


Im Kreis Landeshut gibt es viele Kreuze, Bildstöcke und kleine Kapellen. Diese sind insbesondere in Orten zu finden, die früher zum Grüssauer Stiftsland gehörten, aber auch in besonders katholisch geprägten Orten. Gänzlich fehlen solche Objekte in Orten, die früher im Besitz weltlicher Eigentümer waren, z. B. in Dittersbach städt., Haselbach, Pfaffendorf oder auch Reußendorf.

Viele Kreuze und Bildstöcke entstanden, bevor man den Bau einer Kapelle oder einer Kirche durchsetzen konnte. Die Stifter dieser Objekte waren meistens alle Dorfbewohner. An den sog. "Dorfkreuzen" oder "Dorffiguren" konzentrierte sich das religiöse Leben der kleinen Ortschaften. An diesen Stellen wurden Gottesdienste abgehalten. Von hier aus nahmen die Prozessionen ihren Anfang. Das Kreuz stand oft mitten im Dorf an den sich kreuzenden Wegen, die in weitere Teile der Siedlung führten.

Manche Kreuze oder auch Bildstöcke stehen auch vor Gehöften. Sie sind mit der Frontseite zum Eingang auf das Privatgelände hin gerichtet. Mehrheitlich wurden diese Objekte Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet. Sie sollen die besondere Frömmigkeit der jeweiligen Bewohner zum Ausdruck bringen.

Ein Bildstock besteht aus einem Schaft, der in einem niedrigen Sockel verankert ist. Er trägt einen Aufsatz mit einer Nische, der zur Aufnahme einer Heiligenfigur, einer Relieftafel oder eines Bildes dient. Bei den meisten Kreuzen und Bildstöcken haben die Stifter ihren Namen, Stiftervermerke, das Errichtungsjahr und Gebetsinschriften in den Sockel oder den Schaft der Kreuze und des Bildstocks einmeißeln lassen.

Die am meisten verbreiteten figürlichen Darstellungen sind die Bildnisse der Muttergottes, aber auch der Hl. Anna. Vielfach finden sich Bildsäulen, die den Hl. Johannes Nepomuk darstellen. Diese Figuren stehen oft an Flüssen, Seen oder auf Brücken.

Buchwald

KIndelsdorf  (errichtet: 1822)
(Bild von Herrn Rudolf Dresler - Aufnahme: 2008)

Klein Hennersdorf
(Bild von Herrn Arnold Wittwer - Aufnahme: 2012)

Lindenau
(Bild von Herrn Jürgen Paul - Aufnahme: 2019)

Reichhennersdorf
(Bild von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 2005)

Reichhennersdorf - Fichtnerkreuz  (errichtet: 1843)
(Bild von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 2005)

Tannengrund (errichtet: 1911)
(Bild von Herrn Erich Engler - Aufnahme: 2008)

Tschöpsdorf
(Bild von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 1999)

Die Annasäule in Schömberg

(Bild von Herrn Arnold Wittwer - Aufnahme: 2016)

Die Mariensäule in Trautliebersdorf
(Bild von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 1999)

Der Hl. Johannes Nepomuk in Grüssau

Der Hl. Johannes Nepomuk in Klein Hennersdorf 

Bei den Kapellen ist zu unterscheiden zwischen den Pfeilerkapellen, Laternenkapellen, Hauskapellen und Wegekapellen.

Pfeilerkapelle:
Sie hat die Gestalt einer vierseitigen, quaderförmigen Kapelle. Als Unterbau dient eine flache mehrstufige Untermauerung und ein quadratischer oder rechteckiger Sockel. Der Schaft der Konstruktion ist eine runde Säule oder ein Pfahl mit einem quadratischen oder rechteckigen Querschnitt. Eine Pfeilerkapelle mit runder Säule steht auch heute noch auf dem Hauptplatz in Grüssau gegenüber dem Eingang in den Klosterhof. In die quadratischen Öffnungen der Kapelle wurden vier Bilder der Muttergottes, des Hl. Josef, der Hl. Anna und des Hl. Georg gestellt.
Pfeilerkapellen sind in Grüssau, Lindenau, Reichhennersdorf, Trautliebersdorf, sowie Tschöpsdorf zu finden.

Pfeilerkapelle in Grüssau

Pfeilerkapelle in Lindenau

Laternenkapelle:
Als einziges Beispiel einer Laternenkapelle dient die Gehöftkapelle auf einer Säule in Klein Hennersdorf. In dem Garten eines Hauses steht dieses nicht sehr hohe Denkmal der sakralen Kleinarchitektur. Die Kapelle besteht aus einer massiven, kubischen Basis, einer breiten Säule sowie einem Giebelteil in Form einer Laterne. Am Sockel befinden sich keine Inschriften.

Hauskapellen:
Diese Kapellen haben die Form von kleinen gemauerten und mit einem Dach bedeckten Gebäuden mit vier Wänden. Die Mehrheit dieser Hauskapellen besitzt keine Fenster. Die meisten gemauerten Hauskapellen stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Im Innenraum befindet sich ein Altra, Kniebänke und kleine Bänke. 
Diese Hauskapellen gibt es heute noch in Albendorf, Blasdorf bei Liebau, Erlendorf, Grüssau, Klein Hennersdorf, Lindenau, Ober Zieder, Schömberg, Tannengrund und Trautliebersdorf.

Die Kapelle in Albendorf

Die Kapelle in Buchwald
(Bild von Frau Ursula Paul - Aufnahme: 2010)

Innenraum der Buchwalder Kapelle

Die Kapelle in Erlendorf
(Bild von Herrn Arnold Wittwer - Aufnahme: 2016)

Innenraum der Erlendorfer Kapelle
(Bild von Herrn Arnold Wittwer - Aufnahme: 2016)

Die Kapelle in Lindenau

Die Kapelle in Tannengrund
(Bild von Herrn Erich Engler - Aufnahme: 2008)

Die Kapelle in Tschöpsdorf
(Bild von Herrn Tilman Taube - Aufnahme: 1999)

Wegekapellen:
Diese Art der Kapelle befindet sich am rechten Rand der Straße von Schömberg nach Berthelsdorf. Sie wurde aus Sandstein im Stil der Neugotik errichtet. Es ist das einzige Denkmal dieser Art. Sie wird Herz-Jesu-Kapelle genannt.
Nach den noch vorhandenen Dokumenten wurde sie in den Jahren 1850/1851 errichtet. Gestiftet wurde sie von den Bewohnern der Orte Schömberg, Kratzbach, Leuthmannsdorf, Voigtsdorf und Blasdorf (heute Tannengrund). Im Mittelteil der Kapelle befindet sich eine flache Nische mit einem spitzbogenförmigen Abschluss. Im Inneren ist ein Bild der Gottesmutter von Tschenstochau zu sehen, auf Blech gemalt und an Stelle der ursprünglichen Darstellung des Herz Jesu platziert. Auf beiden Seiten befinden sich kleine Türme mit Dachreitern. Die Höhe der Kapelle beträgt ca. 330 cm.

Das folgende Bild stellte Herr Arnold Wittwer aus Bensheim zur Verfügung.