Gefecht bei Dittersbach städt. am 09. 11. 1778

(Verfasser: Hella Tegeler)

Quellen:

  • Schlesischer Gebirgsbote, Nr. 27/1962
  • Der Wanderer im Riesengebirge, Nr. 6/1935
  • Wikipedia


Das Gefecht bei Dittersbach städt. fand im Verlauf des Bayerischen Erbfolgekrieges 1778/1779 statt. Dieser Krieg wurde durch den Anspruch Österreichs auf Niederbayern und die Oberpfalz aus-gelöst. Als am 30. Dezember 1777 der bayerische Kurfürst Maximilian III. Joseph starb, erlosch die bayerische Linie der Wittelsbacher. Aufgrund der Erbfolgeverträge sollte das Kurfürstentum Bayern nun an Kurfürst Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach fallen, doch Österreich intervenierte.

Nach den Erfahrungen in den drei Schlesischen Kriegen gegen Preußen waren die österreichischen Habsburger wegen der Entstehung einer weiteren Großmacht auf deutschem Boden besorgt. Darüber hinaus hatte der Verlust Schlesiens an Preußen die Habsburger geschwächt, so dass das Aussterben der bayerischen Wittelsbacher einen willkommenen Anlass für den habsburgischen Kaiser Joseph II. bot, seine Ländereien zu erweitern. Deshalb erhob er kurz nach dem Tode Maximilians III. Ansprüche auf Niederbayern und die Oberpfalz. Joseph II. konnte Kurfürst Karl Theodor dazu bewegen, im Tausch gegen erhebliche finanzielle Gegenleistungen und Vorderösterreich (Freiburg und Konstanz) auf diese Teile Bayerns zu verzichten. Nachdem dieser Tausch von beiden Seiten besiegelt worden war, rückten österreichische Truppen in die Oberpfalz und Niederbayern ein.

Dieses Vorgehen stieß auf die Ablehnung der meisten deutschen Reichsfürsten, allen voran Karl Theodors Erben Herzog Karl II. August sowie König Friedrich II. von Preußen. Nach vorherigen diplomatischen Verhandlungen erklärte Preußen am 3. Juli 1778 Österreich den Krieg, mobilisierte seine Truppen und marschierte am 5. Juli 1778 in Böhmen ein. Auf beiden Seiten kam es schnell zu großen logistischen Problemen, so dass größere militärische Auseinandersetzungen vermieden wurden. Aufgrund der schlechten Versorgungslage und des schlechten Wetters mussten sich die Soldaten hauptsächlich von Kartoffeln ernähren, weshalb dieser Konflikt von den Preußen spöttisch als "Kartoffelkrieg" bezeichnet wurde.

Wie bereits berichtet, gab es zwar während des Krieges wegen großer logistischer Probleme keine größeren Kampfhandlungen, kleinere Gefechte fanden aber trotzdem statt. Hier ist insbesondere der kleine Ort Dittersbach städt von Bedeutung, der damals wegen seiner Lage an der alten Passstraße als kaum verteidigungsfähig angesehen wurde. Hier in Dittersbach städt. hatte nun im Oktober 1778 das Füsilier Regiment von Thadden Stellung bezogen. Der König rückte bald darauf nach Oberschlesien ab. Außer dem Thaddenschen Regiment standen in der Gegend bei Schreibendorf noch Kavallerie, Dragoner und Husaren unter dem Befehl von Oberst Teufel von Zeilenberg. Der Feind stand jenseits des Kolbenkammes und weiter südlich, jenseits der Landes-grenze, etwa in der Gegend Jungbusch - Schatzlar unter Führung des Feldmarschalleutnants von Wurmser. Der weiteste vorgeschobene Posten war eine kroatische Feldwache in Ober-Kleinaupa. Die von dort aus durchgeführten Patrouillenvorstöße beunruhigten oft die Bewohner von Arnsberg und Ober-Schmiedeberg.

Der Kommandeur des Thaddenschen Regiments, Oberst von Heilsberg, ließ zum Ausbau seiner Stellung zwei Schanzen errichten, eine auf dem Abhang des Plissenberges, die andere unterhalb des sog. Ausgespanns der Passhöhe zwischen Schmiedeberg und Hermsdorf städt. Sie waren mit Feldwachen in Stärke von einem Offizier und dreißig Soldaten belegt. Besonderen Wert legte er wohl auf ein sog. "Verhau", das etwa eine halbe Wegstunde vom Dorf entfernt zum Verteidi-gungszweck errichtet worden war. Es handelte sich um ein aus sperrigen Teilen bestehendes Hindernis. Wiederholte Warnungen für größere Sicherungen der Truppe zu sorgen, schlug er bedenkenlos aus. Als Sicherungen dienten nur einige vorgeschobene Feldwachen in Ober-Dittersbach in Passhöhe, in Arnsberg, in Petzelsdorf und in Hermsdorf städt. Maßnahmen, die 
sich später als völlig unzureichend erweisen sollten.

Inzwischen hatte von Wurmser beschlossen, er musste wohl über die ungenügende Sicherung der Thaddenschen Regimentsstellung sehr genau unterrichtet gewesen sein, das Regiment von Thadden anzugreifen. Oberst Baron von Chlubeck erhielt den Befehl, mit zwei Bataillonen Kroaten den Überfall durchzuführen. Unterstützt wurde er von drei Divisionen Kavallerie, wahrscheinlich Husaren, der Regimenter von Wurmser und von Barko unter Oberst von Derschütz, welche über Kunzendorf, Oppau, Michelsdorf und Petzelsdorf in Marsch gesetzt wurden. Wegen der Geheim-haltung ihres Vorhabens waren sie jedoch gezwungen, versteckte und unübersichtliche Wege zu benutzen. Ein Großteil der Soldaten verirrte sich, so dass sie zu dem geplanten Überfall auf das von Thaddensche Regiment nicht einsatzbereit waren. Anders dagegen Oberst von Chlubeck. Er ging mit seinem Bataillon auf dem Kolbenkamm nördlich vor und ließ Klein-Aupa unberührt links liegen. Zwischen Arnsberg und Petzelsdorf wollte er auf Dittersbach durchstoßen.

Am 8. November 1778, dem Tage vor dem Gefecht, wurde Oberst von Heilsberg von einem Arnsberger Bauern gewarnt. Dieser hatte in der Gegend von Freiheit größere feindliche Truppenansammlungen bemerkt. Der Oberst hielt es jedoch nicht für nötig, seine Offiziere darüber zu unterrichten. Er vertraute auf seine Sicherungen, insbesondere auf das bereits erwähnte "Verhau". Durch einen landeskundigen Spion wussten die österreichischen Truppen aber dieses "Verhau" auf der Straße nach Klein-Aupa und Albendorf zu umgehen.

Dass der österreichische Überfall die Preußen nicht mit voller Wucht traf, war einem besonderen Glücksfall zu verdanken. In der Nacht vom 8. zum 9. November waren zwei Soldaten des Regiments von Thadden desertiert, deren Verfolgung durch je einen Offizier, einen Dragoner und einen Husaren durchgeführt wurde. Ihre Spur führte in Richtung Petzelsdorf, und in dieser Gegend stieß die kleine Patrouille in dichtem Wald plötzlich auf feindliche Kavallerie in größerer Stärke. Es waren die Truppen des Oberst von Derschütz. Es kam zu einem kurzem Feuergefecht, in dessen Verlauf der Leutnant vom Regiment von Thadden und der Husar gefangengenommen wurden, während dem Dragoner die Flucht gelang. Durch den Schusswechsel wurden die Besatzungen der Schanzen gewarnt, ebenso hatte der geflüchtete Dragoner, der bald darauf eintraf, das Seine zur Rettung des Regiments beigetragen. Er meldete dem Oberst, dass der Feind im Anmarsch sei. Wieder wollte dieser es aber nicht glauben, verließ aber dennoch sein Quartier unweit des späteren Kretschams in Dittersbach. Der Feldwache vor seinem Quartier gab er den Befehl mitzugehen, so dass die untergebrachten Fahnen - jede Kompanie führte damals eine Fahne - unverständlicher-weise ohne Schutz blieben. Bald darauf gab es ein Handgemenge mit den eingedrungenen Österreichern. Er ließ Alarm ausrufen und eilte selbst, schuldbewusst wegen der ungeschützten Fahnen, zu seinem Quartier zurück, das die Österreicher aber bereits eingenommen hatten. Im Kampf wurde der Oberst getötet und sein Adjutant, Leutnant von Rosen, schwer verwundet. Am nächsten Tag erlag dieser seinen schweren Verletzungen. Auch ein dritter Offizier, Leutnant von Schwan, fiel diesem Gefecht zum Opfer. An den Schanzen wurde hauptsächlich wegen der rechtzeitigen Alarmierung durch das Patrouillengefecht, kräftiger Widerstand geleistet und der Angriff des Feindes abgeschlagen. Trotzdem hatte das Regiment große Verluste erlitten. 65 Soldaten waren in österreichische Gefangenschaft geraten, weitere 105 Mann gefallen oder verwundet, ferner waren drei Offiziere, wie oben erwähnt, ebenfalls dem Angriff zum Opfer gefallen. Für die Österreicher war es eine recht erfolgreiche Aktion.

Ein weiterer Überfall auf das in der Umgebung von Schreibendorf stationierte Kavallerieregiment scheiterte an dessen größerer Wachsamkeit. 

Am 13. Mai 1779 wurde der Krieg durch den Frieden von Teschen beendet.

Blick auf Dittersbach städt.

Blick auf Dittersbach städt.

Gasthof zur Riesengebirgsbahn, der frühere Gerichtskretscham.

In dieser Nähe befand sich im November 1778 das Regiment von Thadden.